| Titel: | E. G. Sohier's Wiederherstellung abgenutzter Werkzeuge mittels Elektricität. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 135 | 
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                        E. G. Sohier's Wiederherstellung abgenutzter
                           								Werkzeuge mittels Elektricität.
                        Mit Abbildungen.
                        Sohier's Wiederherstellung abgenutzter Werkzeuge mittels
                           								Elektricität.
                        
                     
                        
                           Für Edmond Georges Sohier in Paris ist kürzlich vom 11.
                              									Januar 1891 ab für Oesterreich-Ungarn ein Verfahren zum Wiederherstellen und
                              									Schärfen abgenutzter Feilen, Fräsen, Rübenschnitzelmesser und anderer
                              									Schneidewerkzeuge patentirt worden, bei welchem die an leitenden Trägern befestigten
                              									Werkzeuge, nachdem dieselben entfettet und gereinigt wurden, in einem mit
                              									elektricitätserregender Flüssigkeit gefüllten Behälter zwischen Kohlenplatten
                              									eingehängt werden; dann lässt man den elektrischen Strom einwirken und darauf folgt
                              									Waschen und Bürsten. Die dazu verwendete Vorrichtung besteht aus einem Behälter, in
                              									welchem zwischen durchbrochenen Metallplatten f
                              									geklemmte Kohlenplatten e eingesetzt sind, und aus
                              									leitenden Trägern zum Halten der zu schärfenden Werkzeuge.
                           Diese und andere scharfkantige Werkzeuge aus Stahl werden wieder brauchbar gemacht,
                              									ohne angelassen zu werden.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 134Fig. 1.Textabbildung Bd. 290, S. 134Fig. 2.Textabbildung Bd. 290, S. 134Fig. 3.Textabbildung Bd. 290, S. 134Fig. 4. Die zu schärfenden Feilen z.B. werden vorher bestmöglich gereinigt, indem
                              									man sie ungefähr 12 Stunden in einer kalten 15- bis 20 procentigen Lösung von
                              									Aetznatron liegen lässt. Hierdurch wird das Entfernen aller anhängenden Fettheilchen
                              									erleichtert, welche die Zwischenräume der Zähne mit den Eisenspänen und anderen
                              									Fremdkörpern verstopfen. Dann hat man die Feilen mit harten Drahtbürsten zu reiben,
                              									um ihre Zähne vollständig frei zu legen. Im Nothfalle löst man mit einem spitzen
                              									Werkzeug von Eisen oder gehärtetem Stahl die zu fest anhängenden Eisentheilchen los.
                              									Hierauf werden die Feilen stark mit einer gewöhnlichen harten Bürste in einer
                              									heissen Lösung von gewöhnlicher Soda (5- bis 6 proc.) bis zu ihrer
                              									vollständigen Reinigung abgerieben, worauf sie in kaltes Wasser getaucht
                              									werden, damit alle alkalischen Spuren verschwinden, welche sonst die vom
                              									elektrischen Bade erwartete Wirkung des Schärfens der Hauschläge vereiteln
                              									würden.
                           Fig. 1 bis 3
                              									veranschaulichen beispielsweise die Anordnung der Vorrichtung zur Wiederherstellung
                              									der scharfen Schneiden bei Feilen und Raspeln. In die beiden Schmalseiten aus Ebonit
                              										a des Behälters sind zwei Glasscheiben dicht
                              									eingelassen. Die Ebonit- und Glaswände werden von den Bolzen c und den Querriegeln d zusammengehalten. Die
                              									Kohlenelemente e sind mittels der in Fig. 3 dargestellten Kupferplatten f befestigt. Diese Platten ruhen auf den beiden
                              									Langseiten aus Glas auf und besitzen seitliche Ausnehmungen zur Aufnahme der
                              									zwischen je zwei von ihnen durchgehenden Kohlenelemente, welche fest in Falzen
                              									stehen, die sich in der den Boden des Behälters bildenden Holzplatte g befinden. Die zu schärfenden Feilen sind in dem
                              									Behälter an Trägern h (Fig.
                                 										4) aufgehängt; welche mit ihren beiden Armen auf den Kupferplatten f aufliegen, durch deren Durchbrechungen i die Feilen eingesenkt werden. Die Anzahl der
                              									Abtheilungen oder Elemente, welche in der geschilderten Weise in dem Behälter
                              									gebildet werden, ist beliebig.
                           Das zur Füllung des Behälters bestimmte Bad besteht aus 100 Raumtheilen Wasser, 6
                              									Raumtheilen Salpetersäure von 40° B., 3 Raumtheilen Schwefelsäure von 66° B.,
                              									welches Gemisch, der verschiedenen Dichtigkeit seiner Bestandtheile wegen, vor dem
                              									Gebrauche gut durchgemengt werden muss.
                           Wenn das elektrische Bad vorbereitet ist und die mit den geschilderten Zwischenräumen
                              									für die Kohlen versehenen Kupferplatten f an ihren
                              									Seiten mit diesen Kohlen in gutem Contact sind – was sich mittels Keilen
                              									bewerkstelligen lässt, welche zwischen die äussersten Kohlenplatten und die
                              									Querwände des Behälters getrieben werden, um die Kohlenelemente und Kupferplatten
                              									fest gegen einander zu pressen – so säubert man an der zu schärfenden Feile den Dorn
                              									und befestigt sie mittels Hammerschlägen an einen der leitenden Träger h.
                           Nachdem man Dorn und Träger in Wasser getaucht hat, um den Contact zu sichern, senkt
                              									man die Feile senkrecht zwischen zwei Kohlenplatten, welche sie nicht berühren
                              									dürfen, und der Träger h erhält die Feile hängend auf
                              									den Zwischenplatten f der Kohlen. Nachdem sie etwa 5
                              									Minuten dem Bade ausgesetzt war, kann die erste Feile bereits herausgenommen werden,
                              									wonach sie mit viel Wasser gebürstet wird, um das zwischen den Zähnen befindliche
                              									Eisenoxyd zu entfernen. Nachdem alle Feilen herausgenommen sind, wird ohne
                              									Unterbrechung das ganze Verfahren wiederholt, bis die Feilen genügend geschärft
                              									erscheinen. Bei Schlichtfeilen und Halbschlichtfeilen werden schon zwei Abbürstungen
                              									genügen.
                           Die in beschriebener Art geschärften Feilen werden nach der Bürstung im kalten Wasser
                              									in Kalkwasser getaucht (1 Gewichtstheil Kalk in 50 Theilen Wasser), um so schnell
                              									als möglich alle Säurespuren zu vertilgen. Nachdem sie abgetropft sind, werden sie
                              									in Sägespänen getrocknet, gründlich abgebürstet und zur Hintanhaltung des Röstens
                              									mit einem Gemisch von einem Theil Oel und zwei Theilen Terpentin eingefettet.
                              									Gerostete Feilen werden nach oder vor der Reinigung auf mehrere Stunden in eine
                              									kalte, gesättigte Lösung von Oxalsäure getaucht.
                           Raspeln werden in gleicher Weise wie Feilen geschärft, was mit ziemlicher
                              									Geschwindigkeit erreicht wird. Schraubenbohrer, Schlichtbohrer, Fräsen u.s.w. werden
                              									auf gleiche Weise behandelt, aber in eigenen Gefässen geschärft, welche mit einer
                              									leitenden, als Deckel dienenden Platte versehen sind; diese Platte besitzt die
                              									nöthigen Durchbrechungen zum Durchstecken der Kohlenelemente. Das
                              									wiederherzustellende Werkzeug wird mittels eines Trägers (Fig. 4) befestigt, dessen zwei Arme als Leiter wirken und gleichzeitig
                              									dazu dienen, das Werkzeug im Gefäss aufgehängt zu erhalten. Vorbereitung,
                              									Eintauchung, Bürstung u.s.w. sind die gleichen wie für Feilen. Nur die auf zwei
                              									parallelen Seiten gehauenen Fräsen werden umgedreht werden müssen, wenn sie zur
                              									Hälfte geschärft sind, damit die früher oben befindliche Hälfte nach unten gelange,
                              									da das Eisenoxyd sonst nicht zwischen den Zähnen herausfallen könnte.