| Titel: | Ueber Maschinen zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von Gespinnstfasern. | 
| Autor: | Glafey | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 83 | 
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                        Ueber Maschinen zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von
                           								Gespinnstfasern.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Maschinen zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von
                           								Gespinnstfasern.
                        
                     
                        
                           Die neueren Maschinen zum Oeffnen, Reinigen und sonstigen mechanischen Vorbereiten
                              									von Baumwolle und anderen Gespinnstfasern sind gewöhnlich mit einer
                              									Zuführvorrichtung ausgestattet, die nicht nur ein gleichmässiges Einleiten der
                              									Gespinnstfasern in die Maschine herbeiführen, sondern gleichzeitig auch ein
                              									Auflockern derselben vor dem Eintritt in die Arbeitsorgane der Schlagmaschine u.
                              									dgl. bewirken soll, damit ein zu starkes, plötzliches Erfassen der Gespinnstfasern
                              									seitens der genannten Organe vermieden wird.
                           Das Wesentliche dieser Zuführvorrichtung besteht in einem endlosen, mit Nadelleisten
                              									besetzten Tuch, welches die Fasern erfasst und nach oben führt, während ein vor
                              									demselben angeordneter Abstreicher die von den Nadelleisten mitgenommene
                              									Faserschicht zu einer gleichmässigen macht. Dieser Abstreicher ist entweder ein
                              									schwingender Kamm oder eine umlaufende Kammwalze, die sich gewöhnlich selbsthätig
                              									reinigt.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 83Fig. 1.Potter's Maschine zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von
                                    											Gespinnstfasern. Die in den beistehenden Fig. 1 bis 5 wiedergegebenen Maschinen zum Oeffnen, Reinigen
                              									u.s.w. von Gespinnstfasern gehören zur Klasse derjenigen, welche mit Vorrichtungen
                              									der letztbezeichneten Art ausgestattet sind. Eine nähere Betrachtung derselben
                              									dürfte, da sie von im Spinnereimaschinenbau wohlbekannten Firmen Englands gebaut
                              									werden, nicht ohne Interesse sein.
                           Fig. 1 bis 4 veranschaulichen eine
                              									Maschine zum Oeffnen, Reinigen u.s.w. von Gespinnstfasern, welche sich unter den von
                              									der Firma Potter und Atherton in Pawtucket auf der
                              									Weltausstellung von Chicago vorgeführten Spinnereimaschinen befindet. Ihre
                              									constructive Durchbildung rührt von James Charles
                                 										Potter in Pawtucket her und ist die folgende:
                           Die Baumwolle wird in bekannter Weise im Kasten A
                              									mittels eines an dessen Boden wagerecht laufenden Tuches B dem aufwärts gehenden Zubringtuch D
                              									zugeführt, welches die von seinen Zähnen erfasste Baumwolle nach dem eigentlichen
                              									Einlasstuch fördert.
                           Vor der oberen Umbiegung des Zubringtuches ist parallel dazu die gleich breite
                              									Gegenwalze C im Abstand angeordnet, so dass ein
                              									Zwischenraum für den Durchgang der Fasern verbleibt. Gemäss Fig. 3 und 4 setzt sich diese
                              									Gegenwalze zusammen aus einem beiderseits durch Deckel a1
                              									geschlossenen Hohlcylinder er, der mittels Naben a2 in den Seiten des Kastens A drehbar gelagert ist, und Zähnen c, welche in dicht anschliessenden Löchern des
                              									Walzenmantels in radialer Richtung verschiebbar sind. Diese Zähne bestehen aus
                              									vollen cylindrischen, am äusseren Ende zugespitzten Stiften und sind in parallel zur
                              									Walzenachse verlaufenden, durch gleich weite Abstände von einander getrennten Reihen
                              									angeordnet. Auf der Zeichnung sind z.B. vier solche Reihen angenommen, die von
                              									einander um 90° abstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 83
                              Fig. 2.Potter's Maschine zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von
                                 										Gespinnstfasern.
                              
                           Die Stifte jeder Reihe sitzen innerhalb des Mantels an einer
                              									gemeinschaftlichen Stahlschiene c1 und diese wird von den seitlichen Vorsprüngen d1 zweier sattelartigen
                              									Stücke d getragen; letztere sind mittels der Nuthen d2 auf
                              									viereckige Blöcke e (Fig. 4) geschoben und
                              									diese sitzen lose auf Excentern b1, welche auf einer lose durch die Gegenwalzennaben
                              									gesteckten und gegen Drehung gesicherten Achse b
                              									befestigt sind. Jeder Sattel hat zwei auf einander entgegengesetzten Seiten
                              									angeordnete Verlängerungen d1, so dass er zum Stützen zweier zu einander entgegengesetzt liegender
                              									Stiftreihen dient. Die beiden anderen, unter rechtem Winkel zu den obigen
                              									angeordneten Stiftreihen sind in gleicher Weise in Beziehung zu Excentern; gesetzt,
                              									nur dass die betreffenden Sättel rechtwinkelig zu denen des ersten Reihenpaares
                              									versetzt sind.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 83Potter's Maschine zum Oeffnen, Reinigen u. dgl. von
                                    											Gespinnstfasern. Leitet man nun Bewegung in die Gegenwalze ein (wozu die linksseitige Nabe
                              									derselben mit einer Riemenscheibe verbunden ist), so dreht diese mittels der Stifte
                              										c die Gleitblöcke e
                              									auf den Excentern b1
                              									und es wirken diese verschiebend auf jene zurück, so zwar, dass während jeder
                              									Umdrehung jede Stiftreihe einmal aus dem Mantel herausgeschoben und wieder in
                              									denselben hereingezogen wird. Die Excenter sind so auf die Achse b gesetzt, dass das Herausschieben der Stifte dem Tuche
                              										D gegenüber stattfindet und dieselben also in der
                              									Pfeilrichtung, d.h. entgegengesetzt zur Bewegung des Tuches durch die Fasermasse
                              									hindurch, kämmen und dabei eine der Tiefe ihres Eindringens entsprechende Fasermenge
                              									zurückstreichen; die haftenbleibenden Fasern werden dann beim Rückgang der Stifte
                              									durch die Ränder der Mantellöcher abgestreift.
                           
                           Da die Menge der abgenommenen Fasern von der Tiefe des Eindringens der Stifte
                              									abhängt und letztere am tiefsten eindringen, wenn sie rechtwinkelig zum Tuch zu
                              									stehen kommen, die grösste Menge Fasern also abgenommen wird, wenn die Stifte hier
                              									um ihre ganze Länge herausgeschoben werden, so bieten die Excenter b1 ein leichtes Mittel
                              									zur Verminderung der abzunehmenden Fasermenge, ohne die Gegenwalze und das Tuch
                              									gegen einander verstellen zu müssen, indem man die Achse b drehbar anordnet und im Bedürfnissfall durch Drehen derselben die
                              									Excenter so einstellt, dass die volle Verschiebung der Stifte schon entsprechend vor
                              									oder erst hinter der Stelle ihrer senkrechten Lage zum Tuch eintritt. Diese
                              									Einrichtung ist in Fig.
                                 										3 angenommen, wo die Achse b mittels eines
                              									Hebels l gedreht werden kann; letzterer fasst mit einem
                              									Stift l1 durch den
                              									Kreisbogenschlitz einer am Maschinengestell befestigten Platte m, so dass m durch
                              									Anschrauben einer Mutter m1 auf das Ende dieses Stiftes in jeder Lage festgestellt werden kann.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 84Fig. 5.Howard's Speisevorrichtung für Baumwollöffner. Um die Bewegung der Stifte c absolut
                              									geradlinig zu halten und Verdrehung auszuschliessen, kann man die Anordnung so
                              									treffen, dass jede Schiene c1 sich mit Blöcken c2, die in ihren Enden um Zapfen drehbar
                              									sind, in radialen Nuthen a3 der Gegenwalzendeckel führt.
                           Von dem endlosen Transporttuche D werden die Fasern
                              									mittels einer Schlägerwalze x abgenommen und
                              									aufgelockert, geben hierbei die ihnen anhaftenden Unreinigkeiten (Kies, Sand u.s.w.)
                              									ab und gelangen auf eine Siebtrommel M, auf welcher sie
                              									durch eine vom Exhaustor LF hervorgebrachte Saugwirkung
                              									in die Form eines Vliesses überführt werden, das durch die Walzen HH auf das endlose Zuführtuch N gelangt, welches es der Maschine darbietet. Der sich abscheidende Staub
                              									u.s.w. fällt durch den Rost y in den Behälter T, von wo er abgezogen wird.
                           Die Fig. 5 veranschaulicht eine Speisevorrichtung für
                              										BaumwollöffnerDie
                                    											Buchstabenbezeichnung ist aus Fig. 2 zu
                                    											ersehen., wie sie von der Firma Howard
                              									und Bullough in Accrington geliefert wird. Ihre
                              									Wirkungsweise und constructive Durchbildung ist im Wesentlichen dieselbe, wie bei
                              									der Maschine von Potter und Atherton. Am Boden des
                              									Behälters A, dessen Füllung für etwa 20 Minuten
                              									ausreicht, läuft ein Tuch ohne Ende B, durch welches
                              									die Baumwolle ohne Unterbrechung gegen die Nadeln des mit Nadeln besetzten
                              									Lattentuches D geschoben wird. Sobald die
                              									Baumwollmassen in den Bereich der Nadeln gelangen, werden sie durch diese gekämmt
                              									und in solchen Mengen nach oben geführt, als die Nadeln fassen können. Die mit sich
                              									radial verschiebenden Zähnen D1 ausgestattete umlaufende Kämmwalze C streift das überschüssige Material von dem Lattentuch
                              										D ab und lässt es beim Zurücktreten der Zähne in
                              									den Mantel wieder in den Behälter A fallen. Die Zähne
                              										D1 sitzen auf
                              									viereckigen Rahmen und mit diesen auf der excentrisch gelagerten Welle G, durch deren Drehung in bekannter Weise die Tiefe des
                              									Eingriffes der Zähne D1
                              									in das Lattentuch D regulirt werden kann. Nach dem
                              									Passiren der Gegenwalze CD gelangt das Fasermaterial
                              									mit dem Lattentuche in den Bereich des Schlägers E1 der es aus den Nadeln des Lattentuches entfernt,
                              									auflockert und nach Passiren des Rostes y auf die
                              									beiden Siebtrommeln bringt, auf denen es sich in Folge Ansaugens von Luft in Form
                              									eines Vliesses absetzt, um schliesslich durch die Abzugswalzen in die eigentliche
                              									Arbeitsmaschine zu gelangen.
                           Damit die Schlägerwalze E das Fasermaterial nicht nur
                              									vom Nadeltuch D abnimmt und auflockert, sondern auch
                              									möglichst von anhaftendem Staub u.s.w. befreit, sind nur zwei Arme derselben mit
                              									Zähnen besetzt, während die beiden anderen Arme Lederlappen tragen, welche die
                              									gelöste Baumwolle auf den Rost y klopfen und
                              									fortschieben.
                           
                              Glafey.