| Titel: | Der basische Martinofen mit Magnesiaausfütterung. | 
| Autor: | Leo | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 261 | 
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                        Der basische Martinofen mit
                           								Magnesiaausfütterung.
                        Der basische Martinofen mit Magnesiaausfütterung.
                        
                     
                        
                           Der Martinprocess an sich als ein durchaus intermolecularer gestattet die Abscheidung
                              									der Verunreinigungen des flüssigen Metalles in denkbarster Vollkommenheit; der
                              									flüssige Zustand des Bades gewährleistet die Möglichkeit der Erreichung einer
                              									Gleichmässigkeit der Zusammensetzung des Productes, an welche die der
                              									windgefrischten Birnenblöcke nicht heranreicht, die diese vielmehr in den weitaus
                              									meisten Fällen in ganz erheblichem Masse übertrifft.
                           Dieser in qualitativer Beziehung schwerstwiegenden Thatsache reihen sich wesentliche
                              									Vorzüge auf dem Felde der Oekonomie an und bewirken zusammen mit ihr, dass das
                              									Flammofenfrischen in der Eisenindustrie nicht mehr übersehen werden kann.
                           Vor wenig mehr als zehn Jahren spaltete sich der Martinprocess, wie vorher bereits
                              									das Windfrischen in der Birne, in zwei Arten: dem sogen. bis dahin allein üblichen
                              									saueren trat das basische Verfahren zur Seite. Dasselbe hat seitdem durch seine
                              									allmählich herausgebildete technische Vollkommenheit die ausserordentlichste
                              									Bedeutung gewonnen, die sich in augenfälligster Weise durch die rapide, von Monat zu
                              									Monat zunehmende Vermehrung der basischen Martin anlagen zu erkennen gibt.
                           Das basische Martin verfahren gestattet nahezu unbeschränkt die Verwendung
                              									minderwerthiger Abfälle, die Zugutemachung jeden Roheisens, sofern dasselbe
                              									bestimmte, enger gezogene Grenzen im SchwefelgehalteSchwefelreicheres Roheisen müsste vorher nach Rollet im basischen, mit Magnesiaziegeln ausgekleideten Cupolofen
                                    											unter reichlichem Kalkzuschlag langsam und bei auf 500 bis 600° geheiztem
                                    											Winde umgeschmolzen und entschwefelt werden. nicht überschreitet,
                              									und man ist damit so weit gekommen, dass Einsätze mit bis sechzig und mehr
                              									Gewichtsantheilen luxemburg-lothringischen Roheisens mit zweiprocentigem
                              									Phosphorgehalt anstandslos im basischen Martinofen zu vorzüglichem Product
                              									verarbeitet werden.
                           Selbst aus Rohmaterialien recht zweifelhafter Beschaffenheit erfrischt, ist der
                              									basische Martinblock das vollkommenste und billigste Material für die Blech-,
                              									Feinblech- und Drahterzeugung; seine weichen Sorten zeichnen sich aus durch
                              									vorzüglichste Schweissbarkeit, die Darstellung beliebig harter Güsse selbst bis zum
                              									härtesten Federstahl bereitet bekanntlich nennenswerthe Schwierigkeiten schon längst
                              									nicht mehr und ist durch das Rückkohlungsverfahren mit festem Kohlenstoff (Darby, Thielen) in den letzten Jahren noch wesentlich
                              									erleichtert worden.
                           Die Uebersichtlichkeit der Arbeit im Ofen, die Leichtigkeit der Controle des
                              									qualitativen Fortschreitens derselben und dadurch die Ermöglichung jederzeit
                              									leichter und sicherer Herstellung eines Productes von ganz bestimmter, verlangter
                              									Beschaffenheit theilen beide Arten des Martinprocesses mit einander; während die
                              									letztere im saueren Verfahren aber immer ein vorzügliches, reines Rohmaterial dazu
                              									erheischt und mangels dessen für qualitative Ansprüche ausgeschlossen bleibt, ist
                              									der basische Process, wie früher bereits gesagt, minder heikel, arbeitet erheblich
                              									rascher und sein Ofen ist bis zur Gegenwart der einzige hüttenmännische Apparat
                              									geblieben, in welchem die Mitverwendung von Erzen in grösserem Massstabe mit
                              									leidlichem finanziellen Erfolge durchgeführt werden kann.
                           Dies alles wie die unbestrittene Güte seines Endproductes stellen den Process im
                              									basischen Martinofen, der. durch den fast unbegrenzt dauernd haltbaren,
                              									betriebssicheren Magnesiaherd seine Vollkommenheit erhielt, ausserordentlich hoch
                              									und sein Werth wird sicher nicht dadurch herabgesetzt, dass es in Folge der weniger
                              									kostbaren Ofenanlage und der Möglichkeit kleineren Zuschnitts derselben nicht zu den Seltenheiten
                              									gehört, dass Werke, denen nur geringe Abfallmenge zur Verfügung steht, bezieh.
                              									kleinere Werkstätten und Giessereien basisch ausgefütterte Oefen von nur 2 bis 3 t
                              									Fassung mit Vortheil betreiben. Der letztere Fall bedingt, da die Betriebsthätigkeit
                              									so kleiner Oefen meist nur eine intermittirende zu sein pflegt, die Benutzung von
                              									Magnesia zur Ausfütterung, weil Dolomit in Folge seiner hygroskopischen Eigenschaft
                              									einen derartigen Betrieb nur schlecht gestattet.
                           Nach menschlichem Ermessen darf man vom basischen Martinprocess mit Anspruch auf
                              									Sicherheit annehmen, dass ihm, obwohl er unter den gegenwärtigen Methoden der
                              									Darstellung schmiedbaren Eisens die jüngste, zweifellos die Zukunft gehört, und es
                              									kann nicht Wunder nehmen, dass unter den dargelegten Umständen jede neue Woche neue
                              									Oefen für denselben errichten sieht, nicht allein in Districten, wo in Folge
                              									geringerer Qualität der nutzbar erreichbaren Erze nur Roheisen minderer Güte erzeugt
                              									wird, sondern dass auch in solchen Revieren, deren Eisenproducte von je sich eines
                              									hohen Rufes erfreuen, die Umwandeluug sauerer Oefen in basische immer öfter und in
                              									immer rascherer Aufeinanderfolge sich vollzieht.
                           Es liegt auf der Hand und bedarf nicht besonderer Hervorhebung, dass in gewissem
                              									Sinne die Umwandelung eines sauer zugestellten Martinofens in einen basischen und
                              									die Neuerrichtung eines der letzteren Art gefördert oder verhindert wird durch
                              									leichte oder erschwerte Beschaffung geeigneten Zustellungsmaterials, als welches, im
                              									Grossen und Ganzen genommen, heute nur mehr Dolomit und Magnesit in Frage kommen,
                              									beide in Form von gebrannter, mehr oder weniger vorgerichteter Ware und als Ziegel.
                              									Chromerz wird durch seinen überaus hohen Preis und durch die in Folge seines sehr
                              									hohen specifischen Gewichtes bedeutende Frachtrate neben keineswegs stets
                              									zuverlässiger Qualität fortschreitend immer weiter zur Seite gedrängt, und
                              									zahlreiche Hüttenmeister, welche früher ohne Chromerz auszukommen nicht für möglich
                              									hielten, haben auf den Gebrauch desselben bei ihren Oefen schon gänzlich verzichtet.
                              									Auch der sogen. neutrale, aus Chromerz hergestellte Herd hat grössere Verbreitung zu
                              									erringen bisher nicht vermocht.
                           Das zuverlässigste von beiden Zustellungsmaterialien ist der Magnesit, der schon
                              									allein durch das Fehlen jeglicher hygroskopischen Eigenschaft dem Dolomit weit
                              									überlegen ist, denn weder lässt sich gebrannter Dolomit während längerer Zeit
                              									magaziniren, ohne aus der Atmosphäre Feuchtigkeit aufzunehmen und unverwendbar zu
                              									werden, noch auch bleibt selbst bei nur wenigtägigem Kaltlager ein schon längere
                              									Zeit hindurch in Betrieb gestandener dolomitgefütterter Ofen im betriebsfähigen
                              									Bauzustande aus demselben Grunde. Andererseits aber ist auch die Haltbarkeit des
                              									Dolomitfutters im Betriebe selbst stets eine beschränkte, Reparaturen sind bei ihm
                              									überraschend häufig erforderlich und nehmen vielfach grossen Umfang an. Von dem
                              									allen ist bei Verwendung von Magnesit nicht die Rede. Schliesslich ist ein Dolomit
                              									von völlig befriedigender Beschaffenheit relativ selten und stellt sich fertig zum
                              									Gebrauch den Werken nichts weniger als billig. Als Beleg für diese Behauptung sei
                              									nur angeführt, dass ein bedeutendes Werk in Steiermark Jahre hindurch zur Zustellung
                              									seiner basischen Oefen Dolomit aus Belgien beziehen musste und bezog.
                           Ist auch Magnesit in für den Martinofen vollkommen brauchbarer Beschaffenheit
                              									nur in den steirischen Kalkalpen vorhanden und aufgeschlossenDie
                                    											analytische Bestimmung C. Später's, Veitsch,
                                    											Steiermark, in Debit kommenden sintergebrannten Magnesits ergab: SiO2 3,07, FeO 7,72, Al2O3 0,43,
                                    											CaO 3,48 und MgO 83,84, Rest: Calo.Ueber die Feuerfestigkeit Veitscher Magnesiaziegel spricht sich Professor Dr.
                                    												Seger, Berlin, welcher um Bestimmung
                                    											derselben ersucht worden war, wie folgt aus: „Wir haben aus
                                       												Retortengraphit, also nur Kohlenstoff ohne eine nennenswerthe
                                       												Aschenbeimengung (unter 0,1 Proc.) Platten geschliffen; die eine dem
                                       												Thonkegel 35 unterlegt, drei andere seitwärts aufgestellt, so dass die
                                       												Berührung desselben mit den Wänden des aus Magnesit mit Mehlkleister
                                       												geformten Tiegels vollkommen ausgeschlossen war. Ausserhalb dieses aus
                                       												Kohle im Tiegel gebildeten Behälters wurde ein Splitter des
                                       												Magnesiaziegels aufgestellt, an der einen Seite an der Tiegelwand, an
                                       												der anderen an Kohle anliegend. Dieser Tiegel wurde im Devilleofen bis
                                       												aufs Aeusserste erhitzt und etwa 2 Stunden im Gebläsefeuer desselben
                                       												gelassen. Gefeuert wurde mit zu Haselnussgrösse zerschlagenem
                                       												Retortengraphit. Jedenfalls ging die Hitze des Ofens weit über das Mass
                                       												hinaus, welches wir sonst zur Prüfung von feuerfesten Thonen verwenden,
                                       												denn kein feuerfester Thon hält diese Temperatur aus und sämmtliche
                                       												Tiegel und geglühte Massen gehen dabei zu einer unförmlichen Schlacke
                                       												zusammen. Nur die Magnesittiegel halten sich in diesem Feuer
                                       												unverändert, werden nur schwarz und völlig krystallinisch, erhalten aber
                                       												ihre Form unverändert. Verbrannt wurden dabei 4 k Retortengraphit,
                                       												während wir bei Thonprüfungen in der Regel mit 2 bis 2 72 k ausreichen.
                                       												Hierbei war der Kegel 35 vollständig niedergegangen und hatte sich in
                                       												ein Haufwerk kleiner Krystalle verwandelt, in und auf einer
                                       												geschmolzenen Masse sitzend. An dem Tiegel aber sowie an dem
                                       												Magnesiaziegelsplitter war dagegen nichts von Schmelzung zu sehen; nicht
                                       												einmal die scharfen Kanten desselben waren geändert. Es geht hieraus
                                       												zweifellos hervor, dass die Magnesia des Ziegels jedenfalls viel
                                       												feuerfester ist, als die besten Thone nur sein können. Die angewendete
                                       												Temperatur lag weit über Platinaschmelzhitze. Nur die Theile des Tiegels
                                       												und der Probe, welche an der Kohle anlagen, zeigten ein weissliches
                                       												Aussehen, aber keine Schmelzung. 4. Februar 1891. und
                              									deshalb für von da weit entfernt gelegene Districte ein vergleichsweise nicht eben
                              									billiges Ofenmaterial, so wird dies doch mehr als gut gemacht durch seine
                              									vorzüglichen Eigenschaften, die ihn hoch über den Dolomit stellen und ihm im
                              									basischen Martinbetriebe weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus heute schon
                              									eine bevorzugte und vielfach unerschütterlich gewordene Stellung verschafft
                              									haben.
                           Aus dem weiter oben Angedeuteten geht hervor, dass der sintergebrannte Magnesit
                              									nichts von Hygroskopie kennt. Aufgenommene Feuchtigkeit treibt vorsichtige Erhitzung
                              									vor seiner Verwendung wieder aus, ohne irgend nachtheilige Folgen zurückzulassen; er
                              									verhält sich der Kieselsäure gegenüber vollständig indifferent und nur Thonerde muss
                              									von ihm so fern als möglich gehalten werden. Die ersterwähnte Eigenschaft gestattet
                              									seine Magazinirung auf jede Zeitdauer und seine Versendung über weite Meere; sein
                              									Indifferentismus gegen Kieselsäure macht die Einschaltung eines isolirenden Mediums
                              									zwischen dem Silicatgewölbe des Martinofens und der aus ihm hergestellten Umwandung
                              									entbehrlich, er ist selbst zu verwenden und wird vielfach verwendet als solches
                              									zwischen Dolomitwand und Silicatgewölbe; ein Dolomitherd kann ohne Gefahr auf einem
                              									Unterbau aus Magnesiaziegeln aufgestampft, es kann eine Dolomitschicht auf einen
                              									Magnesiastampfherd aufgebrannt werden und der corrodirende Einfluss der Kieselsäure
                              									basischer Schlacken hat nur verschwindend Wirkung auf MagnesitIn neuerer
                                    											Zeit haben Magnesiaziegel ihre Widerstandsfähigkeit gegen Kieselsäure in
                                    											glänzender Weise bei Verwendung im Glaswannenofen und als Ausfütterung des
                                    											Untergestelles eines Eisenhochofens erhärtet.. In Folge dessen
                              									sind die nach jeder Hitze gewöhnlichen Reparaturen an Herd und Umwandung des basischen
                              									Martinofens, welche beim Dolomitofen bis zu 100 k und mehr Material auf die
                              									Productionstonne ausgeschlagen und bis zu 120 Minuten und mehr Zeit zur Ausführung
                              									pro Hitze erheischen, meist klein, mit wenigem Material und in kürzester Zeit
                              									auszuführen, Vortheile, die der Betriebschef jeder Martinhütte zu schätzen weiss,
                              									dem Arbeits- und Zeitersparung Steigerung der Production, Verringerung der
                              									Selbstkosten, überhaupt erhöhte Fructificirung des in seinem Werke investirten
                              									Kapitals bedeuten.
                           Der basische Martinofen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns wird in den
                              									verschiedensten Abmessungen aufgeführt; im Allgemeinen lässt sich erkennen, dass der
                              									erste basische Ofen eines Werkes meist geringerer Fassung ist als seine Nachfolger
                              									und gewissermassen als Experimentir-, als Lehr- und Lernofen dient.
                           Vielfach ist dieser Erstling ein Siebentonnenofen und acht-, zehn-, zwölf- und
                              									fünfzehntonnige bilden seine spätere Gefolgschaft. Wenige Hütten sind über die
                              									letztere Grösse hinaus gegangen und basische Oefen von 20 und 25 t Fassung sind nur
                              									ganz vereinzelt in den genannten Ländern vorhanden.
                           Nachstehend folgen die Hauptmasse einer Anzahl von Martinöfen mit Magnesiafutter:
                           Der Herd eines Siebentonnenofens misst 7,0 bis 8,3 qm bei 3,2 bis 4,2 m Länge und 1,9
                              									bis 2,3 m Breite: der achttonnige Ofen hat eine Herdfläche von 9,8 bis 10,4 qm bei
                              									4,4 m Länge und 2,4 m Breite; normaler Zehntonner Herdfläche wechselt von 9,2 bis
                              									12,5 qm, ihre Herdlänge von 3,8 bis 5,0 m und ihre Herdbreite von 2,3 bis 2,7 m.
                              									Beim Zwölftonnenofen findet man einen Herd von 14,0 qm, der 5,4 m lang und 2,6 m
                              									breit; andererseits aber ist dem Schreiber dieses ein Dreizehntonner bekannt, dessen
                              									Herdfläche nur 12,3 qm enthält und der 4,4 m + 2,8 m im Herde misst.
                           Als normal sind auf Grund erzielter bester Resultate für den Sieben-, Acht-, Zehn-
                              									und Zwölftonnenofen zu betrachten eine Herdfläche von 8, 10, 12,5 und 14 qm, eine
                              									Herdlänge von 4,2, 4,4, 5,0 und 5,4 m und eine Herdbreite von 1,9, 2,4, 2,5 und 2,6
                              									m.
                           Die Einströmungsöffnungen für Gas (a) und für
                              									Verbrennungsluft (b) haben fast bei jedem Ofen andere
                              									Querschnitte und vielfach Verhältnisse zu einander, die unter ein bestimmtes Gesetz
                              									nicht mehr zu bringen sind und manchmal den Eindruck willkürlicher Wahl machen. Die
                              									Zahl der von den Regeneratoren zu den Ofenköpfen führenden Kanäle wechselt für Gas
                              									von 2 bis 4 und für Luft von 2 bis 5 (letztere fand Referent beim Fünfzehntonner).
                              									Beim Siebentonnenofen misst a = 1570 und b = 2180, bei einem anderen 2162 und 3850, bei einem
                              									dritten aber a wie b 2300,
                              									und dies letztere Mass bezieh. dies Verhältniss beider zu einander wird auf Grund
                              									erreichter Resultate als zweckentsprechend und richtig zu betrachten sein.
                           Ein mit vorzüglichem Erfolg arbeitender Zwölftonnenofen misst in den
                              									Einströmungsöffnungen für Luft und Gas gleichmässig je 4135, ein unter Staatsregie
                              									betriebener ungarischer Achttonner, dessen Leistungen ebenfalls nichts zu wünschen
                              									übrig lassen, gibt beiden nahezu den gleichen Querschnitt, wie der eben erwähnte
                              									Zwölftonner (4128 und 4080), dagegen hat ein anderer ungarischer basischer
                              									Martinofen von 13 t Fassung, der nicht ungünstig arbeitet, dieselben gleichmässig
                              									auf 2300 verkleinert.
                           Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass hervorragend gut arbeitende Oefen
                              									beiderlei Einströmungsöffnungen gleich gross dimensioniren und dass Oefen, bei denen
                              									die Querschnitte derselben sich zu einander verhalten wie 22 (a) zu 39 (b) oder wie 216
                              									zu 385 besonders günstige Ergebnisse nicht eben oft erreichen.
                           Man verlegt fast ausnahmslos den Luftzutritt über die Gaseinströmungen, erstreckt
                              									denselben über den ganzen Kopf des Ofens und gibt ihm einen gegen den Herd
                              									gerichteten Stich. Es ist hierbei zu beachten, dass der Querschnitt der über die
                              									ganze Schmalseite des inneren Ofens reichenden Ausströmungsöffnung die Summe der
                              									Querschnitte der sämmtlichen aufsteigenden Luftkanäle an Grösse nicht übertrifft,
                              									weil dadurch der Zug bezieh. die Einströmungsgeschwindigkeit der Verbrennungsluft
                              									retardirt und die Mischung von Luft und Gas beeinträchtigt werden würde.
                           Die Gaseintrittsöffnungen legt man nicht durchaus symmetrisch zur langen Achse des
                              									Ofens; zu mehrerer Schonung der Rückwand wird die dieser zunächst liegende
                              									Eintrittsöffnung dem Ofenmittel um 15 bis 20 cm näher gerückt, als bei gleich
                              									massiger Vertheilung der Fall sein würde.
                           Das Silicatgewölbe des Ofens erlangt eine grössere Dauer bei höherer Lage und diese
                              									Bauart bevorzugt man immer mehr. Eine der renommirtesten Stahlhütten Europas
                              									betreibt basische Oefen, deren Gewölbe völlig kuppelförmigen Zuschnitt haben, und
                              									erzielt damit bezüglich der Dauer ganz vorzügliche Resultate. Die Höhe des Gewölbes
                              									über dem Herde misst bei den basischen Oefen Steiermarks 1,050 bis 1,200, bei denen
                              									Ungarns 1,350 bis 1,420 m und die vorher erwähnten kuppelförmigen Gewölbe überhöhen
                              									den Herd in mehr als 2 m Entfernung.
                           Der Rauminhalt der Wärmespeicher für die Verbrennungsluft und für das Gas ist bei
                              									vielen Anlagen gleich gross, bei einzelnen ist der der ersteren grösser als der der
                              										letzteren, bei anderen wieder findet das
                              									Entgegengesetzte statt. Eines der renommirtesten basischen Martinwerke Oesterreichs
                              									mit Zwölftonnenöfen gibt bei derlei Wärmespeichern den gleichen Rauminhalt: 16,4
                              									cbm.
                           Nach den jahrelangen Erfahrungen eines Werkes, welches seine drei Zwölftonnenöfen
                              									ausschliesslich mit Magnesit ausfütterte, die Wände, Feuerbrücken und den ganzen
                              									Herd aus sintergebranntem Magnesit mit Theer aufstampft, berechnet sich der ganze
                              									Verbrauch an letzterem Material im Durchschnitt auf 2 Proc. vom Gewichte der
                              									Production an Stahl, er beträgt gewöhnlich aber nur nach jeder Hitze 50 bis 100 k
                              									und die laufenden Reparaturen erfordern zur Ausführung nie über 30 Minuten Zeit. Die
                              									aus mit wasserfreiem Theer gemischtem Magnesit aufgestampften Herde haben niemals
                              									einen Unfall veranlasst, sie hielten 700 und mehr Hitzen aus, während nach 250 bis
                              									300 Hitzen ein neues Gewölbe aus Silicatsteinen aufgelegt und nach etwa 500 die
                              									Umfassungswände erneuert werden mussten.
                           Mit Bequemlichkeit werden in den Oefen des eben angezogenen Werkes arbeitstäglich
                              									über 4 Hitzen abgeführt, deren Einzeldauer einschliesslich der Reparaturen 5 Stunden
                              									10 Minuten ausmacht. Volle 2 Stunden hiervon werden zum Eintragen der stets kalt
                              									gegebenen Ladung verbraucht, welche aus 18 Gewichtstheilen Roheisen und 82
                              									Gewichtstheilen sperrigem Materialeisen geringerer Qualität (verrostetes Blech,
                              									Drahtgeflechte u.s.w.) besteht, und die Jahresproduction eines Ofens beläuft sich auf 11800 t
                              									Blöcke und mehrIm Jahre 1890
                                    											waren ständig nur zwei der Oefen dieses Werkes im Feuer, während der dritte
                                    											als Reserve diente. Beide Oefen führten zusammen 2130 Hitzen ab und
                                    											lieferten damit 25040 t Blöcke, wobei nur 0,05 Proc. Ausschuss fiel und für
                                    											1 t erzeugte Blöcke nur 340 k Glanzkohlen vergast wurden., da die
                              									Summe seiner Hitzen im Jahre bei der hier üblichen sorgfältigen Behandlung und
                              									exacten Bedienung die Zahl 1000 erheblich zu übersteigen pflegt. Man kohlt auf
                              									diesem Werke bereits seit Jahren mit festem Kohlenstoff (Koks) wieder auf und hat,
                              									von kleinen Anfängen in dieser Beziehung ausgehend, mittels des einfachsten
                              									Apparates dieses Verfahren lange vor Darby und Thielen angewendet und immer weiter ausgedehnt. Da man
                              									hier vom Martinofen auch vielfach Gussstücke (Herzstücke und anderes
                              									Eisenbahnmaterial) zu liefern hat, setzt man in diesem Falle, um blasenfreien festen
                              									Guss zu erreichen, neben Ferrosilicium auch kleine Mengen Ferroaluminium in der
                              									Giesspfanne zu und erreicht damit äusserst zufriedenstellende Resultate.
                           Bei einem anderen Werke (Steiermark), dessen basischer Ofen nur 7 t Blöcke in der
                              									Hitze liefert, ging im October 1890 die 960. Hitze über einen und denselben
                              									Magnesitstampfherd und es war noch keine Veranlassung vorhanden, denselben zu
                              									erneuern.
                           Diese Ergebnisse sind allerdings mit der ausgezeichneten Schulung der dort leitenden
                              									Ingenieure und Meister zu verdanken, von denen keiner die Entphosphorung seines
                              									Bades vom Magnesit verlangt, sondern dieselbe allein den basischen Zuschlägen
                              									überweist.
                           Beklaglicherweise ist eine solche Schulung nicht überall von vornhinein zu finden und
                              									die für den Erfolg grundlegende Erfahrung und Uebung muss trotz aufgewendeter
                              									Sorgfalt zuweilen recht theuer erkauft werden.
                           Der Aufbau eines Magnesiaherdes kann in zweierlei Weise erfolgen, die nachstehend
                              									kurz skizzirt werden soll; werde die eine oder die andere eingehalten, immer muss
                              									die peinlichste Auswahl des Materials und die allerschärfste Ueberwachung der
                              									Arbeitsausführung dabei walten, soll die Möglichkeit späterer, ärgerlichster
                              									Betriebsstörungen ausgeschlossen bleiben, zu denen oft schon anscheinend
                              									unbedeutende Verstösse gegen dieses Grundgesetz führen.
                           Der Magnesiaherd des basischen Ofens, als Stampfherd oder als Sinterherd hergestellt,
                              									erhält in beiden Fällen einen Unterbau aus scharfgebrannten feuerfesten Ziegeln, als
                              									welche Magnesiaziegel, obschon theuerer, sich wegen des mit der daraufliegenden
                              									Magnesiamasse gleichen physikalischen Verhaltens – gleiche Ausdehnung, gleiches
                              									Wiederzusammenziehen bei Erhitzung und Wiedererkaltung – am meisten empfehlen.
                              									Dinas- wie Quarzziegel wachsen in der Hitze, während der Magnesiaziegel darin
                              									unverändert bleibt, und Thon-Chamotteziegel sind auszuschliessen, weil Thonerde und
                              									Magnesia in hoher Temperatur mit einander Schmelzung eingehen; bei Verwendung der
                              									ersteren Sorten unter Magnesia kann leicht durch das Wachsen und Wiederschwinden
                              									eine Lockerung des Verbandes eintreten und ist dann eine Spaltung der oberen
                              									Herdfläche nicht völlig sicher ausgeschlossen.
                           Die zu verwendenden Materialien: Magnesiaziegel, Stampf- oder Sintermagnesit und beim
                              									Stampfherde der als Bindemittel dienende Steinkohlentheer sollen absolut wasserfrei
                              									sein und werden mit Ausnahme des Sintermagnesits so heiss als möglich
                              									verarbeitet; Feuchtigkeit in ihnen enthalten entwickelt bei Inbetriebnahme des Ofens
                              									Dämpfe, die in Folge des starken Niederdruckes der Stampfarbeit schwer zu entweichen
                              									vermögen, hohe Spannung annehmen und leicht zum Abschalen mit der Möglichkeit des
                              									Baddurchbruches führen können.
                           Selbstverständlich ist es, dass der Ziegelunterbau des Herdes nur enggefugt
                              									ausgeführt werde und dass man Sorge trägt, dass auch der kleinste Fugenhohlraum zur
                              									Ausfüllung gelangt.
                           Nicht jeder entwässerte Steinkohlentheer ist als Bindemittel für Magnesiastampfmasse
                              									und Mörtel verwendbar, sondern nur solcher, welcher in hoher Hitze zusammensintert,
                              									nicht aber bei der Koksbildung sich aufbläht. Sich aufblähender Theer veranlasst
                              									eine gewisse Porosität der aufgestampften Partien, bei der ein Eindringen des Bades
                              									in dieselben nicht immer sicher ausgeschlossen bleibt und die der Corrodirung durch
                              									das Verkochen des Bades und mechanischen Angriffen beim Eintragen des kalten
                              									Chargenmaterials nicht den erforderlichen Widerstand zu leisten vermag.
                           Ist zu Theermörtel feingemahlener sintergebrannter Magnesit zu nehmen, so widersteht
                              									allen Betriebsangriffen eine Stampfmasse energischer, welche nur etwa 25
                              									Gewichtstheile Mehl enthält, sonst aber aus Körnern von 2 bis 5 mm und von Erbsen-,
                              									Bohnen- und Nussgrösse besteht.
                           Der Theerzusatz im Mörtel wie in der Stampfmasse schwankt zwischen 8 und 12 Proc. vom
                              									Gewichte des Magnesits, die natürlich möglichst gleichmässig in der ganzen Masse
                              									vertheilt sein müssen.
                           Das Eintragen der hoch zu erhitzenden Theerstampfmasse hat stets nur in schwachen
                              									Schichten zu erfolgen, die mit rothwarmen eisernen Stampfern so lange gleichmässig
                              									und fest niedergeschlagen werden, als sich in ihnen noch die geringste Spur von
                              									Elasticität zeigt. Diese Arbeit, von deren guter Ausführung die Dauerhaftigkeit des
                              									Herdes zum guten Theile bedingt wird, ist mit peinlichster Sorgfalt zu überwachen
                              									und es ist streng darauf zu achten, dass kein Theil der ganzen Herdfläche, sei er
                              									auch noch so klein, locker bezieh. elastisch bleibe.
                           Der Magnesiaumwandung des Ofens, gleichviel ob aufgestampft oder aus Ziegeln
                              									aufgemauert, gibt man gegen den Herd gerichtet eine Dossirung bezieh. einen
                              									treppenförmigen Zuschnitt, der sie gegen die obere Partie nach unten hin um etwa 20
                              									cm verstärkt und gegen die Angriffe des kalten, starren Chargenmaterials beim
                              									Eintragen wesentlich widerstandsfähiger macht. Defecte, durch solche Angriffe
                              									entstanden, werden leicht durch Anwerfen ausgesiebten Magnesitmehls, welches einige
                              									Stunden vor Verwendung massig und gleichmässig angefeuchtet wurde, reparirt.
                           Es empfiehlt sich, zwei grosse Einsatzthüren und zwischen ihnen eine erheblich
                              									kleinere Arbeitsthür anzuwenden, um einer übermässig schroffen, sich oft
                              									wiederholenden Abkühlung beim Oeffnen während der Hitze möglichst enge Grenzen zu
                              									ziehen.
                           Langdauernde Aufbewahrung fertigen Theermörtels und fertiger Theerstampfmasse ist
                              									nicht räthlich;. beide nehmen leicht Feuchtigkeit aus der Atmosphäre auf, deren
                              									mögliche schädliche Wirkungen bereits weiter oben angedeutet wurden.
                           Weniger oft als das Aufstampfen ist bislang das Aufsintern 
                              									bei Herstellung eines Magnesiaherdes angewendet worden, obwohl damit eine
                              									ausserordentlich bedeutende Haltbarkeit neben anderen weiterhin zu berührenden
                              									Vortheilen erreicht wird.
                           Dass bereits seit längerer Zeit einzelne Werke den Magnesit anstatt mit
                              									Steinkohlentheer mit Dolomitmilch gebunden und dadurch ein Zusammensintern desselben
                              									in der Hitze herbeigeführt haben, ist aus einschlägigen Reiseberichten bekannt;
                              									andere Werke haben das gleiche Verfahren versucht, loben aber die damit erreichten
                              									Resultate nicht. Jene Berichte erzählen auch von Verwendung trockenen
                              									Magnesitpulvers ohne jedes Bindemittel an Stelle von Mörtel, die jedoch kaum eine
                              									wirkliche Festigung des Magnesiaziegelmauerwerks gewähren dürfte. Feinstgemahlener,
                              									sintergebrannter Magnesit ist – und dies ist durch die oben mitgetheilte Seger'sche Feuerfestigkeitsuntersuchung genügend
                              									festgestellt – ein zu schwer schmelzendes Material, als dass er bei Fugenausfüllung
                              									ein sicheres Verbindungs- bezieh. Verkittungsmedium an sich zwischen den Ziegeln
                              									abzugeben vermöchte; und gegenüber dem Metallbade ist er von zu geringem
                              									specifischen Gewichte, um, lose und ohne Bindemittel zwischen den Ziegeln
                              									eingebettet, nicht von dem Metalle verdrängt und auf die Oberfläche des Bades
                              									getrieben zu werden.
                           Zur Herstellung eines Magnesiasinterherdes verwendet man mit bestem Erfolg
                              									feingemahlenen sintergebrannten Magnesit, vermischt mit 5 Gewichtstheilen ebenso
                              									gemahlener reiner basischer Martinschlacke, welche 10 bis 15 Proc. Kieselsäure, 2,5
                              									bis 3,5 Thonerde und 18 bis 30 Theile Kalk enthält; diese Mischung wird zu gedachtem
                              									Zweck von einem Werke angewendet, dessen Betrieb basischer, mit Magnesia
                              									ausgefütterter Martinöfen als mustergültig erklärt werden kann und erklärt wird.
                              									Andere Werke benutzen dazu, angeblich mit zufriedenstellendem Erfolg, feingemahlenen
                              									Walzsinter und Hammerschlag.
                           Auch der Sinterherd erfordert einen Unterbau von Magnesiaziegeln, die von dem
                              									gedachten Werke nicht mit Theermörtel verlegt, sondern mit dem vorher erwähnten
                              									Schlackenmagnesitpulver fugendicht versetzt werden. Weil dieser Unterbau vor und bei
                              									dem Einsintern des Herdes selbst hoch erhitzt wird, erfolgt ein Zusammensintern der
                              									Fugenfüllung und ein Festverkitten der Magnesiaziegel unter einander gleichwie beim
                              									Gebrauche des Lürmann'schen Hochofencementes bei den
                              									Chamotten eines Hochofens. Dass hierbei nicht weniger Sorgfalt auf dichteste
                              									Fugenfüllung verwendet werden muss, bedarf besonderer Hervorhebung nicht; man
                              									erreicht dieselbe leicht und sicher, indem man die aufrecht versetzte obere
                              									Ziegelschicht mit dem Hammer leicht überklopft, wobei in Folge der Erschütterung die
                              									Fugenpulverschicht sich zusammensetzt; Auffüllen und Ueberklopfen werden so lange
                              									wiederholt bezieh. fortgesetzt, als sich dabei noch die Entstehung eines Hohlraumes
                              									beobachten lässt.
                           Auf so vorbereiteten Unterbau wird in Schichten von nicht über 10 mm Höhe das
                              									Schlacken-Magnesitgemisch zum Einsintern des Herdes nunmehr eingetragen, sorgsam
                              									geebnet und eingesintert. Mit drei derartig behandelten Schichten erreicht der Herd
                              									völlig ausreichende Stärke. Ist die letzte (dritte) Schicht durch die gegebene Hitze
                              									erweicht, wird sie mit Schaufelschlägen geglättet und gegen den Abstich
                              									herabgezogen, worauf der Herd für die Betriebseröffnung fertig ist.
                           Die Fertigstellung eines solchen Sinterherdes erfordert allerdings das Gas von
                              									vier Generatoren während 42 bis 48 Stunden, beansprucht andererseits aber wieder
                              									eine viel geringere Arbeitsaufwendung als der Aufbau eines Stampfherdes und eine
                              									erheblich geringere Menge von Material, so dass er sich trotz des Kohlen Verbrauchs
                              									ganz erheblich billiger stellt als dieser. Wäre dies aber auch nicht der Fall, so
                              									würde der Sinterherd dennoch nicht als zu theuer bezeichnet werden können, denn die
                              									ausführenden Ingenieure erklären seine Dauer als zeitlich nahezu unbegrenzt, sie
                              									halten ihn für absolut gefeit gegen jeden Durchbruch und bezeichnen seine
                              									Reparaturen als wesentlich geringfügiger, weniger Material beanspruchend und in
                              									kürzerer Zeit zu erledigen, als bei einem Stampfherde der Fall ist; ausserdem wird
                              									behauptet, dass die Hitzen darauf in merkbar kürzerer Zeit verlaufen als auf
                              									jenen.
                           Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass das weiter oben erwähnte Werk mit drei
                              									Zwölftonnern 1889 für die erzeugte Blocktonne nicht mehr als 350 k Glanzkohlen in
                              									Siemensgeneratoren ohne Unterwind vergaste und dass diese Kohle nicht mehr als 35
                              									Volumprocente brennbaren Gases entwickelt.
                           Dr. Leo.