| Titel: | Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in Chicago 1893. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 241 | 
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                        Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in
                           								Chicago 1893.
                        Von Fr. Freytag, Lehrer der Maschinenbaukunde
                           								an der königl. höheren Gewerbschule zu Chemnitz i. S.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 145 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in Chicago 1893.
                        
                     
                        
                           In hervorragender Weise ist die Westinghouse Machine
                                 										Company in Pittsburgh, Pa., auf der Ausstellung vertreten; ausser zwei
                              									einfach wirkenden 300 pferdigen Verbundmaschinen hat die Firma acht 1000 pferdige
                              									stehende doppelt wirkende Verbunddampfmaschinen ausgestellt, deren Kurbelwellen mit
                              									je einer Westinghouse-Glühlichtdynamo zu 10000 Lampen direct gekuppelt sind; diese
                              									letzteren Maschinen weichen in Construction und Anordnung der Einzeltheile ganz
                              									wesentlich von den in Deutschland genügend bekannten Maschinen der Westinghouse Company ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 241
                              Fig. 45.Dampfmaschine der Westinghouse Machine Co.
                              
                           Die Cylinder von 546 bezieh. 940 mm Durchmesser für 560 mm
                              									Kolbenhub sind, wie Fig. 45 erkennen lässt, über
                              									einander angeordnet, und zwar der Niederdruckcylinder oben; letzterer arbeitet mit
                              									Flachschieber-, der Hochdruckcylinder dagegen mit einer Kolbensteuerung. Zur
                              									Aufnahme bezieh. Ueberwindung der Massenwirkung der schweren Steuerungstheile und
                              									Entlastung des Excenters ist ein Luftcylinder vorgesehen; in diesem bewegt sich ein
                              									Kolben mit quer durchgesteckter Traverse, die zum Betreiben des Schieberkolbens
                              									dient und mittels kurzer Lenkstangen und Hebel von einem zwischen Lager und
                              									Riemenscheibe liegenden frei beweglichen Excenter mitgenommen wird. Zum Betreiben
                              									des Flachschiebers vom Niederdruckcylinder dient ein neben dem einen Kurbelarme im
                              									Inneren des Gehäuses sitzendes festes Excenter.
                           Der Regulator, aus zwei bügelförmigen Gewichten bestehend, deren
                              									Centrifugalkraft durch Spiralfedern entgegengewirkt wird, stellt das frei bewegliche
                              									Excenter ein; er besitzt bedeutende Abmessungen und ist in das Gehäuse der
                              									Riemenscheibe eingeschlossen, wo er vollständig in Oel schwimmt.
                           Die Umdrehungszahl der Maschine beträgt 200 in der Minute.
                           Die von der Westinghouse Company erbauten einfach
                              									wirkenden Verbundmaschinen veranschaulichen Fig. 46 bis 49. Die Kolbensteuerung
                              									ist bei diesen Maschinen gegenüber den Zwillingsmaschinen (Standard-Maschinen)
                              									älterer Construction (1890 276 * 397) wagerecht über die beiden zusammengegossenen Cylinder gelegt. In
                              									dem ebenfalls aus einem Stück gegossenen Schieberkasten befinden sich Aussparungen
                              									für Ein- und Ausströmung des Dampfes, sowie eine mit Durchbrechungen versehene
                              									Büchse, in welcher der Kolbenschieber hin und her geht. Auf die Vorderseite des
                              									Schieberkastens sind die Gehäuse zweier mittels Federn regelbarer Ablassventile
                              										(Fig. 48)
                              									geschraubt, welche etwaige Zerstörungen der Maschine durch Wasser verhüten sollen.
                              									Der hintere Cylinderdeckel lässt sich, wenn die Maschine in Gang ist, entfernen und
                              									damit der Zustand des Schiebers genau untersuchen. Die einzige Stopfbüchse der
                              									Maschine in dem vorderen Schieberkastendeckel hat die Schieberstange nur gegen den
                              									Ausströmdampf abzudichten. Der Kolbenschieber trägt an seinen cylindrischen Enden je
                              									zwei schmale federnde Dichtungsringe; der zwischen diesen Enden liegende Raum steht
                              									mit dem Hochdruck- und zeitweise behufs Ueberströmen von Dampf aus diesem in den
                              									Niederdruckcylinder auch mit letzterem in Verbindung. Die Schieberstange geht durch
                              									ein inmitten des Kolbenschiebers liegendes Rohr und ist mittels Mutter am hinteren
                              									Kolbenende befestigt; eine Drehung des Schiebers auf der Stange wird durch einen
                              									schmalen Keil verhütet, der leicht entfernt werden kann, wenn die Voreilung geändert
                              									werden soll. Die Bewegung des Schiebers regelt ein von einem Schwungradregulator
                              									eingestelltes Excenter, dessen äussere Fläche ein Kugelsegment bildet, über welches
                              									ein Bügel sorgfältig aufgepasst ist. Das obere Ende der Excenterstange ist in ein
                              									mit Babbitmetall ausgefüttertes Kopfstück geschraubt, welches mit dem angreifenden
                              									Winkelhebel ein Kugelgelenk bildet; das andere Ende des Winkelhebels bethätigt durch
                              									ein Paar Stahlbänder direct die Schieberspindel. Die Schmierung sämmtlicher
                              									Einzeltheile der Maschine ist eine selbsthätige und erfolgt für den Winkelhebel und
                              									das Excenter durch Rohre, die der hohlen Excenterstange von einem über den
                              									Stahlbändern des Winkelhebels liegenden Schmierbehälter aus. Das inmitten der einen
                              									Riemenscheibe concentrisch liegende Gehäuse für den Regulator ist beiderseits
                              									mittels aufgeschraubter Deckel geschlossen und vollständig mit Oel angefüllt; der
                              									Regulator hat dieselbe Construction, wie bei den doppelt wirkenden Verbundmaschinen der
                              									Firma und bewegt sich in dem mit Oel angefüllten Gehäuse.
                           Der mit seitlichen und oberen Aussparungen versehene Hochdruckkolben trägt ebenso wie
                              									der Niederdruckkolben gewöhnliche gusseiserne Dichtungsringe; der letztere ist noch
                              									mit einer Plungerführung versehen, welche behufs Aufnahme von Stössen beim
                              									Hubwechsel zur Zusammendrückung und Ausdehnung von Luft in dem ringförmigen Raum
                              									unterhalb des Kolbens dient. Die Luftspannung in dem ringförmigen Raum lässt sich
                              									durch ein kleines Ueberströmventil a (Fig. 47), welches Fig. 49 in grösserem
                              									Maasstab veranschaulicht, von aussen regeln.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 242Verbundmaschinen der Westinghouse Co. Die Maschinen werden in neun Grössen für 35 bis 300  und den aus
                              									nachstehender Tabelle ersichtlichen Abmessungen gebaut; letztere sind auf Millimeter
                              									abgerundet.
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 Hub
                                 MinutlicheUmdrehungen
                                 Kolben-geschwindrgkeit
                                 
                              
                                 Hochdruck
                                 Niederdruck
                                 
                              
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 
                                 m
                                 
                              
                                 205
                                 330
                                 205
                                 375
                                 2,56
                                 
                              
                                 230
                                 380
                                 230
                                 350
                                 2,68
                                 
                              
                                 255
                                 460
                                 255
                                 320
                                 2,72
                                 
                              
                                 280
                                 485
                                 280
                                 300
                                 2,80
                                 
                              
                                 305
                                 510
                                 305
                                 300
                                 3,05
                                 
                              
                                 330
                                 560
                                 330
                                 290
                                 3,19
                                 
                              
                                 355
                                 610
                                 355
                                 280
                                 3,31
                                 
                              
                                 405
                                 685
                                 405
                                 250
                                 3,37
                                 
                              
                                 460
                                 760
                                 405
                                 250
                                 3,37
                                 
                              
                           Für kleinere Leistungen von 5 bis 75  baut die Firma in den letzten
                              									Jahren eine als Junior-Maschine bezeichnete Zwillingsmaschine, welche sich durch
                              									einfachere Construction und grössere Billigkeit von den bisherigen einfach wirkenden
                              									Maschinen unterscheidet. Die Kolbensteuerung liegt auch hier wagerecht über den
                              									beiden zusammengegossenen Cylindern von gleichem Durchmesser und wird wieder durch
                              									einen Winkelhebel mit Kugellager von einem excentrischen Zapfen des Regulators
                              									betrieben, der offen an der Aussenseite des Schwungrades angebracht ist. Die aus
                              									gebogenen Kröpfungen bestehende Kurbelwelle ruht nur in zwei Aussenlagern, während
                              									die Kurbelwelle der einfach wirkenden Verbundmaschine und Standard-Maschine in der
                              									Mitte noch durch ein drittes Lager unterstützt ist. In neuester Zeit wird dieser
                              									Motor auch für Verbundbetrieb gebaut.
                           Sämmtliche Ausstellungsmaschinen der Westinghouse
                                 										Company arbeiten mit Condensation, und zwar theilweise mit
                              									Oberflächencondensatoren der Wheeler Condenser and
                                 										Engineering Co. in New York (vgl. 1889 275 *
                              									540). Die als „Wheeler Standard“ bezeichneten Condensatoren der
                              									letztgenannten Firma liegen unmittelbar über der zugehörigen Luft- und
                              									Wassercirculationspumpe; der von der Maschine kommende Abdampf tritt bei A (Fig. 50) in den
                              									Condensator und trifft hier auf eine Platte O, welche
                              									eine gleich-massige Vertheilung desselben über die Kühlflächen bewirken soll. Die
                              									Condensationsproducte treten bei B aus dem Condensator
                              									in den Saugraum der Luftpumpe. Das Kühlwasser wird durch den Stutzen C in die Kammer F des
                              									Condensators gedrückt und tritt von hier in Rohre, welche, wie Fig. 51 in grösserem
                              									Maasstabe veranschaulicht, zu je zwei in einander geschoben sind. Das enge Rohr M erstreckt sich im Innern des weiteren Rohres L bis nahezu an dessen hinteres, mittels Messingkappe
                              										Qgeschlossenes Ende. Sämmtliche Rohre sind aus Messing
                              									gefertigt und mit ihren vorderen, verstärkten und mit Gewinde versehenen Enden in
                              									die Wandungen I1 und
                              										K des Condensators eingeschraubt; die hinteren
                              									Rohrenden sind nur so weit unterstützt (die Aussenrohre durch eine Platte P), dass sich die Rohre nach einer Richtung frei
                              									ausdehnen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 243
                              Oberflächencondensator der Westinghouse Co.
                              
                           Das Wasser strömt aus der Kammer F zunächst in die inneren Rohre des unteren Rohrbündels nach den hinteren
                              									Enden der Aussenrohre zu und dann in den durch je zwei Rohre gebildeten ringförmigen
                              									Räumen in die Kammer G zurück; aus dieser letzteren
                              									tritt das Wasser durch eine Oeffnung E und die Kammer
                              										H in die Innenrohre des oberen Rohrbündels
                              									und- schliesslich nach erfolgter Circulation in letzterem durch die Kammer I und Oeffnung D aus dem
                              									Condensator. Die Saugventile der doppelt wirkenden Luft- und Circulationspumpe sind
                              									mit S, die Druckventile mit V bezeichnet.
                           Die Ball Engine Co. in Erie, Pa., stellte eine 450
                              									pferdige Verbundmaschine mit neben einander liegenden, aus einem Stück gegossenen
                              									Cylindern von 495 bezieh. 914 mm Durchmesser für 457 mm Kolbenhub aus, die, wie Fig. 52 ersichtlich, freischwebend an dem der Länge
                              									nach getheilten Maschinenrahmen befestigt sind. Die Constructionen der Einzeltheile
                              									dieser Maschine entsprechen grösstentheils denjenigen der bereits beschriebenen Ball and Wood Co. in New York mit Ausnahme der
                              									Steuerung des Niederdruckcylinders; letztere geschieht nicht mittels Drehschiebers,
                              									sondern mittels eines durch zwei Entlastungskolben theilweise entlasteten
                              									Flachschiebers, dessen Gleitflächen jedoch nicht quer zur Cylinderachse und
                              									wagerecht wie beim Hochdruckcylinder angeordnet sind, sondern, wie gewöhnlich, in
                              									Richtung der Cylinderachse liegen. Die Construction des Hochdruckschiebers, wie er
                              									sich in derselben Ausführung auch bei den Maschinen der Ball
                                 										and Wood Co. vorfindet, ist 1892 285 57 in Fig.
                              									92 zu erkennen. Das Dichthalten der in einander gesteckten Hohlcylinder beider
                              									Schieberplatten wird durch drei Sprengringe gesichert; im Uebrigen sei auf die
                              									früher gegebenen Erläuterungen verwiesen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 243
                              Fig. 52.Verbundmaschine der Ball Engine Co.
                              
                           Die Maschine arbeitet mit einem Worthington-Condensator und
                              									dient, ebenso wie eine daneben montirte 400 pferdige eincylindrige Maschine von Armington and Sims, deren Construction den bisherigen
                              									Ausführungen entspricht (vgl. D. p. J. 1892 285 * 57 bezieh. 1890 276* 402), zum
                              									Betreiben zweier Edison-Generatoren zu je 2500 Lampen.
                           Eine 60 pferdige, ohne Condensation arbeitende Eincylindermaschine der Ball Engine Co. ist bereits seit ungefähr 2 Jahren auf
                              									dem Ausstellungsplatze in Betrieb.
                           Die 350 pferdige Eincylindermaschine der Sioux City Engine
                                 										Works in Sioux City, Iowa, dient zum Betreiben eines Wellenstranges in dem
                              									Anbau der Maschinenhalle und fällt besonders dadurch auf, dass alle bearbeiteten
                              									Theile, einschliesslich der mächtigen Kurbelstange, des Regulators,
                              									Dampfcylindermantels u. dgl. mit Nickel plattirt sind; sie arbeitet mit einem
                              									Cylinder von 610 mm Durchmesser für 1220 mm Kolbenhub, dessen Dampfvertheilung eine
                              									Corliss-Steuerung regelt. Die Maschine hat doppelte Schwingscheiben, von denen die
                              									vordere mit dem Excenter, die hintere mit den Schiebern in der gewöhnlichen Weise
                              									verbunden ist; beide Scheiben werden vor dem Ingangsetzen der Maschine durch einen
                              									Riegel zusammengekuppelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 290, S. 244
                              Fig. 53.Tandeinmaschine von Ide and Son.
                              
                           Der Regulator ist mit einer selbsthätigen Vorrichtung
                              									versehen, welche ein gefahrloses Anlassen der Maschine ohne besonderes Zuthun des
                              									Maschinisten gestattet. Bei der gewöhnlichen Corliss-Maschine ist bekanntlich, um
                              									ein Durchgehen der Maschine bei einem Defect des Regulators zu verhüten, ein kleiner
                              									Ansatz auf einer vom Regulator eingestellten Scheibe angebracht (vgl. 1892 285 80), welcher sich in derartigen Fällen gegen die
                              									Klinke legt und damit verhindert, dass dieselbe mit dem Anschlage des auf der
                              									Hahnspindel festgekeilten Hebels zusammentrifft; die Hähne werden dann nicht
                              									mitgenommen und es kann kein Dampf in den Cylinder treten. Während dies z.B. bei
                              									einem Reissen des Regulatortreibriemens eintritt, wird ein Einströmen von Dampf in
                              									den Cylinder ebenfalls aufhören, sobald der Regulator aus irgend einem anderen
                              									Grunde in die untere Endstellung gelangt. Soll die Maschine dann wieder angelassen
                              									werden, so muss der Maschinist den Regulatormuff um einen gewissen Betrag anheben
                              									und es werden dann besondere Einschaltvorrichtungen – ein Bolzen o. dgl. – nöthig, damit der Regulator nicht wieder
                              									herunterfällt. Wenn diese Vorrichtungen, nachdem die Maschine in Gang gekommen ist,
                              									an Ort und Stelle bleiben, kann der Regulator bei etwaigen Unfällen seine untere
                              									Endstellung nicht erreichen und demzufolge auch kein Abschneiden des Arbeitsdampfes
                              									durch die Steuerungsorgane stattfinden. Im vorliegenden Falle ist deshalb eine unter
                              									dem Drucke des im Schieberkasten befindlichen Dampfes stehende Bourdon'sche Feder angeordnet, welche, sobald der Dampf
                              									von der Maschine abgeschnitten ist, in Folge ihrer Bewegung eine Klinke veranlasst,
                              									unter den Regulatormuff zu treten und diesen so weit anzuheben, dass ein Einströmen
                              									von Dampf in den Cylinder, selbstverständlich bei geöffnetem Einlassventil,
                              									jederzeit stattfinden kann; herrscht jedoch, wie es beim Anlassen der Maschine der
                              									Fall ist, irgend welche Spannung im Schieberkasten, so entfernt sich die Klinke in
                              									Folge Ausdehnung der Feder wieder von dem Muff des Regulators und letzterer kann nun
                              									jede beliebige Stellung einnehmen.
                           A. L. Ide and Son in Springfield, III., stellten eine
                              									250 pferdige liegende Tandemmaschine und verschiedene Eincylindermaschinen gleicher
                              									Bauart aus, die sämmtlich nach dem Namen der Erbauer als „Ideal“-Maschinen
                              									bezeichnet sind.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 244Fig. 54.Steuerung der Maschine von Ide and Son. Die mit Condensation arbeitende Tandemmaschine veranschaulicht Fig. 53; sie hat Cylinder von 330 bezieh. 559 mm
                              									Durchmesser, 406 mm Kolbenhub und treibt mit 260 minutlichen Umdrehungen zwei
                              									Dynamomaschinen. Die behufs selbsthätiger Schmierung aller arbeitenden Theile mit
                              									geschlossenem Rahmen ausgeführte Maschine diente bereits vor Eröffnung der
                              									Ausstellung zu Installationszwecken und soll bei einer Gelegenheit 740 Stunden
                              									ununterbrochen (?) in Betrieb gewesen sein, ohne dass es nöthig gewesen wäre, das
                              									unterhalb der Kröpfung im Rahmen angeordnete Oelbad, in welches Kurbelzapfen und
                              									Schubstangenkopf bei jeder Umdrehung eintauchen, um das Oel gegen die
                              									betreffenden Theile des Triebwerkes zu schleudern, mit neuem Schmiermaterial zu
                              									versehen.
                           Ueber eine derartige Schmierung finden sich übrigens bereits 1892 285 * 58 einige Angaben.
                           Die Steuerungsorgane der ohne Einschaltung eines Zwischenstückes mit einander
                              									verbundenen Cylinder stehen unter dem Einflüsse desselben Regulators und werden
                              									mittels gemeinschaftlicher Stange hin und her bewegt, die nur am Schieberkasten des
                              									Niederdruckcylinders eine Stopfbüchse erhält.
                           Der durch eine Säule mit regulirbarer Schraube unterstützte Hochdruckcylinder
                              									arbeitet mit einer Kolbensteuerung (Fig. 54), wie sie
                              									bei allen Ideal-Maschinen anzutreffen ist (vgl. 1892 285
                              									* 58, Fig. 96), nur mit dem Unterschiede, dass bei den Verbundmaschinen behufs
                              									Erzielung hinreichender Querschnitte bei Beginn des Kolbenhubes die Einströmung
                              									doppelt ist. Zur Steuerung des Niederdruckcylinders dient ein entlasteter
                              									Flachschieber, der, um den Gegendruck auf den Kolben des Hochdruckcylinders
                              									möglichst herunterzubringen, in Folge des Durchlasskanales in der mittels
                              									Spiralfedern auf den Rücken des Schiebers gedrückten Entlastungsplatte eine
                              									vierfache Einströmung zulässt. Die Verbindung der Schieberstange mit der
                              									Excenterstange erfolgt durch ein Kugelgelenk; irgend welche besondere Führung der
                              									Schieberstange ist nicht vorhanden.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 245Fig. 55.Sicherheitsventil für Dampfcylinder. Der aus Gusstahl gefertigte Kreuzkopf hat Gleitschuhe von bedeutender
                              									Länge aus Phosphorbronze, welche in Führungen gleiten, die auf denselben Durchmesser
                              									wie der Hochdruckcylinder ausgebohrt sind.
                           Die zwischen Hoch- und Niederdruckcylinder liegende Stopfbüchse aus
                              									Antifrictionsmetall ist behufs Dichthaltens mit inneren Nuthen versehen, in denen
                              									sich Wasser ansammelt. Die Kolben beider Cylinder sind als Hohlkörper ausgebildet
                              									und in gewöhnlicher Weise mit der durchgehenden Kolbenstange verbunden. Die über den
                              									Kolben liegenden Dichtungsringe bestehen aus je zwei Theilen, von denen der obere,
                              									aus Gusseisen gefertigte Theil ⅞ des Kolbenumfanges einnimmt und auf einen grösseren
                              									Durchmesser, als die Bohrung des zugehörigen Cylinders beträgt, abgedreht ist,
                              									während der untere aus Bronze hergestellte Theil ⅛ vom Umfange des Kolbens umspannt
                              									und eine solche Stärke besitzt, dass, wenn er das Gewicht des Kolbens vollständig
                              									aufzunehmen hat, der letztere sich inmitten des Cylinders bewegt; beide Theile
                              									stossen unter einem solchen Winkel zusammen, dass das Dichthalten der
                              									Berührungsstelle unabhängig von der Abnutzung des oberen Ringtheiles bleibt.
                           Um die Cylinder gegen Wasserschläge zu schützen, sind an den Enden derselben
                              									Sicherheitsventile (Fig. 55) angebracht, welche mit
                              									Kapseln verschraubt sind, deren untere dünn gehaltene Wandungen bei einer Anhäufung
                              									von Wasser in den Cylindern zerspringen; das von aussen mittels Handrad regulirbare
                              									Ventil ist doppelsitzig und schliesst bei einer Linksdrehung der Ventilspindel die
                              									mit den Kapseln in Verbindung stehende Durchlassöffnung, so dass ohne Störung eine
                              									neue Kapsel aufgeschraubt werden kann, welche dann nach erfolgter Rechtsdrehung der
                              									Spindel, wobei sich das Ventil auf die nach aussen führende Ablassöffnung legt, mit
                              									dem Cylinderinnern in Verbindung tritt.
                           Der Regulator (Fig. 56) ist in eines der beiden
                              									Schwungräder eingebaut und besitzt die charakteristische Eigenthümlichkeit, dass,
                              									behufs vollständig gleichförmiger Regulirung der Geschwindigkeit der Maschine die
                              									Feder derart mit dem gekrümmten Gewichtshebel verbunden ist, dass sie mit diesem
                              									einen spitzen Winkel bildet. Dieser Winkel wird bei jedem einzelnen Regulator für
                              									eine festgesetzte Geschwindigkeit durch Versuche ermittelt, und es ist zu dem Zwecke
                              									das freie Ende der Feder mit einem Gleitstück verbunden, welches sich in einem
                              									Support führt und mittels Schraubenspindel in diesem verstellbar ist. Um plötzlichen
                              									Bewegungen des Gewichtshebels bezieh. heftigen Schwankungen der Geschwindigkeit der
                              									Maschine vorzubeugen, ist ein Oelbuffer angeordnet.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 245Fig. 56.Regulator für Ide's Maschine. Die von der Firma ausgestellte 175 pferdige Eincylindermaschine zeigt 406
                              									mm Cylinderdurchmesser, 406 mm Kolbenhub und läuft mit 250 minutlichen Umdrehungen.
                              									Bei Bestimmung der Leistung der Maschine ist eine Anfangsspannung des Dampfes von
                              									ungefähr 5,6 at (80 Pfund auf 1 Quadratzoll engl.) und ein Expansionsverhältniss von
                              									ungefähr ¼ zu Grunde gelegt. Diese Maschine war ebenfalls längere Zeit vor Eröffnung
                              										der Ausstellung
                              									Tag und Nacht in Betrieb. Die Dampfvertheilung regelt ein Kolbenschieber mit
                              									Inneneinströmung, wie er sich 1892 285 58 in Fig. 96
                              									vorfindet. Die übrigen Einzeltheile der Maschine stimmen mit denjenigen der
                              									Tandem-Verbundmaschine nahezu überein.
                           Textabbildung Bd. 290, S. 246Fig. 57.Dampfmaschine „Ideal“ von Ide and Son. Ausser diesen beiden Maschinen haben Ide and
                                 										Son noch eine liegende Dampfmaschine von 356 mm Cylinderdurchmesser für 356
                              									mm Kolbenhub, die zum Betreiben einer Edison-Dynamo dient, und ferner eine
                              									ebensolche Maschine von 152 mm Cylinderdurchmesser für 152 mm Kolbenhub, die mit 500
                              									minutlichen Umdrehungen zum directen Betreiben einer unmittelbar daneben montirten
                              									Dynamo eingerichtet ist, in der Maschinenhalle ausgestellt. Die äussere Ansicht der
                              									letztgenannten Maschine veranschaulicht Fig. 57.
                           Ein Riemen ohne Ende läuft über zwei unterhalb der Riemenscheibe des Motors liegende
                              									Scheiben, von denen die kleinere als Antriebscheibe der Dynamomaschine dient, die
                              									grössere von einem gabelförmigen Hebel umfasst wird, der mittels Schraube und
                              									Handrad bewegt werden kann; die Drehachse dieses Hebels ist in der mächtigen
                              									Sohlplatte der Maschine gelagert. In Folge Drehung des Hebels legt sich der
                              									Treibriemen an die Riemenscheibe der Betriebsmaschine an oder entfernt sich von
                              									derselben, so dass die zum Betreiben der Dynamomaschine erforderliche
                              									Kraftübertragung damit hergestellt oder unterbrochen wird. (Vgl. 1893 287 255; 288 * 267.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)