| Titel: | F. W. Jones' Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb. | 
| Autor: | Ed. Z. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 181 | 
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                        F. W. Jones' Doppelgegensprecher für
                           								Dynamobetrieb.
                        Mit Abbildungen.
                        Jones' Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb.
                        
                     
                        
                           Der in D. p. J. 1893 289 206
                              									Anm. erwähnte Doppelgegensprecher für Dynamobetrieb, welchen der Elektriker F. W. Jones der Postal
                                 										Telegraph-Cable Co. in New York 1885 für diese Gesellschaft entworfen und
                              									mit Erfolg auf Leitungen aller Art und von verschiedenster Länge durchgeführt hat,
                              									gehört zu den Doppelgegensprechern mit Polwechseln. Die a. a. O. angegebene
                              										„innere Schwäche“, welche diesen Doppelgegensprechern anhaftet und in der
                              									Fälschung und Verstümmelung der von dem nur auf die stärkeren Ströme ansprechenden
                              									neutralen oder unpolarisirten Relais aufzunehmenden Zeichen liegt, hat Jones in eigenartiger Weise zu beseitigen gewusst. Bei
                              									der nachfolgenden Besprechung seines Doppelgegensprechers mag wiederum (wie 1893 289 * 207) der gebende Theil des Amtes von dem
                              									empfangenden getrennt werden.
                           In Fig. 1 ist die Anordnung der Geber skizzirt. Die
                              									beiden Geber T1 und T2 werden (ebenso wie
                              									1893 289 * 207 Fig. 1)
                              									nicht unmittelbar mit der Hand in Thätigkeit versetzt, vielmehr werden durch
                              									die Handtaster nur locale Ströme durch die Elektromagnete M1 und M2 gesendet und erst die Ankerhebel dieser
                              									Elektromagnete entsenden die Telegraphirströme von l
                              									aus in die Telegraphenleitung L. Während der Geber T1 die Richtung des
                              									Telegraphirstromes zu verändern hat, soll T2 dessen Stärke beeinflussen. Die zur Verwendung
                              									kommenden Ströme sind S0 = – 1 während der Ruhelage beider Taster, S1 = + 1 beim Arbeiten des Gebers T1, S2 = – 3 beim
                              									Niederdrücken des zweiten Tasters und S3
                              									= + 3, während die Ankerhebel beider Geber von M1 und M2 angezogen sind. Weil
                              									die als Stromquellen benutzten Dynamo gleichzeitig für mehrere Doppelgegensprecher
                              									mit Leitungen von ungleicher Länge und verschiedenem Widerstände die
                              									Telegraphirströme liefern sollen, wird für jede der vier Stromstärken eine besondere
                              									Dynamo aufgestellt. Die eine Bürste derselben ist an Erde gelegt, von der zweiten
                              									Bürste einer jeden Dynamo dagegen führt ein Draht durch einen entsprechenden
                              									Widerstand nach einem der vier Contacte eines Umschalters mit vier Kurbeln, von
                              									denen die vier Drähte a, b, c und d weiter gehen und zwar nach den Contacten des als
                              									Polwechsel dienenden Gebers T1. Der Ankerhebel von T1 besteht aus zwei gegen einander isolirten Theilen,
                              									von denen der eine zwischen den Stellschrauben u und
                              										v spielt, während der andere auf die beiden
                              									federnden Hebel n und x
                              									wirkt und dieselben bei seiner Bewegung von ihren Anschlagschrauben entfernt, wobei
                              									aber eine Unterbrechung des Stromweges nach dem Drahte f nie eintritt, vielmehr dieser Theil des Hebels stets f entweder mit x oder mit
                              										n leitend verbindet. Anders ist es bezüglich der
                              									Stromableitung im Drahte f hier tritt stets für eine
                              									gewisse Zeit eine Unterbrechung des Stromes ein, während sich der Ankerhebel von
                              									einer der beiden Stellschrauben u und v an die andere bewegt; bei der hohen Spannung würden
                              									sonst störende Funken überspringen.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 181Fig. 1.Jones' Doppelgegensprecher. Nun führt der Draht a den Strom S0 der ersten Dynamo
                              									dem Hebel x zu, der Draht b den Strom S1 der zweiten Dynamo dem Hebel n; diese
                              									Dynamo liefern beide die Spannung 100, die erste jedoch einen negativen, die andere
                              									einen positiven Strom. Auch die dritte und vierte Dynamo führen durch die Drähte c und d den
                              									Contactschrauben u und v
                              									einen Strom von gleicher und zwar dreifacher Stärke zu, aber wiederum die dritte
                              									einen negativen S2, die
                              									vierte dagegen einen positiven S3.
                           Während nun die Stellung des Gebers T1 darüber entscheidet, ob ein positiver oder ein
                              									negativer Strom über l der Telegraphenleitung zugeführt
                              									wird, hängt die Stärke des Stromes von der jeweiligen Stellung des Gebers T2 ab. Denn so lange
                              									der Ankerhebel von T2,
                              									wie in Fig. 1, in seiner Ruhelage den Contacthebel
                              										h von der Contactschraube q entfernt hält, kann nur der Strom S0 oder S1 über x oder n durch f über T2 und h nach l gelangen. Wenn
                              									dagegen der Elektromagnet M2 den Ankerhebel anzieht, so entfernt sich derselbe von h und gestattet dem Hebel h, sich an q zu legen, weshalb jetzt nur der
                              									Strom S2oder S3 von u oder v aus in dem Drahte
                              										i über q, h und l der Leitung L zugeführt
                              									werden kann.
                           Der Draht l (Fig. 1)
                              									endet zunächst an dem Contacte eines Kurbelumschalters, an dessen Kurbel der Draht
                              										h (Fig. 2) geführt
                              									ist und für gewöhnlich die Geber mit den Empfängern verbindet, welche nach Fig. 2 an der Linie L
                              									liegen und zum Doppelgegensprechen angeordnet sind. Will man dagegen bloss vom
                              									Doppelsprechen Gebrauch machen, so stellt man die Kurbel auf einen zweiten Contact,
                              									welcher durch einen veränderlichen Widerstand hindurch unmittelbar mit der Erde in
                              									Verbindung gesetzt ist. Im Drahte k folgt zunächst noch
                              									ein regulirbarer Widerstand w, mit dessen Hilfe die
                              									Spannung der Dynamoströme vermindert wird, wenn man in einer Linie von geringerer
                              									Länge zu arbeiten hat, als bei Bestimmung der normalen Spannung der Dynamomaschinen
                              									ins Auge gefasst worden ist. Dieser Widerstand w
                              									vermindert zwar die Stärke der aus L ankommenden
                              									Ströme, dies wird jedoch dadurch ausgeglichen, dass er auch dazu beiträgt, dass ein
                              									grösserer Theil des ankommenden Stromes auf dem Wege d2 zur Erde E
                              									geht und somit nochmals in den Relais P und R wirkt. Ausserdem ist auf diese Weise der Betrieb
                              									mehrerer Leitungen von verschiedener Länge mit denselben vier Dynamo ermöglicht.
                           Das Relais P ist ein polarisirtes und liegt mit seinen
                              									Rollen von je 400 Ohm Widerstand in den beiden Stromwegen d1 und d2, in welche sich k
                              									hinter w verzweigt; von diesen Stromwegen führt in der
                              									bei Differential-Gegen-Sprechern üblichen Weise der erste nach der Leitung L, der zweite zur Erde E.
                              									Bevor aber L und E auf
                              									diesen beiden Wegen d1
                              									und d2 von den
                              									Zweigströmen erreicht werden, müssen die Ströme auf jedem Wege noch die Rolle r1 bezieh. r2 eines Inductors J durchlaufen; die Ströme vermögen jedoch ebenso wenig
                              									in der dritten Rolle r dieses Inductors Ströme zu
                              									induciren, wie sie beim Durchlaufen der Differential Wickelungen der Relais P und R deren Anker
                              									beeinflussen können. Jede der drei Rollen des Inductors J hat einen Widerstand von 100 Ohm. In den Stromweg d2 erscheint in Fig. 2 noch ein Ausgleichungswiderstand W und ein Condensator C
                              									eingeschaltet, denen die nämliche Aufgabe gestellt ist, wie bei anderen
                              									Gegensprechern.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 182Fig. 2.Jones' Doppelgegensprecher. Ganz eigenartig aber ist das nicht polarisirte Relais R. Seine Verbindung mit dem empfangenden Klopfer K2 ist zwar nicht neu
                              									und ist in Amerika unter der Bezeichnung als „Edison's Wanzen-Falle“ (bug trap) bekannt, weil man dort die
                              										„innere Schwäche“ der Doppelgegensprecher als „Wanze“ (bug) zu
                              									bezeichnen pflegt. Dabei schliesst der Ankerhebel H des
                              									Relais R in seiner in Fig.
                                 										2 gezeichneten Ruhelage an der Contactschraube s zunächst den Strom einer Localbatterie durch den Elektromagnet eines
                              									Hilfskiopfers K', dessen Ankerhebel also während der
                              									Ruhelage von H angezogen ist, dagegen abgerissen wird
                              									und nun erst den Strom einer zweiten Localbatterie durch den Elektromagnet des
                              									empfangenden Klopfers K2 zu schliessen vermag, wenn in R der Anker
                              									angezogen wird. Das Relais R hat aber drei
                              									Elektromagnete m, m1
                              									und m2. Zwei derselben
                              									haben eine doppelte Bewickelung und diese vier Windungen sind paarweise hinter
                              									einander in die beiden Stromwege d1 und d2 eingeschaltet; die beiden Paare wirken einander
                              									entgegen, wenn von k herkommende, also in L entsendete Ströme sie durchlaufen, dagegen summiren
                              									sich ihre Wirkungen, wenn ein aus L ankommender Strom
                              									alle vier Wickelungen hinter einander durchläuft, um nach der Erde E zu gelangen. Die beiden in demselben Stromwege
                              									liegenden Wickelungen haben etwa 300 Ohm Widerstand. Der dritte Elektromagnet m besitzt nur eine einzige Rolle, welche durch die
                              									Drähte y mit der dritten Rolle r des Inductors J zusammengeschaltet ist. Der
                              									Ankerhebel H dieses Relais ist aus Aluminium und ist
                              									sorgfältig abgeglichen, zu welchem Zwecke er die Form eines dreiarmigen Hebels
                              									erhalten hat. Weil die fortgehenden Ströme in entgegengesetzter Richtung durch die
                              									Rollen r1 und r2 des Inductors
                              									laufen, so können sie nicht inducirend auf die dritte Rolle r wirken und deshalb auch nicht den Elektromagnet m in Thätigkeit
                              									versetzen; wenn dagegen aus L Ströme ankommen, so
                              									erregen sie bei ihrem Auftreten und bei ihrem Verschwinden Ströme in der Rolle r und diese bewirken, dass m eine kurze Zeitlang eine Anziehung auf seinen Anker ausübt. Die
                              									Abreissfeder an dem Hebel H ist nun so stark gespannt,
                              									dass die durch Ströme von der Stärke 1 in r inducirten Ströme keine so starke Anziehung in m veranlassen, dass die Federkraft durch sie überwunden
                              									werden könnte; wenn dagegen Ströme von der Stärke 3 aus
                              									der Leitung L ankommen, so vermögen die durch sie in
                              										r inducirten Ströme den zur Zeit angezogenen
                              									Ankerhebel H eine kurze Zeit lang in seiner Lage
                              									festzuhalten trotz des Strebens der Abreissfeder, ihn abzureissen, und dadurch ist
                              										m im Stande, in K2 eine Verstümmelung der Zeichen und ein Auftreten
                              									falscher Zeichen zu verhüten. Die Schrauben u und v im Geber T1 werden zu diesem Zweck nicht so weit von einander
                              									entfernt, dass die Zeit, welche der Hebel braucht, um von einer zur anderen zu
                              									gehen, grösser ist, als diejenige, welche der Strom in dem Stromkreise braucht, um
                              									auf Null herabzusinken.
                           Der Vortheil der Verwendung zweier Elektromagnete m1 und m2 in Hintereinanderschaltung ist darin zu suchen,
                              									dass man dadurch eine gewisse magnetische Wirkung erreichen kann mit einer weit
                              									geringeren Selbstinduction; denn letztere würde ja, wenn man alle Windungen auf eine
                              									und dieselbe Spule wickeln wollte, proportional mit dem Quadrate der Zahl der in
                              									einer Spule enthaltenen Windungen wachsen.
                           Auch die Rolle r1 bringt
                              									einen Widerstand von 100 Ohm und eine Selbstinduction von 0,46 Henry in die Leitung;
                              									allein dies kann gegenüber dem durch sie herbeigeführten Festhalten des Hebels H in seiner Arbeitslage während der Zeiten, wo in m1 und m2 kein Magnetismus
                              									mehr da ist, gar nicht in Betracht kommen. Und so hat denn auch die Anordnung mit
                              									der bereits erwähnten Klopferschaltung auf der Linie zwischen New York und Chicago
                              									ohne Uebertragung lange Zeit gut gearbeitet.
                           Die Vorgänge spielen sich daher beim Doppelgegensprechen in folgender Weise ab. Alle
                              									fortgehenden Ströme gleichen sich im eigenen Amte in m1 und m2, in P und in J aus, vermögen daher auch in m keine Wirkung hervorzubringen. So lange mit T1 allein gearbeitet wird, kommen im empfangenden
                              									Amte abwechselnd und ohne jede Leitungsunterbrechung S0 = – 1 und S1 = + 1 aus L und versetzen den Ankerhebel von P und
                              									durch ihn den Klopfer K1 in regelmässige Thätigkeit; R bleibt
                              									unempfindlich, da weder die Telegraphirströme in m2 und m1; noch die Inductionsströme in m von ausreichender Stärke sind.
                           Während der Geber T2
                              									allein thätig ist, lässt er wieder ohne jede Unterbrechung der Leitung in
                              									Uebereinstimmung mit der Bewegung seines Ankerhebels die Stromstärke von S0 = – 1 zu S2 = – 3 anschwellen
                              									und wieder auf S0
                              									herabgehen, wofür P unempfänglich ist, R dagegen unter Mitwirkung von K' die ankommenden Zeichen auf K2 erscheinen.
                           Dasselbe geschieht, wenn während der Bewegungen des Hebels von T2 der Ankerhebel von
                              										T1 angezogen ist;
                              									nur wechseln dann S1 =
                              									+ 1 und S3 = + 3 mit
                              									einander ab und halten den Ankerhebel von P unverändert
                              									an der Arbeitscontactschraube fest.
                           Bleibt ferner der Anker von T2 beständig angezogen, während T1 arbeitet, so entsendet T1 bald S2 = – 3 und S3 = + 3, vor jedem Richtungswechsel ist aber die
                              									Leitung eine entsprechende Zeit von den Stromquellen abgeschaltet; das Relais P des empfangenden Amtes arbeitet daher regelmässig,
                              									das Absetzen des Klopfers K2 aber und ein unberechtigtes Wiederansprechen desselben wird jetzt durch
                              									die Wirkung der Inductionsströme in der Spule m des
                              									Relais R verhütet.
                           Werden endlich T1 und
                              										T2 in ganz gleichem
                              									Tacte bewegt, so springt S0 = – 1 in S3
                              									= + 3 über und umgekehrt, P und R arbeiten daher zugleich und in gleichem Tacte.
                           
                              
                                 Ed. Z.