| Titel: | Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 67 | 
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                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren,
                           								der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
                        Vorhergehender Bericht 1893 288 185 235 und 254.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche
                           								und verwandter Industriezweige.
                        
                     
                        
                           Schwefelsäureconcentration.
                           Ueber die Concentration der Schwefelsäure von 50 auf 60° B. in den Freiberger
                              									Hüttenwerken berichtet A. Junge. Die Verdampfung findet
                              									in Abdampfkästen statt.
                           Der Dampf geht vom Dom des Dampfkessels aus in das in doppelten Windungen
                              									spiralförmig gelagerte Schlangenrohr. Das gebildete Condensationswasser fliesst
                              									unten durch den Wasserverschluss D (Fig. 1) zum Kessel
                              									zurück. Wird die Heizschlange undicht, so schliesst man den Hahn, öffnet D, schliesst nun B, lässt
                              									die Säure ab und bessert aus. Hähne A und E dienen zur völligen Absperrung.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 67Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung.Fig. 2 zeigt den
                              									Grundriss zweier für sich getrennt arbeitenden Abdampfapparate, deren jeder aus zwei
                              									396 cm langen, 308 cm breiten und 35 cm tiefen Holzkasten gebildet wird, welche aus
                              									7 cm starken Pfosten hergestellt sind. Jeder der beiden Kästen ist wieder durch zwei
                              									5 cm starke Scheider in drei Abtheilungen getrennt, deren jede im Lichten 294 cm
                              									lang und 124 cm breit ist. Sämmtliche Abtheilungen sind innen mit 5 mm starkem
                              									Bleiblech überzogen. Auf dem Rande der Abdampfkästen ruht ein überbleites Gevierte
                              										b (Fig. 3), welches
                              									den das Dach von 2 mm starkem Hartbleiblech tragenden Hartbleibügeln c als Stütze dient. Die Bügel sind in einem Abstand von
                              									50 cm von einander angeordnet und bestehen aus Hartblei mit 6 Proc. Antimongehalt.
                              									Sie sind 5 cm breit und 3 cm stark und an ihrem Scheitelpunkte durch
                              									Hartbleistäbchen a verbunden.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 67Fig. 3.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung. In jeder der sechs Abtheilungen des Abdampfapparates liegt die doppelte,
                              									56 m lange Dampfschlange aus Weichbleirohr von 28 mm lichter Weite und 7 mm
                              									Wandstärke, welche in der Höhe des Säurespiegels durch Schutzhülsen aa1 (Fig. 4) verwahrt ist. Die Dampfschlangen sind auf
                              									Rohrstücke aufgelagert, welche lose auf dem Boden des Abdampfkastens liegen. Die
                              									Berührung der Dampfrohre unter einander verhindern eingesetzte Bleistreifen von 25
                              									mm Höhe, 16 mm Breite und 20 mm Länge, welche bei a
                              										(Fig. 5) mit dem betreffenden Dampfrohr verlöthet
                              									sind. Die
                              									Dampfapparate sind an den Stirnseiten durch hölzerne, überbleite Läden verschlossen
                              									und die einzelnen Abtheilungen durch Ueberfälle a, b, c, d,
                                 										e (Fig. 2) mit
                              									einander verbunden, so dass die bei A zulaufende
                              									Kammersäure, nachdem sie alle sechs Abtheilungen durchströmt hat, den Apparat B als 60° B. starke Schwefelsäure wieder verlässt. Man
                              									verwendet jetzt einen Dampfdruck von 2,5 at, da dieser fast ebenso günstig wirkt,
                              									als solcher von 3 at, und dabei die Bohre mehr schont. (Nach Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen durch Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 S. 91.)
                           
                              
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                              Fig. 4.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung.
                              
                           
                        
                           Kühlhaube für Abdampfschalen.
                           Die chemische Fabrik Rhenania hat ein Patent auf eine
                              									Kühlhaube für Abdampfschalen genommen. Wie aus nebenstehender Fig. 6 ersichtlich, wird dieselbe aus einzelnen,
                              									schraubenförmig gewundenen und auf einander gelötheten Röhren gebildet und dient zur
                              									Abkühlung der beim Eindampfen von Schwefelsäure in Platinapparaten sich
                              									entwickelnden Dämpfe und Flüssigkeiten. Das Kühlwasser tritt bei a ein und bei z aus. (D.
                              									R. P. Nr. 64572.)
                           
                        
                           Schwefel und Schwefelkies als Rohmaterial für Schwefelsäure in
                              									Amerika.
                           Nach einem Vortrage von K. F. Stahl wurde bis etwa zum
                              									Jahre 1880 in Amerika Schwefelsäure ausschliesslich aus sicilianischem Schwefel
                              									fabricirt, da der frühere hohe Preis der Säure dort keinen Anlass zur Aufsuchung
                              									eines billigeren Rohmaterials gab. Die Frage, ob heutzutage in Amerika die
                              									Fabrikation aus Schwefel oder aus Kiesen vortheilhafter ist, glaubt Verfasser noch
                              									unentschieden lassen zu müssen. Die Kiesöfenfrage hält Verfasser noch nicht
                              									glücklich gelöst, obgleich der runde mechanische Ofen für Feinkies von A. C. Johnson in Baltimore bei aufmerksamer Wartung
                              									zufriedenstellend arbeiten soll. Für den Werth der Schwefelsäure kommt dann auch die
                              									mehr oder minder grosse Verunreinigung mit Arsen in Betracht. Die Kiese von
                              									Massachusetts und Virginia enthalten davon nur sehr wenig, so dass die daraus
                              									hergestellte Säure etwa 0,002 Proc. enthält. Nach einer Berechnung des Verfassers
                              									kommt 1 t Kammersäure aus Schwefel auf 6,22 Doll., aus Kiesen auf 6,25 Doll. in
                              									Amerika zu stehen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893
                              									Bd. 1 S. 178.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 68
                              Fig. 5.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung.
                              
                           
                        
                           Einwirkung von reiner und nitroser Schwefelsäure und
                              									Salpetersäure auf verschiedene Bleisorten.
                           Zur Entscheidung der Frage, welche chemische Beschaffenheit das Blei zur Verwendung
                              									in der Schwefel- und Salpetersäurefabrikation besitzen muss, um der Einwirkung der
                              									Schwefel- und Salpetersäure möglichst lange zu widerstehen, untersuchten G. Lunge und Ernst Schmidt
                              									die Einwirkung der genannten Säuren auf die verschiedenen Bleisorten.
                           Ihre sorgfältigen und eingehenden zahlreichen Untersuchungen legen die Verfasser in
                              									einer umfangreichen Abhandlung nieder. Bezüglich des Ganges und der Art der
                              									Untersuchungen sei auf das Original verwiesen. Das Hauptergebniss fassen die
                              									Verfasser in folgenden Sätzen zusammen:
                           1) Für weitaus die meisten Fälle ist in der Schwefelsäurefabrikation das reinste
                              									Weichblei das tauglichste Material zur Construction von Apparaten, in erster Linie
                              									für Kammern, Reservoire, Thürme u. dgl., aber auch für Concentrationspfannen,
                              									jedenfalls wenn diese so angelegt sind, dass das Feuer nicht zuerst die stärksten
                              									Pfannen trifft, also die Temperatur nie, auch nur zeitweise, auf 200° oder gar
                              									darüber steigen kann.
                           Das reinste Weichblei wird von verdünnter und concentrirter, von reiner und nitroser
                              									Säure weniger als alle anderen Bleisorten angegriffen, wenigstens bei Temperaturen
                              									oberhalb der gewöhnlichen bis zu 200°.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 68Fig. 6.Kühlhaube der Rhenania. 2) Ein Zusatz von ganz wenig Antimon (0,2 Proc.) ist nicht oder nicht
                              									erheblich schädlich; in der Kälte verhielt sich solches Blei sogar in manchen Fällen
                              									eher etwas widerstandsfähiger als das antimonfreie, allerdings nur in unbedeutendem
                              									Grade. Wo es darauf ankommt, dem Blei etwas mehr Härte oder Zugfestigkeit zu geben,
                              									wird man demnach einen solchen geringen Zusatz von Antimon geben können, aber nur
                              									dann, wenn das Blei nur mit kalter Säure in Berührung kommen soll. Bei höherem
                              									Gehalte an Antimon wird das Blei viel stärker als Weichblei angegriffen und der
                              									Unterschied steigert sich enorm mit Erhöhung der Temperatur. Für der Erhitzung über
                              									gewöhnliche Temperatur ausgesetzte Apparate ist also antimonhaltiges Blei durchaus
                              									zu verwerfen. Zwar erhöht ein Gehalt von 1 Proc. Antimon die Temperatur, bei der das
                              									Blei sich stürmisch in Sulfit verwandelt, um etwa 20°; da aber diese stürmische
                              									Reaction nur bei einem ausnahmsweise hohen Gehalte an Wismuth bei Temperaturen
                              									vorzukommen scheint, wie sie im Maximum in den heissesten Concentrationspfannen
                              									auftreten, und da das Kupfer eine viel bessere Schutz Wirkung auch für diesen Fall
                              									ausübt, während der Antimongehalt bei der normalen Temperatur der Pfannen eine
                              									weitaus schnellere Abnutzung des Bleies hervorruft, so muss man von der Benutzung
                              									antimonhaltigen Bleies gerade auch für Concentrationspfannen durchaus abrathen.
                              									Antimonhaltiges Blei ist nur für den Fall direct zu empfehlen, wo kalte Säure in
                              									hermetisch geschlossenen Behältern aufbewahrt werden soll, wo also die Unterdrückung
                              									der bei Weichblei zu starken Gasentwickelung in Betracht kommt.
                           3) Kupfer lässt sich mit dem Blei nicht in grösseren Mengen homogen legiren; für die
                              									Praxis dürfte 0,2 Proc. das Maximum des Erreichbaren sein. Ein Kupfergehalt von
                              									erheblich unter 0,1 Proc. hat wenig nützlichen oder schädlichen Einfluss auf die
                              									Haltbarkeit des Bleies gegen Schwefelsäure in der Kälte; ebenso ein Gehalt bis zu
                              									0,2 Proc. in der Wärme bis 100°. Bei 200° wird ein 0,1 bis 0,2 Proc. Kupfer
                              									enthaltendes Blei im Durchschnitt etwas weniger als reines Weichblei angegriffen;
                              									doch sind die Unterschiede stets gering, und gegenüber einer nitrosen Schwefelsäure
                              									meist verschwindend oder nach der entgegengesetzten Richtung gehend; es hat daher
                              									selbst für Säureconcentrationspfannen unter gewöhnlichen Umständen keinen Zweck, dem
                              									Blei einen Kupfergehalt zu geben. Hiervon gibt es jedoch eine Ausnahme, nämlich wenn
                              									das Blei (vermuthlich durch einen Wismuthgehalt) die Eigenschaft der plötzlichen
                              									Zerstörung durch Schwefelsäure weit unter der dafür normalen Temperatur (260°)
                              									erhalten hat; dann vermag ein Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proc. Kupfer ihm diese
                              									schädliche Eigenschaft zu benehmen. Wenn man also für die heissesten Pfannen ganz
                              									sicher gehen will, so mag man ihnen jenen Kupfergehalt geben. Oberhalb 200° wirkt
                              									ein solcher Kupfergehalt ganz entschieden stark schützend auf die Abnutzung des
                              									Bleies ein, was für die freilich selten vorkommenden Fälle, wo Blei in Berührung mit
                              									Schwefelsäure auf solche Temperaturen erhitzt werden soll, berücksichtigt werden
                              									muss.
                           4) Der Gehalt des Bleies an Sauerstoff (Oxyden) ist stets sehr unbedeutend und steht
                              									in keiner Beziehung zu seiner Angreifbarkeit durch Schwefelsäure.
                           5) Die bei der längeren Berührung mit Schwefelsäure beobachtete Gasentwickelung steht
                              									nicht im mindesten Verhältniss zu der wirklichen Abnutzung verschiedener Bleisorten;
                              									sie ist beim Weichblei am grössten, bei dem weit mehr angegriffenen Hartblei am
                              									geringsten.
                           6) Der Angriff der Schwefelsäure auf Blei steigt mit der Concentration, langsam bis
                              									zu derjenigen von gewöhnlicher „englischer“ Schwefelsäure (etwa 96 procentige
                              										H2SO4), dann
                              									aber äusserst rapid. Schon eine Säure von etwa 99 procentiger H2SO4 (technisches
                              										„Monohydrat) darf durchaus nicht in Bleigefässen behandelt werden, noch
                              									weniger rauchende Säuren.
                           7) Salpetersäure von 1,37 bis 1,42 spec. Gew. greift das Blei in der Kälte nur wenig
                              									an, stärkere Säure etwas mehr, doch kaum mehr als 96 procentige Schwefelsäure;
                              									Gemische von starker Schwefelsäure und starker Salpetersäure haben äusserst wenig
                              									Einwirkung auf Blei.
                           8) Nitrose Schwefelsäure greift im concentrirten Zustande alle Bleisorten und bei
                              									allen Temperaturen stärker als reine Schwefelsäure an. Bei verdünnterer Säure (1,72
                              									bis 1,76) ist der Angriff etwas schwächer als bei reiner Säure, in Folge des
                              									Entstehens einer dichten Schicht von Bleisulfat. Bei noch verdünnteren Säuren, wo
                              									sich aus der Nitrosylschwefelsäure freie salpetrige Säure und Salpetersäure bildet,
                              									ist der Angriff wieder stärker. Vergleicht man die nitrosen Säuren unter einander,
                              									so findet man, dass sie das Blei bei 65 bis 70° am wenigsten angreifen, wenn
                              									ihre Concentration zwischen 1,60 und 1,50 spec. Gew. liegt, also in den Grenzen, die
                              									bei richtigem Kamin erbe triebe ohnehin bei der „Kammersäure“ eingehalten
                              									werden; sowohl bei concentrirteren, wie auch bei verdünnteren Säuren leidet das Blei
                              									mehr, im letzteren Falle proportional mit der vorhandenen (oder sich bildenden)
                              									Salpetersäure. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie,
                              									1892 S. 642 und 664.)
                           
                        
                           Herstellung von gefälltem schwefelsaurem Kalk aus den Ablaugen
                              									der Ammoniaksodafabrikation.
                           Die Ablaugen der Ammoniaksodafabrikation verwendet H.
                                 										Schreib zur Herstellung von gefälltem Gyps (Annaline, Pearl hardening). Die
                              									dazu nöthige Einrichtung ist, wie aus beistehender schematischen Skizze hervorgeht,
                              									sehr einfach (Fig. 7).
                           A ist ein mit Blei ausgeschlagener Holzkasten, welcher
                              									die zum Ausfällen benutzte Lösung – Schwefelsäure oder saures Natriumsulfat –
                              									aufnimmt. Im Holzbottich B wird die Fällung
                              									vorgenommen. Man füllt den Bottich bis zu einer bestimmten Höhe mit der Chlorcalcium
                              									enthaltenden Ablauge und lässt dann unter Umrühren aus A ein abgemessenes Quantum der Lösung zufliessen. Wenn sich der
                              									entstandene Niederschlag genügend abgesetzt hat, zieht man die darüber stehende
                              									klare Lösung ab; dies kann stets nach 2 bis 3 Stunden geschehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 69
                              Schreib's Ablaugeapparat.
                              
                           Zum Abziehen von Lösungen, die über einem Niederschlage
                              									stehen, wird in der chemischen Technik vielfach ein sogen. Ellbogenrohr angewendet.
                              									Da der sauren Lösung wegen ein derartiges Rohr hier nicht in Anwendung kommen
                              									konnte, so ersetzte Verfasser das Rohr durch einen Spiralschlauch aus Gummi, wie
                              									dies auch in der Zeichnung ersichtlich ist. Die Oeffnung des Schlauches S lässt sich mittels einer damit verbundenen Holzstange
                              									in jeder Höhe des Bottichs B feststellen, wodurch die
                              									Trennung von Niederschlag und Flüssigkeit leicht und vollständig ermöglicht
                              									wird.
                           Zu dem im Fällbottich B verbleibenden Niederschlage
                              									lässt man wieder Chlorcalciumlauge laufen und fällt zum zweiten Male; dies Verfahren
                              									wiederholt man noch zum dritten bezieh. vierten Male. Die vereinigten Niederschläge
                              									werden durch mehrmaliges Aufrühren mit Wasser ausgewaschen und gelangen dann durch
                              									Ziehen des Stöpsels t mittels Rinne r auf das Filter F, um
                              									möglichst vom Wasser befreit zu werden. Da Nutschfilter sich nicht bewährten,
                              									geschieht dies durch freiwilliges Abtropfen, nur muss dasselbe unterstützt werden
                              									durch wiederholtes Schlagen der festen Masse mit flachen Holzschaufeln. Man erhält
                              									so ein Annaline mit nicht mehr Feuchtigkeitsgehalt als beim Centrifugiren; derselbe
                              									beträgt etwa 25 Proc.
                           
                           Der krystallinische Zustand des gefällten Gypses ist je nach Art der Fällung und
                              									der Concentration der Lösungen ein verschiedener; doch kann hierauf bei der
                              									Herstellung wegen des Kostenpunktes keine Rücksicht genommen werden. Da sich ein
                              									Eindampfen der Abfallaugen nicht lohnen würde, muss man dieselben anwenden, wie sie
                              									sind. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1836.)
                           
                        
                           Chlorgewinnung mittels des Deacon-Processes.
                           Ueber die Ausbeuten an Chlor im Deacon-Process macht J.
                                 										Kolb einige Angaben. Während man beim Weldon-Process ⅓ der Salzsäure als
                              									freies Chlor erhält, gewinnt man beim Deacon-Process etwa ⅔ und das letzte Drittel
                              									in Form von Salzsäure, welche von Neuem in den Zersetzungsapparat zurückgeführt
                              									werden kann.
                           Das Vermögen, das Gemisch von Salzsäure und Luft bei Rothglut in Chlor und Wasser zu
                              									verwandeln, kommt nicht dem von Deacon angewandten
                              										CuCl2 specifisch zu – es genügt die Anwesenheit
                              									irgend welcher poröser Körper –, aber die Reaction geht bei Gegenwart von CuCl2 schon bei möglichst niedriger Temperatur (450°)
                              									vor sich. Die bei der Zersetzung des NaCl durch Schwefelsäure entweichende
                              										(„Pfannen“) Säure kommt ungefähr mit 3 Tb. Luft gemischt im
                              										„Deacon“ an und tritt mit 8 Proc. 01, 9 Proc. HCl und 8 Proc. H2O aus. Die bei der Calcination des Sulfats
                              									entweichenden, HCl-ärmeren Gase geben nach Passiren des Deacon etwa 52 Proc. des HCl
                              									als Cl. Diese Calcinationsgase ruiniren den Deacon rasch, indem ihr Gehalt an SO2 und H2SO4 durch Bildung von Sulfaten Veranlassung zu
                              									Verstopfung der Poren des mit CuCl2 imprägnirten
                              									Materials gibt. Man begegnet diesem Uebelstand durch Vorschaltung von Kammern mit
                              									erhitzten Kochsalzziegeln, welche, wie im Hargreaves-Process, Bildung von Sulfat
                              									unter Freiwerden von HCl veranlassen.
                           Die Einrichtung kommt nach Verfasser bei dem Deacon-Process nicht theurer, wie beim
                              									Weldon-Process, dabei erfordert der Apparat weniger Unterhaltungskosten und
                              									Feuerung. (Nach Bull. Soc. ind. Nord de la France, 1891
                              									S. 461, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S.
                              									178.)
                           
                        
                           Kupfersteinbessemern auf der Kupferhütte zu Bogoslowsk im
                              									Ural.
                           Nach Auerbach wird auf der Kupferhütte zu Bogoslowsk im
                              									Ural der Rohstein mit 20 Proc. Kupfer im Bessemerapparat in zwei Touren verarbeitet;
                              									zuerst auf Weisstein mit 64 Proc. Kupfer und dann auf Schwarzkupfer mit 96 Proc.
                              									Kupfer.
                           In einer Tour zu arbeiten ist unvortheilhaft, weil gegen das Ende der Operation eine
                              									zu starke Temperaturerniedrigung eintritt, da nicht mehr durch Oxydation von
                              									Schwefel und Eisen Wärme erzeugt wird. Ausserdem erleidet man beträchtliche
                              									Kupferverluste und erhält ein schwammiges, schlecht zu raffinirendes
                              									Schwarzkupfer.
                           Bei dem Arbeiten in zwei Touren trennt man die zuerst fallenden armen Schlacken von
                              									den reichen des zweiten Processes. Die erste Operation, welche glatt von statten
                              									geht, ist beendet, wenn die aus dem Birnenhals tretende Flamme klein und grün
                              									geworden ist, was nach etwa 25 bis 30 Minuten der Fall ist.
                           Der zweite Process, die Erzeugung des Schwarzkupfers aus Weisstein, ist etwas
                              									schwieriger. Es muss nämlich von Zeit zu Zeit Kohle in die Birne geworfen werden, um
                              									das Erstarren des Steins zu verhindern, weil der verbrennende Schwefel nur
                              									wenig Wärme liefert. – Die Schlacke enthält 5 bis 6 Proc. Kupfer.
                           Zur Auskleidung der Birne genügt gewöhnlicher Thon; derselbe wird nicht stärker
                              									angegriffen als feuerfester. Die Chargen werden so bemessen, dass die Trennung von
                              									Stein oder Kupfer von der Schlacke etwas oberhalb der zur Windführung dienenden
                              									Düsen stattfindet. Die Düsen haben eine Neigung von 45°. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, Bd. 51 S. 462, durch
                              										Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 284.)
                           
                        
                           Verarbeitung von Kobalterzen.
                           In den chemischen Fabriken von Malétra zu Rouen wird ein
                              									tasmanisches Kobalterz verarbeitet, welches wesentlich aus Asbolan besteht. Nach Herrenschmidt setzt sich das Erz zusammen aus:
                           
                              
                                 Kobaltoxyd
                                   3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 18
                                 „
                                 
                              
                                 Nickeloxyd
                                   1,25
                                 „
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   8
                                 „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   5
                                 „
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1
                                 „
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   1
                                 „
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 32,75
                                 „
                                 
                              
                           Kobalt, Nickel und Mangan werden als Sulfate durch Behandlung mit Eisenvitriol
                              									ausgezogen, während Eisen als Oxyd ausfällt, das durch Glühen in Colcothar
                              									umgewandelt wird. Durch Natriumsulfid (erhalten aus Sodarückständen und
                              									Natriumsulfat) werden Kobalt und Nickel vollständig, Mangan theilweise als Sulfide
                              									gefällt. Der Niederschlag gibt bei Behandlung mit Eisenchloridlösung das Mangan ab,
                              									und es bleibt ziemlich reines Kobalt- und Nickelsulfid, die zur Ueberführung in
                              									Sulfate vorsichtig geröstet werden. Man führt die Sulfate durch Behandlung mit
                              									Calciumchlorid in Chlorüre über, presst den Gyps ab und trennt die Lösung der
                              									Chlorüre in zwei Theile. Aus dem einen Theil fällt man durch Kalk die Oxyde,
                              									vertheilt dieselben in Wasser und führt sie durch Einleiten von Chlor in Chlorüre
                              									über. Wenn man die Oxyde in den Rest der Lösung der Chlorüre einträgt, verdrängt das
                              									Nickeloxyd das Kobalt aus der Lösung, indem es als Chlorür gelöst wird, und das
                              									Kobalt als Oxyd ausfällt. Man behandelt die Oxyde so lange mit neuen Mengen
                              									Chlorürlösung, bis alles Nickeloxyd in Lösung gegangen ist, und erhält so reines
                              									Kobaltoxyd und eine Lösung von Nickelchlorür, aus der das Oxydul durch Kalk gefällt
                              									wird. Die bei dem Process erhaltene Lösung von Manganchlorür wird durch Kalk gefällt
                              									und der Niederschlag dem Weldon-Schlamm zugefügt, der in der Fabrik, die
                              									hauptsächlich Leblanc-Soda fabricirt, verwendet wird. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, Bd. 51 S. 464, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 284.)
                           
                        
                           Darstellung von Alkalinitriten unter Gewinnung von Bleiweiss
                              									als Nebenproduct.
                           Alkalinitrite, gleichzeitig mit Bleiweiss als Nebenproduct, stellt H. N. Warren in der Weise dar, dass er Chilesalpeter
                              									innig mit gemahlenem Bleiglanz gemischt in einer geräumigen Retorte aus Blei mit
                              									Wasser und Schwefelsäure versetzt. Unter Bildung von Bleisulfat, das in der Retorte
                              									zurückbleibt, entweichen nitrose Gase, welche mittels eines in die Retorte
                              									eingeführten Luftstromes in eine Lösung von Natriumcarbonat geleitet werden. Die
                              									Kohlensäure entweicht und das Natriumnitrit krystallisirt aus der Lösung aus.
                           Das Bleisulfat wird durch Kochen mit Natriumcarbonat und Aetznatron in Bleiweiss
                              									übergeführt. Hierbei bringt Verfasser einige Kunstgriffe, die er natürlich nicht
                              									mittheilt, in Anwendung, wodurch er ein Bleiweiss erzielt haben will, das den nach
                              									den anderen Verfahren dargestellten besten Sorten an Deckkraft nichts nachgeben
                              									soll. (Nach Chem. Trade Journ., 1892 Bd. 11 S. 227,
                              									durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 16 S.
                              									317.)
                           
                        
                           Eine neue Saline in Italien.
                           An der Südseite des Monte Epomeo auf Ischia breitet sich eine flache Sandküste auf
                              									etwa 2 km Länge aus, welche eine ungewöhnlich hohe Bodentemperatur besitzt. An der
                              									Oberfläche beträgt die Temperatur 50 bis 56°, in der Tiefe von 1 m schon constant
                              									105°. Die Fläche liegt nur wenig über dem Meeresspiegel.
                           Ein italienisches Consortium hat nun neuerdings wieder, nachdem schon am 1. Juni 1879
                              									eine Concession ertheilt worden war, die wegen Nichtinangriffnahme der Arbeiten
                              									erlosch, bei der Regierung um eine Concession für die Ausnutzung dieser natürlichen
                              									Wärme zwecks Salzgewinnung nachgesucht.
                           Das Consortium beabsichtigt auf der heissen Fläche durch Erdarbeit und Ausmauerung
                              									grosse Behälter von 1 m Tiefe herzustellen, deren Oberfläche mit dem Meeresspiegel
                              									gleich liegt. Das Meerwasser soll in diese Behälter durch Kanäle eingelassen werden.
                              									Nach Absperrung der Zuflüsse wird sich das Wasser bald erhitzen und innerhalb 3
                              									Tagen völlig zur Trockne eindampfen. 1 cbm Meerwasser enthält dort 27,22 k
                              									Chlornatrium und 14,41 k Mutterlaugensalze. Auch wenn Störungen im Betriebe
                              									vorkommen, können jährlich doch mindestens 45 Operationen vorgenommen werden. Je 1
                              									qm würde dann jährlich 1224 k Kochsalz- und 648 k Mutterlaugensalz liefern. Da sich
                              									leicht 100000 qm Becken anlegen liessen, so entspricht das einer Jahresproduction
                              									von 122000 t Kochsalz und 40000 t Mutterlaugensalz. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1892 Bd. 51 S. 347, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1892 Bd. 16 S. 341.)
                           
                        
                           Verfahren der gleichzeitigen Fabrikation von Aetzbaryt und
                              									Alkalichromaten.
                           Der kohlensaure Baryt verliert seine Kohlensäure erst bei etwa 1200°, indem er bei
                              									dieser Temperatur gleichzeitig zu schmelzen beginnt, was das Entweichen der
                              									Kohlensäure verlangsamt. Dieser Uebelstand soll nach P.
                                 										Kestner vermieden werden durch einen Zusatz von Chromeisenstein. Bei
                              									Gegenwart des letzteren soll das Brennen des kohlensauren Baryts in 1 ½ Stunden
                              									beendet sein. Die Masse wird schwarzgrün und bleibt porös. Durch heisses Wasser wird
                              									der Baryt ausgezogen, während gleichzeitig eine Trennung des Eisenoxydes vom
                              									Chromoxyd stattfindet, welche bei dem gewöhnlichen Verfahren bei Zusatz von Kreide
                              									und Soda nur schwer vor sich geht und dazu bei einer Temperatur, bei welcher das
                              									chromsaure Alkali sich schon leicht wieder zersetzt. Bei dem neuen Verfahren bildet
                              									sich kein Chromat, aber der nach Auskochen mit Wasser vom Baryt befreite Rückstand
                              									kann auf gewöhnliche Weise durch Schmelzen mit Soda in Chromat übergeführt
                              									werden. (Nach Bull. Soc. ind. Nord de la France,
                              									1892 S. 29, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1
                              									S. 181.)