| Titel: | Neuere Wollwaschmaschinen. | 
| Autor: | Kn. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 529 | 
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                        Neuere Wollwaschmaschinen.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 * S.
                           								529.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28, 29 und 30.
                        Neuere Wollwaschmaschinen.
                        
                     
                        
                           Das Waschen und Entfetten der Rohwolle bildet bekanntlich einen Vorbereitungsprozeſs
                              									für die Fabrikation wollener Waaren, der für dieselbe von der gröſsten Wichtigkeit
                              									ist, da eine schlechte Wäsche der Wolle die bedenklichsten Folgen sowohl in der
                              									Spinnerei, Kämmerei, Färberei, wie auch in der Weberei und Appretur nach sich zieht.
                              									Diese Folgen bestehen sowohl in dem Verschmieren der Krempelbeschläge, in einem
                              									gröſseren Ergebnisse an Kämmlingen, in der verminderten Spinnfähigkeit, sowie auch
                              									in dem Abschmutzen der Wolle beim Färben, in der schweren Entfettung in der Walke
                              									u.s.w., und sind derart schwerwiegend, daſs darunter das ganze Ergebniſs der
                              									industriellen Anlage fühlbar leiden kann.
                           Es handelt sich in der Wollwäscherei bekanntlich darum, den in der Rohwolle
                              									enthaltenen Schmutz und Wollschweiſs zu entfernen, aber derart, daſs die zum
                              									Verspinnen erforderlichen Eigenschaften des Materials unverändert bleiben und eine
                              									Verwirrung der Fasern vermieden wird. Diese Arbeit rationell zu bewirken, erfordert
                              									natürlich bei der groſsen Verschiedenheit der Wollen der einzelnen Länder von Seiten
                              									des Wollwäschers viel Erfahrung und Aufmerksamkeit, und fällt trotzdem das Ergebniſs
                              									öfters nicht nach Wunsch aus. Die Ursache hierzu liegt indeſs nicht allein in den
                              									Eigenschaften der zu behandelnden Wolle, sondern auch in den mehr oder minder
                              									mangelhaften mechanischen Einrichtungen, welche das Ergebniſs namentlich
                              									hinsichtlich der Lage der Fasern, der Erhaltung des sogen. Stapels beeinflussen. Die
                              									Wichtigkeit des Prozesses und die den jetzigen Einrichtungen anhaftenden Uebelstände
                              									haben daher fortgesetzt Veranlassung gegeben, auf Vervollkommnungen hinzuarbeiten;
                              									mit welchem Erfolge, kann hier allein nur die Praxis entscheiden.
                           Es kommen zur Zeit für das Waschen der Wolle nur zwei Wege in Betracht, der eine
                              									besteht in dem Behandeln der Wolle in einem mäſsig warmen Seifenbade, der andere in
                              									dem Behandeln der Wolle mittels flüchtiger Substanzen, wie Fuselöl,
                              									Schwefelkohlenstoff u.s.w., welche Fettsubstanzen aufzulösen vermögen. Der erstere
                              									Weg ist der für den Groſsbetrieb zur Zeit allein in Frage kommende, während der
                              									zweite Weg ein Verfahren darstellt, das seit einigen 30 Jahren immer wieder versucht
                              									ist, ohne indeſs zu einem durchschlagenden Erfolge geführt zu haben. Nur in neuester
                              									Zeit ist auf diesem Gebiete eine neue Maschine construirt worden, auf welche am
                              									Schlusse des Berichtes näher eingegangen werden wird.
                           Was den ersteren Weg, den Weg der Praxis betrifft, so liegen die getroffenen
                              									Verbesserungen naturgemäſs in den mechanischen Betriebseinrichtungen, während die Waschmittel in der
                              									Hauptsache unverändert gelassen sind. Diese mechanischen Hilfsmittel zeigen auſser
                              									der Anpassung an die alte Praxis auch theilweise das Einschlagen neuer Wege, welche
                              									sich zur rationellen Behandlung der Wolle als geeignet erweisen dürften.
                           Eine derartige weitere praktische Ausbildung hat auch die bereits in D. p. J. 1888 267 334
                              									erwähnte Wollwaschmaschine von Henry W. Church
                              									erfahren, welche Maschine von der Kitson Machine Co. in
                              									Lowell (Mass., Nordamerika) ausgeführt wird.
                           Die ursprünglich vorhandenen zwei parallelen durch den ganzen Trog reichenden Rechen
                              									sind auch jetzt beibehalten, ihre Bewegungsmechanismen sind indeſs zweckmäſsiger
                              									gestaltet, und zwar wird der Antrieb von den Riemenscheiben mittels zweier
                              									Kettenräder auf eine obere Welle übertragen, welche mittels Zahnräder eine untere
                              									Welle in Umdrehung versetzt. Diese trägt zwei Kurbeln, an welche die die
                              									Rahmenrechen hin und her führenden Schub- bezieh. Zugstangen angelenkt sind.
                              									Gleichzeitig erfahren die Rechen eine entsprechende auf und ab steigende Bewegung
                              									von der genannten Kettenradwelle aus mittels eines Hebelwerkes und einer mit
                              									Zahnsector ausgerüsteten Zwischenwelle. Durch den letzteren wird eine wagerechte mit
                              									zwei groſsen Rädern versehene Welle in Schwingung versetzt, deren Räder mit den an
                              									den Rechen befindlichen Zahnstangen derart in Eingriff stehen, daſs die Gewichte der
                              									Rechen sich gegenseitig ausgleichen.
                           Die Quetschwalzen sind am Ende des Troges gelagert, so daſs das endlose Lattentuch in
                              									Fortfall kommt, während die Waschflüssigkeit hier in einen besonderen Trog flieſst,
                              									und nach Absetzen des Schmutzes dem vorderen Ende des Troges wieder zugeführt werden
                              									kann. Durch diese Einrichtung wird auch die Reinigung des Troges vermittelt. Als
                              									fernere günstige Eigenschaft hebt die obige Firma noch den Umstand hervor, daſs die
                              									Wolle in dieser Maschine langsam und ruhig vorwärts getragen werde, so daſs eine
                              									Verfilzung der Fasern möglichst vermieden sei (Text.
                                 										Record, 1889).
                           Eine ebenfalls bewährte, von den bekannten Maschinen mehrfach abweichende
                              									Construction führt die Firma John Petrie jr. Ltd.,
                              									Rochdale, aus, welche Maschine in der Fig. 9 Taf. 28
                              									wiedergegeben ist (Wollengewerbe, 1889). Die meisten
                              									älteren Wollwaschmaschinen laufen bekanntlich immer mit der gleichen Geschwindigkeit
                              									und besitzen auch dieselbe Einwirkung auf die zu waschende Wolle, gleichgültig,
                              									welcher Art die letztere ist und welchen Schmutz- und Schweiſsgehalt die Wolle hat.
                              									Diesen Mangel einer Anpassungsfähigkeit an das zu behandelnde Material zeigt nun die
                              										Petrie'sche Maschine nicht, sondern die
                              									Betriebsmechanismen sind derart construirt, daſs die Maschine je nach Bedarf mit
                              									gröſserer oder geringerer Geschwindigkeit arbeiten kann. Desgleichen können die die
                              									Wolle bewegenden Rechen nach Belieben entweder gleichzeitig oder wechselweise, oder theilweise
                              									gleichzeitig und theilweise wechselseitig bethätigt werden.
                           Eine andere Eigenthümlichkeit der Maschine liegt in der Anordnung der Quetschwalzen.
                              									Während sonst die Wolle von den Gabeln aus dem Bade heraus auf das gegen die
                              									Quetschwalzen ansteigende Lattentuch niedergelegt wird, liegen diese Walzen hier mit
                              									ihrer Berührungslinie tiefer als der Spiegel des Bades, so daſs die Wolle theils von
                              									der Bewegung der Gabeln, theils von der Bewegung der Waschlauge auf das abwärts
                              									geneigte Lattentuch geführt wird. Demzufolge werden die ausgelegten Wollpartien
                              									nicht so leicht zerrissen und verwirrt, wie das beim Aufwärtsschieben auf das
                              									sonstige ansteigende Lattentuch öfters der Fall ist. Auſserdem kommt die Wolle
                              									saftiger, d.h. mit mehr Waschlauge, zwischen die Quetschwalzen, was dem Auspressen
                              									nur förderlich ist. Die durch das Lattentuch ablaufende, sowie die durch die Walzen
                              									ausgepreſste Waschflüssigkeit flieſst in einen unter den letzteren befindlichen Trog
                              									und wird von hier durch ein Rohr nach dem vorhergehenden Waschtroge geleitet, an
                              									welchem sich ebenfalls ein Schöpfrad, wie in der Figur links punktirt gezeichnet,
                              									befindet, das die vorher durch Absetzenlassen vom gröbsten Schmutze befreite
                              									Waschlauge in einen Behälter entleert, aus dem die Lauge zu weiterem Gebrauche
                              									entnommen werden kann.
                           Die Bewegung der Rechen ist eine derartige, daſs diese ziemlich senkrecht in das Bad
                              									eintreten und sich dann nahezu wagerecht vorwärts bewegen. Wie die Figur zeigt, sind
                              									die das Ausheben der Wolle bewirkenden Gabeln doppelt ausgebildet. Den Hauptvorzug
                              									der Petrie'schen Maschine dürfte wohl die durch
                              									Regelung der Bewegungen und Geschwindigkeiten ermöglichte Anpassungsfähigkeit an die
                              									jeweilig zu waschende Wollpartie bilden.
                           Alle diese sogen. Leviathan-Wollwaschmaschinen sind in erster Linie für den
                              									Groſsbetrieb bestimmt und bewähren sich in diesem auch im Groſsen und Ganzen. Anders
                              									indeſs im Mittel- und Kleinbetriebe. Hier kann ein vollständiger Leviathan nicht
                              									Verwendung finden, denselben aber auf einen oder zwei Behälter zu kürzen, erscheint
                              									ebenso wenig angezeigt, da bei Anwendung eines Behälters ein gründliches Reinigen
                              									der Wolle nicht zu erzielen und das gewaschene Wollquantum verhältniſsmäſsig gering
                              									ist, während der Verwendung zweier Tröge häufig Raum- und Preisverhältnisse
                              									entgegenstehen werden. In manchen Fabriken bestehen deshalb noch die primitivsten
                              									Einrichtungen, oder es wird das Waschen in der Weise vorgenommen, daſs die Wolle
                              									zweimal dasselbe Bad durchwandert und dann eine längere Spülung erfährt. Diese
                              									Behandlung muſs indeſs ebenfalls als eine unrationelle bezeichnet werden, da eine
                              									gründliche Beseitigung allen Schmutzes und Schweiſses nur mit Gegenstromprinzip
                              									ermöglicht wird, d.h. mit dem Wandern der Wolle entgegengesetzt der gesammten
                              									Waschlaugenbewegung, so daſs die schmutzigste Wolle mit dem schmutzigsten Bade und die
                              									reinste Wolle mit dem reinsten Bade zusammenkommt. Auſserdem haftet der
                              									letztgenannten Behandlung noch der Nachtheil an, daſs ein längeres Spülen der Wolle
                              									naturgemäſs die Verwirrung und Verfilzung der Fasern begünstigt.
                           Zu einer befriedigenden Reinigung der Wolle erscheinen indeſs zwei getrennte Bäder
                              									und zwei Quetschwalzenpaare unbedingt erforderlich, welche Anordnung einen
                              									Längenraum von 10 bis 12m ohne Bedienungsraum
                              									beansprucht. Um nun aber bei mangelndem Raume dieses rationelle Waschen der Wolle
                              									doch vornehmen zu können, baut die bekannte Firma Henri
                                 										Demeuse und Co. in Aachen neuerdings eine Wollwaschmaschine, welche die
                              									beiden Waschtröge nicht hinter einander angeordnet hat, sondern bei welcher der
                              									Einweichbottich neben dem Entfettungsbottiche
                              									angeordnet ist, und bei welcher die Ueberführung der Wolle von jenem in diesen durch
                              									einen mit Flügelwalze ausgestatteten Quertrog erfolgt (D. R. P. Nr. 46802).
                           Diese Wollwaschmaschine ist in den Fig. 1 bis 3 Taf. 29 in Querschnitten
                              									und Ansicht dargestellt, und zwar zeigen die Fig. 2 und 3 die beiden Waschbottiche
                              									von einander getrennt, die in Wirklichkeit also parallel mit den Wänden a an einander liegend zu denken sind (Fig. 1). Wie die Fig. 2 zeigt,
                              									enthält der erste Behälter noch eine Querscheidewand b,
                              									so daſs also in der Maschine zwei von einander vollständig getrennte Waschbottiche
                              									gebildet sind, der Einweichbottich von c bis d reichend, und der winkelförmige Entfettungsbottich
                              									von f bis e sich
                              									erstreckend.
                           Die zu waschende Wolle wird in den Füllkasten g der
                              									Einweichmaschine (Fig. 2) geworfen und fällt in die Zwischenräume h der Eintauchwalze i, welch letztere, sich
                              									langsam in der Pfeilrichtung drehend, die Wolle selbsthätig untertaucht. Die
                              									eingetauchte Wolle wird nun von dem in seiner Bewegung eine Ei form beschreibenden
                              									Kurbelrechen k erfaſst, gehoben, so daſs sich die der
                              									Wolle anhaftenden erdigen Beimengungen ausscheiden können, und weiter transportirt
                              									zu dem Kurbelrechen l, welcher die Wolle in gleicher
                              									Weise behandelt und sie dann dem Aufrücker m
                              									zuschiebt.
                           Dieser eggenartige Aufrücker, von den Kurbeln nn bewegt,
                              									erfaſst die ihm vom Kurbelrechen l zugeführte Wolle und
                              									schiebt sie über das schräge Siebblech o zwischen die
                              									Druckwalzen pp1; ist der Aufrücker am Punkte q (Fig.
                                 										2) angelangt, so heben die Kurbeln denselben hoch und führen ihn, sich
                              									zurückbewegend und senkend, wieder in die von den Kurbelrechen inzwischen wieder
                              									herangebrachte Wolle, welch letztere also in sich an einander reihenden Hüben
                              									continuirlich behufs Auspressung und Zerquetschung der Schmutzknoten und
                              									Schweiſsspitzen zwischen die Preſswalzen geführt wird.
                           Die ausgepreſste Wolle wird mittels des endlosen Tuches r (Fig.
                                 										1
                              									und 2) in die Verlängerung f der Entfettungsmaschine befördert (welche
                              									Verlängerung selbstverständlich mit dem Bade der Entfettungsmaschine in Zusammenhang
                              									steht). In dieser Verlängerung ist unterhalb des Tisches r ein schräges Blech angebracht, über welches die Wolle, von der Flügel
                              									walze t (Fig. 3) noch befördert, in
                              									die Entfettungsmaschine bezieh. bis zur Angriffslinie des Kurbelrechens u (Fig. 1 und 3) gleitet. Die
                              									Kurbelrechen u u1
                              									u2 greifen, heben und
                              									transportiren die Wolle in bekannter Weise, und bringt der letzte Rechen u2 sie dem Aufrücker
                              										v zu, welcher die Ueberführung derselben zwischen
                              									die Preſswalzen w besorgt; von diesen ausgepreſst, ist
                              									die Wolle fertig zum Spülen.
                           Der Betrieb der die Wolle bewegenden Kurbelrechen erfolgt für beide Maschinen von
                              									einer Seite aus; die Kurbelrechen sind mittels der Stirnräder xx1 (Fig. 1) verbunden, und
                              									machen diejenigen des Entfettungsbottiches eine den im Einweichtroge arbeitenden
                              									entgegengesetzte Bewegung, so daſs die Wolle ihren Lauf in Richtung der
                              									eingezeichneten Pfeile nimmt. Das Ablassen der Waschflüssigkeit erfolgt in bekannter
                              									Weise.
                           Diese Demeuse'sche Waschmaschine gestattet also bei
                              									einer Troglänge von z.B. etwa 6m, die Wolle unter
                              									Passirung von zwei Bädern und zwei Paar Preſswalzen auf einem Wege von 12m zu behandeln. Die Maschine muſs als einfache und
                              									zweckmäſsige Construction bezeichnet werden, und dürfte derselben, da sie einem im
                              									Mittel- und Kleinbetriebe gefühlten Bedürfnisse entspricht, eine zahlreiche
                              									praktische Ausführung beschieden sein.
                           Während mit diesen Waschmaschinen also versucht wird, das in der Praxis geübte
                              									Verfahren zu vervollkommnen, schlägt ein Amerikaner Robeson in Philadelphia einen neuen Weg ein, indem er die Wolle mittels
                              									Ventilatoren zuerst auflockert, sie dann anfeuchtet und behufs Erweichens des
                              									Schweiſses erwärmt, unter Zuhilfenahme heiſsen Wassers und erwärmter Walzen, und sie
                              									dann ausquetscht (* D. R. P. Nr. 45950). Dieses Reinigen geschieht somit ohne jede
                              									Anwendung von Alkalien oder ähnlichen Substanzen, und wird der entfernte
                              									Wollschweiſs wiedergewonnen. Die derart behandelte entschweiſste Wolle muſs dann
                              									noch in Wasser gewaschen und getrocknet werden, worauf sie zum Kämmen und Spinnen
                              									derart vorbereitet sein soll, daſs das nachträgliche Einölen angeblich entbehrlich
                              									ist.
                           Fig. 4 Taf. 29
                              									zeigt den zur Ausführung dieses Verfahrens bestimmten Apparat, durch den die Wolle
                              									auf dem endlosen Tuche B hindurchgeführt wird. Im
                              									ersten Raume C unterliegt sie den von oben und unten
                              									einwirkenden Luftströmen der Ventilatoren c zur
                              									Auflockerung des Staubes, welch letzterer durch das Rohr C1 abgesaugt wird. Die Wolle tritt dann in
                              									die Anfeuchtungs- und Dämpfkammer F ein, und wird hier
                              									zunächst vom Rohre D schwach angefeuchtet, welche
                              									Anfeuchtung ganz von der Beschaffenheit der Wolle abhängt und nach den Angaben Robeson's jedesmal durch Versuch festgestellt werden
                              									muſs. Sehr schmutzige Wolle ist fast ganz mit Wasser zu sättigen. Die so gefeuchtete
                              									Wolle wird nun von den Dampfschlangen E erwärmt, und
                              									muſs die Temperatur ebenfalls in jedem einzelnen Falle bestimmt werden, und zwar
                              									derart, daſs dieselbe hinreicht, das Wollfett zu erweichen. Eine Temperatur von
                              									ungefähr 57° hat sich in vielen Fällen als zweckmäſsig erwiesen, einige Wollen
                              									bedürfen nur einer Temperatur von etwa 43°, andere dagegen einer solchen von 60°.
                              									Ebenso richtet sich die Dauer der Wärmeeinwirkung nach der Beschaffenheit der zu
                              									behandelnden Wolle; für viele Fälle genügen 5 bis 7 Minuten.
                           Diese Erwärmung wird von dem gelochten Dampfrohre E2 und dem die Luft in Bewegung setzenden Ventilator
                              										f unterstützt. Das Transportband B führt schlieſslich die Wolle aus der Kammer F über einen mit Gitterdeckel versehenen Trog G, aus dem warmes Wasser gegen die Wolle zur
                              									Auflockerung geleitet wird, wobei die Wolle gleichzeitig durch die geheizte und hin
                              									und her bewegte Walze G1 ausgequetscht wird. Die Wolle erfährt dann auf ihrem weiteren Wege eine
                              									Auflockerung durch die Stachelwalze H und wird
                              									schlieſslich den bespülten Quetschwalzen I übergeben,
                              									aus denen sie in fast völlig entfettetem Zustande hervorgehen soll, so daſs sie nur
                              									noch gewaschen und getrocknet zu werden braucht. Zu dem Zwecke kann jede geeignete
                              									Wasch- bezieh. Trockenvorrichtung angewendet werden.
                           Wie weit dieses mechanisch physikalische Entschweiſsungsverfahren den Wollschweifs zu
                              									entfernen vermag, läſst sich natürlich nur durch Versuche feststellen, immerhin
                              									dürfte aber auch bei befriedigenden Resultaten das Robeson'sche Verfahren durch die jedesmalige Anpassung der Wärme- und
                              									Feuchtigkeitszufuhr an die zu behandelnde Wolle, die natürlich vorher sortirt sein
                              									muſs, in seiner jetzigen Ausführungsform für den Groſsbetrieb kaum geeignet
                              									sein.
                           Noch weniger zweckmäſsig als die Robeson'sche Maschine
                              									erscheint die in Fig. 8 Taf. 30 dargestellte Wollwasch- und Spülmaschine von F. E. Anderson und S.
                                 										Hodgson in New-Yersey (Mass., Nordamerika), bei welcher die mittels
                              									Pulsometers a in umlaufender Bewegung erhaltene und
                              									nach erneuter Erwärmung wiederholt zu benutzende Waschlauge die wechselnde Füllung
                              									und Entleerung eines Kipptroges b und damit die
                              									regelmäſsige Zuführung der zu waschenden Wolle aus einem Vorrathsbehälter c bewirkt. Durch ein Rohr d gelangt die Wolle dann bei f in den
                              									Spülbottich e, dessen Boden zu mehreren Mulden gekrümmt
                              									ist. Durch den Siebboden der ersten Einsenkung drückt eine Preſsplatte g die Lauge aus der Wolle in ein Rohr h, durch welches die erstere wieder nach a gelangt. Die Wolle wird von einer Reihe Kipptröge mit
                              									Wasser gespült und flieſst schlieſslich in das Aufnahmegefäſs H über.
                           Wesentlich geeigneter und vielversprechender betreffs rationeller Behandlung der
                              									Wolle ist die Wollwaschmaschine von Alex. Deru in Brüssel (* D. R. P. Nr.
                              									49719 und Nr. 50732), in welcher die Wolle auſser der Führung durch die Gabeln ein
                              									besonderes Eintauchen in das Bad erfährt. Ebenfalls neu ist die Aushebevorrichtung
                              									aus dem Waschbottich unter Fortlassung des gewöhnlichen Lattentuches.
                           Die Fig. 5 Taf.
                              									29 gibt einen Querschnitt dieser Maschine, während Fig. 10 Taf. 28 die
                              									Aushebevorrichtung gesondert zeigt. Das Eintragen der Wolle erfolgt in der Figur
                              									rechts, und wird die Wolle dann wie gewöhnlich durch die Walze r untergetaucht und von den Gabeln f weiter der Tauchvorrichtung E zugeführt. Diese Vorrichtung besteht in einer Anzahl von Schlägern,
                              									welche in dem Waschbottich angeordnet sind und in eine auf und nieder gehende
                              									Bewegung versetzt werden. Die Schläger E bestehen aus
                              									einer Holzplatte von rechteckiger Form, welche an den Seiten in der Weise mit
                              									Eisenblech beschlagen ist, daſs auf der unteren Seite des Schlägers ein Hohlraum
                              									gebildet wird. Wird nun der Schläger nach unten bewegt, so daſs er in das Bad
                              									eintaucht, so schlieſst er in dem auf seiner unteren Seite befindlichen Hohlraume
                              									eine Luftmenge ein, welche bei der schnellen Abwärtsbewegung des Schlägers zuerst
                              									mit der auf der Oberfläche des Bades befindlichen Wolle in Berührung kommt. Beim
                              									Untertauchen der Wolle in das Bad kommt nun diese Luft mit den einzelnen Wollfasern
                              									in die innigste Berührung. Die einzelnen Wollfasern werden von einander getrennt und
                              									kommen auch einzeln mit der Waschflüssigkeit in Berührung, so daſs die Wirkung der
                              									Waschflüssigkeit auf die Wolle eine sehr energische ist. Geht der Schläger in die
                              									Höhe, so werden durch die auf der unteren Seite des Schlägers sich bildende
                              									Luftverdünnung die Wollfasern wieder in die Höhe gerissen, um beim nächsten Spiele
                              									des Schlägers wieder nach unten gedrückt zu werden. Da die Schläger eine sehr
                              									schnelle auf und nieder gehende Bewegung haben, so kommt die Wolle in äuſserst
                              									kurzen Zwischenräumen mit der Luft und der Waschflüssigkeit in die innigste
                              									Berührung, wodurch eine Offenheit und Reinheit der Wolle erzielt wird, wie sie auf
                              									den bisherigen Waschmaschinen nicht zu erhalten war.
                           Die neue Aushebevorrichtung, welche die mit dem gewöhnlichen Lattentuche verbundenen
                              									Reparaturen und Betriebsstörungen vermeiden soll, ist in Fig. 10 Taf. 28
                              									dargestellt. Wie diese Figur zeigt, sind auf der Welle Seitenscheiben angeordnet,
                              									welche mit Lagern K ausgestattet sind, zwischen denen
                              									Ausheberechen um die Zapfen O drehbar sind. Am Ende
                              									sind die Rechen mit Armen versehen, welche rechtwinklig zu einander angeordnet sind
                              									und die Rollen E und D
                              									tragen. Dreht sich nun die Welle B in der Richtung des
                              									eingezeichneten Pfeiles, so tauchen die Rechen senkrecht in das Wasser ein. Bei der
                              									weiteren Bewegung der Welle B legt sich dann die Rolle
                              										D gegen die eine Leitcurve M, welch letztere die Rechen sich in der punktirt gezeichneten Bahn
                              									bewegen läſst, dabei die Wolle nach den Preſswalzen HH1 führend. Sobald nun die Rolle D die Curve M zu verlassen im Begriffe ist,
                              									beginnt gleichzeitig eine zweite Leitcurve N auf die
                              									Rolle E einzuwirken. Diese Curve führt den Rechen nun
                              									derart, daſs dessen Spitze eine Zeitlang kurz vor der Berührungslinie der beiden
                              									Preſswalzen auf demselben Punkte festgehalten wird. Die von dem Rechen aus dem
                              									Bottiche herausgehobene Wolle muſs also auf jeden Fall von den Quetschwalzen erfaſst
                              									werden. Mit der Anwendung dieser Aushebevorrichtung wird natürlich gleichzeitig eine
                              									Kürzung der Waschbottiche erzielt.
                           
                              
                              Fig. 10., Bd. 277, S. 536
                              
                           Eine Waschmaschine, welche wie die Petrie'sche Maschine
                              									eine Regelung der Bearbeitungsweise der Wolle je nach Beschaffenheit der letzteren
                              									gestattet, liegt ferner in der sogen. hydraulischen Wollwaschmaschine der Firma C. G. Sargent's Sons in Graniteville (Mass.,
                              									Nordamerika.) vor, von der die Textfig. 10 ein Schaubild gibt. Die Wolle wird bei
                              									dieser Maschine in der Hauptsache durch die Strömung der Waschflüssigkeit
                              									fortbewegt, welche Bewegung durch die Eintauchtrommel unterstützt wird. Der
                              									Arbeitsgang der Maschine ist nach dem „Wollengewerbe“ (vgl. auch The Textile
                                 										Rec., 1889) folgender: Der Waschtrog wird bis auf etwa 20cm vom Rande mit Waschlauge gefüllt. Die auf dem
                              									Lattentuche zugeführte Wolle fällt von diesem zwischen die aufwärts gerichteten
                              									Zähne der langsam umlaufenden Eintauchtrommel. Während dieses Eintauchens der Wolle
                              									ergieſst sich nun durch eine in der (linksseitigen) Stirnwand des Troges hinter der
                              									Eintauchtrommel befindliche Oeffnung ein Strom warmer Waschlauge über die Wolle. Die Zuführung
                              									dieser Lauge erfolgt mittels Rohres und rotirender Pumpe (in der Figur rechts
                              									ersichtlich) aus einem unterhalb des ansteigenden Austragtuches befindlichen
                              									besonderen Behälter, also ähnlich wie bei der Petrie'schen Maschine.
                           Beim Untertauchen der Wolle durch die rotirende Trommel wird durch die zuströmende
                              									Waschflüssigkeit der oberflächlich anhängende Schmutz abgewaschen und fällt durch
                              									die Oeffnungen des falschen Bodens nieder, während die untergetauchte Wolle von der
                              									Trommel und der Strömung der Waschlauge weiter geführt wird. Während dieses
                              									Einweichens und langsamen Fortbewegens wird die Wolle durch zwei Satz abwechselnd
                              									auf und nieder gehender Rechen untergetaucht, welche wie aus der Figur ersichtlich
                              									bethätigt werden. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel und die Strömung der
                              									Waschlauge können so geregelt werden, daſs die Wolle je nach Bedarf 4 bis 8 bis 15
                              									Minuten in dem Bade verbleibt.
                           Die Wolle wird dann auf das nach den Quetschwalzen führende Lattentuch ausgelegt (in
                              									welcher Weise, läſst unsere Quelle nicht erkennen), und hier von einem von dem
                              									Hauptrohre der rotirenden Pumpe abzweigenden Nebenrohre (Figur rechts) nochmals,
                              									unmittelbar vor dem Eintritte zwischen die Walzen, mit Waschlauge übergössen; das
                              									Zweigrohr ist dementsprechend unten gelocht. Dieses nochmalige Spülen der Wolle
                              									erscheint sehr zweckmäſsig, ebenso wie die Spülung beim Eintritte in den Trog,
                              									welche Einwirkungsart auf die Wolle auch die von der Firma Sargent's Sons gewählte Bezeichnung „hydraulische
                                 										Wollwaschmaschine“ rechtfertigt. Der Waschtrog ist im unteren Theile durch
                              									eine bis an den falschen Boden aufsteigende Scheidewand in zwei Theile getheilt, so
                              									daſs der gröſste Theil des gelösten Schmutzes in dem ersten Theile zurückgehalten
                              									wird.
                           Im Anschlusse an diese Maschine sei der Vollständigkeit halber noch über eine
                              									amerikanische Maschine der Firma W. White in Nashua (N.
                              									H.) berichtet, von welcher der Text Rec. im Maihefte
                              									1890 eine sehr knappe Beschreibung und Zeichnung gibt. Die Maschine, welche in Fig. 6 Taf. 29
                              									dargestellt ist, scheint eine Abart der ebengenannten Maschine von Sargent zu sein, insofern als sie ebenfalls den mittels
                              									einer Pumpe bewirkten Umlauf der Waschlauge zeigt, während die Fortbewegung der
                              									Wolle durch von Kurbeln bewegte Rechen erfolgt (vgl. Church weiter oben), an denen der Ausheberechen angelenkt ist. Die
                              									Maschine dürfte mehr eine zweckmäſsige Construction darstellen als neue
                              									Gesichtspunkte darbieten, und die ihr nachgerühmten Eigenschaften treffen ebensowohl
                              									bei anderen Maschinen zu. Nach der obigen Quelle ist die Maschine bei einer Anzahl
                              									namentlich aufgeführter Firmen im Betriebe.
                           Einer neuen Behandlung wird die Wolle bei der neuesten Waschmaschine der Firma David Smith und Co. Lim. in Halifax unterworfen, welche
                              									Maschine von der Firma mit Rücksicht auf den Weg, den Wolle und Waschflüssigkeit
                              									nehmen, mit dem Namen Niagara-Wollmaschine bezeichnet wird. Die Einführung der Wolle
                              									in diese in Fig.
                                 										9 Taf. 30 dargestellte Maschine erfolgt mittels der Tatham'schen Zuführvorrichtung, in der Figur rechts,
                              									von welcher Vorrichtung die Wolle auf ein endloses Lattentuch aufgelegt wird. Ueber
                              									diesem letzteren ist der die Waschlauge enthaltende Behälter angeordnet, aus dessen
                              									gelochtem Boden die Waschflüssigkeit auf die Wolle herabfällt und dabei die groben
                              									Verunreinigungen aus dem Material ausspült, welche Verunreinigungen durch das
                              									Lattenzuführtuch und den falschen Boden hindurch sich in diesem Theile des
                              									Hauptbehälters ablagern. Die so vorbehandelte Wolle wird dann in das Bad des
                              									Hauptwaschtroges eingetragen, und durch den Umlauf des Wassers weitergeführt, wobei
                              									sie von einer Anzahl gelochter Walzen untergetaucht wird. Unter diesen Walzen sind
                              									schwimmende (in der Figur nicht dargestellte) Walzen gelagert, welche durch irgend
                              									welche Mittel an die ersteren angepreſst erhalten werden. Diese Walzenpaare wirken
                              									in bekannter Weise als Quetschwalzen auf die Wolle und führen dieselbe schlieſslich,
                              									für diese erste Behandlung genügend gereinigt, nach dem Ausgange des Waschtroges.
                              									Hier flieſst die Wolle, wie die Figur erkennen läſst, mit der Waschflüssigkeit
                              									zusammen ab, worauf die erstere den Quetschwalzen überliefert und von diesen dem
                              									nächsten Wasch tröge zugeführt wird. Die Waschflüssigkeit dagegen flieſst einem
                              									zweiten Behälter zu, wird in diesem filtrirt und dann mittels der gezeichneten
                              									Rohrleitung in den am Anfange der ganzen Maschine befindlichen Behälter mit
                              									gelochtem Boden zurückgepumpt.
                           Die Smith'sche Maschine ist somit zufolge Vermeidung der
                              									Gabeln sehr einfach, erfordert wenig Betriebskraft, und kann die Behandlung der
                              									Wolle eine schonende genannt werden. Wie weit die Maschine den Bedürfnissen der
                              									Praxis entspricht, kann natürlich nur die letztere entscheiden. Unsere englische
                              									Quelle (Text. Manufacturer, 1890) macht darüber, wie
                              									immer, etwas optimistisch gehaltene Angaben, und bemerkt, daſs die in der Maschine
                              									gewaschenen Proben groſse Reinheit und ganz unversehrten Stapel besessen, und sich
                              									weich angefühlt hätten. Die mittels dieser Maschine bewirkte Behandlungsweise der
                              									Wolle läſst sich auch bei vorhandenen Maschinen leicht anwenden.
                           Ueber die Wollwaschmaschine von Walter Cook in Liverpool
                              									haben wir bereits in D. p. J. 1888 267 * 532 berichtet. Textile
                                 										Manufacturer führt dieselbe seinen Lesern im Maihefte 1890 vor, aus welcher
                              									Darstellung als neu hervorgeht, daſs die Maschine von der Firma John Perry in Shipley, Yorkshire, ausgeführt wird. Die
                              									Maschine dürfte sich somit als für die Praxis geeignet erwiesen haben.
                           Die neueste Erscheinung auf dem Gebiete der Wollwaschmaschinen bildet die Maschine von A. S. und F. Ambler in
                              									Wilsden, England, bei welcher die Waschflüssigkeit und das zu behandelnde Material
                              									durch einen engen Kanal geschwemmt wird, der, um häufiger Strudelbewegungen zu
                              									erzeugen, als Zickzackgang mit jähen Abfällen in der Wagerechten verläuft, und nach
                              									dessen Passirung das gewaschene Material dem gewöhnlichen Preſswalzenpaare
                              									überliefert wird (D. R. P. Nr. 52599 vom 11. Januar 1890).
                           Fig. 10 Taf.
                              									30 gibt einen Querschnitt dieser Maschine. Die zu waschenden Fasern werden mittels
                              									der beiden Transporttücher d d1 oder von Hand in den Auffang c1 eingeführt, der sich
                              									nach unten in einen lothrechten Fallkanal c fortsetzt;
                              									an letzteren schlieſst sich in wagerechter Lage der Waschkanal C an. Derselbe verläuft zickzackförmig derart, daſs er
                              									immer je auf einem längeren Theile sanft ansteigt und dann ziemlich jäh abfällt.
                              									Dieser Kanal C ist mittels Stangen f über dem gleich langen, die Waschflüssigkeit
                              									enthaltenden Troge a aufgehängt. Aus a wird die Waschflüssigkeit am hinteren Ende bei a1 mittels einer Pumpe
                              									abgesaugt und durch Rohr b1 in einen hohen Behälter b gefördert; aus
                              									letzterem tritt die Flüssigkeit oben durch einen Ueberlauf in einen den Auffang c1 umgebenden Behälter
                              									über, füllt denselben an und fällt dann von allen Seiten in den Kanal c und den wagerechten Kanal C ein, wobei sie die Fasern mitreiſst und zugleich in sich vertheilt. Am
                              									Austrittsende bildet der Waschkanal C eine wagerechte
                              									Strecke c, die unmittelbar vor einem Preſswalzenpaare
                              										gg endet; kurz vor dem Ende wird der gröſsere Theil
                              									der Flüssigkeit von den Walzen durch das mit Hahn versehene Fallrohr e nach dem Bottiche a
                              									zurückgedrückt. Das Fallrohr e schlieſst sich an C mit einer trichterförmigen Erweiterung an, in welcher
                              									ein Sieb zum Auffangen mitgerissenen Fasermaterials angeordnet ist. Der Rest des von
                              									den Walzen gg aus der Fasermasse ausgepreſsten Wassers
                              									fällt in eine Rinne h und wird von derselben durch das
                              									Sieb oder den Faserfang h1 nach a zurückgeleitet. Von den Preſswalzen
                              									wird dann das Fasermaterial mittels einer Trommel m auf
                              									einen Haufen oder eine weitere Transportvorrichtung ausgelegt.
                           An der Unterseite der vorderen Abstürze des Kanales C
                              									werden zweckmäſsig durch Hähne regelbare, mit Sieben versehene Ableitungen c1 bezieh. c2 nach dem Bottiche
                              										a angebracht, um einen Theil der hier bereits stark
                              									verunreinigten Waschflüssigkeit nach dem Bottiche zurückfallen zu lassen. Ein
                              									derartiger Ablauf kann ferner bei c3 auf der Oberseite der ansteigenden Theile
                              									angebracht werden.
                           Wie der Arbeitsgang dieser Waschmaschine zeigt, dürfte dieselbe zum Waschen von
                              									Thierhaaren (Kuhhaaren, Hundehaaren u. dgl.) bestimmt sein, bei denen auf die
                              									Lagerung der Fasern eine Rücksicht nicht genommen zu werden braucht, so daſs sie für
                              									die Zwecke der Kammund Streichgarnspinnereien nicht brauchbar erscheint.
                           
                           Im Eingange dieses Berichtes war bereits darauf hingewiesen, daſs auſser dem
                              									ebengenannten Behandeln der Wolle im Groſsbetriebe im sogen. Leviathan noch ein
                              									zweiter Weg oft betreten worden ist, der Behandlung der Wolle mittels flüchtiger,
                              									Fettsubstanzen lösender Mittel, wie Schwefelkohlenstoff, Aether u. dgl., ohne indeſs
                              									bis jetzt zu einem befriedigenden Resultate geführt zu haben. Dieses Ergebniſs ist
                              									zum groſsen Theile auf die Feuer- und Explosionsgefahr, die mit diesem Verfahren
                              									verbunden ist, zurückzuführen, andererseits auch auf den Mangel eines durch lange
                              									Praxis erprobten Apparates und auf die Neuheit des Verfahrens selbst. Andererseits
                              									zeigt das Verfahren indeſs auch wieder wesentliche Vortheile gegenüber der
                              									Behandlung im Leviathan, so die Leichtigkeit, mit der der Waschprozeſs selbsthätig,
                              									ohne Abhängigkeit vom Arbeiter, erfolgen kann, und die Leichtigkeit, mit der
                              									Waschmittel und Waschproducte wieder gewonnen werden können. Ebenso ist der Umstand
                              									hervorzuheben, daſs der Stapel der Wolle ohne Schwierigkeit erhalten werden kann.
                              									Bezüglich der im Laufe der Jahre vorgeschlagenen Wege und Apparate zur Durchführung
                              									dieses Waschverfahrens sei hier auf einen Bericht von Prof. J. J. Hummel im Journal of the Society of Dyers
                                 										and Colourists, 1890, hingewiesen.
                           Das Ende dieser Entwickelungsreihe bildet nun eine Maschine von G. und A. Burnell in
                              									Hindmarch, Südaustralien, welche, seit etwa einem Jahre bekannt, neuerdings auch in
                              									England zur Ausführung gelangt ist, und nun aus dem Versuchsstadium heraus zu sein
                              									scheint. Wir geben diese Maschine in Fig. 7 Taf. 29 in einem
                              									Querschnitte (Engl. Patent 1888 Nr. 14039) und in der Textfig. 15 in ihrer neuesten
                              									Ausführungsform (Text. Manufacturer, Aprilheft
                              									1990).
                           Wie Figur zeigt, besitzt die Maschine in ihrer ersten Ausführung zwei schmiedeeiserne
                              									V-förmige Behälter von verschiedener Gröſse und solcher Form, daſs sie sich den in
                              									ihnen arbeitenden Trommeln a und b anpassen, von denen die gröſsere einen Durchmesser
                              									von 1m hat. Um diese letztere herum sind 16 kleine
                              									Walzen gelagert, welche durch Zahnräder von der Haupttrommel aus getrieben
                              									werden.
                           Diese Walzen liegen mit Hilfe von Spiralfedern elastisch an der groſsen Trommel an
                              									und können sich so der Stärke der zwischen ihnen und der Haupttrommel durchgehenden
                              									Wolltheile anpassen. Am Anfange dieser Walzenkette sind unter dem Lattentuche die
                              									Einführcylinder gelagert, während am Ende eine Reihe Walzen angeordnet sind, welche
                              									die Wolle dem zweiten V-förmigen Behälter zuführen. Dieser letztere ist ganz mit
                              									Wasser gefüllt, während der erste im unteren Theile Wasser, im oberen dagegen Benzin
                              									enthält.
                           Der Arbeitsgang dieser Maschine ist danach folgender. Die Wolle wird vom Zuführtische
                              									aus zwischen die Haupttrommel und die kleinen Walzen eingezogen und in das Benzin
                              									eingetaucht. Dabei findet ein abwechselndes Ausquetschen und Aufgehen der Wolle
                              									statt, und zwar entsprechend der Anzahl der Walzen, 16mal. Der entfernte Schmutz u.s.w. fällt
                              									währenddem in dem V-förmigen Behälter abwärts und durch das dort befindliche Wasser
                              									in einen Abzugskanal. Hat die Wolle nun die 16. Walze passirt, so wird sie mit Hilfe
                              									einer hölzernen und zweier eiserner Walzen von der Haupttrommel abgenommen und in
                              									den nach dem zweiten Behälter führenden Walzenzug eingeführt, in welchem Behälter
                              									sie einer gleichen Bearbeitung wie im Hauptbehälter, aber nur in reinem warmen
                              									Wasser unterworfen wird. Da hier eine derartig lange Behandlung wie im ersten
                              									Behälter nicht mehr nothwendig erscheint, sind in diesem Behälter nur acht Walzen
                              									gelagert. Von hier wird die Wolle in ähnlicher Weise wie im ersten Behälter auf ein
                              									endloses Tuch ausgelegt.
                           
                              
                              Fig. 15., Bd. 277, S. 541
                              
                           Mit Rücksicht auf die Flüchtigkeit des Benzins ist die ganze Maschine entsprechend
                              									dicht eingeschlossen, und werden die sich bildenden Dämpfe abgeleitet und wieder
                              									condensirt.
                           Demgegenüber zeigt nun die in der Textfigur dargestellte Maschine mannigfache
                              									Abänderungen, welche einerseits constructiver Natur sind, indem die Maschine
                              									möglichst vereinfacht und leicht zugänglich gemacht ist, und welche andererseits den
                              									Arbeitsgang betreffen. Zu der ersteren Art gehört noch die leichte Auswechselbarkeit
                              									von Theilen und das Einsetzen von Glasplatten, um das Arbeiten der Maschine prüfen
                              									zu können. Wichtiger sind die Abänderungen der zweiten Art. Während früher nur im ersten Behälter
                              									ein Waschen mit Benzin stattfand, sind jetzt beide Behälter mit Benzin gefüllt, das,
                              									gemäſs dem Gegenstromprinzip, vom kleineren Behälter nach dem gröſseren überströmt,
                              									so daſs die reinste Wolle mit dem frischen Benzin und die schmutzigste Wolle mit dem
                              									am meisten mit Schmutz u. dgl. gesättigten Benzin zusammentritt. Das Benzin macht
                              									dabei eine Art Kreisprozeſs durch, indem es vom groſsen Behälter einem Reinigungs-
                              									(Abdampf-) Apparate zugeleitet und später dem kleinen Behälter wieder zugeführt
                              									wird.
                           Eine anderweitige Abänderung liegt in der Hinzufügung zweier weiterer Behälter, mit
                              									entsprechendem Walzensatze, so daſs die erstere einfachere Bauart sich nicht bewährt
                              									zu haben scheint. Der erste dieser neu hinzugefügten Behälter enthält eine
                              									Kaliseifenlösung zur Beseitigung der letzten Schmutzreste und der zweite reines
                              									warmes Wasser zur letzten Spülung der Wolle. Dieser letztere Behälter ist
                              									unbedeckt.
                           In dieser durch die Textfig. 15 veranschaulichten Ausführungsform halten G. und A. Burnell ihre
                              									Maschine für wenig abänderungsbedürftig; wie weit das zutrifft, muſs natürlich die
                              									Praxis entscheiden. Nach der genannten Quelle soll das Ergebniſs betreffs des
                              									Aussehens der Wolle und der Erhaltung des Stapels ein völlig befriedigendes sein,
                              									bei einer Quantität von etwa 120 Flieſse in der Stunde. Sehr erwünscht wären indeſs
                              									auch Angaben über die Kosten des Betriebes. Vielleicht ist es dieser Maschine, deren
                              									Ausführung die Firma Puller, Tike and Gill in Leeds
                              									übernommen haben, beschieden, die Frage des Waschens der Wolle mittels flüchtiger,
                              									fettlösender Substanzen zu lösen bezieh. ihrer Lösung näher zu führen.
                           
                              
                                 Kn.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               

