| Titel: | Ueber Condensationsanlagen. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 103 | 
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                        Ueber Condensationsanlagen.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Condensationsanlagen.
                        
                     
                        
                           Der hohe Werth einer guten Condensation hat sich um so augenfälliger gezeigt, je mehr
                              									man bemüht ist, die hochgespanntesten Dämpfe zu verwenden und durch Anwendung der
                              									Condensation die ausnutzbaren Sparmungsunterschiede möglichst gross und damit die
                              									volkswirthschaftliche Verwendung des Dampfes möglichst ausgiebig 
                              									zu machen. Man kann wohl annehmen, dass bei einer guten Condensation ein gutes
                              									Viertel des Brennmaterials erspart werden kann, gegenüber den Auspuffmaschinen. Eine
                              									solche Ersparniss ist aber in vielen Fällen für den Betrieb einer Anlage von
                              									entscheidender Wichtigkeit.
                           Das Haupthinderniss gegen die allgemeine Einrichtung der Condensationsanlagen war
                              									bisher die Beschaffung des Kühlwassers, dessen Kosten den Vortheil der Condensation
                              									in vielen Fällen weit übersteigen.
                           Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, sind vielfach Anstrengungen gemacht worden,
                              									die Verwendung des Kühlwassers durch andere Verfahrungsweise zu umgehen.
                           Ein Verfahren, welches sich in kurzer Zeit sehr gut eingeführt hat, ist das Patent
                              										Klein (D. R. P. Nr. 57020 vom 20. April 1890),
                              									welches von der Maschinen- und Armaturfabrik Klein,
                                 										Schanzlin und Becker in Frankenthal (Pfalz) ausgeführt wird. Eine solche
                              									Anlage war bei Gelegenheit der Frankfurter Ausstellung in Betrieb und wurde dort vom
                              									Referenten in Augenschein genommen, wobei derselbe die dem Systeme zugeschriebenen
                              									Vortheile bestätigt fand.
                           Doch lassen wir den Erfinder selbst reden, indem wir einen von demselben in der
                              									Versammlung des Pfalz-Saarbrückener Bezirksvereins deutscher
                                 										Ingenieure am 5. Juli 1891 gehaltenen Vortrag hier folgen lassen.
                           
                              „Seit einigen Jahren sind die Kohlenpreise so erheblich gestiegen, dass man
                                 										allerwärts bestrebt ist, den Dampfverbrauch von Maschinen durch Anbringung von
                                 										Condensationen möglichst zu verringern. Früher ging man meist nur darauf aus,
                                 										Niederdruckmaschinen mit Condensation zu versehen. Es ist leicht ersichtlich,
                                 										dass eine Maschine, welche mit 2 bis 3 at Dampfdruck arbeitet, einen erheblichen
                                 										Vortheil bringen muss, wenn dabei etwa ¾ at durch das Vacuum gewonnen werden.
                                 										Bei Hochdruckmaschinen von 5 bis 6 at Spannung mit grosser Füllung ist der
                                 										Vortheil der Condensation nicht sehr gross und man sah meistentheils von der
                                 										Anlage derselben ab. In neuerer Zeit werden aber die Dampfmaschinen mit Dampf
                                 										von ganz hoher Spannung (7 bis 12 at) und mit starker Expansion, 12- bis 20fach,
                                 										betrieben. Bei diesen Maschinen ist der Gewinn, welcher durch die Condensation
                                 										erzielt wird, ein sehr bedeutender. Dies ist sofort verständlich bei näherer
                                 										Betrachtung eines entsprechenden Diagramms.
                              
                           
                              Die Arbeit, welche die Maschine verrichtet, ist proportional der Fläche des
                                 										eingeschlossenen Diagramms. Es zeigt sich in vielen Fällen, dass die Fläche
                                 										unterhalb der atmosphärischen Linie ungefähr 65 Proc. von derjenigen oberhalb
                                 										benannter Linie beträgt. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass eine
                                 										Auspuffmaschine mit etwa 0,25 at gegen die Luft arbeitet. Bei Abzug des
                                 										Kraftverbrauchs für die Luftpumpe ergibt sich bei sehr guten Maschinen
                                 										thatsächlich eine Ersparniss von 35 Proc. Meine Firma hat gegenwärtig eine
                                 										Condensationsanlage für Oppenheim und Co. in
                                 										Hannover auszuführen, für welche Maschine ein Dampfverbrauch von 7 k für die
                                 										Stunde und  garantirt ist, während die Maschine vorläufig mit Auspuff
                                 										arbeiten muss und thatsächlich 1 l k braucht.
                              
                           
                              Hieraus geht hervor, dass die Anwendung von Condensationen in gegenwärtiger Zeit
                                 										ausserordentlich wichtig ist. Wenn man trotzdem in der Praxis weitaus die
                                 										meisten Maschinen mit Auspuff arbeiten sieht, so liegt der Grund darin, dass das
                                 										Einspritzwasser für die Luftpumpe in der Regel nicht in hinreichender Menge
                                 										zu beschaffen ist. Man braucht nämlich als Einspritzwasser das 30fache des
                                 										entsprechenden Speisewassers. Für Maschinen bis zu 100  lässt sich
                                 										meistens das Kühlwasser aus Brunnen holen; sobald aber mehr als 20 cbm in der
                                 										Stunde benöthigt werden, so reichen Brunnen nicht mehr aus, und man muss alsdann
                                 										fliessendes Wasser verwenden, oder das Abwasser der Condensation künstlich
                                 										kühlen. Das Flusswasser ist oft sehr unrein und bringt Reiser und Lappen in die
                                 										Luftpumpe, wodurch häufig Brüche in der Luftpumpe entstehen. Auch in Fällen, wo
                                 										Brunnen grosse Wassermengen ergeben, lässt sich Condensation dann nicht
                                 										anwenden, wenn die Kanalisation nicht in der Nähe des Maschinenhauses
                                 										vorbeigeht, oder ein polizeiliches Verbot, heisses Wasser in die Kanalisation
                                 										laufen zu lassen, besteht. (Letzteres ist z.B. in Berlin und Paris der
                                 										Fall.)
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 103
                                 Fig. 1.Klein's Condensationsanlage aus Bretterwänden mit
                                    											Schraubenventilator.
                                 
                              Wasserleitungswasser kommt zu theuer, als dass man es bei Condensation verwenden
                                 										könnte. Wenn nun das Kühlwasser in der Nähe des Maschinenhauses nicht zu haben
                                 										ist, baute man besondere Pumpstationen, die das Wasser in einer besonderen
                                 										Leitung nach dem Maschinenhause (und manchmal wieder zurück) führen. Eine solche
                                 										Anlage besteht bei der elektrischen Centralstation in Wien, bei welcher Wasser
                                 										von der Donau mittels Centrifugalpumpen, betrieben durch einen Elektromotor,
                                 										nach dem Maschinenhaus gefördert wird. Solche Anlagen werden aber sehr theuer
                                 										und verzehren einen grossen Theil der Ersparniss der Condensation. Bei
                                 										Spinnereien und Hüttenwerken legte man grosse Kühlteiche an, in welche das
                                 										Abwasser der Condensation geleitet wird, und aus denen 
                                 										es die Luftpumpe wieder ansaugt. Das Wasser wird aber in solchen Teichen im
                                 										Sommer sehr warm und das Vacuum sinkt in dieser Zeit bis auf 40 cm
                                 										Quecksilbersäule. Auch ist die Anlage der Teiche wegen der nöthigen Betonirungen
                                 										sehr theuer und kostete z.B. eine solche für eine 1250pferdige Maschine der
                                 										Spinnerei Hof 70000 M. In manchen Fällen pumpt man das Abwasser der Luftpumpe
                                 										erst auf eine Höhe von 15 m, wie z.B. bei der Julienhütte in Schlesien, und
                                 										lässt es dann durch eine grosse Anzahl von Streudüsen über dem Weiher zerstäuben
                                 										(vgl. 1890 276 430). Es wird aber hierbei ein
                                 										erheblicher Theil des Wassers durch die Luftströmung fortgetragen und ausserdem
                                 										ist eine solche Anlage kostspielig.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 104
                                 Fig. 2.Klein's Condensation für den Abdampf einer
                                    											Dampfmaschine.
                                 
                              In manchen Fällen wendet man Thalsperren an, wie z.B. bei dem Hochofenwerk in
                                 										Redingen, wo das Regen- und Schneewasser für lange Zeit angesammelt wird. Eine
                                 										solche Anlage ist ebenfalls theuer und hat manchmal noch den Nachtheil, dass das
                                 										Niveau ungünstig liegt, so dass z.B. in Redingen das Wasser noch 25 m zur
                                 										Luftpumpe gehoben werden muss. Vielfach verwendet man auch Gradirwerke aus
                                 										Hecken und Latten und findet man solche bei dem Bochumer
                                    											Verein für eine 1500pferdige Maschinenanlage in den Dimensionen von 60
                                 										m Länge, 8 m Breite und 8 m Höhe und bei der Luftdruckanlage von Popp in Paris bei einer 1500pferdigen
                                 										Maschinenanlage in den Dimensionen von 40 m Länge, 7 m Breite und 7 m Höhe.
                                 										Diese Gradirwerke belästigen die Nachbarschaft durch den Dunst und den feinen
                                 										Regen, welcher je nach der Windrichtung auf eine Breite von 6 m die Umgebung
                                 										befeuchtet.
                              
                           
                              Es finden sich in einer alten belgischen Zeitschrift Traité de la chaleur par E. Péclet, Paris
                                 										1843, Apparate zur Kühlung beschrieben, welche darauf beruhen, dass
                                 										Blechscheiben oder rotirende Drahtcylinder in eine Flüssigkeit eintauchen und
                                 										dann der Luft oder einem Luftstrom ausgesetzt werden, wobei ein Theil der
                                 										Flüssigkeit verdunstet und eine Abkühlung des Restes erfolgt. Prof. Linde hat solche Apparate dadurch vervollkommnet,
                                 										dass er viele runde Blechscheiben auf eine Welle setzt und dieselbe zu
                                 										einem Drittel in Flüssigkeit eintaucht und durch einen offenen Flügel Luft mit
                                 										massiger Geschwindigkeit vorbeitreibt. Durch die Umdrehung benetzen sich die
                                 										Scheiben mit Flüssigkeit, Theisen (1888 267 * 586) hat diese Apparate dadurch wirksamer
                                 										gemacht, dass er die rotirende Scheibe in einem Gehäuse einschliesst und Luft
                                 										mit grosser Geschwindigkeit durch einen Schraubenventilator an den rotirenden
                                 										Scheiben vorbeibläst. Die beiden letzteren Apparate haben den Nachtheil, dass
                                 										die bewegte Luft zu rasch an den verhältnissmässig kurzen Flächen vorbeizieht,
                                 										und dass stets trockene Kerne in der bewegten Luft bleiben, welche keine
                                 										Gelegenheit haben, zu kühlen, oder Flüssigkeit aufzunehmen.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 104
                                 Fig. 3.Klein's Kühlanlage auf Säulen.
                                 
                              Vor zwei Jahren liess ich wegen der theueren Kohlen an einer eigenen 70
                                 										-Maschine Condensation anbringen. Das Einspritzwasser sollte einem 3 m
                                 										weiten Brunnen entnommen werden. Bei Inbetriebsetzung der Maschine zeigte es
                                 										sich, dass der Wasservorrath im Brunnen nur auf 10 Minuten ausreichend war. Alle
                                 										Versuche, den Brunnen durch Bohrröhren ergiebiger zu machen, waren erfolglos.
                                 										Die Anlage war einmal da und ich war bestrebt, das Abwasser der Luftpumpe zu
                                 										kühlen und wieder verwendbar zu machen. Ich ging von der allgemein bekannten
                                 										Wahrnehmung aus, dass, wenn man Wasser in grossen Schichten ausbreitet, und Luft
                                 										anhaltend daran vorbeibläst, man eine starke Abkühlung erzielt. Ich liess nun
                                 										aufs Gerathewohl einen Kasten von 1900 mm Länge, 1300 mm Breite und 7500 mm Höhe
                                 										herrichten, hängte in denselben 26 Bretterwände in Abständen von 10 cm und liess
                                 										das heisse Wasser zu beiden Seiten an all diesen Bretterwänden niederrieseln,
                                 										während ich von unten durch einen Schrauben Ventilator von 1200 mm Durchmesser
                                 										einen starken Luftstrom einführen liess (Fig.
                                    										1).
                              
                           
                              Der Erfolg war überraschend.
                              
                           
                              1) Es wurde kein Zusatz von frischem Kühlwasser mehr benöthigt.
                              
                           
                           
                              2) Das Vacuummeter zeigte ständig 70 bis 73 cm Quecksilbersäule.
                              
                           
                              3) Die Füllung der Maschine ging von 2/10 auf 1/10 zurück.
                              
                           
                              4) Der Dampf verbrauch verringerte sich um 25 Proc., der Speise Wasserverbrauch
                                 										dem entsprechend auch, und die Kesselanlage wurde mehr geschont!
                              
                           
                              Ich will nun die Arbeitsweise des Apparates erklären.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 105
                                 Fig. 4.Klein's Kühlanlage in eingetrocknetem Brunnen
                                    											untergebracht.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 105
                                 Fig. 5.Klein's Centralkühlanlage und Gradirwerk.
                                 
                              Die eingeblasene Luft wirkt in zweierlei Weise, indem sie einestheils selbst
                                 										Wärme aufnimmt, anderentheils das Wasser zur Verdunstung reizt und Wasserdampf
                                 										in sich aufnimmt. Das Verhältniss der beiden Wärmeentnahmen ist zu verschiedenen
                                 										Jahreszeiten verschieden. Im Winter wirkt die Luft mehr durch ihre eigene
                                 										Erwärmung und im Sommer – wo dieselbe 2½ mal so viel Dampf zu absorbiren vermag
                                 										– wirkt dieselbe mehr durch Verdunstung. Die Gesammtleistung ist für das ganze
                                 										Jahr nahezu gleich. Das Vacuum schwankt bei besagter Maschine im ganzen Jahr nur
                                 										zwischen den Grenzen 73 und 70 cm Quecksilbersäule. Ich setze voraus, dass das
                                 										Speisewasser bei einer solchen Anlage – wie gewöhnlich – einem Brunnen und nicht
                                 										dem Abwasser der Luftpumpe entnommen werde. Letzteres wäre auch zum
                                 										Kesselspeisen wegen seines Fettgehaltes nicht geeignet. In diesem Falle wird das
                                 										Einspritzwasser der Luftpumpe vermehrt um das gewonnene Condensat des sonst zum
                                 										Dache hinaus verloren gehenden Dampfes. Der Verlust des Kühlwassers durch die
                                 										Verdunstung ist theoretisch etwas geringer als der Gewinn an Condensat, da ja
                                 										der Wärmeverbrauch nicht allein durch die Verdunstung, sondern zum Theil auch
                                 										durch die directe Erwärmung der Luft vor sich geht. In Wirklichkeit gehen aber
                                 										auch noch einige feine Wassertröpfchen verloren und die Circulationswassermenge
                                 										bleibt thatsächlich ein und dieselbe, so dass also das ganze Jahr über weder
                                 										Kühlwasser zu- noch abgeführt zu werden braucht. Nur an einigen wenigen kalten
                                 										Wintertagen musste nur etwas Wasser aus dem Sammelbassin abgelassen werden, weil
                                 										der Zuwachs zu gross war.
                              
                           
                              Eine merkwürdige Erscheinung bei Condensationen, mit Verwendung stets ein und
                                 										desselben Circulationswassers, besteht darin, dass man ein verhältnissmässig
                                 										hohes Vacuum erzielt. Es hat sich bei fünf Ausführungen, bei denen die Luftpumpe
                                 										vorübergehend auch aus einem Brunnen saugen kann, herausgestellt, dass
                                 										Circulationswasser von 22° R. dasselbe Vacuum ergibt, als Brunnenwasser von 10°
                                 										R., nämlich 70 cm Quecksilbersäule. Durch Versuche wurde festgestellt, dass das
                                 										Circulationswasser durch den häufigen Durchgang durch die Luftpumpe (alle 10
                                 										Minuten einmal) nahezu luftleer wird, während eine Flasche Brunnenwasser bei
                                 										Einwirkungen einer Experimentalluftpumpe aufbraust wie entkorktes Sodawasser.
                                 										Die Condensationsluftpumpe hat also bei Verwendung von Brunnen- oder Bachwasser
                                 										hauptsächlich die in dem Einspritzwasser selbst enthaltenen Gase fortzuschaffen
                                 										und darum gibt sie hierbei ein schlechteres Vacuum als bei Verwendung von
                                 										destillirtem Wasser.
                              
                           
                              Man sollte nun glauben, dass durch das Anblasen der Kühlflächen mit Luft letztere
                                 										wieder in das Wasser eindringen würde. Dies ist aber bei der kurzen Zeit der
                                 										Berührung thatsächlich nicht der Fall. Es wird auch 
                                 										anderwärts die Beobachtung gemacht, dass es sehr schwer hält, Gas in das
                                 										Wasser hineinzuschaffen. So wird z.B. eingepresste Kohlensäure bei künstlichem
                                 										Mineralwasser von letzterem nicht gebunden, sondern sie entweicht rasch bei der
                                 										Entkorkung, während natürliches Mineralwasser die Kohlensäure auf eine halbe
                                 										Stunde bei offenem Krug behält. Es ist hierbei zu berücksichtigen, dass die
                                 										Energie, mit welcher die Luft aus dem Wasser in der Luftpumpe entfernt wird,
                                 										etwa 1 at, d. i. 10300 mm, beträgt, während zur Wiedereintreibung der Luft im
                                 										Kühler nur eine Energie von 5 mm Wassersäulendruck vorhanden ist. Verhältniss
                                 										also wie 2000 : 1.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 106
                                 Fig. 6.Klein's Centralkühlanlage mit abseits gelegenem
                                    											Kühlraume.
                                 
                              Ich will nun auf die Construction des Kühlapparates näher eingehen. Es ist
                                 										wesentlich, denselben auf einer kleinen Grundfläche unterzubringen. Durch die
                                 										senkrechte Anordnung der Wasserflächen braucht man nur den 100sten Theil der
                                 										Fläche eines Weihers oder eines Kühlschiffes. In Folge der Anwendung des
                                 										Gebläses wird die Wirkung noch verfünffacht, so dass man also thatsächlich nur
                                 										den 500sten Theil der Fläche eines Kühlweihers als Querschnitt braucht. Für eine
                                 										Maschine von 100  hat man 3,5 qm Grundfläche und für je 1  hat
                                 										man 3 qm Kühlfläche nöthig.
                              
                           
                              Die Luft wird mit einem Wassersäulendruck von 5 mm und mit einer Geschwindigkeit
                                 										von 6,5 m hindurchgedrückt und man muss 2000mal mehr Luft bewegen, als Wasser
                                 										circulirt. Dabei nimmt die Luft dem Volumen nach etwa 2 Proc. Wasserdunst auf.
                                 										Würde man die senkrechten Bretterwände auf die ganze Höhe von 6 m von oben nach
                                 										unten durchgehen lassen, so würden in den 10 cm dicken aufsteigenden
                                 										Luftschichten trockene Kerne bleiben, die sich weder erwärmen noch Feuchtigkeit
                                 										aufnehmen, da die Luft nur kurze Zeit – eine Secunde – mit dem Wasser in
                                 										Berührung kommt. Aus diesem Grunde sind die Bretterwände über einander in zwei Gruppen angeordnet und um 90° gegen
                                 										einander versetzt, damit die Kerne der unteren Luftschichten beim Passiren der
                                 										darüber befindlichen nassen Wände nochmals quer gespalten werden. Die Trennung
                                 										der Bretter in zwei Gruppen über einander dient auch dazu, das Wasser, beim
                                 										Uebergang von der einen Abtheilung in die zweite, zur Ruhe zu bringen und zu
                                 										mischen, damit die Laufgeschwindigkeit nicht zu gross wird und die kalten und
                                 										wärmeren Wasserschichten durch einander kommen:
                              
                           
                              Der Apparat muss überall besondere Wasserführungen haben, damit alle Flüssigkeit
                                 										als glatter Ueberzug niederläuft; jedes Verspritzen
                                 										würde Verluste und Unzuträglichkeiten durch feinen Regen zur Folge haben.
                              
                           
                              In Bezug auf die Empfindlichkeit und Haltbarkeit des Apparates habe ich zu
                                 										berichten, dass der Effect kaum nachlässt, wenn irgendwie Undichtigkeiten bei
                                 										dem Holzkasten bestehen sollten. Die Bretterwände überziehen sich beim Betrieb,
                                 										wegen der öligen Beschaffenheit des Wassers, mit Fett und schützen das Holz vor
                                 										Fäulniss. Auch die Luftpumpe hält sich gut, da das Circulationswasser
                                 										(Condensat) von zarter Beschaffenheit ist, so dass keine Incrustationen und
                                 										Riefenbildungen entstehen können. Den Rosten für die Gummiklappen der Luftpumpe
                                 										kann man Schlitze von nur 10 mm Breite geben, so dass die Gummiklappen sehr gut
                                 										halten. Auch ist es bei Anwendung dieser engen Roste zulässig, das Wasser aus
                                 										der Luftpumpe direct auf den Kühlapparat zu drücken, wodurch eine
                                 										Centrifugalpumpe – welche bei vorhandenen Condensationen zur Anwendung kommt –
                                 										gespart wird (Fig. 2).
                              
                           
                              Alles mit dem Dampf aus der Maschine komme ade Fett sammelt sich oben auf dem
                                 										Wasserspiegel des Bassins in dem Kühler und wird nach Verlauf von zwei Monaten
                                 										abgeschöpft und für Wagenschmiere u. dgl. verwendet. 
                                 										Der Kraftverbrauch der Anlage stellt sich auf 3 Proc. der Maschinenkraft
                                 										für den Ventilator und 1½ bis 3 Proc. für die Wasserhebung, je nachdem das
                                 										Wasser unmittelbar mit der Luftpumpe oder mit der Centrifugalpumpe gehoben wird.
                                 										Der Gesammtkraftverbraueh beträgt also 4½ bis 6 Proc. Da eine Maschine mittlerer
                                 										Beschaffenheit etwa 30 Proc. Ersparniss bei einer gewöhnlichen Condensation
                                 										ergibt, so bleibt bei einer Condensation nach meinem Patent ein Nutzen von
                                 										durchschnittlich 25 Proc.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 107
                                 Fig. 7.Klein's Kühlvorrichtung mit barometrischem Abfallrohr.
                                 
                              Rechnet man, dass bei einer Auspuffmaschine Kesselhaus und Kamin grösser sein
                                 										müssen als bei einer Condensationsmaschine und nimmt man an, dass der Preis der
                                 										Luftpumpe durch Kleinerwerden der erstgenannten Gegenstände ziemlich
                                 										ausgeglichen wird, so macht sich die Kühlanlage unter mittleren Verhältnissen in
                                 										etwa zwei Jahren aus der Kohlenersparniss bezahlt.
                              
                           
                              Aufstellung der Kühlanlagen. Gewöhnlich wird der
                                 										aus Holz gefertigte Kasten auf ebene Erde in die Nähe des Maschinenhauses
                                 										gestellt. In manchen Fällen wird der Kasten auch erhöht, auf Säulen gesetzt
                                 											(Fig. 3), um freien Verkehr zu behalten. Hier
                                 										und da werden die Bretterwände auch in eingetrockneten Brunnen untergebracht
                                 											(Fig. 4), und wird der Ventilator unter Boden
                                 										in einen Schacht gesetzt. Gegebenen Falles wird der Ventilator durch
                                 										Kanalanschlüsse zugleich benutzt, um Fabrikräume zu lüften, wie z.B. bei Hengstenberg und Co. in Bielefeld und bei Oppenheim und Co. in Hannover. Bei Condensationen
                                 										zu Grubenventilatoren kann man die angesaugte Luft gleich durch das Gradirwerk
                                 										gehen lassen und spart man einen besonderen Ventilator. Der Antrieb des
                                 										Ventilators geschieht gewöhnlich von einer Transmission aus, bei entfernter
                                 										Aufstellung auch durch Elektromotoren, wie bei Schuckert
                                    											und Co. in Nürnberg, bei der Elektrischen
                                    											Centrale in Altona und auf der Frankfurter Ausstellung (Fig. 9).
                              
                           
                              Bei grossen Centralanlagen (Fig. 5) wird ein
                                 										Vorcondensator angelegt, in dem sich Kühlwasser und Dampf nach dem
                                 										Gegenstromprincip mischen. Statt eines Schraubenventilators hängt man deren
                                 										mehrere an, welche auslösbar sind, so dass man bei Stillstand einer der
                                 										Dampfmaschinen einzelne Ventilatoren ausrücken kann. So hat meine Firma eine
                                 										Centralcondensation von 2500  für das Eisen- und
                                    											Stahlwerk Düdelingen in Ausführung, bei der 6 Ventilatoren von je 3 m
                                 										Flügeldurchmesser in Anwendung kommen. Der Wasserbehälter ist hierbei tiefer
                                 										genommen als gewöhnlich, so dass man bei Stillstand einer der Walzenzugmaschinen
                                 										durch Herunterkühlen grösserer aufgespeicherter Wassermässen Kühlung auf Vorrath
                                 										schafft.
                              
                           
                              Bei all diesen Anlagen braucht die Luftpumpe nicht unter
                                    											den Boden gestellt zu werden, da sie selbst über dem Flur nur ganz
                                 										geringe Saughöhe hat.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 107
                                 Fig. 8.Klein's Kühlanlage mit Oberflächencondensator.
                                 
                              Centralkühlanlage (Fig.
                                    											6). In lang bestehenden Werksanlagen sind die Hofräume meistens derart
                                 										in Anspruch genommen, dass kein Platz für Aufstellung eines Kühlers bleibt.
                                 										Dagegen hat man abseits des Hauptfabrikgrundstückes gewöhnlich Platz genug, um
                                 										eine Kühlanlage zu errichten. Auch findet man gewöhnlich Gelegenheit, an der
                                 										einzelnen Dampfmaschine, etwa an der verlängerten Kolbenstange, eine Luftpumpe
                                 										anzubringen. Lässt man 
                                 										nun das Abwasser der verschiedenen Luftpumpen mit natürlichem Gefälle in
                                 										einem gemeinschaftlichen Rohr nach der weit abstehenden Kühlanlage laufen, und
                                 										führt man das gekühlte Wasser ebenfalls in einem zweiten gemeinschaftlichen Rohr
                                 										nach kleinen betonirten Behältern in der Nähe der Maschinen, so können die
                                 										Luftpumpen ihr Einspritzwasser aus diesen Behältern wie aus einem Brunnen
                                 										saugen. Zur Verhütung von Ueberfüllung der Behälter werden Schwimmerventile
                                 										angebracht.
                              
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 282, S. 108
                                 Fig. 9.Klein's Kühlanlage mit elektrischem Betriebe zur
                                    											Wiedergewinnung des Speisewassers.
                                 
                              Die Kühlanlagen ausserhalb des Fabrikgrundstückes werden so hoch gestellt, dass
                                 										das Kaltwasserbassin etwas Gefälle nach dem Werk hat. Ventilator und
                                 										Wasserhebepumpe werden bei der Kühlanlage durch eine besondere Dampfmaschine
                                 										getrieben.
                              
                           
                              Die Condensatoren bei meiner Kühlanlage können gewöhnliche Einspritzcondensatoren
                                 										mit nasser Luftpumpe sein, oder es können auch hochstehende Condensatoren mit
                                 										barometrischem Abfallrohr angewendet werden. Letztere ist bei einer Maschine von
                                 											Burckhardt und Co. in Basel zur Ausführung
                                 										gebracht (Fig. 7). Statt der Condensatoren mit
                                 										directer Berührung von Dampf- und Kühlwasser kann man auch
                                 										Oberflächencondensatoren anwenden, wenn es sich darum handelt, den
                                 										condensirten Dampf wieder gesondert als Speisewasser zu gewinnen (Fig. 9). In diesem Falle muss man dem Kühlapparat
                                 										das Wasser, welches verdunstet, direct zuführen, während frisches
                                 										Kesselspeisewasser gespart wird. Es setzt sich alsdann in dem
                                 										Oberflächencondensator und in dem Kühlapparat ebenso viel Schlamm ab, als sonst
                                 										in den Dampfkesseln. Daher muss der Oberflächencondensator alle Vierteljahr
                                 										gereinigt werden. Ich habe eine solche Anlage mit meinem patentirten
                                 										gusseisernen Oberflächencondensator ausgeführt, bei dem die Kühlelemente nach
                                 										Art einer Filterpresse zusammengesetzt sind und nach Lösen von zwei
                                 										Schraubenspindeln leicht aus einander genommen und gereinigt werden können.
                              
                           
                              Die Kühlanlagen können auch ohne Ventilator ausgeführt werden und leisten den
                                 										gleichen Dienst, wenn man die Kühlflächen etwa 5mal grösser nimmt als bei
                                 										Benutzung von Gebläsen. Eine solche Anlage befindet sich bei einer zweiten
                                 										Dampfmaschine meiner Fabrik und ist seit einem Jahr in Betrieb. Von den
                                 										beschriebenen Kühlanlagen meines Patentes befinden sich zur Zeit 21 an
                                 										verschiedenen Orten Deutschlands in Betrieb und weitere vierzehn sind in
                                 										Ausführung. Zu letzteren gehören zwei als Nachbestellungen der Firmen Schuckert und Co. in Nürnberg und Villeroy und Boch in Mettlach.
                              
                           
                              Auf der Frankfurter Ausstellung arbeitete eine Kühlanlage in Verbindung mit einer
                                 										120pferdigen Corapoundmaschine der Nürnberger
                                    											Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Klett und Co., Nürnberg. –
                                 										Ventilator und Pumpe werden durch einen Elektromotor getrieben (Fig. 9). – Der Apparat arbeitete jeden Abend von 5
                                 										bis 10 Uhr.“
                              
                           So weit der Klein'sche Vortrag!
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)