| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 19 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 279
                           								S. 300.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Die künstliche Darstellung der Zuckerarten. Den
                              									epochemachenden Arbeiten Fischer's auf diesem Gebiete,
                              									welche in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft veröffentlicht sind und auf die wir hier schon wiederholt
                              									hingewiesen haben, entnehmen wir noch die auf S. 20 stehende Uebersichtstabelle,
                              									welche die bisher erhaltenen Resultate veranschaulicht. In der Tabelle bedeutet i
                              										= optisch inactiv, l = lävo, d = dextro.
                           Weitere Studien in der Zuckergruppe veröffentlicht Fischer an der angeführten Stelle 1890 S. 930, woselbst
                              									er auch Vorschläge zu einer rationelleren Nomenclatur für die Zuckergruppe
                              									macht.
                           Synthese des Traubenzuckers. E. Fischer ist es gelungen,
                              									die in seiner Arbeit über die Synthese der Mannosen und Lävulose erwähnte δ-Mannonsäure und die Glukonsäure durch Erhitzen mit
                              									Chinolin auf 140° in einander umzuwandeln und die Glukonsäure mittels Natriumamalgam
                              									in Traubenzucker überzuführen. Nach den bedeutsamen Entdeckungen Fischer's ist es nun also möglich, vom Formaldehyd
                              									ausgehend bis zum Traubenzucker zu gelangen. (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 S. 799.)
                           Weitere Beiträge zur Kenntniss der Melitriose und der
                                 										Melibiose von C. Scheibler und H. Mittelmeier. Aus ihren Versuchen schliessen die
                              									Verf., dass die Melibiose neben ihrer Aldehydnatur den Charakter eines achtwerthigen
                              									Alkohols besitzt, die Melitriose dagegen denjenigen eines elfwerthigen Alkohols.
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1890 Bd. 23 S. 1438.)
                           Ueber kohlenstoffreichere Zuckerarten aus der Mannose
                              									von E. Fischer und Fr.
                                 										Passmore. In einer Arbeit in den Berichten der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 S. 2226, beschreiben die
                              									Verf. die Darstellung mehrerer derartiger Producte mittels Anlagerung von Blausäure.
                              									(Vgl. 1890 275 427.)
                           Ueber das Hexachlorhydrin des Mannits von L. Mourgues. (Comptes
                                 										rendus, 1890 Bd. 3 S. III.)
                           Eine von Jungfleisch herrührende Methode zur Darstellung von Lävulose theilt Weizsacker im Journ. Fabr. Sucre, 1890 Bd. 31
                              									S. 34, mit.
                           Die Darstellung der Pentacetyllävulose ist E. Erwig und W. König
                              									gelungen. Diese Verbindung ist ein Beweis für die Fünfatomigkeit der Lävulose. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890
                              									Bd. 23 S. 672.)
                           Arabinon, C10H18O9, das Saccharon der Arabinose hat O'Sullivan durch Einwirkung ganz verdünnter Schwefelsäure auf die Säuren
                              									sowohl der linksdrehenden Gummiarten wie des rechtsdrehenden Geddagummis erhalten;
                              										αD
                              									= 198,5, Reductionsvermögen αk = 58,8. Bei halbstündigem
                              									Kochen mit 2procentiger Schwefelsäure geht das Arabinon in Arabinose über. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 S.
                              									244.)
                           Stachyose, ein neues krystallisirtes Kohlehydrat, haben
                              										A. v. Planta und E.
                                 										Schulze aus den Knollen von Stachys tubifera dargestellt. Dasselbe ist in
                              									Wasser leicht löslich, zeigt eine specifische Rechtsdrehung von 148, reducirt Fehling'sche Lösung nicht, aber nach dem Invertiren
                              									sehr stark. Die Stachyose ist ziemlich ähnlich dem Laktosin, jedoch nicht damit
                              									identisch. (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1890 S. 1692.)
                           Untersuchungen über die Kohlehydrate des Pfirsichgummis
                              									hat W. E. Stone ausgeführt. (American Chem. Journ., Bd. 12 S. 435.)
                           Ueber Multirotation oder sogen. Birotation und Halbrotation
                                 										der Zuckerarten veröffentlichen E. Parkus und
                              										B. Tollens Untersuchungen in den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 257 S. 160. Es
                              									wurden gefunden:
                           
                              
                                 
                                 αD =
                                    											Anfangsdrehung
                                 Bleibende Drehung
                                 
                              
                                 Dextrose
                                 105,16
                                   52,49
                                 
                              
                                 Xylose
                                   78,61
                                   19,22
                                 
                              
                                 ArabinoseMilchzucker
                                   82,91
                                   52,53
                                 
                              
                                 Galaktose
                                 117,23
                                   80,39
                                 
                              
                                 Lävulose
                                 104,02
                                   92,25
                                 
                              
                                 Maltoseanhydrid
                                 119,36120,97
                                 136,75136,96
                                 
                              
                                 Maltosehydrat
                                 113,39114,92
                                 130,00–
                                 
                              
                           Eigentliche Birotation, d.h. ein Verhältniss der
                              									Anfangsdrehung
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 280, S. 20
                              α-Akrose (dargestellt aus
                                 										Akroleinbromid, Glycerose und Formaldehyd durch Erhitzen mit essigsaurem
                                 										Phenylhydrazin; i-Phenylglukosazon; durch Spaltung mit Salzsäure; i-Glukoson;
                                 										durch Reduction mit Zink und Essigsäure; i-Lävulose; durch Gährung mit Bierhefe;
                                 										durch Reduction mit Natriumamalgam; I-Lävulose; i-Mannit (α = Akrit); durch
                                 										Oxydation mit Salpetersäure; I-Phenylglukosazon; i-Mannose; durch Oxydation mit
                                 										Brom; i-Mannonsäure; durch Spaltung mit; Strychnin und Morphin; I-Mannonsäure
                                 										(Arabinosecarbonsäure); d-Mannonsäure; durch Reduction; I-Mannose; d-Mannose;
                                 										durch weitere Reduction; durch Phenylhydrazin; I-Mannit; d-Mannit;
                                 										d-Phenylglukosazon; durch Salzsäure; d-Glukoson; Isoglukosamin; durch salpetrige
                                 										Säure; d-Lävulose.
                              
                           zur bleibenden Drehung von 2 : 1, zeigt daher nur die
                              									Dextrose.
                           Alkoholische Gährung des Invertzucker von U. Gayon und C. Dubourg.
                              									Während die meisten Hefearten vom Invertzucker die Dextrose in viel stärkerem Masse
                              									vergähren, was sich aus der Zunahme der Linksdrehung der Flüssigkeit zu Anfang der
                              									Gährung ergibt, haben die Verf. Hefen gefunden, welche sich umgekehrt verhalten.
                              									Eine der wirksamsten derselben ist eine Art von Saccharomyces exiguus, die auch
                              									invertirend wirkt, (Comptes rendus, Bd. 110 S.
                              									865.)
                           Die Umwandelungsproducte der Stärke. In The Brewing Trade Review veröffentlicht Morris, der durch seine früheren Arbeiten auf diesem
                              									Gebiete bekannte Forscher, eine umfangreiche Abhandlung über die
                              									Umwandelungsproducte der Stärke durch die Diastase. Ein ausführliches Referat über
                              									diese Arbeit bringt Windisch in sechs Aufsätzen in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 185,
                              									199, 213, 221, 235 und 291. Der Raum verbietet es uns, diese Arbeit hier so
                              									ausführlich wiederzugeben, wie es die Bedeutung derselben für die Gährungschemie
                              									erheischte; wir müssen uns auf das Folgende beschränken. Der Verf. bringt zunächst
                              									eine historische Uebersicht aller auf diesem Gebiete seit dem Jahre 1811
                              									ausgeführten bedeutenderen Untersuchungen. Hieran schliessen sich die eigenen
                              									Arbeiten des Verf., welche derselbe, zum Theil in Gemeinschaft mit Brown, zur Klarstellung des Umwandelungsprocesses
                              									ausführte, und welche unter anderem auch die Isolirung eines Umwandelungsproductes,
                              									dessen Existenz die Beobachtungen des Verf. vermuthen liessen, zum Gegenstand
                              									hatten. Der Verf. gibt diesem Producte die Bezeichnung Maltodextrin, obgleich
                              									dasselbe wesentlich andere Eigenschaften zeigte, als der von Herzfeld dargestellte, mit diesem Namen belegte Körper. Das von dem Verf.
                              									in Gemeinschaft mit Brown dargestellte Maltodextrin
                              									(vgl. Journ. Chem. Soc., 1885 S. 562 und 1889 S. 465)
                              									ist optisch activ, hat ein Reductionsvermögen gegen Kupferlösung, welches einem
                              									Gemisch von Maltose und Dextrin entspricht, ist in Alkohol löslich, durch die
                              									gewöhnlichen Mittel nicht in seine Bestandtheile, Maltose und Dextrin, zerlegbar und
                              									so beständig, dass es mit Hefe nicht vergährt. Dagegen wird es durch eine geringe
                              									Menge eines kalten Malzauszuges vollständig in krystallisirbare und vergährbare
                              									Maltose übergeführt. Die Analyse ergab folgende Zahlen:
                           [α]j0,00386 = 193,6°. K0,00386 = 20,7°.
                           Diese Zahlen entsprechen genau einem Gemisch von 33,9 Proc. Maltose und 66,1 Proc.
                              									Dextrin. Bei der Annahme, Maltodextrin sei eine Verbindung von Maltose mit Dextrin,
                              									ist die einfachste Formel, welche ihm beigelegt werden kann:
                           
                              \left\{{\mbox{C}_{12}\mbox{H}_{22}\mbox{O}_{11}\
                                 										}\atop{(\mbox{C}_{12}\mbox{H}_{20}\mbox{O}_{10})_2}
                              
                           d.h. eine Maltosegruppe ist mit zwei Dextringruppen verbunden,
                              									wobei jede Gruppe ihr optisches Drehungsvermögen und ihr Kupferreductionsvermögen
                              									beibehält. Eine solche Verbindung würde [α]j0,00386 = 193,1° und
                              										K0,00386 = 21,1° haben, während für die
                              									dargestellte Substanz [α]j0,00386 = 193,6° und K0,00386 = 20,7° ermittelt wurde; die
                              									Uebereinstimmung ist daher eine ausgezeichnete. Dass das Maltodextrin die obige
                              									Formel thatsächlich besitzt, haben Brown und Morris neuerdings durch Bestimmung des
                              									Molekulargewichtes nach der Methode von Raoult
                              									dargethan; sie fanden dasselbe zu 965, während die Formel 990 verlangt (vgl. auch
                              									1890 275 132 die Untersuchung über Nägeli's Amylodextrin). Um die Gegenwart dieses Körpers
                              									unter den Umwandelungsproducten erklären zu können, war eine Aenderung der früher
                              									von Brown und Morris
                              									aufgestellten Theorie nothwendig. Die weiteren Versuche, insbesondere die
                              									Bestimmungen der Molekulargrösse der löslichen Stärke und der verschiedenen Dextrine
                              									und die dabei gemachten Beobachtungen scheinen fast alle dafür zu sprechen, dass die
                              									sogen. höheren und niederen Dextrine nicht eine polymere Reihe bilden, sondern dass
                              									vielmehr nur ein Dextrin existirt. Die Zusammenfassung
                              									aller bei der Untersuchung festgestellten Thatsachen im Zusammenhalt mit der
                              									Erkenntniss, dass bei unterbrochenen Stärkeumwandelungen verschiedene Substanzen mit
                              									den Eigenschaften des Maltodextrins, aber von verschiedener Zusammensetzung,
                              									entstehen, Substanzen, die von den Verf. mit dem Namen Amyloine belegt werden,
                              									veranlasste Brown und Morris, folgende Theorie für die Umwandelung der Stärke durch die Diastase
                              									aufzustellen.
                           Man kann sich denken, dass das Stärkemolekül aus vier Amylingruppen besteht, die um
                              									eine fünfte ähnliche Gruppe, die einen molekularen Kern repräsentirt, gelagert sind. Die erste
                              									Wirkung der Diastase besteht darin, dass sie diese Gruppen aus einander bricht und
                              									alle fünf Amylingruppen in Freiheit setzt. Der centrale Amylinkern widersteht einem
                              									weiteren Einflüsse des hydrolysirenden Mittels und bildet das beständige Dextrin der
                              									Gleichung Nr. 8.
                           
                              
                                 10C12H20O10
                                 + 8H2O =
                                 8C12H22O11
                                 + 2C12H20O10
                                 
                              
                                 
                                    Stärke
                                    
                                 
                                 
                                    Maltose
                                    
                                 
                                    Dextrin
                                    
                                 
                              
                           Die vier anderen angelagerten Amylingruppen sind im Stande, wenn sie in Freiheit
                              									gesetzt werden, rasch und vollständig durch allmähliche Hydrolyse durch eine Reihe
                              									von Amyloinen in Maltose übergeführt zu werden, deren Anzahl nur durch die Grösse
                              									der ursprünglichen Amylingruppen begrenzt ist. Es erscheint höchst wahrscheinlich,
                              									dass die äusseren, angelagerten Amylingruppen als solche nicht existiren können,
                              									sondern unmittelbar nach der Trennung vom Centralkerne theilweise hydrolisirt
                              									werden, indem sie dabei in Amyloine vom möglichst höchsten Typus übergehen. Bei
                              									weitergehenden Conversionen findet eine allmähliche Hydrolyse dieser hohen Amyloine
                              									statt, die so lange weiter geht, bis das Ende erreicht ist, wenn alle vier
                              									angelagerte Amylingruppen in Maltose übergeführt sind und die fünfte Gruppe, der
                              									Kern des ursprünglichen Moleküls, das restirende Dextrin bildet. Die weitere
                              									Hydrolyse der Amyloine findet unzweifelhaft in der Weise statt, dass die
                              									ursprünglichen Gruppen in kleinere Complexe zerlegt werden, wie es bei der Bildung
                              									des Maltodextrins zu Tage tritt. Der Process kann durch folgende Gleichungen
                              									ausgedrückt werden, wobei n die Anzahl der Amylingruppen darstellt, die in
                              									Amyloingruppen übergeführt werden, und m die Anzahl der unveränderten Amylingruppen.
                              									Die Summe von m und n in diesen Gleichungen muss natürlich 20 betragen, die Anzahl
                              									der Amylingruppen in jedem Complexe. Zunächst können wir das früheste Stadium der
                              									Hydrolyse durch folgende Gleichung ausdrücken:
                           Textabbildung Bd. 280, S. 21 Bei einem dazwischen liegenden Punkte der Hydrolyse ist die Reaction
                              									wahrscheinlich durch folgende Gleichung ausgedrückt:
                           Textabbildung Bd. 280, S. 21 Diese Theorie scheint alle bekannten Thatsachen über die Umwandelung der
                              									Stärke zu umfassen und zu erklären, sie befähigt uns, einzusehen, warum es unmöglich
                              									ist, die ganze bei einer beschränkten Conversion gebildete Maltose, sei es durch
                              									Losen in Alkohol oder durch Gährung, zu trennen, sie bietet auch eine vollständige
                              									Erklärung der beobachteten Thatsachen in Verbindung mit dem theilweisen Abbau der
                              									Stärke und anderen Fragen ähnlicher Natur.
                           Im Anschlusse hieran sei noch eine Untersuchung von G.
                                 										Flourens erwähnt (Comptes rendus, 1890 Bd. 110
                              									S. 1204), welcher die Umwandelungsproducte
                                 										stärkemehlhaltiger Stoffe
                              									durch Säuren untersuchte und dabei zu dem
                              									Resultate kam, dass auch hierbei nur ein einziges Dextrin entsteht, welches ein sehr
                              									hohes, demjenigen der löslichen Stärke sich näherndes Rotationsvermögen besitzt.
                              									Maltose entsteht durch die Einwirkung der Säuren nicht. (Nach Chemiker-Zeitung, 1890, Repertorium S. 201.)
                           Zur Kenntniss der Kohlehydrate von A. Wohl. Der Verf. untersuchte den Einfluss der
                              									Concentration der Säure und der Zuckerlösung auf die Inversion des Rohrzuckers, der
                              									Stärke und des Inulins. (Berichte der deutschen, chemischen
                                 										Gesellschaft, 1890 Bd. 23 S. 2084.)
                           Ueber das Verhalten verschiedener Hefearten gegenüber den
                                 										Dextrinen des Honigs und des Kartoffelzuckers stellte Ed. v. Raumer Versuche an (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 S. 421), welche zeigten, dass das
                              									Vermögen der Hefearten, Dextrine zu vergähren, ein sehr verschiedenes ist. Weinhefe
                              									greift das Dextrin kaum an, Bierhefe steht in der Mitte, Presshefe vergährt die
                              									Dextrine des Honigs leicht und ist auch im Stande, von den Dextrinen des
                              									Kartoffelzuckers viel grössere Mengen zu vergähren als Bierhefe.
                           Die Untersuchungen Lintner's über die Einwirkung von Diastase auf unverkleisterte Stärke (vgl. 1890 277 138) hat Paul Paccaud
                              									durch Prüfung der Mais-, Roggen- und Haferstärke ergänzt und hat dabei gefunden,
                              									dass von 100 Th. Stärketrockensubstanz umgewandelt wurden:
                           
                              
                                 Von
                                 Bei 50°
                                 55°
                                 60°
                                 65°
                                 70°
                                 
                              
                                 Maisstärke
                                   2,7
                                 –
                                 18,5
                                 54,6
                                 93,3
                                 
                              
                                 Roggenstärke
                                 25,2
                                 –
                                 93,7
                                 94,5
                                 –
                                 
                              
                                 Haferstärke
                                   9,4
                                 48,5
                                 92,5
                                 93,4
                                 –
                                 
                              
                           (Mittheilung von C. J. Lintner in
                              									der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 310.)
                           Untersuchungen über das Diastaseferment veröffentlicht
                              										G. Krabbe in einer umfangreichen Abhandlung in Pringsheim's Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik,
                              									Bd. 21 Heft 4. Wir müssen uns auf die Wiedergabe der folgenden Resultate
                              									beschränken. 1) Die Diastase ist ausser Stande, in der Form zu wandern, in der sie
                              									Stärke in Zucker verwandelt. Um eine Wanderung der Diastase zu ermöglichen, muss sie
                              									zuvor irgend eine chemische Veränderung erfahren, um sodann am Orte ihrer
                              									Wirksamkeit restituirt zu werden. 2) Es lässt sich aber wohl mit ziemlicher
                              									Wahrscheinlichkeit behaupten, dass die Diastase überhaupt nicht wandert, sondern
                              									direct am Orte ihrer Wirksamkeit entsteht. Diese Diastasebildung erfolgt im
                              									Endosperm der Getreidesamen erst in Folge irgend eines Reizes von Seiten des
                              									Keimlings.
                           Invertase nennen O'Sullivan
                              									und Fred. W. Thompson ein Ferment, welches sie aus
                              									Gerste darstellten und welches in Mengen von 2 bis 6 Proc. der Trockensubstanz der
                              									Gerste darin enthalten sein soll. Das Ferment besitzt in hohem Grade das Vermögen,
                              									Rohrzucker zu hydrolysiren (nach Chem. Centralblatt,
                              									1890 Bd. 2 S. 561).
                           Ueber das Ferment der Milchsäuregährung in der Milch von
                              										G. Kabrehl. Der Verfasser ist der Ansicht, dass
                              									seine Hypothese, nach welcher die sich bildende Milchsäure durch das Casein und
                              									andere in der Milch vorhandene Eiweissstoffe gebunden wird, wodurch ihre hemmende
                              									Einwirkung auf den weiteren, von den Mikroorganismen abhängigen Gährungsvorgang
                              									beseitigt wird, den bisherigen Erfahrungen am besten entspricht (nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 339; vgl. auch
                              									1890 277 184).
                           
                           Ueber die Wirkungsart der ungeformten Fermente von
                              										L. de Jager (Archiv für
                                 										pathol. Anat., Bd. 121 S. 182, und Centralblatt für
                                 										die medicin. Wissensch., Bd. 28 S. 49).
                           Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften der Milch
                              									berichtet Tokker im Centralblatt für die medicin. Wissenschaften, Bd. 28 S. 127. Danach
                              									besitzt die Milch, wenn auch in geringerem Grade, dieselbe Wirkung wie das Blutserum
                              									(vgl. 1890 277 185).
                           Ueber die Fermentwirkung von Bakterien veröffentlichen
                              										T. Lauder Brunton und A.
                                 										Macfadyen Untersuchungen in Proc. of the Royal Soc.
                                 										of London, Bd. 46 S. 542. Die von den Verfassern untersuchten Bakterien
                              									schieden Enzyme aus, welche peptonisirende und diastatische Eigenschaften besassen.
                              									Weitere Untersuchungen darüber siehe Centralblatt für
                                 										Bakterien- und Parasitenkunde, Bd. 8 S. 203.
                           Ueber die Einwirkung des Ozons auf Bakterien von H. J. Oberdörffer, ebendaselbst Bd. 7 S. 350.
                           Untersuchungen über Bakteriengifte von L. Brieger und Carl
                                 										Fränkel (Chem. Centralblatt, 1890 Bd. 1 S.
                              									807).
                           Ueber den Einfluss der Ventilation auf in der Luft
                                 										suspendirte Mikroorganismen hat Richard Stern
                              									Versuche ausgeführt, aus denen hervorgeht, dass eine schnelle und vollständige
                              									Fortführung der Keime aus der Luft nur durch starken Zug möglich ist (Zeitschrift für Hygiene, 1889 S. 744).
                           Ueber die Wirkungsweise der Gerinnungsfermente von J. Latschenberger (Chem.
                                 										Centralblatt, 1890 Bd. 1 S. 913; vgl. auch 1890 275 140).
                           Ueber die wahre Natur des Gummifermentes veröffentlicht
                              										P. Reinitzer Untersuchungen in der Zeitschrift für physiol. Chemie, 1890 Bd. 14 S.
                              									453.
                           Ueber die Saccharinfrage referirte R. Kaiser in der Freien
                                 										Vereinigung bayerischer Vertreter der angewandten Chemie. Er kommt zu
                              									ähnlichen Schlüssen wie Jessen und Lehmann (vgl. 1890 277
                              									187).
                           Beiträge zur Kenntniss von der Wirksamkeit des
                                 										Saccharins veröffentlicht H. Paschkis in der
                              										Wiener med. Wochenschrift, Bd. 40 S. 345 und
                              									388.
                           Ueber Zusammensetzung und Anwendbarkeit des käuflichen
                                 										Saccharins von E. Salnowski. (Archiv für pathol. Anat., Bd. 120 S. 325.)
                           Die Wirkung des Saccharins auf die Verdaulichkeit der
                                 										Eiweissstoffe durch Magensaft prüfte auch A.
                                 										Stutzer. Er fand eine hemmende Wirkung, will daraus aber nicht Folgerungen
                              									für den praktischen Gebrauch des Saccharins ziehen, da die Menge beim Genüsse und
                              									die Individualität dabei in Frage kommen. (Landw.
                                 										Versuchsstationen, Bd. 38 S. 63.)
                           Ein neuer Süssstoff, das Methylsaccharin, ist nach einem
                              									Patentberichte von H. Kronberg der Badischen Anilin- und Sodafabrik patentirt. Das
                              									Wesentliche, was diesem wie dem gewöhnlichen Saccharin die enorme Süssigkeit
                              									verleiht, ist der Atomcomplex \left. {\mbox{SO}_2}\atop{\mbox{CO}\ } \right
                                 										\mbox{NH} in Orthostellung. Das Methylsaccharin ist in kaltem Wasser
                              									schwer, in heissem leichter löslich, es hat den Schmelzpunkt 246. (Deutsche Zuckerindustrie, Bd. 14 S. 1190.)
                           Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von
                                 										Spiritusmischungen. Zwei weitere Fehler (vgl. 1890 277 188) in der Tafel – rother Umschlag –
                              									sowohl, wie in der Anleitung – grüner Umschlag –
                              									berichtigt die Verlagsbuchhandlung von J. Springer
                              									bezieh. die Normalaichungscommission. Auf S. 79 –
                              									Tafel 2 – gehört zu einem Nettogewicht von 38 k und einer, wahren Stärke von 51,5
                              									Proc. ein Gehalt von 24,7 l reinen Alkohols und nicht
                              									von 34,7 1. Auf S. 93 muss zu einem Nettogewicht von 58
                              									k und 66,8 Proc. Stärke ein Gehalt von 48,9 l anstatt
                              									49,9 1 verzeichnet werden. (Nach Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 171 und 221.)
                           Untersuchungen über denaturirten Branntwein. Der bereits
                              									im vorigen Abschnitte erwähnten Arbeit von Carl
                                 										Windisch über diesen Gegenstand entnehmen wir hier nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 254, noch
                              									das Folgende. Nach Beschluss des Bundesrathes ist für zur Denaturirung oder zur
                              									Ausfuhr bestimmten Branntwein die Steuerrückvergütung bezieh. die Abgabenfreiheit
                              									nur zu gewähren, wenn der Branntwein keinen grösseren Fuselgehalt als 2 Gew.-Proc.
                              									der in ihm enthaltenen Mengen reinen Alkohols enthält. Windisch untersuchte 183 zur Denaturirung gestellte Branntweine; weitere
                              									86 Proben wurden von H. Herzfeld untersucht. Das
                              									Gesammtresultat dieser 273 Proben war, dass aufwiesen:
                           
                              
                                 einen
                                 Fuselgehalt
                                 unter 1
                                 Vol.-Proc.
                                 224
                                 Proben
                                 =
                                 82,05
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 von 1 bis 2
                                 „
                                 32
                                 „
                                 =
                                 11,72
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 über 2
                                 „
                                 17
                                 „
                                 =
                                 6,23
                                 „
                                 
                              
                           woraus sich ergibt, dass bereits vor Erlass des
                              									Bundesrathsbeschlusses fast 94 Proc. den Anforderungen genügt haben. In der Arbeit
                              									wird weiter die hygienische Seite der Frage, insbesondere die Schädlichkeit
                              									grösserer Mengen Fusel im Brenn- und Polirspiritus erörtert, ferner der
                              									steuerfiscalische Standpunkt berührt, indem darauf hingewiesen wird, dass bei
                              									Gegenwart von Fuselöl das Alkoholometer einen zu hohen Gehalt anzeigt und dass
                              									dieses scheinbare Mehr eine doppelte Steuerfreiheit, einmal als „Abgang“ und
                              									zweitens unter der Bezeichnung „Alkohol“ geniesst.
                           Verordnungen über die Verwendung von denaturirtem, durch
                                 										Destillation renaturirtem Branntwein hat das Finanzministerium erlassen
                              										(Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S.
                              									261).
                           Untersuchungen über den Fuselgehalt und die sonstige
                                 										Beschaffenheit von Branntweinen des Kleinbetriebes theilt Behrend, Hohenheim, in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 273, mit. Durch diese
                              									Untersuchungen sollte ermittelt werden, wie sich der Fuselgehalt der Branntweine aus
                              									einerseits primitiv, andererseits besser eingerichteten Brennereien stellt, ferner,
                              									welche Unterschiede in der Reinheit der Branntweinarten, die aus verschiedenartigen,
                              									theils stärkemehl-, theils zuckerhaltigen Rohmaterialien hergestellt werden,
                              									bestehen. Wir können hier auf die umfangreiche Arbeit; welche das Resultat von 40
                              									eingehend untersuchten Proben bringt, woran sich Erörterungen über
                              									Betriebsergebnisse, Fabrikationsweise u.s.w. schliessen, nur hinweisen.
                           Ueber eine eingehende Untersuchung von Fuselöl berichten
                              										J. H. Long und Comp., E. Linebarger in Chem. News, 61. 185.
                           Ueber die Gegenwart des Furfurols in käuflichen
                                 										Alkoholen machte Lindet der Pariser Akademie
                              									der Wissenschaften Mittheilungen, über welche die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 243, nach Distillerie Francaise berichtet. Der Verfasser
                              									beobachtete stets Furfurol in Alkoholen, welche über freiem Feuer destillirt waren
                              									oder bei welchen die Verzuckerung durch Säuren stattgefunden hatte, und erklärt dieses
                              									Auftreten des Furfurols im ersteren Falle durch eine am Boden der Destillirblase
                              									sich vollziehende partielle Röstung, im zweiten Falle hält er das Furfurol für ein
                              									Product der Einwirkung der Säuren auf die Getreidehülsen. Ein Versuch bestätigte
                              									diese letztere Ansicht, denn es gelang dem Verfasser, beim Behandeln von ganzen
                              									Getreidekörnern oder von Maiskleie mit 5procentiger Schwefelsäure oder 10procentiger
                              									Salzsäure bei 130° in den verzuckerten Maischen selbst vor der Gährung beträchtliche
                              									Mengen Furfurol nachzuweisen. Kleine Mengen Furfurol finden sich auch in mit
                              									Malzdiastase invertirten Maischen. Hier führt Lindet
                              									die Entstehung des Furfurols auf die Einwirkung der Milchsäure zurück, die zwar
                              									weniger energisch, aber in derselben Art wie die Mineralsäuren wirkt. Nach den
                              									Versuchen des Verfassers ist der Schluss statthaft, dass nicht alle
                              									Handelsbranntweine Furfurol enthalten, dass das Furfurol eine zufällige
                              									Verunreinigung, nicht aber ein normales Product der Gährung, etwa wie Glycerin oder
                              									Bernsteinsäure, ist.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)