| Titel: | Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 40 | 
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                        Die Chemische Industrie auf der Columbischen
                           								Weltausstellung im J. 1893.
                        Von Dr. Otto Mühlhäuser.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 15 d.
                           								Bd.)
                        Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J.
                           								1893.
                        
                     
                        
                           I. Die Industrie der Säuren, Salze und Alkalien.
                           In diesen wichtigsten Kreis chemischer Gewerbsthätigkeit fällt die Herstellung der
                              									Säuren, Salze und Alkalien, vornehmlich von schwefliger Säure, 60°-B.-Schwefelsäure,
                              									Schwefelsäuremonohydrat, rauchender Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure,
                              									Kohlensäure, Chlor; Natriumsulfat, Soda, Natriumbicarbonat, Natriumbichromat,
                              									Wasserglas; Kaliumsulfat, Potasche, Kalisalpeter, Kaliumchlorat, Kaliumbichromat,
                              									Alaun, Thonerdesulfat, saurem phosphorsaurem Kalk, Natron, Kali.
                           Die Industrie, welche sich mit der Fabrikation dieser Artikel befasst, bezeichnet man
                              									als „Chemische Grossindustrie“, ein sehr bezeichnender Name, da er das qualitative und quantitative Moment, einmal die fundamentale Bedeutung, dann auch die
                              									Dimensionen der Industrie in dem Worte „Gross“ ausdrucksvoll wiedergibt.
                           Im Folgenden soll ganz kurz die Herstellung der genannten Producte skizzirt werden.
                              									Dabei kann ich es mir nicht versagen, die Namen derjenigen Männer zu nennen, welche
                              										„wegweisend“ die Industrie in ihre Bahnen lenkten.
                           Schweflige Säure erzeugt man je nach der örtlichen Lage
                              									der Fabrik aus natürlichem Schwefel, Gasmassenschwefel, Sodarückstandsschwefel; aus
                              									Kiesen und Blenden. Fast alle schweflige Säure dient der Schwefelsäureindustrie. Nur
                              									ein kleiner Theil wird verflüssigt und kommt in Stahlbehältern in den Handel. Diese
                              									Säure dient zur Kälteerzeugung, zu Desinfectionszwecken u.s.w.
                           66°-B.-Schwefelsäure. Roebuck hat als der erste im J.
                              									1749 schweflige Säure auf Kosten des Salpetersauerstoffes in 6 Cubikfuss haltenden
                              									Bleikammern, in welchen sich Wasser befand, verbrannt behufs Erzeugung von
                              									Schwefelsäure. 1793 verwendeten Clement und Desormes den Salpeter nur noch als
                              									Oxydationsvermittler, die Luft aber als Sauerstoffquelle zur Oxydation der
                              									schwefligen Säure. 1809 bauten Johnson und Matthey den
                              									ersten Platinapparat. Um dieselbe Zeit war das heutige System der continuirlichen
                              									Schwefelverbrennung unter Luft- und Wasserdampfzufuhr unter Zuhilfenahme von
                              									Salpeter im Principe fertig. Der Gay-Lussac-Thurm als Salpeterfänger kam 1827, der
                              									Glover-Thurm als Salpeterregenerativquelle und Abdampfapparat kam 1859 hinzu. Georg Lunge hat das Wesen des Processes in einer Reihe
                              									von Arbeiten erkannt und klargelegt. Seinen Bestrebungen ist der feinere Ausbau der Kammersysteme
                              									entwachsen.
                           Heute ist der Process vollständig ausgearbeitet. Trotzdem werden die einzelnen
                              									Fabriken, von denen jede einzelne ihren eigenen, den örtlichen Verhältnissen und
                              									Mitteln (Abdampfapparatur) entsprungenen Erfahrungschatz besitzt, auch in Zukunft
                              									die Weiterentwickelung pflegen.
                           Schwefelsäuremonohydrat wird nach dem Verfahren von G. Lunge durch Ausfrierenlassen von
                              									66°-B.-Schwefelsäure und Abschleudern der Masse fabricirt. Die Säure wird in der
                              									Farben- und Mineralölindustrie mit grossem Vortheil an Stelle der englischen
                              									Schwefelsäure verwendet.
                           Rauchende Schwefelsäure. Glatt und ohne Zuhilfenahme
                              									einer solch voluminösen Apparatur gelingt die Addition von O an SO2 nach dem von Clemens
                                 										Winkler im J. 1875 angegebenen Verfahren mittels auf schwache Rothglut
                              									erhitzten Platinasbests. Leider macht es bis jetzt die ausserordentlich grosse
                              									Affinität der SO3 zu H2O unmöglich, das Schwefelsäurehydrat auf diesem Wege zu fabriciren, so
                              									dass der Process nur zur Erzeugung rauchender Schwefelsäure in Betracht kommt. Es
                              									ist jedoch kein Zweifel, dass in nicht allzu ferner Zeit die
                              									Schwefelsäurefabrikationsentwickelung in der angedeuteten Richtung erfolgen
                              									wird.
                           Die rauchende Säure findet ihre Hauptverwendung in der Farbenindustrie und in der
                              									Raffination gewisser Mineralöle.
                           Salzsäure. Dieses früher so lästige Nebenproduct des
                              									Leblanc-Sodaprocesses wird jetzt überall vollständig gewonnen und trägt dies
                              									wesentlich zur Rentabilität einer Anlage bei. Ihre Hauptverwendung findet die Säure
                              									zur Bleichkalkbereitung und in der Anilinfarbenindustrie.
                           Salpetersäure fabricirt man nach dem längst bekannten
                              									Verfahren aus Salpeter und Schwefelsäure. Die Verbesserungen, welche bezüglich der
                              									Qualität der Säure in letzter Zeit gemacht worden sind (Verfahren von der Chemischen Fabrik Griesheim und Gutmann), beziehen sich
                              									im Wesentlichen auf eine rationell betriebene Condensation der in der Retorte
                              									entwickelten Dämpfe. Die Säure kommt in verschiedenen Graden in den Handel und wird
                              									ausser von der chemischen Grossindustrie durch die Sprengstoff- und
                              									Zwischenproductsfabriken erzeugt.
                           Kohlensäure. Diese hochwichtige Säure erzeugt man durch
                              									Glühen von Kalkstein, dem man Koks beigemischt hat, im Kiln. Die Säure findet
                              									Hauptverwendung in der Natriumbicarbonatfabrikation, in der Zuckerfabrikation, in
                              									der Selterswasserfabrikation. In neuerer Zeit kommt das Kohlensäureanhydrid in
                              									flüssigem Zustande in den Handel.
                           Chlor. Das Chlor wird in neuester Zeit auch als solches
                              									gewonnen und kommt als Flüssigkeit in den Handel. Seine Hauptverwendung findet es
                              									aber zur Bleichkalk- und Kaliumchloratfabrikation.
                           Entdeckt wurde das Chlor 1774 durch Scheele. Er erkannte
                              									auch dessen hohe Bedeutung als Bleichmittel; aber erst nachdem seine Verdichtung zu
                              									einem transportfähigen Mittel gelungen war, gewann die Chlorerzeugung
                              									grossindustriellen Charakter.
                           Man erzeugt heute die Hauptmenge des Chlors immer noch durch Zersetzung der Salzsäure
                              									mit Braunstein, dessen Regeneration 1866 Weldon gelang.
                              									Auch das Verfahren von Deacon-Hurter, nach welchem man
                              									das aus den Sulfatöfenentweichende Salzsäuregas durch Luftsauerstoff unter
                              									Mitwirkung von Kupferchlorid dehydrirt, steht in mehreren Werken in Ausübung, und
                              									hat man dieses Verfahren durch geeignetere Gasüberhitzungsapparate und durch
                              									Elimination von den im Salzsäuregase vorhandenen Schwefel Verbindungen wesentlich
                              									verbessert.
                           Chlorpräparate, welche ihren Ursprung den Bestrebungen verdanken, das Chlor direct
                              									aus Salmiak oder den Ablaugen der Ammoniaksodafabriken – aus CaCl2 oder aus MgCl2 –
                              									zu gewinnen, befinden sich auf der Ausstellung nicht, wohl aber solche, welche mit
                              									elektrolytischem Chlor bereitet worden sind.
                           Soda. Die Aufgabe, Natriumcarbonat aus Kochsalz
                              									herzustellen, hat Leblanc 1791 gelöst. Sein Verfahren:
                              									Zersetzung von Kochsalz mit Schwefelsäure behufs Erzeugung von Natriumsulfat,
                              									Schmelzen des letzteren mit Kohle und Kalkstein behufs Reduction des Sulfats zu
                              									Natriumsulfid und gleichzeitiger Transformation in Natriumcarbonat, bürgerte sich
                              									zunächst in England ein, erst langsam, später – nach Aufhebung der grossen
                              									Salzsteuer – rasch. Muspratt (1824) kann als der
                              									Schöpfer der englischen Industrie gelten, die sich schnell entwickelt und zu ihrem
                              									heutigen Umfang auswächst. Gossage hat 1836 den
                              									Salzsäurecondensirthurm eingeführt; aber erst in den 60 er Jahren, welche dem Leblanc'schen Verfahren den grossindustriellen
                              									Charakter gaben, ist die Condensation dieser jetzt so sehr werthvollen Säure durch
                              									das Gesetz in England zum Zwang gemacht worden. In dieselbe Zeit fällt die
                              									Einführung des Revolverofens und der Shanks'schen
                              									Auslaugekasten, wodurch rationelles Arbeiten mit leichter Bewältigung der Massen
                              									erreicht wird.
                           Gossage hat auch als der erste (1837) die Regeneration
                              									des Schwefels angebahnt aus den bei der Schmelzauslaugung abfallenden, wesentlich
                              									aus Schwefelcalcium bestehenden Rückständen. Die Aufgabe der Regeneration des
                              									Schwefels wurde später von Mond und Schaffner mit Erfolg, der von der Zeit bedingt war,
                              									gelöst. Heute wird jedoch – namentlich in England – der Schwefel nach einem von Chance angegebenen Verfahren abgeschieden. Ein Theil
                              									der Rückstände wird auf Antichlor verarbeitet. Im Grossen und Ganzen ist jedoch die
                              									Aufarbeitung der Rückstände in ihrer Gesammtheit immer noch ein Problem.
                           Die Idee, Soda durch Einwirkung von Kochsalz auf Ammonbicarbonat – unter Erhalt von
                              									Salmiak und Natriumbicarbonat und Zerlegung des letzteren durch Erwärmen – zu
                              									erzeugen, suchten Dyar und Hemming 1838 als Erfinder, später Muspratt,
                                 										Kuhnheim, Gossage und Deacon, Schlösing und
                              										Roland zu realisiren, aber erst Solvay, der sich seit 1863 die Aufgabe von Neuem
                              									gestellt hatte, gelang unter Ueberwindung ungeheurer Schwierigkeiten 1866 die
                              									Lösung. Etwa seit 1870 hat das neue Verfahren den ernstlichen Kampf mit dem alten
                              									Verfahren aufgenommen und erfolgreich bestanden, und zwar in der Weise, dass der
                              									Leblanc-Process nur noch als Salzsäurefabrikation mit Verarbeitung des Sulfats auf
                              									Soda als Nebenproduct Existenzberechtigung hat. Der neue Process ist durch Ludwig Mond im Riesenmaasstabe in England selbständig
                              									entwickelt und dem Leblanc-Verfahren als vernichtender Gegner gegenübergestellt
                              									worden. Er hat sich namentlich auch in solchen Ländern eingeführt, welche sich seit
                              									1870 eine Sodaindustrie erst geschaffen oder solche erweitert haben.
                           
                           Die Fortschritte, die in der Fabrikation in letzter Zeit gemacht worden sind,
                              									beziehen sich im Wesentlichen auf Vervollkommnung der Apparatur in Eigenschaft und
                              									Dimensionen und in sorgfältigerer Leitung des Processes. Mit 210 k Salz, 170 k
                              									Kalkstein, 160 k Kohlen und Koks und 1 bis 2 k Ammonsulfat producirt man heute 100 k
                              									Ammoniaksoda.
                           Natron. Dasselbe wird immer noch der Hauptmenge nach aus
                              									Natriumcarbonat und Kalkmilch erzeugt, und zwar in einem Reinheitsgrade, der
                              									wesentlich von dem der Soda abhängt. Von grosser Bedeutung sind die Anläufe, das
                              									Natron durch Zersetzung von Kochsalz auf elektrolytischem Wege zu bereiten und das
                              									sich abspaltende Chlor in Chlorkalk überzuführen.
                           Potasche. Das Leblanc'sche
                              									Verfahren ist von Vorster und Grüneberg im J. 1863 auch auf Chlorkalium ausgedehnt worden und erweist
                              									sich der hier in kleinem Umfange in Anwendung kommende Process als recht
                              									zweckentsprechend. Die aus mehreren grösseren Anlagen bestehende Potascheindustrie
                              									arbeitet im Wesentlichen für Seifen-, Glas- und Oxalsäurefabriken.
                           Kali wird in neuester Zeit durch Elektrolyse von
                              									Chlorkalium neben Chlor gewonnen und ist zu erwarten, dass dieser Process der
                              									Chlorkaliumverarbeitung das ältere Verfahren ausser Function setzen wird. Zur Zeit
                              									sind die Schwierigkeiten der Trennung des einmal gebildeten Chlors vom Kali noch
                              									nicht vollständig gehoben, es ist aber kein Zweifel, dass man lernen wird,
                              									Diaphragmen zu construiren, welche die Rückläufigkeit des Processes auf ein nicht in
                              									Betracht kommendes Minimum einschränken.
                           Chlorkalk. Dieses 1799 von Tennant in die Technik eingeführte Präparat erhält man durch Ueberleiten
                              									von Chlor über Kalkhydrat, das man in Kammern ausgebreitet hat. In neuerer Zeit
                              									verwendet man auch statt der Kammern ein System über einander liegender Röhren, in
                              									denen Förderschnecken liegen, die das Kalihydrat einem Chlorstrom entgegen
                              									arbeiten.
                           Kaliumchlorat wird durch Umsetzung von Calciumchlorat
                              									mit Chlorkalium gewonnen. Ersteres erhält man durch Einleiten von Chlor in
                              									Kalkmilch. Wie bereits erwähnt, stellt man in neuerer Zeit das chlorsaure Kali aus
                              									Chlorkalium auf elektrolytischem Wege dar.
                           Natriumbichromat. Die Gewinnung von Natriumbichromat aus
                              									Chromeisenstein erfolgt in der Art, dass Chromeisensteinmehl, mit Kalk und Soda
                              									gemischt, geröstet wird, worauf man die Masse auslaugt und das gelöste Chromat mit
                              									Schwefelsäure in Natriumbichromat umwandelt. Beim Abdampfen scheidet sich erst das
                              									Natriumsulfat, später erst das Natriumbichromat aus.
                           Kaliumbichromat wird durch Umsetzen von Natriumbichromat
                              									mit Chlorkalium in wässeriger Lösung gewonnen.
                           Kalisalpeter wird in ähnlicher Weise aus Chlorkalium und
                              									Chilesalpeter erzeugt (Grüneberg); es dient fast nur
                              									zur Schwarzpulverfabrikation.
                           Wasserglas. Die technische Darstellung und Anwendung des
                              									Wasserglases verdankt man Fuchs (1818). Man erhält es
                              									durch Zusammenschmelzen von Kieselsäure in Form von Sand oder Infusorienerde mit
                              									Potasche oder Soda.
                           Thonerdesulfat erhält man entweder durch Aufschliessen
                              									von reinem Thon mit massig concentrirter Schwefelsäure, Abfiltriren von Kieselsäure
                              									u.s.w. und Abdampfen der Lösung oder durch Auflösen von dem bei der
                              									Kryolithverarbeitung abfallenden Thonerdehydrat. Es hat den Alaun fast vollständig
                              									verdrängt und dient hauptsächlich zur Darstellung von Farblacken in der Färberei und
                              									Druckerei, dann auch zum Leimen des Papiers und in der Gerberei.
                           Alaun bereitet man durch Vermischen concentrirter
                              									Lösungen von Thonerdesulfat und Kaliumsulfat.
                           Saures Kalkphosphat. Dieser Hauptbestandtheil des
                              									Superphosphats bildet sich beim Aufschliessen der Phosphorite mit 50 bis
                              									55°-B.-Schwefelsäure neben Gyps. Der Phosphoritaufschliess wird indessen, seiner
                              									ausserordentlichen wirthschaftlichen Bedeutung halber, in einem besonderen
                              									Abschnitte erörtert werden.
                           
                        
                           Aussteller.
                           
                              Amerika, Vereinigte Staaten:
                              
                           An der Ausstellung, welche die Leistungen der amerikanischen Grossindustrie zur
                              									Darstellung bringt, hat sich nur ein einziger Aussteller betheiligt: die Pennsylvania Salt Manufacturing Co. in Philadelphia. Es
                              									ist dies die einzige Firma, welche Kryolithsoda fabricirt, und soll daher an dieser
                              									Stelle über diese Fabrikation alles das mitgetheilt werden, was damit in
                              									Zusammenhang steht. Auch das Kryolithvorkommen soll berücksichtigt werden.
                           Vorkommen: Grönland, jener etwa 1500 Meilen lange und 600 bis 900 Meilen breite,
                              									durch parallele Gebirgszüge erhobene, fiordumsäumte, eisbepanzerte Continent,
                              									besitzt bekanntlich die einzige ausgebeutete Fundstätte für Kryolith. Die Eskimos,
                              									welche das Mineral entdeckt hatten, glaubten ein auch im Sommer unschmelzbares Eis
                              									gefunden zu haben, der Name Eisstein ist daher ein recht bezeichnender.
                           Man gewinnt das Mineral bei Ivigtuk. Der Ort liegt an dem Arksukfiord, einer zwischen
                              									Julianshaab und Frederikshaab gelegenen Meeresbucht. Dort findet sich der Kryolith
                              									in einem mächtigen, von Granit überdeckten Lager mit einem Einfallswinkel von
                              									45°.
                           Der Steinbruch ist etwa 600 Fuss lang, 200 Fuss breit, die Verschiffung des Gesteins
                              									erfolgt im Sommer, da nur in dieser Jahreszeit die Bucht offen ist.
                           Der Kryolith hat bekanntlich die Zusammensetzung AlF3
                              									+ 3 NaF, er kommt in schneeigweissen Massen vor, welche durchscheinend sind und
                              									glasigen Glanz besitzen. Sein specifisches Gewicht ist 3,0, seine Härte 2,5, er ist
                              									in drei Richtungen spaltbar. Die Mineralien, welche den Kryolith gewöhnlich
                              									begleiten und seinen Gehalt an AlF6Na3 von 99,5 Proc. auf 85 Proc. herabdrücken, sind
                              									Eisenspath, Schwefeleisen, -kupfer und -blei neben einigen anderen interessanten
                              									Mineralien, deren Vorkommen an das des Kryoliths gebunden scheint, wie Pachnolit,
                              									Thomsenolit, Geoarksnolit und Hagemannit.
                           Verarbeitung: Der Schöpfer bezieh. Begründer der Kryolithindustrie ist Thomsen in Kopenhagen. Die Verarbeitung geschah in
                              									Kopenhagen und Harburg, heute wohl nur noch in den Werken der Pennsylvania Salt Manufacturing Co. in Philadelphia und
                              									Natrona.
                           Um aus Kryolith Soda zu erzeugen, mischt man 1 Mol. Kryolith mit 3 Mol.
                              									Calciumcarbonat, erhitzt die innige Mischung zur Rothglut:
                           AlF3 + 3 NaF + 3 CaOCO2 = 3 CO2 + 3 CaF2 + AlO3Na3
                           laugt die Masse mit Wasser aus, filtrirt vom unlöslichen CaF2 ab und leitet in die Natriumaluminatlösung CO2 ein:
                           2 AlO3Na3 + 3 CO2 + 3 H2O = CO3Na2 + Al2(OH)6.
                           Man gewinnt so Soda und Thonerde als Hauptproducte, Fluorcalcium als
                              									Nebenproduct.
                           Die Kryolith Verarbeitung geschieht in Natrona bei Pittsburgh wie nachsteht:
                           I. Man zermalmt das trockene Gestein in Steinbrechern und mahlt dann in einer Reihe
                              									von Koller- und Mahlgängen. Man mahlt erst im Kollergange, dann im Mahlgange, hebt
                              									das Mehl mit einem Elevator zu einer aus einem langen Cylinder bestehenden Maschine,
                              									in der es eine Reihe von Sieben passirt. Das gröbere Pulver wird nachgemahlen.
                           II. 50 bis 60 Pfund des feinen Kryolithmehles mischt man – je nach der Reinheit des
                              									Kryoliths und dem Artikel, den man fabriciren will – mit 50 Pfund Kalkstein. Diese
                              									Mischung lässt man nochmals die Mühlen passiren und erhält dann ein äusserst feines
                              									und homogenes Mehl. Diese Mischung wird auf Wagen zum Calcinirhause gefahren. Dort
                              									stehen zwölf massive Backsteinöfen, die im Lichten 16 Fuss lang und 8 Fuss breit
                              									sind. Man beschickt die Flammöfen und erhitzt etwa 2 Stunden lang so stark, dass die
                              									Masse im Tageslichte rothglühend erscheint. Die wie Holzasche aussehende
                              									Reactionsmasse wird nach Ablauf der angegebenen Zeit aus dem Ofen heraus auf einen
                              									Backsteinboden gekrückt und dort erkalten gelassen. Der gut geführte Brand besteht
                              									einerseits aus Natriumaluminat, Natriumcarbonat und -hydrat, andererseits aus
                              									Fluorcalcium und den unlöslichen Oxyden der schwermetallischen Begleiter.
                           III. Die erkaltete Masse führt man auf Bahnwagen nach dem Auslaugehaus. In demselben
                              									befinden sich 32 Auslaugekasten. Diese sind aus Kesselblech erbaut und haben 3 Zoll
                              									vom Boden weg einen aus Eisenstangen hergestellten falschen Boden, auf welchem man
                              									die Kryolithasche aufhäuft und ausbreitet. Dann laugt man mit warmem Wasser aus.
                              									Nach einigen Stunden zieht man die 35 bis 40° B. starke Lösung von Al2O6Na6, CO3Na2 und NaOH ab und laugt den wesentlich aus CaF2 bestehenden Rückstand nochmals aus. Diese schwache
                              									Lauge dient zum Extrahiren einer frischen Menge Kryolithasche, den vollkommen
                              									erschöpften Rückstand trocknet man. Er findet als Flussmittel Verwendung, namentlich
                              									als Zusatz (bei Eisen- und Goldabscheidungen aus Erzen).
                           IV. Die starken Laugen lässt man in drei ausserhalb des Gebäudes – im Grunde liegende
                              									– Kesselblechcisternen ab. Von dort entnimmt man mit Pumpen den jeweiligen Bedarf an
                              									Lauge.
                           V. Die Zersetzung der Laugen durch Kohlensäure wird im „Carbonisirhause“
                              									vollzogen. Dort liegen mehrere mit Rührwerk versehene Mischcylinder von 60 Fuss
                              									Länge und 5 Fuss lichter Weite. Diese Cylinder sind derart mit einander verbunden,
                              									dass das in Cylinder 1 am Boden eintretende Gas der Reihe nach alle Cylinder
                              									passirt. Die Kohlensäure erhält man aus den mit Kalkstein und Koks beschickten
                              									Kalköfen. Um die Gase abzukühlen und zu reinigen, lässt man sie zunächst durch eine
                              									mehrere hundert Fuss lange und 15 Zoll weite Rohrleitung gehen und dann erst durch
                              									mehrere 25 Fuss hohe Koksthürme, in denen ein constanter Wasserstrom herabrieselt.
                              									Das auf diese Weise gereinigte Gas leitet man dann in der erwähnten Art in die mit
                              									Natriumaluminatlösung gefüllten Apparate unter Inganghaltung der Rührwerke so
                              									lange ein, bis sämmtliche Thonerde abgeschieden und alles Natron in Soda umgewandelt
                              									ist. Die milchig aussehende Masse wird dann in grosse schmiedeeiserne Reservoirs
                              									abgezogen und absitzen gelassen. Die Thonerde setzt sich zu Boden. Nach einiger Zeit
                              									zieht man die klare Sodalösung in Vorrathsbehälter ab.
                           Das Thonerdehydrat wäscht man mit heissem Wasser vollkommen aus, schliesslich
                              									filtrirt man. Man verkauft es zum Theil als solches, zum Theil in Form von
                              									Thonerdesulfat und Alaun.
                           VI. Die klare Sodalösung dampft man in grossen, 50 t haltenden Pfannen auf 36° B.
                              									ein. Dann überlässt man die Lauge einige Zeit der Ruhe und zieht die klare Lösung in
                              									die in einem besonderen Gebäude liegenden Krystallisationspfannen ab.
                           VII. Die Pfannen sind dort dreireihig aufgestellt. In denselben hängen Eisenstäbe, an
                              									denen sich die Krystalle ansetzen. Nach dem Ablassen der Mutterlauge liest man die
                              									schönsten Krystalle aus und bringt sie als „Natrona sal soda“ auf den Markt,
                              									die weniger schönen Antheile wandelt man in Natriumbicarbonat um.
                           Pennsylvania salt Manufacturing Co. Philadelphia. Die
                              									Firma hat ihren Sitz in Philadelphia und besitzt grossindustrielle Anlagen in
                              									Greenwich und in Natrona. In denselben verarbeitet man Kochsalz nach dem
                              									Leblanc-Verfahren und Kryolith in der oben beschriebenen Weise auf Soda. Spanische
                              									Kiese dienen als Schwefelquelle. Aus den Abbränden wird Kupfer gewonnen.
                           Die Firma stellt folgende Objecte aus:
                           1) Rohstoffe: Kryolith in Stücken und gemahlen, Pyrit,
                              									Schwefel, Kochsalz, Salpeter;
                           2) Metalle: Cementkupfer, elektrolytisch abgeschiedenes
                              									Kupfer;
                           3) Salze: Eisen- und Kupfervitriol, Alaun in Krystallen
                              									und gebrannt, Natriumsulfat, Chlorcalcium, Fluorcalcium;
                           4) Alkalien: Krystallsoda, calcinirte Soda, Natron 60-,
                              									70- und 76 procentig), Kaliumcarbonat.
                           Die Ausstellung ist der Bedeutung der Firma angemessen, ein im Innern elektrisch
                              									beleuchteter Alaunkrystallblock erregt die allgemeine Neugierde.
                           
                              Deutschland.
                              
                           Die deutsche Grossindustrie verarbeitet deutsches Kochsalz, deutsche Kiese und
                              									Blenden neben spanischen Kiesen, Chilesalpeter, Kalisalze, Phosphorite.
                           Die GesammtproductionDie statistischen
                                    											Angaben sind dem „Führer“ entnommen. an Schwefelsäure betrug 1891 627392 t.
                           138910 t waren aus deutschem, 359480 t aus spanischem Kies, 75313 t aus Zinkblenden,
                              									10000 t aus Gasreinigungsmassenschwefel und 43689 t aus den in den Hüttenwerken von
                              									Freiberg, Oker und Mansfeld verarbeiteten Erzen dargestellt. Der Werth dieser
                              									Production war etwa 15 Millionen Mark; die Production an rauchender Schwefelsäure nach dem Platincontactverfahren betrug 3963 t im
                              									Werthe von 324999 Mark.
                           An Chilesalpeter wurden 1890 eingeführt 330418 t im
                              									Werthe von 53 Millionen Mark.
                           Die Production an Kalisalpeter beträgt jährlich etwa
                              									18000 t im Werthe von 7 Millionen Mark.
                           Die deutsche Production an Mineralsalzen und Siedesalz
                              									betrug nach Mittheilungen von A. Frank im J. 1891
                              									2548600 t im Werthe von 34,3 Millionen Mark. Von dieser Production waren:
                           
                              
                                 Steinsalz
                                 666802 t
                                 im
                                 Werthe
                                 von
                                 2979000
                                 M.
                                 
                              
                                 Siedesalz
                                 503200 t
                                 „
                                 „
                                 „
                                 13469000
                                 „
                                 
                              
                                 CarnallitKainit
                                 906400 t472200 t 
                                 „
                                 „
                                 „
                                 17857000
                                 „
                                 
                              
                           Für chemische Fabriken wurden 307400 t und 86000 t in Form von Soole verbraucht. Der
                              									Rest wurde vom Haushalt, von der Landwirthschaft u.s.w. consumirt, ein anderer Theil
                              									wurde exportirt.
                           Die Bedeutung der Stassfurter Abraumsalze ergibt sich aus nachstehenden, die
                              									Production des Jahres 1891 darstellenden Zahlen:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 143487 t
                                 19670000
                                 M.
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Kalimagnesia
                                 12453 t
                                 963656
                                 „
                                 
                              
                                 Kaliumsulfat
                                 18980 t
                                 3110000
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Magnesia
                                 28559 t
                                 297253
                                 „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 16077 t
                                 291155
                                 „
                                 
                              
                           Die Production an Potasche aus Chlorkalium nach dem Leblanc-Verfahren betrug 1891
                              									23000 t mit einem Werthe von 8 Millionen Mark.
                           Die ProductionWie verhältnissmässig
                                    											klein die deutsche Sodaproduction noch ist, zeigt ein Vergleich mit der
                                    											Jahresproduction einer einzigen englischen Fabrik: Brunner, Mond und Co. producirten 1892 169000 t. Die genannte
                                    											Fabrik dürfte heute so viel Soda produciren, wie alle deutschen Fabriken
                                    											zusammengenommen. an Soda betrug 1890 195000 t. Davon wurden
                              									33200 t exportirt.
                           1) Actiengesellschaft für chemische Industrie in
                              									Schalke. Actienkapital: 1,5 Millionen Mark. Productionswerth der Erzeugnisse 3
                              									Millionen Mark.
                           Die Firma betreibt die Fabrikation von Schwefelsäure, Salzsäure, Potasche aus
                              									Stassfurter Chlorkalium nach dem Leblanc-Verfahren, Kalium- und Natriumsulfat,
                              									Chromaten, Blutlaugensalz, Schwefelnatrium und Antichlor. Specialitäten der Firma
                              									sind: Antimonverbindungen, Barytpräparate, Chlorzink, Oxalsäure, Oxalate.
                           Gegenwärtiger Arbeiterstand: 350 Arbeiter und 7 Chemiker.
                           Kraftmittel: 11 Kessel mit 637 qm Heizfläche und 27 Dampfmaschinen mit 240
                              									.
                           Ausgestellt sind:
                           Kali, hydratirte Potasche, calcinirte Potasche (96- bis 98 procentig, 90- bis 92
                              									procentig und 80- bis 84 procentig), gelbes Blutlaugensalz, Kalichromate,
                              									Kaliumsulfat, Oxalsäure, oxalsaures Kali, Kleesalz, oxalsaures Antimon,
                              									Bariumoxalat, Ammonoxalat, Natriumoxalat, Manganoxalat, Antichlor, Chlorbarium,
                              									salpetersaures Barium, Schwefelnatrium, Chlorzink, kohlensaurer Baryt.
                           2) Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen am
                              									Rhein. Besitzt ausgedehnte Werke zur Herstellung aller Producte der chemischen
                              									Grossindustrie.
                           3) Chemische Fabrik Griesheim a. M.
                              									(Actiengesellschaft). Hauptfabrik in Griesheim a. M., Filialen in Küppersteg bei
                              									Köln und in Spandau.
                           Machtmittel: Actienkapital 4 Millionen Mark.
                           Arbeitskräfte: 3 Directoren, 10 höhere Beamte, 18 Chemiker, 900 Arbeiter.
                           Kraftmittel: 28 Dampfkessel mit einem Kohlen verbrauch von 65000 t im Jahr.
                           Productionswerth: 7,25 Millionen Mark.
                           Fabriksgeschichte: Die Firma wurde 1856 mit einem Actienkapital von 200000 fl.
                              									gegründet und befasste sich erst mit Verarbeitung von Gold- und Silberkrätzen,
                              									dann als eine der ersten mit der künstlichen Düngerfabrikation. 1858 wurde die
                              									Leblanc-Sodafabrikation aufgenommen und zu diesem Zwecke das Kapital verdoppelt;
                              									1863 kam der Schwefelsäurebetrieb hinzu, und das Kapital wurde auf ½ Million Gulden
                              									erhöht, 1864 wurde die Schaffner'sche
                              									Schwefelregeneration, 1865 die Abröstung westfälischer Kiese eingeführt. 1877
                              									ersetzte man letztere durch Rio tinto-Kiese, nachdem seit 1876 durch die Begründung
                              									der Duisburger Kupferhütte die Verarbeitung jener
                              									Kiessorte lohnend geworden war. 1871 war das Kapital auf 1 Million Gulden, 1872
                              									wegen Einführung der Markwährung auf 1800000 M. erhöht worden. 1881 wurde in der von
                              										Carl Häussermann. erbauten Anilinölfabrik die
                              									Fabrikation von Anilinöl aufgenommen, wodurch 1884 eine Erhöhung des Kapitals auf
                              									2700000 M. nöthig wurde. 1886 wurde Küppersteg
                              									gegründet. Von hervorragendem Interesse wurde das seit 1885 nach dem Verfahren von
                              										G. Lunge fabricirte Schwefelsäuremonohydrat und die
                              									im selben Jahre erfolgte Aufnahme der Versuche, die Chloralkalien auf
                              									elektrolytischem Wege in freies Chlor und Alkalihydrat zu zersetzen. Erst 1890
                              									gelang es, die Resultate jener Versuche ins Grosse zu übertragen; und muss die
                              									Fabrik als die erste bezeichnet werden, der die praktische Lösung dieses modernen
                              									Problems in fabrikatorischem Maasstabe gelungen ist. Man verarbeitet heute in der
                              									Fabrik Chlorkalium auf Aetzkali, Chlor bezieh. Chlorkalk. 1888 wurde die Fabrikation
                              									der Alkalichromate eingeführt, 1889 die lediglich der Fabrikation hochgradiger
                              									Schwefel- und Salpetersäure dienende Filiale in Spandau gegründet, im Anschluss an
                              									die dort aufgenommene Sprengstoffabrikation, wodurch das Actienkapital auf den
                              									heutigen Stand, auf 4 Millionen Mark, erhöht werden musste.
                           Die Firma stellt dar:
                           A) Die Säure- und Sodafabrikation:
                           a) Rohstoffe: Schwefelkies, Steinsalz, Salpeter, Kalkstein, Kohle, Chromeisenstein
                              									und Chlorkalium.
                           b) Zwischenproducte: Sulfat, Bisulfat, Kiesabbrände, Rohsoda, Aetzkalk, Salpetersäure
                              									von 40° B., Salzsäure von 20° B., Chromschmelze, Schwefelsäure von 66° B., Kochsalz.
                           c) Endproducte: Salpetersäure von 48° B., Schwefelsäure 99,7 procentig, Salzsäure von
                              									20° B., Schwefel aus Sodarückständen, kaustische Soda 128 procentig, Krystallsoda,
                              									calcinirte Soda 98 procentig, Natrium- und Kaliumbichromat.
                           B) Die elektrolytische Fabrikation:
                           a) Rohstoffe: Chlorkalium und Aetzkalk.
                           b) Endproducte: Chlorkalk, Aetzkalilauge von 50° B., festes Aetzkali 90
                              									procentig.
                           Die Art und Weise der Ausstellung der Gegenstände ist originell: Die von Adlern
                              									gekrönten Deckel der Ausstellungsgläser sind durch Ketten verknüpft, so dass die
                              									gegenseitigen Beziehungen zwischen Roh-, Zwischen-, Hilfs- und Endstoff im Lichte
                              									des genetischen Zusammenhanges erscheint. Leider sind die Deckel der Gefässe so
                              									ablenkend, dass man den geringen Inhalt der Gläser erst in zweiter Linie
                              									wahrnimmt.
                           4) Chemische Fabrik Kalk (Gesellschaft mit beschränkter
                              									Haftung in Köln a. Rh.) vormals Vorster und
                                 									Grüneberg.
                           Machtmittel; 4,5 Millionen Mark.
                           
                           Arbeitskräfte: 4 Gesellschafter, 8 Chemiker, 25 höhere Beamte, 700 Arbeiter.
                           Betriebsmittel: 25 Dampfkessel mit 1700 qm Heizfläche, Kohlenconsum 63000 t im Jahr,
                              									22 Dampfmaschinen, 1 Gasmotor, 3,6 km Normalspurbahngleise, 36 Cisternewaggons.
                           Fabriksgeschichte: Die Firma ist die Rechtsnachfolgerin der altberühmten Fabrik Vorster und Grüneberg. Gegründet von Julius Vorster und Dr. H.
                                 										Grüneberg im J. 1858 wurde der Betrieb mit 12 Arbeitern begonnen. Zunächst
                              									wurde Kalisalpeter aus Chilesalpeter und Rohpotasche fabricirt. Dieser
                              									Conversionssalpeter, dessen Fabrikation Dr. H.
                                 										Grüneberg während des Krimkrieges begründet hatte, verdrängte in kurzer
                              									Zeit den bis dahin ausschliesslich angewandten ostindischen Salpeter. 1861, nach
                              									Entdeckung der sogen. Stassfurter Abraumsalze, gründete die Firma eine
                              									Chlorkaliumfabrik in Stassfurt. Diese neue billige Kaliquelle gab bald darauf den
                              									Anstoss zur Aufnahme der Potaschefabrikation nach dem Leblanc-Verfahren. Der Erhalt
                              									der unreinen Kalisalze trieb dazu, dass die Fabrikation künstlicher Dünger
                              									überhaupt, vor allem auch von Superphosphat (1864) aufgenommen wurde. Daran schloss
                              									sich die Aufarbeitung städtischer Ammoniakwasser zunächst der Stadt Köln an. Der
                              									grosse Bedarf an Schwefelsäure führte zur Anlage einer eigenen Säurefabrik. 1885
                              									wurde der Superphosphatbetrieb von der Firma C. Scheibler
                                 										und Co. in Köln übernommen. 1892 hat sich die Firma in die jetzige
                              									umgeändert.
                           Die Rohmaterialien der Betriebe bestehen in erster Linie aus den Producten des
                              									Stassfurter Bergbaus: Carnallit, Sylvinit, Kainit; ferner aus Chlorkalium,
                              									Chilesalpeter, Pyrit, Kalkstein, Schwerspath, Kohle, Gaswasser.
                           Die Fabrik zu Leopoldshall-Stassfurt erzeugt: Chlorkalium, Kaliumsulfat. Letzteres
                              									wurde aus Kainit, sowie durch Umsetzung von Kieserit mit Chlorkalium von Vorster und Grüneberg zuerst dargestellt.
                           Die Kalker Fabrik producirt: Kalisalpeter, Schwefelsäure, Salpeter- und Salzsäure,
                              									Potasche, Soda, Blutlaugensalz, Chlorbarium, Schwefel, Ammoniakpräparate aller
                              									Art.
                           Die Firma stellt aus:
                           Kaliumsulfat, Chlorkalium, schwefelsaure Kalimagnesia, hydratirte Potasche,
                              									calcinirte Potasche (96- bis 98 procentig und 90- bis 92 procentig), Blutlaugensalz,
                              									Schwefel, Kalisalpeter, Natronsalpeter, salpetersaures Ammon, Chlorammon,
                              									Chlorbarium.
                           5) Stassfurter Chemische Fabrik vormals Vorster und
                                 										Grüneberg (Actiengesellschaft) in Stassfurt.
                           Machtmittel: 3 Millionen Mark.
                           Arbeitskräfte: 2 Directoren, 9 höhere Beamte, 4 Chemiker; 150 Arbeiter.
                           Kraft- und Transportmittel: 12 Dampfkessel mit 500  und 14 Dampfmaschinen mit
                              									180 ; 19 Bahnwaggons.
                           Die Rohmaterialien des Betriebes sind: Carnallit, Kainit, Potasche, Pyrit, Salpeter,
                              									Kalk.
                           Producirt werden: Chlorkalium, Chlormagnesium, schwefelsaure Kalimagnesia,
                              									Magnesiumsulfat, Natronsulfat, Kalidüngsalze, Schwefelsäure, Brom, Bromide,
                              									Ferrocyankalium, Cyankalium, Kaliumcyanat, Harnstoff. Werth der Production 1450000
                              									M.
                           Fabriksgeschichte: Die Fabrik wurde 1862 von Vorster und
                                 										Grüneberg gegründet, 1871 in eine Actiengesellschaft mit 1590000 M. Kapital
                              									umgewandelt, 1883 betheiligte sich die Firma an dem Kalibergwerk Ludwig II. und
                              									erhöhte zu diesem Zweck ihr Kapital auf den jetzigen Betrag.
                           Die Firma stellt aus:
                           Cyankalium, Kaliumcyanat, Blutlaugensalz und Harnstoff.
                           6) Verein Chemischer Fabriken in Mannheim
                              									(Actiengesellschaft). Die Firma besitzt vier Fabriken: Neuschloss in Hessen,
                              									gegründet 1826, Wolgelegen in Baden (1850), Heilbronn in Württemberg (1851) und
                              									Luisenthal in Preussen (1870).
                           Machtmittel: 3,3 Millionen Mark.
                           Arbeitskräfte: 3 Directoren, 20 Chemiker und 70 Beamte, 1400 Arbeiter.
                           Kraft- und Transportmittel: 41 Dampfkessel mit 2000 , 109 Kraftmaschinen mit
                              									1500 , Bleikammercapacität 40000 cbm, Platinapparaturgewicht 300 k; 63
                              									Bahnwaggons.
                           Fabriksgeschichte: Die Firma wurde 1854 durch Verschmelzung der früher selbständigen
                              									Fabriken Neuschloss, Wohlgelegen und Heilbronn gegründet. Nur Heilbronn verfügt über
                              									Soole und arbeitet nach dem Ammoniaksodaverfahren.
                           Der Productionswerth der Firma beträgt gegenwärtig 6400000 M. jährlich.
                           Die Firma stellt aus:
                           Ammoniaksoda, kaustische Soda, Krystallsoda, Sulfat, Bicarbonat, Chlorkalk,
                              									Salpetersäure (98 procentig), Schwefelsäure (98 procentig), Antichlor, Acetanilid,
                              									Thonerdehydrat, Thonerdesulfat, calcinirte Thonerde, Glaubersalz, Eisen- und
                              									Kupfervitriol, Magnesiumcarbonat.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)