| Titel: | Ueber Kupfervorkommen auf Helgoland. | 
| Autor: | Werner Bolton | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 277 | 
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                        Ueber Kupfervorkommen auf Helgoland.
                        Von Werner Bolton.
                        Ueber Kupfervorkommen auf Helgoland.
                        
                     
                        
                           Unweit der deutschen Gestade der Nordsee, 56 km von Schleswig, 58 km nordwestlich von
                              									Cuxhaven befindet sich das kleine Felseneiland Helgoland.
                           Nur wenig ist von der, in früheren Zeitperioden viel grösseren Insel, noch geblieben,
                              									denn das jetzige Helgoland umfasst ein Areal von nur 0,55 qkm, während es früher
                              									bedeutend grösser gewesen ist und auch mit der gegen 1000 m östlich gelegenen
                              									Sandinsel, der Düne, auf welcher sich die Badeplätze befinden, durch einen
                              									Landstreifen verbunden war, von welcher es im Jahre 1720 getrennt wurde.
                           Helgoland wird in das Oberland und in das Unterland eingetheilt, jenes hat einen Umfang von 3978
                              									m, dieses einen solchen von kaum 900 m.
                           Das Oberland erhebt sich 60 bis 66 m über das Meer und ist von einer Ackerkrume, auf
                              									der hauptsächlich Kartoffeln angebaut werden, bedeckt. – Das Material der Insel sind
                              									rothe Keuper-Letten, welche die steilen Wände der Insel, wechsellagernd mit
                              									grünlich-grauen Streifen, bilden. Durch das beständige Branden der Meereswogen
                              									gegen die Küsten sind von denselben die vorlagernden, aus dem Wasser steil
                              									aufsteigenden Felsen, die Mönche, losgerissen, die auch, da sie die Wucht der Wellen
                              									gegen die Insel abschwächen, die Brunne, d.h. Panzer, genannt werden.
                           Auf ihrem Nordende hatte die Düne einen weissen Gypsfelsen, welcher im Jahre 1711
                              									durch eine Sturmfluth zerstört wurde. Jetzt ist Gyps bei Helgoland nur noch wenig zu
                              									finden, da die Ueberreste des Gypsfelsens von den Bewohnern zum Gypsbrennen
                              									verbraucht worden sind.
                           Auf dem Unterlande der Insel findet man hin und wieder Wasserpflanzen, an deren
                              									Wurzeln sich Stücke des weissen Kalksteins befinden, auf dem die Düne liegt. Durch
                              									die Bewegung der Wellen sind sie losgerissen und an die Hauptinsel angeschwemmt
                              									worden. Seltener findet man auf der Düne Stücke des rothen Materials der Hauptinsel,
                              									obwohl diese von Geröll dieser Art massenhaft umlagert ist.
                           Einem Beobachter kann es schwerlich entgehen, dass überall in den Felsränden sowohl
                              									der Insel selbst als auch in denen der Mönche drusenförmige, blaue Einlagerungen
                              									sich befinden, welche, wie die Untersuchung lehrt, ihre Farbe kohlensaurem Kupfer verdanken, welches aus den Wänden
                              									herauskrystallisirt. Dieses Vorkommen ist auch schon lange bekannt. Aber nicht
                              									allein die Drusen, sondern das ganze Gestein ist mit Kupfercarbonat imprägnirt, und
                              									in einem Stücke der, anscheinend ganz homogen roth gefärbten Keuper-Letten gewahrt
                              									man bei genauerem Zusehen kleine grünliche Punkte von Kupfercarbonat.
                           Mit dem Kupfer zusammen ist auch viel Kalkspat auskrystallisirt, welcher sehr oft
                              									prädominirend ist und dann den Drusen eine fast weisse Farbe gibt.
                           Die Analyse dieses, anscheinend vollständig rothbraunen Gesteins ergab folgendes
                              									Resultat:
                           
                              
                                 SiO2
                                 43,62
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 14,39
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   4,95
                                 „
                                 
                              
                                 FeO
                                   1,76
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                 11,57
                                 „
                                 
                              
                                 CO2
                                   8,14
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                   3,32
                                 „
                                 
                              
                                 Cu
                                     0,053
                                 „
                                 
                              
                                 P2O1
                                   0,23
                                 „
                                 
                              
                                 MnOSO3TiO2Cl
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 NaO
                                   4,35
                                 „
                                 
                              
                                 KaO
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 H2O entweicht bei 120°
                                   1,70
                                 „
                                 
                              
                                 Glühverlust minus CO2
                                   5,26
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summa
                                   99,343
                                 Proc.
                                 
                              
                           Man ersieht aus der Analyse, dass in dem Grund-material der Insel schon 0,053 Proc.
                              									Kupfer enthalten sind, welches, durch das Wasser ausgelaugt und in die im Gestein
                              									sich vorfindenden kleinen Höhlungen gebracht, sich hier wieder ausscheidet und die
                              									sogleich ins Auge fallenden, blauen Drusen bildet. Dieses Vorkommen von Kupfer in
                              									dem Gesteine der Insel ist aber immerhin ein nur sehr geringes.
                           Nordöstlich von der Düneninsel, ungefähr 2 km von der Ostküste Helgolands entfernt,
                              									befinden sich die Seehundsklippen, von der Düne aus
                              									gerechnet anfangs aus Kreide, dann vorwiegend aus Sandstein bestehend.
                           Bei Ostwind treten diese Klippen sehr oft über ein Meter hoch aus dem Wasser empor,
                              									gewöhnlich befinden sie sich aber in geringer Tiefe unter demselben. Hin und wieder finden sich
                              									auf der Ostküste Helgolands von den Meereswogen rund geschliffene Sandsteine, die
                              									sehr oft durch und durch von einer blauen Substanz durchdrungen sind. Diese Steine
                              									stammen von den Seehundsklippen und sind von den Wellen an die Küste der Insel
                              									angetrieben worden. Thatsächlich sind die Seehundsklippen sehr reich mit vorwiegend
                              									kohlensaurem Kupfer imprägnirt. Der Sandstein ist davon auf vielen Stellen ganz
                              									durchtränkt. An der Oberfläche der Steine hingegen hat sich das Kupfercarbonat in
                              									Bunt- und Rothkupfererz verwandelt, welches wiederum sehr kleine bis erbsengrosse
                              									Stücke von gediegenem Kupfer einschliesst. Stücke
                              									solcher kupferreicher Sandsteine von Helgoland habe ich dem mineralogischen Cabinet
                              									der königlichen technischen Hochschule in Charlottenburg überwiesen, und eine
                              									Durchschnittsanalyse der kupferreicheren Partien der Sandsteine haben einen Gehalt
                              									von 9,86 Proc. Kupfer ergeben.
                           Bei den Seehundsklippen findet sich auch sehr viel Schwefelkies in kuchenförmigen
                              									Gebilden.
                           Es würde jedenfalls von grossem Interesse sein, wenn die Seehundsklippen näher
                              									untersucht werden würden. Mir war es leider nicht möglich die Untersuchungen
                              									eingehender zu betreiben, da sich zu dem Mangel an Zeit auch noch die ungünstige
                              									Jahreszeit gesellte, es war Anfang November, in den Wintermonaten treten aber diese
                              									Klippen nur selten über Wasser, was aber im Frühjahr und Frühsommer sehr häufig der
                              									Fall sein soll, und würde demnach diese Zeit für eine eingehende Untersuchung am
                              									geeignetsten sein.
                           Mögen diese wenigen Zeilen genügen, die Aufmerksamkeit der Forscher auf die
                              									Seehundsklippen bei Helgoland zu richten und eine eingehende Erforschung ihres,
                              									vielleicht nicht unbedeutenden Kupferreichthums zu bewirken.