| Titel: | Redier's registrirende Barometer. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 205 | 
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                        Redier's registrirende Barometer.
                        Mit Abbildungen.
                        Redier's registrirende Barometer.
                        
                     
                        
                           I. Das registrirende Quecksilberbarometer. Bei diesem
                              									wird der Bleistift oder die Feder nicht durch die Quecksilbersäule selbst, sondern
                              									durch ein Uhrwerk bewegt, welches je nach dem Steigen oder Sinken des Barometers
                              									rechts oder links sich dreht und so eingerichtet werden kann, dass die Bewegung der
                              									Quecksilbersäule verdoppelt bis verzehnfacht wird. Nach dem Berichte des Génie civil, S. 651, ist das wesentliche Organ dieses
                              									in Fig. 1 in
                              									perspectivischer Ansicht dargestellten Instrumentes ein Heberbarometer BB von möglichst grossem Durchmesser der
                              									Quecksilbersäule. Der kürzere Schenkel nimmt einen Schwimmer mit einer dünnen Stange
                              										U aus leichtem Metall auf. Letztere wirkt auf einen
                              									ebenfalls äusserst leichten Winkelhebel ZY, dessen
                              									einzige Function darin besteht, mit seinem Ende Y den
                              									leichten Windflügel d eines Räderwerks bald auszulösen,
                              									bald zu hemmen. Unter dem Einflüsse eines eigenthümlichen, unten näher zu
                              									beschreibenden Mechanismus läuft dieses Räderwerk, je nach dem Steigen oder Sinken
                              									des Barometers, rechts oder links, und bewegt mittels des um eine Rolle P geschlungenen Fadens den Bleistift oder die Feder
                              									gleichfalls rechts oder links. So kommt es, dass letztere auf dem durch die
                              									Gewichtsuhr M bewegten breiten Papierbande NN den Barometerstand in einer fortlaufenden Curve
                              									graphisch darstellt. Wie man sieht, hat das Barometer selbst nur eine 
                              									äusserst leichte Arbeit zu verrichten, während das zugehörige Uhrwerk die
                              									Aufzeichnung des Barometerstandes besorgt.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 206Redier's registrirendes Barometer.Fig. 2 veranschaulicht
                              									den Uhrwerksmechanismus, dessen Räder der besseren Uebersicht wegen in einer Linie
                              									über einander liegend dargestellt sind. Die Achse A
                              									trägt zwei Doppelräder B und C, jedes mit gewöhnlicher und conischer Verzahnung, wovon B lose auf der Achse sitzt und durch das Zwischenrad
                              										T von dem Federhaus L
                              									aus angetrieben wird. Beide Räder bilden mit dem zwischen ihnen spielenden conischen
                              									Rade S einen Differentialmechanismus. Das Doppelrad C wird mittels des Rades S
                              									durch das Gewicht P1
                              									getrieben, welches an den über die Rolle P gewickelten
                              									Faden F befestigt ist, und hat den Zweck, das kleine
                              									Räderwerk abc in Thätigkeit zu setzen. Letzteres kommt
                              									unter Bedingungen, von denen weiter unten die Rede sein wird, jedesmal beim Sinken
                              									des Barometers in rapide Umdrehung. Von dem Federhaus L
                              									wird ein zweites Rädersystem efgh in Gang gesetzt,
                              									welches in eine Ankerhemmung endigt und acht Tage geht. Dieses Werk hat die
                              									Bestimmung, das mittels des Fadens F auf die Rolle P wirkende Gewicht aufzuziehen. Zur näheren Erläuterung
                              									dieses Vorganges dient die in grösserem Maasstabe dargestellte Ansicht Fig. 3. An der Achse des Differentialmechanismus sitzt
                              									ausserhalb des Uhrgehäuses ein Rad V (Fig. 2 und 3), welches in eine Zahnstange J greift. Diese Zahnstange trägt einen um X
                              									drehbaren Winkelhebel YXZ, dessen unteres Ende Y den Windflügel d
                              									anzuhalten hat, während das Ende Z sich auf die Stange
                              										U des Schwimmers (Fig. 1 und 3) stützt. Die Wirkungsweise des Ganzen ist nun
                              									folgende.
                           Nachdem das Federhaus aufgezogen ist, wird ein Gewicht an dem um die Rolle P geschlungenen Faden F
                              									befestigt. Die Hemmung E kommt in Gang, und mit dem
                              									Federhaus drehen sich durch Vermittelung des Zwischenrades T die Räder B und S (Fig. 2),
                              									sowie die Achse A des Differentialwerks nebst der Rolle
                              										P, alle nach gleicher Richtung, Der Faden wird
                              									somit angezogen und nimmt den Bleistift R (Fig. 1) im Sinne des
                              									Steigens des Barometers mit. Zugleich senkt sich aber auch die Zahnstange mit der
                              									Achse X des Winkelhebels, und da sich das Hebelende Z gegen die Schwimmerstange U anlehnt, so wird der Windflügel frei und das Räderwerk kommt in Gang.
                              									Das an F befestigte Gewicht bewegt nun die Rolle nach
                              									der anderen Richtung. Die Zahnstange geht daher jetzt in die Höhe und der
                              									Winkelhebel setzt mit seinem unteren Ende den Windflügel wieder in Stillstand.
                              									Solange der Barometerstand sich gleich bleibt, oscillirt die Rolle P beständig zwischen Steigen und Fallen um eine nicht
                              									wahrnehmbare Grösse, und der Bleistift zieht winzige Zickzacks, die nicht einmal mit
                              									der Lupe wahrgenommen werden können.
                           Wenn das Barometer steigt, so sinkt der Schwimmer, und der Windflügel v bleibt gehemmt, bis Z
                              									sich auf U stützt; in diesem Momente wird er wieder
                              									ausgelöst. Beim Sinken des Barometers steigt U und hebt
                              										Z; der Windflügel wird frei und dreht sich unter
                              									dem Einflüsse des Gewichtes, welches die Rolle P und
                              									das zugehörige Räderwerk ab (Fig. 3) in Betrieb setzt, bis X wieder die
                              									Höhe von Z erreicht. Der Mechanismus sucht, wie man
                              									sieht, immer Z und X in
                              									wagerechter Lage zu erhalten. Die mit dem Differentialräderwerk verbundene
                              									Rolle P läuft demnach, vom Faden F gezogen, bald nach der einen, bald den Faden ziehend
                              									nach der anderen Richtung. Es ist hieraus ersichtlich, dass das Federhaus das
                              									rechtsseitige Räderwerk in Bewegung setzt und zugleich das Gewicht P1 aufzieht, wogegen
                              									das linksseitige Räderwerk durch dieses Gewicht in Bewegung gesetzt wird.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 206Fig. 3.Redier's registrirendes Barometer. II. Registrirendes Aneroidbarometer. Das in
                              									Vorstehendem beschriebene Quecksilberbarometer soll zwar, was seine Leistungen
                              									betrifft, nichts zu wünschen übrig lassen, seine Anwendung ist jedoch des hohen
                              									Preises wegen eine beschränkte. Redier hat daher für
                              									meteorologische Stationen, für die Marine u.s.w. ein neues auf dem Aneroidprincip
                              									beruhendes Barometer construirt. Dieses Instrument ist gleichfalls sehr genau, dabei
                              									leicht transportabel, bequem zu behandeln und bedeutend billiger. Die Kapsel
                              									desselben wirkt auf einen Zeiger, bei welchem das Schleifen der Feder auf dem Papier
                              									dadurch vermieden ist, dass alle 20 Minuten ein leichter Hammer einen Schlag auf
                              									dieselbe führt, wodurch auf dem vorübergleitenden Papierbande ein Punkt entsteht.
                              									Die sehr nahe an einander liegenden Punkte bilden dann eine Curve. Der Cylinder,
                              									welcher alle sieben Tage eine Umdrehung macht, wird durch ein in seinem Inneren
                              									befindliches Uhrwerk bewegt; er trägt seitwärts ein Excenter mit zwei Daumen,
                              									welches 1½ Umdrehungen in der Stunde macht. Auf diesem ruht der Stiel des Hammers,
                              									welcher in einer Stunde dreimal auf die Schreibfeder schlägt. Der obere Theil des
                              									Instrumentes ist um eine Achse drehbar, und nichts ist daher leichter, als die Feder
                              									zu reinigen und sie von neuem mit Tinte zu füllen. Um das Auswechseln des
                              									Papierbandes nach jeder Woche zu vermeiden, ist Redier
                              									auf den Gedanken gekommen, die Feder auf ein Blatt transparenten Celluloides, unter
                              									welches das carrirte Papier geleimt ist, punktiren zu lassen.