| Titel: | M. D. Allen's Schmiedepresse. | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 216 | 
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                        M. D. Allen's Schmiedepresse.
                        Mit Abbildungen.
                        Allen's Schmiedepresse.
                        
                     
                        
                           M. D. Allen in Sheffield hat wie Stahl und Eisen Nr. 11 vom November 1891 aus einem Vortrage des Erbauers,
                              									gehalten auf der Versammlung des Iron and Steel Institute vom 7. October l. J.
                              									mittheilt, eine Schmiedepresse erläutert, welche mehrere bemerkenswerthe
                              									Eigenthümlichkeiten zeigt.
                           Die Allen'sche Presse soll möglichst unabhängig von der
                              									Geschicklichkeit des Arbeiters gemacht werden und durch ihre Einrichtung soll die
                              									parallele Bewegung der arbeitenden Stücke möglichst gesichert sein. Die Druckpumpe
                              									und der Presscylinder stehen in directer und ständiger Druckwasserverbindung. Es
                              									sind weder Zwischenventile vorhanden, noch hat die Pumpe irgend ein Klappenventil;
                              									letztere drückt einfach das Wasser ihres Cylinders direct in den Presscylinder und
                              									nimmt dasselbe beim Rücklauf wieder auf; somit hebt und senkt der Presskolben sich
                              									gleichzeitig mit jedem Hub der Pumpe.
                           Kopf- und Bodentheile des Rahmens AA (Fig. 1) bestehen je aus zwei Gussstücken, welche durch
                              									Bolzen und Stahlbänder zusammengehalten werden. Die Säulen BB sind hohl, haben oben und unten ringförmige Ansätze, welche in
                              									entsprechende Nuthen der Rahmen passen. Der Presscylinder D wird durch den oberen Rahmen, der Ambossblock durch den unteren Rahmen
                              									gehalten. Um die Cylinder sind zur Verstärkung Stahlschrumpfbänder gezogen. Der
                              									Presskolben E ist oben mit einem starken Schaft
                              									versehen, der durch den oberen Cylinderdeckel geht und zur Führung dient.
                           F ist ein Dampfcylinder mit Kolben, dessen Stange
                              									mittels des Kreuzkopfes G, der zur Verhütung
                              									unbeabsichtigter Drehungen in Führungen geht, an dem Schaft des letzteren befestigt
                              									ist.
                           Die beiden Kolben HH der Druckpumpe arbeiten in den
                              									entgegengesetzten Enden des offenen Pumpenstiefels I.
                              									Beide Druckkolben werden durch das dreifache Kurbelsystem J bewegt, wobei die mittlere Kurbel dem der Kurbelwelle nächstgelegenen
                              									Kolben, und die beiden seitlichen Kurbeln dem weitergelegenen Kolben Bewegung
                              									verleihen. Da die mittlere Kurbel unter 180° gegen die beiden seitlichen versetzt
                              									ist, so sind alle einseitige Spannungen zwischen Kurbelwelle und Pumpe
                              									vermieden.
                           Die erwähnte offene Verbindung zwischen dem Pump- und dem Presscylinder wird durch
                              									die Röhre K bewirkt, und muss der Presskolben bei jeder
                              									Umdrehung der Kurbel eine auf- und abwärts gehende Bewegung machen, wobei die
                              									Aufwärtsbewegung durch den Dampfkolben bewirkt wird, denn dieser hebt den
                              									Presskolben beim Rückhub und drückt das Wasser in die Pumpe so schnell zurück, als
                              									deren nunmehr aus einander laufende Kolben dies gestatten. So lange also die Menge
                              									des Presswassers unverändert bleibt, wird der Presskolben in derselben Entfernung
                              									vom Amboss auf und ab gehen und kann er alsdann nur Arbeit, die dieser Dimension
                              									genau entspricht, verrichten. Um die verschiedenen Anforderungen der unter der Hand
                              									befindlichen Arbeit zu erfüllen, muss daher der Presskolben in entsprechender Weise
                              									gehoben bezieh. gesenkt werden, und ist zu diesem Behuf Druckwasser mit einer
                              									Pressung von 17,6 at verfügbar, die genügt, um nach Eintritt des Wassers in den
                              									Presscylinder den Druck im Dampfcylinder zu überwinden und den Dampf in den Kessel
                              									zurückzudrücken. Hierdurch kann der Presskolben auf jede beliebige Entfernung
                              									heruntergelassen werden, während er andererseits durch die Dampfkraft wieder gehoben
                              									wird, sobald man Druckwasser ausströmen lässt.
                           Das Ventil, das zum schnellen Zu- und Austritt des Wassers benutzt wird, besteht nach
                              									Fig. 2 aus einem cylindrischen Gehäuse mit einem, hohlen, an zwei Enden in
                              									Lederdichtung arbeitenden Kolben, der an beiden Seiten mit sehr dünnen, eingesägten
                              									Längsschlitzen versehen ist. Der Zu- oder Austritt des Wassers erfolgt durch die
                              									Schlitze, indem der Ventilkörper in der Längenrichtung fortbewegt wird, bis diese
                              									die Lederdichtung überschritten haben; die eine Schlitzreihe ist für den
                              									Wassereinlass, die andere für den Auslass, L ist das
                              									durchbohrte und mit den Lederdichtungen versehene Gehäuse, M ist der Eintritt, N der Austritt und O der Anschlusskanal an die Röhre K. Der Ventilkörper hat im Gehäuse einiges Spiel und
                              									ist leicht seitlich bewegbar. Er ist hohl und in der Mitte durch eine Scheidewand
                              									getrennt, so dass auf jeder 
                              									Seite ein becherförmiger Hohlraum entsteht; durch die Seitenwände des letzteren
                              									sind die Schlitze geschnitten.
                           Wenn gewünscht wird, dass der Presskolben sich herunter bewegt, so muss das Ventil so
                              									weit seitlich links verschoben werden, bis die feinen Schlitze über die
                              									Lederdichtung hinaus sind und sie dadurch eine Verbindung zwischen dem Eintritt M und O bezw. der Bohre
                              										K vermittelt haben. Will man den Presskolben heben,
                              									so ist der Ventilkörper nach rechts zu bewegen und es fliesst durch die andere Reihe
                              									der Schlitze und weiter durch N Wasser ab, während der
                              									Kolben durch die Dampfwirkung niedergeht.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 217Fig. 1.Allen's Schmiedepresse. Es ist zu beachten, dass in der Zeit, während welcher die Schlitze über
                              									die Liderungen passiren, nur der niedrige Druck in Anwendung ist, und dass in dem
                              									Augenblick, in dem der Presskolben gegen das Arbeitsstück trifft, das Ventil stets
                              									in neutraler, in der Zeichnung angegebener Stellung sich befindet und dabei nur der
                              									mittlere massive und beiderseitig durch Lederliderungen abgeschlossene Theil des
                              									Ventilkörpers dem grossen Druck ausgesetzt ist.
                           Der richtige Augenblick zum Einlassen des Wassers bei Vergrösserung des Hubes ist
                              									dann, wenn die Pumpenkolben aus einander gehen, und es sollte das Ventil stets in
                              									neutrale Stellung gebracht werden, ehe die Stirnfläche des Presskolbens das
                              									Arbeitsgut angreift. Die Ventilanordnung hat sich als trefflich arbeitend erwiesen
                              									und lässt sich die Aenderung im Hub des Presskolbens mit der nothwendigen
                              									Geschwindigkeit vollziehen. Das im Gleichgewicht befindliche Ventil lässt sich
                              									leicht an einem Handgriff verstellen, der in solcher Lage sich befindet, dass man
                              									von dort die Arbeit übersehen kann.
                           Der Presskolben kann auf seine ganze Hublänge in wenig Secunden gehoben und gesenkt
                              									werden. Er kann bei jedem Hub um ein Geringes nach unten verstellt werden, wodurch
                              									man die Schmiedestücke genau zu arbeiten vermag, auch kann man die Bewegung durch
                              									Stellung des Ventils plötzlich umkehren, selbst wenn die Stirnfläche bereits mit dem
                              									Schmiedegut in Berührung ist. Durch zwei auf der Kurbelwelle der Pumpe aufgekeilte
                              									Schwungräder erhält man verstärkte Kraftwirkung.
                           Zur Verhütung eines Unfalls und zur Vermeidung zu grosser Kraftäusserung ist
                              									eine Sicherheitsvorrichtung angebracht. Sie besteht aus einem Dampfcylinder und
                              									Kolben, dessen Stange in einem kleinen hydraulischen, mit der Röhre K in ständiger Verbindung stehenden Cylinder endigt. In
                              									den Dampfcylinder wird an der, der genannten Stange entgegengesetzten Seite Dampf
                              									eingelassen und wird daher, wenn der hydraulische Druck genügend gross wird, der
                              									Dampf in die Kessel zurückgedrückt. Misst z.B. der Dampfcylinder 1500 mm Durchmesser
                              									und die Kolbenstange 150 mm, und ist der Dampfdruck 10 kg a. d. Centimeter, so
                              									entspricht diesem ein hydraulischer Druck von 100 k a. d. Centimeter an der Stange
                              									des Presscylinders, bei etwaigem Mehrdruck des Wassers wird der Dampf zurückgedrängt
                              									und dem Wasser Entlastung verschafft.
                           Die Presse besitzt einen Hub von 73 mm, der Kolbendurchmesser ist 762 mm, so dass bei
                              									einem Druck von 472 at der Gesammtdruck nach Abzug des Schaftquerschnitts rund 170 t
                              									ist. Da keine Kraft entwickelt wird, so geht mit Ausnahme des Verlustes durch
                              									Reibung keine Kraft verloren, bis die Presse in wirkliche Thätigkeit tritt. Die
                              									Presse wurde gebaut von W. & J. Galloway & Sons
                              									in Manchester; mit Ausnahme des Dampfcylinders ist sie ganz aus Stahl. Die Form und
                              									Abmessungen aller Theile haben sich fähig erwiesen, die plötzlichen und grossen
                              									Druckverhältnisse auszuhalten.
                           Der Kolben geht stets bis zu demselben Punkt herunter, gleichviel ob er 50 mm tief in
                              									einen Block eindrückt oder ob er nichts zu thun hat. Dies hat sich namentlich beim
                              									Rundschmieden gezeigt, da man das Schmiedegut nur zu drehen braucht, sobald der
                              									Kolben auf den richtigen Punkt eingestellt ist. Selbstredend muss dann alles
                              									vollkommen dicht sein, indessen sind die einzigen Verbindungen Lederliderungen, und
                              									von diesen sind nur sehr wenige vorhanden.Ueber Schmiedepressen vergl. 1891 281 * 12, 280 * 10, 279 55, 1890
                                    												276 * 554, 1889 272 * 203, 1888 267 * 342, 1887 265 * 481.