| Titel: | Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle. | 
| Autor: | Ignatz Lew | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 40 | 
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                        Eine neue Methode zur Beurtheilung der
                           								Schmieröle.
                        Von Dr. Ignatz Lew.
                        (Fortsetzung der Abhandlung S. 16 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle.
                        
                     
                        
                           Aus vielen Versuchen geht hervor, dass die Form der Curvenlinien für fette Oele von
                              									der Form jener der Mineralschmieröle verschieden sind; letztere sind noch von der
                              									Natur der Mineralöle, aus welchen die Schmieröle gewonnen wurden, abhängig. Die
                              									Erniedrigung der Temperatur bedingt überhaupt bei allen Flüssigkeiten eine grössere
                              									innere Reibung, nur wächst dieselbe bei den fetten Oelen nicht so rapid wie bei den
                              									Bakuer Mineralschmierölen und bei letzteren langsamer als bei den
                              									amerikanischen.
                           Ist die innere Reibung irgend eines Oeles bekannt, so kann sofort auf Grund der oben
                              									gebrachten Entwickelungen und graphischen Darstellung die Brauchbarkeit im einen
                              									oder anderen Falle, d.h. seine Schmierfähigkeit, die innere Temperatur in der
                              									schmierenden Schicht bei den gegebenen Bedingungen und überhaupt die Veränderungen
                              									im Reibungswiderstand mit der grösseren oder kleineren Erwärmung der Lager bestimmt
                              									werden, kurz alle Haupteigenschaften des zu prüfenden Oeles. Es muss allerdings
                              									erwähnt werden, dass bei Oelen, welche eine bestimmte dicke Consistenz
                              									überschreiten, die graphische Methode eine grössere Reibungskraft voraussagt, als
                              									das wirklich der Fall ist, d.h. eine zu kleine Schmierfähigkeit und umgekehrt; diese
                              									Fehler können aber bei Anwendung der Formel (4) gehoben werden.
                           Die oben erwähnte Methode wurde angewendet bei Beurtheilung der Schmierfähigkeit von
                              									Mineralölen verschiedener Fabriken Russlands, welche u.a. auch auf der Ausstellung
                              									der Mineralölproducte in St. Petersburg ausgestellt waren; die charakteristischen
                              									Curven wurden auf Rapsöl bezogen, welches ja, wie bekannt, eine grössere
                              									Beständigkeit in den Schmiereigenschaften auch bei bedeutenden
                              									Temperaturänderungen zeigt.
                           Die Grössen μ und λ wurden
                              									mittels Petroff's Apparat bestimmt, welcher aus der
                              										Fig. 3 zu ersehen ist.
                           Es ist dies ein Apparat, mittels welchem die Zeit bestimmt wird, in welcher ein
                              									bestimmtes Volumen des zu prüfenden Oeles von bestimmter Temperatur und unter
                              									bestimmtem Druck durch ein dünnes, gut calibrirtes und gemessenes Rohr läuft.
                           Bezeichnen wir durch:
                           
                              
                                 
                                    μ
                                    
                                 die innere Reibung der Flüssigkeit in Gewichtseinheiten(mg), welche
                                    											einer Fläche von 1 qmm zukommt beieiner Geschwindigkeit = 1;
                                 
                              
                                 
                                    λ
                                    
                                 die äussere Reibung, welche der gemeinschaftlichen Be-rührungsfläche
                                    											der Flüssigkeit mit den Rohrwändenentspricht, bei der Bewegung
                                    											derselben in der Röhremit der Schnelligkeit = 1;
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 den Durchmesser des Ausflussrohres;
                                 
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 die Länge des Rohres;
                                 
                              
                                 
                                    H
                                    
                                 die in Gewichtseinheiten ausgedrückte Differenz desDruckes für die
                                    											Flächeneinheit der Ausflussöffnung;
                                 
                              
                                 
                                    Q
                                    
                                 die in der Zeit O ausgeflossene
                                    											Flüssigkeitsmenge, inCubikeinheiten ausgedrückt;
                                 
                              
                                 
                                    O
                                    
                                 die Zeit, in welcher das Volumen Q
                                       											durchgelaufen ist,in Secunden ausgedrückt;
                                 
                              
                                 
                                    t
                                    
                                 die Temperatur der durchgelaufenen Flüssigkeit.
                                 
                              
                           Die Abhängigkeit von μ, von den angegebenen
                              									Verhältnissen wird dann durch die Formel
                           
                              \mu=\frac{\pi\,D^4\,H^0}{128\,\alpha\,Q}\,\left(1+\frac{8}{D}\
                                 										\frac{\mu}{\lambda}\right)
                              
                           ausgedrückt.
                           Diese Formel genügt zur Bestimmung von μ, wenn mit
                              									genügender Genauigkeit angenommen werden kann, dass der Ausdruck
                              										\frac{8}{D}\,\frac{\mu}{\lambda} im Verhältniss zu 1 sehr
                              									klein ist; letzteres können wir erreichen, wenn wir D,
                              									d.h. den Durchmesser der Röhre, dementsprechend wählen.
                           Für Versuche mit Mineralölen, z.B. bei Temperaturen, die 15° C. nicht überschreiten,
                              									kann \frac{\mu}{\lambda}=0,015 angenommen werden; dementsprechend
                              									muss D = 0,5 mm genommen werden, um μ mit einer Genauigkeit 0,05 ihrer Grösse zu
                              									bestimmen.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 40Apparat zum Messen der durchfliessenden Oelmenge. Um also das Volumen des Oeles, welches während des Versuches das Rohr
                              									durchfliesst, zumessen, dient ein Glasgefäss, welches aus einer Kugel mit zwei
                              									angeschmolzenen Röhren besteht, wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen ist. Das
                              									Volumen des Gefässes zwischen aa und bb wird genau gemessen und ist in der Gleichung mit Q bezeichnet. Das zur Untersuchung bestimmte Oel
                              									gelangt in das Gefäss C durch das obere gerade Rohr a (Fig. 2). Der Ausfluss des
                              									Oeles während des Versuches erfolgt durch die Röhre b.
                              									Das Gefäss C und Rohr b
                              									sind mittels Kautschukschläuchen verbunden. Das andere Ende des Rohres b wird bei d mittels
                              									Kautschukschlauch mit dem Kugelgefäss (Fig. 1) verbunden. Die
                              									Flüssigkeit wird durch die Capillare b in die Kugel e mittels gepresster Luft gedrückt.
                           Der ganze Apparat zur Bestimmung von μ ist in Fig. 3 abgebildet; er besteht aus einer Colonne E, in welcher sich ein kupfernes, cylindrisches
                              									Reservoir befindet, welches auf der Zeichnung punktirt angegeben ist. Das Reservoir ist mittels
                              									Röhren mit der Compressionspumpe O, mit dem
                              									Quecksilbermanometer und mit den Röhren H, F, K
                              									verbunden; das Rohr K ist mit dem zur Aufnahme von Oel
                              									bestimmten Gefäss f (vgl. C auf Fig. 2)
                              									verbunden. Wird der Hahn H geschlossen, so kann mittels
                              									der Compressionspumpe O im Reservoir E die Luft bis zum gewünschten Druck comprimirt werden,
                              									welcher auf dem Manometer abgelesen werden kann. Der Druck bleibt im Reservoir
                              									ziemlich constant, wenn die Temperatur sich nicht verändert. Wird jetzt der Hahn H geöffnet und Hahn L
                              									geschlossen, so wird im Gefäss f ein Druck erzeugt,
                              									dessen Grösse am Stande der Quecksilbersäule zu erkennen ist; das Oel fliesst dann
                              									aus dem Gefäss f durch das Rohr K in die Kugel G. Zar besseren Regulirung des
                              									Versuches wird das obere Rohr der Kugel G mittels
                              									Kautschukschlauch mit einem Gummiballon C verbunden.
                              									Schliesst man den am Rohre A befindlichen Hahn B, so kann man mittels Gummiballon C in der Kugel G einen
                              									Druck erzeugen, welcher demjenigen im Gefässe f
                              									gleichkommt; eine Bewegung der Flüssigkeit im Rohre K
                              									ist dann ausgeschlossen. Es genügt, den Hahn B zu
                              									öffnen oder zu schliessen, um die Flüssigkeit in K
                              									wieder ungehindert ausfliessen zu lassen bezieh. deren Ausfluss zu sistiren. Der
                              									ganze Druck, welcher in der Formel mit H bezeichnet
                              									wird, kann für gewöhnlich am Manometer abgelesen werden; bei sehr genauen
                              									Bestimmungen muss der Niveauunterschied des Oeles in f
                              									und G in Betracht gezogen werden. Es genügt jedenfalls,
                              									den Niveauunterschied in dem Moment zu bestimmen, wenn die Kugel G bis zur Hälfte gefüllt ist. Um diese Differenz zu
                              									bestimmen, muss vor Beginn des Versuches oder besser am Schlüsse desselben die
                              									Flüssigkeit im Gefässe G bis zur Marke n und hierauf bis m
                              									gebracht werden und in beiden Fällen die Abstände der Flüssigkeitsoberflächen im
                              									Gefässe f von irgend einer wagerechten Fläche
                              									bestimmt werden. Das arithmetische Mittel dieser zwei Messungen
                              										\frac{h_2+h_3}{2} wird den Abstand der
                              									Flüssigkeitsoberflächen im Gefässe f von der
                              									wagerechten Ebene angeben, im Momente, wo die Kugel G
                              									bis zur Hälfte gefüllt war. Es muss auch der Abstand h1 der Marke m von derselben wagerechten Ebene bestimmt werden, ebenso der Abstand
                              									zwischen m1 und dem
                              									Mittelpunkt der Kugel G. Es wird dann der Ausdruck
                              										\left(\frac{h_2+h_3}{2}-h_1-a\right) die Höhe der
                              									Flüssigkeitssäule darstellen, die in Verbindung mit dem Drucke der comprimirten Luft
                              									die Flüssigkeit durch das Rohr K fliessen lässt.
                           Der Hahn L ist dazu angebracht, um bei geschlossenem
                              									Hahn H die comprimirte Luft aus dem Gefäss f herauslassen zu können.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 41Fig. 3.Petroff's Apparat zur Bestimmung der Reibung der
                                    											Flüssigkeiten. Die wagerechte Fläche, von welcher h1, h2, h3 gemessen werden, ist im Apparate durch die
                              									Oberfläche einer Spiegelglasplatte bb dargestellt,
                              									welche auf einem eisernen Rahmen aa ruht, der
                              									seinerseits durch die Bolzen m1m1 gestützt ist.
                           Letztere ruhen auf den Schrauben c1, c2, c3, welche an den Tisch befestigt sind und dazu
                              									dienen, um die Spiegeloberfläche bb in wagerechte Lage
                              									zu bringen.
                           Die Zeit, in welcher die Kugel G mit der Flüssigkeit
                              									gefüllt wird, misst man mittels einer Secundenuhr; zu genaueren Bestimmungen können
                              									die Schwingungen des Pendels benutzt werden. Da die Schwingungsdauer gewöhnlich
                              									0,4'' gleich ist, so kann der Beobachtungsfehler bei einiger Uebung 0,2'' nicht
                              									überschreiten.
                           Die Temperatur der Flüssigkeit muss während der ganzen Versuchszeit constant bleiben,
                              									da auch ganz kleine Veränderungen in derselben auf die Grösse der inneren Reibung
                              									von bedeutendem Einflüsse sind. Das Gefäss f, das Rohr
                              										K und Kugel G stehen
                              									daher in einem mit Wasser gefüllten grossen Gefässe, welches mit schlechten
                              									Wärmeleitern umgeben ist. Das kupferne, innen verzinnte Bad cccc, von der Form eines Parallelepipedons, hat breite umgebogene Ränder
                              									und steht angeschraubt in einem hölzernen Kasten, derart, dass noch rundum ein Raum
                              									von 25 mm frei bleibt, welcher mit Watte ausgefüllt ist. Dieser Holzkasten steht in
                              									einem zweiten grösseren von gleicher Anordnung. Das innere kupferne Bad schliesst
                              									ein metallischer Deckel, der mit einer durch Watte isolirten Holztafel bedeckt ist.
                              									Auf letzterer liegt ein Holzdeckel für den äusseren, dritten Holzkasten. Das
                              									Kupferbad ist mit dem äusseren und inneren Holzkasten durch dieselben Bolzen
                              									verbunden, welche auf den Schrauben c1, c2, c3 ruhen.
                           
                           Zur Bestimmung der Wassertemperatur in der Wanne sind durch den Deckel zwei
                              									Thermometer N und N
                              									geführt. Man kann mit den bis jetzt beschriebenen Vorrichtungen die Temperatur in
                              									der Wanne ziemlich constant halten. Damit aber auch die in f befindliche Flüssigkeit die gleiche Temperatur hat, wie sie die
                              									Thermometer N und N
                              									anzeigen, steht in der Wanne noch ein Gefäss h, welches
                              									vom Gefäss f sich nur durch etwas breiteren und
                              									längeren Hals unterscheidet. Das Gefäss h wird mit
                              									derselben Menge der zu prüfenden Flüssigkeit gefüllt und ein weiteres Thermometer
                              										M eingeführt. Zeigen die Thermometer N, M und N dieselbe
                              									Temperatur oder M nur sehr wenig Abweichung von NN, so kann mit genügender Sicherheit angenommen
                              									werden, dass auch die Temperatur der Flüssigkeit, welche durch das Rohr K fliesst, sich nur wenig von der Temperatur des
                              									Wassers unterscheidet.
                           Der Vorgang in der Kugel G, welche in der Wanne liegt,
                              									kann mittels der an den Wänden der Wanne angebrachten Spiegelgläser beobachtet
                              									werden. Angeschraubte kupferne Cylinderröhren sorgen für Licht in der Wanne sowie
                              									dafür, dass die zur Beobachtung bestimmten Spiegelgläser nicht schwitzen. Zur
                              									Ausführung des Versuches wird die Wanne mit Wasser gefüllt, dessen Temperatur etwas
                              									höher ist als die, bei welcher der Versuch ausgeführt werden soll; dann wird die
                              									Wanne geschlossen und abgewartet, bis sie die gewünschte Temperatur angenommen hat.
                              									Durch ein unten angebrachtes Hahnrohr P kann die Wanne
                              									vom Wasser entleert werden.
                           Der Bügel d hält die Kugel G in bestimmter Lage fest. Zur Messung der Höhen h1, h2, h3 muss der Rahmen aa mit dem auf demselben liegenden Spiegelglase, mit
                              									dem Bügel d und den darauf stehenden Gefässen f, K und G aus der Wanne
                              									herausgenommen werden. Der Rahmen kann auf den Deckel des äusseren Kastens gesetzt
                              									und dann mit Hilfe der Schrauben c1, c2, c3 das Glas in wagerechte Lage gebracht werden. Die
                              									Messung geschieht im Freien mittels Winkelmass mit Scala. Diese Messungen sind aber
                              									nur bei ganz genauen Untersuchungen nothwendig, denn bei einem Niveauunterschied am
                              									Manometer von 150 mm kann eine Oelschicht von 50 mm vernachlässigt werden. Nachdem
                              									die Höhen h1, h2, h3 gemessen wurden –
                              									vorausgesetzt, dass dies nothwendig war – wird der Rahmen aa mit allen darauf stehenden Gegenständen in das Wasser gesetzt und die
                              									Oberfläche bb in wagerechte Lage gebracht.
                           Zur Ausführung des Versuches wird die Wanne geschlossen, der Hahn H geöffnet, die Luft in G
                              									mittels Gummiballon C comprimirt und zwar so stark,
                              									dass die Flüssigkeit im Rohre K in Ruhe bleibt. Ist die
                              									gewünschte Temperatur, welche an den Thermometern N, M,
                                 										N abzulesen ist, erreicht, so wird der Hahn B
                              									geöffnet und die Zeit bestimmt, in der die Kugel G mit
                              									der Flüssigkeit sich füllt. Zu erwähnen ist noch, dass vor jedem Versuche das Rohr
                              										K, Gefäss f und Kugel
                              										G gut gereinigt und getrocknet werden müssen.
                           Die Versuchsresultate, welche mit verschiedenen Mineralölen im Vergleich zu Rapsöl
                              									auf dem Petroff'schen Apparat erhalten wurden, sind aus
                              									nachfolgender Tabelle zu ersehen:
                           Tabelle I. Die Grössen der inneren Reibung μ.
                           
                              
                                 
                                 Oele der Fabrik Ragosin und Co.
                                 Oele der Fabrik Fuller
                                 Oele der Société
                                       												Anonyme dePetrole de Crimée
                                 Oele der Fabrik Kuskowsk beiMoskau
                                    											(Russ.-Amerik.Naphta-Prod.-Gesellsch.)
                                 
                              
                                 Oele
                                 
                                    
                                    
                                    Rapsöl
                                    
                                 Spindelöl
                                 Maschi-nenöl
                                 Winter-Waggonöl
                                 Cylinderöl
                                 Spindelöl
                                 Maschi-nenöl
                                 Waggonöl
                                 Schmieröle:
                                 Spindelöl
                                 Maschi-nenöl
                                 Winter-Waggonöl
                                 
                              
                                 Nr. I A
                                 Nr. I B
                                 N. II
                                 
                              
                                 Spec. Gew.bei 17,5°
                                    											C.
                                 –
                                 0,888
                                 0,905
                                 0,910
                                 0,916
                                 0,8848
                                 0,9125
                                 0,9068
                                 0,9150
                                 0,9150
                                 0,9100
                                 0,9000
                                 0,9050
                                 0,9070
                                 
                              
                                 Die Temperaturenin Celsius
                                 10°15°20°25°30°35°40°45°50°55°
                                 0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246
                                 ––0,004060,003080,002390,001900,001620,001310,00107–
                                 0,041750,029850,021460,015230,011080,008160,00612–––
                                 0,075760,045930,032300,021360,015250,011040,00816–––
                                 ––0,079500,044250,030770,021620,01600–––
                                 –0,008960,006340,005490,003170,002720,002260,001900,00159–
                                 –0,009360,006840,006150,004020,003160,002540,002080,001710,00130
                                 –0,004160,003200,002460,002030,001650,001380,001140,00098–
                                 0,018400,012280,008680,006400,004740,003580,002800,002180,001740,00126
                                 –0,016000,007330,005450,004150,003190,002460,001940,001570,00128
                                 –0,004290,003150,002500,002060,001670,001340,001080,000870,00076
                                 0,026250,017850,012360,008720,006570,005080,003950,003100,00187–
                                 0,044100,028760,019350,013730,010050,007400,005560,004330,00435–
                                 0,056550,034300,030090,016870,012540,009320,006880,005160,004130,00300
                                 
                              
                           Tabelle II. Die Grössen der inneren Reibung μ.
                           
                              
                                 
                                 Oele von der FabrikBallain de Balluin Odessa
                                 Oele der Fabrik Gebr. Nobel
                                 Oele der FabrikChodetzky
                                 
                              
                                 Oele
                                 
                                    
                                    Rapsöl
                                    
                                 Schmieröle
                                 Spindelöl
                                 Maschinenöl
                                 Naphtarück-stände filtrirt
                                 Naphtarück-stände
                                    											nichtfiltrirt
                                 Ein Gemisch von Fettölmit
                                    											Mineralöl
                                 
                              
                                 Nr. I
                                 Nr. II
                                 Nr. I
                                 Nr. II
                                 
                              
                                 Spec. Gew. bei 17,5° C.
                                 –
                                 0,9010
                                 0,9058
                                 0,896
                                 0,907
                                 0,907
                                 0,909
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                                        
                                 10°15°20°25°30°35°40°45°50°55°
                                 0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246
                                 0,042900,027790,018760,013150,009500,007100,005390,004180,003260,00250
                                 –0,039400,025630,017450,012580,009370,007090,00536.0,004140,00325
                                 0,019230,013250,009550,006980,005160,003940,00300–––
                                 0,037020,024760,017250,012240,008860,006570,005000,00390––
                                 0,053550,034460,024500,017050,012240,009190,00698–––
                                 0,084000,052550,034870,024480,017790,012940,00953–––
                                 –0,008000,006360,005050,004100,003290,002700,002280,001950,00170
                                 –0,007890,006280,004980,004020,003230,002650,002200,001910,00165
                                 
                              
                           
                           Tabelle III.
                           Die Grössen n und n1 (Coefficienten der
                              									inneren Reibung).
                           
                              
                                 Fabrikenvon
                                 Bezeichnung der Oele
                                 Spec. Gew.
                                 
                                    
                                    n
                                    
                                 
                                    
                                    n
                                    1
                                    
                                 
                              
                                 
                                    Ragosinund Co.
                                    
                                 SpindelölMaschinenölWinter-WaggonölCylinderöl
                                 0,88800,90500,91000,9160
                                   63136153193
                                   78126134151
                                 
                              
                                 
                                    Fuller
                                    
                                 SpindelölMaschinenölWaggonöl
                                 0,88480,91250,9068
                                      77,0  81  50
                                      89,4     93,5     64,4
                                 
                              
                                 
                                    Société
                                    
                                    Anonyme
                                    
                                    de Petrole
                                    
                                    de
                                       												Crimée
                                    
                                 Schmieröl Nr. I A          „       Nr. I B          „      
                                    											Nr. II
                                 0,91500,91500,9100
                                      93,9     86,1     54,0
                                    104,2     98,2     69,7
                                 
                              
                                 Kus-kowsk beiMoskau
                                 SpindelölMaschinenölWinter-Waggonöl
                                 0,90000,90500,9070
                                    108,6   131,3   143,5
                                    113,0126   133,4
                                 
                              
                                 Ballainde
                                       												Balluin Odessa
                                 Schmieröl Nr. I          „       Nr. II
                                 0,90100,9058
                                    129,1   144,2
                                    123,9   131,2
                                 
                              
                                 
                                    Gebr.
                                    
                                    Nobel
                                    
                                 SpindelölMaschinenölNaphtarückstände filtrirt              
                                    											„           nicht filtrirt
                                 0,8960,9070,9070,909
                                   98142142161
                                 106129130138
                                 
                              
                                 
                                    Cho-
                                    
                                    detzky
                                    
                                 Oel Nr. I  „   Nr. II
                                 ––
                                      79,8     79,1
                                      93,5     92,5
                                 
                              
                           In obigen Tabellen I und II sind zur bequemen Vergleichung die Veränderungen der
                              									inneren Reibung bei denselben Temperaturen angegeben. Bei den Versuchen selbst war
                              									es unmöglich, die Temperaturen innerhalb je 5° genau einzuhalten. Die Grössen μ wurden direct aus den graphischen Tabellen genommen,
                              									nachdem auf Grund der Versuche für jedes Oel die entsprechende Curve festgestellt
                              									war. – Die Grössen n und n1, also die
                              									Coefficienten der inneren Reibung, welche in der Tabelle III angegeben sind, wurden
                              									mittels der für Rapsöl feststehenden Coefficienten bestimmt; es wurde für letzteres
                              									die äussere Temperatur, die Temperatur der schmierenden Schicht und folglich auch
                              									bei bekannter Tangente des Winkels α berechnet. – Man
                              									berechnet den Coefficienten n aus dem Quotienten des
                              									Reibungscoefficienten des zu prüfenden Oeles und dem Reibungscoefficienten des
                              									Rapsöles. Der Werth n1
                              									wird nach Formel (4) gefunden.
                           Es muss berücksichtigt werden, dass je näher der Coefficient n1 des zu prüfenden Oeles dem
                              									Coefficienten des Rapsöles steht und je mehr die Curve des ersteren sich der Curve
                              									des letzteren nähert, desto mehr das untersuchte Oel bezüglich seiner
                              									Schmierfähigkeit mit dem Rapsöl übereinkommt.
                           Zur vollständigen Beurtheilung verschiedener Sorten Schmieröle müssen die für diese
                              									Oele erhaltenen Grössen n1 mit der für Rapsöl gefundenen, sowie auch unter einander verglichen
                              									werden.
                           In der Tabelle IV ist ein solcher Vergleich verschiedener Sorten Oele unter einander
                              									gegeben.
                           Es können aus der Tabelle folgende Schlüsse gezogen werden:
                           1) Die Oele der Fabrik von Fuller haben die höchste
                              									Schmierfähigkeit.
                           2) Von den verschiedenen Sorten Schmieröl der Fabrik Ragosin
                                 										und Co. besitzt die höchste Schmierfähigkeit, im Vergleich zu den Oelen
                              									anderer Fabriken, das Spindelöl von 0,888 spec. Gew.
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 Bezeichnung der Oele
                                 Amerik. Fabrikvon Fuller
                                 Fabrik vonRagosin und
                                       												Co.
                                 FabrikKuskowskbei Moskau
                                 
                                    Société Anonymede
                                       												Petrolede Crimée
                                    
                                 Fabrik vonBallain de
                                       												Balluin Odessa
                                 Fabrik derGebr.
                                       												Nobel
                                 Gemisch vonFettöl u. Minervon Chodetzky
                                 
                              
                                   1) Vaselinöl für Uhren-      mechan.
                                 –
                                 42,0
                                   63,8
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   2) Oel für Nähmasch.
                                 30,2
                                 –
                                   86,9
                                 –
                                 115,8
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   3) Spindelöl
                                 64,4
                                   78,0
                                   99,4
                                 –
                                 –
                                 106,0
                                 –
                                 
                              
                                   4) Maschinenöl
                                 77,9
                                 126,0
                                 126,0
                                 69,7
                                 123,9
                                 129,0
                                 93,8
                                 
                              
                                   5) Winter-Waggonöl
                                 89,9
                                 134,0
                                 133,4
                                 –
                                 131,2
                                 130,0
                                 –
                                 
                              
                                   6) Sommer-      „
                                 –
                                 143,0
                                 141,0
                                 –
                                 142,6
                                 138,0
                                 –
                                 
                              
                                   7) Maschinenöl
                                 83,1
                                 –
                                 104,3
                                 98,2
                                 122,4
                                 –
                                 92,5
                                 
                              
                                   8) Oleonaphta
                                 –
                                 138,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   9) dto.
                                 –
                                 102,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 10) Solaröl
                                 –
                                   35,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 11) Schwarzes Oel
                                 –
                                 151,0
                                 –
                                 –
                                 150,2
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 12) Oleonid
                                 –
                                 109,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 13) Maschinenöl
                                 93,5
                                 –
                                 –
                                 74,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           3) Von den Oelen der Fabrik Kuskowsk bei Moskau gleichen
                              									das in der Tabelle aufgeführte Maschinenöl von 0,9050 spec. Gew., das
                              									Winter-Waggonöl von 0,9070 spec.Gew. und das Sommer-Waggonöl von 0,9100 spec. Gew.
                              									fast ganz den Ragosin'schen.
                           4) Von den Oelen der Société Anonyme de Petrole de
                                 										Crimée besitzen alle drei Oelmuster, die Maschinenöle von den spec. Gew. 0,910, 0,915, grosse Schmierfähigkeit.
                           5) Von den Oelen der Fabrik Ballain de Ballu in Odessa
                              									stehen auch das Maschinenöl, Winter- und Sommer-Waggonöl dem von Ragosin fast gleich.
                           6) Filtrirte und nicht filtrirte Naphtarückstände von 0,907 bezieh. 0,909 spec. Gew.
                              									der Gebr. Nobel stehen bezüglich Schmierfähigkeit höher
                              									als die Ragosin'schen. Es geht daraus hervor, dass die
                              									theuren raffinirten Schmieröle in manchen Fällen durch die billigen Naphtarückstände
                              									ersetzt werden können.
                           7) Beide Oelsorten von Chodetzky nähern sich den
                              									entsprechenden Oelen von Fuller; es hat dies seinen
                              									Grund darin, dass erstere ein Gemisch von Mineral- und Fettöl sind, in welchem die
                              									innere Reibung nicht so gross ist als wie in reinem Mineralöl.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 43Schema I. Schaulinien für Spindelöle. I) Fabrik von Fuller. II) Ragosin
                                    											und Comp. III) Kuskowsk. IV) Gebr. Nobel. In den Schemata I, II, III sind die charakteristischen Curven der
                              									Spindelöle, Maschinenöle und Waggonöle dargestellt. Die Curven der übrigen Oele
                              									können nach den oben angegebenen Tabellen leicht abgeleitet werden.
                           Wie schon oben erwähnt wurde, gibt der Grad der Durchsichtigkeit der Schmieröle,
                              									deren Raffination, Dichte, Entflammungs- und Entzündungspunkt keinen Fingerzeig für
                              									die Grösse der inneren Reibung derselben, doch sind alle diese Bestimmungen von
                              									Wichtigkeit, was aus der nachfolgenden Darlegung erhellt:
                           Mischt man zwei Oele, die bei ein und derselben Temperatur verschiedene innere
                              									Reibung besitzen, so ergibt sich für das Mischproduct eine charakteristische
                              									Curve, welche einem Oele entspricht, dessen Eigenschaften zwischen denen der beiden
                              									Componenten liegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 280, S. 44
                              Schema II. Schaulinien für Maschinenöle. I) Fabrik Soc. anon. de la Crimée.
                                 										II) Fuller. III) Ballain de Ballu IV. Ragosin und Comp. V. Kuskowsk.
                              
                           Man kann daher die grosse innere Reibung irgend eines dicken
                              									Schmieröles bis zu einem bestimmten Grade verkleinern, wenn man demselben kleine
                              									Mengen Solaröl, Pyronaphta oder Kerosin, welche eine sehr kleine innere Reibung
                              									besitzen, zumischt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 280, S. 44
                              Schema III. Schaulinien für Winter-Waggonöle. 1) Fabrik von Fuller. II) Gebr.
                                 										Nobel. III) Ballain de Ballu. IV) Kuskowsk. V) Ragosin und Comp.
                              
                           Doch kann diese Zugabe nur dann zweckentsprechend sein, wenn
                              									das zugegebene Product sich nicht wesentlich verflüchtigt. Die Zugabe solcher
                              									leichten Oele kann natürlich durch Bestimmung des Entflammungs- und
                              									Entzündungspunktes des betreffenden Musters nachgewiesen werden. Auch die Zugabe
                              									verschiedener harziger Producte erhöht die innere Reibung der Schmieröle und damit
                              									auch die Reibung in der Maschine; abgesehen hiervon haben dieselben auch noch eine
                              									nachtheilige chemische Wirkung auf die in Reibung kommenden metallischen
                              									Oberflächen.
                           Auch wurde oft beobachtetVgl. Bericht
                                    											der Commission der Naphta-Ausstellung., dass Oelmuster von ein
                              									und derselben Sorte, die in ein und derselben Fabrik zu verschiedenen Zeiten
                              									erhalten waren, nicht die gleiche charakteristische Curve haben, wenn sie auch allen
                              									anderen Anforderungen entsprechen. Diese Thatsache ist natürlich für die Consumenten
                              									aus ökonomischen Rücksichten von Bedeutung.
                           Eine Bestimmung der inneren Reibung der Oele lässt sofort die Aehnlichkeit beider
                              									Oelmuster erkennen und weist darauf hin, in welcher Richtung eine Abweichung von dem
                              									einmal als gut befundenen Oele erfolgt ist. Die Fabrikanten haben es somit in der
                              									Hand, nachdem sie diese Abweichungen kennen, einheitliche Producte zu
                              									produciren.
                           Die Fabrikation der Schmieröle, hauptsächlich in Russland, deren Begründung dem
                              									bekannten Fabrikanten Ragosin in erster Linie zu
                              									verdanken ist, hat in verhältnissmässig kurzer Zeit eine bedeutende Ausdehnung
                              									erreicht und zeichnet sich durch grosse Mannigfaltigkeit ihrer Erzeugnisse aus, dank
                              									des hierfür vorzüglich geeigneten russischen Erdöles. Aber auch hier, wie bei den
                              									übrigen Destillationsproducten des Erdöles ist eine Unsicherheit bemerkbar, welche
                              									in der Bezeichnungsweise und den Eigenschaften verschiedener für denselben Zweck
                              									bestimmter Oelsorten zum Vorschein kommt. Eine Beseitigung dieser Unsicherheit kann
                              									mittels der oben besprochenen Methode von Petroff
                              									erreicht werden. Es ist dem Techniker ein Weg gezeigt, vorzügliche Oele von streng
                              									präcisen Eigenschaften zu produciren und damit grössere Vortheile aus seinem
                              									Betriebe zu ziehen.
                           Bis jetzt ist in dieser Richtung verhältnissmässig wenig geschehen, es unterliegt
                              									aber keinem Zweifel, dass das rege Interesse für die Sache die Techniker davon nicht
                              									zurückschrecken lassen wird, Versuche in angedeuteter Richtung vorzunehmen, auch
                              									wenn dieselben wesentlich complicirter sich gestalten, als dies bei denselben
                              									seither gebräuchlichen Methoden und Apparaten der Fall war.