| Titel: | Neuerungen an Kleinmotoren. | 
| Autor: | Fr. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 112 | 
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                        Neuerungen an Kleinmotoren.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Kleinmotoren.
                        
                     
                        
                           Die Beschaffung von guten Motoren für die Kleinindustrie wird seit Jahren allseitig
                              									mit ausserordentlichem Interesse verfolgt und es tauchen fortwährend Neuerungen in
                              									diesem Gebiete auf.
                           Einen schnellgehenden, zum Betreiben elektro-dynamischer Maschinen vorzüglich
                              									geeigneten, mit Dampf betriebenen Kleinmotor (System Bailey-Friedrich), welcher von Bailey und Co.
                              									in Salford-Manchester für Nutzleistungen von 4,8 und 12  gebaut wird,
                              									veranschaulicht die untenstehende, Industries, 1890 S.
                              									113, entnommene Abbildung (Fig. 1).
                           Die in stehender Anordnung ausgeführte Maschine ist direct auf den Kessel gestellt;
                              									letzterer enthält eine Anzahl geschweisster, an dem einen Ende geschlossener
                              									Field-Rohre, deren offene Enden in einer Rohr wand aus Stahlblech befestigt sind und
                              									durch eine entsprechend gestaltete Kammer mit einander in Verbindung stehen. Das
                              									Brennmaterial wird selbsthätig durch eine Schüttvorrichtung, welche nur stündlich
                              									nachgefüllt zu werden braucht, dem schräg liegenden Roste langsam zugeführt und der
                              									Eintritt der zur Verbrennung nöthigen Luftmenge in den Feuerraum kann derart
                              									regulirt werden. dass eine ziemlich vollkommene Rauchverbrennung erzielt wird. Da
                              									die einzelnen Kesseltheile nicht durch Nieten, sondern mittels Schrauben
                              									zusammengehalten werden, lässt sich eine Reinigung und Ausbesserung an dem
                              									Kessel leicht vornehmen. Uebersteigt die Kesselspannung den für diese Maschinen
                              									festgesetzten Druck von 70 Pfund für den Quadratzoll (engl.) um einen erheblichen
                              									Betrag, so tritt eine Durchbiegung der Rohrwandplatte ein und es bilden sich um die
                              									Rohre ringförmige Oeffnungen, durch welche Wasser in den Feuerraum treten kann;
                              									dieses hebt die Wirkung des Feuers sofort auf und beseitigt jede Explosionsgefahr.
                              									Die Maschine ist mit einem sehr empfindlichen Geschwindigkeitsregulator versehen,
                              									der von der Schwungradwelle aus mittels conischer Räder betrieben wird und auf ein
                              									Drosselventil wirkt, welches unmittelbar hinter dem Absperrventil am Cylinder
                              									befestigt ist. In dem mit der Maschine in Verbindung stehenden
                              									Oberflächencondensator A (Fig.
                                 										1) wird der ganze von der Maschine verbrauchte Dampf condensirt und sodann
                              									als destillirtes Wasser sofort wieder in den Kessel zurückgepumpt. Da auf diese
                              									Weise das Kesselwasser stets einen Kreislauf zwischen Kessel, Maschine und
                              									Condensator macht, so ist immer dasselbe Wasser in Verwendung und entfällt daher
                              									jegliche Kesselsteinbildung; es bleibt dadurch auch stets die Wasserhöhe im Kessel
                              									fast ganz normal. Nur ein geringer Theil des Wassers geht durch Undichtheiten der
                              									Stopfbüchsen u.s.w. verloren und dieser Verlust wird nach Bedarf durch Oeffnen eines
                              									an dem Condensator befindlichen Tropfventiles ersetzt. Auch das den Condensator
                              									durchfliessende Kühlwasser, welches ähnlich wie bei Gasmaschinen einem Behälter
                              									entnommen wird, kann immer wieder von neuem benutzt werden, nachdem gelegentliche
                              									Nachfüllungen, behufs Ersetzens der durch etwaige Verdampfung entstandenen geringen
                              									Verluste u.s.w., stattgefunden haben.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 112Fig. 1.Kleinmotor Bayley-Friederich. Einen ähnlichen Motor, bei dem die Maschine jedoch unabhängig vom Kessel
                              									montirt ist, haben die Eisenwerke Gaggenau in Baden vor
                              									Kurzem unter der Bezeichnung „Gaggenauer Zwergmotor“ (System Friedrich) in den Handel gebracht.
                           Wie aus Fig. 2 ersichtlich, besteht der Dampfkessel
                              									aus 18 geschweissten, an dem einen Ende geschlossenen Röhren B von je 76 mm äusserem Durchmesser und 680 mm Länge, deren offene Enden
                              									wieder durch eine Kammer A mit einander verbunden sind.
                              									Die Röhren liegen etwas geneigt, um der Wasser- und Dampfbewegung kein Hinderniss zu
                              									bieten. Auf die Vorderkammer setzt sich ein Dampfsammler C auf, welcher das Absperrventil L, aus
                              									welchem der Dampf durch ein Rohr in die Maschine gelangt, sowie ausser dem
                              									gewöhnlichen Sicherheitsventile K noch ein zweites
                              									derartiges Ventil H trägt, aus welchem bei erreichtem
                              									Maximaldrucke der Dampf durch das Rohr i in den
                              									Schornstein G tritt und hier, durch das nach unten
                              									gebogene Rohrende k gegen die Rauchgase strömend,
                              									sofort die Heizkraft derselben vermindert; die Schwankungen in der Dampfspannung
                              									sollen dabei höchstens 0,5 at betragen. Auch hier sind alle Nietverbindungen am
                              									Kessel vermieden und nur Schrauben und Bolzen angewendet, so dass sich derselbe
                              									behufs Reinigung und bei Vornahme von Reparaturen leicht blosslegen lässt. Die
                              									Zuführung des Brennmaterials geschieht ebenfalls selbsthätig. Die Kohlen fallen auf
                              									eine schräge Platte r und von hier auf den geneigt
                              									liegenden Rost s. Die Feuerung befindet sich derart
                              									zwischen den Kesselrohren, dass die Flammen möglichst vertheilt und die Rohre daher
                              									nicht durch Stichflammen an einzelnen Stellen gefährdet werden. Der Kessel ist an
                              									zwei Seiten mit einem Blechmantel w bezieh. v versehen, in welchem die Verbrennungsluft circulirt
                              									und einerseits die Wärmeausstrahlung nach aussen verhindert, andererseits vorgewärmt
                              									wird, ehe sie in den Feuerraum tritt.
                           Was die Beaufsichtigung des Wasserstandes im Kessel betrifft, die bei vielen
                              									Dampfmotoren grosse Sorgfalt erfordert, so kann dieselbe auch bei diesem Motor
                              									vollständig fortfallen, da derselbe ebenfalls mit einem Röhrenapparate verbunden
                              									ist, der entweder wieder als Oberflächencondensator oder als Vorwärmer benutzt
                              									werden kann; im letzteren Falle pufft der Dampf, nachdem er den Vorwärmer durchzogen
                              									hat, ins Freie und das frische vorgewärmte Wasser, welches bei maximaler Leistung
                              									der Maschine eine Temperatur von 90° C. erreichen soll, wird durch eine stetig
                              									arbeitende Pumpe dem Kessel zugeführt, wobei die Regulirung des in den Kessel
                              									eintretenden Wasserquantums durch Aenderung des dem Saugrohr der Pumpe zugeführten
                              									Wassers stattfindet.
                           Die auf dasselbe Fundament mit dem Kessel aufgebaute Dampfmaschine (Fig. 3) besteht aus einem einfach wirkenden
                              									Dampfcylinder A, dessen Kolben B behufs genügender Führung eine bedeutende Länge besitzt; die mittels
                              									Bolzen l direct angeschlossene Kurbelstange C geht durch den auf seiner unteren Seite offenen
                              									Cylinder nach der Kurbel, deren Zapfen bei jeder Umdrehung in eine aus einem
                              									Gemische von Oel und Wasser bestehende Flüssigkeit taucht, welche sich in einem
                              									vollständig geschlossenen Kasten befindet. Die Kurbelwelle führt sich in einem
                              									langen Lager des Cylindergestelles, sowie einem auf der Fundamentplatte E aufgesetzten Bocklager F; sie trägt an ihrem äusseren Ende das mit einer Riemenscheibe verbundene
                              									Schwungrad und zwischen den beiden Lagern ein gleichzeitig zum Betreiben der
                              									Speisepumpe K und zur Bethätigung des Steuerventiles
                              										a dienendes festes Excenter G. Das Steuerventil regelt die Ein- bezieh. Ausströmung des Dampfes und
                              									ist in einem Gehäuse H untergebracht, auf welchem das
                              									mit einem darüber sitzenden Regulator in Verbindung stehende Dampfeinlassventil
                              										J angeordnet ist, in welchem je nach der von der
                              									Geschwindigkeit der Maschine abhängigen Stellung des auf einer wagerechten Spindel
                              									montirten Regulators der Dampf beim Durchgehen eine grössere oder geringere
                              									Drosselung erfährt.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 113Fig. 2.Textabbildung Bd. 280, S. 113Fig. 3. Die nachstehende Tabelle gibt über die Verhältnisse, Preise, Gewichte
                              									u.s.w. der auf 10 at Wasserdruck geprüften Maschinen näheren Aufschluss:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Nor-maleLei-stung
                                 HöchsteLei-stung
                                 Preise
                                 Grösse der Motoren
                                 Heiz-fläche
                                 Kolben-durch-messer
                                 Touren-anzahlin
                                    											derMinute
                                 Riemenscheibe
                                 Schwungrad
                                 Grösse der nöthi-gen Schornsteine
                                 Preiseder Pack-ung
                                 Ge-wicht
                                 
                              
                                 Länge
                                 Breite
                                 Höhe
                                 Durch-messer
                                 Breite
                                 Durch-messer
                                 Breite
                                 lichterDurch-messer
                                 ganzeHöhe
                                 
                              
                                 
                                 
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    
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                                   1†
                                 1/10
                                       ⅛
                                 
                                      225
                                    
                                   0,35
                                   0,25
                                 0,5
                                   0,2
                                   32
                                 300
                                 –
                                 –
                                   350
                                 25
                                 –
                                 –
                                   3
                                   100
                                 
                              
                                 2
                                 ½
                                       ¾
                                 
                                      780
                                    
                                 0,9
                                 0,4
                                 1,0
                                   1,0
                                   90
                                 240
                                 200
                                   70
                                   630
                                 50
                                 140
                                   7,0
                                   8
                                   500
                                 
                              
                                 3
                                 1
                                     1½
                                 
                                    1000
                                    
                                 1,1
                                 0,9
                                 1,2
                                   1,6
                                 130
                                 200
                                 250
                                   80
                                   800
                                 70
                                 160
                                   8,0
                                 10
                                   750
                                 
                              
                                 4
                                 2
                                   3
                                 
                                    1300
                                    
                                 1,2
                                 1,0
                                 1,4
                                   3,0
                                 150
                                 190
                                 300
                                 100
                                   950
                                 80
                                 200
                                   9,0
                                 12
                                 1250
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 1,8
                                 1,4
                                 2,0
                                   5,0
                                 180
                                 180
                                 400
                                 120
                                 1100
                                 90
                                 250
                                 10,0
                                 18
                                 2150
                                 
                              
                                 5
                                 4
                                   6
                                 
                                    2250
                                    
                                 1,8
                                 1,4
                                 2,0
                                   6,0
                                 180
                                 180
                                 400
                                 120
                                 1100
                                 90
                                 250
                                 10,0
                                 18
                                 2200
                                 
                              
                                 6
                                 8
                                 10
                                 
                                    3250
                                    
                                 2,0
                                 1,5
                                 2,3
                                 10,5
                                 220
                                 180
                                 500
                                 160
                                 1250
                                 96
                                 300
                                 12,0
                                 20
                                 3200
                                 
                              
                           † Motor Nr. 1 wird nur mit Gasheizung eingerichtet gebaut.
                           Mit dem Motor Nr. 4 stellte Prof. Richard in
                              									Karlsruhe vor Kurzem Versuche an, welche folgende Resultate ergaben:
                           
                              
                                 Mittlere gebremste Leistung
                                 
                                      2,5463
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 
                              
                                 Mittlere indicirte Leistung
                                   2,88645
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Kohlenverbrauch für die    Brems-
                                    											(incl. Asche)
                                   3,731
                                 k
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Kohlenverbrauch für die    Brems-
                                    											(excl. Asche)
                                 
                                    
                                      3,511
                                    
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Kohlenverbrauch für die    indicirte
                                    											 (incl. Asche)
                                   3,291
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Kohlenverbrauch für die    indicirte
                                    											 (excl. Asche)
                                   3,098
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Dampfverbrauch für
                                    											die    Brems-
                                 
                                    
                                    20,143
                                    
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Dampfverbrauch für die    indicirte
                                    											
                                 17,77
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Stündliche Verdampfung für 1 qm    Heizfläche
                                 17,08
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Verdampfung für 1 k Kohlen (incl. Asche)
                                   5,4
                                 k
                                 Wasser
                                 
                              
                                            „           „  1 k      „      (excl.    „   
                                    											)
                                 
                                      5,737
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Mittlere Umdrehzahl in der Minute
                                   184,05.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die verwendete Kohle war eine vom Händler bezogene Ruhrkohle. Die gleichmässige
                              									Erhaltung des Dampfdruckes von 4,5 at machte keine Schwierigkeiten. Zum Anheizen
                              									wurden 2,5 k Holz und 6,45 k Kohle, letztere nach Abzug der auf dem Roste
                              									zurückgebliebenen Kohle, verwandt. Die Zeitdauer bis zur Erreichung von 4,1 at Druck
                              									im Kessel betrug 20 Minuten.
                           Vor der Bestimmung der ungefähren Maximalleistung, welche ohne Schwierigkeit noch
                              									dauernd durch die Maschine erreicht werden kann, wurde zur Erlangung einer höheren
                              									Tourenzahl der Regulator etwas beschwert und ergab alsdann dieser Versuch die
                              									folgenden Werthe:
                           
                              
                                 Mittlere gebremste Leistung
                                 
                                    3,2806
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Mittlere indicirte Leistung
                                 3,7821
                                 „
                                 
                              
                                 Mittlere Umdrehzahl in der Minute
                                 186,53.
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Fr.