| Titel: | Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 280 | 
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                        Neue Verfahren und Apparate in der
                           								Zuckerfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 190 d.
                           								Bd.)
                        Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber Ergebnisse der Krystallisation in Bewegung
                           berichtete A. Aulard (Director
                              									der Zuckerfabrik von Van Volsem in Hai, Belgien) in der
                              										Sucrerie indigène, Bd. 37 Nr. 5, und Sucrerie belge, Bd. 19 Nr. 13, wie folgt:
                           Die neue Zuckerfabrik in Genappe hat in dieser Campagne mit 4 Krystallisirapparaten
                              									von je 125 hl Inhalt und bekannter Einrichtung gearbeitet. Die Leitung derselben ist
                              									sehr einfach und erfordert wenig Handarbeit; die Krystallisation erfolgt
                              									regelmässig, die nöthige Aufmerksamkeit und das richtige Verständniss vorausgesetzt.
                              									Einzelne Abänderungen bei dieser ersten Aufstellung empfehlen sich in Bezug auf
                              									Regelmässigkeit und Glätte des Betriebes, sind aber unschwer auszuführen. Sie
                              									betreffen nur den Thermometereinsatz, die Weite des Ablaufrohrs, die Aufstellung in
                              									grösserer Nähe der Schleudern u. dgl. Ist dies aber geschehen, so ist dem Verfahren
                              									eine glänzende Zukunft vorauszusagen, und zwar ebenso in Rohzuckerfabriken, wie in
                              									der Raffinerie. Je reiner der Ablauf vom I. Product, desto rascher ist die
                              									Krystallisation beendet, und zwar in 24, 30 oder 60 Stunden. Die Arbeit ist also um
                              									so empfehlenswerter, je reiner die ersten Producte hergestellt werden.
                           Aus den nachstehenden Zahlen kann man sich eine Vorstellung von der Beschaffenheit
                              									der, der Krystallisation unterworfenen Producte machen. Man kann wohl sagen, dass
                              									ihre Reinheit nicht besonders und ihr Kalkgehalt ein hoher war, dies rührt von der
                              									schlechten Beschaffenheit der verarbeiteten Rüben, vom Frost und von der späten
                              									Jahreszeit her.
                           Was aber mit schlechten Producten möglich ist, muss bei normalen um so leichter
                              									sein.
                           Folgendes sind die Vorzüge, welche das Verfahren bietet.
                           Die Füllhäuser sind, wie sie auch eingerichtet sein mögen, immer ungesund, gefährden
                              									die Arbeiter und erheischen
                           
                              
                                 Bezeichnung derProducte
                                 Zucker
                                 Salze
                                 Organisches
                                 Wasser
                                 Alkalität alsKalk CaO
                                 Gesammtkalkals CaO
                                 Reinheit
                                 Salzverhältniss
                                 OrganischesVerhältniss
                                 Salze auf 100Zucker
                                 Organischesauf 100 Zucker
                                 Gesammtkalkauf 100 Zucker
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
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                                   I. Füllmasse I. Product
                                 84,60
                                   3,70
                                   7,20
                                 4,50
                                 0,130
                                     0,206
                                 88,6
                                 22,9
                                 11,7
                                   4,4
                                   8,5
                                 0,24
                                 
                                 
                              
                                  II.       „        II. Product    vor Eintritt in
                                    											die    Krystallisirgefässe
                                 67,45
                                   8,64
                                 17,01
                                 6,90
                                 0,250
                                     0,229
                                 72,4
                                   7,8
                                   3,9
                                 12,8
                                 26,7
                                 0,34
                                 
                                 
                              
                                 III. Füllmasse II. Product      Apparat Nr. 1
                                 67,60
                                   8,64
                                 16,86
                                 6,90
                                 0,320
                                     0,344
                                 72,6
                                   7,8
                                   4,0
                                 12,8
                                 24,9
                                 0,51
                                 
                                 
                              
                                 IV.      do.    Nr. 2
                                 67,00
                                   8,82
                                 17,28
                                 6,90
                                 0,280
                                     0,298
                                 72,0
                                   7,6
                                   3,9
                                 13,2
                                 24,8
                                 0,44
                                 
                                 
                              
                                  V. Ablauf vom II. Product      vor der
                                    											Krystallisation      in Bewegung des Ap-      parates 4
                                 59,30
                                 10,98
                                 20,62
                                 8,91
                                 0,390
                                     0,378
                                 65,2
                                   5,4
                                   2,9
                                 18,5
                                 31,8
                                 0,64
                                 
                                 
                              
                                  VI. Zucker I. Product
                                 94,55
                                   1,46
                                   1,31
                                 2,68
                                 * R
                                 87,25
                                 97,5
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 * R = RendementAusbeute 90 kvon 1 hl
                                 
                              
                                 VII.      „    II. Product       vom Apparat
                                 94,00
                                   1,63
                                   1,40
                                 2,88
                                 * R
                                 85,85
                                 96,8
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Ausbeute 45 kvon 1 hl
                                 
                              
                           
                           ein besonders kräftiges Personal, welches oft genug
                              									Krankheiten unterworfen ist. Die Arbeit im Füllhaus ist gewiss keine der saubersten
                              									in der Fabrik; Verluste lassen sich in keiner Weise vermeiden, und durch die
                              									nothgedrungene Anwendung von verdünntem Syrup oder gar Wasser bei dem Ausleeren der
                              									Behälter geht viel Zucker wieder in Lösung. Auch der Syrupzusatz in der Maische
                              									bedingt einen gewissen Verlust an krystallisirtem Zucker.
                           Bei der Krystallisation in Bewegung hingegen geht der in der Füllmasse entstehende
                              									und gewachsene Zucker zur Schleuder, ist durch seine Mutterlauge hinreichend
                              									flüssig, bedarf keiner Maische, auch keines Syrupzusatzes im Apparat, da die Masse
                              									hier nicht zusammenkleben, die Krystalle sich nicht an einander setzen konnten.
                           Man kann sagen, dass der Vorgang sich ohne Handarbeit, ohne Verluste und fast ohne
                              									Kosten abspielt.
                           Wie auch die chemische Arbeit und die Aufsicht in der Fabrik gehandhabt werden, so
                              									kommt es doch zu Anfang der Arbeit bei noch unreifen Eüben wohl vor, dass die
                              									Füllmassen II. Productes, obwohl hinreichend alkalisch, doch im Füllhause in Folge
                              									einer salpetrigen Gährung Schaum entwickeln, was jedoch niemals früher als nach 8
                              									oder 10 Tagen eintritt. Diese sehr unangenehme Erscheinung hat stets neue
                              									Zuckerverluste zur Folge; niemals aber kann dieselbe bei der Krystallisation in
                              									Bewegung auftreten, sie findet auch weiterhin beim III. Product wegen der
                              									vollständigen Veränderung der Zusammensetzung der Masse niemals mehr statt.
                           Der Zucker der gewöhnlichen Krystallisation im Füllhause ist von mattem und weichem
                              									Korn; der in der Bewegung erhaltene ist fast so grob wie man ihn zu haben wünscht;
                              									die Grösse des Korns ist nur eine Frage der Zeit, da man die Krystallisation kürzer
                              									oder länger dauern lassen kann. Ich habe Füllmassen gesehen, in welchen die
                              									Krystalle, obwohl unregelmässig und flach, eine Länge von 7, eine Breite von 5 und
                              									eine Dicke von 1 bis 1½ mm erreichten. Ich habe sogar noch viel gröbere und besser
                              									ausgebildete Krystalle gesehen, dieselben stammten aber von anderen Fabriken.
                           Die Ausbeute erreichte 45 bis 50 k von 1 hl bei der in Rede stehenden Arbeit, bei
                              									reineren Massen noch mehr, bei der gewöhnlichen Arbeit nur 40 bis 45. Der Zucker
                              									wird viel früher, gegen Ende Januar, fertig, so dass die Melasse im ersten
                              									Jahresviertel osmosirt und so bedeutend an Zinsen erspart werden kann.
                           Seit der vorstehenden Veröffentlichung ist auch die Krystallisation in Bewegung des
                              									letzten (III.) Productes von der in der obigen Tafel angegebenen Zusammensetzung in
                              									Genappe ausgeführt worden und hat sehr guten Erfolg gehabt. Dabei wurde der Anstoss
                              									zur Krystallisation nicht durch eine gewisse Menge zurückbehaltener Füllmasse
                              									gleichen Productes, sondern durch Zusatz von etwa 750 k krystallisirten Zuckers
                              									bewirkt- Nach 10 bis 12 Tagen war die Masse sehr gut krystallisirt und lieferte etwa
                              									40 k Zucker von 1 hl. Richtet man sich mit dem Ansatz danach ein, so kann man immer
                              									ebensolche und gleich-massige Krystalle wie beim I. Product erhalten.
                           Auch mit I. Product ist gearbeitet worden und das Ergebniss war ebenso vorzüglich,
                              									wie beim II. und III. Nach wenig Stunden lief die Füllmasse unmittelbar in die
                              									Schleudern und ergab leicht eine gegen sonst um 10 bis 15 k höhere Ausbeute.
                           Es hat sich gezeigt, dass die oben angeführten Vorzüge des Verfahrens beim I.
                              									Product in erhöhtem Maasse hervortreten, so dass ausser den nach dem Verfahren
                              									arbeitenden noch mehrere belgische Fabriken zur vollständigen Einrichtung für das
                              									Verfahren beim I. und beim II. Producte überzugehen entschlossen sind.
                           Was an demselben am meisten hervorgehoben werden muss, ist; dass es keine chemischen Stoffe verwendet, keine Handarbeit erfordert,
                              									sondern im Gegentheil die bisherige beseitigt, und dass der Mehrgewinn an Zucker
                              									eine Folge einfacher und leicht verständlicher physikalischer Vorgänge ist.
                           
                        
                           Die Aschenbestimmung in Rohzucker und zuckerhaltigen
                              									Substanzen unter Anwendung von Oxalsäure
                           besprach A. Stift (Oesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für
                                 										Zuckerindustrie, 1890 Bd. 19 S. 484).
                           Die directe Aschenbestimmung in Rohzuckern und zuckerhaltigen Materialien ist
                              									bekanntlich eine sehr zeitraubende und schwierige Operation. Diese Producte geben
                              									bei der Verbrennung, welche wegen der Flüchtigkeit der Alkalien nur bei schwacher
                              									Rothglut vorgenommen werden muss, eine sehr voluminöse Kohle, welche bei dieser
                              									Temperatur nicht verbrennt, um so mehr, als die Alkalisalze um dieselbe gleichsam
                              									eine Isolirschicht bilden, durch welche die Luft nicht zutreten kann. Um die
                              									Bestimmung daher in genauer Weise vornehmen zu können, ist es nothwendig, die Kohle
                              									vorsichtig zu zerdrücken und die Alkalisalze durch Waschen mit heissem Wasser
                              									auszuziehen. Die ausgewaschene Kohle verbrennt nun sehr leicht. Man verdampft nun
                              									die gesammelten Waschwässer mit dem Rückstand der verbrannten Kohle vorsichtig zur
                              									Trockene, trocknet die Rückstände zuerst bei niederer Temperatur, glüht dann noch
                              									einmal vorsichtig und wägt die erhaltenen Carbonate. Es ist klar, dass diese
                              									Methode, welche bei sorgfältiger Ausführung vorzüglich übereinstimmende Resultate
                              									gibt, zur Controle während des Betriebes und überhaupt bei Handelsanalysen, wo man
                              									in kürzester Zeit das Resultat bekommen muss, nicht geeignet ist. Scheibler hat daher schon im Jahre 1864 auf Grundlage
                              									von 2000 Aschenbestimmungen seine Sulfatmethode veröffentlicht. Da bei derselben die
                              									Salze in Schwefelsäureverbindungen übergeführt werden, so zieht Scheibler bekanntlich 10 Proc. von dem Gewichte der
                              									schwefelsauren Salze ab und gibt an, dass dann das erhaltene Resultat gleich oder
                              									nahezu gleich ist mit den Zahlen der zuerst genannten Carbonat- oder
                              									Auswaschungsmethode. Die Meinung über die Richtigkeit der Sulfatmethode war nun
                              									schon früher seitens verschiedener Chemiker eine getheilte. Die Zusammensetzung der
                              									Zuckeraschen ist eine wechselnde, und es kann daher der Coefficient 0,9 kein
                              									constanter sein. Violette, Leplay, Dubrunfaut, Champion,
                                 										Pellet u.a. halten die Einführung eines Abzuges 0,2 statt 0,1 als
                              									richtiger, weil das erhaltene Resultat der Wahrheit näher kommt, während sich v. Lippmann für die Beibehaltung der Scheibler'schen Coefficienten 0,9 ausspricht. Man hat
                              									nun vielfach versucht, die Scheibler'sche Methode
                              									vollständig zu übergehen, und andere Bestimmungen der Asche vorgeschlagen. Die Dubrunfaut'sche Methode mit Platinschwamm oder die Lucien'sche durch Verbrennung mit Zinkoxyd haben
                              									niemals eine Anwendung, geschweige denn eine Verbreitung gefunden.
                           
                           J. v. GrobertJournal des fabricants de sucre, 1889 Nr.
                                    											27. hat eine Methode, welche auf der Anwendung von Oxalsäure
                              									statt Schwefelsäure beruht, veröffentlicht. Diese Methode hat Stift einer näheren Prüfung unterzogen.
                           Die Menge der zu einer raschen Verbrennung nothwendigen Oxalsäure (die natürlich
                              									chemisch rein sein muss) schwankt je nach der Natur der zu analysirenden Substanz;
                              									für Rohzucker braucht man einen und einen halben Theil des zu dem Versuche
                              									genommenen Gewichtes des Zuckers. Bei Füllmassen braucht man mehr und bei Melassen
                              									ungefähr das dreifache Gewicht der Substanz.
                           Die Ausführung der Methode geschieht wie folgt:
                           In einem genügend grossen Platinschälchen erhitzt man die zuckerhaltige Substanz (2
                              									bis 5 g), die man vorher mittels eines Platinstäbchens mit pulverisirter Oxalsäure
                              									vermischt hat. Das Erwärmen muss in der Weise geschehen, dass die Masse nach und
                              									nach flüssig wird, kocht und sich erst gelb und braun und endlich tiefschwarz färbt
                              									wie mit Schwefelsäure. Die Einwirkung ist eine lebhafte, aber leicht zu leitende.
                              									Die Masse bläht sich auf, trocknet dann nach und nach ein und wird rothglühend. Es
                              									ist gut, wenn man eine geringe Menge pulverisirter Oxalsäure auf die Punkte
                              									schüttet, die weniger zu brennen scheinen. Nach einer halben Stunde ist die
                              									Verbrennung von 2 g Rohzucker beendet. Oft bleiben jedoch Kohlenpartikelchen in der
                              									Asche zurück, die sehr schwer verbrennen. Man lässt in diesem Falle das betreffende
                              									Platinschälchen erkalten und giesst einige Tropfen einer concentrirten Lösung von
                              									salpetersaurem Ammon auf die schwarzen Punkte. Beim vorsichtigen Erhitzen erfolgt
                              									nun eine rasche Verbrennung, und man erhält, wenn man die Platinschale noch einige
                              									Secunden rothglühend über der Flamme gelassen hat, eine vollständig weisse Asche.
                              									Die Operation dauert dann dreiviertel Stunden. Bei ganz genauen Analysen muss man
                              									vor dem Wägen die Asche mit kohlensaurem Ammon anfeuchten und den Ueberschuss von
                              									dem Reagens durch Erhitzen auf 150° austreiben, rasch wägen oder noch besser im
                              									Exsiccator über Schwefelsäure erkalten lassen.
                           J. v. Grobert hat bei der Veraschung von Rohzuckern,
                              									Füllmassen und Melassen auf diese Weise gegenüber der Auswaschungsmethode vollkommen
                              									übereinstimmende Resultate erhalten, ohne aber dieselben durch Zahlen zu
                              									belegen.
                           Der Verf. hat nun zur näheren Prüfung der Oxalsäuremethode eine Anzahl Veraschungen
                              									von Colonialsyrupen, Dicksäften, Füllmassen, Rohzuckern, Melassen und Osmosewässern
                              									vorgenommen. Die erhaltenen Resultate finden sich in der auf S. 283 folgenden
                              									Zusammenstellung verzeichnet, wobei auch die Ergebnisse der Sulfatmethode beigesetzt
                              									sind.
                           Die Uebereinstimmung der Resultate unter einander und mit der Carbonatasche ist eine
                              									vollkommen befriedigende, in Folge dessen sich die Behauptung des genannten
                              									Chemikers als richtig erwies. Damit die Veraschung aber in glatter Weise vor sich
                              									gehe, ist ein Ueberschuss von Oxalsäure unumgänglich nothwendig und zwar in
                              									grösseren Mengen, als es Grobert vorschreibt. Man wird
                              									bei Rohzuckern oft das zweifache, bei Füllmassen das drei- bis vierfache, bei
                              									Melassen und Osmose wässern das fünffache Gewicht der Substanz nehmen müssen,
                              									um eine glatte Verbrennung zu erzielen.
                           Grobert schlägt vor, auf Punkte, die weniger lebhaft zu
                              									brennen scheinen, pulverisirte Oxalsäure zu schütten. Es ist dies dann ein Beweis,
                              									dass man zu wenig Oxalsäure genommen hat. Hat man aber eine grössere Reihe von
                              									Bestimmungen vorzunehmen, so ist diese Ueberwachung der Operation schwer möglich,
                              									weil die Zeit dazu mangelt; überdies hat Stift auch
                              									durchwegs gefunden, dass die Angabe Grobert's sich in
                              									dieser Richtung nicht bestätigte. Die Kohle verbrannte trotz nachherigen Zusatzes
                              									von Oxalsäure nicht, und blieb daher kein anderer Ausweg, als die Veraschung mit
                              									einer grösseren Menge Oxalsäure und frischer Substanz von neuem zu beginnen. Da man
                              									nun einen grossen Ueberschuss von Oxalsäure anwenden muss, so empfiehlt es sich auch
                              									nicht, eine grössere Menge als 2 bis 3 g zuckerhaltiger Substanz zu nehmen. Für das
                              									Gelingen der Operation ist es ferner nothwendig, dass die Substanz mit der Oxalsäure
                              									innig vermischt wird – eine Bedingung, die bei Dicksäften, Melassen und
                              									Osmosewässern allerdings schwer zu erfüllen ist. Finden sich in der Masse nach der
                              									Veraschung noch schwarze Punkte, so können dieselben durch Zusatz von salpetersaurem
                              									Ammon zur Verbrennung gebracht werden, wie es Grobert
                              									angibt. Bei Einhaltung dieser Vorsichtsmassregeln ist die Veraschung bei Anwendung
                              									einer Wiesenegg'schen Muffel in einer halben bis
                              									dreiviertel Stunden beendet. Da man nur 2 bis 3 g Substanz anwenden kann, so muss
                              									die ganze Arbeit mit grösster Sorgfalt und Aufmerksamkeit vorgenommen werden, um so
                              									mehr, als die Asche sehr hygroskopisch ist.
                           Ein Umstand, der bei der Grobert'schen Methode nicht
                              									ausser Acht gelassen werden darf, ist der, dass vollkommen chemisch reine Oxalsäure
                              									im Handel nur sehr schwer zu erhalten ist, und selbst nicht von unseren
                              									renommirtesten Chemikalienfabriken bezogen werden kann. (Dieser Umstand, sowie der
                              									erforderliche grosse Oxalsäurezusatz dürfte eine allgemeinere Anwendung dieser
                              									Methode von vornherein unwahrscheinlich machen. Stammer.)
                           Ein anderer Mangel, welchen die Grobert'sche Veraschung
                              									übrigens mit der Sulfatmethode theilt, ist der, dass die Dämpfe der Oxalsäure,
                              									welche bei Beginn der Operation entstehen, die Respirationsorgane des Analytikers
                              									stark belästigen. Die Arbeit muss daher in einem gut ziehenden Herd vorgenommen
                              									werden; bei vielen Veraschungen wird nichtsdestoweniger eine gesundheitsschädliche
                              									Belästigung nicht zu vermeiden sein. (Auch dieser Uebelstand war vorauszusehen und
                              									ist ein schwer wiegender. St.)
                           Eine andere Art. der Aschenbestimmung bei Zuckern,
                              									nämlich unter Zusatz von Benzoesäure, wurde von E.
                                 										Boyer empfohlen (Sucrerie belge, 1891 Nr.
                              									11).
                           Dieselbe vermeidet ebenfalls jede Berichtigung, da die Asche in ihrer natürlichen
                              									Zusammensetzung erhalten wird. Die Verkohlung des Zuckers geschieht nämlich
                              									ebenfalls in Gegenwart einer flüchtigen Säure, und zwar der Benzoesäure. Zur
                              									leichteren Vermischung mit dem Zucker wendet man diese Säure, in alkoholischer
                              									Lösung an und zwar 25 g Säure auf 100 cc 90procentigen Alkohol. Die Veraschung
                              									geschieht folgendermassen: Man wägt 5 g Zucker in einer Platinschale ab, befeuchtet
                              									sie mit 1 cc destillirtem Wasser und erhitzt vorsichtig auf der Gaslampe, um den Zucker zu
                              									karamelisiren, aber nicht zu verkohlen, was erst in Gegenwart der Benzoesäure
                              									geschehen soll. Der Wasserzusatz erleichtert diese Behandlung. Man fügt dann 2 cc
                              									der oben angegebenen alkoholischen Benzoesäurelösung, also 0,5 g dieser Säure hinzu,
                              									verdampft im Sandbade, indem man anfangs gelinde erhitzt, bis der Alkohol verdampft
                              									ist und dann die Verkohlung durch stärkeres Erhitzen bewerkstelligt.
                           Die Benzoesäure entwickelt reichliche Dämpfe, welche den Zucker aufblähen, namentlich
                              									wenn man die Schale im Kreise bewegt; man erhitzt, bis die Säure verflüchtigt ist,
                              									und erhält so eine voluminöse, glänzend schwarze Kohle. Um dieselbe zu verbrennen,
                              									braucht man nur die Schale in die Mündung der zur Dunkelrothglut erhitzten Muffel zu
                              									stellen, in einer halben Stunde ist die Verbrennung
                           
                              
                                 
                                 Carbonat
                                 Oxalsäure-methode
                                 Sulfat-methode
                                 
                                    
                                    a–b
                                    
                                 
                                    
                                    a–c
                                    
                                 
                                    
                                    b–c
                                    
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                              
                                 
                                    Procent
                                    
                                 
                              
                                 Coloniasaft I
                                   0,06  0,06
                                 
                                   0,07  0,06
                                 
                                   0,07  0,07
                                 
                                 – 0,01± 0,00
                                 – 0,01– 0,01
                                 ± 0,00– 0,01
                                 
                              
                                 Colonialsaft II
                                   0,07  0,07
                                 
                                   0,08  0,07
                                 
                                   0,09  0,10
                                 
                                 – 0,01± 0,00
                                 – 0,02– 0,03
                                 – 0,01– 0,03
                                 
                              
                                 Dicksaft
                                   1,39  1,41
                                 
                                   1,38  1,37
                                 
                                   1,50  1,52
                                 
                                 + 0,01+ 0,04
                                 – 0,11– 0,11
                                 – 0,12– 0,15
                                 
                              
                                 Füllmasse I
                                   3,22  3,19
                                 
                                   3,16  3,17
                                 
                                   3,39  3,39
                                 
                                 + 0,06+ 0,02
                                 – 0,17– 0,20
                                 – 0,23– 0,22
                                 
                              
                                 Füllmasse II
                                   2,11  2,11
                                 
                                   2,09  2,10
                                 
                                   2,18  2,20
                                 
                                 + 0,02+ 0,01
                                 – 0,07– 0,09
                                 – 0,09– 0,10
                                 
                              
                                 Füllmasse III
                                   2,84  2,83
                                 
                                   2,83  2,81
                                 
                                   3,08  3,06
                                 
                                 + 0,01+ 0,02
                                 – 0,24– 0,23
                                 – 0,25– 0,25
                                 
                              
                                 Füllmasse IV
                                   2,44  2,46
                                 
                                   2,45  2,44
                                 
                                   2,60  2,60
                                 
                                 – 0,01+ 0,02
                                 – 0,16– 0,14
                                 – 0,15– 0,16
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Rohzucker I
                                   1,16  1,17
                                     1,165
                                   1,20  1,17  1,16
                                     1,176
                                   1,24  1,23
                                     1,235
                                   – 0,011
                                   – 0,070
                                   – 0,059
                                 
                              
                                 Rohzucker II
                                   1,77  1,79
                                   1,78
                                   1,80  1,82  1,78
                                   1,80
                                   1,89
                                   1,89
                                 – 0,02
                                 – 0,11
                                 – 0,09
                                 
                              
                                 Rohzucker III
                                   1,53  1,55
                                   1,54
                                   1,53  1,51  1,52
                                   1,52
                                   1,64  1,66
                                   1,65
                                 + 0,02
                                 – 0,11
                                 – 0,13
                                 
                              
                                 Rohzucker IV
                                   1,90  1,93
                                     1,915
                                   1,85  1,89  1,88
                                     1,873
                                   1,96  1,96
                                     1,960
                                   + 0,042
                                   – 0,045
                                   – 0,087
                                 
                              
                                 Rohzucker V
                                   1,35  1,35
                                     1,350
                                   1,34  1,35  1,34
                                     1,344
                                   1,44  1,44
                                     1,440
                                   + 0,006
                                   – 0,110
                                   – 0,096
                                 
                              
                                 Rohzucker VI
                                   0,87  0,87
                                 
                                   0,85  0,87
                                 
                                   0,91  0,91
                                 
                                 + 0,02± 0,00
                                 – 0,04– 0,04
                                 – 0,06– 0,04
                                 
                              
                                 Rohzucker VII
                                   1,06  1,06
                                 
                                   1,04  1,06
                                 
                                   1,16  1,14
                                 
                                 + 0,02± 0,00
                                 – 0,10– 0,08
                                 – 0,12– 0,08
                                 
                              
                                 Colonialzucker
                                   0,14  0,14
                                 
                                   0,14  0,14
                                 
                                   0,16  0,16
                                 
                                 ± 0,00± 0,00
                                 – 0,02– 0,02
                                 – 0,02– 0,02
                                 
                              
                                 Melasse I
                                 10,4310,39
                                 
                                 10,4010,36
                                 
                                 11,6611,68
                                 
                                 + 0,03+ 0,03
                                 – 1,23– 1,29
                                 – 1,26– 1,32
                                 
                              
                                 Melasse II
                                   8,19  8,20
                                 
                                   8,20  8,17
                                 
                                   9,09  9,12
                                 
                                 – 0,01+ 0,03
                                 – 0,90– 0,92
                                 – 0,89– 0,95
                                 
                              
                                 Melasse III
                                   8,09  8,13
                                 
                                   8,09  8,04
                                 
                                   9,20  9,24
                                 
                                 ± 0,00+ 0,09
                                 – 1,11– 1,11
                                 – 1,11– 1,20
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 Mittel
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Strontianitabfall-    lauge
                                 27,2427,20
                                 27,22
                                 27,2427,2427,2627,2127,20
                                 27,23
                                 29,9430,00
                                 29,97
                                 – 0,01
                                 – 2,75
                                 – 2,74
                                 
                              
                                 Osmosewasser I
                                 12,1912,15
                                   12,170
                                 12,1212,1512,18
                                   12,150
                                 13,3213,37
                                   13,345
                                   + 0,020
                                   – 1,175
                                   – 1,195
                                 
                              
                                 Osmosewasser II
                                 12,1412,15
                                     1,145
                                 12,0912,0912,13
                                   12,103
                                 13,1213,18
                                   13,150
                                   + 0,042
                                   – 1,005
                                   – 1,047
                                 
                              
                                 Osmosewasser III
                                 18,4618,50
                                 
                                 18,4618,45
                                 
                                 19,6519,62
                                 
                                 ± 0,00+ 0,05
                                 – 1,19– 1,12
                                 – 1,19– 1,17
                                 
                              
                           vollständig vor sich gegangen, es bleibt eine lockere
                              									weisse Asche. Nach dem Erkalten muss rasch gewogen werden. Man kann auch
                              									benzoesaures Ammoniak statt der Benzoesäure nehmen, immer aber muss man vorher
                              									untersuchen, ob die zugesetzte Substanz unter den betreffenden Arbeitsverhältnissen
                              									keinen Rückstand hinterlässt.
                           Die Methode liefert übereinstimmende Resultate mit dem Abzug von 2/10 von der
                              									Schwefelsäureasche bei den Zuckern I. und II. Productes.
                           Nachstehend einige Beispiele:
                           
                              
                                 Zucker
                                 Veraschungmit Benzoe-säure
                                 Veraschung mit Schwefelsäure
                                 
                              
                                 Ohne Berich-tigung
                                 Abzugvon 1/10
                                 Abzugvon 2/10
                                 
                              
                                 Weiss
                                 0,06
                                 0,08
                                 0,07
                                 0,06
                                 
                              
                                 I. Product
                                 0,73
                                 0,90
                                 0,81
                                 0,72
                                 
                              
                                 II.      „
                                 0,94
                                 1,18
                                 1,06
                                 0,94
                                 
                              
                                 Gemisch verschiedener
                                 1,81
                                 2,25
                                 2,03
                                 1,80
                                 
                              
                           Die Benzoesäureveraschung liefert die Asche im natürlichen Zustand und gestattet
                              									daher auch die nähere Untersuchung derselben; auch aus diesem Grunde schien diese
                              									Veröffentlichung angezeigt. (Dass die Benzoesäure aschenfrei sein muss, ist
                              									selbstverständlich; Angaben, ob dies immer der Fall, sind von Boyer nicht gemacht worden; vorstehende Mittheilung
                              									bedarf in dieser Richtung der Vervollständigung. St.)
                           C. Pölleke machte einige MittheilungenBraunschweig.-Hannoverscher Zweigverein für
                                       												Zuckerfabrikation, 29. November 1890. Deutsche Zuckerindustrie, 1890 Bd. 15 Nr. 50. über das
                              									ihm patentirte Verfahren zur Gewinnung des Ammoniaks aus
                                 										Rübensäften. Dasselbe gestatte nicht allein, das in den Rübensäften
                              									vorhandene Ammoniak zu gewinnen, sondern es sogar zu gewinnen, bevor es seine
                              									schädliche Einwirkung auf die Rohrkörper der Verdampfapparate, die Ventilkegel und
                              									Kesselwandungen auszuüben im Stande gewesen sei. Das Princip des Verfahrens beruhe
                              									auf den allgemein bekannten chemischen Grundsätzen und sei als Reagens nunmehr
                              									endgültig die schweflige Säure, und zwar (auf den Rath Stammer's) die gasförmige, wasser- und luftfreie, aus der durch Druck
                              									verflüssigten sich entwickelnde gewählt worden. Dieselbe besitze ein spec. Gew. von
                              									2,211 und habe die Eigenschaft, sich in heissem Zustande momentan mit dem Ammoniak
                              									zu tropf bar flüssigem, schwefligsaurem Ammoniak zu verbinden. Ob die Verbindung in
                              									Dunst, Nebel oder sonstiger Form vor sich gehe, sei noch nicht ermittelt,
                              									jedenfalls aber besitze die Verbindung ein derart hohes spec. Gew. (1,69), dass
                              									sie mit Leichtigkeit in Wasserdampf von nur 0,623 spec. Gew. zu Boden sinke, wenn
                              									eine nur einigermassen genügende Geschwindigkeitsermässigung der Kochdämpfe
                              									vorgenommen werde. Das auf diese Weise gewonnene schwefligsaure Ammoniak gehe an der
                              									Luft, vielleicht auch schon im Inneren des Absorptionsgefässes, leicht in
                              									schwefelsaures Ammoniak über. Diese Eigenschaft der gasförmigen schwefligen Säure,
                              									sich im heissen Zustande mit dem Ammoniakgas zu einem nicht flüchtigen Körper zu
                              									verbinden, ohne dabei eine Condensation der Dämpfe nöthig zu machen, lasse die
                              									Möglichkeit zu, die Entfernung des Ammoniaks aus den Brüden der Verdampfapparate
                              									dort zu bewerkstelligen, wo noch keine schädliche Einwirkung auf die Heizrohre und
                              									die Verdampfungsfähigkeit habe stattfinden können, und diese Stelle liege zwischen
                              									dem ersten und zweiten Körper in der Brüdenleitung. Schalte man in diese Leitung zur
                              									Verlangsamung der Brüdengeschwindigkeit ein weites Gefäss ein, und sorge man dafür,
                              									dass die erwärmte schweflige Säure und der Brüden, bevor sie in dieses Gefäss
                              									eintreten, innig mit einander gemischt werden, so seien die Vorbedingungen erfüllt,
                              									um das Ammoniak vollständig aus dem Brüden zu entfernen. Die Zuführung der
                              									schwefligen Säure müsse genau regulirt werden, weil ein etwaiger Ueberschuss im
                              									Stande sei, das sämmtliche Ammoniak gebunden zu liefern, in welchem Falle die Rohre
                              									doch zerfressen würden. Dieser Punkt lasse sich aber durch eine geeignete
                              									Vorrichtung wohl noch leichter erreichen, als bei der Saturation mit schwefliger
                              									Säure. Eine Veränderung in der Zuführung der schwefligen Säure brauche nur dann zu
                              									geschehen, wenn eine andere Rübenart mit verändertem Ammoniakgehalt zur Verarbeitung
                              									gelange, so dass sich die Regulirung der Säurezuführung durchaus nicht sehr
                              									schwierig gestalte.
                           Die Vortheile dieses allerdings noch nicht praktisch eingeführten Verfahrens bestehen
                              									in Folgendem: Gewinnung sämmtlichen bei der Zuckerfabrikation frei werdenden
                              									Ammoniaks, sodann Vermeidung des Zerfressenwerdens jeglicher Heizrohre,
                              									Pumpenkörper, Dampfkessel u.s.w., ferner eine grössere Nutzbarmachung der Heizfläche
                              									der Verdampfapparate und schliesslich noch Dampfersparnisse.
                           Ein Zusatz zu ihrem Patente Nr. 50100 (1890 278 331) –
                           
                        
                           Verfahren zur Erzeugung von Krystallzucker in
                              									Rübenzuckerfabriken –
                           wurde Drost und Schulz im
                              									Deutschen Reiche vom 25. December 1889 ab unter Nr. 54372 patentirt.
                           Nach dem durch D. R. P. Nr. 50100 geschützten Verfahren zur Erzeugung von
                              									Krystallzucker in Rohzuckerfabriken wird gereinigter Rübenrohdicksaft verwendet,
                              									welcher durch Kochen im Vacuum auf eine solche Concentration gebracht ist, dass er
                              									weder Krystalle enthält, noch krystallisirten Zucker aufzulösen im Stande ist.
                           Bei der Einführung dieses Verfahrens in den Betrieb bereits bestehender Fabriken wird
                              									es sich nun leicht ereignen können, dass ein besonderer Apparat zum Eindampfen des
                              									filtrirten Rübenrohdicksaftes auf die nach genanntem Patent zweckmässige
                              									Concentration, entsprechend einem spec. Gew. von etwa 1,325, nicht vorhanden ist,
                              									bezieh. für dessen Aufstellung der nöthige Raum fehlt. Um diesen Uebelständen mit
                              									Erfolg entgegentreten zu können, wurden Versuche angestellt, um durch Ergänzung
                              									bezieh. Aenderung des im Hauptpatent geschützten Verfahrens die im Betriebe der
                              									Rohzuckerfabriken befindlichen Rübenrohsäfte (sowohl Rübenrohdünnsaft als auch
                              									Rübenrohdicksaft in gereinigtem Zustande) auch ohne Anwendung besonderer
                              									Vacuumapparate für die Herstellung von Deckflüssigkeit zum Decken von Rohzucker oder
                              									Füllmasse geeignet zu machen.
                           Zu diesem Zwecke kann man nach vorliegender Erfindung den gereinigten
                              									Rübenrohdicksaft oder Rübenrohdünnsaft durch Einwerfen bezieh. Auflösen von
                              									Rohzucker oder Füllmasse auf den gewünschten Concentrationsgrad von 1,325
                              									bringen.
                           Man kann die zum Decken zu verwendenden gereinigten Rübenrohsäfte auch mit Hilfe des
                              									zu deckenden Zuckers (des Rohzuckers oder der Füllmasse) in der Centrifuge selbst
                              									concentriren, in welchem Falle die betreffenden in die Centrifuge eingelassenen
                              									Säfte sich zuerst durch Auflösen von Zucker aus der zu deckenden Zuckermasse
                              									concentriren und alsdann den übrigen Theil reinigen.
                           Will man aus den Vacuumverkochapparaten Zuckerflüssigkeit zum Decken verwenden, so
                              									wird dieselbe wohl meistens entweder schon auskrystallisirte oder in Bildung
                              									begriffene Füllmasse enthalten, und daher so ohne weiteres nicht verwendbar sein.
                              									Solche Zuckerflüssigkeit würde man alsdann durch Zusatz von heissem, gereinigtem
                              									Rübenrohsaft irgend welcher Concentration oder auch (falls die Umstände oder der
                              									Betrieb es gerade erfordern sollten) mit heissem Wasser auf die erforderliche
                              									Concentration (einem spec. Gew. von etwa 1,325 entsprechend) zu bringen haben.
                           In allen diesen Fällen hat man es mit einer Deckflüssigkeit zu thun, welche dem
                              									Betriebe der Rohzuckerfabrikation entnommen und nach ihrer Verwendung demselben
                              									wiedergegeben wird. Dieselbe ist, wie auch die im Hauptpatent angegebene
                              									Deckflüssigkeit, verhältnissmässig arm an Umwandelungsproducten des Zuckers und
                              									enthält fast ausschliesslich die in der Rübe enthaltenen Nichtzuckerstoffe, während
                              									die bisher angewendeten Deckmittel, welche in Folge der wiederholten und bei
                              									bedeutend höheren als in der Rohzuckerfabrikation angewendeten Temperaturen
                              									erfolgenden Verkochung eine grosse Menge schleimige Zer-setzungs- und
                              									Umwandelungsproducte des Zuckers enthalten. Demnach hat die in oben beschriebener
                              									Weise hergestellte, im Betriebe der Rohzuckerfabrikation gewonnene Deckflüssigkeit,
                              									ebenso wie die in dem Hauptpatent gekennzeichnete, nicht die klebrige und schleimige
                              									Beschaffenheit, wie die bisher benutzten, dem Raffineriebetrieb entnommenen
                              									Decksyrupe, lässt sich also leichter von dem zu deckenden Zucker abschleudern als
                              									letztere, gestattet ferner, wie auch im Hauptpatent angegeben, die Herstellung von
                              									hochprocentigem Zucker in einem geschlossenen Rohzuckerfabrikationsbetriebe, da
                              									ausserdem die abgeschleuderte Deckflüssigkeit direct in denselben Betrieb wieder
                              									eingeführt werden kann.
                           Patentansprüche:
                           Für das in Anspruch 1. des D. R. P. Nr. 50100 gekennzeichnete Verfahren zum Decken
                              									von Füllmasse bezieh. Rohzucker eventuell unter Erwärmung der zu deckenden
                              									Zuckermasse:
                           1) Die Anwendung von gereinigtem Rübenrohdicksaft oder Rübenrohdünnsaft,
                              									welche Säfte entweder in der Centrifuge während des Deckens durch den zu deckenden
                              									Zucker oder durch Einwerfen von Füllmasse oder Rohzucker die nöthige Concentration
                              									(entsprechend einem spec. Gew. von etwa 1,325) erhalten.
                           2) Die Anwendung einer Deckflüssigkeit, welche durch Zusatz von gereinigtem
                              									Rübenrohsaft bezieh. Wasser zu bereits auskrystallisirter oder in Bildung
                              									begriffener Füllmasse hergestellt wird.
                           
                        
                           Ein Verfahren zum Reinigen von Rohzucker
                           wurde im Deutschen Reiche vom 24. Mai 1890 ab für Dr. Ed. Schmidt (Wien) patentirt (Nr. 54366).
                           Dieses Verfahren bezweckt das Reinigen von Rohzucker durch Abwaschen der die
                              									Krystalle umgebenden Melasse in solcher Weise, dass nichts von dem krystallisirten
                              									Zucker gelöst wird und man einerseits einen gut gereinigten Zucker, andererseits
                              									eine geringwertige Melasse erhält. Man geht hierbei in folgender Weise vor:
                           Der zu reinigende Rohzucker wird mit einem gewissen Quantum eines indifferenten,
                              									leichten und porösen Materials innig vermischt. Dieses Material kann bestehen aus
                              									Kork, Welschkornkolben, Sägespänen, Bagasse, Holzkohle, Knochenkohle oder einer
                              									anderen passenden Substanz. Dasselbe soll aus Stückchen von möglichst gleichmässiger
                              									Grösse, und zwar von etwa 2 mm Durchmesser bestehen und keinen Staub enthalten.
                           Je nach der Qualität und dem Korn des zu reinigenden Zuckers und dem specifischen
                              									Gewicht des angewendeten Mischmaterials setzt der Erfinder von demselben 8 bis 30
                              									Proc. vom Gewicht des Zuckers zu. Hierauf oder auch gleichzeitig gibt er so viel von
                              									einem concentrirten (35 bis 36° B. zeigenden) Syrup hinzu, dass die ganze Mischung
                              									die Consistenz einer schwer gekochten Füllmasse, wie dieselbe aus dem Vacuumapparat
                              									kommt, erhält. Dieser Syrup soll von geringer Qualität und nur etwas besser als
                              									Melasse sein, und kann heiss oder kalt angewendet werden. Die so hergestellte
                              									Mischung wird nun in Gefässe gefüllt, welche die Form und Einrichtung von
                              									Diffuseuren besitzen und gleich diesen unter einander zu einer oder mehreren
                              									Batterien verbunden sind. Diese Batterie steht in Verbindung mit einem 10 bis 20 m
                              									über ihr befindlichen Druckbehälter, welcher concentrirte reine Zuckerlösung enthält
                              									und stets auf dasjenige Gefäss drückt, dessen Zucker am meisten in der Reinigung
                              									vorgeschritten ist, so dass die weisse Deckkläre nur die letzten Unreinigkeiten von
                              									den Zuckerkrystallen abzuwaschen hat.
                           Von diesem Gefäss aus drückt nun der Syrup über ein, zwei oder mehrere der folgenden
                              									Gefässe und wird aus dem zuletzt gefüllten Gefäss ein bestimmter Theil desselben als
                              									eine mit Nichtzucker beladene Melasse abgezogen und aus dem Betrieb genommen.
                              									Hierauf wird von dem nachdrückenden, etwas besseren Syrup so viel abgezogen, als zum
                              									Anmaischen eines weiteren Gefässes dient, und dann die Verbindung mit dem inzwischen
                              									gefüllten nächsten Gefäss hergestellt.
                           Arbeitet man mitheissem Syrup, so kann derselbe, während er von einem Gefäss auf das
                              									folgende übersteigt, durch sogen. Calorisatoren gehen, welche ihn auf der
                              									gewünschten Temperatur erhalten. Auf diese Weise geht der Process des gleichmässigen
                              									Verdrängens der geringeren Syrupe durch bessere in continuirlicher und einfacher
                              									Weise vor sich.
                           Das beigemischte indifferente, leichte und poröse Material macht die ganze Masse
                              									schwammig und elastisch, so dass sie der auf sie drückenden Deckflüssigkeit einen
                              									gleichmässigen Widerstand entgegensetzt und das gleich-massige und rasche Abwaschen
                              									der Zuckerkrystalle ermöglicht.
                           Ohne das Mischmaterial würde der Zucker zusammensintern und die ganze Arbeit
                              									undurchführbar werden. Der Zusatz von derartigem Material beschleunigt deshalb auch
                              									die Arbeit bei anderen Rohzuckerwaschmethoden, wie dieselbe z.B. in offenen Gefässen
                              									ohne Druck oder in Centrifugen ausgeführt werden.
                           Sobald das mit dem Deckklärbehälter verbundene Gefäss genügend gereinigt ist, wird es
                              									ausgeschaltet und der Druck auf das folgende Gefäss gestellt. Die noch in dem Gefäss
                              									befindliche Deckkläre kann mittels comprimirter Luft abgedrückt und wieder benutzt
                              									werden.
                           Soll der gewaschene Rohzucker behufs weiterer Raffination aufgelöst werden, so wird
                              									das Gefäss mit Hilfe von etwas Wasser in eine Schmelzpfanne entleert, der Zucker
                              									geschmolzen und die Zuckerlösung durch eine geeignete Sieb- oder sonstige
                              									Vorrichtung von dem Mischmaterial getrennt. Das letztere wird dann sofort aufs neue
                              									benutzt.
                           Soll der gereinigte Zucker direct in den Consum gehen, so wird die Masse aus dem
                              									Gefäss genommen und geht durch eine geeignete Sieb Vorrichtung, welche den Zucker
                              									von dem Mischmaterial trennt und eventuell den Zucker gleichzeitig trocknet.
                           Auch kann die Masse vorher durch Centrifugen vom grössten Theil der anhaftenden
                              									Feuchtigkeit befreit werden.
                           Patentanspruch.
                           Ein Verfahren zum Reinigen von Rohzucker, bestehend in dem Mischen desselben mit
                              									einem indifferenten, leichten und porösen Material und darauf folgenden Decken mit
                              									Syrupen, entweder unter Druck in geschlossenen, zu einer Batterie verbundenen
                              									Gefässen oder in sonstigen geeigneten Apparaten.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)