| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 53 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           16) Die Dampf- und Wechselstromdynamo von O. Patin ist eine Verbindung der treibenden
                              									Dampfmaschine mit der betriebenen Dynamo in der Art, dass die Magnete am Schwungrade
                              									der ersteren befestigt sind, während der Anker feststeht. Diese Anordnung eignet
                              									sich besonders für die Erzeugung von Wechselströmen mit hoher Spannung, sie macht
                              									ferner einen Stromabgeber für den Anker entbehrlich, weil die Leitungen unmittelbar an
                              									denselben angeschlossen werden, auch sind die Schwierigkeiten, welche die Isolation
                              									des Ankers bei hoher Spannung bietet, vermieden. Die Betriebsmaschine ist eine
                              									Corliss-Maschine, deren Schwungrad zur Aufnahme der Elektromagnete eingerichtet ist.
                              									Der Anker hat die Gestalt eines mit Drahtspulen besetzten, das Magnetrad umgebenden
                              									Ringes, der an einem Speichenrade befestigt ist, welches sich auf einem geeigneten
                              									Vorsprunge des einen Schwungradlagers drehen lässt. Behufs Reinigung oder
                              									Besichtigung der Magnetspulen ist das die Ankerspulen tragende Speichenrad in der
                              									Achsenrichtung so weit verschiebbar, dass die Magnetspulen frei gelegt werden. Man
                              									kann dann das eine oder andere Rad drehen und die Spulen untersuchen, auch wenn
                              									nöthig abnehmen und durch andere ersetzen, da sie nur durch zwei Schrauben befestigt
                              									sind. Der erregende Strom wird durch auf der Schwungradwelle sitzende Schleifringe
                              									zugeführt.
                           Patin hat diese Anordnung auch auf Turbinen angewendet
                              									und mit Hilfe eines Picar'schen Regulators erreicht,
                              									dass bei plötzlichem Wechsel in der Belastung der Dynamo nur 2 Proc.
                              									Spannungsveränderung sich ergab. Versuche an zwei ähnlichen Maschinen dieser Art,
                              									von denen die eine 500, die andere 3000 Lampen speiste, ergaben Folgendes:
                           
                              
                                 Spannung an den Polklemmen
                                 2400 Volt
                                 2400 Volt
                                 
                              
                                 Stromstärke
                                 16,7 Ampère
                                    40 Ampère
                                 
                              
                                 Umdrehungen in der Minute
                                   300
                                     95
                                 
                              
                                 Geringster elektr. Wirkungs-  grad
                                     94 Proc.
                                     94 Proc.
                                 
                              
                           In Gemeinschaft mit dieser Maschine benutzt Patin auch
                              									Stromumsetzer eigener Bauart, um am Verbrauchsorte die gewünschte niedrige Spannung
                              									zu erhalten.
                           Nach Génie civil würden für die etwa 200000 Lampen
                              									umfassende Beleuchtung eines Theils von Paris fünf solcher Schwungraddynamo, von
                              									denen eine in Ersatzbereitschaft verbleibt, genügen, um die jetzt vorhandenen 150
                              									bis 200 kleinen Dynamo zu ersetzen.
                           Eine ähnliche Anordnung hatte die Actiengesellschaft „Helios“ zu
                              									Ehrenfeld-Cöln auf der Frankfurter Ausstellung in Thätigkeit.
                           17) Brown und Boveri in Baden haben für die
                              									Central-Beleuchtungsstation in Rouen vier langsam laufende Dynamo geliefert; welche
                              									in ihrer Bauart der 1891 279 * 105 abgebildeten der Oerlikon-Werke gleichen. Jede dieser Maschinen gibt bei
                              									der richtigen Umdrehungszahl von 320 in der Minute 120 Volt und 1200 Ampère, kann
                              									jedoch auch 1500 Ampère mit 180 Volt zum Laden von Speicherzellen leisten; sie ist
                              									also bei 320 Umdrehungen in der That eine 270000 Watt-Maschine. Wie beistehende Fig. 22 zeigt, haben diese Maschinen Trommelanker,
                              									deren Leiter parallel geschaltet sind. Durch vielseitige Erfahrung hat Broten gefunden, dass parallele Wickelung keine
                              									Schwierigkeiten verursacht, sobald die Lager zweckmässig ausgeführt sind und in
                              									gutem Zustande erhalten werden; er behält daher diese Wickelung gern bei, weil sie
                              									mehr Stromsammlerabtheilungen ergibt, wodurch das leicht störende Funkengeben an den
                              									Bürsten fast ganz vermieden wird. Die Abtheilungen des Ankers sind an den
                              									Stirnflächen durch gebogene Platten mit den Stromsammlerabtheilungen verbunden, so
                              									dass zwei Bürsten angewendet werden können. Der eiserne Ankerkern hat 800 mm Länge
                              									und 457 mm Durchmesser; er ist mit acht Treibzähnen versehen und zwar sind in
                              									die Oberfläche acht Nuthen eingefräst, in welche die Zähne aus vulkanisirter Fiber
                              									dicht eingetrieben sind. Die Wickelung besteht aus runden Kabeln. Die Feldmagnete
                              									sind von Gusstahl, ebenso die Polstücke, und zwar werden diese aus vollen
                              									Stahlringen, welche sorgfältig gedreht werden, ausgeschnitten. Die Rückseite jedes
                              									dieser Polstücke wird dann so angedreht, dass die Spulen darauf gut nach vorn zu
                              									Platz finden. Die Feldspulen sind ebenfalls rund, wodurch die Herstellung sehr
                              									erleichtert wird. Die Ankerwelle hat drei Lager mit Selbstschmierung. Jede Maschine
                              									wiegt etwa 10 t und enthält ungefähr 914 k Kupfer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 54
                              Fig. 22.Dynamo von Brown und Boveri.
                              
                           Es mag an dieser Stelle nachträglich noch der beiden ungemein
                              									grossen sechspoligen Gleichstrommaschinen gedacht werden, welche für die Schweizer metallurgische Gesellschaft zu Neuhausen
                              									(vgl. Centralblatt für Elektrotechnik, 1888 * S. 844)
                              									zur Herstellung von Aluminiumlegirungen von C. E. L.
                                 										Brown in den Oerlikon-Werken zu Zürich
                              									ausgeführt worden sied und zusammen einen Strom von 12000 Ampère bei 20 Volt
                              									liefern. Dieselben werden durch eine besondere kleine Oerlikon-Dynamo erregt. Die
                              									Anker der grossen Maschine bestehen aus ringförmigen Blechscheiben; in dem Umfang
                              									des Kernes sind Längsnuthen, wie bei Wenström (vgl.
                              									1888 267 * 402) eingefräst, welche zur Aufnahme der
                              									Wickelungsdrähte dienen, die dadurch sehr geschützt liegen; auch ist der magnetische
                              									Widerstand der Maschine sehr verringert. Jeder Anker hat zwei Stromsammler von
                              									grossem Durchmesser und solcher Länge, dass je sechs Bürsten neben einander liegen.
                              									Da jede Maschine sechs Sätze Bürsten hat, sind im Ganzen 72 Bürsten zur
                              									Stromaufnahme vorhanden. Die Ankerwickelungen sind abwechselnd zu den Stromsammlern
                              									geführt, so dass eigentlich zwei getrennte Wickelungen auf jedem Kerne vorhanden
                              									sind. Die durch die sechs Magnetpole bedingte Parallelschaltung wird durch
                              									Metallringe, welche im Inneren der Stromsammler angebracht und mit den
                              									entsprechenden Abtheilungen verbunden sind, hergestellt, auch sind ausserdem die
                              									Bürsten träger gleicher Polarität durch starke Kabel mit einander verbunden. Die
                              									Anker machen 180 Umdrehungen in der Minute und erwärmen sich selbst bei der vollen
                              									Stromstärke nur wenig.
                           Beide Dynamo werden durch eine zwischen ihnen stehende Turbine von
                              										Escher, Wyss und Co. mit wagerechter Welle
                              									angetrieben, welche mit 15 m Gefälle vom benachbarten Rheinfall betrieben wird und
                              									300 bis 350  zu leisten vermag. Ein selbsthätiger, auf eine in das
                              									Einlaufrohr eingesetzte Drosselklappe wirkender Regulator regelt die Geschwindigkeit
                              									der Turbine.
                           Zur Stromleitung nach dem Aluminiumofen dienen zwölf positive und
                              									zwölf negative blanke Kupferkabel von je 500 qmm Querschnitt, die vor dem Ofen mit
                              									einem Ammeter von Hérault, dem Director des Werkes,
                              									verbunden sind. Dasselbe wird durch einen Kupferring von 1 m Durchmesser mit
                              									quadratischem Querschnitt von etwa 9 cm Seite gebildet, durch den der ganze Strom
                              									geht. Im Mittelpunkte des Ringes ist ein Elektromagnet mit in einer Verticalebene
                              									schwingendem Eisenkern angebracht, welcher durch einige Elemente von bekannter
                              									elektromotorischer Kraft erregt wird. Ein an demselben angebrachter Zeiger spielt
                              									über einem Quadranten, der nach Tangentenwerthen getheilt ist.
                           Der Schmelzofen besteht aus einem grossen würfelförmigen, von
                              									Metallplatten umgebenen Kohlentiegel, der mit dem negativen Pole der Dynamo in
                              									Verbindung steht. Der positive Pol wird durch ein Bündel langer Kohlenplatten
                              									gebildet, welche mittels eines Flaschenzuges in den Tiegel eingehängt sind;
                              									letzterer ist mit der durch einen Kohlenpfropfen zu verschliessenden Abstichöffnung versehen.
                              									Die Rohmaterialien, Kupfer oder Eisen und Thonerde, werden durch Oeffnungen im
                              									Deckel eingebracht. Das von Hérault erfundene Verfahren
                              									verläuft ununterbrochen, so dass auch die Dynamo für längere Zeit ununterbrochen zu
                              									arbeiten haben. Es werden Aluminiumbronze und Ferroaluminium gewonnen; erstere ist
                              									besonders hart, von hoher absoluter Festigkeit und schmiedbar. Das Ferroaluminium
                              									dient als Zusatz zum Gusseisen, um blasenfreie grosse Gusstücke herzustellen.
                           Ueber das von ihm ausgeführte Elektricitätswerk der Gemeinde
                              									Furstenfeld-Brück hat O. v. Miller in München in Uhland's Technischer
                                 										Bundschau, 1893 * S. 103, berichtet. Die Turbinenanlage in Schongersing
                              									benutzt den ganzen Wasserlauf der Amper zum Treiben zweier Wechselstromdynamo von
                              										Brown, Boveri und Co. durch drei Turbinen. Der
                              									Strom wird in einer unter Mitwirkung des Telegrapheninspectors Beringer gebauten 7 km langen zweidrähtigen (bei 6 mm
                              									Durchmesser) Leitung nach Brück geliefert und an 10 verschiedenen Stellen durch
                              									Einphasen-Umsetzer von seiner grossen Spannung auf die zum Verbrauch geeignete
                              									geringere Spannung herabgebracht und in einem vollkommen geschlossenen
                              									Vertheilungsnetze den Verbrauchern zugeführt und zugleich zur Strassenbeleuchtung
                              									durch 80 Glühlampen und 5 Bogenlampen verwendet. Von dem in Schongersing erzeugten
                              									Strome gehen 17,5 Proc. in der Leitung und den Umsetzern verloren. A. a. O. wird
                              									auch über die Anlage- und Betriebskosten berichtet.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 23.Greenwood und Batley's Dynamo. 18) Greenwood und Batley in Leeds (vgl. 1889
                              										272 * 115) haben die in Fig.
                                 										23 abgebildete selbstregulirende Dynamo für Bogenlichtbeleuchtung
                              									ausgeführt. Die nach Industries, 1892 * S. 377,
                              									abgebildete Maschine dient für 20 Lampen. Die Feldmagnete derselben haben (vgl. 1893
                              										289 * 253) zwei kleine Hervorragungen, welche das
                              									magnetische Feld für einen kleinen Flachringanker bilden, dem ein schwacher Strom
                              									mit Hilfe eines selbsthätigen Umschalters zugeführt wird, so dass er bei Aenderungen
                              									der Stärke des Hauptstromes sich dreht und als Regulator auch die Bürstenhalter der
                              									Dynamo in die der zur Zeit verlangten elektromotorischen Kraft entsprechende
                              									Stellung bringt.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 24.Rheostat von Carpenter. 19) Die Carpenter Enamel Rheostat Comp. zu
                              									Bridgeport, Conn., Nordamerika, führt den in Fig. 24
                              									und 25 abgebildeten Emaille-Rheostaten von Carpento aus, bei welchem die Leitung und
                              									Vertheilung bezieh. Ausstrahlung von Wärme durch eine Platte bewirkt wird, die mit
                              									dem von einem elektrischen Strom durchflossenen und dadurch erhitzten Draht in
                              									Verbindung steht. Das Instrument besteht aus einer mit Rippen r und an den Ecken mit Buckeln b versehenen gusseisernen Platte p, auf
                              									welche eine Lage e von Emaille aufgetragen ist; in
                              									letztere ist der in Fig. 25 als Punkte im Querschnitt
                              									erscheinende Draht eingeschmolzen, so dass er von dieser Masse allseitig umgeben und
                              									gegen die Platte p isolirt ist. Hierdurch soll der
                              									Widerstandsdraht eine erheblich grössere Fähigkeit zur Stromaufnahme erhalten, und
                              									zwar soll der Draht 10 mal mehr Strom aufnehmen können als in freier Luft. Die
                              									Platte soll beständig 8 Watt auf 1 Quadratzoll engl. (= 1,24 Watt auf 1 qc)
                              									vertheilen können, wobei die Erwärmung der Platte nicht so hoch steigt, um Holz zu
                              									verkohlen. Der Zuleitungsdraht d ist angeschraubt und
                              									unter dem Kopfe der Schraube s liegt unter dem
                              									Kupferplättchen noch ein sie gegen p isolirendes
                              									Plättchen.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 25.Rheostat von Carpenter.Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 26.Mordey- Wechselstrommaschine. 20) Zu der 1892 286 * 16 beschriebenen 250
                              									Kilowatt Mordey-Wechselstrommaschine der Brush Electrical
                                 										Engineering Co. in London bringt der Engineer,
                              									1892 Bd. 74 * S. 354, noch Einzelheiten des Ankers, welcher in Fig. 26 und 27
                              									wiedergegeben ist. Der Anker enthält 40 in zwei parallelen Reihen geschaltete Spulen
                              									mit den in den seitlichen Hervorragungen an den Enden des wagerechten Durchmessers
                              									befindlichen Polklemmen. Jede Spule wird unter Vermittelung einer Zwischenlage von
                              									Ebonit zwischen zwei Neusilberplatten gehalten, die Drahtenden sind durch in die
                              									Platten eingesetzte Porzellanbüchsen nach aussen gezogen. Die beiden Platten mit der
                              									zwischenliegenden Spule werden durch drei Bolzen zusammengehalten, welche zugleich
                              									durch den inneren Flansch des äusseren Ankerringes gehen. Mit Hilfe von zwei
                              									in demselben Ringe sitzenden radialen Bolzen, deren Köpfe in Aussparungen der
                              									Spulenplatten liegen, kann jede Spule radial verstellt und alle Spulen können dicht
                              									an einander gepresst werden, so dass eine die andere stützt und ein festes Ganzes
                              									gebildet wird. Zufolge dieser Anordnung ist es auch möglich, dass jede Spule schnell
                              									herausgenommen und durch eine andere ersetzt werden kann, ohne dass der Anker oder
                              									irgend ein anderer Theil der Maschine abzunehmen ist. Ausserdem ist, wie schon
                              									früher bemerkt wurde, der Ankerring im senkrechten Durchmesser getheilt, so dass
                              									jede Hälfte desselben seitlich fortgenommen werden kann. Wie aus Fig. 3 (1892 286 * 16) und Fig. 15 (1891 279 * 102) ersichtlich, ist übrigens der Anker auch in der
                              									zusammengestellten Maschine jederzeit leicht zugänglich, was bei den meisten anderen
                              									Bauarten nicht der Fall ist. Die Ankerspulen sind über Kerne von Schiefer gewickelt;
                              									hierdurch, sowie durch die Anwendung des sehr schlecht leitenden Neusilbers in den
                              									Klemmenplatten werden die Verluste in der Maschine auf das geringste Maass
                              									herabgezogen, denn es ist kein Eisen zu magnetisiren oder zu entmagnetisiren,
                              									überhaupt ist kaum ein Metall vorhanden, in welchem Nebenströme entstehen
                              									könnten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 56
                              Fig. 27.Mordey Wechselstrommaschine.
                              
                           Die Maschine gibt daher nicht bloss bei voller Belastung einen
                              									hohen Nutzeffect, sondern auch bei geringer Belastung und bei offenem Stromkreis
                              									erfordert sie wenig Kraft. Diese Eigenschaft ist nicht bloss mit Rücksicht auf die
                              									geringe Erwärmung werthvoll, sondern auch für Beleuchtungsanlagen von Bedeutung,
                              									weil dieselben häufig mit geringer Belastung arbeiten, wobei auch ein hoher
                              									Nutzeffect verlangt wird. Die Charakteristik des Ankers ist nahezu eine gerade
                              									Linie, der Potentialunterschied an den Polklemmen ist nur 4 bis 5 Proc. bei
                              									Veränderungen in der Belastung von einer bis 8000 Lampen (zu je 8 Kerzen) als
                              									Normalbelastung.
                           Das Gesammtgewicht der Maschine ist 20 t, wovon 15 auf die Feldmagnete nebst Welle,
                              									also auf die sich drehenden Theile, kommen. Zur Magnetisirung des Feldes sind
                              									bei offenem Stromkreis 1 Proc., bei voller Belastung 1 ½ Proc. erforderlich.
                           21) Ueber die elektrische Eisenbahn, welche als Fortsetzung der Locomotivbahn
                              									Interlaken-Lauterbrunn und der 1890 gebauten Seilbahn Lauterbrunn-Mürren von der Maschinenfabrik Oerlikon zwischen Grütsch und Murren
                              									oberhalb Lauterbrunn in einer Höhe von 1500 m über Meer ausgeführt worden ist,
                              									entnehmen wir den Industries, 1893 * S. 43, und der Lumière Électrique, 1893 Bd. 49 * S. 326, Folgendes.
                              									Die elektrischen Bahnen sind den Bahnen mit Dampfbetrieb in schönen Gebirgsgegenden
                              									vorzuziehen, da sie unter Benutzung der Wasserkräfte billiger sind, weniger Lärm und
                              									keinen Rauch machen. Die Bahnen der Oerlikon-Werke
                              									ähneln den sich auf grössere Erfahrung stützenden amerikanischen, wahrscheinlich
                              									weil ihr Ingenieur Kolben lange Zeit in den Vereinigten
                              									Staaten gewesen ist.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 56Fig. 28.Oerlikon's elektrische Locomotive. Die Stromerzeuger sind vielpolig, mit zwei Bürsten. Der sammt dem
                              									Räderwerk etwa 1000 k wiegende Motor der elektrischen Locomotive ist in Fig. 28 abgebildet; er liefert 17  der Achse
                              									bei einer Geschwindigkeit von 425 Umdrehungen in der Minute. Er kann auch weit mehr
                              									leisten, namentlich beim Anfahren. Das Feld bilden zwei Stahlgehäuse. Es ist nur
                              									eine Räderübertragung, die auf eine 100 mm-Achse wirkt, vorhanden. Die
                              									Feldmagnetrollen sind aus gut isolirendem Material gemacht, das in besonderen Formen
                              									gepresst ist. Die Kohlenbürsten liegen fest und deshalb kann der Luftraum klein
                              									sein, die Feldspulen demgemäss überaus klein. Das Rad auf der Achse ist aus Stahl;
                              									das Getriebe aus Phosphorbronze mit Zähnen von einer neuen Form, welche geräuschlos
                              									und ohne Spielraum wirken sollen. Der Motor befindet sich auf einem Gestell mit 750
                              									mm-Rädern, und seine tiefste Stelle ist 80 mm über der Schienenkante. Auch seine
                              									Länge ist klein, so dass leicht ein Paar Motoren auf einem Gestell mit 1,5 m-Rädern
                              									untergebracht werden können.
                           Die Seilbahn von Lauterbrunn (816 m über Meer) nach Grütsch (1490 m über Meer) ist
                              									1392 m lang, in wagerechter Richtung 1215 m. Es sind Steigungen bis 50 Proc. darin
                              									vorhanden. Die beiden Wagen hängen an den Enden eines oben um eine Rolle laufenden
                              									Drahtseiles. Bei Bedarf lässt man einen Wassermotor auf die Rolle wirken, oder man
                              									gibt den bergab laufenden Wagen eine entsprechende Zusatzbelastung von Wasser.
                           Da Murren 1641 m über Meer liegt, so ist eine Steigung von 151 m zu überwinden. Die
                              									elektrische Bahn ist 4300 m lang und hat 53 Curven von 200 bis 50 m Halbmesser;
                              									in der Mitte ist eine Ausweichestelle für die sich kreuzenden Züge. Die Steigungen
                              									betragen bis 5 Proc. Es sind vorhanden drei Locomotiven von 7,2 t Gewicht, 4 m
                              									Länge, 2 m Breite und 3 m Höhe, mit Rädern von 0,75 m Durchmesser; ferner zwei
                              									Personenwagen für je 40 Personen und zwei Güterwagen. Der den Strom zuführende Draht
                              									liegt in 5 m Höhe. Die Motoren geben bei 450 bis 500 Umdrehungen 11 km
                              									Geschwindigkeit in der Minute. Jeder verbraucht 30 , nämlich 36 Ampère bei
                              									600 Volt. Die Turbinen der Kraftstation werden vom Wasser des Staubbaches getrieben;
                              									sie leisten bis 150 , für gewöhnlich reichen aber 120  aus. Die
                              									Dynamo liefert 150 Ampère mit 600 Volt bei 750 Umdrehungen in der Minute, also 120
                              									. Ein Kupferdraht von 50 qmm im Querschnitt läuft an der Bahn nach Grütsch,
                              									zwei nach Murren, drei an die als Rückleiter benutzten Schienen. Der Zug besteht
                              									meist nur aus Locomotive und einem Personenwagen. Die Fahrt von Interlaken bis
                              									Murren kostet 14,40 M. und dauert von Lauterbrunn bis Murren 25 Minuten.
                           22) Ueber die bauliche Ausführung und Einrichtung der Fabrique Nationale d'Armes de Guerre zu Herstal in Belgien (vgl. 1893 288 288) hat Engineer vom
                              									25. November 1892 S. 453 ausführliche Mittheilungen gebracht. Hiernach ist die
                              									Leistung der stromerzeugenden Dynamo 90 Proc., die Leistung zwischen der Bremswelle
                              									der Dampfmaschine und den Wellen der Motoren 77,2 Proc. Die Dampfmaschine leistete
                              									bei den Versuchen 94 Proc. Daher erhielten die Motoren 72,5 Proc., die Wellen der
                              									Arbeitsmaschinen 69,5 Proc. Da keine Riemenübertragung vorhanden ist, so braucht die
                              									Dampfmaschine beim Leerlauf nicht 40, sondern nur 28 . Man hatte sich für
                              									eine Maschine von 350  mit Condensation entschieden, wählte aber zur
                              									Mitbeschaffung der elektrischen Beleuchtung eine Corliss-Verbundmaschine von 460
                              									, welche von van den Kerchove in Gent geliefert
                              									wurde.
                           Die Motoren liegen zwischen 3 und 37 . Die von der Dampfmaschine unmittelbar
                              									mit 66 Umdrehungen getriebene Dynamo von 500  hat einen Gramme-Anker und die
                              									Magnetkerne sind aus weichem Stahl. Die Feldmagnete liegen im Nebenschluss und
                              									bilden einen aus zehn zusammengebolzten Stücken bestehenden Ring; sie haben 20 Pole.
                              									Der Luftraum ist 6,3 mm weit. Die Magnete wurden in ihre Lage gebracht, dann
                              									abgenommen, damit der Anker gewickelt werden konnte, was wegen der Grosse der
                              									Maschine nöthig war; dann ward der Ring endgültig fertig gemacht. Zur Herstellung
                              									des Ankers ward zuerst eine Nabe mittels hydraulischen Druckes auf die Welle
                              									gezwängt und an jeder Seite ein hohles tassenförmiges Gusstück anstatt der Arme
                              									eines gewöhnlichen Schwungrades angebolzt. Am Umfange bilden diese Gusstücke 100
                              									Zähne, welche den im Durchmesser 4,8 m messenden, aus in radialer Richtung 130 mm
                              									langen Eisenplatten von 7,1 mm Dicke hergestellten Anker fassen. Diese Eisenmasse
                              									bildet einen Schwungradkranz von genügendem Gewicht. Durch 50 Zähne gehen Bolzen,
                              									welche die Kernplatten mit einander vereinigen, während die übrigen 50 Querstäbe
                              									tragen, worauf die Platten ruhen; alle sind sorgfältig gegen die Platten isolirt und
                              									letztere mit Papier bekleidet. Die Wickelung besteht aus einem Flachdrahte von 4 × 5
                              									mm, der mit Baumwolle und Schellack isolirt ist. Aussen ist bloss eine Lage, im
                              									Inneren dagegen zwei, weil die Drähte zwischen den Zähnen der Seitenstücke
                              									durchgehen müssen. Der ganze Anker hat 2400 Windungen und besitzt zwei Stromsammler
                              									von 2,5 m Durchmesser, denen die durch Bronzedrähte von 1,5 mm Dicke festgehaltenen
                              									Windungen abwechselnd zugeführt sind. Acht Bürsten nehmen den Strom ab und können
                              									durch eine besondere Vorrichtung zugleich abgehoben und aufgelegt werden. Die Dynamo
                              									liefert 2400 Ampère bei 125 Volt. Vier Kabel führen in paarweiser Parallelschaltung
                              									den Strom nach dem Umschalter. Auf 1 qc der Ankerwindung kommen 300 Ampère und 160
                              									bei den Magnetwindungen. Das Kupfer in den Magneten wiegt 2032 k, das im Anker 600
                              									k. Es sind nur zwei Lager vorhanden, auf jeder Seite eines.
                           Die Lichtanlage enthält 116 Bogenlampen, in Hintereinanderschaltung zu zweien, mit 10
                              									Ampère und 200 Glühlampen zu 16 Kerzen; letztere erhalten den Strom von einem
                              									Ringleiter und verbrauchen im Ganzen 7 Volt, wenn sie alle brennen.
                           Die Motoren haben Gramme-Anordnung und bisher sich bewährende Kohlenbürsten. Der
                              									Elektriker beaufsichtigt zugleich die Bogenlampen. Die Vertheilung der bestellten
                              									Motoren war folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                    
                                    
                                 Zahl derMotoren
                                 GewährleisteterWirkungsgrad
                                 
                              
                                 Hauptsaal
                                 16
                                 9
                                      87 Proc.
                                 
                              
                                 Holzbearbeitung
                                 21
                                 1
                                 87  „
                                 
                              
                                 Schmiede
                                 37
                                 2
                                 89  „
                                 
                              
                                 Stanz- und Ziehraum
                                 16
                                 1
                                 87  „
                                 
                              
                                     „       „        „
                                   7
                                 1
                                 84  „
                                 
                              
                                 Speisepumpe
                                 10
                                 1
                                 85  „
                                 
                              
                                 Ventilatoren
                                   3
                                 1
                                 80  „
                                 
                              
                           An Stelle des 7 -Motors ward einer zu 16  finden Polirraum
                              									angeschafft und einer zu 21  für den Patronenschuppen. Versuche haben
                              									gezeigt, dass mehr Kraft (11 elektrische ) verbraucht wird, wenn alle
                              									Maschinen leer laufen, als beim gewöhnlichen Arbeitslaufe (7 elektrische
                              									).