| Titel: | Luftdruck-Accumulator für hydraulische Betriebe. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 289 | 
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                        Luftdruck-Accumulator für hydraulische
                           								Betriebe.
                        Mit Abbildungen.
                        Luftdruck-Accumulator für hydraulische Betriebe.
                        
                     
                        
                           Ueber diesen an Prött und Seelhoff patentirten
                              									Accumulator (D. R. P. Nr. 43434) schreibt Stahl und
                                       										Eisen in der Februarnummer des laufenden Jahres Nachstehendes:
                           Biese Accumulatorconstruction hat den Zweck, die Anwendung der schweren
                              									Belastungsgewichte, welche bei einigermassen schnellem Arbeiten, in Folge der dann
                              									zur Wirkung kommenden grossen lebendigen Kraft, ausserordentlich heftige Stösse
                              									verursachen und oft grosse Zerstörungen anrichten, zu vermeiden und ein ruhiges und
                              									beliebig schnelles Arbeiten ohne jede Gefahr für irgend welche Constructionstheile
                              									des Accumulators selbst oder der Pressen u.s.w. zu ermöglichen. Auch soll dieser
                              									Accumulator als Ersatz für Windkessel in Druckleitungen dienen, in welchem Falle das
                              									Mitreissen von Luft vermieden und die Anwendung von Luft geringerer Spannung, als in
                              									der Leitung herrscht, möglich wird.
                           Es wird dies durch Anwendung von auf einen Kolben oder Plunger wirkendem Luftdruck
                              									statt des Belastungsgewichtes erreicht, und hat sich dies bei den vier zur Zeit
                              									bereits in Betrieb befindlichen Accumulatoren vorzüglich bewährt.
                           Der in Fig. 1
                              									dargestellte Accumulator, bis jetzt der grösste, ist seit Ende Juli 1890 als Ersatz
                              									für einen Gewichtsaccumulator auf dem Bochumer Verein für Bergbau und
                              									Gussstahlfabrikation in Bochum in Betrieb, und zwar mit einem Wasserdruck von 500
                              									at. Seine Vorzüge gegenüber einem Gewichtsaccumulator sind so in die Augen
                              									springend, dass genanntes Werk kurz nach Inbetriebsetzung einen Accumulator
                              									derselben Art und Grösse für seine Anlage in Savona in Italien anfertigen liess.
                              									Auch das Gussstahlwerk Witten in Witten, welches seit
                              									etwa 1½ Jahren einen kleinen derartigen Accumulator hat, ist zur Anlage zweier
                              									Accumulatoren von etwa derselben Grösse, wie die in den Fig. 1 und 2 dargestellten,
                              									übergegangen. Der eine soll zum Betriebe von Schmiedepressen und der andere für eine
                              									Krahnanlage dienen, beide werden in nächster Zeit in Betrieb kommen.
                           Die Anordnung und Einzelconstruction des Accumulators kann, dem jeweiligen Zweck
                              									entsprechend, sehr verschieden sein, die beiden gebräuchlichsten Constructionen sind
                              									in Fig. 1 und 2 dargestellt und zwar
                              									die erstere mit Uebersetzung, letztere ohne Uebersetzung für verhältnissmässig
                              									geringen Druck.
                           Der Accumulator (Fig. 1)
                              									besteht im Wesentlichen aus einem Luftcylinder a mit
                              									Plunger a1 und einem
                              									Wassercylinder b mit Plunger b1. Luft- und Wassercylinder sind durch
                              									die Holme cc1 und drei
                              									Anker d mit einander verbunden. Der Querschnitt des
                              									Plungers a1 ist etwa
                              									zehnmal so gross als der von b, befindet sich also
                              									im Cylinder a ein Luftdruck von z.B. 50 at, so beträgt,
                              									wenn durch das Rohr e Wasser in den Cylinder b gedrückt und die mit einander verbundenen Plunger a1 und b1 gehoben werden, der
                              									Wasserdruck in b 500 at. Das Querschnittsverhältniss
                              									kann jedoch selbstverständlich jedes beliebige sein. Steigen nun bei Zuführung von
                              									Wasser in dem Cylinder b die Plunger, so wird die Luft
                              									in dem Cylinder a zusammengedrückt, und wird aus dem
                              									Cylinder b Wasser entnommen, so dehnt sich die Luft
                              									wieder aus und drückt die Plunger herunter, ohne dass hierbei, selbst bei schnellem
                              									Sinken, ein Stoss ausgeübt wird. Bei kleinem Luftraum würde natürlich beim
                              									Zusammendrücken der Luft der Druck beträchtlich zunehmen, wo dieses aber nicht
                              									erwünscht ist, sind mit dem Arbeitscylinder a noch eine
                              									Anzahl Luftreservoire f... verbunden, und ist der
                              									Plunger a hohl gemacht, damit auch er als Luftreservoir
                              									dient. Auf diese Weise kann man die Differenz zwischen Anfangsund Endspannung
                              									beliebig verkleinern. Für den Accumulator des Bochumer Vereins wurden ausser dem
                              									Arbeitscylinder noch sechs Reservoire angebracht, welche rechnungsmässig bei dem
                              									vollen Hube von 3 m eine Differenz von etwa 10 Proc. zwischen Anfangs- und
                              									Endspannung ergeben; es ist aber in Wirklichkeit die Differenz wesentlich geringer,
                              									und bei schnellem Arbeiten ist sogar die Endspannung noch etwas grösser als die
                              									Anfangsspannung, eine Erscheinung, welche von der lebendigen Kraft der Masse der
                              									Plunger herrührt. Man kann sehr gut mit weniger Reservoiren auskommen, und sind
                              									deshalb in der Zeichnung nur vier Stück angegeben.
                           Für manche Fälle ist es nun aber erwünscht, eine verhältnissmässig schnelle Zu- bezw.
                              									Abnahme des Druckes erzielen zu können, und werden dann die Reservoire f... fortgelassen, oder um beides erreichen zu können,
                              									ist hierfür, sowie auch, um bei etwaiger Erneuerung der Manschette des Cylinders a nicht alle Luft entweichen lassen zu müssen, das
                              									Absperrventil f1 in dem
                              									Verbindungsrohr angebracht. Ist das Ventil f1 geschlossen, so nimmt beim Steigen der Plunger der
                              									Luftdruck in a und dementsprechend auch der Wasserdruck
                              									in b zu, und zwar kommt er bei dem in der Zeichnung
                              									dargestellten Accumulator bei dem vollen Hube auf etwa das Doppelte des Druckes in
                              									der tiefsten Stellung. Das Absperren des Ventils f1 darf natürlich erst bei der höchsten Stellung der
                              									Plunger erfolgen, da man sonst einen zu grossen Ueberdruck in dem Cylinder a erhalten würde. Man kann denselben aber auch so stark
                              									construiren, dass er diesen aushalten kann, und ist dann in der Lage, mit
                              									entsprechend höherem Druck zu arbeiten. Auch lässt sich, um das Absperren in jeder
                              									beliebigen Stellung vornehmen zu können, ohne einen höheren Druck zu erhalten, in
                              									dem Kegel des Absperrventils oder in einem Umführungsrohr ein kleines, sich nach den Reservoiren
                              									hin öffnendes Rückschlagventil anbringen, welches den Ueberdruck in diese entweichen
                              									lässt und sich an der höchsten Stellung der Plunger selbsthätig schliesst. Auf diese
                              									Weise arbeitet der Accumulator in der unteren Stellung mit etwa dem halben Druck als
                              									in der oberen, was für viele Zwecke sehr werthvoll ist.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 290Luftdruck-Accumulator für hydraulische Betriebe. Ein Verbrauch von Luft findet beim Arbeiten nicht statt, da dieselbe
                              									Luftmenge immer nur zusammengedrückt wird und sich wieder ausdehnt. Der einzige
                              									Luftverlust, der vorkommen könnte, ist der durch Undichtigkeiten entstehende; er
                              									würde bei einer gewöhnlichen Kolben- oder Plungerdichtung allerdings sehr gross
                              									sein, so dass ein rationelles Arbeiten nicht möglich wäre. Diesem Uebelstande ist
                              									jedoch in der einfachsten Weise und vollkommen dadurch abgeholfen, dass über der
                              									Dichtung (Stopfbüchse oder Manschette) eine Schicht Flüssigkeit, am besten Oel,
                              									steht. Es braucht also die Stopfbüchse oder Manschette nur gegen diese Flüssigkeit
                              									dicht zu halten, was sehr leicht zu erreichen ist, um das Durchgehen von Luft
                              									unmöglich zu machen. Damit man sich jederzeit davon überzeugen kann, dass
                              									genügend Oel vorhanden, ist am Luftcylinder der Oelstandszeiger g mit verschiedenen Schaugläsern angebracht. Eine
                              									fernere Quelle für grosse Luft Verluste würde der hohle, aus Stahlguss hergestellte
                              									Plunger a1 sein, wenn
                              									nicht in demselben der wasserdichte Blechcylinder h so
                              									eingesetzt wäre, dass das zum Dichten der Stopfbüchse bezieh. Manschette dienende
                              									Oel gleichzeitig in den zwischen Einsatz und Plunger verbleibenden Zwischenraum
                              									treten könnte. Es ist also auch hier, so lange Oel vorhanden, ein Durchgehen der
                              									Luft durch die Wandungen des Plungers unmöglich, während sonst, auch bei dem besten
                              									Guss, bei 50 at oder noch höheren Drucken eine beträchtliche Menge Luft entweichen
                              									würde. Sämmtliche Verschraubungen von Röhren sind besonders sorgfältig construirt
                              									und ausgeführt, so dass thatsächlich der Luftverlust ein auffallend geringer und
                              									absolut nicht in Betracht kommender ist.
                           Die Luftpumpe braucht deshalb auch nur, ausser beim ersten Füllen, selten auf ganz
                              									kurze Zeit in Betrieb gesetzt zu werden.
                           Soll noch höherer Luftdruck, etwa über 50 at, angewendet werden, um bei sehr grossen
                              									Accumulatoren die Dimensionen des Luftcylinders nicht zu gross zu erhalten, so
                              									können auch die Wandungen des schmiedeeisernen Luftcylinders und der Reservoire, in
                              									ähnlicher Weise wie der Plunger a1, durch einen Einsatz mit zwischenstehender
                              									Flüssigkeit vollkommen gegen Luftdurchlass gedichtet werden. Statt des Luftdrucks
                              									kann man auch flüssige Kohlensäure direct in den Cylinder hineinbringen oder ein
                              									Gefäss mit flüssiger Kohlensäure so mit dem Cylinder in Verbindung bringen, dass
                              									sich beim Steigen der Plunger die über der flüssigen stehende, gasförmige
                              									Kohlensäure verdichtet und beim Heruntergehen wieder entwickelt. In diesem Falle
                              									können die Reservoire zur Erzielung derselben Druckdifferenz etwas kleiner genommen
                              									werden, man muss dann aber statt Oel Glycerin zur Dichtung verwenden. Der zwischen
                              									dem Oelstandszeiger g
                              									und dem oberen
                              									Absperrventil i1
                              									eingeschaltete Behälter dient zum etwaigen Nachfüllen von Oel. Zu diesem Zwecke
                              									werden die Ventile ii1
                              									geschlossen und die Verschraubung k geöffnet, wobei die
                              									in dem Behälter eingeschlossene Luft entweicht. Nachdem der Behälter dann ganz oder
                              									zum Theil mit Oel gefüllt und die Verschraubung wieder geschlossen ist, öffnet man
                              									die Ventile i und i1, worauf das Oel in
                              									den Cylinder fliesst. Das Rohr l der Verschraubung
                              									führt zur Luftpumpe. Zum Ausrücken der Accumulatorpumpe in der höchsten oder irgend
                              									einer andern Stellung sind der schellenartig um den untern Theil des Plungers a1 gelegte Arm m und die Zugstange n
                              									angebracht. Zur weiteren Sicherheit für den allerdings kaum denkbaren Fall, dass die
                              									Ausrückung versagen sollte, können ausserdem noch die Bohrungen oo vorgesehen werden, welche beim Ueberschreiten der
                              									Manschette oder Stopfbüchse das Druckwasser entweichen lassen. Soll die Manschette
                              									des Wassercylinders erneuert werden, so wird zunächst der Plunger a1 in etwa der tiefsten
                              									Stellung an zwei oder drei Seiten solide unterstützt, alsdann der Verbindungskeil
                              										p entfernt, worauf, wenn für Abfluss des Wassers
                              									aus dem Cylinder b, z.B. durch die Steuerung gesorgt
                              									wird, der Plunger b1
                              									durch sein Eigengewicht so weit sinkt, dass er mit der Oberkante des Cylinders b abschneidet. Alsdann werden die hölzernen Bufferringe
                              										q... entfernt, worauf man den mit
                              									Bajonettverschluss eingesetzten oder eingeschraubten Stutzring r der Manschette und diese selbst bequem beseitigen und
                              									wieder einsetzen kann. Der Plunger b1 kann dann durch die Accumulatorpumpe wieder
                              									hochgedrückt und dann mit a1 verbunden werden.
                           Soll die Manschette des Luftcylinders erneuert werden, so drückt man am besten, um
                              									Luftverlust möglichst zu vermeiden, die Plunger bis in die höchste Stellung, worauf
                              									man das Ventil f1
                              									schliesst und die dann noch vorhandene Luft des Cylinders a durch die Verschraubung k entweichen lässt;
                              									darauf entfernt man die Bufferringe q... und lässt
                              									beide Plunger zusammen sinken, bis sich a1 auf den Cylinder b
                              									stützt, wobei das obere Ende von a so weit aus dem
                              									Cylinder heraustritt, dass man die Manschetten bequem auswechseln kann. Wird statt
                              									der Manschette für den Luftcylinder eine Stopfbüchse angewendet, so ist das
                              									Herunterlassen des Plungers natürlich nicht nöthig.
                           Für hydraulische Krähne u.s.w., also für verhältnissmässig geringen Druck, kann man
                              									die Plunger auch ohne Uebersetzung machen, so dass der Luftplunger gleichzeitig
                              									Wasserplunger ist. Eine derartige Construction ist in Fig. 2 dargestellt und
                              									zwar für etwa 750 l Wasserinhalt und 75 at. Die Verbindung des Luftcylinders mit dem
                              									Wassercylinder kann hier wieder, wie in Fig. 1, durch Holme und
                              									Säulen, oder, wie in Fig.
                                 										3, durch directe Flanschen Verbindung erfolgen. Im ersteren Falle kann man
                              									zur Dichtung Stopfbüchsen verwenden, welche man, ohne sonst etwas losnehmen zu
                              									müssen, verpacken kann, während man im zweiten Falle Manschetten verwendet, behufs
                              									deren Auswechselung man den Luftcylinder heben muss, wobei natürlich die
                              									Rohrverschraubung über dem Absperrventil zu lösen ist.
                           Die Ausrückung der Accumulatorpumpe beim höchsten Stande des Plungers erfolgt durch
                              									den Hebel m, an dessen in den Presscylinder
                              									hineinragendem Ende der untere vorspringende Rand des Plungers angreift und
                              									denselben hebt. Der Hebel kann natürlich auch nach oben so weit gedreht werden,
                              									dass der vorstehende Rand des Plungers an demselben vorbeigeht, damit man den
                              									Plunger bequem einsetzen und herausnehmen kann, wobei auch der Grundring der
                              									Stopfbüchse herausgenommen werden muss. Als Sicherung für den Fall, dass einmal die
                              									Ausrückung versagen sollte, kann man auch hier, wie bei dem Hochdruckaccumulator, am
                              									unteren Ende des Plungers Bohrungen anbringen, durch die, bei Ueberschreitung des
                              									höchsten Standes, die überflüssige Druckflüssigkeit entweicht.
                           Als Vortheile der Luftaccumulatoren, deren alleiniges Ausführungsrecht die Firma L. W. Breuer, Schumacher und Co. in Kalk besitzt,
                              									gegenüber den Gewichtsaccumulatoren, werden uns folgende bezeichnet:
                           1) wesentlich geringere Anlagekosten gegenüber den Gewichtsaccumulatoren, besonders
                              									bei grossen Anlagen;
                           2) absolut ruhiger und stossfreier Gang und deshalb Zulässigkeit grosser
                              									Geschwindigkeiten, ohne jede Gefahr der Zertrümmerung oder Beschädigung des
                              									Accumulators selbst oder sonstiger Constructionstheile;
                           3) ausserordentlich geringes Gewicht, so dass der Accumulator sehr bequem auch auf
                              									Schiffen zu verwenden ist und leicht beweglich gemacht werden kann, was z.B. für
                              									Nietmaschinen und fahrbare Krähne sehr wichtig ist;
                           4) die Möglichkeit, mit verschiedenen Drucken arbeiten zu können, und
                           5) Fortfall der grossen Führungsgerüste oder Thürme and Entbehrlichkeit grosser
                              									Fundamente.