| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | C. J. Lintner | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 182 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Schluss des Berichtes S. 164 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Eine neue Methode zur Untersuchung von Brauerpech
                              									veröffentlicht Z. v. Milkowski in der Zeltschrift für analytische Chemie, 1890 Bd. 29 S.
                              									573.
                           0,5 bis 1 g Pech werden mit alkoholischer Kalilauge verseift, bis zur Trockne
                              									verdampft und der Rückstand mit Wasser aufgenommen. Die aufgelöste Seife laugt man
                              									mit Aether aus; der in Aether lösliche Theil ist neutral reagirendes Harz, dasselbe
                              									wird im Wägegläschen getrocknet und gewogen. Die Seife behandelt man jetzt mit
                              									verdünnter Salzsäure im Scheidetrichter oder in dem von Milkowski angegebenen Extractionsapparat. Harz und Fettsäuren scheiden
                              									sich als flockiger Niederschlag aus. Letzterer wird mit Aether aufgenommen und mit
                              									Wasser ausgewaschen. Dann verdunstet man den Aether, trocknet den Rückstand bei 100°
                              									und wägt. Dieses Harz und die Fettsäuren löst man in 15 bis 20 cc Alkohol, setzt
                              									Kalilauge bis zur alkalischen Reaction zu, dampft bis auf 5 cc ab, nimmt mit Wasser
                              									auf und fällt mit Silbersalz. Dabei fallen alle Harz- und Fettsilbersalze. Dieselben
                              									werden abfiltrirt, bei 100° getrocknet und mit Aether extrahirt. In Lösung geht Harz
                              									und Spuren von Silber. Die Harz- und die Fettsilbersalze werden mit Salzsäure
                              									zersetzt, Harz und Fett in Aether gelöst, der Aether verdunstet, die Rückstände nach
                              									dem Trocknen bei 100° gewogen. Die Art des Fettes kann mit Hilfe der
                              									Verseifungszahlen bestimmt werden.
                           Ein Pech ergab so:
                           
                              
                                 Neutral reagirendes Harz
                                 11,52
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Harz
                                 74,86
                                 „
                                 
                              
                                 Fettes Oel
                                 13,42
                                 „
                                 
                              
                           Ueber die scheinbare Zunahme des Dextringehaltes während der
                                 										Gährung, sowie über die Bestimmung der Dextrosen des Dextrins in ihnen von
                              										Arminius Bau (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 1070).
                           Verf. theilt seine Beobachtungen mit, nach welchen die scheinbare Zunahme des
                              									Dextringehaltes in der Würze im Verlaufe der Gährung thatsächlich der Anwesenheit
                              									von Dextrose ihren Ursprung verdankt, oder vielmehr durch die Gegenwart einer oder
                              									mehrerer Zuckerarten bedingt ist, welche ein höheres Reductionsvermögen gegenüber
                              										Fehling'scher Lösung besitzen als die Maltose,
                              									welche beim Invertiren mittels Salzsäure Dextrose bleiben oder in solche übergeführt
                              									werden und welche von allen Hefearten, auch von Saccharomyces apiculatus, der
                              									bekanntlich Maltose nicht angreift, vergohren werden.
                           Verf. bediente sich nun bei seiner Untersuchung der letztgenannten Hefe zur
                              									Ermittelung der in der Würze vorhandenen Dextrosemengen und fand bei drei
                              									Bierwürzen:
                           
                              
                                 
                                 Pilsener
                                 Lager
                                 Münchener
                                 
                              
                                 Rohmaltose
                                     9,614
                                     7,580
                                     9,705
                                 
                              
                                 Dextrose
                                     1,102
                                     0,891
                                     1,325
                                 
                              
                                 Procentgehalt der Roh-    maltose an Dextrose
                                 12,68
                                 11,83
                                 13,56
                                 
                              
                           Zur Bestimmung der Dextrose und des (annähernd) richtigen Dextrin geh altes in
                              									Bierwürzen schlägt Bau folgende Methode vor:
                           Die Stammwürze prüft man auf ihren Extractgehalt und stellt zur Controle ihren
                              									Dextrosewerth fest. Nach dem Sterilisiren führt man dieselben Bestimmungen aus und
                              									impft den Rest, etwa 150 cc, mit einer Reincultur von S. apiculatus. Nach beendigter
                              									Gährung filtrirt man die Flüssigkeit klar, analysirt auf Rohmaltose und
                              									Dextrosewerth (durch Kupferreduction), sowie auf den wirklichen Extractgehalt und
                              									berechnet (mit dem Umwege der Verwandlung der Gewichtsprocente in Procente von 100
                              									cc) den Dextrose- und Dextringehalt der Stammwürze.
                           Bezüglich zahlreicher Einzelheiten sei auf die Originalarbeit verwiesen.
                           Beiträge zur Kenntniss einiger in Würze und Bier vorkommender
                                 										Bakterien von A. Zeidler (Mittheilung aus dem Vereinslaboratorium der Versuchs- und
                                 										Lehranstalt für Brauerei in Berlin. Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7
                              									S. 1213).
                           Aus einer gehopften Würze, die beim Stehen im offenen Gefässe sehr bald trübe
                              									geworden war und einen sellerieartigen Geruch angenommen hatte, wurde eine Bakterie
                              									isolirt, die dem von Ferd. Cohn beschriebenen Bacterium
                              									termo sowohl hinsichtlich der Gestalt der Zellen, als auch in Bezug auf die
                              									eigentümliche Beweglichkeit entspricht. In voller Entwicklung zeigt sie in der Würze
                              									die Form eines kleinen in der Mitte sowohl wie an den Enden schmäler werdenden
                              									Kurzstäbchens, dessen Breite fast durchweg 0,001 mm beträgt. Unter gewissen
                              									Culturbedingungen wächst es zu längeren, deutlich eingeschnürten Ketten aus,
                              									manchmal auch zu langen Fäden, die keine Einschnürung erkennen lassen. Jene findet
                              									man häufig in der gelben schleimigen Decke, die das Bacterium bei langer Cultur in
                              									gehopfter Würze bildet; diese sind in Culturen auf Würzegelatine und
                              									Weissbierwürze-Agar häufig beobachtet worden. In Kartoffelculturen und auf
                              									Fleischsaftgelatine bleibt eine solche Entwickelungsform aus. In Reagensglasculturen
                              									auf Würzegelatine bildet das Bacterium einen schmutzig hellgelben Impfstrich von
                              									griesig-körniger, glänzender Oberfläche mit wenig charakteristischen Rändern. Die
                              									Gelatine wird nach 5 bis 6 Tagen bei Zimmertemperatur verflüssigt. Auf
                              									Fleischsaftgelatine zeigt das Bacterium die nämlichen äusseren Erscheinungen. Auf
                              									Weissbierwürze-Agar erschien der Impfstrich eine Spur gelblicher. Auf
                              									Kartoffelscheiben wuchs ein schmutzig gelbbräunlicher Belag. In Plattenculturen
                              									entwickeln sich im Inneren der Gelatine scharf conturirte Kolonien, auf der
                              									Oberfläche solche mit strahligen Rändern. Auch hier tritt allmählich Verflüssigung
                              									der Gelatine ein. Die Stichculturen in Gelatine wuchsen nur auf der Oberfläche. Eine
                              									zwischen zwei fest auf einander gepresste Kartoffelscheiben gegebene Aussaat zeigte
                              									nur ein mangelhaftes Wachsthum. In sechs Versuchsreihen wird dann des weitern das
                              									Verhalten des Bacteriums gegen Würze bei Gegenwart von Hefe und gegen Bier
                              									geprüft.
                           Für die Brauereipraxis ergeben sich aus den Versuchen folgende wichtigen
                              									Resultate:
                           Unter den Würzebakterien, die man früher als dem Bacterium termo zugehörig
                              									betrachtete, ist eine Art gefunden, welche ausserordentlich schnell abstirbt, sobald
                              									die Gährung einsetzt. Es ist dieser Umstand wichtig für die Beurtheilung der
                              									Ergebnisse der brautechnischen Luft-und Wasseranalysen, bei denen mit Würze und Bier
                              									gearbeitet wird. Für die Haltbarkeit der gepressten Hefe ist die Thatsache von
                              									Bedeutung, dass eine solche leicht in Fäulniss übergeht, wenn frische Zellen des
                              									betreffenden Würzebacteriums vorhanden sind, dass dagegen dieselbe sich längere Zeit
                              									hält, wenn nur solche Bakterienzellen darin vorhanden sind, welche die alkoholische
                              									Gährung mit durchgemacht haben. Anwendung sterilen Wassers zum Waschen der Hefe ist
                              									daher von grosser Wichtigkeit.
                           Zeidler stellte in gleicher Weise Versuche an mit zwei
                              									anderen Bakterien, welche beide Essigsäuregährung verursachen.
                           Das eine; von Zeidler
                              									als Bacterium I bezeichnet (von einer botanischen Benennung wurde ebenso wie bei dem
                              									oben beschriebenen vorläufig abgesehen) ist von Dr. Lindner aus Breslauer Kretschmerbier isolirt worden. Es ist jedenfalls
                              									identisch mit dem bekannten, unter dem Namen Bacterium aceti beschriebenen Stäbchen;
                              									es hat bei voller Entwickelung eine Dicke von 0,0015 mm und eine wechselnde Länge
                              									von 0,0025 bis 0,006 mm.
                           Das Bacterium II hat Zeidler aus einem trüben Bier
                              									isolirt, dem mikroskopischen Bilde nach ist es vom vorigen wenig unterschieden. Die
                              									Dicke ist gewöhnlich 0,0025 bis 0,003 mm, die Länge 1,003 bis 0,006 mm. Man sieht
                              									öfters, besonders bei gefärbten Präparaten, eine Verdichtung des Inhaltes an den
                              									Enden der Stäbchen. In älteren Culturen gewinnt es oft den Anschein, als ob sich
                              									Anfänge zu Sporenbildung zeigen. Ein gleiches Verhalten hat Brown (Journal of chem. soc. 1886) an dem von
                              									ihm isolirten und mit dem Namen Bacterium xylinum belegten bemerkt. Zeidler glaubte daher, dieselben Bakterien unter den
                              									Händen zu haben, da auch andere Erscheinungen übereinstimmten. Die von ihm
                              									beschriebenen Reactionen aber, Behandlung des Häutchens mit Natronlauge, erwiesen,
                              									dass die Bakterien von einander verschieden waren.
                           Auch gelang in keinem Falle eine Bläuung der Bakterien mit Jodlösung, so dass
                              									anzunehmen ist, dass das vorliegende Bacterium auch mit dem von Hansen mit dem Namen Bacterium Pastorianum belegten
                              									nicht identisch ist.
                           Bacterium I bewirkte in Bieren unter gewissen Umständen Schleimbildung, Bacterium II
                              									nicht. Es ergab sich somit, dass unter den Essigsäurefermenten solche vorkommen,
                              									welche das Bier in einen schleimigen Zustand überführen können. Gepresste Hefe wird
                              									durch lebende Zellen der Essigsäurebakterien wenig verändert. Es ist daher für die
                              									Haltbarkeit der Hefe nicht besonders gefährlich, wenn auch einige
                              									Essigsäurebakterien die alkoholische Gährung überdauert haben.
                           Apparat für die Hefereinzucht nach Bergh und Jörgensen.
                              									Dieser Apparat ist billiger und nimmt weniger Platz ein als der von Hansen und Kühle construirte und erscheint daher
                              									besonders geeignet, in kleineren Brauereien Eingang zu finden.
                           Die Figur auf S. 164 zeigt die Aufstellung des Apparates und seine Nebentheile.
                           X ist ein Vorfilter, V eine
                              									Luftpumpe mit ihrem Zuleitungsrohre O zum Luftbehälter
                              										U. Von diesem führt das Leitungsrohr ZY durch das Filter D zum
                              									Reinzuchtapparate. Die filtrirte sterile Luft wird durch drei Aeste (nämlich bei A, B und C) in diesen
                              									hineingeleitet; die an diesen Stellen angebrachten Hähne sind Dreiwegehahne.
                           Der Reinzuchtapparat besteht aus zwei Cylindern A
                              									und B; beide sind aus Kupfer mit Messingböden. Der
                              									erstgenannte Cylinder fasst ungefähr 48, der zweite 160 l. In A befindet sich ein Rührwerk E, ein Rohr a zum Einführen der Hefe und zum
                              									Entnehmen kleiner Proben. Letzteres geschieht dadurch, dass man Luftdruck anwendet.
                              									Das gebogene Rohr F ist ein Ausführkanal für die
                              									Kohlensäure, GP ist ein grösseres Leitungsrohr, durch
                              									welches die beiden Cylinder A und B mit einander in Verbindung stehen; durch den Hahn G kann diese Verbindung geöffnet oder geschlossen
                              									werden. Durch H wird das Spülwasser weggeführt, wenn
                              									eine Reinigung vorgenommen werden soll.
                           Der Cylinder B ist oben von einem gusseisernen
                              									zweitheiligen Mantel umgeben, dessen oberer Theil zur Aufnahme des Kühlwassers dient
                              									bei der Abkühlung der Würze und eventuell zur Temperaturregulirung während der
                              									Gährung, während der untere Theil für die Aufnahme von Dampf bestimmt ist, zu
                              									welchem Zwecke bei O ein Hahn zum Einführen, bei S ein solcher zum Abführen des Dampfes angebracht ist.
                              										M ist ein ringförmiges, mit kleinen Löchern
                              									versehenes Wasserrohr, zur Abkühlung des Cylinders dienend; bei N wird das Wasser abgezapft. Der Cylinder B hat einen eigenen Rührapparat J, welcher mittels eines Räderwerkes bewegt wird, und einen Messapparat
                              										L, der aus einem Bogen und einem Schwimmer, welcher
                              									mit einem Zeiger versehen ist, besteht. Vom Deckel, in welchem ein geschlossenes
                              									Rohr für die Anbringung eines Thermometers sich befindet, geht das gebogene Rohr K aus. Am Boden befindet sich ein Hahn Q, welcher in Verbindung mit dem Leitungsrohre b steht; letzteres ist mit einem Hahne T versehen. R ist ein
                              									kleines Gefäss mit Wasser, in welches die Enden der gebogenen Rohre münden.
                           Die Würze wird in den sterilisirten Cylinder B
                              									eingeleitet und eventuell hier noch einmal mit Dampf sterilisirt, darauf gelüftet
                              									und abgekühlt. Die Reinhefe führt man durch das Röhrchen a zunächst in den oberen Cylinder A ein,
                              									spült sie darauf in den Cylinder B und schliesst, wenn
                              									alle Hefe nach B gebracht ist, bei G. Nachdem eine kräftige Vermehrung der Hefe
                              									eingetreten, wird umgerührt und ein Theil der gährenden Würze nach A hinauf gedrückt, um für die nächste Gährung in B benutzt zu werden. Das übrige wird aus A herausgenommen und dient als Stellhefe. Nach diesem
                              									Verfahren lässt man also die Gährung nicht so weit gehen, dass der grösste Theil der
                              									Hefezellen als feste Bodensalzhefe sich niederschlägt, und derselbe Cylinder B wird abwechselnd als Gährungs- und Würzecylinder
                              									angewendet.
                           (Hansen: Untersuchungen aus der Praxis der
                                 										Gährungsindustrie, II. Aufl. 1890. Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 505.)
                           
                              C. J. Lintner.