| Titel: | Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 299 | 
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                        Neue Methoden und Apparate für
                           								chemisch-technische Untersuchungen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           Hydrostatisches Pyknometer. J. Rhodin construirte einen
                              									Apparat, der die Bestimmung des specifischen Gewichts kleiner Flüssigkeitsmengen mit grosser Genauigkeit gestattet. (Fig. 1.)
                           Textabbildung Bd. 280, S. 298Fig. 1.Hydrostatisches Pyknometer. Er besteht aus dem Pyknometergefäss P, das
                              									etwa 5 cc fasst und in dem aräometerähnlichen Gefäss A
                              									eingeschlossen ist. Das bei P aufgeschliffene Glasrohr
                              										B dient zur Aufnahme von Blei und der für die
                              									markirte Einstellung der Scala S nöthigen Gewichte. Bei
                              									der Bestimmung wird P mit Flüssigkeit von 15° gefüllt,
                              									in A eingepasst und in B
                              									ein Gewicht von etwa 2 g gelegt. Nach dem Einsenken in Wasser zeigt die Scala z.B.
                              									0,4, nach dem Herausnehmen und Einlegen von 2 – 0,4 g, also 1,6 g, wird der Apparat
                              									wieder in Wasser gebracht, wobei S z.B. 0,025 zeige.
                              									Das Gewicht des destillirten Wassers, das den Raum P
                              									einnimmt, sei 5,075 g. Es ist dann das specifische Gewicht der zu untersuchenden
                              									Flüssigkeit
                           
                              x=\frac{5,075+0,4+0,025}{5,075}
                              
                           (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14
                              									Nr. 92, Repertorium S. 311, nach Svensk Kemisk
                                 										Tidsskrift.)
                           Vorrichtung zum Auswaschen von Niederschlägen. Nach A. Friedmann wird, um das Auswaschen von Niederschlägen
                              									zu erleichtern, eine Spritzflasche mit dem Gebläse in Verbindung gesetzt. (Fig. 2.)
                           a ist mit einem Wassergebläse durch Bleirohr und
                              									genügend langen Kautschukschlauch am Filtrirtisch verbunden. Um das Gebläse auch zum
                              									Glühen benutzen zu können, ist im Bleirohr ein Dreiweghahn eingeschaltet. Man lässt
                              									das Gebläse an und stellt den Dreiweghahn- so, dass Gebläse und Spritzflasche
                              									verbunden sind.
                           Mit dem Daumen der rechten Hand schliesst man das zweite kürzere Röhrchen b des Dreiwegstücks aus Glas. Das dritte Röhrchen
                              									reicht in die zu benutzende Spritzflasche.
                           Nimmt man den Daumen weg, so hört die Wirksamkeit der Spritzflasche auf.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 298Fig. 2.Auswaschen von Niederschlägen. Durch Reguliren des Wasserstrahlgebläses lässt sich jede beliebige Stärke
                              									des Strahls erreichen, und oft am Boden der Gefässe haftende Niederschlagstheilchen
                              									ohne jedes andere Hilfsmittel entfernen. (Stahl und
                                 										Eisen, 1890 Nr. 10 S. 884.)
                           Apparat zur Bestimmung der Löslichkeit der Salze. Um die
                              									zur Analyse nöthige Probe der Lösung bei gewünschter Temperatur filtriren zu können,
                              									benutzt Rüdorff nebenstehenden Apparat. (Fig. 3.)
                           Das kleine, bis zur Halsmündung 4 cm hohe und am Boden 2 cm breite Gläschen A, welches durch einen eingeschliffenen Stöpsel
                              									verschlossen werden kann, wird bei Beginn des Versuchs verschlossen durch einen
                              									doppelt durchbohrten Kork B, durch dessen eine
                              									Durchbohrung ein beiderseits offenes, enges Glasrohr C,
                              									durch die andere ein enges Glasrohr geht, welches oberhalb des Korkes etwas
                              									erweitert ist. Ueber diese Erweiterung ist ein Läppchen von Battist gezogen, das
                              									durch ein übergestreiftes Gummirohr D festgehalten
                              									wird. Der Battist dient als Filter. Der obere Theil des Gummirohres ist durch einen
                              									Glasstab E verschlossen, welcher in dem Gummirohr
                              									leicht beweglich ist.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 298Fig. 3.Löslichkeit der Salze. Von dem zu untersuchenden Salze wird bei höherer Temperatur eine
                              									gesättigte Lösung in einem weiten Reagensglase gemacht. Dieses Reagensglas taucht
                              									man sodann in ein Becherglas mit warmem Wasser, welches in einem Sandbade steht und
                              									durch eine kleine Flamme erwärmt wird. Die Salzlösung kühlt sich bald auf die
                              									Temperatur des Wasserbades ab. Stimmt die Temperatur des Bades mit der der Lösung
                              									überein, so hält sich die Temperatur der Lösung hinreichend lange constant. Sodann
                              									wird die Lösung mit dem oben beschriebenen Apparat durch Auf- und Abbewegen einige
                              									Minuten lang umgerührt und sodann der Glasstab für einen Moment aus dem
                              									Gummischlauch gezogen. Sofort fliessen einige Tropfen der Lösung, von den
                              									ausgeschiedenen Salztheilchen befreit, in das Gläschen. Das Gummirohr wird wieder
                              									durch den Glasstab geschlossen, der Apparat aus der Lösung genommen, durch
                              									Eintauchen in Wasser von der anhaftenden Lösung befreit, das Wasser durch
                              									Fliesspapier abgetrocknet, der Kork entfernt und durch den eingeschliffenen
                              									Glasstöpsel ersetzt. Die Temperatur der Lösung wird durch ein mit dem Apparat
                              									eingetauchtes Thermometer genau bestimmt. Aus dem Gewicht der erhaltenen Lösung und
                              									dem in dieser Lösung enthaltenen Salz lässt sich die Löslichkeit bestimmen.
                           Das Wasserbad mit dem die Lösung enthaltenden Reagensglas wird durch Verkleinerung
                              									der Flamme auf eine niedrigere Temperatur abgekühlt und der Versuch mit einem
                              									anderen ähnlichen Apparat wiederholt. Auf diese Weise lassen sich in kurzer Zeit
                              									eine hinreichende Menge Bestimmungen erhalten, so dass daraus die Löslichkeitscurve
                              									construirt werden kann. (Zeitschrift für angew. Chemie,
                              									1890 Heft 21 S. 633.)
                           Metallene Einschlussröhren. Emaillirte Metallröhren und
                              									-Gefässe bewähren sich im Laboratorium nur kurze Zeit. Angreifbarkeit des Emails ist
                              									das geringste und noch zu beseitigende Uebel. Der grössere Uebelstand liegt darin,
                              									dass durch die Verschiedenheit der Ausdehnung das Email rissig wird und allmählich
                              									abspringt. Bei Einschlussröhren wird sich dieser Uebelstand doppelt fühlbar
                              									erweisen.
                           Metallene Einschlussröhren für das Laboratorium sollten einen einfachen, handlichen,
                              									rasch anzulegenden Verschluss ohne innere Gewinde besitzen; sie sollten keiner
                              									Schlüssel bedürfen und frei sein von hinderlichen Zugaben, wie Manometer, Ventilen,
                              									Destillationsansätzen, Thermometereinsätzen u.s.w.; wichtig aber ist, dass sie die
                              									grösstmögliche Sicherheit gewähren und dabei, ohne schwerfällig zu sein, alle
                              									Vortheile der geschlossenen Glasröhren bieten.
                           Diesen Erfordernissen entsprechen aus Bronze gegossene kleine Digestoren, wie ein
                              									solcher hier in Fig. 4
                              									und 5 abgebildet
                              									ist.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 299Metallene Einschlussröhren. Dieselben sind allerdings wirkliche Bomben, aber die Sicherheit bei ihrem
                              									Gebrauch liegt in ihrer Wanddicke und in der Vollkommenheit des Gusses. Die Bombe
                              										(Fig. 4), von A. Zambelli in Turin ausgeführt, passt genau in einen
                              									Luftcirculationsofen, wie ihn E. Bühler in Tübingen für
                              									Dampfdichtebestimmung nach V. Meyer liefert. Die Röhre
                              									der Bombe hat innen 36 mm Durchmesser und 330 mm Höhe; die Wände sind 8, der Boden,
                              									der obere Rand und der Deckel 10 mm dick; letzterer hat in der Mitte einen erhabenen
                              									Wulst mit Vertiefung, in welcher die Centralschraube des Bügels arbeitet. Der 15 mm
                              									dicke Bügel mit Centralschraube ist aus gestähltem Schmiedeeisen. Zum Verschluss
                              									wird er unter zwei Ansätzen am Rande und am Deckel aa
                              									einfach eingeschoben. Fig.
                                 										5 zeigt Rand, Röhre cc, Deckel, die Flügel
                              										aa und Bügel bb in 0,3
                              									Grösse. Auf den 14 mm breiten Rand ist der Deckel aufgeschliffen; beide haben
                              									übrigens die gewöhnlichen concentrischen Rinnen, und der Deckel greift nach unten
                              									etwa 3 mm tief in das Rohr ein. Der hermetische Verschluss wird durch einen Ring aus
                              									Cartonpapier bewirkt, welchen man vorher in Wasser, Weingeist, Gummilösung oder
                              									Eiweiss hat aufquellen lassen.
                           Ein unten geschlossenes, oben durch Zusammenfallen auf 12 bis 14 mm verengtes
                              									Glasrohr passt so genau in das Bronzerohr, dass es beim Einsetzen nur langsam
                              									niedergleitet. An der verengten Stelle ist das Glasrohr in solcher Länge
                              									abgeschnitten und abgeschliffen, dass zwischen Glasrohr und Deckel nur 3 bis 4 mm
                              									Raum bleibt, in welchen eine kleine Asbestscheibe so eingeschoben wird, dass bei
                              									geschlossener Bombe der Deckel eben gerade, ohne starken Druck, auf der
                              									Asbestscheibe aufsitzt.
                           Die Bombe passt genau in die obere Oeffnung des besagten Circulirofens; sie steht 18
                              									mm von den Seitenwänden und 25 mm vom Boden des 340 mm hohen Arbeitsraumes des Ofens
                              									ab. Zur Bewirkung des Luftzugs ist in den 17 mm nach innen vorspringenden Antheil
                              										dd der Deckplatte des Ofens ein Kranz von 8 mm
                              									weiten, mit dünnen Messingröhrchen ausgekleideten Oeffnungen gebohrt, deren eine das
                              									Thermometer trägt, welches das Bronzerohr in halber Höhe berührt.
                           Trockene Gase wirken bekanntlich nur wenig auf Metalle ein, die Bombe wird von
                              									Chlorwasserstoff, Bromwasserstoff und Ammoniakgas nur wenig angegriffen, etwas mehr
                              									durch Jodwasserstoff. Schwefelwasserstoff oder Schwefelammonium wirken jedoch stark
                              									ein, doch werden Operationen mit diesen Verbindungen meist in offenen Gefässen
                              									vorgenommen. Wo Flüssigkeiten stossweise kochen und beständige Ueberwachung
                              									nothwendig wäre, lässt sich I die Bombe vortheilhaft statt des Rückflusskühlers
                              									verwenden. (H. Schiff, Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14
                              									Nr. 83 S. 1407.)
                           Azotometer zur Bestimmung von Stickstoff in Ammoniaksalzen.
                                 										W. Hentschel beschreibt (in Berichten der Deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 S. 2402) einen dem V. Meyer'schen Dampfdichteapparat ähnlichen Apparat,
                              									dessen wesentlichster Theil das von einem heizbaren Mantelrohre umgebene, oben
                              									erweiterte und mit doppelt durchbohrtem Gummistopfen abgeschlossene Reactionsgefäss
                              									ist, in dem sich die entsprechende Menge unterbromigsaures Natrium befindet. In die
                              									eine Durchbohrung ist das Ableitungsrohr B (Fig. 7) eingesetzt, das nach unten in einen Haken
                              									umgebogen ist, an den das Fallcylinderchen C mit Hilfe
                              									einer Platinöse aufgehängt ist. Das Ableitungsrohr setzt sich nach oben in eine
                              									Capillare fort, die zwei Mal umbiegt und unter ein Messrohr führt.
                           In der zweiten Durchbohrung steckt der rechtwinkelig umgebogene Glasstab, durch
                              									dessen Drehung die Platinöse des Cylinderchens vom Haken abgestreift wird und
                              									derselbe nach unten gleitet, wobei sich die Ammonsalzlösung mit der Bromlauge
                              									mischt. Verfasser füllte bei seinen Versuchen das äussere Heizrohr mit
                              									Methylalkohol, wobei sich nach etwa 1/4stündigem Erhitzen Temperaturausgleich
                              									einstellte. Beim Versuche trat bei Vermischung der beiden Flüssigkeiten in kurzer
                              									Zeit aller Stickstoff in Gestalt feiner Bläschen zu Tage. Es sammelte sich also ein
                              									gleiches Volumen Luft und Stickstoff in der Messröhre an.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 299Fig. 7.Bestimmung von Stickstoff in Ammoniaksalzen. Correcturen sind nur bei weitgehender Genauigkeit der Versuche anzuwenden,
                              									da die erwärmte Bromlauge eine bedeutend geringere Absorptionsfähigkeit besitzt, als
                              									die sonst angewendete abgekühlte Bromlauge.
                           Ueber die Anwendbarkeit des Lunge'schen Gasvolumeters zur Tensionsbestimmung. H. Rey bestimmt
                              									die Tension concentrirter Kali- oder Natronlaugen mittels des Lunge'schen Gasvolumeters (1890 277 * 474). Er geht von folgender Ueberlegung aus: Denken wir uns ein
                              									bekanntes Volumen Gas bei bekanntem äusseren Druck, gesättigt mit den Dämpfen der
                              									auf ihre Tension zu prüfenden Flüssigkeit. Aendern wir nun diesen äussern Druck
                              									unter Beibehaltung derselben Temperatur, so lässt sich aus der stattgefundenen
                              									Volumänderung die Tension berechnen. Bezeichnen wir das Volumen mit V1 und V2, den Druck mit P1 und P2, die zu bestimmende
                              									Tension mit x, so haben wir:
                           (P1 –
                              										x)V1 = (P2 – x)V2 . . . . . . . . . .
                              									I)
                           es ist also
                           x=\frac{V_1\,P_1-V_2\,P_2}{V_1-V_2} . . . . . .
                              									. . . . . . II)
                           In dem Messrohr des Volumeters befindet sich eine beliebige Menge Luft, gesättigt mit
                              									den Dämpfen der zu untersuchenden Lauge, im Reductionsrohr haben wir absolut
                              									trockene Luft, deren Volumen bei 0° und 760 mm 100 cc betragen würde. Durch
                              									Verschiebung einer der beiden Röhren stellen wir die Quecksilberniveaus auf gleiche
                              									Höhe und lesen deren Stand ab; nun wird das Druckrohr beliebig verschoben und der Stand des
                              									Quecksilbers in den beiden andern Röhren nach erneuter Gleichstellung wiederum
                              									abgelesen, womit wir alle Angaben zur Berechnung der Tension besitzen. V1 und V2 obiger Formel haben
                              									wir im Messrohr abzulesen, P1 und P2
                              									ergeben sich aus den entsprechenden Ablesungen im Reductionsrohr. Nehmen die
                              									eingeschlossenen 100 cc Luft von 0° und 760 mm bei der Temperatur t das Volumen a ein, so
                              									ist der zugehörige Druck
                           P=\frac{100\,.\,760\,.\,(1+\alpha\,t)}{a} . . .
                              									. . . . . . III)
                           Wir haben also auch hier die Druckmessung bezieh.
                              									Längenmessung durch eine Volumenmessung ersetzt.
                           Bezeichnen wir die Ablesungen im Reductionsrohr mit R1 und R2, diejenigen im Messrohr mit M1 und M2 und setzen wir diese
                              									Bezeichnungen nebst dem Werth für P aus Formel III) in
                              									Formel II) ein, so erhalten wir
                           x=\frac{M_1\,R_2-M_2\,R_1}{R_1\,R_2\,(M_1-M_2)}\,.\,760\,.\,100\,(1+\alpha\,t)
                              									. . . . . . IV)
                           Da die Einstellungen bei zweckmässiger Anordnung des Instrumentes sehr rasch gemacht
                              									sind, können wir ohne grossen Zeitverlust bei ein und derselben Temperatur mehrere
                              									Bestimmungen ausführen, indem wir einfach das Druckrohr beliebig verschieben und die
                              									Volumina in Reductions- und Messrohr nach Einstellung auf gleiche Höhe ablesen.
                           Haben wir dergestalt die Tension bei irgend einer Temperatur bestimmt, so brauchen
                              									wir für die Bestimmung bei anderen Temperaturen nur eine einmalige Ablesung. Es sei
                              										a die gefundene Tension bei t1°, die entsprechenden Ablesungen R1 und M1. bei t2° R2 und M2, es ist dann die
                              									Tension x bei t2°:
                           
                              x=\frac{760\,.\,100\,(1+\alpha\,t_2)}{R_2}
                              
                           -\frac{\left(\frac{760\,.\,100\,(1+\alpha\,t_1)}{R_1}-a\right)\,M_1\,(1+\alpha\,t_2)}{M_2\,(1+\alpha\,t_1)}
                              									. . . . . . . . V)
                           Natürlich kann man bei allen Temperaturen die Tension auch nach dem ersten Verfahren
                              									bestimmen, wodurch man zugleich eine Controle für die Richtigkeit der Bestimmungen
                              									bekommt.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 300Fig. 8.Rey's Gasvolumeter.Rey wandte bei seinen Versuchen folgende Form des
                              									Gasvolumeters an, welche von Professor Lunge auch für
                              									den gewöhnlichen Zweck des Volumeters verwendet wird, wenn es sich um vollkommene
                              									Sicherstellung einer unbedingt gleichen Temperatur beider Gasröhren handelt.
                           Reductions- und Messrohr R und M (Fig. 8) befinden sich in einem
                              									Wassermantel W, der folgendermassen hergestellt wird:
                              									An einem gewöhnlichen Glascylinder von genügendem inneren Durchmesser wird der
                              									Glasboden abgesprengt und ein Boden aus Messingblech angekittet, welcher zwei
                              									Stutzen s trägt, durch welche sich die Röhren R und M leicht verschieben
                              									lassen, ohne dass sie jedoch zu viel Spielraum haben, so dass sie bei genügender
                              									Länge der Stutzen (6 cm) von diesen immer in senkrechter Lage erhalten werden. Zur
                              									Dichtung und zugleich zur Befestigung der Röhren dienen zwei Schlauchstücke,
                              									welche sich an Stutzen und Röhren genau anlegen. Bei passender Wahl der Schläuche
                              									wird es sehr leicht erreicht, dass kein Wasser austritt und sich die Verschiebung
                              									doch leicht bewerkstelligen lässt. Klammern sind bei dieser Anordnung für die Röhren
                              										R und M unnöthig, sie
                              									werden von den Schläuchen vollständig sicher gehalten.
                           Um den Wassermantel am Stativ sicher zu befestigen, wurden zwei Ringe r angebracht, von denen der untere den ganzen Apparat
                              									trägt, während der obere, der einen etwas grösseren Durchmesser hat, so dass der
                              									Rand des Cylinders W auf ihm ruhen kann, ihn vor dem
                              									Umkippen bewahren soll.
                           Textabbildung Bd. 280, S. 300Fig. 9.Höheneinstellung zu Rey's Gasvolumeter. Um die beiden Niveaus genau in die gleiche Höhe zu stellen, kann man sich
                              									des in Fig. 9 gezeichneten Ableselineals bedienen.
                              									Dasselbe besitzt eine Libelle L, mit welcher die Kante
                              										ab in Uebereinstimmung gebracht ist. Damit man das
                              									Instrument jederzeit wagerecht stellen kann, ist es um die Achse cd drehbar und wird mit Hilfe der Stellschraube s in der wagerechten Lage festgehalten. Mittels der
                              									Muffe M wird das Instrument an einem Stativ befestigt.
                              									Im vorliegenden Falle wurde indessen die Wagerechtstellung mit dem Kathetometer
                              									besorgt.
                           Zunächst wurde die Tension von Wasserdampf bestimmt, um die erhaltenen Resultate mit
                              									schon sicher bekannten Zahlen vergleichen zu können.
                           Das Reductionsrohr wurde mit der berechneten Menge trockener Luft gefüllt, indem man
                              									es zuerst mit Quecksilber füllte, worauf bei tiefstehendem Niveaurohr der Hahn h geöffnet wurde. Die so eingesaugte Luft durchzog
                              									mehrere Röhren mit Chlorcalcium, Bimsstein mit Schwefelsäure getränkt, und zuletzt
                              									ein Rohr mit Phosphorpentoxyd. Die Luft zur Füllung des Rohres M wurde durch Wasser geleitet und ausserdem ein
                              									Tröpfchen Wasser in die Röhre hineingebracht.
                           Es wurden bei 18° folgende Ablesungen gemacht:
                           
                              
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 
                                 
                              
                                 
                                    R.
                                    
                                 
                                    M.
                                    
                                 
                                    R.
                                    
                                 
                                    M.
                                    
                                 
                                    R.
                                    
                                 
                                    M.
                                    
                                 
                              
                                 107,12
                                 105,84
                                 101,86
                                 100,54
                                 104,21
                                 102,91
                                 
                              
                           Nach obigen Formeln die Tension ausgerechnet, ergibt 1. und II. 15,4 mm, I. und III.
                              									14,5 mm, II. und III. 16,5 mm, im Mittel 15,47 mm gegenüber der wirklichen Tension
                              									von 15,33.
                           Bei anderen Temperaturen waren die Differenzen noch grösser, sie stiegen bis zu 2 mm.
                              									In ähnlicher Weise stimmten die für Kali- und Natronlauge gemachten Beobachtungen
                              									mit den nach Wüllner berechneten Werthen überein.
                           Wüllner's Formel für Kalilauge lautet:
                           V = 0,00332 T
                                 										– 0,00000432 T2,
                           wobei T die Tension des
                              									Wasserdampfes bei der betreffenden Temperatur, V die
                              									Erniedrigung bedeutet, hervorgebracht durch einen Theil des Hydrates K2O . 5H2O gelöst in
                              									100 Th. Wasser.
                           Kalilauge von 1,359 spec. Gew. bei 15° zeigte beim Titriren einen Gehalt von 36,21
                              									Proc. KOH oder 59,47 Proc. K2O . 5H2O. In 100 Th. Wasser sind demnach 146,8 Th.
                              									Pentahydrat gelöst, wir müssen also die aus obiger Formel berechneten Werthe mit
                              									146,8 multipliciren.
                           Für Natronlauge gibt Wüllner die Formel V = 0,004089 T, welche die
                              									Erniedrigung der Tension des Wasserdampfes T angibt,
                              									wenn in 100 Th. Wasser 1 Th. des Hydrates Na2O .
                              										4H2O gelöst ist. Natronlauge von 1,359 spec.
                              									Gew. bei 15° zeigte beim Titriren einen Gehalt von 32,56 Proc. NaOH oder 54,54 Proc.
                              									Tetrahydrat oder in 100 Th. Wasser sind 119,95 Th. Na2O . 4H2O gelöst.
                           Je enger das getheilte Rohr und je grösser das Gesammtvolumen, desto genauer sind die
                              									Bestimmungen.
                           
                              
                                 Tem-peratur
                                 Tension von NaOH1,359 spec. Gew.bei
                                    											15°
                                 Tension von KOH1,359 spec. Gew.bei
                                    											15°
                                 Tension vonWasser
                                 
                              
                                 10
                                 4,66
                                 4,74
                                   9,14
                                 
                              
                                 11
                                 4,98
                                 5,07
                                   9,77
                                 
                              
                                 12
                                 5,31
                                 5,42
                                 10,43
                                 
                              
                                 13
                                 5,68
                                 5,79
                                 11,14
                                 
                              
                                 14
                                 6,05
                                 6,18
                                 11,88
                                 
                              
                                 15
                                 6,46
                                 6,60
                                 12,67
                                 
                              
                                 16
                                 6,88
                                 7,04
                                 13,51
                                 
                              
                                 17
                                 7,33
                                 7,51
                                 14,39
                                 
                              
                                 18
                                 7,82
                                 8,02
                                 15,33
                                 
                              
                                 19
                                 8,32
                                 8,54
                                 16,32
                                 
                              
                                 20
                                 8,85
                                 9,09
                                 17,36
                                 
                              
                           (Zeitschrift für angewandte
                                 										Chemie, 1890 Heft 17 S. 510.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)