| Titel: | Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 92 | 
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                        Die Chemische Industrie auf der Columbischen
                           								Weltausstellung im J. 1893.
                        Von Dr. Otto Mühlhäuser.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 63 d.
                           								Bd.)
                        Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J.
                           								1893.
                        
                     
                        
                           B) Industrie der
                                 									Theerverarbeitung
                           (Theerdestillation).
                           Die Theerverarbeitung ist der Leuchtgasfabrikation entwachsen. Letztere bezweckt
                              									durch die trockene Destillation der Steinkohle die Herstellung von Leuchtgas als
                              									Hauptproduct, Koks und Theer fallen dabei als Nebenproducte. Während der Koks stets
                              									Verwendung fand, bildete der in ungeheuren Mengen sich ansammelnde Theer lange Zeit
                              									eines der denkbar lästigsten Nebenproducte. Das änderte sich, als man in gewissen
                              									Bestandtheilen des Theers ein werthvolles Desinfectionsmittel, in anderen die
                              									Grundlage für Farbstoffe erkannte. Mit dieser Entdeckung begann der Gastheer ein
                              									Interesse zu gewinnen, seine wissenschaftliche und technische Ausbeutung vollzog
                              									sich. Erstere endete mit der Auffindung der den Theer zusammensetzenden
                              									Bestandtheile, letztere mit der Scheidung des Theers in seine technisch
                              									verwerthbaren Producte. Die Resultate der wissenschaftlichen Forschung lieferten das
                              									Material zur Aufstellung einer die Forschungsergebnisse in Einklang bringenden
                              									Theorie und bilden das Skelet, an welchem sich der Aufbau der Chemie der
                              									aromatischen Verbindungen vollzogen hat.
                           Als in der Folge der Theer, den die Leuchtgasfabriken zu liefern im Stande waren,
                              									nicht mehr ausreichte, suchte man einerseits den bei der Kokerei erzeugten – aber
                              									bis dahin nur zu Heizzwecken dienenden – Theer zu gewinnen, andererseits legte man
                              									sogar Betriebe an, welche die Fabrikation von Theer als Hauptproduct erstrebten.
                              									Nach wie vor liefern aber die Leuchtgasfabriken die Hauptmenge, die Kokereien und
                              									Carbonisirungsanstalten allerdings auch ganz beträchtliche Mengen Theer, welcher in
                              									den Destillationen auf Benzol, Toluol, Naphtalin, Anthracen, Phenol u.s.w.
                              									verarbeitet wird.
                           H. Caro schätzt die Production an Handelsbenzol und
                              									Toluol aus Gastheer – bei der Annahme einer Durchschnittsausbeute von 1,5 Proc. –
                              									wie folgt ab:
                           
                              
                                 
                                 Gastheer
                                 Carbonisirungs-theer
                                 Kokereitheer
                                 
                              
                                 England
                                 7,5 Mill. Kilo
                                 1 Mill. Kilo
                                 –
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 1,5    „      „
                                 –
                                 2 Mill. Kilo
                                 
                              
                                 FrankreichBelgienHollandOesterreich
                                 1,5    „      „
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die deutsche Benzol- und Toluolproduction beträgt also heute schon 3,5 Millionen
                              									Kilo, trotzdem hat Deutschland im J. 1890 noch über 7,5 Millionen Kilo
                              									eingeführt.
                           Die Theerdestillation ist hauptsächlich in England und Deutschland zu Hause. An der
                              									Ausstellung in Chicago haben sich indessen nur zwei deutsche Firmen betheiligt.
                           Aussteller:
                           1) Rud. Rütgers, Chemische Fabriken für Theerproducte in
                              									Berlin mit den Fabriken in Schwientochlowitz (Oberschlesien) und Witkowitz (Mähren).
                              									Sitz der Firma und Verwaltung ist Berlin.
                           Die Fabrik in Schwientochlowitz, die grösste auf dem Continent, errichtet im J. 1888,
                              									verarbeitet oberschlesische Koksofentheere, Theeröle und Ammoniakwasser.
                              									Verarbeitungscapacität 300 Tausend Doppelcentner Theer. Die Fabrik erzeugt keine
                              									Halbfabrikate, sondern vollkommen reine Producte.
                           Die Fabrik in Witkowitz, 1892 errichtet, verarbeitet den Koksofentheer des Ostrauer
                              										Reviers.Die im Berichte
                                    											gemachten Mittheilungen sind theils dem Führer durch die Ausstellung der
                                    											chemischen Industrie Deutschlands von Prof. O. N.
                                       												Witt, theils den Katalogen der Firmen entnommen worden. Manche
                                    											Auskunft wurde auch auf dem Wege der Rücksprache erhalten.
                           Die Firma stellt aus:
                           Rohtheer und Ammoniakwasser, rohes Leicht-, Mittel- und Schweröl, Rohanthracen, Pech,
                              									90 er und 50 er Benzol, Benzol vom Siedepunkt 80,3° C., Toluol vom Siedepunkt 110,3°
                              									C., Steinkohlentheerbenzin (Solventnaphta), o-, m- und p-Xylol, Cumol, Putzöl,
                              									Creosotöl, schwefelsaures Ammon, Pyridinbasen, Cresol, Carbolsäure von 100 Proc.,
                              									rohes Anthracen von 50 Proc. (gepulvert), rohes Anthracen (krystallisirt), rohes
                              									Anthracen (gepresst), rohes Naphtalin, reines Naphtalin (sublimirt), reines
                              									Naphtalin (krystallisirt und gepulvert), carbolsauren Kalk, Creolin, Dachlack,
                              									präparirten Theer zur Darstellung des basischen Ofenfutters, Eisenlack, Naphtalin in
                              									Kerzen, Carbolsäure, krystallisirt (Sm. 40° C.), Carbolsäure, krystallisirt (Sm. 35°
                              									C.), Sapocarbol, Carbolineum, α-Methylnaphtalin, α-Methylnaphtalin, salzsaures Acridin, Acridin, α-Pyrocresol, β-Pyrocresol, γ-Pyrocresol, Pyridin, rein (Sdp.
                              									116° C.), Chinolin, Acenaphten, Phenanthren, Anthracen, rein (gepulvert), Anthracen,
                              									rein (krystallisirt), Phenol, absolut, geschmolzen (Sm. 42°), Phenol, absolut, in
                              									losen Krystallen, Naphtalin, rein (krystallisirt), Anthracenkrystalle.
                           2) C. Otto und Co. in Dahlhausen a. R.
                           Ausstellung von bei der Kokerei gewonnenen Theerbestandtheilen:
                           Koksofentheer, Solventnaphta, Benzol, Carbolsäure, Creosotöl, Naphtalin, Fettöl,
                              									Anthracen, Grünöl, Pech.
                           
                        
                           C) Industrie der
                                 										Theerproductenverarbeitung.
                           Während das Anthracen, ohne eine weitere Bearbeitung zu erleiden, direct von den
                              									Alizarinfabriken bezogen und verarbeitet wird, werden die Kohlenwasserstoffe: Benzol
                              									und Homologe, Naphtalin, ferner auch Phenol in Fabriken, welche mit Farbstoffabriken
                              									verbunden sind, oder in solchen, welche ihre Fabrikate an kleine und mittelgrosse
                              									Farbenfabriken abgeben, auf Vor- bezieh. Zwischenproducte für die
                              									Anilinfarbenfabrikation bezieh. auch auf Sprengstoffe verarbeitet.
                           So wird Benzol in Nitrobenzol und Anilin, Toluol in o- und p-Nitro- bezieh.
                              									Amidotoluol, Xylol in die verschiedenen Xylidine, Naphtalin in α- und β-Naphtol
                              									umgewandelt. Wieder in anderen Betrieben bezieh. Fabriken führt man Benzol und
                              									Toluol in Dinitrobenzol bezieh. Di- und Tri-Nitrotoluol über, Phenol in Picrinsäure
                              									u.s.w.
                           Die Industrie der Theerproductenverarbeitung, welche man kurzweg als Anilin- und
                              									Sprengstoffabrikation bezeichnen kann, hat im Wesentlichen in Frankreich ihre
                              									Ausbildung erhalten. Die Industrie ist jetzt in Deutschland, England und Frankreich
                              									zu Hause. An der Ausstellung haben sich deutsche, englische und französische
                              									Fabriken betheiligt.
                           
                              Deutschland.
                              
                           1) Actiengesellschaft für Anilinfabrikation zu Berlin.
                              									Besitzt vollständige Einrichtungen zur Fabrikation der Zwischenproducte in
                              									Rummelsburg.
                           2) Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a.
                              									Rh.
                           Die Firma stellt aus:
                           Benzol, Nitrobenzol, Toluol, Anilin, Anilinsalz, Monomethylanilin, Monoäthylanilin,
                              									Dimethylanilin, Diäthylanilin, Methylbenzylanilin, Aethylbenzylanilin, Diphenylamin,
                              									Methyldiphenylamin, Phenyl-α-Naphtylamin,
                              										Methylphenyl-α-Naphtylamin, o- und p-Toluidin,
                              									Phenol, Phtalsäure, Resorcin, Di- und Tetrachlorphtalsäure, Xylol, Naphtalin,
                              									Nitroxylol, Metaxylidin, Zimmtsäure, Zimmtsäureäthyläther, Benzolchlorid,
                              									Benzaldehyd, o-Nitrobenzaldehyd, o-Nitrozimmtsäureäther, o-Nitrozimmtsäure,
                              									p-Nitrozimmtsäureäthyläther, Paranitrozimmtsäure u.s.w.
                           3) Chemische Fabriken vorm. J. W. Weiler und Co. in
                              									Ehrenfeld bei Köln a. Rh.
                           Machtmittel: 2125000 M.
                           Die Fabrik wurde 1861 errichtet und 1889 in eine Actiengesellschaft umgewandelt. Es
                              									ist die älteste deutsche
                              									Anilinfabrik und betreibt die Fabrikation von Anilin und verwandter Producte
                              									als Rohmaterial für Farbstoffabriken. Die Firma besitzt Filialen in Müngersdorf und
                              									Riehl. Von den Producten der Theerdestillation ausgehend, erzeugt sie die
                              									Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe, ihre Nitroderivate, Binitrobenzol und -Toluol,
                              									Anilin, die Toluidine, Xylidine, Naphtylamin und Anilinsalz. Die zur Fabrikation
                              									nöthige Salpeter- und Schwefelsäure erzeugt die Firma selbst.
                           Ausgestellt sind:
                           Benzol, Toluol, Xylol, Nitrobenzol, Nitrotoluol, Nitroxylol, Anilin, Toluidine,
                              									Xylidin, Metaxylidin, Anilinsalz, Xylidinsalz, Nitronaphtalin, α-Naphtylamin, Naphtionat, Binitrobenzol,
                              									Binitrotoluol, Binitronaphtalin.
                           4) Chemische Fabrik Griesheim bei Frankfurt a. M.
                           Ausstellung von:
                           I. Vorproducte: Rohbenzin, 90 er und 50 er Benzin, Benzol, Toluol, Xylol,
                              									Solventnaphta, Gasöl, Schwefelkohlenstoff, Nitrobenzol, Dinitrobenzol,
                              									Trinitrobenzol, Nitrotoluol, Orthonitrotoluol, Paranitrotoluol, Dinitrotoluol,
                              									Nitroxylol, Anilin, Anilinsalz, Toluidin, o-Toluidin, p-Toluidin, Xylidin.
                           II. Sprengstoffe: Benzol, Phenol, Toluol, Dinitrobenzol, Phenolsulfosäure,
                              									Dinitrotoluol, Trinitrobenzol, Trinitrophenol, Trinitrotoluol, Deinit.
                           
                              England.
                              
                           F. C. Calvert und Co. in Manchester.
                           Ausstellung von:
                           Carbolsäure, Eisensulfocarbolat, Blei-, Ammon-, Zink-, Kalium-, Natrium-, Mangan-,
                              									Calciumsulfocarbolat, Picrinsäure.
                           
                              Frankreich.
                              
                           
                              Société des matères colorantes et produits chimiques de St.
                                 										Denis.
                              
                           Nitrobenzol, o- und p-Nitrotoluol, Anilin, Xylidin, o- und p-Toluidin, β-Naphtol.
                           
                        
                           D) Die Theerfarbenindustrie.
                           Die Entwickelung der Theerfarbenindustrie hat Heinrich
                                 										CaroUeber die Entwickelung der Theerfarbenindustrie
                                    											von H. Caro, Berlin 1893. vor Kurzem
                              									in monumentaler Weise dargestellt; er hat das bis dahin ungeordnet gewesene, bunte
                              									Material der Geschehnisse zum farbenprächtigen historischen Mosaik zusammengesetzt
                              									und ein Denkmal geschaffen, dessen Studium in höchstem Grade anregend und
                              									erzieherisch auf den Chemiker wirkt. Wir verweisen auf die klassische Schrift,
                              									unterlassen aber den Versuch, auf die geschichtliche Darstellung der
                              									Theerfarbenindustrie an dieser Stelle einzugehen.Witt's „Führer“ und O.
                                       												Mühlhäuser's Technik der
                                       												Rosanilinfarbstoffe, 1889.
                           An der Beschickung der Ausstellung haben sich zwei deutsche, eine französische und
                              									eine russische Firma betheiligt.
                           Caro schätzt den Gesammthandelswerth der aus
                              									Theerdestillaten jährlich erzeugten Zwischenproducte, Farbstoffe, Arzneimittel
                              									u.s.w., auf 90 bis 100 Millionen Mark, wovon etwa ⅔ auf die deutsche Production
                              									entfallen soll.
                           
                              Deutschland.
                              
                           1891 exportirte das Deutsche Reich:
                           8680 t Anilin-, Azo- und Resorcinfarbstoffe im Werthe von 44269000 M. und 8168 t
                              									Alizarin im Werthe von 12906000 M.
                           Der deutschen Industrie gehören etwa 20 Fabriken an.
                           1) Actiengesellschaft für Anilinfabrikation zu
                                 									Berlin.
                           Machtmittel: 3,5 Millionen Mark Kapital und 2,5 Millionen Prioritäten.
                           Arbeitskräfte: 4 Directoren, 60 Bureaubeamte, 30 Chemiker, 690 Arbeiter.
                           Betriebsmittel: 24 Dampfkessel, 17 Kraftmaschinen.
                           Die Firma entstand 1872 durch Verschmelzung der seit 1867 zu Rummelsburg bestehenden
                              									Gesellschaft für Anilinfabrikation, C. A. Martins und P.
                                 										Mendelssohn-Bartholdy mit der Farbenfabrik M.
                                 										Jordan zu Treptow. Letztere Firma hat viele Jahre, bis zur Einführung des
                              									Nitrobenzolverfahrens, Fuchsin nach dem Gerber-Keller'schen Verfahren erzeugt, und das so producirte Präparat genoss
                              									wegen seiner Reinheit einen besonderen Ruf.
                           1878 fabricirte die Firma nach dem O. Döbner'schen
                              									Verfahren zuerst das Malachitgrün, nahm auch die Fabrikation der von H. Baum entdeckten Höchster Ponceaus auf, wobei die von
                              										C. A. Martins entdeckte und von A. W. Hofmann erforschte Bildung der höheren Homologen
                              									des Anilins durch das sogen. Umlagerungsverfahren ihre erste technische Anwendung
                              									fand. Anfang der 80 er Jahre wurden die Frank'schen
                              									Croceinscharlache, 1884 das Böttiger'sche Congoroth zu
                              									fabriciren begonnen. 1886 übernahm die Actiengesellschaft den Betrieb der
                              									Farbenfabrik vorm. Brönner in Frankfurt a. M., und im
                              									J. 1890 den der Farbenfabrik von G. C. Zimmer in
                              									Mannheim. Letztere Betriebe wurden aber aufgegeben und die Fabrikation sämmtlicher
                              									Farbstoffe nach Treptow verlegt.
                           Von Erfindungen, welche in den Laboratorien der Firma gemacht wurden, sind zu nennen:
                              									Guineagrün, Wollschwarz, Chinolingelb, Chinolinroth, Flavazol, Eminroth,
                              									Brillantcongo, Brillantpurpurin, Congoorange, Congocorinth, Congobraun,
                              									Congoechtblau, Congorubin, Nyanzaschwarz, Taboraschwarz, Erika und Chicagoblau.
                           Die Firma stellt die wichtigsten ihrer Farbstoffe aus und illustrirt deren
                              									Verwendbarkeit durch Ausfärbungen u.s.w.
                           2) Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a.
                              									Rh. mit Filialen in Neuville sur Säone und in Butirki bei Moskau.
                           Arbeitskräfte: 3 Directoren, 78 Chemiker, 24 Ingenieure, 180 kaufmännische Beamte,
                              									4000 Arbeiter.
                           Machtmittel: 16500000 M.
                           Die Fabrik bedeckt ein Areal von 7785 a, davon sind 2000 a mit 323 Fabriksgebäuden,
                              									380 Arbeiter- und 75 Beamtenwohnungen überbaut. Das Eisenbahnnetz der Fabrik hat
                              									eine Länge von 25 km, 250 Waggons dienen dem Gütertransport.
                           Betriebsmittel: 66 Dampfkessel mit 8200 , 159 grössere Dampfmaschinen mit
                              									3500 , 3 Gasmotoren mit 16  und 1 Elektromotor mit 2 , 10
                              									Luftcompressoren mit 650 , 10 Vacuumpumpen mit 70 , 4 Wasserpumpen
                              									mit 400  und 3 Dynamomaschinen mit 135 .
                           Der Wasserverbrauch beträgt 9 Millionen Cubikmeter jährlich, der Gasverbrauch 8
                              									Millionen Cubikmeter, Kohlenverbrauch 160000 t.
                           Die Fabrik verarbeitet sämmtliche Erzeugnisse der Theerdestillation, ausserdem
                              									spanische Pyrite, Chilesalpeter, Kalkstein, Steinsalz, Kochsalz, Braunstein,
                              										Chromsalze,
                              									Indigo, Gallussäure u.s.w. Die Erzeugnisse der Fabrik sind: Die Hauptproducte
                              									der Sodaindustrie und Farbstoffe aus allen Gruppen der Anilinfarbstoffklasse.
                           Geschichtliches: Die Firma wurde 1865 gegründet, sie ging aus der Fusion mehrerer an
                              									sich schon bedeutender Häuser hervor. Mit einem Personal von 30 Arbeitern wurde dann
                              									im Mai 1865 in der auf dem „Hemshofe“ bei Ludwigshafen a. Rh. belegenen
                              									Fabrik die Fabrikation begonnen. Das fernere Wachsen und Blühen der Fabrik
                              									illustrirt die nachstehende Tabelle, welche die Zahl der beschäftigten Arbeiter in
                              									jedem Jahre seit Gründung der Fabrik verzeichnet.
                           Es wurden beschäftigt:
                           
                              
                                 Im Mai
                                 1865
                                 30
                                 Arbeiter
                                 Anfang
                                 1880
                                 1534
                                 Arbeiter
                                 
                              
                                 Anfang
                                 1866
                                 135
                                 „
                                 „
                                 1881
                                 1922
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1867
                                 310
                                 „
                                 „
                                 1882
                                 2110
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1868
                                 432
                                 „
                                 „
                                 1883
                                 2378
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1869
                                 470
                                 „
                                 „
                                 1884
                                 2423
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1870
                                 520
                                 „
                                 „
                                 1885
                                 2330
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1871
                                 470
                                 „
                                 „
                                 1886
                                 2320
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1872
                                 665
                                 „
                                 „
                                 1887
                                 2628
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1873
                                 615
                                 „
                                 „
                                 1888
                                 2993
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1874
                                 722
                                 „
                                 „
                                 1889
                                 3401
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1875
                                 835
                                 „
                                 „
                                 1890
                                 3596
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1876
                                 940
                                 „
                                 „
                                 1891
                                 3756
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1877
                                 1123
                                 „
                                 „
                                 1892
                                 3765
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1878
                                 1244
                                 „
                                 „
                                 1893
                                 4000
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1879
                                 1427
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Fabrik kann sich rühmen, mit Einführung einer grossen Zahl der wichtigsten
                              									Erfindungen, die zum Theil auch ausserhalb der Fabrik gemacht wurden, bahnbrechend
                              									vorangegangen zu sein.
                           So arbeitete H. Caro auf Grund der Gräbe und Liebermann'schen Alizarinsynthese das
                              									fabrikatorisch anwendbare Darstellungsverfahren für Alizarin, Anthrapurpurin und
                              									Flavopurpurin aus den Sulfosäuren des Anthrachinons aus und schon im J. 1869 kommt
                              									das Alizarin auf den Markt. 1874 entdeckt Caro die
                              									Veredlung des Bayer'schen Fluoresceins, 1875 das
                              									Alizarinorange, 1877 das Methylenblau, das Säurefuchsin und Säureviolett, 1878 das
                              									Echtroth u.s.w. In demselben Jahre gestaltet H. Brunck
                              									die von Prudhomme beobachtete Bildung des Alizarinblaus
                              									zum Fabrikationsverfahren um, 1879 folgte das Naphtolgelb (Caro), das Lichtgrün S (Köhler). Die
                              									Versuche, auf Grund der Bayer'schen Indigosynthese den
                              									Indigo fabriciren zu lernen, scheiterten, dagegen gelang es H. Brunck, dem Alizarinblau in Form einer Bisulfitverbindung einen
                              									erweiterten Anwendungskreis zu verschaffen. 1882 wurde im Blauschwarz B (C. Glaser) der erste der jetzt so zahlreichen
                              									schwarzen Azofarbstoffe hergestellt. 1883 bis 1885 folgten die neuen von Kern und Caro mittels Phosgen aufgebauten
                              									Triphenylmethanfarbstoffe, von denen Krystallviolett (1883), Aethylviolett (1883),
                              									Victoriablau B und 4 R (1883), Nachtblau (1884), Auramin (1884), Alkaliviolett
                              									(1886) dauernden Werth erlangten.
                           In nachstehender Tabelle sind die späterhin gemachten Erfindungen, welche die Firma
                              									in ihrer Fabrik eingeführt hat, aufgezeichnet.
                           
                              
                                 Farbstoff
                                 Erfinder
                                 Zeit
                                 
                              
                                 Tartrazin
                                 
                                    J. H. Ziegler
                                    
                                 1885
                                 
                              
                                 Säureviolett 7 B
                                 
                                    C. L. Müller
                                    
                                 1885
                                 
                              
                                 Acetinblau
                                 
                                    C. Schraube
                                    
                                 1886
                                 
                              
                                 Galloflavin
                                 
                                    R. Bohn
                                    
                                 1886
                                 
                              
                                 AnthracenbraunNaphtylenroth
                                 
                                    A. Römer
                                    
                                 1886
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 Farbstoff
                                 Erfinder
                                 Zeit
                                 
                              
                                 Violettschwarz
                                 
                                 1887
                                 
                              
                                 Alizarinschwarz S
                                 
                                    Roussin-Bohn
                                    
                                 1887
                                 
                              
                                 Rhodamin B
                                 
                                    Ceresole
                                    
                                 1887
                                 
                              
                                 Rhodamin S
                                 
                                    Gnehm
                                    
                                 1888
                                 
                              
                                 Nilblau
                                 
                                    Th. Reissig
                                    
                                 1888
                                 
                              
                                 Azocarmin
                                 
                                    C. Schraube
                                    
                                 1888
                                 
                              
                                 Baumwollgelb G
                                 
                                    C. L. Müller
                                    
                                 1888
                                 
                              
                                 CarbarolgelbAlizaringrünAlizannblaugrunAlizarinindigblau
                                 
                                    
                                    R. Bohn
                                    
                                 1888
                                 
                              
                                 Alizaringelb A
                                 
                                    R. Bohn
                                    
                                 1889
                                 
                              
                                 Alizaringelb CAlizaringelb M
                                 
                                    v. Nencki
                                    
                                 1890
                                 
                              
                                 Salmroth
                                 
                                    C. L. Müller
                                    
                                 1890
                                 
                              
                                 Azurin
                                 
                                    R. Bohn
                                    
                                 1891
                                 
                              
                                 Anthracenblau
                                 
                                    R. Bohn
                                    
                                 1891
                                 
                              
                                 Indoinblau
                                 
                                    P. Julius
                                    
                                 1891
                                 
                              
                                 Säureviolett 6 B N
                                 
                                    C. L. Müller
                                    
                                 1891
                                 
                              
                           Die Firma stellt aus:
                           Anilin-, Resorcin-, Azo- und Naphtolfarben, Alizarinfarbstoffe,
                              									Gallussäurefarbstoffe, Indigorohstoffe und Hilfsmaterialien, gefärbte Muster.
                           Sehr schön ist der umkrystallisirte Indigo der vorstehenden Sammlung.
                           Die Ausstellung entspricht der Bedeutung der Firma in allen Stücken. Man muss die
                              									Ausstellung als hervorragend schön und übersichtlich und als die weitaus
                              									imposanteste der chemischen Abtheilung bezeichnen.
                           3) Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer und Co. in
                              									Elberfeld.
                           Machtmittel: 9 Millionen Mark Actien, 3 Millionen Mark Obligationen.
                           Arbeitskräfte: 3 Directoren, 76 Chemiker, 300 Beamte, 1600 Arbeiter.
                           Betriebsmittel: 64 Dampfkessel mit 5500 qm Heizfläche, 73 Dampfmaschinen mit 920
                              									, 10 Luftcompressoren. Länge des Fabriksbahngleises 1667 m.
                           Brennmaterialverbrauch: 65000 t Steinkohle.
                           Die Fabrik bereitet Anilin- und Alizarinfarbstoffe und pharmaceutische Präparate und
                              									ist eine der höchstentwickelten der Branche.
                           
                              Frankreich.
                              
                           
                              Société des mattères colorantes et produits chimiques de St.
                                 										Denis.
                              
                           Ausstellung von Anilinfarbstoffen und Ausfärbungen.
                           1) Patentirte Farbstoffe: Orange II, Orange IV, Orange M G, Chrysoin, Gris direct,
                              									Rouge de St. Denis, Ponceau.
                           2) Andere Farbstoffe: Jaune AA, Maltagelb, Braun A, Chrysoidin, Säuregrün,
                              									Nicholsonblau, Baumwollblau, Violet de Paris, Wasserblau, Spritblau, Indulin,
                              									Brillantgrün, Krystallviolett, Maltablau, Methylenblau, Phenylenschwarz,
                              									Säureviolett, Saffranin, Crocëinscharlach, Rouge de St. Denis, Ponceau, Cerasin,
                              									Fuchsin, Alizarin, Isopurpurin.
                           Die Darstellung der Objecte der an sich bedeutenden Firma ist nicht geschickt
                              									ausgeführt.
                           
                              Russland.
                              
                           Gebrüder Brömme in St. Petersburg.
                           Stellen aus: Naphtionsäure, Sulfanilsäure, Echtgrün B, Indischblau B und R,
                              									Dunkeloliv, Echtschwarz J, Chrysamingelb R und Y, Naphtolgrün B, Echtbraun N, Echtroth E Und
                              									A, Brillantscharlach 4 R, Croceїnorange, Scharlach 2 R, Orange II, Bordeaux B und
                              									S.
                           
                        
                           E) Kohlenschweelerei
                           (Sächsische Mineralölindustrie).
                           Dieselbe gründet sich auf das Vorkommen gewisser an Bitumen reichen sogen.
                              									Schweelkohlen der Provinz Sachsen, welche mit gewöhnlichen Braunkohlen über einander
                              									gelagert vorkommen. Der in jener Gegend vorkommende „Pyropissit“, ein
                              									harziges, hellbraunes Mineral, ist aufgebraucht. Beide Minerale enthalten
                              									Substanzen, welche bei der trockenen Destillation erdölartige Kohlenwasserstoffe
                              									liefern. Um eine weitere Zersetzung dieser Producte möglichst zu verhüten,
                              										„schweelt“ man die Kohlen in eigenartig construirten Retorten, aus denen
                              									die Dämpfe sofort nach ihrer Bildung in kältere Theile des Apparates gelangen, bei
                              									niederer Temperatur und erhält eine Ausbeute von 6 bis 15 Proc. Theer vom spec. Gew.
                              									0,85 bis 0,93, 32 bis 36 Proc. Koks, 46 bis 50 Proc. Theerwasser und 10 bis 20 Proc.
                              									an CO und H2S reicher Gase.
                           Ehe der übelriechende, braune Theer zur Destillation kommt, wird er behufs Reinigung
                              									mit Schwefelsäure, dann mit Wasser und Alkali behandelt. Man destillirt unter
                              									Anwendung überhitzten Dampfes im Vacuum und erhält zwei Destillate: flüssiges Rohöl
                              									(I) und das beim Abkühlen erstarrende, zur Paraffindarstellung dienende Oel (II) und
                              									den Blasenrückstand.
                           I. Das Rohöl wird zunächst mit concentrirter Schwefelsäure gemischt, um Brandharze
                              									abzuscheiden, dann mit Natronlauge behandelt, um Säuren und Phenole (Phenol, o- und
                              									p-Cresol) abzutrennen. Die darauf folgende Destillation liefert Benzin zur Reinigung
                              									des Rohparaffins, Solaröl zur Beleuchtung, Gasöl für die Oelgasbereitung und etwas
                              									Weichparaffin.
                           II. Das zur Paraffingewinnung dienende Oel wird bei der folgenden Verarbeitung
                              									abgekühlt, wobei es zu einer halbfesten Masse erstarrt, welche man erst in
                              									geeigneten Filterpressen, dann in hydraulischen Pressen, in Wolltüchern
                              									eingeschlagen, zwischen erwärmten Zwischenplatten presst. Die resultirenden
                              									Paraffinkuchen werden zur weiteren Entziehung von Oelen mit Benzin verschmolzen Und
                              									erstarren gelassen. Die in Tafeln zerschnittene Masse presst man nochmals
                              									hydraulisch, bläst anhängendes Benzin mit Wasserdampf ab und reinigt durch Behandeln
                              									mit Knochenkohle und Filtriren durch Papier. Man erhält so das Hartparaffin.
                           Die Pressöle scheiden beim Abkühlen auf niedere Temperaturen weitere Paraffinmengen
                              									aus.
                           III. Das von Paraffin getrennte Oel, sogen. Paraffinöl, wird mit Schwefelsäure und
                              									Natronlauge gereinigt und destillirt. Man erhält dann das Roth- oder Gasöl, das
                              									Fett- oder Schmieröl und eine zur Bereitung von Weichparaffin dienende Masse.
                           Der Begründer der bei Zeitz, Weissenfels und Halle angesiedelten Industrie ist Riebeck.
                           
                              Aussteller:
                              
                           Vereinigung der Paraffin- und Mineralölfabriken in Halle
                              									a. S.
                           Ausstellung von:
                           a) Braunkohlen, b) Braunkohlentheer, c) Fabrikaten: Benzin, Solaröl, Gelböl,
                              									Gasöl, Rothöl, Hartparaffin, Staubparaffin, Paraffinschmiere, Paraffinkerzen,
                              									Creosotöl, Asphalt, schwefelsaures Ammoniak.
                           
                        
                           F) Carborundumfabrikation.
                           Diese auf Koks gegründete Industrie erzeugt ein neues Schleifmittel, dessen Erfinder
                              										E. G. Acheson ist. Nach neueren UntersuchungenVgl. O. Mühlhäuser,
                                       												Zeitschrift für anorganische Chemie, herausgegeben von G. Klüss, und D. p.
                                       												J. 1893 288 192 sowie 289 120 und 167. besteht das neue
                              									Mineral im Wesentlichen aus Siliciumcarbid CSi. Es enthält in chemisch reinem
                              									Zustande 30 Proc. C und 70 Proc. Si, entsteht gemäss der Gleichung:
                           SiO2 + 3 C = CSi + 2 CO
                           und krystallisirt in hexagonalen Plättchen, ist ein Edelstein;
                              									seine vornehmste Eigenschaft ist Härte und eben darauf gründet sich seine Anwendung
                              									in der Industrie. Bei der hohen Stellung, welche das neue Material, allem Anscheine
                              									nach, unter den Abrasivmitteln einzunehmen berufen ist, dürfte eine kurze
                              									Darstellung der Technologie des Körpers von allgemeinem Interesse sein.
                           Rohstoffe. Die Rohstoffe sind Sand, Koks und Salz. Man
                              									wendet dieselben in möglichst reinem Zustande an.
                           Man mischt beispielsweise 100 Th. Koks mit 100 Th. Sand und etwas Salz. Letzteres
                              									wirkt mechanisch.
                           Erzeugung des Carborundum. Die Erhitzung der Mischung
                              									wird in einem aus feuerfesten Steinen erbauten Troge, an dessen Schmalseiten die
                              									Elektroden hineinragen, vorgenommen. Letztere stehen mit dem Stromtransformator,
                              									dieser mit der Wechselstrom-Dynamomaschine (Alternating-Dynamo) in Verbindung. Man
                              									legt die Mischung der Rohstoffe gleichmässig um einen die Elektroden verbindenden
                              									Kohlenkern herum. Ist der Ofen beschickt, so lässt man den Strom durch den
                              									Kohlenwiderstand gehen: die elektrische Energie wird dann in Wärmeenergie
                              									umgewandelt. Die Reaction wird eingeleitet und vollzieht sich während mehrerer
                              									Stunden: Gase entweichen und krystallisirtes Siliciumcarbid neben etwas Graphit und
                              									amorphem CSi entstehen.
                           Reinigung. Nach theilweisem Erkalten der Reactionsmasse
                              									trennt man den die Hauptmasse bildenden grünglänzenden, aus unendlich vielen
                              									Krystallen bestehenden, dicht gefügten Carborundumcylinder bezieh. -Ellipsoid von
                              									Graphit, amorphem CSi und unangegriffenem Ausgangsmaterial mechanisch, zerstösst die
                              									Krystallbrocken und wäscht mit Säure, schliesslich mit Wasser aus.
                           Verarbeitung in Pulversorten. Das gereinigte Material
                              									wird nun zum feinen Mehle zerstampft und in einem aus mehreren Gefässen bestehenden
                              									Schlämmapparate in ebenso viele Pulversorten durch einen Wasserstrom getrennt. Nach
                              									dem Ablassen des Wassers trocknet man die Pulver und bringt sie zum Theil in dieser
                              									Form – unter Angabe der Grädigkeit – auf den Markt; ein anderer Theil dient zur
                              									Darstellung von Schleifrädern, Schleifsteinen u.s.w. von jeglicher Grösse, Feinheit
                              									und Form.
                           Fabrikation der Schleifsteine u.s.w. Diese Arbeit der
                              									Fabrikation zerfällt in drei Theile, in das Einmischen des Materials in ein
                              									geeignetes Bindemittel, z.B. Porzellansalz, in das Formen der Masse und in das
                              									Brennen.
                           Zwecks Darstellung von Rädchen, Schleifsteinen und anderen Artikeln, welche ein
                              									hartes Bindemittel benöthigen, wird Carborundum (von entsprechender Feinheit) dem
                              									Bindemittel durch Handarbeit einverleibt, dann bringt man die Masse in die dem
                              									gegebenen Falle entsprechende Form und gibt mittels einer hydraulischen Presse den
                              									nöthigen Druck. Letzterer wechselt zwischen 1 und 100 t bei den einzelnen Artikeln.
                              									Nach dem Wegholen der Formen von der Presse öffnet man dieselben, setzt den
                              									gepressten Gegenstand, z.B. das Rädchen, auf eine Thonunterlage und wiederholt den
                              									Process so lange, bis man die nöthige Anzahl besitzt. Die sich auf Thonunterlagen
                              									befindlichen Gegenstände lässt man etwas an der Luft trocknen, bringt sie dann in
                              									poröse Thongefässe, welche, im Flammofen mit steigender Flamme (Kiln) auf einander
                              									gestellt, aufgethürmt werden. Dann vermauert man den Kiln und brennt, langsam und
                              									allmählich aufsteigend. Der Brand dauert etwa 30 Stunden. Man geht bis nahe zum
                              									Sintern der Masse bezieh. zum Schmelzpunkte des Bindemittels und controlirt den Gang
                              									durch „Proben“. Sobald das Bindemittel zu schmelzen anfängt, hält man für
                              									einige Stunden die Temperatur. Dann lässt man langsam erkalten. Die ganze Operation
                              									dauert 60 bis 80 Stunden, dann kann man den Ofen öffnen und die Gegenstände
                              									herausnehmen. Die Rädchen u.s.w. besitzen eine reine grüne Farbe.
                           Die Carborundumpräparate sind erst seit neuester Zeit im Handel, werden heute schon
                              									in grossen Mengen fabricirt und kämpfen siegreich gegen die besten der jetzt
                              									existirenden Schleifmittel an. Das ausserordentlich harte und billige Material
                              									bedeutet eine Epoche in der Abrasivindustrie, da es 3- bis 4 mal mehr Arbeit in der
                              									Zeiteinheit leistet als Corund.
                           
                              Amerika.
                              
                           Carborundum Co. in Monongahela-City, Pa.
                           Arbeitskräfte: 1 Director, 1 Elektrotechniker, 3 Bureaubeamte und 25 Arbeiter.
                           Kapital: 600000 M.
                           Betriebskräfte: 2 Dampfkessel mit 200 , 1 Dampfmaschine mit 200 , 1
                              									Wechselstromdynamomaschine mit 200 .
                           Capacität der Anlage: 120000 Pfd. Carborundum.
                           Die Gesellschaft wurde 1892 von C. Acheson gegründet.
                              									Die verschiedenen Carborundpulver werden seit Juni 1892, die Schleifräder,
                              									Schleifsteine u.s.w. seit September 1892 fabricirt.
                           Ausstellung von:
                           Rohem Carborundum (dem Ofen entstammend); von gereinigtem Carborundum, von
                              									Carborundum in allen Feinheitsgraden, von Carborundumschleifsteinen und Rädern für
                              									die verschiedensten Zwecke und Anwendungen in der Industrie, Photographien
                              									u.s.w.
                           Die Leistungsfähigkeit des Stoffs wird demonstrirt an härtestem Stahl, an Corund
                              									u.s.w.
                           Die Ausstellung ist eine in jeder Hinsicht gelungene und originelle und muss als
                              									einzig dastehend bezeichnet werden, da das Siliciumcarbid eigentlich die einzige
                              									Erfindung der Neuzeit ist, welche auf noch unbetretenem Wege gemacht wurde.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)