| Titel: | Schnelllaufende rotirende Dampfmaschine (System Dou) von P. Sartre. | 
| Autor: | Fr. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 155 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Schnelllaufende rotirende Dampfmaschine (System
                           								Dou) von P. Sartre.
                        Mit Abbildungen.
                        Schnelllaufende rotirende Dampfmaschine (System Dou).
                        
                     
                        
                           Die Aufgabe, eine unmittelbare und wirthschaftliche Wirkung des Dampfes auf einen
                              									Kolben derart ausüben zu können, dass dieser ohne Zwischenschaltung von Pleuelstange
                              									and Kurbel eine rotirende Bewegung annimmt, bildet seit vielen Jahren den Gegenstand
                              									zahlreicher Erfindungen und auch in der Neuzeit werden die Versuche, eine allen
                              									Anforderungen entsprechende Lösung derselben herbeizuführen, mit Beharrlichkeit
                              									fortgesetzt.
                           Ein grosser Theil der in Ausführung gekommenen rotirenden Motoren leidet an dem
                              									Uebelstande, weil aus zu vielen Einzeltheilen bestehend, fortwährende und
                              									kostspielige Reparaturen im Gefolge zu haben, während bei anderen, einfacher
                              									construirten Motoren häufig ein zu grosser Theil der entwickelten Arbeit durch
                              									Reibung verloren geht, oder aber die Expansion des Dampfes wird nur in
                              									unvollkommener Weise ausgenutzt. Bei einer dritten Art von rotirenden Maschinen sind
                              									die behufs Aenderung der Umlaufsbewegung angeordneten, ganz ungewöhnlichen und
                              									verwickelt ausgeführten Hilfsvorrichtungen oft die Ursache unerwünschter
                              									Betriebsstörungen. Schliesslich spricht auch die Bedienung rotirender Maschinen
                              									gegenüber derjenigen mit geradliniger Bewegung zuweilen nicht zu Gunsten der
                              									ersteren.
                           Wie Revue industrielle, 1891 S. 201, mittheilt, haben
                              									die Ingenieure Paul und August
                                 										Dou im J. 1885 einen rotirenden Motor erfanden, dessen Construction bereits
                              									in der damaligen Zeit Aufsehen erregte und welcher von dem Constructeur P. Sartre unter Beibehaltung des Grundgedankens
                              									derartig umgebaut worden ist, dass er nunmehr weitgehenderen Anforderungen genügt
                              									und bezüglich des Dampfverbrauches den Vergleich mit jedem anderen schnell laufenden
                              									Motor von derselben Leistungsfähigkeit aushält.
                           Denkt man sich (Fig. 1) eine Gerade AB von constanter Länge durch den festen Punkt P gelegt, während ihre Mitte M einen Kreis um den Mittelpunkt C vom
                              									Halbmesser CP beschreibt, so ist der geometrische Ort
                              									der Punkte A und B eine
                              									Conchoide des Kreises CP in Bezug auf den Punkt P des Umfanges von diesem Kreise.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 155Fig. 1.Dou's Motor von Sartre. Wir nehmen an, dass die auf diese Weise gekennzeichnete Curve den
                              									aufrechten Durchschnitt eines Cylinders darstellt, der parallel mit seinen
                              									Erzeugenden durch eine Welle geht, deren Querschnitt dem um den Mittelpunkt P geschlagenen Kreise PO
                              									entspricht, welcher mit der Conchoide im Punkte O eine
                              									gemeinschaftliche Berührende besitzt, und ferner, dass die Gerade AB den Querschnitt einer rechteckigen Metallplatte
                              									bildet, welche in einem quer zur Längsrichtung der Welle angebrachten Schlitze
                              									sorgfältig eingepasst ist; ferner setzen wir voraus, dass die Wandung des Cylinders
                              									in A mit einer schmalen Oeffnung versehen und von B' bis E vollständig
                              									durchbrochen ist.
                           Bringt man die Oeffnung A mit einem Dampfkessel,
                              									Behälter mit comprimirter Luft o. dgl., die Oeffnung B'E dagegen mit der Atmosphäre oder einem Condensator in Verbindung und
                              									dreht den flachen Kolben AB etwas in der Richtung des
                              									Pfeiles f, so strömt der durch die Oeffnung A eintretende Dampf hinter denselben in den Raum V, welcher bei der Weiterbewegung des Kolbens immer
                              									grösser und grösser wird, bis schliesslich der Punkt A
                              									desselben nach B bezieh. B
                              									nach A gekommen ist; hat der Kolben zufolge der
                              									erlangten Geschwindigkeit diese Stellung passirt, so kommt der frische Kesseldampf,
                              									da der Kolben in demselben Sinne seine Drehbewegung fortsetzt, auf seiner anderen
                              									Seite zur Wirkung. Es lässt sich die Dampfeinströmung deshalb als eine
                              									ununterbrochene bezeichnen, da sie nur während der kurzen Zeitdauer, innerhalb
                              									welcher der Kolben die Oeffnung A bedeckt, aufhört.
                              									Geht der Kolben AB aus der Stellung AB in diejenige A1B1 über, so wirkt der vordem auf den Kolben mit
                              									voller Spannung wirksam gewesene Dampf weiter durch Expansion, während gleichzeitig
                              									auf der anderen Kolbenseite das bereits erwähnte Einströmen frischen Kesseldampfes
                              									stattfindet. Sobald der Kolben die Stellung A1B1 überschritten hat, beginnt, um eine Compression
                              									des expandirten Dampfes zu verhindern, die Ausströmung desselben.
                           Die Conchoide des oben genannten Kreises ist als Type derjenigen Curven zu
                              									betrachten, welche der Bedingung Genüge leisten, einem Kolben von absolut genauer
                              									Länge AB, der durch einen festen Punkt P geht, zu entsprechen; die erstere Bedingung ist, wie
                              									wir weiter unten sehen werden, für das gute Functioniren der Maschine von grosser
                              									Wichtigkeit.
                           Besondere Vortheile bietet es, den Kreis OP durch eine
                              									Ellipse (Fig. 2) zu ersetzen; man erhält dann bei
                              									entsprechender Wahl der Dimensionen der beiden Achsen der Ellipse, sowie der halben
                              									Kolbenlänge a = AM = MB eine Conchoide, deren Krümmungshalbmesser im Punkte
                              										O gleich dem Halbmesser der Welle OP ist, demnach seinen Mittelpunkt ebenfalls in P hat, wodurch ein besonderes Gleitstück an dieser
                              									Stelle unnöthig wird, was z.B. für eine Pumpe vollständig ausreicht.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 155Fig. 2.Dou's Motor von Sartre. Die Anzahl der entweder geometrisch bestimmten oder willkürlich
                              									aufgezeichneten Curven, welche den vorgenannten Bedingungen entsprechen und deren
                              									Wahl sich je nach den Anforderungen richtet, welche der Motor erfüllen soll, ist
                              									eine unendlich grosse; alle diese Curven haben indess höchstens eine einzige durch
                              									den Punkt P gehende Symmetrieachse. Es ist leicht
                              									einzusehen, dass diejenigen Curven, welche zwei Symmetrieachsen besitzen, der
                              									vorerwähnten Bedingung bezüglich der Beständigkeit der Länge AB nicht zu genügen vermögen. Es ist z.B. unmöglich, 
                              									im Innern einer Ellipse (Fig. 3) einen Punkt P zu finden, derart, dass alle durch denselben gelegten
                              									Sekanten dieselbe Länge besitzen; es gibt allerdings zwei grosse Sekanten
                              									(diejenigen, welche parallel zu den Diagonalen des die Ellipse einschliessenden
                              									Rechteckes sind) mit der Länge \frac{a^2+b^2}{a}, welche indess
                              									stets grösser als die Länge 2b der kleinen Achse
                              									ist.
                           Der Grundgedanke der Maschine nach System Dou beruht in
                              									der Verwendung der Conchoiden für den Cylinderquerschnitt, und es ist ihr gutes
                              									Functioniren wohl hauptsächlich hierauf zurückzuführen; indess zeigen diese
                              									Maschinen noch andere, nicht minder werthvolle Einzelheiten, welche namentlich das
                              									sparsame Arbeiten derselben gewährleisten und in der Anordnung der Ein- und
                              									Ausströmöffnungen für den Dampf bestehen.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 156Fig. 3.Sartre's Motor. Wir haben oben bereits bemerkt, dass sich die Expansion des Dampfes auf
                              									der einen Kolbenseite in derselben Zeit vollzieht, wo die andere Kolbenseite
                              									frischen Kesseldampf erhält, und zwar erfolgt dies ohne Zwischenschaltung irgend
                              									welcher Steuerungsorgane.
                           Die Erfinder haben diese Expansion als natürliche bezeichnet, im Gegensatze zu der in
                              									allen sonstigen Maschinen vor sich gehenden künstlichen Expansion, welche mit Hilfe
                              									selbsthätiger Abschlussorgane o. dgl. erreicht wird. Es ergeben sich hieraus zwei
                              									wichtige Vortheile: Beträchtliche Dampfersparniss und Regelmässigkeit der
                              									Umdrehungsbewegung. Die Expansion ist nicht sehr bedeutend, genügt indess bei den
                              									sehr kleinen mit niedrigem Drucke arbeitenden Maschinen, welche auf diese Art ohne
                              									Zwischenschaltung irgend welcher Hilfsmechanismen zu Maschinen mit fester Expansion
                              									werden, vollständig.
                           Wir kommen später auf die Mittel, welche dazu dienen, die Expansionsperiode zu
                              									verlängern, wieder zurück.
                           Die Abbildungen Fig. 4
                              									und 5 zeigen den Längs-
                              									und Querschnitt einer eincylindrigen Maschine von 60 mm Kolbenlänge, welche
                              									Dimension als Modul für derartige Maschinen anzusehen ist; es stellt dies die Länge
                              									der Linie AB = 2a vor. Die
                              									Maschinen werden als quadratische, wenn die innere Länge l des Cylinders ebenfalls = 2a, und als
                              									verlängerte oder verkürzte bezeichnet, je nachdem l
                              									grösser oder kleiner als 2a gehalten ist.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 156Sartre's rotirende Maschine nach Dou's System. Der Querschnitt des Cylinders ist eine Kreisconchoide. Die Einströmöffnung
                              										A bildet einen engen Spalt, welcher so weit an die
                              									Berührungsstelle zwischen Welle und Cylinder herangerückt ist, dass hier nur noch
                              									ein zwischengeschaltetes Gleitstück O behufs dichten
                              									Abschlusses der Welle im Cylinder Platz findet; der Spalt ist zur Erhöhung der
                              									Festigkeit der Cylinderwandung und um die Führung des Kolbens, wenn dieser vor der
                              									Einströmöffnung steht, zu sichern, wie aus Fig. 4 ersichtlich, nach
                              									dem Inneren des Cylinders zu durch eine Wand in zwei Oeffnungen zerlegt. Das
                              									Gleitstück O wird entweder durch eine Feder oder durch
                              									den Dampf selbst auf die Welle gepresst.
                           Die Ausströmung des wirksam gewiesenen Dampfes beginnt in dem Augenblicke, wo das
                              									Volumen der treibenden Flüssigkeit seinen grössten Werth erreicht hat; die
                              									Ausströmöffnung ist aus demselben Grunde wie die Einströmöffnung nach dem Inneren
                              									des Cylinders zu durch Längs- und Querwandungen in mehrere Abtheilungen zergliedert.
                              									Der in einem rechteckigen Schlitz der Welle genau eingepasste Kolben P besteht aus einer entsprechend geformten Stahlscheibe
                              									mit gut abgerichteten und genau im Winkel gearbeiteten Flächen, wodurch ein dichtes
                              									Anliegen derselben an die Cylinderendflächen erreicht wird. Behufs Abdichtung des
                              									Kolbens an dem cylindrischen Theile sind gelenkige Schuhe ab aus gehärtetem Stahl angeordnet, welche, T-förmig gestaltet, mit ihrem
                              									mittleren Schenkel in Schlitzen zweier cylindrischer Rollen liegen, die in
                              									entsprechende Vertiefungen der beiden Kolbenenden genau eingepasst sind und sich in
                              									diesen leicht drehen lassen. Die Gleitflächen der T-förmigen Schuhe sind nach der
                              									grössten Krümmung des Cylinders abgerundet, damit dieselben, wenn nicht mit der
                              									vollständigen Oberfläche, so doch wenigstens stets in zwei Punkten mit der
                              									Cylinderwandung in Berührung bleiben; sie werden, wie auch die Abbildung erkennen
                              									lässt, durch den gespannten Dampf selbst in geschlossener Stellung gehalten, wodurch
                              									auch ein stetes Anliegen derselben an die Cylinderwandung bei eintretenden
                              									Abnutzungen in Folge Verschiebung der mittleren Stege in ihren Schlitzen erreicht
                              									wird. Der Kolben kann sich demnach um ein Geringes verlängern oder verkürzen und man
                              									könnte daraus schliessen, dass eine constante Länge der Sekanten AB nicht gerade absolute Bedingung für ein gutes
                              									Functioniren des Motors zu sein braucht. Angestellte Versuche haben indess ergeben,
                              									dass, wenn man dem Kolben ein geringes Spiel gestattet, sich bei der bedeutenden
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit desselben ein fortwährendes Klappern der Schuhe bemerkbar
                              									macht, welches den Molekularzustand des Metalles schnell verändert und das baldige
                              									Defectwerden der Schuhe befürchten lässt. Aus diesem Grunde ist es unbedingt
                              									nothwendig, nur solche Curven für den Cylinderquerschnitt in Anwendung zu bringen,
                              									welche einer genau constanten Länge des Kolbens entsprechen.
                           Betrachtet man einen Querschnitt der Maschine (Fig. 6 und 7), in welchem der Kolben
                              									nur durch eine einfache gerade Linie AB angedeutet ist,
                              									und geht man von der Stellung AB (Fig. 6) aus, welche dem
                              									Beginne der Admission auf der einen Kolbenseite und demjenigen der Expansion auf der
                              									anderen Kolbenseite entspricht, so lässt sich die von der Maschine entwickelte
                              									Arbeit durch Rechnung wie folgt ermitteln:
                           Bezeichnet:
                           
                              P die Anfangsspannung,
                              V = v + v' das
                                 										in den Cylinder übergeführte hochgespannte Dampfvolumen,
                              V1 = v' + u
                                 										dasselbe Dampfvolumen nach der Expansion,
                              P1 die dem Volumen V1 entsprechende Dampfspannung und
                              P' die mittlere Austrittsspannung
                                 										des Dampfes (bei Maschinen ohne Condensation P' = 1
                                 										at),
                              
                           so wirkt der den Raum v
                              									einnehmende Dampf, wenn der Kolben aus der Stellung AB
                              									in diejenige A'B' übergeht, mit voller Spannung,
                              									während der auf der anderen Kolbenseite wirksam gewesene Dampf, welcher den Raum V = v + v' erfüllte, sich gleichzeitig in dem Raume V1 ausdehnt. Die
                              									Leistung der bewegenden 
                              									Kraft auf den Kolben drückt sich demnach aus durch: Pv + Arbeit der Expansion, und wenn der Dampf trocken bleibt, durch:
                           
                              P_v+P\,V\,log\,nat\,\frac{V_1}{V},
                              
                           unter Berücksichtigung der Condensation während der Expansion
                              									dagegen durch:
                           
                              P_v+P\,V\,(1-0,07\,\lambda)\,log\,nat\,\frac{V_1}{V}\,(1-0,07\,\lambda)
                              
                           mit
                           
                              \lambda=\frac{log\,V_1-log\,V}{log\,2}
                              
                           Die Widerstandsarbeit beträgt P'u.
                           Geht der Kolben aus der Stellung A'B' in diejenige A1B1 (Fig. 7) über, so beträgt
                              									die Leistung der bewegenden Kraft Pv' und die
                              									Widerstandsarbeit P'r', wenn die Gegenpressung gleich
                              									der mittleren Spannung des Auspuffdampfes gesetzt wird. Dies lässt sich bei allen
                              									langsamer gehenden Maschinen, auch solchen mit massigen Geschwindigkeiten (unter 300
                              									Umdrehungen in der Minute) annehmen, denn es wird bei diesen Maschinen der Cylinder,
                              									wenn er mit der Atmosphäre in Verbindung gebracht wird, die Spannung derselben fast
                              									augenblicklich, d.h. während einer Zeit, die einer nur unbedeutenden Ortsveränderung
                              									des Kolbens entspricht, annehmen.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 157Sartre's Motor. Auf diese Voraussetzung stützen sich auch die zur Berechnung der
                              									Leistungen von gewöhnlichen Maschinen dienenden Formeln; für sehr schnell laufende
                              									Maschinen können die letzteren indess keine Verwendung finden, da hier die
                              									Geschwindigkeit des Kolbens zu bedeutend ist; bewegt sich der letztere z.B. mit 1000
                              									Umdrehungen in der Minute, so braucht er, um aus der Stellung A'B' in diejenige A1B1 zu gelangen, nur ungefähr 1/50 Secunde. Es
                              									wirkt demnach während dieses Stellungswechsels nicht die atmosphärische Spannung P' der Bewegung des Kolbens entgegen, sondern die
                              									Spannung einer vom Anfangsdrucke P1 bis zum Enddrucke P'
                              									expandirenden Dampfmenge. Diese Expansion vollzieht sich, während der Kolben aus A1B1 in die Stellung A2B2 geht, demnach einen
                              									Winkel α beschreibt, einem Volumen v'α entsprechend, während, wenn der Kolben sich einem
                              									Volumen u' entsprechend bewegt, die Gegenpressung stets
                              										P' und die Widerstandsarbeit P'u' beträgt.
                           
                              
                                 Es sei:
                                 l die Länge des Cylinders,
                                 
                              
                                 
                                 2a = AB die constante Länge des
                                    											Kolbens,
                                 
                              
                                 
                                 R der Halbmesser der Welle im Inneren des
                                    											Cy-
                                 
                              
                                 
                                 linders,
                                 
                              
                                 
                                 r der Halbmesser des idealen Kreises
                                    											(Directrix
                                 
                              
                                 
                                 der Conchoide),
                                 
                              
                           dann hat man:
                           
                              v'\,\alpha=\frac{l}{2}\,[(a^2+2\,r^2-R^2)\,\alpha+4\,a\,R\,(1-cos\,\alpha)-2\,r^2\,sin\,\alpha\,cos\,\alpha-2\,e\,(a-R+2\,r\,sin\,\alpha)]
                              
                           α ist annähernd bestimmt durch
                           
                              1+cos\,\alpha=\frac{10}{n''\,\sqrt{P_1-P'}}
                              
                           worin u'' die Anzahl der
                              									Umdrehungen in der Secunde bedeutet.
                           Die Widerstandsarbeit beträgt:
                           
                              P_1\,v'\,\alpha\,(1-0,07\,\lambda')\,log\,nat\,\frac{P_1}{P'}\,(1-0,07\,\lambda')
                              
                           mit
                           
                              \lambda'=\frac{log\,P_1-log\,P'}{log\,2}
                              
                           und die theoretische Totalarbeit (indicirte Arbeit) für eine
                              									Umdrehung:
                           
                              T_i=20\,{P\,V\,\left[1+(1-0,07\,\lambda)\,log\,nat\,\frac{V_1}{V}\,(1-0,07\,\lambda')\right]
                              
                           
                              -P'\,(u+u')-P_1\,v'\,\alpha\,(1-0,07\,\lambda')\,log\,nat\,\frac{P_1}{P'}\,(1-0,07\,\lambda')
                              
                           u' = v' – v'α kann positiv oder negativ sein.
                           Sehr sorgfältige, mittels Prony'schen Zaumes an einer
                              									Maschine von 120/120 mm angestellte Bremsversuche ergaben die nachstehend
                              									ersichtlichen Mittelwerthe; die Maschine hatte eine verhältnissmässig grosse
                              									Einströmöffnung, arbeitete demnach mit nur geringer natürlicher Expansion.
                           
                              
                                 Admissionsspannung:
                                 2,5 at
                                 5,5 at
                                 
                              
                                 Anzahl der Umdrehungen in der Stunde n
                                 50295
                                 45072
                                 
                              
                                      „       „            „           „    „  Minute n'
                                   838,25
                                     751,20
                                 
                              
                                      „       „            „           „    „  Secunde n''
                                     13,971
                                       12,520
                                 
                              
                                 Länge des Bremshebels in m
                                     1,05
                                       1,05
                                 
                              
                                 Aufgelegte Gewichte in k
                                     2,300
                                       3,00
                                 
                              
                                 Gebremste Arbeit in der Secunde Tf in mk
                                     212
                                     247,9
                                 
                              
                                 
                                 = 2,83 
                                 = 3,31 
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch in der Stunde in k
                                     88
                                     169
                                 
                              
                                             „            für die gebremste  in k
                                     31,100
                                      51
                                 
                              
                                 Indicirte Arbeit in der Secunde Ti in mk
                                     295,6
                                     347,6
                                 
                              
                                 
                                 = 3,94 
                                 = 4,63 
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch für die indicirte  und    Stunde in k
                                     22,330
                                     36,363
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad \frac{T_f}{T_i}
                                     0,718
                                     0,713
                                 
                              
                           Man sieht aus dieser Tabelle, dass das Verhältniss der effectiven zur indicirten
                              									Leistung ziemlich dasselbe bleibt, der ökonomische Wirkungsgrad dagegen, d.h. das
                              									Verhältniss der entwickelten Arbeit zum Dampfverbrauche sich bei einer Steigerung
                              									der Dampfspannung nicht unwesentlich vermindert, weshalb es angezeigt erscheint, die
                              									eincylindrigen Maschinen nur mit niederen Dampfspannungen zu betreiben.
                           Es ist durch diese Versuche ferner festgestellt, dass die rotirenden Maschinen nach
                              									System Dou, wenn sie mit Niederdruckdampf betrieben
                              									werden, welcher entweder in geeigneten Kesseln erzeugt wird, oder aber durch
                              									Expansion des Dampfes aus Hochdruckkesseln entsteht, nicht mehr Dampf verbrauchen,
                              									als die kleinen Maschinen gewöhnlicher Construction aller Systeme.
                           Die natürliche Expansion kann höchstens den Betrag 16/9 erreichen; bei der oben beschriebenen
                              									Maschine beträgt sie nur 1,23, also kaum 5/4, was indess für kleine, häuslichen Zwecken
                              									dienende Maschinen vollständig genügt.
                           Eine längere Expansion des Dampfes lässt sich entweder mit Anwendung eines
                              									selbsthätigen Mechanismus oder durch eine stufenweise Expansion des Dampfes in
                              									mehreren Cylindern erreichen.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 157Fig. 8.Sartre's Motor mit dreifacher Expansion. Das erstere Mittel kann mit Leichtigkeit überall da in Anwendung gebracht
                              									werden, wo man das an und für sich schon geringe Gewicht der Maschine auf ein
                              									Minimum zu bringen wünscht; der diesem Zwecke dienende Expansionsapparat zeichnet
                              									sich durch eine äusserst einfache Construction aus.
                           Ordnet man hinter einer Maschine Dou, auf derselben
                              									Achse noch eine zweite, entsprechend grösser dimensionirte Maschine gleicher
                              									Construction an, so erhält man einen Motor (Fig. 8)
                              									mit dreifacher Expansion (Volldruck und erste Expansion im ersten Cylinder, zweite
                              									und dritte Expansion im zweiten Cylinder); die mit derartigen Maschinen angestellten
                              									Versuche haben ergeben, dass bei demselben Dampfquantum wie bei der
                              									Eincylindermaschine die entwickelte Leistung einen nahezu doppelten Werth
                              									erreicht.
                           Mit z.B. 2,5 at Admissionsspannung ergab sich eine effective Leistung von ungefähr 5
                              									, entsprechend einem Dampfverbrauche von ungefähr 18 k für die effective ff.
                              									Hat man höhere Spannungen zur Verfügung, so kann man an den zweiten Cylinder noch
                              									einen dritten oder selbst einen vierten Cylinder anreihen, deren Kolben dann
                              									sämmtlich auf derselben Welle 
                              									befestigt sind, und erhält so eine 5fache bezieh. 6fache Expansion.
                           Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Aneinanderreihung mehrerer Cylinder mit
                              									gemeinschaftlicher Welle die Verwendung derartiger Maschinen namentlich für
                              									Schiffsfahrzeuge sehr empfehlenswerth macht; in solchen Fällen besitzen die
                              									Maschinen selbstverständlich noch eine Umsteuerungsvorrichtung.
                           Die kleinen eincylindrigen Motoren mit natürlicher Expansion eignen sich besonders
                              									für die Zwecke der immer mehr im Wachsen begriffenen Hausindustrie, wenn sie in
                              									einfacher Weise mit einem kleinen unexplodirbaren Dampfkessel, Behälter mit
                              									comprimirter Luft o. dgl., auf gemeinschaftlicher Grundplatte befestigt sind; auch
                              									gestatten diese Motoren, wie alle rotirenden Maschinen, eine directe Verbindung mit
                              									irgend welchen Arbeitsmaschinen (Dynamo, Ventilator, Drehbank u. dgl.), da sie mit
                              									den hier gewöhnlich vorkommenden Geschwindigkeiten ihre Arbeit verrichten, wodurch
                              									Zwischenübertragungen und durch diese entstehende Arbeitsverluste vollständig in
                              									Wegfall kommen.
                           Es können ferner bei diesen Maschinen die mit dem Nichtöffnen der Ablasshähne
                              									gewöhnlicher Maschinen, verknüpften Uebelstände keineswegs eintreten, da sich hinter
                              									dem Kolben derselben niemals ein geschlossener Raum befindet; auch kann das Ablassen
                              									von Condenswasser aus dem Cylinder, ohne dass Unfälle zu befürchten sind, erst nach
                              									dem Ingangsetzen der Maschine vorgenommen werden.
                           Der einzige Uebelstand, welcher den Maschinen anhaftet, besteht darin, dass dieselben
                              									nicht schnell genug zum Stillstande gebracht werden können; eine zu heftige
                              									Unterbrechung der Bewegung führt sehr leicht eine Verdrehung oder Zerstörung der
                              									Gleitschuhe herbei, was bedeutende Betriebsstörungen im Gefolge haben kann; um
                              									dieses zu verhüten, hat man das Einströmventil durch eine Schraube verstellbar
                              									angeordnet, so dass nur ein allmähliches Schliessen desselben möglich ist.
                           Die Dampfmaschine lässt sich schliesslich durch einfache Hinzufügung eines
                              									Mischapparates und Zünders auch in eine Gasmaschine umwandeln, welche bei jeder
                              									Wellenumdrehung zwei Antriebe gibt; diesbezügliche Versuche sind noch nicht zu Ende
                              									geführt.
                           Der vorstehend beschriebene eincylindrige Motor läuft mit einer Geschwindigkeit bis
                              									zu 4000 Umdrehungen in der Minute; der vortheilhafteste Betrieb ergibt sich indess
                              									nach praktischen Erfahrungen, wenn der Motor innerhalb der Grenzen von 500 bis 1500
                              									Umdrehungen seine Arbeit verrichtet.
                           Nicht nur bietet die Aufstellung und der Abbruch des Motors keinerlei Schwierigkeit,
                              									sondern es kann auch jeder einigermaassen befähigte Maschinist leichtere Reparaturen
                              									vornehmen und nach Bedürfniss Einzeltheile desselben ersetzen.
                           P. Sartre hat die Maschine in verschiedenen Ausführungen
                              									anfertigen lassen, und es dürfte noch von Interesse sein, anzuführen, dass das
                              									kleinste Modell eines derartigen Motors, welcher mit einer Geschwindigkeit von 900
                              									minutlichen Umdrehungen mittels Riemen einen mit 4500 Touren laufenden
                              									Schmiedeventilator betreibt, der hierzu eine Leistung von 1,5  erfordert,
                              									noch nicht 16 k wiegt und ein 14 k schweres Schwungrad trägt.
                           Die Maschinen werden mit oder ohne Dampfmantel und für dieselbe Umlaufbewegung oder,
                              									wie bereits bemerkt, auch mit Umsteuerungsvorrichtung angefertigt.
                           
                              
                                 Fr.