| Titel: | E. Thomson und Gibboney's Betriebsweise für Telephonnetze. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 207 | 
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                        E. Thomson und Gibboney's Betriebsweise für
                           								Telephonnetze.
                        Mit Abbildungen.
                        Thomson und Gibboney's Betriebsweise für Telephonnetze.
                        
                     
                        
                           Der Professor Elihu Thomson und der Ingenieur Gibboney der Thomson-Houston-Company haben sich eine neue Betriebsweise für
                              									Telephonnetze patentiren lassen, durch welche sie die Verwendung von galvanischen
                              									Batterien und Magnetinductoren in den Vermittelungsämtern sowohl, wie bei den
                              									Theilnehmern entbehrlich machen wollen, um so im ersteren Falle die Betriebskosten,
                              									im anderen die Anlagekosten zu vermindern, da ja ein Magnetinductor etwa 20 M.
                              									kostet; ausserdem würde weniger Anlass zu Störungen vorhanden sein, welche der
                              									Benutzung elektrischer Apparate seitens des Publikums entspringen. Zugleich wickelt
                              									sich bei dieser Betriebsform der ganze Verkehr der Theilnehmer mit dem
                              									Vermittelungsamte beim Herstellen und Lösen der Verbindungen in wesentlich
                              									einfacherer Weise ab. Mit Hilfe der beiden vereinfachten Skizzen mag nachstehend
                              									diese neue Betriebsweise auf Grund der in der Revue
                                       										universelle, 1893 * S. 4, gegebenen Beschreibung erläutert werden.
                           In den Theilnehmerstellen sind weder Batterien, noch Magnetinductoren, noch
                              									Druckknöpfe zum Rufen nöthig. Wenn ein Theilnehmer sein Telephon T vom Haken H des
                              									selbsthätigen Umschalters abnimmt, veranlasst er dadurch das Fallen seiner Ruf
                              									klappe im Vermittelungsamte; die Telephonistin daselbst schaltet durch einen Stöpsel
                              									ihren Sprechapparat an die Leitung des Rufenden; dann steckt sie einen zweiten
                              									Stöpsel in eine Klinke der gewünschten Leitung und drückt auf eine Taste, um die
                              									Klingel des zu Rufenden zum Läuten zu bringen; letzterer meldet durch Abnehmen
                              									seines Telephons seine Bereitschaft, und nun werden die beiden Leitungen durch eine
                              									Schnur mit zwei Stöpseln mit einander verbunden; am Ende des Gesprächs hängen beide
                              									Theilnehmer ihre Telephone wieder an den Haken und geben dadurch zugleich durch das
                              									Fallen ihrer Klappen das Zeichen zur Lösung der Verbindung.
                           Eine Wechselstrommaschine von besonderer Bauart ist im Vermittelungsamte aufgestellt;
                              									sie entsendet ihre Ströme in den Leitungen l1 und l2 (Fig. 1) durch die
                              									parallel geschalteten primären Rollen der Inductoren J1, J2 . . . . Jn der n angeschlossenen
                              									Leitungen L1, L2 . . . . Ln und eines diesen
                              									noch beigegebenen Inductors J0. Die von den secundären Rollen der ersteren den Leitungen L1, L2 . . . . Ln beständig
                              									zugeführten Wechselströme sind so geregelt, dass sie die in diese Leitungen
                              									eingeschalteten Telephone nicht beeinflussen können; dazu ist es nöthig und
                              									hinreichend, dass die Zahl der durch sie veranlassten Schwingungen der Platte so
                              									gewählt sei, dass der Ton zufolge seiner Höhe oder seiner Tiefe vom Ohr nicht gehört
                              									wird. Der Strom wird daher so geregelt, dass diese Platten mehr als 27000 und
                              									weniger als 32000 Schwingungen in der Secunde machen. Thatsächlich bleiben die
                              									Platten nicht ganz still, aber das leichte Sausen, das der Durchgang des Stromes in
                              									ihnen verursacht, stört das Hören durchaus nicht, gibt vielmehr beständig Auskunft
                              									über den Zustand der Leitung; denn es hört auf, sowie die Leitung unterbrochen
                              									wird.
                           Die Theilnehmerleitungen L1, L2 . . . .
                              										Ln liegen durch die
                              									secundären Rollen der Inductoren J1, J2 . . . . Jn zunächst an den Ruf klappen K1, K2 . . . . Kn, dann über die
                              									Klinken n1, n2, . . . . nn an Erde E und zwar entweder unmittelbar, oder unter
                              									Einschaltung eines Condensators zwischen e und E; die Klinken enthalten zwei sich an einander
                              									anlegende Contactfedern. Die Elektromagnete der Klappen werden demnach beständig
                              									durch einen Strom durchlaufen und ihre Pole halten daher die als Anker dienenden
                              									Klappen fest; erst wenn der Strom aus irgend einem Grunde unterbrochen wird, fallen
                              									die Klappen herab. Geschieht dies beim Rufen, so setzt sich die Telephonistin wie
                              									gewöhnlich mit dem Rufenden in Verbindung.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 207Fig. 1.Textabbildung Bd. 290, S. 207Fig. 2. Um zwei Leitungen mit einander zu verbinden, hat die Telephonistin nur die
                              									beiden am Ende einer Leitungsschnur befindlichen Stöpsel in deren Klinken
                              									einzustecken. Auf der unteren Seite sind die Stöpsel mit einer isolirenden Lage
                              									bedeckt, damit sie den Stromweg zur Erde E
                              									unterbrechen.
                           In Fig. 2 ist eine Theilnehmerstelle skizzirt. Sie
                              									enthält eine Klingel W, einen selbsthätigen Umschalter
                              										H, einen Inductor i
                              									und ein Telephon T; das Mikrophon ist in gewöhnlicher
                              									Weise mit der secundären Rolle des Inductors i
                              									zusammengeschaltet. Bei angehängtem Telephon stellt der Umschalterhebel H über den Contact x einen
                              									Stromweg aus der Leitung L durch W zur Erde E her; nach
                              									Befinden wird auch zwischen x und E ein Condensator eingeschaltet. Wird das Telephon T abgenommen, so legt sich H an den Contact u und schaltet noch i und T zwischen L und E ein. Soll im
                              									letzteren Falle zur Verminderung des Widerstandes der vielleicht sogar störende
                              									Elektromagnet des Weckers W nicht mit eingeschaltet
                              									sein, so ist einfach noch die punktirte Verbindung o,
                                 										c von L nach dem Contacte c anzubringen. An dem Umschalterhebel H ist noch ein Dämpfer D
                              									angebracht, damit die bei jeder Bewegung des Hebels zwischen x und u auftretende Unterbrechung der Leitung
                              									eine entsprechend lange Zeit währt.
                           Wenn nun ein Theilnehmer sein Telephon T von H abnimmt, werden die Ströme in dem Elektromagnete
                              									seiner Klappe K eine Zeitlang unterbrochen und die
                              									Klappe fällt herab. Die Telephonistin drückt auf die zu dieser Klappe gehörige Taste
                              									des Rufgebers G, schaltet so den Inductor J0 noch in die Leitung
                              									des Rufenden ein und bringt dessen Klingel W zum
                              									Läuten; die von den Inductoren J1, J2 . . . . Jn durch die Klingeln W1, W2 . . . . Wn gesendeten Ströme sind zu schwach, als dass sie
                              									diese Klingeln in Thätigkeit versetzen könnten; sie vermögen dies vielmehr erst
                              									dann, wenn sich zu ihnen die Ströme des Inductors J0 gesellen; natürlich muss dabei durch Einstecken
                              									eines Stöpsels in die Klinke n der Leitung des Rufenden
                              									die Kurzschliessung von n nach e beseitigt werden. In gleicher Weise wird das Amt auch den Theilnehmer zu
                              									rufen haben, mit welchem eine Verbindung gewünscht wird.