| Titel: | Ullmann's Excelsior-Zirkel. | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 5 | 
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                        Ullmann's Excelsior-Zirkel.
                        Mit Abbildungen.
                        Ullmann's Excelsior-Zirkel.
                        
                     
                        
                           Durch D. R. P. Nr. 65222 vom 22. Januar 1892 ist M.
                                 										Ullmann in Stuttgart eine Vorrichtung für Zirkelköpfe geschützt
                              									worden, die sich für viele Arbeiten des Zeichners als brauchbar und vortheilhaft
                              									empfiehlt und sich bereits bewährt hat. Das Wesen der Erfindung geht aus den Fig. 1a, b und c hervor und besteht darin, dass in dem Kopf des
                              									Zirkels eine kräftige Uhrfeder in mehreren Windungen angebracht ist, die stets
                              									bestrebt ist, die Zirkelfüsse zu öffnen. Das Maass der Eröffnung wird, wie Fig. 1a andeutet, durch eine nach links zeigende
                              									Schraubenmutter begrenzt bez. wird die Zirkelöffnung durch dieselbe festgestellt, so
                              									dass eine Störung der Stell weite nicht vorkommen kann, wie sich das bei Zirkeln
                              									gewöhnlicher Bauart oft recht übel bemerkbar macht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 4
                              Fig. 1.
                              
                           Durch die grosse Nachgiebigkeit der eingesetzten Spiraluhrfeder wird es ermöglicht,
                              									diese Zirkel weit über den rechten Winkel zu öffnen, was selbst bei den stärksten
                              									Sperrfedern bis jetzt nicht erreicht ist. – Der Mechanismus lässt sich auf
                              									Zirkelköpfe jeder Art anwenden. Grosse Bequemlichkeit bieten die mit derartiger
                              									Feder versehenen Federzirkel, weil sie viel grössere Kreise zu ziehen gestatten als
                              									die bisher üblichen Constructionen, so dass sie ausser als Nullenzirkel auch zum
                              									Ziehen von Mittelkreisen benutzt werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 4
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 4
                              Fig. 3.
                              
                           Ferner ist die Handhabung eine ausserordentlich bequeme und sichere. Aber auch darin
                              									liegt ein grosser Vortheil, dass die Spiralfeder im Kopfe eingeschlossen und dadurch
                              									vor jeder Beschädigung und dem Rosten geschützt ist. Der verwendete Uhrfederstahl ermöglicht eine
                              									ausserordentliche Spannkraft bei dennoch ganz ruhiger, weicher Federung, so dass die
                              									Regulirung mit Leichtigkeit bewirkt werden kann und sich diese Zirkel dadurch zu Präcisions-Zirkeln qualificiren. Bei allen anderen
                              									grossen und kleinen Federzirkeln ist die Federung eine so spröde, dass die Arbeit
                              									mit denselben nicht allein unbequem, sondern mühsam genannt werden kann, ganz
                              									abgesehen davon, dass bei denselben die Federn häufig bei ganz massiger Spannung
                              									abspringen. – Zwei von der genannten Firma ausgeführte Formen von Federzirkeln
                              									zeigen die Fig. 2 und 3.
                           Die Vortheile der Ullmann'schen Construction sind, wie
                              									der Erfinder hervorhebt und wir durch den Gebrauch bestätigt gefunden haben,
                              									folgende: Ersparniss eines Mittelzirkels – genaue Einstellbarkeit – unbedingtes
                              									Feststehen – ruhige Federung, ohne Abspringen der Feder – bequemes Arbeiten –
                              									Ausschluss jeden todten Ganges –, ausserdem ist die Feder, weil vollständig
                              									eingeschlossen, vor dem Rosten (in Folge Berührens mit der Hand) geschützt.
                           Eine etwas vereinfachte Feststellvorrichtung wendet der Erfinder an seinen
                              									Excelsior-Handzirkeln an, die darin besteht, dass eine um einen Stift des einen
                              									Zirkelfusses drehbare Rundstange in einer Hülse des anderen Zirkelfusses gleitet und
                              									bei der gewünschten Zirkelweite durch eine Klemmschraube festgestellt werden kann.
                              									Die Präcision ist bei dieser Stellung allerdings nicht in solchem Maasse zu
                              									erreichen, jedoch hat diese Feststellung den Vorzug der rascheren Ausführung. Die
                              									Feststellung kann bei einiger Uebung mit einer Hand
                              									erreicht werden.
                           Der Grundgedanke hat auch auf Holzzirkel, die für den Gebrauch beim Zeichnen an der
                              									Wandtafel bestimmt sind, Verwendung gefunden. Die Feststellung wird in diesem Falle
                              									durch eine Verbindungsstange bewirkt, die ihre Führung auf einer besonderen
                              									Gleitstange des Zirkelfusses hat, auf der sie festgeklemmt werden kann. Die
                              									Verwendung der Ullmann'schen Federzirkel als Tast- und
                              									Lochzirkel ist in Vorbereitung. Patente sind in den wichtigeren Culturstaaten
                              									entnommen.
                           Derselben Firma ist unter Nr. 74580 eine Doppelreissfeder (für zwei Farben, oder auch
                              									für zwei Strichstärken stellbar) patentirt worden, deren Schenkel in der Ebene des
                              									zu ziehenden Striches getheilt und um einen Stift zu einem Andreaskreuz verschiebbar
                              									sind. Diese Vorrichtung gestattet ein leichtes Reinigen der Feder und hat den
                              									üblichen Scharnieren gegenüber den Vorzug, sich nicht so leicht zu verstellen. Die
                              									Stärke des Striches wird durch eine Schraube eingestellt, welche die gegen einander
                              									federnden Spitzen in den der Strichdicke entsprechenden Abstand bringt.