| Titel: | Die Telegraphie auf der elektrischen Ausstellung in Frankfurt. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 128 | 
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                        Die Telegraphie auf der elektrischen Ausstellung
                           								in Frankfurt.
                        (Schluss des Berichtes S. 110 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Telegraphie auf der elektrischen Ausstellung in
                           								Frankfurt.
                        
                     
                        
                           Im Anhange hierzu mag einiger Telegraphen kurz gedacht werden, welche nicht zu den
                              									elektrischen zu zählen sind, sondern zu den optischen; weil sie sich des Lichtes –
                              									und zwar des elektrischen Lichtes – zur Beförderung der Signale bedienen. Der erste
                              									derselben ist der Nachtsignalapparat für Schiffe von Gustav
                                    										Conz in Hamburg (D. R. P. Kl. 74 Nr. 44338 vom 18. Januar 1887); derselbe
                              									befindet sich in der Mainausstellung und gibt die Signale von Schiff zu Schiff,
                              									bezieh. zwischen Schiff und Küste durch Vermittelung einer Anzahl über einander
                              									hängender Lampen. Aehnliche Apparate haben auch Emanuel
                                 										Berg in Berlin und in der Halle für Eisenbahnwesen Siemens und Halske in Charlottenburg ausgestellt.
                           Mehrere Firmen, darunter auch Siemens und Halske,
                              									hatten ferner Wächtercontrolapparate von verschiedener
                              									Einrichtung ausgestellt. Ueber den von Fern vgl. 1875
                              										218 526. 1877 226 427; auf
                              									den von Wagner in Wiesbaden vorgeführten gedenken wir
                              									später zurückzukommen.
                           Auch elektrische SchlösserNicht aber solche, welche dem von Hübner und
                                       												Busse (vgl. 1890 275 * 408) an die Seite
                                    											zu stellen wären. und Thüröffner
                              									(vgl. 1890 277 * 527) waren in der Ausstellung vielfach
                              									zu sehen; so bei Abler, Haas und Angerstein in Berlin,
                              										L. Müller in Mainz und Bingen, Popper in MiskolczVgl. D. R. P. Kl. 68 Nr. 56379., Zellweger
                                 										und Ehrenberg in Uster, Stöcker und Comp. in
                              									Leipzig-Plagwitz, Aug. Zander in Frankfurt a. M., C. und E. Fein in Stuttgart (vgl. 1879 232 * 42). In denselben wird durch die Elektricität
                              									theils einer Feder die Möglichkeit beschafft, den Riegel aus dem Schlosse wirklich
                              									zurückzuziehen, theils nur eine Sperrung vor dem Riegel beseitigt, so dass dann der
                              									Einlass Begehrende die Thüre zu öffnen vermag. In den Hausthüraufzügen von Zellweger und Ehrenberg gibt der elektrische Strom
                              									einen Hebel frei, worauf eine Feder den Riegel zurückschiebt; beim Oeffnen der Thür
                              									schiebt ein an eine Rolle anstossender Anschlag den Riegel wieder vor und der Hebel
                              									fängt sich wieder. Im Anschluss daran wären die elektrische Einbruchsicherung mit
                              									Feueralarm von E. Berg in Berlin und die elektrische
                              									diebessichere Kassette des Geldschrankfabrikanten B. H.
                                 										Löffler in Frankfurt a. M. zu erwähnen.
                           Sehr gross ist die Zahl der ausgestellten Wasserstandszeiger und sehr mannigfaltig ihre Einrichtung. Unter denselben
                              									waren der von Fein (vgl. 1877 226 427. 1881 239 * 283), der von Czeija (1884 253 390), der
                              									patentirte von Heller (vgl. 1889 274 * 419) u.a. Leider kann nicht von allen ausgestellten behauptet
                              									werden, dass in ihnen für die erforderliche Zuverlässigkeit gesorgt sei, insofern
                              									nicht bei allen es streng verhütet ist, dass das Contactwerk auch gelegentlich
                              									einmal zur unrechten Zeit Contact macht und die Stromsendung nach dem Empfänger hin
                              									veranlasst, z.B. etwa dann schon, wenn der Wasserstand sich in einem gewissen Sinne
                              									um einen bestimmten, jedoch noch unter dem zu markirenden liegenden Betrag ändert
                              									und dann rasch wieder zurück geht. Der neue Fluthmesser
                              									von Siemens und Halske, welcher in der Mainausstellung
                              									betriebsmässig eingeschaltet steht, lässt sich als eine Fortbildung der in den
                              									Jahren 1880 bis 1883 von derselben Firma gebauten (vgl. 1881 240 * 113. 1882 244 * 293 und 1884 251 * 404) Wasserstandszeiger und Fluthmesser auffassen.
                              									Der mit dem Wasserspiegel auf und nieder gehende Schwimmer des ausgestellten
                              									Fluthmessers dreht zwei mit entsprechenden Vorsprüngen versehene Räder auf
                              									gemeinschaftlicher Achse in der einen oder in der anderen Richtung und veranlasst
                              									dadurch Stromsendungen; bei der einen Stellung der Räder ist die Leitung stromfrei,
                              									bei der zweiten wird der einfache Strom in sie gesendet, bei der dritten ein Strom
                              									von grösserer, z.B. doppelter, Stärke. Je nach der Drehrichtung der Räder folgen die
                              									Stromstärken in verschiedener Weise aufeinander: bei der einen in der Folge 0, 1, 2,
                              									0, 1, 2, 0,... bei der anderen in der Folge 0, 2, 1, 0, 2, 1, 0,... Diese Ströme
                              									durchlaufen nun bloss zwei Relais, von denen das erste schon auf Ströme von der
                              									Stärke 1 entspricht, während das zweite seinen Anker erst bei der Stromstärke 2
                              									anzuziehen 
                              									vermag; es treten daher in der einen oder in der anderen Aufeinanderfolge drei
                              									verschiedene Lagen der beiden Ankerhebel auf, nämlich: es sind entweder beide Hebel
                              									abgerissen, oder der erste Hebel ist angezogen und der zweite noch abgerissen, oder
                              									endlich beide Hebel sind angezogen. Von den Relais aus führen ferner drei Leitungen
                              									nach dem Empfänger, welcher unter Mitwirkung einer Normaluhr den jeweiligen
                              									Wasserstand zugleich mit der zugehörigen Zeit auf einen Papierstreifen aufdruckt,
                              									bezieh. nach beliebig vielen Triebwerken, welche den Wasserstand durch einen sich
                              									über einem Zifferblatte bewegenden Zeiger auf eine gewisse Ferne hin sichtbar
                              									machen. In jedem dieser Apparate sind drei stabförmige Elektromagnete vorhanden,
                              									deren Pole im Kreise um je 120° von einander entfernt sind; ihr gemeinschaftlicher
                              									Anker sitzt auf einer durch den Mittelpunkt des Kreises gehenden Achse und dreht
                              									sich durch die von den Relais abwechselnd in eine der erwähnten drei Leitungen und
                              									deren Elektromagnet entsendeten Ströme in der einen oder in der anderen Richtung;
                              									jede Leitung ist nur durch einen der drei Elektromagnete geführt, und deshalb wirkt
                              									auch stets nur einer der Elektromagnete auf den Anker.
                           Höchst lehrreich und mannigfaltig sind endlich die von C. Th.
                                 										Wagner in Wiesbaden (vgl. 1884 251 * 492. 254 * 153. 1889 271 * 562),
                              										M. Balbach in Mainz, E.
                                 										Schweizer in Basel, Emilian Wehrle in
                              									Furtwangen (D. R. P. Nr. 54825), J. Neher Söhne in
                              									München (besonders Thurmuhren) und mehreren Anderen ausgestellten elektrischen Uhren, in denen theils die Elektricität
                              									den Antrieb zur fortgesetzten Pendelbewegung beschafft, theils von einer Normaluhr
                              									elektrisch eine Anzahl Nebenuhren betrieben werden. Es ist indessen nicht möglich,
                              									an dieser Stelle auf die sämmtlichen ausgestellten Uhren näher einzugehen, wohl aber
                              									sollen die Wagner'schen Uhren später noch besprochen
                              									werden. Ausserdem mag nicht unterlassen werden, auf das in der Ausstellung der
                              									Reichs-Telegraphen Verwaltung enthaltene Modell eines Zeitballs hinzuweisen, mittels dessen herabfallenden Balles in den
                              									Seestädten des Mittags genau das Zeitsignal zum Stellen der Chronometer gegeben
                              									wird.
                           Obgleich die vorstehend über das aus telegraphischem Gebiete in Frankfurt
                              									Ausgestellte gemachten Mittheilungen in vielen Stücken sehr kurz und knapp gehalten
                              									werden mussten, so werden dieselben dennoch erkennen lassen, dass auch auf diesem
                              									älteren Zweige der Elektrotechnik rüstig fortgearbeitet worden ist (vgl. 1891 281 237), und dass es ebenso auch in Zukunft in ihm wohl
                              									schwerlich an Anregung zum rüstigen Weiterarbeiten fehlen wird. An diese
                              									Mittheilungen mögen nun zum Schluss noch einige historische Bemerkungen angereiht
                              									werden, zu denen die Frankfurter Ausstellung Anregung gibt.
                           Der älteste unter den ausgestellten ist der elektrochemische Telegraph von Th. S. v. Sömmerring; unter der Flagge des Physikalischen Vereins zu Frankfurt zeigen sich in der
                              									Ausstellung davon zwei Paare: die von der Urform von 1809 nur wenig abweichende
                              									Ausführung von 1811 und die in Fig. 16 abgebildete
                              									bis jetzt nicht bekannte Form des sogen. „Doppeltelegraphen“. Bekanntlich brauchte Sömmerring 35 Leiter, da er 25 Buchstaben und 10 Ziffern telegraphiren
                              									wollte; 1811 verzichtete er auf das Telegraphiren der Ziffern, dagegen fügte er die
                              									beiden Zeichen :||: und. hinzu, brauchte daher 27 Drähte. 1811 kam Sömmerring auch auf den Gedanken, einen
                              									Doppeltelegraphen (wie er ihn nannte) herzustellen, d. i. eine Verschmelzung
                              									des Gebers und des Empfängers zu einem Apparate; dabei ging er zugleich auf acht
                              									Drähte herab und scheint von den 8 × 7 : 2 = 28 möglichen Gruppirungen der Drähte zu
                              									zweien 27 zur Wiedergabe der telegraphischen Zeichen bestimmt, die Gruppirung des 7.
                              									und 8. Drahtes dagegen für einen besonderen Zweck aufgespart zu haben. Die beiden
                              									ausgestellten Doppeltelegraphen stimmen nicht ganz überein; der hier abgebildete ist
                              									der ältere und lässt im Vergleich mit dem anderen erkennen, wie Sömmering anfänglich seinen Gedanken hat durchführen
                              									wollen und auf welche Verbesserungen er bei der Durchführung selbst gekommen
                              										ist.Vgl. darüber die Officielle
                                       												Ausstellungs-Zeitung, * S. 723. Die acht Leitungsdrähte
                              									sind an die acht in der Abbildung sichtbaren Messingwinkel geführt, welche sich um
                              									in ihre Ecken eingesetzte wagerechte Achsen drehen können. Für gewöhnlich drücken
                              									unterhalb der wagerechten Schenkel angebrachte Federn die lothrechten Schenkel der
                              									Winkel an acht Contactstifte an, welche mit den acht Zersetzungsstiften im
                              									Wassertroge leitend verbunden sind; so kann der Telegraph als Empfänger arbeiten.
                              									Soll er als Geber benutzt werden, so werden die acht Winkel mittels der Stiftenwalze
                              									von den acht Contactstiften entfernt und beim Telegraphiren dann die beiden
                              									Polstifte in zwei der in den oberen Flächen der lothrechten Schenkel vorhandenen
                              									Löcher eingesteckt. Links in der Figur ist eine der Kuppelungen für die Kabellängen
                              									mit acht Drähten zu sehen; ähnliche Kuppelungen hat Sömmerring auch bei den Kabeln mit 27 Drähten benutzt.
                           Von den elektromagnetischen Telegraphen tauchten zunächst die Nadeltelegraphen auf,
                              									welche Gauss und Weber 1833 zuerst in Betrieb brachten,
                              									während Steinheil 1836 einen mit Hilfe von
                              									Nadelablenkungen zweizeilige Punktschrift liefernden Telegraphen herstellte; in
                              									Frankfurt waren diese Telegraphen nicht zu sehen, während sie doch schon 1873 auf
                              									der Wiener Weltausstellung, auch 1881 in Paris und 1882 in München ausgestellt
                              									waren. Die durch Wheatstone und Cooke lebensfähig gemachten englischen Nadeltelegraphen waren bei Woodhouse und Rawson in der Halle für Installationen
                              									durch einen Spagnoletti'schen vertreten, in der Halle
                              									für Telegraphie und Telephonie aber fand sich unter den Ausstellungsgegenständen des
                              									Reichs-Postamts noch ein zu den Nadeltelegraphen gehöriger (aus Versehen als
                              										„Doppeltaster von Stöhrer 1852“
                              									bezeichneter) Taster, nämlich einer der Doppeltaster, welche Schefczik schon 1847 für die bei der österreichischen Nordbahn
                              									eingeführten Bain'schen Nadeltelegraphen (von denen L. Kohlfürst dem Reichspostamte s. Z. einen Geber und
                              									einen Empfänger geschenkt hat) in der Maschinenwerkstätte zu Lundenburg hat
                              									ausführen lassen.
                           Die deutschen Zeigertelegraphen sind zwar sehr stark vertreten, doch fehlt unter
                              									ihnen gerade derjenige, welcher zuerst in Deutschland in ausgedehnteren Gebrauch
                              									gekommen ist, nämlich der von Fardely (1843). Die
                              									früher in Bayern im Telegraphendienst benutzten Siemens'schen Magnetinductionszeiger haben dort eine neue Verwendung
                              									gefunden, nämlich zur Ertheilung der Erlaubniss zum Einfahren eines Zuges in ein
                              									bestimmtes Geleise; ihre Zifferblätter sind dazu entsprechend abgeändert worden.
                           Unter den ausgestellten Zeigertelegraphen war von 
                              									besonderem historischen Interesse ein in der Halle für Eisenbahnwesen
                              									aufgestellter transportabler Zeigertelegraph der Niederschlesisch-Märkischen Bahn,
                              									in welchem wir vielleicht eine Fortbildung des ursprünglichen Kramer'schen Telegraphen (ohne Selbstunterbrechung) zu
                              									erkennen haben.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 130Fig. 16.Sömmerring's elektromagnetischer Apparat. Die genannte Eisenbahn hat in den Jahren 1846 bis 1860 Zeigertelegraphen
                              									benutzt. In den Stationsapparaten befanden sich der Geber und der Empfänger jeder in
                              									einem besonderen Gehäuse, bei den transportablen Apparaten waren dagegen Geber und
                              									Empfänger in einem gemeinschaftlichen Kästchen untergebracht. Die Vorderfläche des
                              									Kästchens bildet zunächst die Buchstabenscheibe des Gebers, welche in einem äusseren
                              									Kreise 22 Buchstaben (darunter E doppelt, während U, X und Y fehlen) und zweimal das
                              										„+“ enthält, in einem inneren Kreise dagegen zweimal die Ziffern 0 bis 9.
                              									Aus der Mitte der Scheibe tritt die Achse der Kurbel des Gebers heraus. Im Inneren
                              									des Kästchens ist auf diese Achse ein Sperrad mit 12 Zähnen aufgesteckt, in dessen
                              									Lücken sich abwechselnd die eine oder die andere von zwei Sperrklinken einlegt und
                              									so eine Rückwärtsdrehung des Rades und der Kurbel unmöglich macht. Die eine
                              									Klinke dient zugleich als Contactmacher und zwar unter Mitwirkung einer
                              									Contactschraube. Zwischen der Kurbelachse und dem äusseren Kreise der
                              									Buchstabenscheibe ist ferner die sehr wesentlich kleinere Buchstabenscheibe des
                              									Empfängers angeordnet; aus der Mitte derselben steht die Achse des empfangenden
                              									Zeigers vor, welcher bei jeder Stromgebung und Anziehung des Ankers sowohl, wie bei
                              									jeder Stromunterbrechung und der zufolge derselben ermöglichten Abreissung des
                              									Ankers durch die stellbare Abreissfeder um einen Schritt fortrückt. Auf der Achse
                              									des Zeigers sitzt ein Steigrad, auf welches beim Spiel des Elektromagnetankers
                              									abwechselnd zwei an einer am Ankerhebel angebrachten Gabel befestigte Stosszähne
                              									wirken und so den Zeiger drehen. Hinter dem Steigrade ist auf die Achse des Zeigers
                              									noch ein Bremsrad aufgesteckt, dessen Zähne, nachdem sich das Rad um einen gewissen
                              									Betrag gedreht hat, gegen einen der zwei Bremsbacken anstreifen, welche an der Gabel
                              									angebracht sind. Die bremsende Wirkung der beiden Backen verhindert also, dass der
                              									Zeiger gelegentlich etwa einmal über mehr als ein einziges Feld fortspringt. Bei
                              									Anziehung des Ankers wirkt die 
                              									eine Zinke der Gabel noch auf eine Contactschraube und drückt dieselbe von
                              									ihrer Contactschraube hinweg; Schaltung dieser Contacttheile und Zweck derselben ist
                              									nicht zu erkennen. Zur Einstellung des Zeigers im Empfänger auf ein bestimmtes Feld
                              									sind noch zwei Drücker vorhanden, mittels deren man auf zwei Winkelhebel wirken und
                              									so den Ankerhebel nebst der Gabel hin und her bewegen kann.
                           Der älteste unter den einzeilige Strich-Punkt-Schrift liefernden Telegraphen war in
                              									der Ausstellung ein vom Reichs-Postamte ausgestellter Morse-Stiftschreiber von 1846,
                              									welcher dem 1843 zwischen Washington und Baltimore arbeitenden sehr ähnlich ist. Die
                              									Weiterbildung der Morse-Telegraphie führten zahlreiche Stift- und Farbschreiber,
                              									Taster, ferner Relais, Galvanoskope, BlitzableiterEs mag hier noch darauf hingewiesen werden, dass zu dem auf S. 11 erwähnten
                                    											Stangen-Blitzableiter ein älteres Seitenstück vorhanden ist in dem
                                    											Tisch-Blitzableiter von Eemasson (vgl. Journal télégraphique, 1874 Bd. 2 * S. 601); in
                                    											letzterem besitzt aber die Hülse runde Riefen und der in luftverdünntem
                                    											Raume liegende Kern Längsriefen. und andere Hilfsapparate vor
                              									Augen, die indessen fast ausschliesslich preussischen Ursprungs waren. Auch die
                              									derzeitige Einrichtung der Morse-Aemter für Arbeitsstrom und für Ruhestrom war zu
                              									schauen und ebenso der seit bald zehn Jahren vom Reichs-Postamte benutzte
                              									Doppelschreiber von Estienne; dass die Ausstellung auch
                              									den neuesten Estienne-Taster (von 1888) enthielt, ist bereits auf S. 12 erwähnt
                              									worden. Der erste Doppelschreiber war ja der bereits erwähnte Schreibtelegraph Steinheil's (1836), der älteste in der Ausstellung
                              									vorhandene der Stöhrer's (1852); letzteren hatten nebst
                              									den zugehörigen Tastern und Relais das Reichs-Postamt und Bayern ausgestellt. Der
                              									ebenfalls vom Reichs-Postamte ausgestellte polarisirte „Doppelschreiber von Lewert“ stammt von C.
                                 										Elsasser und ist 1871 nach dessen Angaben von C.
                                 										Lewert gebaut worden (vgl. Handbuch der
                                 										elektrischen Telegraphie, 3. Bd. S. 466 Anm. 25). – Eine ganz andere
                              									Aufgabe hatte der vom Reichs-Postamte auch mit ausgestellte Doppelschreiber der
                              									hannoverschen Bahnen; derselbe war für Zwischenämter bestimmt und gestattete ein
                              									Arbeiten von beiden Seiten her. Dazu besitzt er in einem verhältnissmässig schmalen
                              									Kasten zwei zweiarmige Ankerhebel neben einander, deren jeder einen Schreibstift
                              									gegenüber dem beiden Stiften gemeinschaftlichen Papierstreifen trägt; die Ankerhebel
                              									sitzen auf zwei parallelen Achsen und jede der beiden Achsen geht frei durch den
                              									anderen Hebel durch, ohne ihn am Arbeiten zu hindern.
                           Das denkwürdige Telephon von Reis war sowohl in der
                              									Halle für Telegraphie und Telephonie, wie von dem Frankfurter Physikalischen Vereine in der Halle für
                              									Wissenschaft.
                           Von automatischen Telegraphen waren in der Ausstellung – abgesehen von dem Wheatstone's (vgl. S. 12) – nur drei in den vom
                              									Reichs-Postamte gefüllten Räumen, nämlich der Handschriftlocher von Siemens (1854) nebst Geber und dem sich durch den
                              									schwingenden Elektromagnetkern auszeichnenden Empfänger, ferner der
                              									Tastenschriftlocher und ein Geber für Wechselströme für Schnellschrift (1868),
                              									endlich der Typenautomat von Siemens (1862); der weit
                              									durchgebildetere Dosenschriftgeber von Siemens (1872;
                              									vgl. 1876 221 * 531) war nirgends zu sehen.
                           An der Erfindung und Weiterbildung des Gegensprechens und Doppelsprechens
                              									endlich hat bekanntlich Deutschland so wesentlichen Antheil gehabt, zur dauernden
                              									Verwendung sind sie aber hier nicht gekommen und daher mag es wohl auch rühren, dass
                              									in der Ausstellung weiter nichts davon, als ein im Bereich des Reichs-Postamts
                              									benutzter Gegensprecher von Canter und ein Paar Taster
                              									von Fuchs und von Ludewig
                              									zu finden sind.