| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 284 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Letzter Bericht Bd. 289 S. 66 und
                           								83.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           I. Wasser, Gerste, Malz, Hopfen.
                           Im Gegensatz zu der (hygienischen) Methode Koch's der
                              									Untersuchung von Wasser auf Organismengehalt, hat E. Ch.
                                 										Hansen für das Brauereigewerbe seine gährungstechnische Wasseranalyse
                              									eingeführt.
                           Statt der Fleischwasserpeptongelatine benutzt er sterilisirte Würze und Bier und
                              									empfiehlt den Zymotechnikern die Koch'sche Methode nur
                              									zur Prüfung der Filter (Gährungstechnische Analyse der
                                 										Mikroorganismen der Luft und des Wassers; Untersuchungen aus der Praxis der
                                 										Gährangsindustrie von E. Ch. Hansen, 2. Heft
                              									1892). Von den in Gelatineculturen (auch in Würzegelatine) entwickelten Bakterien
                              									kommen nur äusserst wenige in Würze fort, in Bier aber fast gar keine; dagegen
                              									entwickeln sich gerade einige derjenigen Mikroorganismen, welche für das
                              									Gährungsgewerbe besonders wichtig sind, nicht auf Gelatine, so z.B.
                              									Essigsäurebakterien und abgeschwächte Alkoholgährungspilze. Die hygienische Methode
                              									ist also für Brauereizwecke unbrauchbar; es besteht nicht einmal ein bestimmtes
                              									Verhältniss zwischen den Zahlen, welche man bei Anwendung der beiden Methoden
                              									erhält.
                           Ein angeführtes Beispiel zeigt, dass 1 cc Wasser 1500 Vegetationen auf Gelatine gab,
                              									aber nur 10 in Würze entwickelungsfähige Keime enthielt. Von diesen 10 sind wieder
                              									nicht alle schädlicher Natur, da sie in den Gährbottichen bei der Concurrenz mit
                              									Hefe unterdrückt werden. Die Schimmelpilze sind so gut wie bedeutungslos, weil sie
                              									keine Krankheiten im Bier hervorrufen und in der Mälzerei bei dem Reichthum der
                              									Oberfläche des Gerstenkorns an Mikroorganismen nicht ins Gewicht fallen. Bedenklich
                              									sind auch nur die Keime, weiche die Würze rasch und energisch angreifen.
                           Mit besonderer Rücksicht auf letztere hat Wichmann (vgl.
                              										Biologische Untersuchung des Wassers für Brauereizwecke,
                                 										Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in
                                 										Wien) die Feststellung des sogen. Zerstörungsvermögens des Wassers bezogen auf Würze und Bier in Vorschlag
                              									gebracht. Das Verfahren ist einfach und praktisch. 4 Freudenreich-Kölbchen, je 10 cc
                              									Würze bezieh. Bier enthaltend, werden mit 1, ¾, ½ und ¼ cc von dem betreffenden
                              									Wasser beschickt, hierauf gut durchgeschüttelt und in einen Thermostaten von 25° C.
                              									gestellt. Täglich zu derselben Stunde werden die Kölbchen beobachtet und etwaige
                              									Veränderungen notirt, am fünften Tage wird der Versuch abgebrochen.
                           Das Zahlenmaterial, das man durch die Beobachtung der 4 Kölbchen erhält, besteht; aus
                              									der Angabe der Verdünnung Nr. 1, 2, 3, 4 und den Zahlen für jenen Tag, an welchem
                              									eine Trübung oder Veränderung in einem bestimmten Kolben eingetreten ist, z.B.
                           
                              
                                 Verdünnung der Würze
                                 1,
                                 2,
                                 3,
                                 4,
                                 
                              
                                 Tag der Trübung
                                 2,
                                 3,
                                 3,
                                 5.
                                 
                              
                           Für die Berechnung ist maassgebend, dass ein Wasser um so besser sein wird, je später
                              									die Zersetzung der Würze (des Bieres) eintritt. Die Fähigkeit, Zersetzung
                              									hervorzurufen, würde daher mit dem Steigen der Tageszahl fallen. Um direct auf das
                              									Wasser beziehen zu können, muss die Berechnung eine Zahl ergeben, welche mit dem
                              									Wachsen der Schädlichkeit ebenfalls wächst.
                           Dies erreicht man durch Einführung eines ständigen Factors für jeden Tag, mit
                              									welchem die Verdünnungszahlen zu multipliciren sind; indem man die Producte für die
                              									4 Verdünnungsstufen summirt, erhält man eine Zahl als den Ausdruck des
                              									Zerstörungsvermögens eines bestimmten Wassers bezogen auf Würze oder Bier.
                           Für jenes Wasser, welches die Würze schon am ersten Tage, das Bier aber am dritten
                              									Tage in allen 4 Kölbchen zu trüben vermag, wurde das Zerstörungsvermögen mit 100
                              									bezeichnet.
                           Bei Würze ist der Factor für den 1., 2., 3., 4., 5. Tag:
                              									10, 8, 6, 4, 2.
                           Für Bier müssen andere Factoren gewählt werden, da es die Keime schwerer und
                              									langsamer aufkommen lässt. Der Factor für Bier ist am dritten Tage derselbe wie für
                              									Würze am ersten Tag, nämlich 10. Der Würzefactor finden dritten Tag ist 6. 6 : 10
                              									stellt also das Verhältniss der Factoren bei Würze und Bier dar.
                           Für die Berechnung des Zerstörungsvermögens für Bier kann man die Factoren für Würze
                              									zu Grunde legen, muss jedoch das gewonnene Resultat noch mit 10/6
                              									multipliciren.
                           Berechnungsbeispiel:
                           
                              
                                 Wurzekolbchen
                                 trübte sichnach Tagen
                                 der Factor fürden Tag ist
                                 Verdun-nungsstufeder Wurze
                                 
                              
                                 Nr. 1 (mit  1 cc Wasser)
                                 2
                                 8
                                    × 1 = 8
                                 
                              
                                  „   2  (  „  ¾ cc      „      )
                                 3
                                 6
                                 × 2 = 12
                                 
                              
                                  „   3  (  „  ½ cc      „      )
                                 3
                                 6
                                 × 3 = 18
                                 
                              
                                  „   4  (  „  ¼ cc      „      )
                                 4
                                 4
                                 × 4 = 16
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Zerstörungsvermögen = 54
                                 
                              
                           
                              
                                 Bierkolbchen
                                 trübte sichnach Tagen
                                 Würzefactorfür den Tag
                                 Verdünnungs-stufe
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 3
                                 6
                                  × 1 =   6
                                 
                              
                                  „    2
                                 4
                                 4
                                  × 2 =   8
                                 
                              
                                  „    3
                                 5
                                 2
                                  × 3 =   6
                                 
                              
                                  „    4
                                 5
                                 2
                                  × 4 =   8
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                        ––––
                                 
                              
                                 
                                 Zerstörungsvermögen = 28 × 1,67
                                 
                              
                                 
                                 
                                         für Bier = 47
                                 
                              
                           Aus dem Vergleiche der gleichzeitig nach Hansen vom
                              									Verfasser ausgeführten Kölbchenculturen mit jenen der neuen Methode findet man, dass
                              									die letztere mehr Abstufungen besitzt, mithin eine feinere Unterscheidung zulässt
                              									als erstere.
                           Das Zerstörungsvermögen ist der Ausdruck für die Energie, mit welcher die in einem
                              									Wasser vorhandenen Mikroorganismen Würze oder Bier anzugreifen im Stande sind.
                           Die Farbe der Braugerste bildet den Gegenstand der
                              									Untersuchungen von A. Zoebl (Allgemeine Zeitschrift für
                                 										Brauerei und Malzfabrikation, 1892 Nr. 23 und 25, sowie Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1892 Nr.
                              									106).
                           1) Dunkelgelbe Farbe der Gerstenkörner wird durch
                              									Einwirkung von Ammoniak auf feuchte Spelzen erzeugt. Stammt das Ammoniak aus der
                              									Luft, so kann die strohgelbe Farbe als unbedenklich gelten, liefert aber gleichwohl
                              									den Beweis, dass die Gerste während der Reife längere Zeit solchen Bedingungen
                              									ausgesetzt war, welche der Entwickelung von schädlichen auf der Gerste parasitisch
                              									lebenden Pilzen günstig sind. Ist das dunkelfärbende Ammoniak eine Folge des
                              									Zersetzungsprocesses des Kornes, dann muss das Auftreten der Braunfärbung als ein
                              									gefährliches Symptom bezeichnet werden.
                           2) Graue Färbung zeigt sich an den Körnern, wenn die
                              									möglicherweise schon frühzeitig bei ihnen sich angesiedelten Sporen von
                              									saprophytisch lebenden Pilzen in Folge nasser Witterung auskeimen. Die Farbe der
                              									Pilzfäden selbst oder auch die durch die Pilzvegetation erzeugten
                              									Zersetzungsproducte können die Missfärbung bedingen. Ein grauer Ton der Gerste gibt
                              									deshalb zu berechtigten Bedenken Veranlassung. Derartige Gerste keimt vielfach
                              									ungleichmässig und büsst die Keimfähigkeit frühzeitig ein.
                           3) Die Braunspitzigkeit der Gerste zeigt sich an der
                              									Kornbasis. Die Bräunung rührt von einer mit dem Wundgummi gewisser Pflanzen
                              									vergleichbaren Substanz her, welche sich jedenfalls in Folge des Eindringens von
                              									Pilzen (Cladosporium herbarum und verwandte) in der Aehrenspindel und den sie
                              									umgebenden Geweben bildet und als Krankheitsproduct aufzufassen ist. Die
                              									Braunspitzigkeit bildet sich vor Eintritt der Vollreife. Braunspitzige Gerste zeigt
                              									beim Keimungsprocess frühzeitige Neigung zu Schimmelbildung, ferner eine geschwächte
                              									Keimungsenergie und Keimfähigkeit.
                           Es ist deshalb auch die Braunspitzigkeit als eine schwere Schädigung der Braugerste
                              									aufzufassen.
                           H. Maus empfiehlt in der Wochenschrift für Brauerei, 1892 S. 775, folgendes Verfahren zur Reinigung der Gerste von Schimmelpilzen: Die Gerste wird mit
                              									kalkhaltigem Wasser (10 k Kalk auf 20 Centner Gerste) bei 10 bis 20° R. etwa 1
                              									Stunde lang stehen gelassen, worauf das Wasser durch reines vollständig ersetzt
                              									werden muss. Diese Arbeitsweise thut niemals dem Wurzelkeimende Schaden, wirkt
                              									nachweislich niemals auf Geschmack und ist für die Reinheit der Gährungen von
                              									grossem Nutzen.
                           Zur Kenntniss des rothen Malzschimmels (zur Gattung
                              									Fusarium gehörig) gibt K. Klein in den Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
                                 										Brauerei und Mälzerei in Wien, V. Heft, einen Beitrag. Das Mycel entwickelt
                              									sich an der Aussenseite der Spelze des Gerstenkorns. Der Sauerstoff der Luft scheint
                              									bei der Bildung des rothen Farbstoffes der Mycelfäden eine nicht unbedeutende Rolle
                              									zu spielen. Die Entwickelung der Pilzfäden findet aus sichelförmigen, mehrzelligen
                              									Conidien statt. Die Gefahr der Infection der Gerste durch Fusarium ist nach
                              									vorgenommenen Versuchen äusserst gering. Die Darrtemperaturen wirken absolut
                              									vernichtend auf Fusarium ein.
                           Ein neues Diaphanoskop zur optischen Prüfung der Inneren
                                 										Structur von Gersten- und Malzkörnern hat Braumeister Ashton construirt (vgl. Bericht von C. Kraus, Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1892
                              									S. 223). Dasselbe hat die Form einer kurzen Röhre, welche eine Lupe trägt und am
                              									anderen Ende eine Gummiplatte, in deren Löcher die Gersten- und Malzkörner
                              									eingeschüttet werden. Mit dem Instrument kann auf einen Blick ein Urtheil über die
                              									Mehligkeit der Gerste bezieh. die Auflösung des Malzes gewonnen werden. Die glasigen
                              									Körner sind durchscheinend, die mehligen um so dunkler, je vollkommener die
                              									Mehligkeit ausgebildet ist. Gut gelöstes Malz lässt ebenfalls das Licht sehr wenig
                              									durch und erscheint deshalb dunkel, während mangelhafte Auflösung durch den Grad und
                              									die Vertheilung der Transparenz der Körner sofort in die Augen fällt.
                           Ueber den Einfluss des Wassergehaltes der Gerste auf das
                                 										Volumgewicht finden sich neue Angaben von C.
                                 										Kraus in der Allgemeinen Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung, 1892 Nr. 66. Bei niedrigen
                              									Wassergehalten vergrössert sich mit Zunahme des Wassergehaltes auch das
                              									Volumgewicht, um darüber hinaus erst rasch, dann langsamer zu fallen. Bei hohen
                              									Wassergehalten nehmen die Volumgewichte wieder zu. Der Wassergehalt, bei dem das
                              									grösste Hectolitergewicht eintritt, liegt bei 15 bis 16 Proc.
                           Für die Beurtheilung der Reinheit der Gerste sind die Merkmale, welche Atterberg zur Erkennung der
                                 										Gerstevarietäten bei den Braugersten und den Gerstenwaaren des Handels gibt
                              										(Deutsche landwirihschaftliche Presse, 1891 Nr.
                              									60), von grossem Nutzen. Bei den sechszeiligen Gersten
                              									hat das mittlere Korn gerade, gleichseitige Form. Die beiden Seitenkörner sind aber
                              									etwas gebogen und stark um ihre Achse gedreht, das eine Korn nach rechts
                              									(Rechtskörner), das andere nach links (Linkskörner).
                           Die zweizeiligen Gersten kann man nach der Form der
                              									Körnerbasis in zwei Abtheilungen trennen. Bei der einen hat die Körnerbasis eine
                              									tiefe Querfurche (Haupttypus: Imperialgerste); bei der
                              									anderen Abtheilung fehlt die Querfurche und zeigt die Körnerbasis nur eine kleine
                              									Abstutzfläche (hordeum distichum nutans). Zu letzterer Klasse gehören die Chevaliergersten und die Landgersten. Bei den Landgersten ist die Basalborste mit langen Haaren
                              									versehen, bei den Chevaliergersten sind diese Haare kurz; ebenso sind die unter den
                              									Spelzen verborgenen kleinen Schüppchen (Codiculae) bei den Landgersten etwas länger
                              									behaart als bei den Chevaliergersten. Bei den sechszeiligen Gersten gilt dasselbe
                              									Eintheilungsprincip wie bei den zweitheiligen. Die wirkliche sechszeilige Gerste zeigt tiefe Querfurche bei der Körnerbasis.
                              									Ohne Querfurche ist die sogen. vierzeilige Gerste.
                           H. Wichmann zieht aus seinen Untersuchungen über die Keimungsverhältnisse der Gerste (Mittheilungen der
                                 										österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien, 1892 V.
                              									Heft 96) folgende Schlussfolgerungen:
                           Die Gerste bedarf einer Samenruhe, während welcher die Keimfähigkeit steigt.
                           Längere Lagerung begünstigt die Gleichmässigkeit und Schnelligkeit des Keimprocesses.
                              									Die Differenz zwischen Keimungsenergie und Keimfähigkeit wird geringer und die
                              									Gerstenkörner keimen rascher an.
                           Auch bei guter Lagerung nimmt nach einer gewissen Zeit die Keimfähigkeit ab, während
                              									die Keimungsenergie noch wächst.
                           Der hohe Wassergehalt frischer Gerste als solcher ist nicht die Ursache der
                              									auffallend ungünstigen Keimfähigkeit, sondern die ungenügende Reife.
                           Gerste mit hohem Wassergehalt zeigt nach längerer Lagerung eine bedeutende Zunahme
                              									der Keimfähigkeit, auch wenn bei der Lagerung eine erhebliche Verminderung des
                              									Wassergehaltes nicht erfolgen konnte.
                           Den Einfluss der Blattkeimlänge auf die Qualität und die
                                 										Farbe des Malzes studirte Franz Czerny (Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1892 S. 292). Ein Pilsener Malz (von der
                              									Abdarrtemperatur 52° R. im Malze), welches aus einem ziemlich gleichmässigen Gewächs
                              									bestand, indem 55,2 Proc. eine Blattkeimlänge von ½ bis zu ⅔ besassen, 33,9 Proc.
                              									eine solche von ¾ bis ganze Kornlänge, wurde nach der Blattkeimlänge in 4 Gruppen
                              									sortirt, worauf jede Gruppe für sich der Untersuchung auf Verzuckerungszeit,
                              									Extractausbeute, Zuckerverhältniss und Farbentiefe der Würze unterzogen ward. Der
                              									Verfasser zieht aus seinen Versuchen für die Mälzereipraxis folgende Schlüsse:
                           
                           1) Ein ideal gewachsenes Malz mit der Blattkeimlänge von durchwegs ¾ Kornlänge
                              									ist in Folge der Ungleichmässigkeit der Gerste und anderer störender Einflüsse in
                              									der Praxis unerreichbar; um einen höheren Extractgehalt mit einem guten
                              									Maltoseverhältniss zu erzielen, genügt es, wenn mehr als die Hälfte der Körner den
                              									Blattkeim bis zu ⅔ entwickelt und von der anderen Hälfte die Mehrzahl der Körner
                              									lang gewachsen ist.
                           2) Handelt es sich um die Erzeugung eines maltosereichen Malzes, so muss dieses
                              									womöglich lang geführt werden, ein Theil der Körner bis zum Auswuchs; kleine
                              									Verluste an Extract sind hierbei unvermeidlich.
                           3) Körner mit Blattkeimen über ½ bis zu ⅔ Kornlänge sind an und für sich kein gerade
                              									vorzügliches Malz, weder in Betreff der Extractausbeute noch des Maltosegehaltes;
                              									ein minder gleichmässiges, sonst gut gelöstes Malz mit einem kleineren Antheil der
                              									schwächer und einem grösseren der lang gewachsenen Körner liefert extract- und
                              									maltosereichere Würze.
                           4) Die Länge des Blattkeims bedingt auch die Farbe des Malzes. Kurz gewachsene Malze
                              									eignen sich besser für lichte, lange Malze für dunkle Farbe. Bei langen Mälzen lässt
                              									sich bei verhältnissmässig niederer Abdarrtemperatur leichter ein höherer Farbenton
                              									erzielen; sollen dieselben jedoch auf lichte Farbe abgedarrt werden, so erfordern
                              									sie besondere Vorsicht, damit sie sich nicht auch bei niederer Temperatur übermässig
                              									bräunen. Demzufolge ist es auch leicht erklärlich, warum die Mälze im Herbst und im
                              									Frühjahr zur Erzielung der erwünschten Farbe höher abgedarrt werden müssen als in
                              									den Wintermonaten. Bei einer höheren Temperatur in der Tenne ist es nicht möglich,
                              									einen so langen Blattkeim zu erzielen als im Winter, und die Mälze sind bei sonst
                              									gleicher Abdarrtemperatur bedeutend lichter. Die Blattkeime färben sich bei höherer
                              									Temperatur sehr leicht und bilden so einen bedeutenden Factor in der Färbekraft des
                              									Malzes.
                           Die Ueberzeugung von dem hohen Werth der pneumatischen
                                 										Mälzerei hat sich noch keineswegs allgemein Bahn gebrochen; es werden noch
                              									sehr viele Mälzereianlagen grösseren Stils nach dem uralten Tennensystem ausgeführt.
                              									Um so dankenswerther ist es, wenn aus der Praxis Mittheilungen über mechanisch-pneumatische Mälzerei gemacht werden. Ein
                              									mit den Buchstaben A. D. unterzeichneter Autor
                              									berichtet in der Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, S. 146, speciell über das System
                                 										Galland, welches allein neben dem System Saladin eine nennenswerthe
                              									Verbreitung gefunden hat.
                           Mit diesen beiden Systemen kann man jede gewünschte Art Grünmalz
                              									unabhängig von der äusseren Temperatur sicher und gleichmässig herstellen, von
                              									mindestens ebenso guter Qualität als mit der Tennenmälzerei. Man hat hier sämmtliche
                              									Factoren, welche die Keimung beeinflussen, in der Hand: Luft, Feuchtigkeit und
                              									Wärme; sie müssen nur richtig gehandhabt werden.
                           Ausgeführte Analysen ergaben, dass das pneumatische Malz in keiner
                              									Beziehung dem Tennenmalz an Güte nachsteht, dass es oft sogar dasselbe übertrifft in
                              									Beziehung auf leichtere Verzuckerung und auch höheres Hectolitergewicht. Der
                              									Mälzungsverlust stellt sich bei ersterem etwas niedriger in Folge der mehr
                              									gleichmässigen und niedrigeren Temperatur während der ganzen Keimdauer, bei längerem
                              									Blatt- und Wurzelkeim.
                           Es ist auch nach Einführung der pneumatischen Mälzerei nicht
                              									rathsam, das ganze Jahr zu mälzen, weil die Darre in der heisseren Zeit den an sie
                              									gestellten Anforderungen nicht ganz genügt. An den jetzigen Constructionen der
                              									pneumatischen Mälzerei wird auch getadelt, dass eine Abkühlung des Keimgutes nicht
                              									möglich ist ohne Luftzufuhr; dass also Sauerstoff zugeführt wird, auch wenn er
                              									momentan nicht nöthig oder nicht in dem Maasse nöthig ist, was einen Einfluss auf
                              									die Zuckerbildung im Keimmalze übe.
                           Man gibt bei der Trommelmälzerei vortheilhaft 8 bis 10 Stunden
                              									längere Weiche, weil nach Ueberführung der geweichten Gerste in die Trommel durch
                              									die sofort beginnende Ventilation viel Wasser entfernt wird; übrigens kann mittels
                              									angebrachter Brausen das Keimgut beliebig und gleichmässig angefeuchtet werden. Die
                              									Trommel macht in etwa 40 bis 45 Minuten eine Umdrehung und wird etwa 2 bis 3 Stunden
                              									in Bewegung erhalten, worauf man sie ungefähr 2 Stunden in Ruhe lässt. Ueberhaupt
                              									wird sich die Dauer der Bewegung, sowie das mehr oder weniger Oeffnen der
                              									Ventilationsschieber nach der Temperatur der ausströmenden Luft richten. Ein
                              									Verfilzen des Malzes kann bei der starken Ventilation nicht stattfinden. Die
                              									Temperatur der einströmenden Luft wird auf etwa 12 bis 13° R gehalten, die der
                              									ausströmenden Luft auf 16 bis 17° R.
                           Will man eine starke Entwickelung des Blattkeims erzielen, so muss
                              									die Gerste bei ganz offener Ventilation anfänglich ziemlich nass gehalten werden,
                              									bis sie in den Brachhaufen übergeht. Will man hauptsächlich stark entwickelte
                              									Wurzelkeime, z.B. bei stark stickstoffhaltiger Gerste, so gibt man dem Haufen erst
                              									am fünften oder sechsten Tag je nach der Keimzeit Wasser und steigert die Temperatur
                              									durch Verminderung der Ventilation. Auch kann man die Trommel jetzt 3 bis 4 Stunden
                              									ohne Nachtheil stehen lassen.
                           Auffallend in der pneumatischen Mälzerei ist die überaus kräftige
                              									Entwickelung des Wurzelkeims, indem meist 7 bis 8 Würzelchen hervortreten, die mehr
                              									oder weniger gestreckt erscheinen, während sie beim Tennenmalz gekräuselt sind. Die
                              									relativ grosse Menge Sauerstoff, die dem Keimgut zugeführt wird, bedingt eine rasche
                              									und vollständige „Auflösung“ und hat bei richtiger Darrmethode ein mürbes
                              									Malz zur Folge. Der Geruch des Grünmalzes ist auch am zehnten Tage noch ein
                              									angenehmer, da selbst auf Halbkörnern keine Schimmelbildung vorkommt.
                           Die Weiterverarbeitung von pneumatischem Malz geht tadellos vor
                              									sich.
                           Die Vortheile, welche eine pneumatische Mälzereianlage gegenüber einer Tennenanlage
                              									bietet, sind kurz folgende:
                           Ungefähr 40 bis 50 Proc. geringere Anlagekosten bei Neubauten.
                           Etwa ⅘ Raumersparniss. Sichere Mälzung, unabhängig von den äusseren
                              									Temperaturschwankungen.
                           Keine Verluste an zertretenen Körnern. Schimmelfreies Grünmalz.
                           Herstellung eines mürben und gleichmässigeren Malzes.
                           Bedeutende Ersparniss an Arbeitslohn. Kleine Ersparniss am Mälzungsverlust.
                           Einem Bericht von Franz Chodounsky
                              									über das Trommelsystem Galland entnehmen wir Folgendes:
                              									Gründliche Befeuchtung der Luft (96 bis 99 Proc.) durch hinreichende Düsenanlagen im
                              									Koksthurm, entsprechend vertheilter Eintritt der mit Feuchtigkeit gesättigten Luft
                              									in den Cylinder und centralo Absaugung mit verhältnissmässiger Durchgangsfläche,
                              									Gerstenfüllung, dass nur ein zum Bewegen der Körner kleinst bemessener Raum leer
                              									bleibt, zeichnen in vortheilhafter Weise die heutige Anlage aus.
                           Auch in der pneumatischen Mälzerei kann Kräuselung der Wurzeln
                              									erzielt werden durch abwechselndes Stehenlassen und Bewegen der Trommel im Stadium
                              									des Junghaufens und durch Sistirung der Ventilation auf die Hälfte der Zeit, während
                              									welcher sich die Trommel in Ruhe befindet. Auch nach Chodounsky's Ansicht steht die Qualität des pneumatischen Darrmalzes
                              									sowohl in Bezug auf Mürbheit, ausgezeichnete Entwickelung des Blattkeims,
                              									angemessene Länge der Wurzelkeime, als auch in chemischer Beziehung in gar nichts
                              									den Tennenmalzen nach.
                           Ein Apparat zum Wenden, Lüften und Befeuchten von Gerste
                                 										bezieh. Malz auf der Tenne ist Siegfr. Hirschler in Worms a. Rh. patentirt worden (D. R. P. Nr. 58973 vom 7.
                                 									October 1890).
                           Durch die Lintner'schen UntersuchungenVgl. das Referat über Isomaltose 1893 289 66. ist die erhöhte Aufmerksamkeit
                              									der Brauer auf das richtige Verhältniss
                              									zwischen den aufsteigenden Temperaturgraden und den abnehmenden
                              									Feuchtigkeitsmengen im Darrgute gelenkt worden. Die Ansichten, wo der Grund zum
                              									Charakter des Malzes gelegt wird, ob auf der oberen oder unteren Horde, gehen noch
                              									aus einander.
                           Theodor Senff veröffentlicht seine Beobachtungen über Temperaturen und Wassergehalte des Malzes
                                 										beim Trocken- und Darrprocesse (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1892 S. 197), die er in der Trochgorny-Brauerei in
                              									Moskau gemacht hat. Dort wird mit einer Zweihordencylinderdarre gearbeitet, theils
                              									mit Benutzung einer künstlich ventilirbaren Schwelke, theils ohne dieselbe. Im
                              									ersteren Fall beträgt die Darrzeit 36 Stunden und das Malz kommt stets bei einer
                              									Abdarrtemperatur von 60° R. mit einem Wassergehalt von etwa 7,5 Proc. auf die untere
                              									Horde, in letzterem Fall wird nur 24 Stunden gedarrt und das Malz gelangt noch mit
                              									einer Feuchtigkeit von 24 Proc. herunter. Bei letzterem Malz tritt die
                              									Isomaltosebildung offenbar auf der unteren Horde, bei ersterem aber auf der oberen
                              									ein. Beim Münchener Darrverfahren glaubt der Verfasser die obere Horde als
                              									Isomaltosebildner halten zu müssen.
                           Karl Winter machte bei der Herstellung von Münchener Malz (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1892 S. 460) die Erfahrung, dass dasselbe auch bei stark
                              									ziehender Darre in vorzüglicher Qualität gewonnen wird, falls in Folge richtiger
                              									Temperatur und Feuchtigkeitsregulirung der Wassergehalt desselben beim Transport von
                              									der oberen Horde auf die untere noch 14 Proc. beträgt. Das Malz bleibt mit 20 Proc.
                              									Wasser 2 bis 3 Stunden bei 40 bis 45° R. auf der oberen Horde und ist auch noch auf
                              									der unteren Horde 2 Stunden der Temperatur von 40° R. ausgesetzt (Gesammtdarrzeit:
                              									24 Stunden). Bei dieser Art zu darren, glaubt der Verfasser, dass sowohl auf der
                              									oberen, als auf der unteren Horde der Grund zum Charakter des Malzes gelegt
                              									wird.
                           Um richtig darren zu können, sollte nach C. Bernreuther
                              										(Die Darre der Zukunft, Wochenschrift für Brauerei,
                              									1892 S. 1137) jede Darre folgenden Anforderungen genügen:
                           a) Innehalten jeder beliebigen Temperatur mit einem entsprechenden Wassergehalt im
                              									Korn.
                           b) Die Möglichkeit, den chemischen Process getrennt vom physiologischen mit leitender
                              									und strahlender Wärme durchzuführen.
                           c) Auf ökonomischem Gebiet: Vollkommene Ausnutzung des Brennmaterials.
                           Wie sehr aber der Darrprocess und damit der Wassergehalt des Malzes durch die
                              									relative Feuchtigkeit der Luft allein schon beeinflusst wird, zeigt folgende
                              									Zusammenstellung:
                           Um 100 Centner Grünmalz bei 35° R. innerhalb 10 Stunden 30 Proc. = 1500 k Wasser zu
                              									entziehen, sind erforderlich:
                           
                              
                                 
                                 Temperatur und
                                    											relativeFeuchtigkeit
                                 
                              
                                 0° R.40 Proc.a
                                 0° R.75 Proc.b
                                 16° R.75 Proc.c
                                 16° R.90 Proc.d
                                 
                              
                                 Cubikmeter Luft
                                 44800
                                 47000
                                 66000
                                 75000
                                 
                              
                                 Wie viel Cubikmeter Luft sind  mehr erforderlich als bei
                                    											a nach  Procenten berechnet
                                 0
                                 5
                                 47
                                 67
                                 
                              
                           Die Luftströmung bei d müsste gegen a um 67 Proc.
                              									zugenommen haben. In Wirklichkeit aber findet das Gegentheil statt; denn je
                              									mehr sich die Lufttemperatur der Darrtemperatur nähert, je geringer die
                              									Temperaturdifferenz ist, desto mehr nimmt die Luftströmung ab.
                           Um bei der Construction der Darre dafür Sorge zu tragen, den Einfluss der ungünstigen
                              									Witterung auf den Darrprocess möglichst zu verringern, werden die Züge, der
                              									Dunstkamin und die Feuerung im Verhältniss zur Darre 2 bis 3 mal grösser gebaut, als
                              									dies bei normaler Witterung erforderlich wäre. Wird dann bei niederer Temperatur und
                              									schlechter Ventilation das Grünmalz nicht trocken, so entsteht bei höherer
                              									Temperatur eine lebhaftere Ventilation, und dadurch wird wieder eingeholt, was bei
                              									niederer Temperatur versäumt wurde.
                           Lermer und Holzner liefern
                              									in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1892 S.
                              									337 und 407, Beiträge zur Kenntniss des Hopfens, indem
                              									sie die Entwickelung, Morphologie und Bildungsabweichungen des Hopfenzapfens sowie
                              									die Entwickelung und Bestandtheile der Frucht, die Anatomie des Perigoniums, des
                              									Vor- und Deckblattes behandeln.
                           Strassmann bezeichnet (Chemiker-Zeitung, 1892 S. 839) als wichtigsten Factor für die Werthbestimmung des Hopfens die alkoholische
                              									Extractausbeute; dieselbe ist jedoch abhängig von dem Procentgehalt des Alkohols.
                              									Bei der vom Verfasser benutzten Stärke von 94 Proc. wird ein Hopfen, dessen
                              									Alkoholextract zwischen 24 und 29 Proc. der wasserfreien Substanz liegt, als gut
                              									bezeichnet, während Hopfen mit unter 20 Proc. Alkoholextract als schlecht gelten
                              									muss. Zwecks einheitlicher Grundlage der Untersuchung und Beurtheilung von Hopfen
                              									schlagen Strassmann und Levy in der Chemiker-Zeitung, S. 1123 die
                              									Extraction desselben mittels absoluten Alkohols vor.
                           H. Seyffert hat, anlehnend an die Methode von Hayduck (vgl. Beitrag zur
                                 										Kenntniss der chemischen Bestandtheile des Lupulins, Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1892 S. 31), einen Weg ausfindig gemacht zur Isolirung
                              									wesentlicher Bestandtheile des Hopfens. Bei der leichten Zersetzbarkeit derselben
                              									macht er ausgedehnten Gebrauch von Kälte, setzt die Präparate statt der Luft einer
                              									Kohlensäureatmosphäre aus und nimmt die nothwendigen Destillationen stets unter
                              									vermindertem Druck vor. Er erhält zur weiteren Untersuchung zunächst drei
                              									Rohmaterialien:
                           A. Petrolätherextract.
                           B. In Petroläther löslicher Theil des Aetherextracts.
                           C. In Petroläther unlöslicher Theil des Aetherextracts.
                           A und B können gemeinsam verarbeitet werden, sie enthalten α- und β-Harz, Hopfenöl, sowie Hayduck's krystallisirte Hopfenbittersäure, für welche
                              									der Verfasser, der Beziehung zum α-Harz wegen, den
                              									Namen α-Hopfenbittersäure vorschlägt. Der in A
                              									ebenfalls enthaltenen Hopfenbittersäure Bungener's
                              									(1893 289 66) wäre dementsprechend die Bezeichnung β-Hopfenbittersäure beizulegen.
                           C enthält vermuthlich γ-Harz und andere sonst wenig oder
                              									gar nicht bekannte Stoffe, darunter auch einen krystallisirbaren Körper.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)