| Titel: | Ueber Condensationsanlagen. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 124 | 
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                        Ueber Condensationsanlagen.
                        (Schluss des Berichtes S. 102 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Condensationsanlagen.
                        
                     
                        
                           Nach einer weiteren Mittheilung hat auch die Zuckerfabrik in Frankenthal eine Klein'sche Condensationsanlage zur Kühlung von 100000 l
                              									Wasser in der Stunde angelegt, die ausgezeichnet arbeitet und das heisse Wasser von
                              									durchschnittlich 38 auf 20° abkühlt. Durch diese Anlage ist einer neueren
                              									behördlichen Verfügung; nach welcher in grösseren Städten Wasser über 30° nicht in
                              									Abflusskanäle abgelassen werden darf, Genüge geleistet.
                           
                           Es sind bei der besagten Anlage vier Ventilatoren von 1500 mm Durchmesser zur
                              									Anwendung gekommen.
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                           Ueber den Popper'schen Luftcondensator haben wir 1888
                              										268 161 berichtet und zugleich auf noch ausstehende
                              									Zahlenergebnisse über die Versuche hingewiesen. In Nachstehendem lassen wir einen
                              									Vortrag folgen, welchen Popper in der Fach Versammlung
                              									der Berg- und Hüttenmänner im österreichischen Ingenieur- und Architektenverein vom
                              									5. März 1891 hielt, von dem uns der Vortragende einen kurzen Auszug als Sonder ab
                              									druck aus der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen die Güte hatte zu übermitteln. Der Vortrag handelt.
                           Ueber einen Luftcondensator im Allgemeinen und insbesondere
                                 										über den bei der 300pferdigen Fördermaschine auf dem Prokopschachte in Pribram
                                 										aufgestellten Luftcondensator. Der Popper'sche
                              									Luftcondensator hat zum Zwecke, in solchen Fällen, wo das Speisewasser entweder nur
                              									in ungenügender Menge vorhanden ist oder aber nur in schlechter Qualität oder mit
                              									grossen Kosten zu beschaffen wäre, durch einfaches Niederschlagen des Auspuffdampfes
                              									fast das ganze Wasser den Dampfkesseln als destillirtes und heisses Condensat wieder
                              									zurückzugeben. Ein Vacuum wird hierbei jedoch nicht ins Auge gefasst.
                           Die Versuche zu derartigen Luftcondensatoren, welche man auch als trockene
                              									Condensatoren bezeichnen kann, da bei diesen nicht Verdunstung oder Abkühlung
                              									mittels Kühlwasser, sondern ausschliesslich nur direct die vorhandene atmosphärische
                              									Luft zum Dampfcondensiren verwendet wird, datiren bis in die vierziger Jahre unseres
                              									Jahrhunderts zurück. Der erste Versuch dürfte von dem Engländer Craddock gemacht worden sein, welcher mittels eines
                              									Ventilators Luft auf ein System von Dampfröhren trieb und später ein solches
                              									Röhrensystem behufs besserer Abkühlung rasch rotiren Hess. Er gab aber bald, und
                              									zwar hauptsächlich wegen der zu grossen Abmessungen solcher Apparate, seine
                              									Bemühungen auf. Viel später construirte der Ingenieur Perkins einen eben solchen Luftcondensator für seine Schiffsmaschine, bei
                              									welchem aber der Ventilator beinahe 12 Proc. der gesammten Maschinenarbeit
                              									beansprucht. Diese nothwendige Ventilatorarbeit, sowie die grossen Abmessungen und
                              									Kosten der versuchten Luftcondensatoren verhinderten überhaupt deren praktische
                              									Verwendung, weshalb Popper schon zu Anfang seiner
                              									Versuche die Hauptbedingung anerkannte, für die praktische Durchführung von
                              									Luftcondensatoren bewegte Bestandtheile überhaupt auszuschliessen; trotzdem aber
                              									behielt er die Anwendbarkeit der Luftcondensation selbst für die grössten
                              									Dampfmaschinen anlagen stets im Auge.
                           Die Grundgedanken der heute angewendeten und bereits mehrfach benutzten definitiven
                              									Construction der Popper'schen Luftcondensatoren
                              									sind:
                           Erstens, von der Röhrenform der Kühlflächen abzugehen und anstatt derselben die Form
                              									flacher Blechkästen anzuwenden. Hierdurch muss man unbedingt viel wohlfeilere
                              									Kühlkörper erhalten, weil auf eine gegebene Metallfläche relativ weniger Arbeit zur
                              									Fertigstellung solcher Kühlkörper verwendet werden kann, als bei der Röhrenform.
                           Zweitens (dieser Punkt ist der maassgebende technische Gedanke) ist die Anordnung
                              									dieser Kühlkästen so zu treffen, dass jeder einzelne unabhängig von dem anderen und
                              									in genau gleichem Maasse wie jeder andere den Dampf zu condensiren vermag,
                              									d.h., dass die specifische Kühlkraft aller Kühlelemente eine und dieselbe sei. Durch
                              									Verwirklichung dieser Bedingung wird es möglich, einerseits den Condensator nach
                              									Belieben in die Höhe zu bauen, also mit einer relativ kleinen Grundfläche des ganzen
                              									Baues auszukommen, und andererseits das Proportionalitätsprincip für die kleinsten,
                              									sowie auch für die allergrössten Anlagen von Luftcondensatoren anwenden zu können.
                              									Man kann daher bei diesen Luftcondensatoren aus der Condensationskraft eines
                              									Kühlkastens, welche man genau kennt, durch einfache Division dieser
                              									Condensationszahl in die zu condensirende Dampfmenge sofort die Anzahl der im Ganzen
                              									nöthigen Kühlkästen berechnen. Die nähere Berechnungsmethode für absatzweise
                              									arbeitende Maschinen, wie z.B. Fördermaschinen, wird weiter unten behandelt
                              									werden.
                           Bei Anwendung von Röhrensystemen ist dies alles, wenigstens unmittelbar, nicht
                              									möglich; man kann nicht beliebig in die Höhe bauen, noch auch das
                              									Proportionalitätsprincip anwenden, weil in diesem Falle die oberen bezieh. die im
                              									Luftstrome späteren Partien der mit Dampf gefüllten Röhren bereits von den früheren
                              									Röhren durchwärmte Luft erhalten; die hier maassgebenden Temperaturdifferenzen
                              									nehmen immer mehr ab und die Condensationskraft ganzer Abtheilungen von Röhren wird
                              									daher immer geringer.
                           Die beiden erwähnten Eigenschaften des Popper'schen
                              									Luftcondensators begründen bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Umstandes, dass
                              									hier die Ventilatoren ganz fehlen, die Lebensfähigkeit dieses Systems; in der That
                              									wurden auf diesem Wege Leistungen bei sehr grossen Dampfmaschinen erzielt, welche
                              									bis zur Veröffentlichung dieser jüngsten Ergebnisse vielen Technikern als
                              									unerreichbar galten.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 125Fig. 10.Popper's Condensator. Die hier beigegebene Figur zeigt die von Popper angewendete Construction, und entspricht diese Art der Ausführung
                              									dem ersten, in der Kabelfabrik des Herrn Otto Bondy in
                              									Penzing bei Wien aufgestellten und seit 1½ Jahren in Betrieb stehenden
                              									Luftcondensator, welcher den Dampf einer 12 -Maschine niederzuschlagen hat.
                              									Die Kühlkästen sind gegen den Horizont geneigt, jalousienartig angeordnet und lassen
                              									zwischen einander Kanäle frei, durch welche die atmosphärische Luft einströmt und
                              									sodann erwärmt in das Innere des Baues austreten kann. Man hat also gewissermaassen
                              									in dem ganzen Kastensystem eine Art hohler Jalousien vor sich.
                           Alle diese Kästen sind durch Röhrchen mit zwei grossen Standröhren in Verbindung,
                              									deren eine den Dampf zu vertheilen und deren andere das Condenswasser zu sammeln den
                              									Zweck hat; das Condensat fliesst dann unten in einen Entölungsraum, welcher
                              									gewöhnlich im Inneren des Condensators, hier aber rechts von demselben angebracht
                              									ist. Der Schlot, aus dessen oberer Mündung die warme Luft in die Atmosphäre
                              									heraustritt, ersetzt durch 
                              									seine Zugkraft einen Ventilator. Der ganze, die einzelnen Kühlkästen tragende
                              									Bau besteht gewöhnlich aus Holz, welches von aussen verschalt und zum besseren
                              									Schütze gegen die Witterungsverhältnisse noch überdies mit Blech oder Pappe
                              									verkleidet wird.
                           Denkt man sich statt einer einzigen solchen Vereinigung von Kühlkästen deren mehrere
                              									neben einander im Umfange eines solchen Baues angeordnet, so sieht man ein, wie es
                              									möglich wird, den Dampf von einer mehrere Hundert oder Tausend Pferdestärke
                              									zählenden Dampfmaschine, aus oben angeführten Gründen, mit voller Sicherheit
                              									niederzuschlagen.
                           Ein solch grösserer, aus zwei Kastenbatterien bestehen der Luftcondensator ist in der
                              									Fabrik der elektrotechnischen Firma Siemens und Halske
                              									in Wien aufgestellt, und zwar handelt es sich hier darum, bei einer sehr schnell
                              									laufenden Dampfmaschine von etwa 60 , stündlich 1000 k Dampf bei + 20° C.
                              									niederzuschlagen. Die Messung der Leistungsfähigkeit dieses Condensators wurde
                              									mehrmals, und zwar einmal bei voller Windstille und einer Temperatur von 21,5° C. im
                              									Schatten und das andere Mal bei 28,5° C. um die Mittagszeit vorgenommen; die
                              									Maschine machte dabei gegen 200 Umgänge in der Minute und lieferte an zwei Dynamos
                              									345 Ampère bei 105 Volt Spannung, dabei wurden nun binnen 1 Stunde 831 k Dampf
                              									bezieh. so viel Liter Wasser condensirt. Bei entsprechender Reduction auf 20°
                              										C.Die hier geltende Formel ist die folgende: Wenn W1 die Menge Condenswasser bei der
                                    											Lufttemperatur t1 und einer Schlothöhe k1 sind, so ist in einem anderen Falle bei
                                    												h2 und t2 die
                                    											Wassermenge
                                    												W_2=W_1\,\frac{(\alpha-t_2)\,(\beta-t_2)}{(\alpha-t_1)\,(\beta-t_1)}\,\sqrt{\frac{h_2}{h_1}},
                                    											in welcher Formel α und β empirisch gewonnene Constanten bedeuten. bedeutet das
                              									eine Condensation von 987 k Dampf auf die Stunde. Das Proportionalitätsprincip, das
                              										Popper seiner Construction zu Grunde legte,
                              									ermöglichte somit, die versprochene Leistung bis auf 1,3 Proc. einzuhalten.
                              									Allerdings muss hier noch erwähnt werden, dass die Dampfmaschine bei der eben
                              									angegebenen Leistung von 36225 Volt-Ampère und 60  mehr als 831 k Dampf
                              									verbrauchte; der Ueberschuss ging einfach durch den Condensator ins Freie. Hierzu
                              									wäre noch zu bemerken, dass dieser soeben besprochene Bau eine Grundfläche von etwa
                              									14 qm und eine Gesammthöhe von 13 m beanspruchte und noch weiter im Stande ist,
                              									falls die Reserveräume mit Kühlkästen versehen würden, gegen 3000 k Dampf in der
                              									Stunde zu condensiren; bei etwas höherem Schlote liessen sich sogar 4000 bis 4500 k
                              									Dampf stündlich niederschlagen.
                           In der Siemens und Halske'schen Fabrik war nun nach
                              									Mittheilung des Vortragenden auch Gelegenheit gegeben, auf eine äusserst genaue und
                              									zugleich neue Weise den Nachweis zu führen, dass dieser Luftcondensator keinen
                              									Gegendruck auf die Maschine hervorruft. Die betreifende Dampfmaschine treibt nämlich
                              									zwei Dynamomaschinen und werden die Leistungen der letzteren an zwei Voltametern und
                              									an zwei Ampèremetern abgelesen. Zwischen Auspuffrohr und Condensator ist eine
                              									Wechselvorrichtung angebracht, durch welche es ermöglicht wird, in jedem Augenblicke
                              									nach Belieben den Auspuffdampf entweder in den Condensator oder ins Freie ausströmen
                              									zu lassen. Wäre nun eine Gegenspannung im Condensator vorhanden, so würde man
                              									während und nach dem Wechseln ein Zurückgehen oder aber ein Ansteigen der
                              									elektrischen Leistungen bemerkt haben. Es wurde jedoch bei wiederholten Versuchen
                              									durchaus keine Aenderung der Nadelstellungen an den Messinstrumenten beobachtet und
                              									sonach der Genauigkeit dieser Instrumente entsprechend bis auf 1 Proc. genau das
                              									Nicht Vorhandensein jedes schädlichen Gegendruckes nachgewiesen. Da ferner bei
                              									dieser Maschine der Regulator gar nicht arbeitete, weil seine Schwungmassen
                              									festgeschraubt waren, so ist es auch nicht möglich, dass ein dennoch vorhandener
                              									Gegendruck etwa durch das Spiel des Regulators verdeckt oder aufgehoben wird.
                           Die Entölung des Condensators zeigt sich als eine vollkommene.
                           Nach diesen Mittheilungen geht der Vortragende auf die eingehendere Betrachtung der
                              									Anwendung seiner Luftcondensatoren bei Maschinen mit absatzweisem Betriebe, wie
                              									beispielsweise Fördermaschinen, und speciell auf den Fall der Anwendung derselben
                              									bei der Pribramer Prokopischacht-Fördermaschine über, schickt aber dieser
                              									Besprechung noch folgende allgemeine Erörterung voraus:
                           In solchen Fällen tritt eine ganz besondere Eigenthümlichkeit zu Tage. Das
                              									Proportionalitätsprincip lässt sich nämlich beim Entwürfe eines solchen
                              									Luftcondensators durchaus nicht mehr unmittelbar anwenden. Die stündlich zu
                              									condensirende Dampfmenge W ist wohl immer gegeben, weil
                              									man dieses Wassergewicht aus dem Gewichte der verbrannten Heizkohle hinreichend
                              									genau berechnen kann. Bei stetig arbeitenden Maschinen genügt diese Zahl W und die Angabe der Lufttemperatur T, bei welcher dieses Dampfgewicht noch mit Sicherheit
                              									niedergeschlagen werden soll, um die Grösse der Kühlflächen zu berechnen.
                           Bei absatzweisem Betriebe muss aber der Condensator in einer kürzeren Zeit den Dampf
                              									condensiren, als er in den Kesseln erzeugt wird, und zwar: bedeutet π1 die Dauer des
                              									Betriebes und π2 die
                              									Dauer der Pause, so muss W in π1 Minuten condensirt werden, während zur
                              									Erzeugung π1 + π2 Minuten nöthig
                              									waren, d.h. der Condensator muss so viel Kühlkraft besitzen, als ob nicht W, sondern
                              										W\,\left(\frac{\pi_1+\pi_2}{\pi_1}\right) Dampf stündlich zu
                              									condensiren wären.
                           Es wären aber dann sehr grosse Kühlflächen nothwendig, und es liegt daher die Aufgabe
                              									vor, durch irgend ein Constructionsverfahren diesem Uebelstande abzuhelfen. Dieses
                              									kann aber offenbar nur durch eine Art von Ausgleichung der beiden Extreme des vollen
                              									Betriebes und des vollen Stillstandes (während der Pause) geschehen, d.h. es muss
                              									eine Accumulatorconstruction irgend einer Art angewendet werden, um die während des
                              									Betriebes zu grosse Calorienzahl besser zu vertheilen und in die Pause
                              									hinüberzuziehen. Eine solche Construction wäre z.B. eine Gasometerglocke, die den
                              									überschüssigen bezieh. nicht condensirten Dampf während der Betriebspause wieder in
                              									den Condensator zurückschieben würde; das Ganze fiele aber, wie die Rechnung zeigt,
                              									viel zu gross aus.
                           Als einfachster Weg ergab sich der, die Masse der Kühlflächen in Betracht zu ziehen,
                              									und zwar in der Art, dass der Dampf während der Zeit π1 diese Masse erwärmt, sich also ganz
                              									condensiren kann. Während der Pause π2 kühlt sich dann die Metallmasse (nicht mehr der
                              									Dampf, da ja keiner mehr vorhanden ist) selbsthätig an der Luft wie ein gewöhnlicher
                              									Luftcondensator ab.
                           
                           Ob es nun wirthschaftlicher ist, mehr Kühlflächen aus dünnem Metallbleche oder
                              									weniger aus dickem anzuwenden, ergibt in jedem Falle die Rechnung und zeigt dieselbe
                              									auch schon in ihrer allgemeinen Form, dass durch die Inbetrachtnahme der Masse eine
                              									bedeutende Ersparniss an Kühlflächen und eine ziemliche Annäherung an die
                              									Condensatoren der stetig arbeitenden Dampfmaschinen ermöglicht wird.
                           Die hier anzuwendenden Formeln ergaben sich aus einer eingehenden Analyse des
                              									ziemlich verwickelten Vorganges des Wärmeaustausches in seinen verschiedenen Stadien
                              									und lauten folgendermaassen:
                           
                              T sei die angenommene Temperatur der atmosphärischen Luft,
                              D1 die Kühlflächentemperatur am Ende der Betriebsperiode von π1 Minuten,
                              D2 die Kühlflächentemperatur am Ende der Pause von π2 Minuten,
                              Dm die Mitteltemperatur beider,
                              W das in der Stunde von den Dampfkesseln gelieferte und also vom
                                 										Condensator zu liefernde Wassergewicht,
                              N die gesuchte Anzahl von Kühlkästen und
                              K das Gewicht der Kühlflächen für 1 qm; dann ist
                              
                           
                              D_2=T+\frac{1}{\left(\alpha\,\pi_2+\frac{1}{\sqrt{D_1-T}}\left)^2}
                              
                           und
                           
                              N=\frac{W\,(\pi_1+\pi_2)\,(600-D_1)}{\beta\,\pi_1\,(D\,m-T)\,\frac{5}{2}+\gamma\,K\,(D_1-D_2)}
                              
                           In diesen Formeln ist T, π1, π2 und W gegeben, D1 erfahrungsmässig bekannt, α, β und γ sind Erfahrungscoefficienten und
                              										K hängt von der Annahme der Blechdicke ab. Für K = Ø erhält man für N die
                              									einfache Beziehung, die für continuirlich laufende Maschinen gilt, indem dann π1 = π1 + π2 wird.
                           Auf Grund dieser Betrachtungen wurde nun der Luftcondensator bei der 300
                              									-Förderdampfmaschine am Prokopischachte in Pribram entworfen, namentlich die
                              									Grösse des Baues bestimmt, und zwar in der Art, dass derselbe thatsächlich im Stande
                              									sein sollte, die aus obiger Formel sich ergebende Anzahl von Kühlkästen aufzunehmen,
                              									falls er voll belegt würde.
                           Von Seiten der k. k. Bergdirection Pribram wurden an den aufzustellenden
                              									Luftcondensator folgende Anforderungen gestellt: Derselbe soll im Stande sein, bei
                              									einer Lufttemperatur von + 10° C. gegen 1200 k Dampf in der Stunde von der
                              									Fördermaschine und noch weitere 300 k Dampf eines gleichzeitig, aber continuirlich
                              									arbeitenden nassen Luftcompressors niederzuschlagen. Die Lage des Baues war
                              									gleichfalls vorgeschrieben und war als grösste Bodenfläche eine Länge von 10 m und
                              									eine Breite von 3 m zulässig.
                           Die mittleren Förderzeiten bei dieser Maschine betragen 157 Secunden, die Pausen
                              									hingegen 256 Secunden und finden diese vorläufig noch ungünstigen Verhältnisse bei
                              									der Förderung darin ihre Erklärung, dass die 300pferdige von einem anderen Schachte
                              									verfügbare dortselbst überstellte Maschine derzeit noch nicht vollends beansprucht
                              									ist, jedoch nach der in Bälde zu gewärtigenden Erreichung der Schachtteufe von 1000
                              									m und entsprechender Vorrichtung des ganzen Bergbaubetriebes wieder ihre
                              									normale Leistung erlangen wird.
                           Der Prokopischacht ist gegenwärtig in seinem tiefsten Förderhorizonte 855 m tief; die
                              									zur Förderung dienende Maschine ist eine Zwillingsmaschine mit Ridersteuerung. Die
                              									mit einem Dampfmantel versehenen Dampfcylinder haben einen Durchmesser von 540 mm
                              									und einen Hub von 2000 mm. Die Eintrittsspannung beträgt gegen 4 bis 5 at, der
                              									Füllungsgrad beim Anhübe 0,8 und rechnet sich der Dampfverbrauch für die Stunde und
                              									Pferdekraft ohne Einbeziehung der Sturzpause mit 21 k. Die bisherige indicirte
                              									Maximalleistung betrug 228,7 .
                           Der für diese Maschine und für einen nassen Compressor von etwa 35  bestimmte
                              										Popper'sche Luftcondensator besteht aus einem in
                              									vier Abtheilungen getheilten hölzernen Bau, deren jede 80 Kühlkästen aufzunehmen
                              									vermag. Bisher, für die Winterzeit, wurden einstweilen nur 198 solcher Kästen
                              									eingesetzt, und zwar in drei Abtheilungsbatterien à 66 Kästen. Der ganze Bau nimmt
                              									eine Grundfläche von 9,4 m, eine Breite von 2,8 m und eine Höhe von 11 m ein.
                           Das Condensat läuft im Innern des Baues in einem Entöler zusammen und von diesem,
                              									gereinigt, in den Sumpf zur Speisepumpe. Der aus dem heissen Condensat im Entöler
                              									aufsteigende Dunst wird durch ein eigenes Dunstrohr ins Freie geführt.
                           Die bisher an diesem Condensator erzielten Ergebnisse sind nun die folgenden: Der
                              									Apparat steht seit Mitte Januar d. J. in ununterbrochenem Betriebe, und arbeitet der
                              									gänzlich selbsthätig wirkende Luftcondensator ganz anstandslos und
                              									zufriedenstellend. Seit Ende Februar wird dieser Condensator für den genannten
                              									nassen Compressor gleichfalls benutzt. Die enormen Fröste und die oft sehr heftig
                              									gewesenen Schneestürme des heurigen Winters verursachten keine weiteren Störungen an
                              									demselben, da der Condensator durch entsprechende Mittel vor etwaigen Vereisungen
                              									geschützt ist, welche im etwaigen Bildungsfalle binnen weniger Minuten, und zwar
                              									während des Betriebes, behoben werden können.
                           Die Condensation des Dampfes der Fördermaschine von 4 bis 5 at Anfangsspannung findet
                              									vollständig statt; sie erfolgt ganz geräuschlos und ohne Erschütterung des Baues,
                              									und man sieht nur Dunst aus dem Dunstrohre in die Höhe steigen. Für die wärmere
                              									Jahreszeit werden nöthigenfalls weitere Kühlkästen eingeschoben. Die Temperatur des
                              									Condensates betrug im kältesten Theile des Entölers, also schon im Sumpf, gegen 50°
                              									C. zur Winterzeit. Die Entölung selbst ist eine vollkommene, das Condensationswasser
                              									ist ganz fettfrei und wird zum Kesselspeisen benützt. Hinsichtlich der Bildung von
                              									Kesselstein kann vorläufig noch nichts gesagt werden, da die Campagne der Kessel
                              									noch nicht zu Ende ist; allein selbstverständlich ist auch in dieser Beziehung ein
                              									günstiges Ergebniss zu erwarten.
                           Ein Gegendruck ist nach den mit zwei Manometern vorgenommenen Messungen, welche
                              									öfters wiederholt wurden, nicht im geringsten Maasse vorhanden, denn die Zeiger des
                              									Manometers standen bei einem Wechsel des Auspuffes statt in den Condensator ins
                              									Freie oder umgekehrt in beiden Fällen gleich, und zwar auf Null. Auch zeigen dies
                              									die an der Fördermaschine bei freiem Auspuffe und bei eingeschaltetem Condensator
                              									abgenommenen Diagramme. 
                              									Die Anfangsspannung beträgt in diesen Fällen 2,8 bezieh. 2,9 at und die
                              									Gegenspannung ist in beiden Fällen gleich gross, nämlich 0,2 at über der
                              									atmosphärischen Linie.
                           Eine Verbiegung der Bleche findet nicht statt. Im Allgemeinen sei bemerkt, dass eine
                              									bisher 1½jährige Arbeitsdauer solcher Kühlkästen durchaus keine Verletzung irgend
                              									welcher Art aufweist; ebenso wenig zeigte sich bisher ein Verrosten der aus
                              									verzinktem Eisenbleche bestehenden Kühlkästen. Bei den Oberflächencondensatoren der
                              									Dampfschiffe verwendet man gleichfalls mit Vortheil verzinktes Eisenblech (in
                              									Röhrenform), welches ganz rein erhalten bleibt. Die Ursache des Nichtröstens der
                              									Bleche mag dadurch erklärt werden, dass die Oberfläche derselben mit einer sehr
                              									feinen Haut von Oel oder Fett, das mit dem Dampfe hineinkommt, bedeckt und so vor
                              									Verrosten geschützt wird. Falls sich an den Kühlflächen ja ein Hervordringen von
                              									Wassertropfen an irgend welchen Stellen der Ueberfalzungen zeigen sollte, so ist
                              									dies gänzlich ohne Belang, und kann ein Zulöthen in Folge des leichten Herausnehmens
                              									der Kästen auch während des Betriebes binnen weniger Minuten vorgenommen werden.
                           Nach diesen Erörterungen kommt der Vortragende zu dem Schlusse, dass mit Rücksicht
                              									auf die neueste Anwendung seines Luftcondensators bei der
                              									Prokopischacht-Fördermaschine, welcher den an ihn gestellten Forderungen in jeder
                              									Hinsicht entspricht, nunmehr die Anwendbarkeit seiner Construction bei noch so
                              									grossen Maschinen, bei jeder Art von Betrieb und zu jeder Jahreszeit mit voller
                              									Sicherheit erwiesen ist, da schwierigere Verhältnisse im Dampfmaschinenbetriebe, als
                              									bei der genannten Maschine, überhaupt nicht vorkommen, und fasst derselbe nach den
                              									bisherigen Erfahrungen die Leistung seines Condensators in folgender Weise
                              									zusammen:
                           Es wird durch diesen Condensator eine ununterbrochen fliessende Quelle von
                              									destillirtem, heissem und ölfreiem Wasser eröffnet, auf gänzlich selbsthätigem Wege,
                              									ohne Beaufsichtigung, ohne Bedienung und ohne Betriebskosten zu verursachen, und
                              									kommt ferner die Menge des so gewonnenen Wassers der für die Dampfkesselspeisung
                              									nöthigen so nahe, dass nur geringe Procente Ersatzwasser für Verluste durch
                              									Undichtheiten der Kesselventile, Stopfbüchsen u.s.w. nöthig werden.