| Titel: | Ueber die Ursachen von Explosionen in Braunkohlen-Briquettefabriken. | 
| Autor: | Rud. Holtzwart , Ernst v. Meyer | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 185 | 
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                        Ueber die Ursachen von Explosionen in
                           								Braunkohlen-Briquettefabriken.
                        Von Dr. Rud. Holtzwart und Prof. Dr.
                           									Ernst v.
                                 										Meyer.
                        Mit Abbildung.
                        Ueber die Ursachen von Explosionen in
                           								Braunkohlen-Briquettefabriken.
                        
                     
                        
                           Die nachfolgenden Mittheilungen enthalten die von uns ausgeführten Untersuchungen,
                              									welche den Zweck verfolgt haben, die in Briquettefabriken vorkommenden Explosionen
                              									auf ihre Ursachen zurückzuführen.Die Anregung
                                    											zu dieser Arbeit ist von dem unter Vorsitz des Herrn Bergrath Schrecker in Halle a. d. S. gebildeten
                                    											Ausschuss von Betriebsunternehmern ausgegangen. Die Untersuchung hat sich
                                    											dementsprechend auf Braunkohlen-, bezieh. Briquettefabriken der Provinz
                                    											Sachsen, sowie der Niederlausitz (insbesondere Oberröblingen, Greppin,
                                    											Senftenberg) erstreckt.
                           Dieses Problem ist begreiflicher Weise seit Jahren von den erfahrensten Praktikern
                              									ins Auge gefasst worden. Die Lösung desselben, oder vielmehr die Verhütung von
                              									Explosionen wurde erstrebt durch bergpolizeiliche Verordnungen, sowie namentlich
                              									durch Verbesserungen aller Art (insbesondere bezüglich der
                              									Trockenvorrichtungen).
                           Trotz alledem kommen Explosionen leider noch oft genug in den verschiedensten Anlagen
                              									vor. Eine wirksame Ausschliessung der Explosionsursachen ist also bislang nicht
                              									erreicht.
                           Wir hoffen, durch unsere Untersuchungen zur Aufklärung der schwebenden Frage
                              									beizutragen. Die eigentliche Ursache von Explosionen in Briquettefabriken dürfte
                              									sich aus den verschiedenartigen Versuchen klar ergeben; sie fällt wesentlich mit der
                              									von vielen Praktikern angenommenen zusammen. Die sich daran schliessende Frage, wie
                              									man das Zustandekommen von Explosionen verhüten könne, soll nur kurz berührt werden,
                              									da hier der Praktiker das Hauptwort zu sprechen hat, auch er nur die dazu
                              									erforderlichen Versuche im Grossen mit Erfolg anzustellen vermag.
                           Die verschiedenen Versuchsreihen lassen sich in drei Hauptabschnitte gliedern.
                           1) In erster Linie galt es, festzustellen, ob die Einrichtung der Trockenöfen, sowie
                              									der Transportvorrichtungen, endlich die Anlage des Sammelraumes solche Fehler
                              									aufweisen oder so ungünstige Umstände mit sich bringen, dass Explosionen erfolgen
                              									können. Es handelte sich also darum, die in den genannten Räumen während des
                              									Betriebes circulirenden Gasgemenge, insbesondere die in Trockenöfen verschiedener
                              									Construction sich ansammelnden, zu untersuchen.
                           2) Sodann ergab sich aus theoretischen Erwägungen, namentlich aber aus Erfahrungen
                              									des Fabrikbetriebes die Nothwendigkeit, vollste Aufmerksamkeit den Vorgängen
                              									zuzuwenden, welche sich beim verschieden starken Erhitzen der Braunkohlen, also beim
                              									Schwelen derselben abspielen, insbesondere die Beschaffenheit der bei hohen
                              									Temperaturen aus den Braunkohlen entwickelten Gase
                              									festzustellen.
                           Bei dem Fehlen aller sicheren Anhaltspunkte über diese zweifellos sehr wichtige Frage
                              									galt es, mit peinlichster Sorgfalt zu Werke zu gehen; mancherlei mühsame Vorarbeiten
                              									mussten ausgeführt werden, ehe man sich dem gesteckten Ziele auch nur einigermassen
                              									nähern konnte.
                           3) Der dritte Theil der Untersuchungen betrifft das willkürliche, durch passende
                              									Versuche beabsichtigte Zustandekommen von Explosionen, insbesondere des
                              									Braunkohlenstaubes. Nur im Kleinen angestellte Versuche haben zu einigen Ergebnissen
                              									geführt, während die in grossem Massstabe unternommenen Versuche ohne Resultat
                              									geblieben sind.
                           
                        
                           I. Untersuchung der in den Trockenöfen, Transportvorrichtungen
                              									u.s.w. enthaltenen Gasgemische.
                           Bisher fehlten gänzlich analytische Untersuchungen über die Gase, welche in den
                              									verschiedenen, zur Briquettebereitung benutzten Apparaten enthalten sind. Ohne
                              									thatsächlichen Anhalt glaubte man, in denselben die Ansammlung von brennbaren Gasen
                              									und als weitere Folge die von stark explosiblen Gemischen annehmen zu müssen. Diese
                              									Befürchtungen sind völlig grundlos, wenigstens solange der Betrieb keine
                              									augenfälligen ernsten Störungen aufweist.
                           Die zu untersuchenden Gase wurden aus den Oefen, Schnecken u.s.w. durch ein in diese
                              									eingeführtes, genügend langes Glasrohr mittels eines kräftig wirkenden Aspirators
                              									abgesaugt und in gut schliessenden Flaschen nach Leipzig übergeführt, um im
                              									Laboratorium thunlichst schnell analysirt zu werden. Zur Bestimmung der darin
                              									enthaltenen Gase, der Kohlensäure (CO2), des
                              									Kohlenoxyds (CO) und des Sauerstoffs (O) wurde wesentlich nach Winkler's und Hempel's bekannten und
                              									bewährten MethodenCl. Winkler: Kurzes Handbuch der technischen
                                       												Gasanalyse. W. Hempel: Gasanalytische Methoden.
                              									verfahren, also die Kohlensäure mittels Kalilauge, Sauerstoff durch alkalische
                              									Pyrogallussäurelösung, Kohlenoxyd durch ammoniakalische Kupferchlorürlösung
                              									absorbirt, und so der relative Gehalt an diesen Gasen ermittelt.
                           Die folgenden Tabellen enthalten die Ergebnisse der Analysen von Gasen aus den
                              									Apparaten verschiedener Briquettefabriken. Einer besonderen Erläuterung bedarf die
                              									Zusammenstellung nicht.
                           
                              
                                 
                                 In 100 Volumen waren enthalten
                                 
                              
                                 Kohlen-säure
                                 Sauer-stoff
                                 Kohlen-oxyd
                                 Stick-stoff(Rest)
                                 
                              
                                 I. Luft aus
                                       												Trockenöfen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) Aus
                                       												Feuertelleröfen.(Oberröblingen.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   1) Probe aus dem unteren Theile      des Ofens
                                   0,4
                                 20,2
                                 Spur
                                 79,4
                                 
                              
                                   2) Aus demselben Theil kurz nach      dem Feuern
                                   0,2
                                 18,8
                                 –
                                 81,0
                                 
                              
                                   3) Eine unmittelbar darauf von      derselben
                                    											Stelle entnommene      Probe enthielt
                                   1,0
                                 20,0
                                 –
                                 79,0
                                 
                              
                                   4) Probe aus dem mittleren Theil      des Ofens bald
                                       												nach dem Feuern
                                   6,7
                                 12,9
                                 1,0
                                 79,4
                                 
                              
                                   5) Aus demselben Theil
                                    											etwas      später
                                   2,3
                                 17,8
                                 0,3
                                 79,6
                                 
                              
                                   6) Probe aus dem oberen Theil      des Ofens (vor dem Feuern)
                                   4,3
                                 14,7
                                 0,9
                                 80,1
                                 
                              
                                   7) Aus demselben Theil nach dem      Feuern
                                 12,3
                                   4,0
                                 0,9
                                 82,8
                                 
                              
                                 b) Aus Dampftelleröfen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 α) Aus dem Ofen
                                    											zu Stedten.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   8) Aus dem Raum zwischen 2. und      3.
                                    											Teller
                                   0,2
                                 20,8
                                 –
                                 79,0
                                 
                              
                                   9) Desgl. 15 Minuten später
                                   0,1
                                 20,6
                                 –
                                 79,3
                                 
                              
                                 10) Aus dem mittleren Theile
                                    											des      Ofens
                                   0,1
                                 20,6
                                 Spur
                                 79,3
                                 
                              
                                 11) Desgl. 15 Minuten später
                                 –
                                 20,7
                                 –
                                 79,3
                                 
                              
                                 β) Aus den Oefen
                                    											von Gebr. Reschke(Senftenberg.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 12) Ueber dem 5. Teller (von
                                    											unten      entnommen)
                                   0,2
                                 20,45
                                 –
                                   79,35
                                 
                              
                                 13) Aus der Mitte des Ofens (12      und 13 aus
                                    											dem neuen Dampf-      tellerofen)
                                   0,7
                                 20,3
                                 –
                                 79,0
                                 
                              
                                 14) Aus dem unteren Teile des      alten
                                    											Tellerofens
                                   0,1
                                 20,6
                                 –
                                 79,3
                                 
                              
                                 γ) Aus den Oefen von Gruhl und Co.(Senftenberg.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 15) Aus dem Raume über dem      3. Teller (des
                                    											3. Ofens)
                                   0,2
                                 20,3
                                 –
                                 79,5
                                 
                              
                                 16) Von dem 1. Teller des 5. Ofens
                                   0,1
                                 20,5
                                 –
                                 79,4
                                 
                              
                                 (NB. 15 und 16 aus Oefen
                                    												mitdarunter befindlichen
                                    											Sammel-räumen)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 17) Von dem 1. Teller (Fabrik II      mit
                                    											Sammelraum, welcher vom      Ofen getrennt ist)
                                   0,1
                                 20,65
                                 0,1
                                   79,15
                                 
                              
                                 c) Aus Oefen anderer
                                       												Con-struction.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 α) Aus Schulz' Röhrenofen beiStillstand des
                                    											Betriebes (in Stedten).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 18)19)20)21)
                                 Aus verschiedenen Röhrenabgesaugt
                                   0,9  0,5  0,2  0,3
                                 20,620,720,720,8
                                 ––––
                                 78,578,879,178,9
                                 
                              
                                 β) Aus dem
                                    												„Leutert“-Ofen.(Senftenberg.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 22) Aus dem unteren Theile
                                     0,05
                                 20,2
                                 0,3
                                   79,45
                                 
                              
                                 23) Desgleichen
                                     0,05
                                 20,5
                                   0,15
                                 79,3
                                 
                              
                                 24) Aus dem Abzugsschlote
                                    											des      Leutert-Ofens
                                     0,15
                                 20,3
                                 0,3
                                   79,25
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 In 100 Volumen waren enthalten
                                 
                              
                                 Kohlen-säure
                                 Sauer-stoff
                                 Kohlen-oxyd
                                 Stick-stoff(Rest)
                                 
                              
                                 γ) Aus der Jacobi-Darre
                                    											in derFabrik von Leutert.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 25) Aus dem Jacobi'schen
                                    											Wind-      ofen (Senftenberg)
                                   0,05
                                   20,55
                                 0,1
                                 79,3
                                 
                              
                                 26) Probe aus der Jacobi-Darre      (Greppin) vorderer
                                    											Theil
                                 0,3
                                 20,6
                                 –
                                 79,1
                                 
                              
                                 27) Desgl. (aus hinterem Theil)
                                 0,1
                                 20,5
                                 –
                                 79,4
                                 
                              
                                 II. Luftproben aus
                                       												Sammel-räumen und Schnecken.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) Sammelraum der OberröblingerFabrik, deren Ofengase unter 1 bis 7oben
                                    											aufgeführt sind.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   1) Probe aus Sammelraum dicht      über der Kohle
                                    											abgesogen
                                 0,3
                                 20,5
                                 –
                                 79,2
                                 
                              
                                   2) Probe in der Nähe der Decke      entnommen
                                 0,9
                                 19,1
                                 –
                                 80,0
                                 
                              
                                 b) Fabrik von Reschke.(Senftenberg.)Ofengase s. Vers. 12, 13.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   3) Aus Sammelraum bei
                                    											offener      Thür, 3 m von dieser entfernt,      über der Kohle
                                    											abgesaugt
                                 0,3
                                 20,2
                                 0,1
                                 79,4
                                 
                              
                                   4) Probe aus der Schnecke
                                    											von      den (neuen) Oefen in dem      Sammelraum
                                 0,5
                                 20,1
                                 –
                                 79,4
                                 
                              
                                   5) Probe aus der Sammelraum-      schnecke
                                 0,9
                                 19,6
                                 –
                                 79,5
                                 
                              
                                 c) Fabrik von Gruhl und
                                       												Co.(Senftenberg.)Ofengase 15, 16, 17.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   6) Aus Sammelraum (unter den      Oefen)
                                 0,2
                                 20,6
                                 –
                                 79,2
                                 
                              
                                   7) Aus Sammelraumschnecke
                                 0,6
                                 19,7
                                 –
                                 79,7
                                 
                              
                                   8) Aus Sammelraum (getrennt      vom Ofen)
                                 0,3
                                 20,1
                                 0,1
                                 79,5
                                 
                              
                                   9) Aus zugehöriger Schnecke
                                 0,3
                                 20,2
                                   0,15
                                   79,35
                                 
                              
                                 d) Fabrik von E.
                                       											Leutert.(Senftenberg.)Ofengase 22, 23, 24 und 25.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 10) Aus Entleerungsrohr vom Sam-      melraum zur
                                    											Schnecke
                                 1,2
                                 18,1
                                 0,1
                                 80,6
                                 
                              
                                 e) Fabrik zu Stedten.(Ofengase 8, 9, 10, 11.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 11) Aus Sammelraum, welcher      36 Stunden lang
                                    											möglichst      verschlossen war
                                 0,5
                                   19,75
                                 –
                                   79,75
                                 
                              
                                 12) Proben durch ein kleines Loch      in der Thür
                                    											entnommen
                                 0,3
                                 19,5
                                 0,1
                                 80,1
                                 
                              
                                 13) Aus benachbartem, im Betrieb      befindlichen
                                    											Sammelraum
                                 0,4
                                 20,0
                                 –
                                 79,6
                                 
                              
                           Aus den obigen Analysen lässt sich ganz allgemein folgern, dass die untersuchten Gase
                              									verschiedener Herkunft nicht die geringste Gefahr in
                              									Bezug auf Entzündbarkeit, geschweige denn Explosivität mit sich bringen. Der Gehalt
                              									derselben an Kohlenoxyd, dem einzigen, in merklicher Menge auftretenden brennbaren Gase, steigt nur in den Feuertelleröfen auf etwa 1 Proc. (Nr.
                              									4, 6, 7), erreicht in anderen Ofensystemen höchstens einige Zehntel Procent, ist
                              									sogar in den meisten Fällen gleich Null. In den Sammelräumen und Schnecken, in denen
                              									man eine Anhäufung brennbarer Gase befürchten zu müssen meinte, konnten nur in
                              									einzelnen Fällen ganz geringe Mengen Kohlenoxyd, 0,1 bis 0,15 Proc., nachgewiesen
                              									werden.
                           Kohlensäure ist fast immer in den untersuchten Gasen
                              									enthalten; dem Gehalte der letzteren an Kohlensäure entspricht ein Minus von
                              									Sauerstoff, was ohne weiteres einleuchtet. Ebenso wenig überraschend ist die
                              									erhebliche Steigerung des Gehaltes an Kohlensäure und eine entsprechende Abnahme des Sauerstoffs in
                              									den Gasen der Feuertelleröfen nach dem Feuern (Nr. 4, 5, 6, 7).
                           Da die Beimengung von Kohlensäure und die Zunahme dieser mit dem Wachsen des
                              									Kohlenoxydgehaltes die Wahrscheinlichkeit einer Entzündung verringert, so ist das
                              									Ansteigen des Kohlensäuregehaltes in jenen Gasen gleichbedeutend mit Verminderung
                              									einer Gefahr.
                           Im Allgemeinen sind die Gasproben aus Trockenöfen, Sammelräumen, Schnecken
                              									atmosphärische Luft, in welcher ein wechselnder Antheil Sauerstoff durch Kohlensäure
                              									vertreten ist. Denn die normale Luft enthält 20,9 Proc. Sauerstoff und 79,1 Proc.
                              									Stickstoff, während der niedrigst gefundene Werth für letzteres Gas 78,5, der
                              									höchste 82,8 beträgt und in 31 (von 40) Gasproben die Zahl für Stickstoff nur
                              									innerhalb eines halben Procents von dem normalen Werthe abweicht.
                           Die Gase aus den Dampföfen (sub b und c) nähern sich am meisten der normalen
                              									Zusammensetzung von Luft, was sich aus dem gleich massigen Erhitzen der Kohlen und
                              									aus dem Abschlusse von Feuergasen leicht erklärt. Die Dampföfen bieten auch nach
                              									diesem Befunde die grössere Sicherheit gegen Ansammlung wenn auch geringfügiger
                              									Mengen brennbaren Gases.
                           Eine eigentliche Gefahr bringen also bei regelmässigem
                                 										ungestörtem Betriebe die in den Trockenöfen, Sammelräumen, Schnecken
                              									circulirenden Gase nicht mit sich. Die mehrfach
                              									geäusserte Annahme, dass dieselben Kohlenwasserstoffe in bedrohlicher Menge
                              									enthielten, hat sich als völlig haltlos erwiesen. – In den verschiedenen Apparaten
                              									und Räumen kann von einer Explosionsgefahr erst die Rede sein, wenn eine Entzündung
                              									der Kohle eingetreten ist und besondere noch zu besprechende Umstände dieselbe
                              									anfachen, sowie eine weit ausgedehnte Entflammung verursachen.
                           
                        
                           II. Untersuchung der von Braunkohlen beim Erhitzen
                              									ausgegebenen Gase.
                           Wie schon oben angedeutet wurde, ist den chemischen Processen, welche beim Trocknen
                              									von Braunkohlen zur Entstehung von Gasen Anlass geben, bisher nicht die nöthige
                              									Aufmerksamkeit zu Theil geworden.
                           Nur vereinzelte Angaben finden sich in der Literatur verzeichnet, so von Bischof, von VarrentrappVgl. 1865 175 156. 178
                                    										379., welche die Fähigkeit der Braunkohlen, bei massig gesteigerter
                              									Temperatur Sauerstoff zu absorbiren und Kohlensäure zu entwickeln, beobachtet haben;
                              									auf andere Gase, welche sich dabei etwa bildeten, haben dieselben nicht
                              									geachtet.
                           Gerade von Seiten der Praktiker hätte man erwarten sollen, dass diese Frage längst
                              									einer gründlichen experimentellen Behandlung unterworfen wäre.
                           Denn man schrieb die in Briquettefabriken vorkommenden Explosionen mit Vorliebe den
                              									beim Trocknen der Braunkohlen entstehenden Gasen zu, welche, mit Luft gemischt, den
                              									Schlagwettern der Steinkohlengruben ähnliche explosive Gemische bilden sollten.Die
                                    											naheliegende Frage, ob die Braunkohlen gasige Einschlüsse enthalten, welche
                                    											Gefahr mit sich bringen, konnte unberücksichtigt bleiben, da nach früheren
                                    											Untersuchungen (Zitowitz und v. Meyer, Journ. f. prakt. Chem., [2] 6 79) sowohl die geringe Menge, als namentlich
                                    											die Qualität der eingeschlossenen Gase zu solchen Befürchtungen keinen
                                    											Anlass geben.Denn die Gase bestehen fast nur aas Kohlensäure und Stickstoff, enthalten
                                    											ausserdem Kohlenoxyd (bis zu 3,5 Proc.), aber keine
                                    										Kohlenwasserstoffe.
                              									Ohne jeglichen Beweis!
                           Um wenigstens einen Anfang mit der Ausfüllung dieser Lücke zu machen, haben wir
                              									die folgenden Versuche angestellt. Die Frage wurde mit Hinsicht auf eine
                              									Explosionsgefahr von uns folgendermassen gestellt:
                           Entwickeln sich beim Trocknen der Braunkohlen unter Verhältnissen, wie sie in praxi
                              									vorkommen können, auch unter ungünstigen Bedingungen (sehr hoher Temperatur) Gase,
                              									welche, mit Luft gemengt, Anlass zu Explosionen geben?
                           Zur Beantwortung dieser Frage wurden gewogene Durchschnittsproben von Braunkohlen
                              									bezieh. von deren Staub in einem langsamen, völlig
                                 										trockenen und von Kohlensäure freien
                              									Luftstrome verschieden hohen Temperaturen ausgesetzt, wie solche in Trockenöfen
                              									(Feuertelleröfen) vorkommen können; die gasigen Producte, welche mit der Luft
                              									fortgingen, wurden sodann, wie sich aus dem Folgenden ergibt, näher untersucht. Bei
                              									den meisten Versuchen wurde ein cylindrisch gestaltetes Gefäss mit zwei verengerten
                              									Oeffnungen angewandt; dasselbe wurde, mit der gewogenen Menge Kohle beschickt, in
                              									einem Luftbade auf die gewünschte Temperatur erhitzt. Die von der einen Seite
                              									eintretende Luft war mittels Natronkalks und concentrirter Schwefelsäure getrocknet
                              									und von Kohlensäure befreit. Das austretende Gasgemisch passirte zwei
                              									Absorptionsröhren mit Schwefelsäure, welche das Wasser, sowie theerige Producte
                              									zurückhielten, sodann zur Bestimmung der entstandenen Kohlensäure mehrere U-Röhren
                              									mit Natronkalk. Die Bestimmung des im Gasgemische enthaltenen Kohlenoxyds bezieh.
                              									Methans erhellt aus der Beschreibung der einzelnen Versuche.
                           
                              Versuch 1.
                              
                           Mit grubenfeuchter Kohle
                              									(Oberröblingen).
                           Angewandt: 21,849 g obiger Braunkohle, welche im langsamen Luftstrome 14 Stunden lang
                              									auf 100 bis 110° erhitzt wurde.
                           
                              
                                 Menge des abgegebenen Wassers
                                 10,881
                                 g
                                 =
                                 49,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Menge der gebildeten Kohlensäure
                                   0,1513
                                 g
                                 =
                                 0,7
                                 „
                                 
                              
                                 Der Gewichtsverlust der Kohle betrug
                                 10,694
                                 g
                                 =
                                 49,0
                                 „
                                 
                              
                           also erheblich weniger, als an Wasser und Kohlensäure
                              									abgegeben war.
                           Diese Differenz ist wesentlich auf die Absorption von Sauerstoff durch die Braunkohle
                              									zurückzuführen. In welcher Form derselbe gebunden wird, welche organischen
                              									Verbindungen entstehen, darüber weiss man noch nichts.
                           Sieht man von der geringen Menge Kohlenoxyd ab, welches (nach Versuch 2) entstanden
                              									ist, aber hier nicht bestimmt wurde, so findet man, dass 0,338 g = 236 cc Sauerstoff
                              									von der obigen Menge Braunkohle absorbirt worden sind.
                           Um die ausser Kohlensäure gebildeten Gase zu ermitteln, wurde
                           
                              Versuch 2
                              
                           mit derselben Kohle angestellt.
                           a) Angewandt: 27,4185 g Braunkohle, welche zuerst (a) auf 100 bis 110° im Luftstrome
                              									erhitzt wurden.
                           
                              
                                 Abgegebenes Wasser
                                 13,4605
                                 g
                                 =
                                 48,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Entstandene Kohlensäure
                                   0,0965
                                 g
                                 =
                                     0,35
                                 „
                                 
                              
                                 (In Cubikcentimeter etwa 50)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Der Gewichtsverlust der Kohle    betrug
                                 13,3654
                                 g
                                 =
                                 48,7
                                 „
                                 
                              
                           
                           Auch hier zeigt sich eine Absorption von Sauerstoff durch die Kohle an, wenn
                              									auch in geringerem Masse, als bei Versuch 1, wohl in Folge der viel kürzeren Dauer
                              									des Erhitzens. Das von Wasser und Kohlensäure befreite Gasgemisch wurde nun, behufs
                              									Ermittelung der darin enthaltenen brennbaren Gemengtheile über glühendes Kupferoxyd
                              									(in einem Verbrennungsrohre) geleitet; das entstandene Wasser wurde in einem
                              										„Schwefelsäurerohr“, die gebildete Kohlensäure mittels Natronkalk
                              									zurückgehalten und beide Producte gewogen.
                           Man erhielt nach der Verbrennung:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,0112
                                 g
                                 =
                                 0,00124
                                 H
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,037
                                 g
                                 =
                                 0,0101
                                 C
                                 
                              
                           Nimmt man als wahrscheinlich an, dass das brennbare Gas aus Methan und Kohlenoxyd
                              									besteht, so folgt aus obigen Werthen, dass jenes etwa 66 Proc. CO und 34 Proc.
                              									Methan enthalten hat. Die Menge ist aber sehr gering: auf etwa 50 cc Kohlensäure
                              									sind 19 cc des brennbaren Gasgemisches gebildet. Diese Gase, mit überschüssiger Luft
                              									gemengt, sind völlig ungefährlich, dank der reichlich vorhandenen Kohlensäure.
                           b) Der Versuch wurde fortgesetzt, und zwar 8 Stunden lang bei 150 bis 160°.
                           Zur Bestimmung der Producte verfuhr man genau wie bei a).
                           
                              
                                 Abgegebenes Wasser
                                 0,5934
                                 
                              
                                 Gebildete Kohlensäure
                                 0,1503
                                 
                              
                                 = 76 cc Gas.
                                 
                              
                           Der Gewichtsverlust der Kohle betrug nur 0,424 g, die Summe der Producte dagegen
                              									0,7437 g, also hatte eine beträchtliche Absorption von Sauerstoff stattgefunden. Mit
                              									glühendem Kupferoxyd lieferte das Gas:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,0014 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0129 g.
                                 
                              
                           Aus diesen Werthen folgt, dass der brennbare Gemengtheil nur Kohlenoxyd war, und zwar
                              									in sehr geringer Menge,
                           6,5 cc auf 76 cc Kohlensäure.
                           c) Mit dem Rückstand der Braunkohle wurde der Versuch 8 Stunden lang genau wie sub b)
                              									beschrieben, also bei 150 bis 160° fortgesetzt:
                           
                              
                                 Abgegebenes Wasser
                                 0,218 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,1413 g,
                                 
                              
                           welche Menge 72 cc erfüllen.
                           Das brennbare Gas erwies sich wieder als Kohlenoxyd; durch Verbrennung mit CuO wurden
                              									erhalten:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,0008 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0243 g,
                                 
                              
                           entsprechend 12,4 cc Kohlenoxyd (auf 72 cc CO2).
                           Aus den gewonnenen Zahlen ergibt sich klar, dass von einer Gefahr der aus der
                              									untersuchten Braunkohle bei 100 bezieh. 160° entwickelten Gase, überhaupt von der
                              									Möglichkeit der Bildung entzündlicher Gasgemische, nicht die Rede sein kann.
                           Die folgenden Versuche sind mit anderen Kohlen, meist bei höherer Temperatur
                              									angestellt.
                           Von der Bestimmung des Wassers wurde dabei abgesehen, weil gleichzeitig mit diesem
                              									theerige Stoffe abgegeben wurden. Die direct gebildete Kohlensäure bestimmte man
                              									meist volumetrisch.
                           
                              Versuch 3.
                              
                           
                              Grubenfeuchte Kohle anderen
                                 										Ursprungs.
                              
                           Angewandt: 21,5 g, welche auf 250° im trockenen Luftstrome erhitzt wurden; die
                              									entstandenen, mit Luft gemengten Gase traten in eine 3 l fassende Flasche,
                              									welche zuerst als Aspirator, dann als Gasometer diente.
                           In einem Theile des darin gesammelten Gases wurden Kohlensäure, Sauerstoff und
                              									Kohlenoxyd volumetrisch (nach Winkler-Hempel's
                              									Methoden) bestimmt: 100 Volumen enthielten danach:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 8,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 6,5
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,7
                                 „
                                 
                              
                           Die übrige Hauptmenge des Gases wurde, nachdem die drei eben genannten Gemengtheile
                              									durch Kalilauge, pyrogallussaures Alkali und durch ammoniakalische
                              									Kupferchlorürlösung successiv entfernt waren, getrocknet und über glühendes
                              									Kupferoxyd geleitet, um die Menge brennbaren Gases (Kohlenwasserstoff)
                              									festzustellen. Dabei erhielt man als Verbrennungsproducte:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,00535 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0102 g,
                                 
                              
                           genau entsprechend 0,0024 g CH4 (Methan) oder 3,5 cc also eine sehr geringe Quantität.
                           Das absolut ungefährliche Gasgemisch hatte folgende procentische Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                   8,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   0,7
                                 „
                                 
                              
                                 Methan
                                   0,14
                                 „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   6,5
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 84,66
                                 „
                                 
                              
                           
                              Versuch 4.
                              
                           Von derselben Kohle (Versuch 3) wurden etwa 20,0 g auf etwas über 400° erhitzt, die
                              									gasigen Producte mit der langsam durch den Apparat geleiteten Luft in eine 5 l
                              									fassende Flasche gesaugt, welcher abgemessene Mengen zur näheren Untersuchung
                              									entnommen wurden.
                           a) Die volumetrische Analyse ergab folgendes Resultat:
                           In 100 Volumen des Gemisches waren enthalten:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 14,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   4,1
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   3,25
                                 „
                                 
                              
                           b) Von dem ursprünglichen Gasgemische wurde ein Theil in eine Flasche, welche 511 cc
                              									fasste, übergefüllt, aus dieser sodann durch Absorptionsgefässe mit Kalilauge,
                              									pyrogallussaurem Kali, salzsaurem Kupferchlorür, Schwefelsäure gepresst, um
                              									schliesslich über glühendes Kupferoxyd geleitet zu werden (wie bei Versuch 3). Durch
                              									diese Verbrennung wurden erhalten:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0245 g
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,0180 g,
                                 
                              
                           Werthe, aus denen sich die Menge des in 511 cc des Gemisches
                              									enthaltenen Methans (CH4) zu 1,25 cc berechnet: auf
                              									100 Volumen kommen also nur 0,25 Vol.
                           Zur Controle der oben gefundenen Werthe wurde zuletzt in einer abgemessenen Probe des
                              									Gasgemisches die Gesammtmenge des Kohlenstoffs so bestimmt, dass man das Gas über
                              									glühendes Kupferoxyd leitete und die Kohlensäure wog. 500 cc des Gemisches
                              									enthielten 0,059 g Kohlenstoff, während sich aus obigen Zahlen (unter a und b) 0,058
                              									g C berechnen.
                           Das bei hoher Temperatur (>400°) erhaltene Gemisch hat demnach folgende
                              									volumprocentische Zusammensetzung, aus welcher die absolute Unentzündlichkeit
                              									desselben erhellt; in 100 Volumen:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 14,3
                                 Vol.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   3,25
                                 „
                                 
                              
                                 Methan
                                   0,25
                                 „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   4,1
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 81,1
                                 „
                                 
                              
                           
                           Bei Vergleich der Ergebnisse von Versuch 3 und 4 erkennt man, dass in Folge der
                              									Temperaturerhöhung die Menge der Kohlensäure, sowie des Kohlenoxyds erheblich
                              									gesteigert worden ist; die Zunahme des Methans erweist sich als sehr
                              									geringfügig.
                           
                              Versuch 5.
                              
                           Grubenfeuchte Braunkohle von anderer Lagerstätte wurde der gleichen Temperatur (>
                              									400°) ausgesetzt, wie bei Versuch 4, auch in gleicher Menge angewandt. Das
                              									Gasgemisch sammelte sich in der gleichen 5-Literflasche; nur wurde das Sperrwasser
                              									mit einer Schicht Provenceröl bedeckt.
                           a) Die volumetrische Analyse einer Probe des Gases ergab in 100 Volumen:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 26,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 7,9
                                 „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,5
                                 „
                                 
                              
                           b) Die Kohlenstoffmengen des im Gemische enthaltenen Kohlenoxyds und des eventuell
                              									vorhandenen Methans wurde in einer anderen Gasprobe (nach Entfernung der
                              									Kohlensäure) durch Ueberleiten über glühendes Kupferoxyd u.s.w. bestimmt. Dabei
                              									ergab sich völlige Gleichheit des Kohlenstoffgehaltes mit dem aus der Gasanalyse
                              									berechneten, so dass auf Abwesenheit von Methan geschlossen werden muss.
                              									Wahrscheinlich sind die geringen beim Schwelen der Kohle gebildeten Mengen desselben
                              									durch das Oel absorbirt worden.
                           Die Zusammensetzung des Gases ergibt die vollständige Gefahrlosigkeit eines solchen
                              									Gemisches. –
                           Während bei den obigen Versuchen Gasgemenge mit geringen Mengen brennbarer Gase
                              									erhalten worden sind, zeigt der folgende Versuch, dass eine Staubprobe durch ihr Verhalten beim Erhitzen sich nicht unwesentlich von
                              									den oben angewandten Braunkohlen unterscheidet. Zu bemerken ist übrigens, dass der
                              									Versuch 6 in einem anders geformten Gefässe, als Versuche 2 bis 5, ausgeführt wurde,
                              									derart, dass die von dem Luftstrome berührte Oberfläche merklich geringer war als
                              									bei den früheren Versuchen (2 bis 5).
                           
                              Versuch 6.
                              
                           Mit Kohlenstaub (von anderer
                              									Stelle).
                           Angewandt: 9 g, welche zuerst (a) im Luftstrome auf 150 bis 160° erhitzt wurden. Die
                              									Menge der direct gebildeten Kohlensäure betrug 0,3721 g, entsprechend 190 cc. Das
                              									von Kohlensäure befreite, getrocknete Gasgemisch lieferte, über glühendes Kupferoxyd
                              									geleitet u.s.w.:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,0411 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0488 g,
                                 
                              
                           Zahlen, welche zeigen, dass das brennbare Gas fast reines
                              									Methan ist, und zwar 25 cc desselben.
                           Der bei 250 bis 280° fortgesetzte Versuch (b) ergab eine ganz bemerkenswerthe
                              									Steigerung der Mengen brennbaren Gases, aber auch eine bedeutende Quantität
                              									Kohlensäure. Direct gebildete Kohlensäure: 1,805 g. Das von CO2 freie, trockene Gas, über glühendes Kupferoxyd
                              									geleitet, lieferte:
                           
                              
                                 Wasser
                                 0,5604 g
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,9347 g.
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen berechnet sich, dass 476 cc eines Gemisches von Methan und
                              									Kohlenoxyd entstanden, und zwar 349 cc Methan und 127 cc Kohlenoxyd, welche mit 920 cc Kohlensäure (=
                              									1,805 g) gemischt sind.
                           Die Menge des diesen Gasen beigemischten Stickstoffs und Sauerstoffs ist nicht
                              									ermittelt worden.
                           Die Explosionsgefahr, welche die beträchtliche Menge brennbaren Gases mit sich
                              									bringt, wird durch das nahezu doppelt grosse Volumen Kohlensäure bedeutend
                              									verringert.
                           Beobachtungen über die Entzündlichkeitsgrenze derartiger Gemische von Kohlensäure und
                              									Methan bezieh. Kohlenoxyd fehlen bislang. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass ein
                              									solches Gemenge wie oben: also von 66 Vol.-Proc. Kohlensäure, 25 Proc. Methan, 9
                              									Proc. Kohlenoxyd, mit Luft gemischt kaum noch explodiren wird.
                           Von den zu den Versuchen 1 bis 5 verwendeten Braunkohlen (und zwar den
                              										„briquettirten“) sind Bestimmungen der Asche und des Schwefelgehaltes,
                              									von dem Staub (Versuch 6) ist eine vollständige Analyse ausgeführt worden mit
                              									folgendem Ergebnisse:
                           
                              
                                 
                                 (Vers. 1, 2)
                                 (Vers. 3, 4)
                                 (Vers. 5)
                                 (Vers. 6)
                                 
                              
                                 Aschengehalt
                                   8,03
                                 10,6
                                   4,85
                                 7,1
                                 
                              
                                 Schwefelgehalt
                                 2,7
                                   2,7
                                 0,5
                                 0,6
                                 
                              
                           Der Staub (Versuch 6) enthielt ausser 7,1 Proc. Asche und 0,6 Proc. Schwefel:
                           
                              
                                 59,55
                                 Proc.
                                 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 4,53
                                 „
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 1,22
                                 „
                                 Stickstoff
                                 
                              
                                 27,00
                                 „
                                 Sauerstoff.
                                 
                              
                           Eine Beziehung der chemischen Zusammensetzung zur Natur der beim Erhitzen
                              									entwickelten Gase ist nicht erkennbar.
                           Der Uebersicht halber seien die Ergebnisse der Versuche 2 bis 6 in einer Tabelle
                              									zusammengestellt.
                           Versuch 1 ist fortgelassen, da bei demselben auf die brennbaren Gase keine Rücksicht
                              									genommen war.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Versuch 2.
                                    
                                 Temperatur
                                 Abgegeb.Wasser inProc.
                                 CO2
                                 Verhältniss-zahlen für CO(bez. CH4)
                                 
                              
                                 Angewandt:27,418 g
                                    											KohleGrubenfeucht
                                 a) 100–110°b) 150–160°c) 150–160°
                                 48,8  2,2  0,8
                                 50 cc76 cc72 cc
                                 19 cc     6,5 cc   12,4 cc
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    
                                    Versuch 3.
                                    
                                 
                                 Zusammensetzung des Gas-gemisches in
                                    											Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 CO2
                                 CO
                                 CH4
                                 O
                                 N
                                 
                              
                                 Angewandt: 21,5 g
                                 250°
                                 8,0
                                 0,7
                                 0,15
                                 6,5
                                   84,65
                                 
                              
                                 
                                    Versuch
                                       											4.
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Dieselbe Kohle
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 (Vers. 3)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Angewandt: 20,0 g
                                 > 400°
                                 14,3
                                 3,25
                                 0,25
                                 4,1
                                 81,1
                                 
                              
                                 Versuch
                                    											5.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Angewandt: 20,0 g
                                 > 400°
                                 26,0
                                 7,9
                                 –
                                 0,5
                                 65,6
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    Versuch 6.
                                    
                                 
                                 Mengen der gebildeten Gase
                                 
                              
                                 Kohlenstaub.
                                 
                                 CO2
                                 CO
                                 CH4
                                 
                              
                                 Angewandt: 9 g
                                 (a) 150–160°(b) 250–280°
                                 190 cc920 cc
                                 –127 cc
                                   25 cc349 cc
                                 
                              
                           Auf die Ungefährlichkeit der beim Schwelen der Braunkohlen entstehenden Gase ist oben
                              									schon hingewiesen worden. Eine nähere Untersuchung der von verschiedenen Staubsorten in der Hitze ausgegebenen Gase wäre sehr
                              									erwünscht, da der einzige darüber vorliegende Versuch (6) ein bemerkenswerthes
                              									Ergebniss gehabt hat. –
                           Im Anschlusse an obige Versuche, insbesondere an Versuch 1, haben wir das Verhalten
                              									von Braunkohlen beim Erwärmen im Luftstrome mit Rücksicht auf beigemengten
                              									Schwefelkies geprüft. Der Einfluss des letzteren auf die Oxydation von Steinkohlen ist durch sorgsame Arbeiten (namentlich von
                              										Richters) erwiesen.
                           400 g Briquettekohle mit einem Gehalt von 0,5 Proc. Schwefel und 5,35 Proc. Asche
                              									wurden im Wasserbade so erwärmt, dass ein feuchter Luftstrom langsam hindurchging
                              									und die Temperatur im Innern etwa 80° betrug. Ganz erhebliche Mengen Kohlensäure, welche durch
                              									Barytwasser und Kalilauge entfernt, aber nicht bestimmt wurden, gingen fort. Das
                              									aufgesammelte Gas bestand aus:
                           
                              
                                 13,05
                                 Proc.
                                 Sauerstoff und
                                 
                              
                                 86,95
                                 „
                                 Stickstoff,
                                 
                              
                           und enthielt kein Kohlenoxyd.
                           Mit derselben Menge der gleichen Briquettekohle wurde der nämliche Versuch
                              									angestellt, nachdem man 2 Proc. Schwefelkies (8 g) in feinster Zertheilnng der Kohle
                              									beigemischt hatte. – Das gesammelte, von Kohlensäure befreite Gas bestand aus
                           
                              
                                 11,3
                                 Proc.
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 88,7
                                 „
                                 Stickstoff.
                                 
                              
                           Kohlenoxyd war darin nicht
                              									nachzuweisen.
                           Beim zweiten Versuche ist, wie aus dem stärkeren Verbrauche von Sauerstoff
                              									hervorgeht, zwar eine grössere Menge Kohlensäure producirt worden, die Oxydation der
                              									Kohle war also lebhafter, aber als bedeutend ist der Unterschied im Verhalten der
                              									mit verschiedenen Mengen Schwefelkies gemischten Kohlen nicht zu bezeichnen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)