| Titel: | Zwölffacher Telegraph auf der Ausstellung zu Chicago. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 39 | 
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                        Zwölffacher Telegraph auf der Ausstellung zu
                           								Chicago.
                        Mit Abbildung.
                        Zwölffacher Telegraph auf der Ausstellung zu Chicago.
                        
                     
                        
                           Auf dem in der Ausstellung zu Chicago der französischen Verwaltung der Posten und
                              									Telegraphen zugewiesenen Raume hat auch E. Mercadier einiges
                              									ausgestellt, darunter einen zwölffachen Telegraphen. Die beiden Aemter sind auf zwei
                              									Tischen aufgestellt und durch eine künstliche Leitung (von veränderlichem Widerstand
                              									und Capacität) mit einander verbunden; jedes Amt hat zwölf Zweige oder
                              										„Schenkel“. Nach dem New Yorker Electrical
                                       												Engineer, 1893 Bd. 16 * S. 33, kommen dabei in den
                              									Gebern Stimmgabeln von der Anordnung zur Verwendung, welche E. Mercadier schon 1874 (vgl. 1874 213 99; 1875
                              										217 428) eingeführt hat. In den Empfängern dagegen
                              									arbeiten auf einen bestimmten Ton abgestimmte schwingende Körper, deren Benutzung
                              									bereits 1874 E. Gray (vgl. 1875 218 529; 1877 225 * 51) und P. La Cour (vgl. 1875 217
                              									428, 218 315), sowie 1876 T. A.
                                 										Edison angeregt haben. Die von Mercadier
                              									gewählte Gesammtanordnung ist folgende:
                           Von den zwölf verschieden gestimmten Stimmgabeln jedes Amtes wird jede durch eine
                              									besondere kleine Batterie in Schwingung erhalten und sendet bei ihrem Schwingen
                              									Stromstösse von einer zweiten besonderen Batterie durch die primäre Wickelung eines
                              									Inductors; wird nun vorübergehend der zu dieser Stimmgabel gehörige Taster
                              									niedergedrückt, so entsendet die secundäre Wickelung dieses Inductors Stromstösse in
                              									eine locale Leitung l1l2,
                              									welche den in Parallelschaltung an sie zu legenden Inductoren aller zwölf
                              									Stimmgabeln gemeinschaftlich ist und in welche hinter einander die primären
                              									Wickelungen zweier Inductoren J1 und J2 eingeschaltet sind. Die secundären
                              									Wickelungen dieser beiden Inductoren sind in Parallelschaltung mit einem Condensator
                              										C1 und C2 verbunden
                              									und in den Stromkreis einer jeden ist eine der beiden Rollen s1 und s2 des telemikrophonischen Relais R eingeschaltet; dieser Stromkreis von J1 ist local und
                              									enthält einen entsprechenden künstlichen Widerstand W,
                              									den Stromkreis von J2 dagegen bildet die künstliche Telegraphenleitung L1L2. Die von J1 und J2 zu gleicher Zeit durch die Rollen des
                              									Relais gesandten Inductionsströme haben aber stets entgegengesetzte Richtung und
                              									deshalb bleiben die von J2 in die Leitung L1L2 gesandten Ströme ohne Wirkung auf das
                              									Relais R des eigenen Amtes.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 39Mercadier's zwölffacher Telegraph. In dem fremden Amte dagegen durchlaufen diese Ströme nur die eine Rolle
                              										s2 des Relais R, bringen dessen Platte zum Schwingen, und diese wirkt
                              									so auf dessen mikrophonische Contacte, dass der Strom einer Batterie in der
                              									secundären Wickelung eines Inductors J3, dessen primäre Rolle er durchläuft, Ströme
                              									inducirt, welche die in einer localen Leitung l3l4 hinter einander geschalteten Rollen von zwölf
                              									Empfangstelephonen durchlaufen. Die Platte eines jeden dieser Telephone ist aber auf
                              									einen bestimmten und mit einem der Töne der zwölf Stimmgabeln im gebenden Amte
                              									übereinstimmenden Grundton abgestimmt und vermag deshalb nur zu tönen, wenn die
                              									Ströme mittels der zu ihr gehörigen, ihr gleichgestimmten Stimmgabel in die Leitung
                              										L1L2 gesandt
                              									waren.
                           Man kann so zwölf Telegramme, z.B. in Morsezeichen, zugleich in einer der beiden
                              									Richtungen entsenden, oder auch irgend eine kleinere Anzahl Telegramme in der einen
                              									Richtung und die noch an zwölf fehlende Anzahl in der anderen Richtung.