| Titel: | Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 149 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der Dampfmaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Obwohl die durch den Bericht von Hallauer über im J.
                              									1873 und 1875 in Logelbach stattgefundenen Versuche angeregten, in Deutschland seit
                              										Gustav Schmidt als „calorimetrische“
                              									bezeichneten Untersuchungen mit unermüdlichem Eifer weiter fortgesetzt sind und von
                              									den namhaftesten Fachgelehrten aller Culturländer immer mehr Versuchsmaterial
                              									zusammengetragen wurde, um das über diesen wichtigen Gegenstand schwebende Dunkel
                              									vollständig zu lichten, so herrscht doch darüber, wie die „calorischen
                                 										Vorgänge“ im Inneren einer Dampfmaschine sich gestalten, noch immer nicht
                              									die nöthige Klarheit, da alle bisherigen Forschungen noch nicht vermochten,
                              									dieselben in die strenge Form von Zahlen einzukleiden.
                           Allerdings sind diese Vorgänge so einfach nicht, sondern ziemlich verwickelter Natur,
                              									da der im Inneren eines Dampfcylinders zwischen Dampf und Metall stattfindende
                              									Wärmeaustausch nach Grösse und Richtung sehr veränderlich ist und an den einzelnen
                              									Punkten der Wandung in jedem Augenblicke wechselt.
                           Seit längerer Zeit hat der englische Ingenieur Donkin,
                              									ein ehemaliger Mitarbeiter G. A. Hirn's, sich der
                              									Aufgabe zugewendet, auf dem Wege des Versuches die Temperaturen, welche die
                              									einzelnen Punkte der Cylinderwandung einer in Betrieb befindlichen Dampfmaschine
                              									annehmen, zu ergründen, und es ist ihm mit Hilfe eines bereits von Hirn benutzten Instrumentes, „Révélateur“
                              									genannt, nach gehöriger Vervollkommnung desselben, gelungen, eine Reihe wichtiger
                              									Untersuchungen zum vorläufigen Abschluss zu bringen, so dass damit wieder ein
                              									weiteres, dem vollen Verständnisse der Dampfmaschine bisher im Wege gestandenes
                              									Hinderniss als beseitigt angesehen werden kann.
                           Prof. Dwelshauvers-Déry brachte, auf besonderen Wunsch
                              										Donkin's in dem Bulletin de
                                 										la Société industrielle de Mulhouse, 1890, eingehendere Mittheilungen über
                              									die Entwickelung und Ergebnisse der von diesem angestellten bezüglichen Versuche und
                              									legte auch vor kurzem der Société d'encouragement pour
                                 										l'industrie nationale in Frankreich eine wissenschaftliche Abhandlung vor,
                              									in welcher unter Anlehnung an die von Donkin
                              									ermittelten Ergebnisse mit Zuhilfenahme einfacher Indicatordiagramme die
                              									Temperaturen der Cylinderwandungen durch Rechnung gefunden werden. Diese Arbeit fand
                              									den ungetheilten Beifall der zu ihrer Prüfung berufenen Fachmänner und wurde in dem
                              										Bulletin de la Société veröffentlicht.
                           Dass die Wärmedurchlässigkeit der Cylinderwandungen nicht nur in merkbarer Weise den
                              									Dampf verbrauch, sondern auch den Wirkungsgrad einer Dampfmaschine wesentlich
                              									beeinflusst, darüber wird augenblicklich wohl kein Zweifel mehr bestehen, nachdem
                              									durch verschiedene theoretische Abhandlungen die nöthigen Aufklärungen gegeben
                              									wurden.
                           Unter den bemerkenswertheren neueren wissenschaftlichen Arbeiten dieser Art erwähnen
                              									wir diejenige des Prof. Kirsch in Chemnitz, welcher die
                              									Bewegung der Wärme innerhalb der Cylinderwandungen ermittelte und zur
                              									übersichtlichen graphischen Darstellung brachteDie Bewegungen der Wärme in den Cylinderwandungen der
                                       												Dampfmaschinen, Leipzig 1886. Verlag von A. Felix.,
                              									sowie diejenige des Prof. Cavalli in Rom (1891 279 229), welcher den Wärmeverlust, herrührend vom
                              									Wärmeaustausch zwischen Dampf und Metall, einschliesslich desjenigen, welcher bei
                              									der Condensation des Dampfes im Inneren des Cylinders verloren geht, rechnerisch
                              									feststellte.
                           Doch nicht immer ist die Wissenschaft die nimmer irrende Führerin, oft genug weichen
                              									die theoretischen Ergebnisse bedeutend von denjenigen ab, welche sich nach Vornahme
                              									umfassender Versuche ergeben; dies hat sich namentlich bei den Wärmekraftmaschinen
                              									oft genug herausgestellt.
                           Der Hirn'sche Revelator bestand nach Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1890
                              									S. 292, aus einem einfachen Wasserstandsglase, welches an dem einen Ende mittels
                              									Metallpfropfen geschlossen und am anderen Ende in ein genau ausgebohrtes Rohr
                              									eingepasst war, welches unter Zwischenschaltung eines gewöhnlichen Hahnes mit dem zu
                              									untersuchenden Dampfcylinder in Verbindung stand; es war so eine durchsichtige
                              									Verlängerung der mit dem Dampfe in Berührung stehenden Cylinderwandung geschaffen
                              									und man konnte sowohl die Condensation während der Einströmperiode, als auch die
                              									theilweise bezieh. in erheblicherem Maasse stattfindende Wiederverdampfung des
                              									condensirten Dampfes während der Expansions- bezieh. Ausströmperiode ziemlich
                              									deutlich erkennen. Indess schützte dieses dünne Glasrohr den Dampf noch weniger
                              									gegen äussere Abkühlungen, als dies bei den dicken metallischen Cylinderwandungen
                              									ohne Mantel der Fall ist, und Donkin vervollkommnete
                              									aus diesem Grunde das Hirn'sche Instrument dadurch,
                              									dass er Durchmesser und Wanddicke des Glasrohres vergrosserte, die Länge desselben
                              									hingegen verkleinerte; ausserdem umgab er dasselbe mit einem zweiten Glasrohre, so
                              									dass der zwischen den beiden Rohren verbleibende, mit Luft angefüllte Raum als
                              									Mantel diente.
                           Condensation und Wiederverdampfung Hessen sich jetzt vollständig klar von einander
                              									unterscheiden und es beeinflusste auch die Geschwindigkeit der Maschine die genaue
                              									Beobachtung dieser Erscheinungen keineswegs, nur herrschte bezüglich der
                              									Wiederverdampfung insofern noch Unklarheit, als man nicht ermitteln konnte, ob
                              									dieselbe ganz vollkommen ausfällt, oder aber eine stete Flüssigkeitsschicht
                              									zurückbleibt.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 149Fig. 1.Donkin's Revelator. Um auch dieses feststellen zu können, erhielt der Apparat die in Fig. 1 ersichtliche Gestalt, a ist das äussere, b das innere Glasrohr; c und d sind
                              									Metallplatten, zwischen denen beide Rohre festgehalten werden, und in dem
                              									ringförmigen Raume zwischen a und b ist die als Mantel dienende Luft eingeschlossen. Das
                              									mit einem Hahne f versehene Rohr he bringt das innere Glasrohr mit dem Dampfcylinder in
                              									Verbindung und tritt bis zu einer gewissen Höhe in dasselbe ein, so dass die
                              									Verdampfung des in den Raum gg gebrachten Wassers
                              									beobachtet werden kann.
                           Donkin befestigte diesen Apparat im Monat Juni 1888 am
                              									Indicatorstutzen des grossen Cylinders einer in seiner Werkstätte in Betrieb
                              									befindlichen Woolf'schen Maschine, 
                              									nachdem er vorher den Raum g desselben bis zu
                              									einer ungefähren Höhe von 20 mm mit kaltem Wasser angefüllt hatte; nach 3 bis 4
                              									Minuten war das letztere vollständig verschwunden, man konnte indess beobachten,
                              									dass der Boden des Apparates nie vollständig trocken wurde, sondern stets eine
                              									geringe Menge Wasser als Bodensatz zurückblieb. Während der Ausströmperiode waren
                              									die Aufwallungen des Wassers ungemein heftig und beinahe explosiv zu nennen. Hierauf
                              									wurde der Apparat mit derselben Wasserfüllung wie vordem auf das von der Luftpumpe
                              									kommende Rohr gesetzt, welches eine ziemlich niedrige Temperatur zeigte, und hier
                              									verdampfte innerhalb einer Zeit von mehreren Stunden nur ein Wasserquantum,
                              									entsprechend einer Höhe von 3 mm. Beim kleinen Cylinder, welcher mit Dampf von 5 at
                              									Kesselspannung arbeitete, genügten 2 Minuten, um ungefähr ⅚ des Wassers zu
                              									verdampfen; man konnte hier beobachten, wie sich Dampfwolken bildeten und durch das
                              									mittlere Rohr nach dem Cylinder strömten. Der Rest des Wassers (⅙) war erst nach 23
                              									Minuten vollständig verschwunden.
                           Ein anderes Mal bedeckte Donkin das im Revelator
                              									befindliche Wasser mit einer dünnen Oelschicht und befestigte den Apparat wieder am
                              									grossen Cylinder. Anfangs schien das Oel die Verdampfung vollständig zu
                              									unterdrücken, doch plötzlich entstand eine heftige Aufwallung der Flüssigkeit, die
                              									dünne Oelschicht wurde von den in grosser Menge aufsteigenden Wasserbläschen
                              									durchbrochen und vom Dampfe, welcher nach dem mittleren Rohre zuströmte, mit
                              									fortgerissen.
                           Im Februar 1889 wurde der Revelator nochmals umgebaut und erhielt eine den
                              									calorimetrischen Untersuchungen entsprechendere Gestalt, wie sie in Fig. 2 wiedergegeben ist.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 150Fig. 2.Donkin's veränderter Revelator. Von den zwei concentrisch zu einander liegenden, wie vordem zwischen
                              									Metallplatten festgehaltenen Rohren ist nur das äussere noch aus Glas gefertigt, und
                              									in das innere, oben offen gehaltene Metallrohr mündet ein in der unteren
                              									Metallplatte eingeschraubtes Ablaufrohr T. Das Rohr
                              									bildet ein Gefäss, in welches man aus dem Behälter A
                              									Wasser von einer bestimmten Temperatur einlassen kann, wobei das von diesem Behälter
                              									ausgehende Rohr, ebenso wie auch das Ablaufrohr T, mit
                              									einem Hahn versehen ist; durch die gegenseitige Stellung beider Hähne kann die
                              									Geschwindigkeit des durchfliessenden Wassers derart geregelt werden, dass im Gefäss
                              										X trotz der durch die Wandung desselben
                              									geleiteten Wärme stets eine gewünschte Temperatur erhalten bleibt. In den
                              									ringförmigen Raum zwischen Glas- und Metallrohr lässt man den Cylinderdampf treten
                              									und schraubt zu dem Zwecke das ebenfalls mit Hahn versehene Rohr D auf den Indicatorstutzen.
                           Die Temperaturen des durch das Gefäss X fliessenden
                              									Wassers werden beim Ein- und Austritte desselben gemessen und ebenso auch diejenige
                              									der metallischen Wandung, indem man zu dem Zwecke ein Thermometer B in die mit Quecksilber angefüllte Aussparung M des Gefässes X taucht;
                              									ferner findet ein Abwiegen des aus dem Ablaufrohre T
                              									fliessenden Wassers statt. Da dem äusseren Glasrohre ein Theil seiner empfangenen
                              									Wärme durch Strahlung verloren geht, bedeckt es sich nach kurzer Zeit mit einem
                              									feinen Wasserbeschlag, welcher unter Umständen eine Beobachtung der auf der äusseren
                              									Umfläche des inneren Metallrohres vor sich gehenden Erscheinungen nicht mehr
                              									gestattet.
                           Um diesem Uebelstande abzuhelfen und gleichzeitig auch das Innere des Apparates
                              									erleuchten zu können, hat Donkin auf der einen Seite
                              									desselben einen mit Reflector G versehenen Gasbrenner
                              										F angeordnet, der indess innerhalb der mit
                              									Messungen verbundenen Versuche nicht angezündet wird.
                           Behufs Vornahme der Versuche wurde der mit einem ziemlich dünnen Messingrohre X versehene Apparat am grossen Cylinder der bereits
                              									oben erwähnten Woolf'schen Maschine befestigt. Der
                              									Indicator zeigte eine anfängliche Dampfspannung von 7 Pfund auf den Quadratzoll
                              									(0,49 k auf das Quadratcentimeter) und im Condensator eine solche von 2 Pfund auf
                              									den Quadratzoll (0,14 k), entsprechend einer Temperatur des gesättigten Dampfes von
                              									80,5° und 52,4°.
                           Beim ersten Versuche wurde die Temperatur des inneren Metallrohres X in Folge Durchlaufens von kaltem Wasser auf 39,4°
                              									erhalten und es bildeten sich hierbei, wie Fig. 3
                              									veranschaulicht, auf dem Glase sowohl, wie auch auf dem Metalle grosse Wassertropfen
                              									von 4 bis 5 mm Durchmesser, welche innerhalb der ganzen Versuchsdauer längs des
                              									Glases herabliefen; am Boden zeigte sich ein bleibender Niederschlag, welcher
                              									zeitweise ins Sieden kam. Nach Beendigung des Versuches ermittelte man die Menge des
                              									durch Rohr X geflossenen Wassers, sowie die Temperatum
                              									höhung desselben, und brachte diejenige Wärmemenge in Abzug, welche bei der
                              									Condensation des Dampfes verloren ging.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 150Fig. 3.Donkin's Versuche. Bei einem zweiten, mit derselben Anfangstemperatur des Dampfes von 80,5°
                              									vorgenommenen Versuche, wobei indess das durchfliessende Wasser und die Wandung des
                              									Metallrohres auf 52,8° erhalten blieben, d.h. auf derselben Temperatur, welche der
                              									Dampf während seiner Ausströmung besitzt, zeigte sich auf dem Glasrohre überhaupt
                              									kein Wasserbeschlag, wohl aber auf dem Metalle (Fig.
                                 										4); der Durchmesser der Wassertropfen betrug indess nur noch ungefähr 1,5
                              									mm und da die letzteren nicht in Thränen; ausliefen, bildete sich auch auf dem Boden
                              									des Apparates kein Niederschlag. Die vom Dampfe an das im Rohre X 
                              									
                              									fliessende Wasser abgegebene Wärmemenge betrug hier nur den dritten Theil
                              									derjenigen, welche beim vorausgegangenen Versuche ermittelt wurde. Dieser bedeutende
                              									Unterschied ist einzig und allein der Temperaturdifferenz von 13,4°
                              									zuzuschreiben.
                           Während eines dritten Versuches mit 82,2° Wassertemperatur im Rohre X zeigte sich auch nicht der geringste Schimmer irgend
                              									eines Wasserbeschlages auf der metallischen Wandung; der Dampf blieb vollständig
                              									klar und durchsichtig. Diese Versuche sind nun allerdings unter Zuständen vor sich
                              									gegangen, wie sie innerhalb der Wandungen unserer Dampfcylinder nicht vorkommen
                              									können, indess lässt sich aus denselben doch manches für die Untersuchung der
                              									Wärmebewegung innerhalb dieser Wandungen verwerthen.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 4.Donkin's Versuche. Da Donkin bemerkte, dass Eisen und Gusseisen
                              									sich in einigen Stunden mit einer Rostschicht bedeckten, setzte er die Versuche mit
                              									vernickelten Metallen fort; ausserdem umgab er das innere Rohr mit einer Anzahl von
                              									über einander liegenden Ringen aus verschiedenen Metallen, um so das gegenseitige
                              									Verhalten derselben in Bezug auf die vorliegenden Versuche mit einander vergleichen
                              									zu können. Hierbei stellte sich heraus, dass am Zink die Wassertropfen erheblich
                              									fester zu haften schienen, als an Kupfer und Bronze; indess sind diese Versuche
                              									nicht bis zur Erlangung brauchbarer Ergebnisse durchgeführt.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 5.Donkin's Versuchsapparat. Im März 1889 suchte Donkin seinem Revelator
                              									einen neuen Charakter zu geben, um ihn zur Ermittelung der Gesetze über die
                              									Fortpflanzung der Wärme durch das Metall der Cylinderwandungen benutzen zu können,
                              									und fertigte denselben aus einem gusseisernen Rohre an, dessen Wandstärke so
                              									beschaffen war, dass in verschiedenen Tiefen A, B, C, D
                              									u.s.w. (Fig. 5) derselben Thermometer untergebracht
                              									werden konnten. Donkin bohrte zu dem Zwecke in
                              									ungefähren Entfernungen von 25 mm eine Anzahl Löcher von je 3 mm Durchmesser und 70
                              									mm Tiefe in die Wandung, füllte dieselben mit Quecksilber aus, da dieses ziemlich
                              									schnell die Temperatur des umgebenden Eisens annimmt, und tauchte ein äusserst
                              									dünn gehaltenes Thermometer nach einander in die verschiedenen Ausbohrungen ein. Die
                              									abgelesenen Temperaturen wurden dann als Ordinaten eines Diagrammes aufgetragen,
                              									dessen Abscissen den Entfernungen der einzelnen Löcher vom äusseren Umfange des
                              									Rohres entsprechen, und es entstand so ein übersichtliches Bild der Fortpflanzung
                              									der Wärme in dem Metall.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 6.Donkin's Versuchsapparat. Da es von Wichtigkeit ist, auch die Temperatur der äussersten
                              									Oberflächenschicht des Dampfcylinders kennen zu lernen, brachte Donkin auch hier, wie Fig.
                                 										6 veranschaulicht, an verschiedenen Stellen derselben kleine, mit
                              									Quecksilber gefüllte Behälter an und, um endlich auch über die Temperatur des
                              									Dampfes im Revelator bezieh. dem Dampfcylinder selbst unterrichtet zu sein,
                              									schraubte Donkin kleine, ebenfalls mit Quecksilber
                              									gefüllte Stahlröhrchen G von 3 mm innerem Durchmesser,
                              									0,25 mm Wandstärke und 50 bis 60 mm Länge in den Deckel des Apparates bezieh. den
                              									Cylinderdeckel, so dass diese von allen Seiten mit Dampf umgeben sind; der Kolben
                              									erhielt, damit er, ohne mit dem Stahlröhrchen G
                              									zusammenzutreffen, in seine obere Endstellung gelangen konnte, eine entsprechende
                              									Aussparung.
                           Wohl manchem wird sich jetzt die Frage aufwerfen: Sind die mit Hilfe eines derartigen
                              									Apparates erlangten Resultate auch genau dieselben, welche man erhalten würde, wenn
                              									ähnliche Wärmemessungen am Cylinder der Dampfmaschine selbst ausgeführt werden? Sind
                              									die Wandstärke des Apparates, der innere Durchmesser desselben u. dgl. ohne Einfluss
                              									auf diese Ergebnisse?
                           Da es für die Glaubwürdigkeit der Versuchsresultate von Wichtigkeit war, dieses
                              									festzustellen, sah sich Donkin veranlasst, den Cylinder
                              									einer Dampfmaschine seinen Versuchen zum Opfer zu bringen und ihn ebenso wie den
                              									Apparat mit einer Anzahl von Löchern zu versehen; die nun angestellten
                              									Wärmemessungen ergaben, wenigstens bei den vorliegenden Verhältnissen, wobei auch
                              									die Wandungen des Apparates in gleicher Weise wie diejenigen des Cylinders geschützt
                              									wurden, so geringe Temperaturunterschiede; dass dieselben nach Donkin vernachlässigt werden können. Es lässt sich aus
                              									diesem Grunde der Revelator ganz vortheilhaft dazu verwenden, die Wirkung des
                              									Dampfmantels, der Ueberhitzung, der grösseren oder geringeren Kolbengeschwindigkeit
                              									u. dgl. an einer Dampfmaschine festzustellen; er bietet in allen diesen Fällen ein
                              									geeignetes Hilfsmittel zur Erkennung des Wärmeaustausches zwischen Dampf und Metall,
                              									sowie der Fortpflanzung der Temperatur durch die Wandungen, und gibt über die hier
                              									auftretenden Erscheinungen denselben genauen Aufschluss, wie dies der Indicator über
                              									die von einer Dampfmaschine entwickelte Leistung thut.
                           Bevor wir einige der von Donkin ermittelten Resultate
                              										
                              									anführen, wollen wir noch erwähnen, dass sich durch anderweitige von ihm
                              									angestellte Versuche auch die von Prof. Kirsch
                              									gebrauchte Annahme, dass die mittlere Temperatur der cylindrischen Wandung an den
                              									Enden des Cylinders eine höhere ist, als in der Mitte desselben, als vollständig
                              									richtig herausstellte.
                           Im weiteren Verlaufe seiner Versuche ist Donkin zu der
                              									Auffassung gelangt, dass die Wand des Cylinders als aus zwei Theilen zusammengesetzt
                              									angesehen werden könne, in welchen sich zwei von einander verschiedene Vorgänge
                              									abspielen.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 152Fig. 7.Wärmevertheilung in der Cylinderwand. In Fig. 7 ist die Stärke des einen an der
                              									Innenseite des Cylinders gelegenen Theiles AC mit e, diejenige des an der äusseren Seite eines ohne
                              									Dampfmantel angenommenen Cylinders gelegenen Theiles AB
                              									mit e1 bezeichnet,
                              									wobei e1 bedeutend
                              									grösser als e. Es ist wahrscheinlich, dass die
                              									Innenfläche C des Cylinders, welche mit dem Dampfe
                              									stets in Berührung steht, auch die sämmtlichen Temperaturveränderungen desselben
                              									annehmen wird; in dem Maasse jedoch, als ein Punkt des Theiles AC weiter von der Innenfläche des Cylinders entfernt
                              									liegt, werden sich die äussersten Temperaturen, innerhalb welcher das Thermometer
                              									schwankt, immer mehr und schliesslich bis zu einem gewissen Punkte A nähern, wo die bei jeder Umdrehung der Kurbel im
                              									Cylinder auftretenden Temperaturschwankungen nicht mehr bemerkbar sind. Die Curven
                              										DA und FA (Fig. 7) veranschaulichen durch ihre Ordinaten die
                              									äussersten beobachteten Temperaturen, sowie durch die Punkte D und F diejenigen des Dampfes selbst.
                           Innerhalb des Theiles AC wird sich der Wärmestrom bald
                              									in dem einen, bald in dem anderen Sinne fortpflanzen; er geht von dem Dampfe in das
                              									Metall oder vom Metall in den Dampf, während in dem Theile AB die Fortpflanzung der Wärme stets in demselben Sinne von A nach B, vom Inneren des
                              									Cylinders nach aussen erfolgen wird. Um den Punkt A
                              									herum bildet sich demnach im Beharrungszustande gewissermaassen ein Wärmemagazin,
                              									welches bald vom Inneren C aus mit neuem Wärmevorrath
                              									versorgt wird, bald einen Theil desselben wieder nach dort zurückgibt, stets aber
                              									den vom Inneren des Cylinders aufgenommenen Wärmeüberschuss nach der äusseren
                              									Wandung B hin ableitet.
                           Es pflanzt sich demnach der Wärmestrom durch den Theil AB der Cylinderwandung nach aussen hin ausschliesslich nach Maassgabe der
                              									in A bezieh. B bestehenden
                              									Temperaturen fort, welche keinesfalls mit der veränderlichen Temperatur der inneren
                              									Wandung C bezieh. derjenigen der äusseren Luft oder der
                              									Filzumhüllung in B übereinstimmen.
                           Diese Thatsache wird aller Wahrscheinlichkeit nach dazu dienen, die Benutzung der
                              									empirischen, unter ganz verschiedenen Verhältnissen erlangten Formeln
                              									aufzuheben.
                           Es hält schwer, die Ergebnisse allgemein durch Zahlenwerthe auszudrücken, und wir
                              									müssen auch in Bezug hierauf auf die von Donkin selbst
                              									gebrachten Veröffentlichungen verweisen; indess sollen die hauptsächlichsten
                              									Schlussfolgerungen, welche derselbe ableitete, hierunter angeführt werden:
                           1) Die Dicke des Theiles AC der Cylinderwandung ist im
                              									Vergleiche zu AB stets sehr klein, und zwar fand sich
                              									z.B. bei einer gusseisernen Wandung e = 2 mm, für e1= 23 und e + e1 = 25 mm, der
                              									absolute Werth dieser Grössen verändert sich indess mit den jeweiligen
                              									Betriebsverhältnissen und namentlich mit der Geschwindigkeit; er hängt ohne Zweifel
                              									auch von dem Material der Cylinderwand ab.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 152Fig. 8.Ergebnisse aus Donkin's Revelatorversuchen. 2) Bei der senkrechten, cylindrischen und sorgsam mit- Filz umkleideten
                              									Wandung einer Dampfmaschine näherte sich die Temperaturcurve in dem Theile AB einer wagerechten Linie.
                           3) Die mittlere Temperatur der Wandung ist gewöhnlich ein wenig höher als die
                              									mittlere Temperatur des Dampfes im Cylinder während zweier auf einander folgender
                              									Kolbenhübe, und ferner ist die Temperatur an der als Wärmemagazin bezeichneten
                              									Stelle A der Wandung etwas höher als diese
                              									durchschnittlich selbst.
                           Eingehendere Versuche wurden auch mit einem in Fig. 6 
                              									ersichtlichen Doppelrevelator angestellt, der mit Hilfe eines einzigen Rohres mit dem Dampfcylinder in Verbindung
                              									stand, und zwar wurden beide Apparate in gleichen Abmessungen gefertigt, mit
                              									Ausnahme ihrer Wandstärken, welche bei dem Apparate A
                              									25 mm, bei demjenigen B nur 10 mm beträgt; behufs
                              									Ermittelung der Temperaturen wurden in die Wandungen wieder wie vordem Löcher
                              									gebohrt.
                           Die mit Hilfe dieses Doppelrevelators erlangten Resultate sind in Fig. 8 zur graphischen Darstellung gebracht und es
                              									dürften die dort eingeschriebenen Bemerkungen eine weitere Auseinandersetzung
                              									überflüssig machen; der Apparat wurde sowohl mit dem Niederdruck- als auch mit dem
                              									Hochdruckcylinder der genannten Woolf'schen Maschine,
                              									welche mit 35 minutlichen Umdrehungen eine Leistung von 25 Pfd. entwickelte, in
                              									Verbindung gebracht. Der innere Durchmesser des Revelators mit der dicken Wandung
                              									(25 mm) betrug 60 mm; derjenige des Revelators mit dünner Wandung (10 mm) 76 mm.
                              									Alle Temperaturen sind nach Celsius angegeben. Die erhaltenen Temperaturdiagramme
                              									sind in vollen Linien gezeichnet; diese endigen mit einem punktirten Theil, der
                              									allerdings sorgfältig angenommen ist, indess nicht aus den Beobachtungen
                              									resultirt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)