| Titel: | H. Hattemer's Blockbefehlstellen und Verschiebgleismelder auf Bahnhöfen. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 35 | 
| Download: | XML | 
                     
                        H. Hattemer's Blockbefehlstellen und
                           								Verschiebgleismelder auf Bahnhöfen.
                        Mit Abbildungen.
                        Hattemer's Blockbefehlstellen und Verschiebgleismelder auf
                           								Bahnhöfen.
                        
                     
                        
                           Die fortschreitende Verdichtung des Verkehrs auf den grösseren Bahnen hat
                              									unwiderstehlich zur allgemeinen Annahme der Blockanlagen und der selbsthätigen
                              									Kuppelung der Fahrsignale mit den Weichen geführt. Da ja die Grundsätze für
                              									derartige Sicherungsanlagen im Allgemeinen feststehen, so beziehen sich die jüngeren
                              									Neuerungen auf diesem Gebiete auf Abweichungen in der Durchbildung der Einzelheiten,
                              									in der Form und in der Wahl des Baustoffes und in der mehr oder minder
                              									scharfsinnigen Anpassung an den „besonderen Fall“. Wenn solche Abweichungen
                              									durch vorausgegangene Erfahrungen veranlasst wurden, verdienen sie zweifelsohne die
                              									Beachtung der betheiligten Kreise, noch mehr jedoch jene Vorrichtungen, welche für
                              									neue Zwecke oder in verbesserter Form auftauchen und nicht eigentlich
                              									Sicherungsvorrichtungen, sondern Mittel zur Förderung und Erleichterung des äusseren
                              									Dienstes sind.
                           Die nachfolgenden beiden neuen Einrichtungen, welche nach den Entwürfen des
                              									Eisenbahntelegrapheninspectors H. Hattemer im
                              									Eisenbahndirectionsbezirke Berlin eingeführt wurden und bereits seit längerer Zeit
                              									mit bestem Erfolge in Verwendung stehen, hat der Oberingenieur a. D. L. Kohlfürst kürzlich im Organ
                                       										für Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1890 Bd. 27 * S. 183,
                              									beschrieben.
                           
                        
                           1) Die Blockbefehlstellen auf
                                 										Bahnhöfen.
                           Den Stationsblock bedient entweder unmittelbar der Stationsbeamte, welcher den
                              									äusseren Dienst leitet, oder unter seiner Aufsicht der Telegraphenbeamte. Letzteres
                              									ist bekanntlich auf allen ausgedehnteren Bahnhöfen der Fall, wo schon der
                              									Geschäftsandrang an sich eine Arbeitstheilung bedingt; die Blockbedienung darf dabei
                              									nicht, auch nicht einmal für einzelne Fälle, dem eigenen Ermessen des
                              									Telegraphenbeamten überlassen werden; ebenso sollte es ferner eigentlich
                              									grundsätzlich vermieden werden, dass sich der Stationsbeamte damit behilft,
                              									dass er dem Telegraphenbeamten gewisse Aufträge im Voraus, bezieh. unter gewissen
                              									Voraussetzungen oder Bedingungen mittelbar oder unmittelbar zukommen lässt. Wenn
                              									also der verantwortliche Stationsbeamte nicht eigenhändig den Stationsblock bedient,
                              									so sollte er bei jeder Bedienung im Telegraphenbureau persönlich anwesend sein, um
                              									sich von dem genauen Vollzuge seines Befehles untrüglich überzeugen zu können. Da
                              									jedoch vielfache und wichtige Obliegenheiten – sei es z.B. die Ueberwachung des
                              									Verschiebgeschäftes, für das ja oft die Zeit bis zur letzten Minute vor der
                              									Zugeinfahrt ausgenutzt werden muss, sei es die Vergewisserung über irgend einen
                              									Umstand, von dem die Zulässigkeit einer Ein- oder Ausfahrt abhängt, seien es andere
                              									Vornahmen – die persönliche Anwesenheit des Stationsbeamten an Punkten des
                              									Bahnhofes, die mitunter weit vom Telegraphenbureau entfernt sind, erheischen, so
                              									geräth dieser Beamte nicht selten in die missliche Lage, dass er entweder das
                              									äussere Geschäft früher, als es wünschenswerth wäre, unterbrechen muss, oder aber
                              									trotz aller Eile nicht rechtzeitig für die fälligen Züge zur Blockbedienung im
                              									Telegraphenbureau eintrifft. Dieser Uebelstand vermag eine gewisse lästige
                              									Beschränkung der Geschäftsabwickelung, möglicher Weise auch Verzögerungen im
                              									Zugverkehre und schliesslich eine vorzeitige Dienstuntauglichkeit der Beamten mit
                              									sich zu bringen, seine dunkelste Schattenseite liegt indessen darin, dass er den
                              									Stationsbeamten – und zwar den eifrigsten am ehesten – hinsichtlich der
                              									Blockbedienung nur zu leicht zu gewagten, dienstwidrigen Nothbehelfen verleitet, wie
                              									sie oben angedeutet wurden.
                           Auf die Beseitigung dieses Uebelstandes zielte die Anwendung der Zustimmungscontacte (vgl. 1888 268 205) durch Dr. R. Ulbricht hin, welche
                              									sich seither bei den sächsischen Bahnen sehr gut bewährt haben.
                           Der nämliche Grundgedanke ist in verwandter, aber doch wieder abweichender, sowie zum
                              									Theile einfacherer Weise im Bezirke der königl. Eisenbahndirection Berlin bei
                              									Einrichtung von „Blockbefehlstellen“ auf den Bahnhöfen
                              									Johannisthal-Niederschönweide (eine Befehlstelle), Cottbus (zwei Befehlstellen),
                              									Ruhbank (eine Befehlstelle) und Dittersbach (drei Befehlstellen) verwerthet
                              									worden.
                           Der Aufstellungspunkt der Blockbefehlstelle auf dem Bahnhofe wird selbstverständlich
                              									in genauer Berücksichtigung des örtlichen Bedürfnisses gewählt. Jede besteht aus so
                              									vielen ganz einfachen, nach Art eines Thürschlosses ausgeführten Umschaltern, als
                              									blockirte Einfahrten vorhanden sind. Die Achse des Contactarmes jedes Umschalters
                              									steht durch eine besondere Telegraphenleitung mit dem zugehörigen Felde des
                              									Stationsblockes in Verbindung; der Arm liegt in seiner Ruhelage auf einem isolirten
                              									Amboss, so dass an dieser Stelle der Weg der für Freigabe der Station zu
                              									entsendenden Ströme unterbrochen ist. Erst wenn der Arm mittels eines eigenen
                              									passenden Schlüssels umgedreht wird, entsteht eine leitende Verbindung zur Erde, und
                              									nunmehr ist erst die Entsendung der Ströme für die Freigabe möglich. Auf der
                              									Umschalterachse sitzt noch ein bemalter Blechausschnitt, der hinter einem oberhalb
                              									des Schlüsselloches liegenden kreisrunden Ausschnitte der vorderen Schlossplatte
                              									sichtbar ist und bei der Ruhelage des Umschalters roth, bei der Arbeitslage weiss
                              									zeigt.
                           
                           Sofern der äussere Dienst im Bahnhofe stets nur durch einen Stationsbeamten
                              									ausgeübt wird, ist zu sämmtlichen Umschaltschlössern nur ein Schlüssel vorhanden.
                              									Ist dagegen der Dienst unter zwei Stationsbeamte vertheilt, so sind für die
                              									Blockbefehlstellen der beiden getrennten Dienstbezirke auch zwei verschiedene
                              									Schlüssel vorhanden, welche sich hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit gegenseitig
                              									ausschliessen.
                           Die einzelnen Umschaltschlösser einer Befehlstelle sind in einer Säule über einander
                              									angeordnet; sie sind gemeinschaftlich in einem mit einer Thür versehenen, aus
                              									Eisenblech hergestellten Schutzkasten untergebracht und durch Plombenverschluss
                              									gegen Oeffnung durch Unbefugte verwahrt; ihnen wird ein Wecker W und ein Anruftaster T
                              									beigegeben (Fig. 1).
                           Im Telegraphendienstraume ist unmittelbar neben dem Stationsblocke gleichfalls ein
                              									Umschalterschloss eingeschaltet, welches sämmtliche zu dem nämlichen Schlüssel
                              									gehörigen Einfahrten oder Ausfahrten umfasst, damit der Stationsbeamte, falls er
                              									sich zur Zeit eines zu entsendenden Freigabeauftrages im Dienstraume befindet,
                              									diesen nicht erst behufs Befehlsertheilung verlassen muss.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 36Fig. 1.Hattemer's Stromlaufanordnung für die Einfahrt. Aus Fig. 1 erhellt das Nähere über die
                              									Stromlaufanordnung für eine Einfahrt. Vorausgesetzt ist die Benutzung der
                              									Blockapparate von Siemens und Halske (vgl. 1874 213 * 89. 1880 235 * 195. 1888
                              										268 * 207). Weckerströme, wie Freigabeströme, welche
                              									vom Bahnhofsabschlussblocke A abgesendet werden,
                              									gelangen unbehindert auf ihrem gewöhnlichen Wege aus der Leitung L zum Stationsblocke C,
                              									und zwar über den Anruftaster T, den Elektromagnet M, den Contact ab und
                              									durch den Wecker W zur Erde E, ohne irgendwie von den Umschaltschlössern beeinflusst zu werden. Ebenso
                              									unbeirrt von letzteren bleiben in C die Weckerströme
                              									der Station, welche, von dem Federanschlusse f1 des Inductors J
                              									ausgehend, ihren Weg über den jetzt niedergedrückten Taster T, durch die Leitung L nach A und hier über T1, M1 und W1 zur Erde E1, dann in C von E über den Contact
                              										de zum anderen Pole F
                              									des Inductors J finden.
                           Will jedoch die Station C einen Freigabestrom entsenden,
                              									so muss bekanntlich der bezügliche Druckknopf D
                              									niedergedrückt werden; dadurch werden die während der Ruhelage bestehenden Contacte
                              										ab, de und hi
                              									gleichzeitig gelöst, dafür die drei Arbeitscontacte bc,
                                 										eg, und ij geschlossen. Nunmehr ist, falls
                              									sich sowohl der Schlossumschalter U1 im Dienstraume, als der Schlossumschalter U2 der Befehlstelle P in der gezeichneten Ruhelage befinden, eine
                              									Stromgebung gänzlich unmöglich, denn der jetzt in C von
                              									der Schleiffeder f2 des
                              									Inductors J nach A gehende
                              									Strom könnte seinen Weg aus der Erde E1 nimmer zum zweiten Inductoranschlusse F zurückfinden. Hätte dagegen der Stationsbeamte
                              									z.B. den Schlossumschalter U1 im Dienstraume mit seinem Schlüssel in die Befehlslage gebracht, d.h.
                              									die leitende Verbindung von m1 nach n1
                              									hergestellt, so ist bei niedergedrücktem Blockirknopfe D der erforderliche Stromweg von f2 über c, b, M, T, L,
                                 										T1, M1,
                              									W1, E1, E, n1, m1, p, g, e zum anderen Inductoranschlusse F richtig geschlossen. Ebenso wird die Abgabe des
                              									Freigabestromes ermöglicht, sobald der Stationsbeamte (anstatt U1) den Umschalter U2 der Befehlstelle P umlegt, da dann der Rückweg des Stromes zum
                              									Inductoranschlusse F über E2, T2, W2, m2, n2, L1, i, j, p, g und e offen steht.
                           Soll nun von einer Befehlstelle aus ein Blockbefehl ertheilt werden, so muss der
                              									Stationsbeamte vor allem Anderen mittels seines Schlüssels die Kurbel des
                              									betreffenden Umschalterschlosses U2 bis zu einem Anschlage, d.h. so weit herumdrehen,
                              									dass die Verbindung m2
                              									– n2 hergestellt wird;
                              									dabei wird zugleich die bisherige rothe Farbe des bezüglichen Kastenfensterchens in
                              									Weiss umgewandelt. Die Ertheilung des Auftrages selbst geschieht dann mittels des
                              									Tasters T2. Sobald
                              									nämlich der Schlossumschalter in die Arbeitslage gebracht wird, entsendet die aus
                              									einigen Trockenelementen bestehende, im Telegraphendienstraume C aufgestellte Batterie B
                              									einen Ruhestrom, der vom positiven Pole aus über einen Klopfer K (mit Selbstunterbrechung) in die Erde E und über E2, T2, W2, m2, n2, L1, i und h zum Zinkpole zurückgeht. Für jede Einfahrt ist als
                              									Merkzeichen nur ein Buchstabe festgesetzt, der zur Erinnerung auch auf dem
                              									betreffenden Umschalter deutlich angeschrieben steht, und den der Stationsbeamte mit
                              									Hilfe des Tasters T2 in
                              									Morseschrift abtelegraphirt. Dieses Zeichen wird im Telegraphendienstraume durch den
                              									Klopfer, dessen Ankerklöppel gegen eine in die Seitenwand des Klopfergehäuses
                              									eingesetzte dünne Tannenholzplatte schlägt, deutlich hörbar gemacht. Daraufhin hat
                              									der Telegraphenbeamte die aufgetragene Freigabe auszuführen. Da bei dem
                              									letztbesagten Vorgange die Freigabeströme auch den Wecker W2 der Befehlstelle P durchlaufen und denselben in Thätigkeit bringen,
                              									erhält der Stationsbeamte zugleich Kenntniss und Gewissheit, dass seiner Weisung
                              									entsprochen worden und die Einfahrt nunmehr frei sei. Sollte etwa einmal das
                              									Klopferzeichen falsch verstanden werden, so kann dies selbstverständlich keinerlei
                              									gefährliche Folge haben, sondern der Stationsbeamte würde sich in einem solchen
                              									Falle höchstens durch das längere Ausbleiben des Freigabeweckerzeichens veranlasst
                              									finden, seinen Befehl mittels des Tasters T2 zu wiederholen.
                           An jeder Befehlstelle, mögen sich daselbst auch mehrere Umschaltschlösser befinden,
                              									sind, wie schon früher erwähnt wurde, nur ein Wecker W2, sowie ein
                              									Taster T2 vorhanden und
                              									nöthig, und es werden einfach die Contacte w2 aller Umschalter unter einander bezieh. mit dem
                              									Wecker W2 in gemeinsame
                              									leitende Verbindung gebracht. Desgleichen sind im Telegraphendienstraume für alle
                              									Befehlstellen nur eine einzige Batterie B und nur ein
                              									Klopfer K vorhanden, indem die Contacte h sämmtlicher in Frage kommender Blockfelder in
                              									gemeinsamen Anschluss zur Batterie gebracht werden.
                           Der Stationsbeamte hat nach erfolgtem Vollzuge seines Auftrages den
                              									Umschalterschlüssel wieder an sich zu nehmen; das Abziehen des Schlüssels ist aber
                              									nur möglich, nachdem derselbe gehörig zurückgedreht, d. i. die Bildscheibe wieder
                              										auf Roth
                              									gebracht und der Umschalter in die richtige Unterbrechungslage zurückgestellt
                              									ist.
                           
                        
                           2) Der Verschiebgleismelder.
                           Bei der Errichtung eines Weichenstellwerkes für einen Bahnhof bezieh. Bahnhofstheil,
                              									worin viele Verschiebungen stattzufinden haben (besonders also für Güter- oder gar
                              									für Verschiebbahnhöfe), müssen auch die Mittel und Wege zu der erforderlich
                              									werdenden Verständigung zwischen dem Leiter der Verschiebungen und dem
                              									Stellwerkswärter rechtzeitig beschafft werden, damit nicht zur Zeit der
                              									Inbetriebsetzung des Stellwerkes arge Verlegenheiten auftauchen und – nebenbei
                              									bemerkt – zu Nothbehelfen von fragwürdigem Werthe, oder zu kläglichen Aushilfen
                              									führen. In gewissen Fällen mag eine gut gewählte Verständigungsweise mittels
                              									Zurufen, mittels Hörn, Mundpfeife oder Dampfpfeife u. dgl. dem Zwecke genügen; auf
                              									Bahnhofsstellen, wo regelmässig längere Zeit hindurch verschoben wird, auf
                              									Verschiebbahnhöfen selbst und insbesondere auf Hauptauszieh- und Hauptabrollgleisen
                              									wird sich jedoch immer mehr oder minder das Bedürfniss nach einer festen optischen
                              									oder optisch-akustischen Signalanlage geltend machen.
                           Das Telephon, von dessen Anwendung und Leistung man anfangs nach dieser Richtung hin
                              									die ausschweifendsten Hoffnungen hegte, konnte thatsächlich diesen Zumuthungen nicht
                              									entsprechen. Vielfach griff man zu optischen Signalanlagen; die in der Regel
                              									mechanisch, nämlich durch Drahtzüge betrieben werden.
                           Zu dem Naheliegendsten und Einfachsten würden hier immerhin die elektrischen Zahlen
                              									tafeln nach Art der Haustelegraphen zu zählen sein. Es werden auch derlei
                              									Einrichtungen mehrfach bei französischen Bahnen benutzt; bei uns aber gilt ihre
                              									Anwendung in Anbetracht ihrer Zartheit und der daraus entspringenden
                              									Unzuverlässigkeit ziemlich allgemein als bedenklich oder mindestens als nicht
                              									besonders zweckmässig.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 37Fig. 2.Hattemer's Melder. Nach Art dieser Zahlentafeln eingerichtet, ebenso einfach und handlich,
                              									aber durch zweckmässig abgeänderte, kräftige Ausführung der Zeichen- und der
                              									Tastervorrichtungen vor den Uebeln zu grosser Empfindlichkeit und Unzuverlässigkeit
                              									geschützt, sind die nachstehend zu schildernden Gleismelder. Solche wurden im
                              									Eisenbahndirectionsbezirke Berlin, und zwar zunächst versuchsweise auf dem
                              									Verschiebbahnhofe Johannisthal-Niederschönweide (bei Berlin) ausgeführt und sollen
                              									nunmehr, nachdem sie dort seit längerer Zeit unausgesetzt in Benutzung gewesen sind,
                              									auch auf anderen Verschiebbahnhöfen Anwendung finden.
                           Zunächst jener Stelle des Ausziehgleises, von welcher das Abstossen bezieh. das
                              									Rollenlassen der Wagen erfolgt, befindet sich der „Melder“ (Fig. 2), der durch den Rangirmeister gehandhabt wird.
                              									Ein eiserner Säulenschaft S, durch welchen die
                              									unterirdisch zugeleiteten Telegraphendrähte geführt sind, trägt ein starkes
                              									Blechgehäuse G, dessen Vorderseite durch einen
                              									vorspringenden Blechschirm P noch besonders geschützt
                              									ist und bei Dunkelheit mittels einer vorzuhängenden Laterne L beleuchtet wird. Das Gehäuse G umschliesst
                              									sämmtliche elektrischen Vorkehrungen, nämlich so viele Stromsender und
                              									Zeichenempfänger, als Gleise gemeldet werden sollen, sowie eine Batterie von vier
                              									bis sechs Trockenelementen. In der Vorderwand ist ein verglaster Schlitz nq ausgeschnitten, hinter welchem während der
                              									Gebrauchnahme unter bestimmten Umständen und an verschiedenen Stellen weisse
                              									Vierecke z (Fig. 3), die
                              										„Gleistäfelchen“, sichtbar werden. Die Anzahl der letzteren entspricht
                              									natürlich wieder der Zahl der zu meldenden Gleise und unter jedem ist am Gehäuse ein
                              									entsprechend grosses, mit der Nummer des betreffenden Gleises beschriebenes Schild
                              									angebracht. Zwischen der von den Nummernschildern gebildeten Reihe und dem Schlitze
                              										nq treten in gleicher Anzahl Messingstangen r aus dem Gehäuse vor, welche an ihrem Ende mit
                              									Messingringen versehen sind, ähnlich wie die Klingelzüge an Hausthüren. Der ganze
                              									Aufbau ist sorgfältig gedichtet und vollkommen wetterfest.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 37Fig. 3.Hattemer's Anzeiger mit Gleistafeln. Eine ganz übereinstimmend angeordnete zweite Einrichtung, der
                              										„Rückmelder“, befindet sich in der Bude des Stellwerkwärters. Der
                              									Rückmelder bedarf jedoch selbstredend, weil er ohnehin an geschützter Stelle
                              									untergebracht ist, keines Schutzdaches P, desgleichen
                              									auch keines Säulenschaftes. Er wird am besten gleich am Stellwerksrahmen hinter,
                              									bezieh. über dem Mittel der Weichenhebelgruppe auf Stützen befestigt, so dass ihn
                              									der Wärter ohne Beeinträchtigung seines Weichenstellgeschäftes leicht unausgesetzt
                              									beobachten und handhaben kann.
                           Im Melder wie im Rückmelder werden die erforderlichen Zeichen, nämlich das Erscheinen
                              									und das Verschwinden der Gleistäfelchen, mittels je eines Elektromagnetes m (Fig. 3) für jedes
                              									einbezogene, zu meldende Gleis hervorgerufen, welcher von dem am Schutzkasten
                              									festgelegten Tragestücke g gehalten wird; sein Anker
                              										a besteht aus einem magnetischen Stahlstabe von
                              									quadratischem Querschnitte. Der Anker ist in das Klemmstück l fest eingespannt und zwischen zwei Spitzen schrauben des Bügels b derart gelagert, dass seine Polenden S und N vor den
                              									Polschuhflächen des Elektromagnetes frei vorbeigehen. Das Stäbchen p, welches das Gleistäfelchen, ein weissbemaltes,
                              									viereckiges Blechstück z, trägt, ist mit dem Anker a ähnlich wie die Zunge mit dem Wagebalken verbunden.
                              									Der Aufhängepunkt der so verbundenen Theile liegt indessen um ein Geringes unterhalb
                              									des Schwerpunktes, wodurch erreicht wird, dass der Anker in seinen beiden, aus der
                              									Zeichnung ersichtlichen Endlagen mit geringem Uebergewichte verharrt. Durch die
                              									letztgedachte Anordnung entfällt sonach die Nothwendigkeit, dem Anker irgendwie
                              									Federn oder Stellgewichte beizugeben.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 38Fig. 4.Hattemer's Stromlauf für einfache Schaltung. Während der in Fig. 3 gezeichneten
                              									gewöhnlichen Stellung (Ruhelage) des Ankers a tritt das
                              									Gleistäfeichen z so weit hinter den verglasten
                              									Kastenschlitz nq zurück, dass es nicht sichtbar ist.
                              									Wird aber der Elektromagnet m durch einen Strom von
                              									geeigneter Richtung erregt und hiermit der Anker a in
                              									seine zweite, in Fig. 3 punktirte Stellung
                              									(Arbeitslage) gebracht, so gelangt das Gleistäfelchen dicht an die Schlitzverglasung
                              									und wird aussen deutlich sichtbar. Hört nun auch der Strom im Elektromagnete wieder
                              									auf, so verharrt der Anker, bezieh. das Gleistäfelchen vermöge der magnetischen
                              									Kraft des angezogenen Ankerpoles und des oben erwähnten Uebergewichtes doch in der
                              									erlangten Arbeitslage, und zwar so lange, bis ein neuer Strom, dessen Richtung jener
                              									des früheren entgegengesetzt ist, den Elektromagnet erregt und den Anker wieder in
                              									die Ruhelage zurückwirft.
                           Aus der Stromlaufskizze Fig. 4 erhellt die einfache
                              									Schaltung: Wie man sieht, ist ein jedes Paar der an der Meldestelle M und der Rückmeldestelle R vorhandenen Gleistäfelchen-Elektromagnete m1, m2, m3.... unter einander durch eine der
                              									Telegraphenleitungen L1, L2, L3.... und durch das
                              									bewegliche, auf einer Hartgummiplatte gelagerte Tasterstück t1, t2, t3...., sowie den Handgriff r1, r2, r3.... des zugehörigen Senders (Tasters) zur Erde E1 bezieh. E2 verbunden. Diesen
                              									Erdanschluss halten die entsprechend kräftigen Wurmfedern F aufrecht, welche auf die Tasterstiele einwirken und dieselben nach innen
                              									zu gegen den Contacthebel t drücken; zieht man aber
                              									einen der Ringe r an sich, so wird die Verbindung tr gelöst, dafür eine andere zur Batterie B1, bezieh. B2 hergestellt, weil
                              									sich t durch den Zug der Spiralfeder f auf die zum Kupferpole verbundene
                              									Schliessungsschraube c legt. Solange also der Ring r angezogen bleibt, gelangt ein positiver Strom in die
                              									betreffende Leitung; wird ein Handgriff der Meldestelle M angezogen, so wird das entsprechende Gleistäfelchen sowohl in M als in R sichtbar. Wird
                              									darauf der bezügliche Handgriff in der Rückmeldestelle R angezogen, so verschwinden die beiden Täfelchen wieder, da jetzt der
                              									Strom aus der Batterie B2 in entgegengesetzter Richtung in die Leitung L bezieh. in die beiden Elektromagnete tritt. An der Meldestelle M kann man also durch Anziehen eines Ringes das
                              									Täfelchen des bezüglichen Gleises sichtbar machen – melden –, an der Rückmeldestelle
                              										R auf die gleiche Weise verschwinden machen –
                              									rückmelden –, und hierauf beruht die nachstehende Handhabung:
                           Der Verschiebmeister meldet zunächst kurz hinter einander zwei Gleise an und lässt
                              									demnächst den ersten Wagenablauf erfolgen. Nach geschehener Rückgabe der ersten
                              									Gleisanmeldung seitens des Weichenwärters erfolgt der zweite Wagenablauf und kurz
                              									darauf die dritte Gleisanmeldung. Nach Rückgabe der zweiten Gleisanmeldung erfolgt
                              									der dritte Wagenablauf und demnächst die vierte Gleisanmeldung u.s.w.
                           Der Weichenwärter stellt die Weichen der ersten Gleisanmeldung entsprechend; sind die
                              									Weichen von den abgerollten Wagen durchlaufen, so stellt der Wärter die Weichen
                              									entsprechend der zweiten Gleisanmeldung und gibt die erste Gleisanmeldung zurück.
                              									Ist darauf der zweite Wagendurchlauf erfolgt, so werden die Weichen der inzwischen
                              									eingetroffenen dritten Gleisanmeldung entsprechend gestellt und die zweite
                              									Gleisanmeldung wird zurückgegeben u.s.w.
                           Die Zeitfolge des Wagenablaufes liegt somit vollkommen in der Hand des
                              									Weichenwärters, welcher unbeschadet seiner Achtsamkeit auf den Wagenablauf im Stande
                              									ist, auch den elektrischen Gleismelder zu beobachten und zu bedienen. Wie die
                              									Erfahrung lehrt, sind die betheiligten Beamten sehr bald mit dieser
                              									Verständigungsweise vertraut und so geübt, dass die erstrebte Förderung des
                              									Verschiebgeschäftes im befriedigendsten Masse erzielt wird. Es mag schliesslich noch
                              									darauf aufmerksam gemacht werden, dass die vorgeschilderten Gleismelder ohne
                              									weiteres die Einschaltung von beliebigen Zwischenmeldestellen zulassen. Dies ist von
                              									Werth, wenn etwa nicht sämmtliche Weichen von nur einem Stellwerke aus, sondern
                              									durch mehrere, örtlich getrennte Stellwerke oder zum Theil „von Hand“
                              									gestellt würden. Solche Zwischenmeldestellen können gerade so eingerichtet sein, wie
                              									die oben beschriebenen Melde- oder Rückmeldestellen, oder aber auch einfacher, wenn
                              									daselbst die Rückmeldung nicht erforderlich ist, in welchem Falle natürlich die
                              									Tastereinrichtung und die Batterie wegfallen. Es unterliegt auch keinerlei
                              									Schwierigkeit, etwa durch einen Gleistaster am Elektromagnetanker einen Wecker in
                              									Schluss zu bringen, und auf diese Weise jede mittels eines optischen Signales
                              									bewirkte Gleismeldung und Rückmeldung durch ein akustisches Signal zu unterstützen,
                              									wenn dies wünschenswerth erschiene; ferner kann man eine eigene Weckerleitung zum.
                              									Austausche von Ergänzungszeichen beigeben, oder auch eine der Meldesignalleitungen
                              									selbst nebenbei als Weckerlinie mitbenutzen u.s.w.; kurz, es stehen mannigfache Wege
                              									offen, eine Anlage, an welche etwa späterhin erweiterte Ansprüche gestellt würden,
                              									bis zu gewissen Grenzen mit den allereinfachsten Hilfsmitteln den örtlichen
                              									Verhältnissen anzupassen und zu vervollkommnen.