| Titel: | Ueber die Berechnung der specifischen Wärme der Gase bei höherer Temperatur. | 
| Autor: | Gustav Stimpfl | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 214 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber die Berechnung der specifischen Wärme der
                           								Gase bei höherer Temperatur.
                        Von Gustav Stimpfl.
                        Ueber die Berechnung der specifischen Wärme der Gase bei höherer
                           								Temperatur.
                        
                     
                        
                           Es sei q die VerbrennungswärmeMan bezeichnet mit diesem Ausdruck die
                                    											Wärmemenge, welche bei der Verbrennung einer Substanz frei wird. Dieselbe
                                    											ist unabhängig von der Zeit, in welcher die Verbrennung vor sich geht, und
                                    											hängt lediglich von der substantiellen Masse der sich verbindenden Körper
                                    											ab. der Gase und c die specifische
                              									Wärme der Verbrennungsproducte, so gibt der Quotient
                              										\left(\frac{q}{c}=T\right) die Verbrennungstemperatur dieser
                              									Gase. In so weit man für c bisher Zahlen eingesetzt,
                              									welche nur aus Versuchen zwischen 0° und 200° C. abgeleitet worden sind, ergaben
                              									sich für T Werthe, welche der wirklichen
                              									Verbrennungstemperatur um so weniger entsprechen, je höher diese letztere
                              									hinaufstieg.
                           Die Untersuchungen von Mallard und Le ChatelierUeber die
                                       												Verbrennungstemperaturen und die specifische Wärme der Gase, nach den
                                       													Recherches expérimentelles et théoriques sur
                                          													la combastion des mélanges gazeux explosifs, par M. M. Mallard et Le
                                          													Chatelier, Paris, chez Dunod, in
                                       													Schilling's Journal für Gasbeleuchtung,
                                          												Jahrg. 1886 S. 918 und 949. haben nun dargethan, dass
                              									die specifischen Wärmen der Gase mit steigender Temperatur zunehmen; die
                              									Gesetzmässigkeiten, welche sich aus diesen Untersuchungen ergeben und für die Praxis
                              									allgemein verwerthen lassen, sollen den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung
                              									bilden.
                           Tabelle I.
                           Specifische Wärme der Gase nach Régnault.Dieselben sind von
                                    												Régnault aus Versuchen zwischen 0° und 200°
                                    											C. abgeleitet worden.Die specifische Wärme der Kohlensäure bei constantem Druck fand Régnault zwischen– 30und+   40° C.mit0,18427+ 10„+ 100° C.„0,20246+ 10„+ 200° C.„0,21642.
                           
                              
                                 Für gleiche Gewichtsmengen
                                 Spec. Wärmebei constantemDruck
                                 Spec. Wärmebei constantemVolum
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 3,4046
                                 2,3910
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,2182
                                 0,1547
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 0,2440
                                 0,1717
                                 
                              
                                 Luft
                                 0,2370
                                 0,1668
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,2479
                                 0,1753
                                 
                              
                                 Methan
                                 0,5929
                                 0,4624
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 0,3694
                                 0,2948
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,2164
                                 0,1702
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 0,4750
                                 0,3621
                                 
                              
                           Bei 0° C. beträgt die specifische Wärme für gleiche Gewichtsmengen Kohlensäure
                              										0,1952Nach E. Wiedemann, Poygend. Ann., CLVII 27 S. 50,
                                    											51. bezieh. 0,15045 und für Wasserdampf 0,4415 bezieh.
                              										0,31160Nach Winkelmann. für welche Werthe sich
                              									das Verhältniss der specifischen Wärme bei constantem Druck c, zu derjenigen bei constantem Volumen c1, bei der Kohlensäure mit 1,297 und beim
                              									Wasserdampf mit 1,416 berechnet. Für den Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, das
                              									Kohlenoxydgas und die Luft berechnet sich das Verhältniss
                              										\left(\frac{c}{c_1}\right) nach den von Régnault angegebenen Werthen, im Mittel mit 1,415.Für die CO2
                                    											berechnet sich dasselbe nachRégnaultmit1,271Masson„1,278Jamin und Richard„1,290Cazin„1,291Röntgen„1,3052Dulong„1,326und für den Wasserdampf nachRégnault                mit1,311.
                           Tabelle II.
                           
                              
                                 Name des Gases
                                 Gewichtvon 1 cbmdesselben in k
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,08961
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 1,43028
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 1,25658
                                 
                              
                                 Luft
                                 1,29366
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 1,25150
                                 
                              
                                 Methan
                                 0,71558
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 1,25194
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 1,96664
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 0,80475
                                 
                              
                           Die specifische Wärme bei constantem Druck ist grösser als die specifische Wärme bei
                              									constantem Volum, und zwar um das Aequivalent Wärme der geleisteten Arbeit. Oder mit
                              									anderen Worten: die specifische Wärme der Gase bei constantem Druck setzt sich aus
                              									zwei wohl zu unterscheidenden Theilen zusammen, der freien Wärme, welche als
                              									specifische Wärme für constantes Volum zu bezeichnen wäre, und von welchem
                              									ausschliesslich die Temperaturerhöhung abhängig ist, und der gebundenen oder
                              										AusdehnungswärmeNach Tindall kann man mit grösster
                                    											Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in allen Fällen, wo Wärme ein Gas zur
                                    											Ausdehnung treibt, ihre Thätigkeit allein in der Ueberwindung des constanten
                                    											Drucks von aussen besteht, oder mit anderen Worten: dass die Wärmewirkung
                                    											durch gegenseitige Anziehung der Gasatome nicht gehindert wird; denn wäre
                                    											dies der Fall, so könnte man mit allem Recht bei verschiedenen Gasen
                                    											dieselben Unregelmässigkeiten der Ausdehnung, wie bei festen und flüssigen
                                    											Körpern, erwarten., welche ausschliesslich dazu verwendet wird
                              									die kleinsten Theilchen in grösseren Abständen von einander zu erhalten, und sich
                              									aus diesem Grunde nicht als freie Wärme äussern kann.
                           Mallard und Le Chatelier
                              									gingen bei ihren Untersuchungen über die Zunahme der specifischen Wärme der Gase bei
                              									höherer Temperatur vom Molekularvolumen derselben aus.
                           Unter Molekularvolumen versteht man diejenigen Räume, welche den Molekulargewichten
                              									proportionale Mengen Elemente oder Verbindungen erfüllen.
                           Ist m das Molekulargewicht eines Elementes oder einer
                              									Verbindung, d das specifische Gewicht, d.h. das Gewicht
                              									der Volumeinheit, so ist der Quotient \left(\frac{m}{d}\right)
                              									gleich dem Molekularvolumen.
                           Letzteres ist bei allen gasförmigen Körpern eine constante Zahl, deren absoluter
                              									Werth natürlich von der
                              									Einheit abhängig ist, auf welche das Molekulargewicht m und das specifische Gewicht, d. i. das Gewicht der Volumeinheit, d bezogen wird.
                           Wurde, wie gewöhnlich, das Molekulargewicht auf das Atomgewicht des Wasserstoffs = 1
                              									und dessen specifisches Gewicht, d. i. das Gewicht der Volumeinheit, auf das der
                              									Luft = 1, bezogen, so ist \left(\frac{m}{d}=28,9\right).
                           Aus dieser Gleichung berechnet sich das Molekulargewicht der gasförmigen Verbindungen
                              									nach der Formel (m = d × 28,9). Geht man aber bei
                              									beiden Werthen vom Wasserstoff aus (wie dies in den folgenden Berechnungen
                              									geschieht), bezieht man also auch das specifische Gewicht auf das des Wasserstoffs =
                              									1, so ergibt sich für alle Verbindungen
                              										\left(\frac{m}{d}=2\right), d.h. das Molekulargewicht aller
                              									gasförmigen Körper ist doppelt so gross als das specifische derselben.
                           Das specifische Gewicht zweier Volumen Wasserstoff als Einheit angenommen beträgt das
                              									Molekulargewicht nach Tabelle III:
                           Tabelle III.
                           
                              
                                 Für ja 2 Vol
                                 Molekular-gewicht
                                 Spec. GewichtWasserstoff = 1
                                 Spec. GewichtLuft = 1
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   2
                                   1,00
                                 0,06926
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 32
                                 15,96
                                 1,10563
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 28
                                 14,02
                                 0,97137
                                 
                              
                                 Atmosphärische Luft
                                     28,84
                                 14,43
                                 1,00000
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 28
                                 13,97
                                 0,96740
                                 
                              
                                 Methan
                                 16
                                   7,98
                                 0,55270
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 28
                                 13,97
                                 0,96720
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 44
                                 22,07
                                 1,52901
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 18
                                   8,98
                                 0,62200
                                 
                              
                           Aus der specifischen Wärme der einzelnen Gase und dem Molekulargewicht derselben
                              									bestimmt sich sodann die specifische Wärme des Molekularvolums dieser Gase wie
                              									folgt:
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 Name des Gases
                                 Spec. Wärme des Molekular-volums bei const.
                                    											Druck
                                 Spec. Wärme des Molekular-volums bei const.
                                    											Volum
                                 
                              
                                 
                                 Cal.
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                        (2 × 3,4046) =   6,81
                                        (2 × 2,391)     = 4,78
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                      (32 × 0,2182) =   6,98
                                      (32 × 0,1547)   = 4,95
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                      (28 × 0,244)   =   6,83
                                      (28 × 0,1717)   = 4,80
                                 
                              
                                 Atmosph. Luft
                                 (28,84 × 0,237)   =   6,83
                                 (28,84 × 0,1668)   = 4,81
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                      (28 × 0,2479) =   6,94
                                      (28 × 0,1753)   = 4,90
                                 
                              
                                 Methan
                                      (16 × 0,5929) =   9,48
                                      (16 × 0,4624)   = 7,39
                                 
                              
                                 Aethylen
                                      (28 × 0,3694) = 10,34
                                      (28 × 0,2948)   = 8,25
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                      (44 × 0,1952) =   8,58
                                      (44 × 0,15045) = 6,62
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                      (18 × 0,4415) =   7,95
                                      (18 × 0,3116)   = 5,61
                                 
                              
                           Aus der Tabelle IV ist zu ersehen, dass die molekularen specifischen Wärmen der
                              									sogen. permanenten Gase (des Sauerstoffs, Wasserstoffs, Stickstoffs und Kohlenoxyds)
                              									sowohl bei constantem Druck als auch bei constantem Volumen einander nahezu gleich
                              									sind.
                           Mallard und Le Chatelier
                              									fanden nun, dass die specifischen Wärmen dieser Gase, welche bei gewöhnlicher
                              									Temperatur einander gleich sind, auch bei denselben Temperaturen bis 3000° C. (bis
                              									auf welche Temperatur sich die bezüglichen Untersuchungen ausdehnten) einander
                              									gleich sind, und stellten für die Aenderung, welche die specifische Wärme dieser
                              									Gase mit der Temperatur erfährt, folgende Gleichung auf:
                           (C = 4,8 + 0,0006 × t).
                           Nach derselben berechnet sich die specifische Wärme der oben genannten Gase bei
                              									constantem Volum
                           
                              
                                 für
                                 0°
                                 100°
                                 200°
                                 1000°
                                 2000°
                                 3000°
                                 C.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 mit
                                 4,80
                                 4,86
                                 4,92
                                 5,40
                                 6,0
                                 6,60
                                 Cal.
                                 
                              
                           Es steigt daher die specifische Wärme des Molekularvolums bei den sogen. permanenten
                              									Gasen von 100 zu 100° C. genau um 1,25 Proc. Bei den betreffenden Untersuchungen
                              									schlugen die Obengenannten denselben Weg wie Bunsen
                              									ein, indem auch sie den Druck, welcher bei der Verbrennung in geschlossenen Gefässen
                              									durch die explodirende Gasmasse verursacht wird, beobachteten und hieraus die
                              									Verbrennungstemperatur berechneten.Bezeichnet
                                    												P1 den
                                    											Druck, welchen das in einem verschlossenen Gefässe explodirende Gasgemisch
                                    											bei der Temperatur t1 ausübt, so erhält man mit Hilfe des Mariotte'schen und Gay-Lussac'schen
                                    											Gesetzes die Gleichung(1 + α t1) PS = (1 + α t) P1S1,in der α den
                                    											Ausdehnungscoëfficienten der Gase, t und P Temperatur und Druck des Gasgemisches beim
                                    											Verschliessen des Explosionsgefässes, S und S1 das
                                    											specifische Gewicht des Gasgemenges vor und nach der Verbrennung bedeutet.
                                    												(Bunsen, Gasometrische
                                       										Methoden.)
                           Der hierzu angewendete Apparat gestattete eine selbsthätige Aufzeichnung des in jedem
                              									Momente der Verbrennung des Gasgemisches ausgeübten Drucks.
                           Nachstehend befinden sich die Verbrennungstemperaturen bei constantem Volum, welche
                              										Mallard und Le
                                 										Chatelier für eine Reihe von Gasmischungen berechnet haben, in eine Tabelle
                              									zusammengefasst.
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Art der Gasmischung im Explosionsgefässe.
                                 Verbren-nungs-temperat.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Grad C.
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    1
                                    
                                 3 Vol. Kohlenoxydknallgas für sich allein
                                 3130
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    1
                                    
                                 1   „    dgl. verdünnt mit 0,5 Vol. CO2
                                 2646
                                 
                              
                                 
                                    c
                                    1
                                    
                                 1   „     „           „      „   1,0    „   CO2
                                 1980
                                 
                              
                                 
                                    d
                                    1
                                    
                                 1   „     „           „      „   1,5    „   CO2
                                 1616
                                 
                              
                                 
                                    e
                                    1
                                    
                                 1   „     „           „      „   0,6    „   N 
                                 2460
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    1
                                    
                                 1   „     „           „      „   2,0    „   N
                                 1960
                                 
                              
                                 
                                    g
                                    1
                                    
                                 1   „     „           „      „   2,7    „   N
                                 1670
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    2
                                    
                                 3   „   Wasserstoffknallgas für sich allein
                                 3350
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    2
                                    
                                 1   „    dgl. verdünnt mit 0,5 Vol. O od. N od. H
                                 2830
                                 
                              
                                 
                                    c
                                    2
                                    
                                 1   „     „           „      „   2,0    „   O od. N od. H
                                 1930
                                 
                              
                                 
                                    d
                                    2
                                    
                                 1   „     „           „      „   4,0    „   O od. N od. H
                                 1320
                                 
                              
                                 
                                    e
                                    2
                                    
                                 1   „     „           „      „   1,5    „   CO2
                                 1550
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    2
                                    
                                 1   „     „           „      „   2,0    „   CO2
                                 1300
                                 
                              
                           Bei einer Verbrennungstemperatur des Kohlenoxydknallgases von etwa 2000° C. (bei
                              									welcher Temperatur eine Dissociation der Kohlensäure als ausgeschlossen angenommen
                              									wurde) ergab sich die specifische Wärme der Kohlensäure mit 13,6, während E. Wiedemann dieselbe bei 0° C. mit 6,62 fand, woraus
                              									sich bestätigte, dass die specifische Wärme der Kohlensäure bei steigender
                              									Temperatur in noch bedeutend grösserem Verhältniss als jene der sogen. permanenten
                              									Gase zunimmt. Die gegenseitige Abhängigkeit der Zunahme der Temperatur und der
                              									specifischen Wärme brachten Mallard und Le Chatelier für die Kohlensäure durch folgende
                              									Interpolationsformel, in welcher t die absolute
                              									Temperatur und C die mittlere specifische Wärme
                              									bedeutet, zum Ausdruck:
                           C = 4,33 (t × 10–2)0,367.
                           Mittels dieser Formel berechnet sich die specifische Wärme des Kohlensäuremolekuls
                              									bei -constantem Volum
                           
                              
                                 für
                                 0°
                                 500°
                                 1000°
                                 1500°
                                 2000°
                                 2500° C.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 mit
                                 6,6
                                 9,1
                                 11,0
                                 12,4
                                 13,6
                                 14,7.
                                 
                              
                           Unter Berücksichtigung der Zahlen, welche Régnaultfür die specifische
                              									Wärme des Wasserdampfes zwischen 100 und 200° C. und Winkelmann zwischen 0 und 100° erhielten, ergab sich nach Mallard und Le Chatelier
                              									für die mittlere specifische Wärme desselben die Interpolationsformel
                           (Cv = 5,61 + 3,28 t × 10–3).
                           Aus derselben berechnet sich die specifische Wärme des Wasserdampfes bei 2000° C. mit
                              										12,2Aus der Untersuchung
                                    												c2 der
                                    											Tabelle V ergibt sich für die Temperatur von 1930° C. eine specifische Wärme
                                    											von 12,8, daher obige nach der Interpolationsformel berechnete Zahl mit der
                                    											wirklichen specifischen Wärme für die Temperatur von 2000° C. auch nicht
                                    											annähernd übereinstimmt., während dieselbe bei 0° C. 5,61
                              									beträgt.
                           
                              Im Nachstehenden soll nun dargethan werden, dass auch heim
                                 										Wasserdampf und bei der Kohlensäure die Zunahme der Temperatur und der
                                 										specifischen Wärme einander direct proportional sind, und dieses Verhältniss
                                 										sich in gleich einfacher Weise wie bei den sogen. permanenten Gasen zum Ausdruck
                                 										bringen las st.
                              
                           
                        
                           I. Berechnung der molekularen specifischen Wärme des
                              									Wasserdampfes bei höherer Temperatur und constantem Volumen.
                           Hierbei soll von der Annahme ausgegangen werden, dass jedwede Dissociation des
                              									Wasserdampfes bei seiner Bildungstemperatur ausgeschlossen bleibt und die
                              									specifische Wärme der, dem Wasserstoffknallgase beigemischten, sogen. permanenten
                              									Gase sich von 100 zu 100° C. um 1,25 Proc. erhöht.Obige gesetzmässige Steigerung der specifischen
                                    											Wärme der sogen. permanenten Gase bei höherer Temperatur leiteten Mallard und Le
                                       												Chatelier aus denjenigen Versuchen ab, bei welchen sie dem
                                    											Wasserstoffknallgase Stickstoff, Sauerstoff oder Wasserstoff zugemischt
                                    											hatten, da unter diesen Umständen jede Dissociation ausgeschlossen war,
                                    											indem ihre diesbezüglich vorangegangenen Versuche gezeigt hatten, dass
                                    											Wasserdampf selbst bei 3000° C. noch keine nennenswerthe Zersetzung
                                    											erleidet.
                           Versuch a2der Tabelle V. 3 Vol. Wasserstoffknallgas (2 Vol. H + 1
                              									Vol. O) verbrennen zu 2 Vol. Wasserdampf, wobei eine Wärmemenge von 2 × 2654 Cal.
                              									und eine Verbrennungstemperatur von 3350° C. entwickelt wird. Daraus berechnet sich
                              									für die Volumeinheit des Wasserdampfes für obige Temperatur eine specifische Wärme
                              									von
                           
                              \frac{2654}{3350}=0,7922\mbox{ Cal.}
                              
                           und für das Molekularvolum desselben eine solche von
                           
                              \frac{0,7922\,\times\,18}{0,80475}
                              
                                 
                                 Wobei die Zahl: 0,80475 das absolute Gewicht eines Volums Wasserdampf bei 0°
                                    											C. und 760 mm Quecksilbersäule bedeutet.
                                 
                              =17,71\mbox{ Cal.}
                              
                           Versuch b2der Tabelle V. 1 Vol. Wasserstoffknallgas (0,666 Vol. H
                              									+ 0,334 Vol. O) verbrennt in einem Gemische mit 0,5 Vol. Stickstoff, Sauerstoff oder
                              									Wasserstoff zu 0,666 Vol. Wasserdampf und 0,500 Vol. Stickstoff, Sauerstoff oder
                              									Wasserstoff, in Summa 1,166 Vol., wobei eine Wärmemenge von (0,666 × 2654) = 1767
                              									Cal. und eine Verbrennungstemperatur von 2830° C. entwickelt wird.
                           Von ersterer entfällt auf die beigemengten 0,5 Vol. Stickstoff, Sauerstoff oder
                              									Wasserstoff ein Wärmeinhalt von
                           \left(\frac{0,2934}{2}\,\times\,2830\right)=415\mbox{
                                 										Cal.}Hierbei ist
                                    											angenommen, dass dem Wasserstoffknallgase ein Gemisch von Stickstoff und
                                    											Sauerstoff (entsprechend der Zusammensetzung der atmosphärischen Luft)
                                    											beigemengt war, dessen specifische Wärme sich (bei constant bleibendem
                                    											Volum) für 0° C. mit 0,2168 Cal. für die Volumeinheit
                                    									berechnet.,
                           während für die 0,666 Vol. des gebildeten Wasserdampfes ein solcher von 1352
                              									Cal. (als Rest) erübrigt. Aus letzterem berechnet sich sodann für die Volumeinheit
                              									des Wasserdampfes bei einer Temperatur von 2830° C. eine specifische Wärme von
                           
                              \frac{1352}{0,666\,\times\,2830}=0,7176\mbox{ Cal.}
                              
                           und für das Molekularvolum desselben eine solche von
                           
                              \frac{0,7176\,\times\,18}{0,80475}=16,5\mbox{ Cal.}
                              
                           Versuch c2der Tabelle V. 1 Vol. Wasserstoffknallgas (0,666 Vol. H
                              									+ 0,334 Vol. O) verbrennt im Gemische mit 2 Vol. Stickstoff, Sauerstoff oder
                              									Wasserstoff zu 0,666 Vol. Wasserdampf und 2,000 Vol. Stickstoff u.s.w., in Summa
                              									2,666 Vol., wobei eine Wärmemenge von (0,666 × 2654) = 1767 Cal., und eine
                              									Verbrennungstemperatur von 1930° C. entwickelt wird.
                           Von ersterer entfällt auf die beigemengten 2,0 Vol. Stickstoff u.s.w. ein Wärmeinhalt
                              									von (2 × 0,2693 × 1930) = 1039 Cal., während für die 0,666 Vol. des gebildeten
                              									Wasserdampfes ein solcher von 728 Cal. (als Rest) erübrigt. Aus letzterem berechnet
                              									sich sodann für die Volumeinheit des Wasserdampfes bei einer Temperatur von 1930° C.
                              									eine specifische Wärme von
                           
                              \frac{728}{0,666\,\times\,1930}=0,5665\mbox{ Cal.}
                              
                           und für das Molekularvolum desselben eine solche von
                           
                              \frac{0,5665\,\times\,18}{0,80475}=12,66\mbox{ Cal.}
                              
                           Versuch d2der Tabelle V. 1 Vol. Wasserstoffknallgas (0,666 Vol. H
                              									+ 0,334 Vol. O) verbrennt im Gemische mit 4 Vol. Stickstoff, Sauerstoff oder
                              									Wasserstoff zu 0,666 Vol. Wasserdampf und 4,000 Vol. Stickstoff u.s.w., in Summa
                              									4,666 Vol., wobei eine Wärmemenge von (0,666 × 2654) = 1767 Cal. und eine
                              									Verbrennungstemperatur von 1320° C. entwickelt wird. Von ersterer entfällt auf die
                              									beigemengten 4,0 Vol. Stickstoff u.s.w. ein Wärmeinhalt von
                           
                              (4\,\times\,0,2525\,\times\,1320)=1333\mbox{ Cal.,}
                              
                           während für die 0,666 Vol. des gebildeten Wasserdampfes ein
                              									solcher von 434 Cal. (als Rest) erübrigt.
                           Aus letzterem berechnet sich sodann für die Volumeinheit des Wasserdampfes bei einer
                              									Temperatur von 1320° C. eine specifische Wärme von
                           
                              \frac{434}{0,666\,\times\,1320}=0,4935\mbox{ Cal.}
                              
                           und für das Molekularvolum desselben eine solche von
                           
                              \frac{0,4935\,\times\,18}{0,80475}=11,04\mbox{ Cal.}
                              
                                 
                                 Bei der bedeutenden Verdünnung dieses explosiblen Gasgemisches durch den
                                    											Luftstickstoff erfährt die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Entzündung
                                    											durch die ganze Gasmasse eine Verlangsamung, in Folge dessen sich die
                                    											Verbrennungstemperatur und hiermit auch der Druck etwas niedriger als bei
                                    												gleichzeitiger Entzündung der ganzen
                                    											Gasmasse ergibt. Letzterenfalls dürfte sich eine Verbrennungstemperatur von
                                    											etwa 1335° C. entwickeln, für welche auf die beigemengten 4,0 Vol.
                                    											atmosphärische Luft ein Wärmeinhalt von:
                                 (4 × 0,2529 × 1335) = 1350 Cal.
                                 entfällt, während für die 0,666 Vol. Wasserdampf ein
                                    											solcher von 417 Cal. erübrigt, aus welch letzterem sich sodann für die
                                    											Volumeinheit eine specifische Wärme von 0,469 Cal. und für das
                                    											Molekularvolum eine solche von 10,49 Cal. berechnet.
                                 
                              
                           
                           Obige Versuche ergeben demnach für das Wasserdampfmolekul
                           
                              
                                 für eine Temperatur von
                                 0°
                                 1320°
                                 1930°
                                 2830°
                                 3350°
                                 C.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 eine specif. Wärme von
                                 5,61
                                 11,04
                                 12,66
                                 16,05
                                 17,71
                                 Cal.
                                 
                              
                           aus welchen Zahlen sich eine Steigerung der specifischen Wärme
                              									des Wasserdampfmolekuls von 100 zu 100° C. um rund 6,5 Proc. ableiten lässt.
                           Folgende Tabelle enthält die aus obigen Versuchen, von Mallard und Le Chatelier, hervorgehenden und
                              									die aus der procentualen Berechnung resultirenden Werthe der specifischen Wärme des
                              									Wasserdampfmolekuls einander gegenübergestellt.
                           Tabelle VI.
                           Specifische Wärme des Wasserdampfmolekuls bei constantem
                              									Volumen.
                           
                              
                                 Für die Tem-peratur von
                                 Erhalten als Ergebnissder directen Versuche
                                    												vonMallard und Le Chatelier
                                 Erhalten nach dem pro-centualen
                                    											Steigerungsmodus
                                 
                              
                                       0° C.
                                       5,01 Cal.
                                       5,61 Cal.
                                 
                              
                                 1335° C.
                                     10,49   „ 13
                                 10,47  „
                                 
                              
                                 1930° C.
                                 12,66   „
                                 12,69  „
                                 
                              
                                 2830° C.
                                 16,05   „
                                 15,87  „
                                 
                              
                                 3350° C.
                                 17,71   „
                                 17,84  „
                                 
                              
                           Diese Werthe kommen einander so nahe, dass die vorhandenen geringen Differenzen
                              									zwischen denselben ohne weiteres auf Rechnung der unvermeidlichen Beobachtungsfehler
                              									gesetzt werden können.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)