| Titel: | Elektrische Schiffstelegraphen. | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 38 | 
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                        Elektrische Schiffstelegraphen.
                        Mit Abbildungen.
                        Elektrische Schiffstelegraphen.
                        
                     
                        
                           Die in den letzten Jahren wiederholt stattgehabten schweren Schiffskatastrophen
                              									bringen es mit sich, dass allen jenen Einrichtungen; welche zur Sicherung der Fahrt
                              									auf der See dienen, ein erhöhtes, allgemeines Interesse zugewendet wird. Aus diesem
                              									Anlasse wird nachstehend eine einschlägige Mittheilung aus The Engineer vom 30. März 1894 über Schiffstelegraphen wiedergegeben.
                           Zu den wichtigsten und unentbehrlichsten Einrichtungen auf den Schiffen zählen jene
                              									Hilfsmittel und Anordnungen, durch welche eine rasche und sichere Verständigung
                              									zwischen verschiedenen, von einander entfernten Stellen des Schiffes, wie etwa
                              									zwischen Commandobrücke und Steuermannsthurm oder zwischen Commandobrücke und
                              									Maschinenraum u.s.w. ermöglicht wird.
                           Es ist ja auch eine unbedingte Nothwendigkeit für den commandirenden Schiffsofficier,
                              									seine Befehle ertheilen zu können über den Kurs, der gesteuert werden soll; es
                              									erscheint ferner unter Umständen ebenso wichtig, dass der Commandirende fortlaufend
                              									die Geschwindigkeit kennt und controliren kann, mit welcher die Schiffsmaschine
                              									arbeitet, und dass er jederzeit sich in der Lage befindet, ohne seinen Posten
                              									verlassen zu müssen, den Maschinisten Weisungen zu ertheilen, ob vorwärts oder
                              									rückwärts, ob langsam, ob mit halbem oder vollem Dampf gefahren werden soll u.s.w.
                              									Auf Kriegsschiffen stellt sich noch das besondere Erforderniss heraus, dass der
                              									Schiffscommandant oder auch der beobachtende commandirende Artillerieofficier Mittel
                              									und Wege zur Verfügung hat, um nach allen Seiten hin ohne jegliche Beeinträchtigung
                              									durch die Entfernung an die einzelnen Geschützstände oder Kanonenthürme die für das
                              									Richten der Geschützrohre maassgebenden Mittheilungen und den Befehl zum Schiessen
                              									geben zu können, oder dass die Genannten ebenso wohl von und nach anderen Theilen
                              									des Schiffes, beispielsweise aus den unter Wasser befindlichen Torpedoräumen u.s.w.,
                              									Meldungen empfangen und dahin ihre Aufträge ertheilen können.
                           Noch bis vor Kurzem geschah und noch jetzt geschieht dieser Nachrichtenaustausch
                              									selbst auf Kriegsschiffen hauptsächlich mittels des Sprachrohrs und der Stimmpfeife,
                              									sowie mit Zuhilfenahme von einfachen mechanischen Telegraphen. Diese Einrichtungen
                              									haben immerhin gute Dienste zu leisten vermocht, obgleich sie noch viel zu wünschen
                              									übrig lassen und gegen ihre Zuverlässigkeit mancherlei Einwendungen erhoben werden
                              									können. Während heftiger Gewitter, bei Sturm oder auf Kriegsschiffen während des
                              									Gefechtes wird es nämlich ausserordentlich schwierig oder wohl auch ganz unmöglich
                              									werden, die erforderlichen Verständigungen mittels des Sprachrohres durchzuführen,
                              									insbesondere wenn es sich um grössere Distanzen handelt. Letzteres gilt auch
                              									hinsichtlich der mechanischen Telegraphen, welche naturgemäss um so unverlässlicher
                              									werden, je länger die vermittelnden Drahtzüge oder Uebertragungsgestänge sind, und
                              									je mehr Umsetzwinkel eingeschaltet werden müssen. Eben deshalb lässt man diese
                              									mechanischen Leitungen thunlichst den geraden, kürzesten Weg nehmen, und sie werden
                              									demgemäss ihrer grössten Ausdehnung nach über Deck oder wenigstens über Wasserhöhe
                              									angebracht, wodurch sie dagegen um so leichter verschiedenen Beschädigungen
                              									ausgesetzt und um so
                              									schutzloser den signalfälschenden Einflüssen der Temperaturdifferenzen, insbesondere
                              									auch in den rauheren Meeren der Vereisung preisgegeben sind. Mindestens die zur
                              									Verbindung der Commandobrücke mit dem Steuerthurm und dem Maschinenraume dienenden
                              									mechanischen Telegraphen erfordern in Anbetracht ihrer Wichtigkeit aus den
                              									vorstehend angeführten Gründen eine unausgesetzte Beaufsichtigung und die
                              									sorgfältigste Pflege. Aber selbst bei der aufmerksamsten Instandhaltung kommt es
                              									nicht selten vor, dass die mechanischen Telegraphen fehlerhaft arbeiten. Diese
                              									leidige Thatsache wird u.a. durch die gerichtliche Aussage des Kapitäns Jonston erhärtet; welche derselbe gelegentlich seiner
                              									Vernehmung in der Victoria AffaireDas Thurmschiff
                                    												Victoria ist bekanntlich als Admiralschiff
                                    											der englischen Mittelmeerflotte 1893 an der syrischen Küste durch
                                    											Zusammenstoss zu Grunde gegangen. gemacht hat. Laut den
                              									bezüglichen Ausführungen der Times vom 30. Juli 1893
                              									beantwortete der Genannte die Frage des Richters, wie es möglich gewesen sei, dass
                              									die Maschinen nur mit drei Viertel Geschwindigkeit nach rückwärts liefen, statt mit
                              									der befohlenen vollen, er könne sich dies nur durch den Umstand erklären, dass der
                              									Telegraph im Maschinenraume unrichtig gezeigt hätte. Weiter befragt, ob das in
                              									Betracht kommende Telegraphensystem seither geprüft worden sei und ob sich dabei
                              									ähnliche gefährliche Ergebnisse herausgestellt hätten, antwortete Kapitän Jonston, er wisse dies nicht im Besonderen, die
                              									Telegrapheneinrichtung würde aber stets vor der Ingebrauchnahme untersucht; er
                              									glaube, der oben erwähnte Vorfall sei eben lediglich eine der oft plötzlich
                              									eintretenden Störungen gewesen, welche bei allen auf grössere Entfernungen
                              									ausgeführten Anlagen vorkommen können, sobald die Uebertragungsdrähte oder Gestänge
                              									aus irgend einem Grunde aufhören, entsprechend straff gespannt zu sein.
                           Selbstverständlich ist in der Zeit, seitdem die Schiffe immer grösser gebaut werden
                              									und deren Fahrgeschwindigkeiten so bedeutend zunehmen, das Problem eines vollständig
                              									sicheren, nach jeder Richtung hin entsprechenden Schiffstelegraphen in gleichem
                              									Maasse immer wichtiger und brennender geworden. Es hat denn auch bereits seit
                              									Decennien nicht an einer Menge eifriger Versuche gemangelt, die mechanischen
                              									Telegraphen durch andere, zweckdienlichere zu ersetzen. Die hierher gehörigen
                              									Presslufteinrichtungen und ebenso die hydraulischen Anordnungen haben jedoch zu
                              									keinen dauernden und durchschlagenden Erfolgen geführt und desgleichen sind auch die
                              									Versuche mit elektrischen Telegraphen anfänglich von keinen vollständig
                              									befriedigenden Ergebnissen begleitet gewesen, obwohl gerade diese Anordnungen, was
                              									die Leitung anbelangt, als die geeignetsten gelten durften, da es in ihrem Betriebe
                              									keinen Unterschied macht, ob die Entfernungen zwischen den Signalstellen, soweit sie
                              									auf Schiffen vorkommen können, kurz oder lang sind, und weil die Leitung überall,
                              									also auch unter Deck und unter der Wasserlinie, versteckt und gesichert angelegt und
                              									auf diese Art jeder Beschädigung möglichst entzogen werden kann. Ein besonderer
                              									Vortheil der elektrischen Leitung besteht auch darin, dass die Kabel, welche durch
                              									verschiedene Räume ihren Weg zu nehmen haben, sich mit Hilfe elastischer Stopf
                              									hülsen so durch die Wände führen lassen, dass die Einführungsstellen vollkommen
                              									wasserdicht bleiben.
                           Eine grosse Anzahl der elektrischen Schiffstelegraphen, und zwar insbesondere
                              									die älteren Systeme, welche sich am Lande sowohl, als auf Deck vorerst vorzüglich
                              									verwendbar zeigten und dem angestrebten Zwecke vollkommen zu entsprechen schienen,
                              									haben sich später im praktischen Gebrauche keineswegs bewährt. Die Ursachen dieses
                              									Fehlschlagens waren verschiedene: zum Theil lag es an der allzu grossen
                              									Complicirtheit oder Zartheit der Signalvorrichtungen, vermöge welcher sie sich der
                              									nicht zu umgehenden derben Behandlung gegenüber, welcher sie an Bord während der
                              									Fahrt ausgesetzt waren, zu empfindlich erwiesen hatten, theilweise waren die
                              									Apparate nicht genugsam geschützt gegen das Eindringen des Seewassers, welches sich
                              									als ein Hauptfeind aller elektrischen Anlagen auf Schiffen erweist. Diese Mängel der
                              									älteren elektrischen Telegraphen, durch welche falsche Signalisirungen oder das
                              									völlige Versagen verschuldet wurden, waren allerdings nur zu sehr geeignet, von der
                              									Anwendung der Elektricität abzuschrecken, und brachte diese Art Einrichtungen
                              									geradezu in Misscredit, so dass man allgemein wieder zu den billigeren mechanischen
                              									Telegraphen zurückgriff.
                           Ein erheblicher Theil der Erfolglosigkeit der Versuche mit elektrischen Telegraphen
                              									fällt übrigens lediglich dem Umstände zur Last, dass diese Systeme in Anbetracht der
                              									zumeist höchst conservativen Anschauungen der Seeleute gleich vom Anfange an unter
                              									Vorurtheilen und Misstrauen zu leiden hatten, und dass ihre Pflege and
                              									Instandhaltung in der Regel keinen sachverständigen Händen anvertraut war. Dadurch
                              									lässt es sich auch erklären, wie so manche Systeme auf einzelnen Schiffen ganz
                              									befriedigend arbeiten, wogegen sie auf anderen nicht entsprechen. Es ist
                              									beispielsweise auf einem Schiffe während der Fahrt ein Versagen des elektrischen
                              									Telegraphen eingetreten und die Lieferanten erhielten Verständigung, dass die
                              									Apparate trotz aller Bemühungen nicht wieder in Gang zu bringen seien und daher ganz
                              									zwecklos wären. Als dann später von fachmännischer Seite nach der Ursache des
                              									Anstandes geforscht wurde, fand sich eine Unterbrechung des Schliessungskreises
                              									zunächst der Elektricitätsquelle, d.h. die Batterie war in die Leitung einfach gar
                              									nicht eingeschaltet. In einem zweiten solchen Falle fand man die Veranlassung der
                              									Störung in der Batterie, welche in einem Räume Platz gefunden hatte, wo sich auch
                              									Pferde befanden. Beim Tränken der Pferde wurde wiederholt Wasser verschüttet, das in
                              									die Batterie gelangte, wo die einzelnen zum Schütze gegen Stösse in Papierschnitzel
                              									eingepackten Zellen schliesslich ganz im Nassen standen, so dass dadurch
                              									Kurzschlüsse und Stromableitungen hervorgerufen wurden, welche den regelrechten
                              									Betrieb der Einrichtung erklärlichermaassen unmöglich machten. Unter solchen
                              									Umständen werden selbst die vorzüglichsten Apparatsysteme um ihre Leistungsfähigkeit
                              									gebracht und ganz unverdient mit dem Rufe der Unzuverlässigkeit oder gar
                              									Unbrauchbarkeit behaftet.
                           Von den verschiedenen einschlägigen Einrichtungen eignen sich für den örtlichen
                              									Dienst der Schiffe lediglich die sogen. Zeigerapparate,
                              									ein System, welches bekanntlich schon in der ersten Zeit der elektrischen
                              									Telegraphen in mannigfachen Abarten entstanden ist und seinerzeit auch für Staats-
                              									und für Eisenbahntelegraphen insbesondere in Frankreich und in Deutschland
                              									ausgebreitete Anwendung gefunden hat. Bei diesen Telegraphen dreht sich ein Zeiger vor einem in
                              									Felder getheilten Zifferblatte und in jedes dieser Felder ist ein Buchstabe, eine
                              									Ziffer oder ein sonstiges Schrift- oder Dienstzeichen eingeschrieben. Wenn der
                              									Zeiger in Umdrehung versetzt vor einem Felde anhält, so gilt das daselbst
                              									befindliche Zeichen als telegraphirt; die Bewegung des Zeigers oder sein Anhalten
                              									wird durch elektrische Ströme bewerkstelligt, deren Wirkungen mit Hilfe eines
                              									Senders hervorgerufen und geregelt werden. Im Schiffsdienste werden die zu
                              									wechselnden Nachrichten, da dieselben stets doch nur dieselben bleiben und von
                              									beschränkter Zahl sind, natürlich nicht erst aus Buchstaben und Worten
                              									zusammengesetzt, was übrigens auch viel zu zeitraubend wäre, vielmehr sind in den
                              									Feldern der Zeigerapparate gleich die einzelnen vorkommenden Depeschen, nämlich alle
                              									erforderlichen Befehle oder Meldungen, selbst eingeschrieben, oder es sind an Stelle
                              									des vollen Wortlautes wohl auch nur vereinbarte Buchstaben oder Ziffern angesetzt,
                              									deren Bedeutung jedoch ganz selbstverständlich an jeder betreffenden Signalstelle
                              									genau gekannt werden muss.
                           In der Regel handelt es sich bei den Anlagen auf Schiffen bloss um je zwei Stationen oder, besser gesagt, Signalstellen,
                              									welche mit einander in telegraphischen Verkehr zu treten haben und daher je einen
                              										Zeichenempfänger und ebenso je einen Stromsender erhalten, welche Apparate gegenseitig und
                              									mit einer Elektricitätsquelle durch Leitungskabel in Verbindung gebracht werden. Der
                              									Zeigerlauf kann so angeordnet sein, dass er sich nur nach einer Richtung oder
                              									beliebig nach rechts oder links dreht; mitunter ist der Zeigerlauf oder das
                              									Stehenbleiben des Zeigers auf besonders wichtigen Feldern mit Glockenschlägen oder
                              									mit dem Ertönen eines Weckers verbunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 39
                              Fig. 1.Zeichenempfänger.
                              
                           Wie der Zeichenempfänger für den Nachrichten Wechsel zwischen Commandobrücke und
                              									Maschinenraum gewöhnlich aussieht, lässt Fig. 1
                              									ersehen. Will der Commandirende mit dem Maschinenraumtelegraphen einen Auftrag geben, z.B. während der Fahrt den
                              									Befehl zum „Anhalten“ ertheilen, so macht er seinen Stromsender thätig und
                              									lässt ihn so lange wirken, bis der Zeiger Z, welcher in
                              									der Zeichnung in seiner Ruhelage dargestellt erscheint, sich bis zum Felde
                              										„Anhalten“ fortbewegt hat. Demzufolge legt auch der Zeiger des im
                              									Maschinenraume aufgestellten Zeichenempfängers den gleichen Weg zurück und ist auf
                              									dem Felde „Anhalten“ stehen geblieben. Der Maschinenmeister hat daraufhin
                              									unverzüglich seinen Stromsender in Thätigkeit zu setzen und mit demselben die Zeiger
                              									noch einmal ganz herumzudrehen, bis sie wieder auf das Feld „Anhalten“
                              									gelangen. Durch diese Wiederholung, die sogen. Quittirung, welche einen unerlässlichen Theil des Depeschenwechsels
                              									bildet, erhält der Commandant den Beweis, dass sein Befehl im Maschinenraum richtig
                              									empfangen und verstanden worden ist. Wäre unrichtig quittirt worden, dann
                              									müsste der telegraphische Auftrag in gleicher Weise, wie zuerst, wiederholt werden;
                              									nach einer richtigen Quittirung hingegen bringt der Commandant durch angemessene
                              									Benutzung seines Stromsenders die Zeiger wieder in die ursprüngliche Ruhelage
                              									zurück.
                           Bei den jüngeren Zeigerapparaten haben die Stromsender stets die Form von Kurbeln
                              									oder Speichen P (Fig.
                                 									1), welche nach Bedarf auch gleich an den Zeichenempfängern angebracht und so
                              									angeordnet sind, dass lediglich beim Umstellen der Senderkurbel aus der Ruhelage auf
                              									jenes Feld, welches signalisirt werden soll, so viele entsprechend gerichtete Ströme
                              									entsendet werden, als eben nöthig sind, den Zeiger am Apparate der Empfangsstelle
                              									thatsächlich auf das gewünschte Feld zu rücken, während der Zeiger am Apparate der
                              									Abgangsstelle in Ruhe verbleibt. Dasselbe Verhältniss herrscht selbstverständlich
                              									für beide Richtungen der Signalgebung, d.h. es spricht
                              									immer nur der Zeiger jener Signalstelle an, gegen welche die Ströme entsendet
                              									werden, wogegen an jenem Telegraphenapparate, von welchem die Ströme abgehen, der
                              									Zeichenempfänger unthätig bleibt. Vermöge dieser Anordnung und wenn überdies die
                              									Construction es zulässt, dass die Senderkurbeln und somit auch die Zeiger beliebig
                              									nach beiden Richtungen gedreht werden können, wird die Gebrauchsnahme der Apparate
                              									und insbesondere auch das Depeschiren wesentlich vereinfacht und beschleunigt.
                           Auf grossen oder schnell fahrenden Schiffen, namentlich aber auf Kriegsschiffen und
                              									ebenso auf Schiffen, welche Tiefmessungen vorzunehmen oder Telegraphenkabel
                              									auszulegen haben, kann es wünschenswerth oder geradezu geboten sein, dass nebst der
                              									soeben geschilderten telegraphischen Verbindung zwischen Commandobrücke und
                              									Maschinenraum noch eine zweite vorhanden ist, mittels welcher der Commandant die
                              									Anzahl der Umdrehungen der Schiffsschraube zu jeder Zeit kennt und in Stand gesetzt
                              									ist, die Abänderung der Schraubengeschwindigkeit um jede beliebige bestimmte Anzahl
                              									Drehungen, d.h. nämlich auch um nur wenige Umläufe anordnen zu können. Diese
                              									Möglichkeit ist auf Kriegsschiffen besonders für Fluss- und für Linienmanöver, sowie
                              									im Allgemeinen und besonders auf Schnellfahrern beim Einlaufen oder beim Verlassen
                              									der Häfen von grosser Wichtigkeit. Die Anordnung dieser Geschwindigkeitstelegraphen bleibt dabei im Wesentlichen wieder dieselbe
                              									wie früher, nur hat das Zifferblatt der Zeichenempfänger nicht bloss 10 Felder, wie
                              									in Fig. 1, sondern 101 Felder, wovon das den tiefsten
                              									Punkt einnehmende Feld die Ruhelage des Zeigers bildet, während die anderen der
                              									Reihe nach mit den Ziffern von 1 bis 100 beschrieben sind und den
                              									Schraubenumdrehungen entsprechen. Mit diesen 100 Theilungen lassen sich übrigens
                              									noch weitaus mehr Umdrehungen darstellen, wenn etwa die Ziffernfolge statt mit 1
                              									gleich mit 20 oder 30 o. dgl. begonnen wird, was unter Umständen zulässig erscheint,
                              									oder wenn der Sprung von Feld zu Feld des Zifferblattes statt für je eine Umdrehung
                              									etwa gleich für zwei oder drei Umdrehungen angenommen wird. Eine weitere
                              									bemerkenswerthe Abweichung von dem zuerst betrachteten Maschinentelegraphen besteht
                              									auch noch darin, dass der Apparat im Maschinenraum nur aus dem Zeichenempfänger
                              									besteht, der Stromsender aber von demselben losgetrennt und an der Maschine selbst
                              									angebracht und von derselben bewegt wird, statt von der Hand des Maschinenmeisters.
                              										Vermöge dieser
                              									Anordnung zeigt der Zeiger fortlaufend genau auf jenes Feld, welches der jeweiligen
                              									Zahl der Schraubenumdrehungen entspricht, ohne dass das Maschinenpersonal dabei
                              									mitzuhelfen braucht oder einen Einfluss zu üben vermag. Auch die hinsichtlich jeder
                              									Befehlgebung vorgeschriebene Quittirung geschieht mithin nur auf automatischem Wege,
                              									indem der wie ein Tachimeter oder Tourenzähler arbeitende Zeichenempfänger auf der
                              									Commandobrücke genau ersehen lässt, ob der erlassene Befehl verstanden und vollzogen
                              									worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 40
                              Fig. 2.Steuertelegraph.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 40
                              Fig. 3.Distanztelegraph.
                              
                           Diesen Geschwindigkeitstelegraphen gleichen die Steuertelegraphen fast vollständig, nur haben die Zeichenempfänger bei den
                              									letzteren wieder eine andere Feldeintheilung. Das Zifferblatt ist nämlich der
                              									Steuerarchitrave gemäss auf jeder Hälfte in je 40 Theile getheilt, wie es Fig. 2 ersichtlich macht. Der Zeiger steht bei
                              									neutraler Steuerlage auf M. Der Apparat des steuernden
                              									Officiers auf Deck besteht aus dem gewöhnlichen Stromsender in Verbindung mit dem
                              									Zeichenempfänger, dessen Zifferblatt die in Fig. 2
                              									dargestellte Theilung besitzt. Der Mann am Steuerrad besitzt jedoch nur einen
                              									solchen Empfänger, während der zugehörige Stromsender an der Steuerradachse
                              									angebracht ist, welche ihn selbsthätig bewegt. Es zeigt somit der Zeiger am
                              									Deckapparate unausgesetzt die jeweilige Lage des Steuers an. Will der Steuerofficier
                              									eine Aenderung in der Steuerung befehlen, so bewerkstelligt er dies geradeso wie in
                              									den früheren Fällen, indem er die Handhabe seines Stromsenders auf das
                              									betreffende Feld seines Zeichengebers einstellt, wodurch er also auch dem Zeiger des
                              									Apparates beim Steuer dieselbe Stellung ertheilt. Die Quittirung darauf erfolgt, wie
                              									beim Geschwindigkeitstelegraphen, nicht mit der Hand, sondern automatisch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 40
                              Telegraphische Einrichtung auf Kriegsschiffen.
                              
                           Ausser den bisher betrachteten Telegraphenanlagen sind für Kriegsschiffe auch noch
                              									die Distanztelegraphen wichtig, mit welchen den
                              									Geschützmeistern die Entfernungen der feindlichen Schiffe oder Landbefestigungen
                              									bekannt gegeben werden. Zu dem Zwecke befinden sich an den Geschützständen
                              									Zeichenempfänger von der in Fig. 3 angedeuteten Form,
                              									jedoch ohne Stromsender. Dagegen sind – in der Regel im Steuerthurm oder auch in
                              									einem besonders geschützten Schiffsraum unter Deck – zwei Stromsender ohne
                              									Zeichenempfänger vorhanden, von welchen der eine mit den sämmtlichen hinter einander
                              									geschalteten Zeichenempfängern der Geschützstände der Backbordseite und der andere
                              									ebenso mit jenen der Steuerbordseite in telegraphische Verbindung gebracht ist. Die
                              									Distanzangaben erhält der telegraphirende Officier mit Hilfe eines besonderen
                              									Messapparates, welcher neuerer Zeit auf Kriegsschiffen gleichfalls elektrisch
                              									angeordnet zu sein pflegt. Zu den neuesten und vollkommensten solcher Einrichtungen
                              									zählt der von Bradley A. FiskeDer Fiske'sche
                                       												Distanzmesser besteht aus zwei ganz gleichen Instrumenten, welche an den
                                       												beiden Endpunkten einer Standlinie von bekannter Länge auf Deck des
                                       												Schiffes unverrückbar aufgestellt werden. Diese beiden Instrumente sind
                                       												auf einem Ständer festgemacht und ihre Haupttheile bilden ein mit einer
                                       												Contactvorrichtung und einem Rheostaten versehenes Fernrohr und ein
                                       												Telephonsatz. Letzterer hat lediglich den Zweck, als
                                       												Verständigungsmittel zwischen den beiden Beobachtern zu dienen, welche
                                       												das Object, dessen Entfernung ausgemittelt werden soll, mit dem
                                       												Fernrohre anvisiren und bei der hierdurch nothwendigen Drehung des
                                       												Perspectives einen grösseren oder geringeren Widerstand des Rheostaten
                                       												ein- oder ausschalten. Die letzteren sind durch Leitungen nach Art einer
                                       													Wheatstone'schen Brücke mit einer
                                       												Batterie und einem Galvanometer verbunden. Der jeweilige Nadelausschlag
                                       												des Galvanometers ist der Entfernung des von beiden Fernrohren
                                       												anvisirten Gegenstandes proportional; ihre Kreistheilung wird auf Grund
                                       												der trigonometrischen Berechnung einer Reihe von Entfernungen, welche
                                       												den verschiedenen Winkelstellungen entsprechen, angefertigt, so dass die
                                       												jeweilige Entfernung gleich unmittelbar vom Galvanometer abgelesen
                                       												werden kann. (Vgl. Elektrotechnische
                                          													Zeitschrift, 1895 S. 104.), Lieutenant der
                              									Marine der Vereinigten Staaten, erfundene Distanzmesser, welchen Elliot Brothersliefern. Bei diesen Apparaten lässt sich an der
                              									Kreistheilung eines Galvanometers die Entfernung des in Frage kommenden Objectes
                              									unmittelbar ablesen, und die jeweiligen Ablesungen oder ebensowohl die Resultate,
                              									welche etwa mit Hilfe von Distanzmessern anderer Systeme gewonnen worden sind,
                              									werden stets unverzüglich mittels des einen oder des anderen der beiden
                              									ebengedachten Stromsender, dem Bedürfnisse entsprechend backbord- oder
                              									steuerbordseitig an die Geschützstände telegraphirt. Da bei den Distanztelegraphen
                              									eine Quittirung nicht möglich ist, müssen die Apparate vor der Verwendung wiederholt
                              									auf ihre Genauigkeit geprüft und stets sorgfältig richtig gestellt werden.
                           Eine Zusammenstellung dieser telegraphischen Einrichtungen, wie sie jetzt
                              									beispielsweise auf den modern ausgerüsteten englischen Kriegsschiffen angetroffen
                              									werden, lässt sich des Näheren aus den Fig. 4 und 5, welche ein solches
                              									Fahrzeug im Querschnitte und in der Draufsicht skizziren, ersehen. Die zum Betriebe
                              									der sämmtlichen Telegraphen erforderlichen Stromquellen sind in einer neben dem
                              									Maschinenraume vorhandenen, durch Panzerwände noch besonders geschützten
                              									Telegraphenkammer C untergebracht. Weil das Schiff zwei
                              									Schrauben hat, müssen denn auch die Maschinenraumtelegraphen doppelt vorhanden sein; ausserdem sind für jede
                              									dieser Telegraphenlinien zwei Befehlsstellen vorhanden, nämlich eine bei A in dem Steuerthurm S und
                              									die andere bei A1 auf
                              									dem Hinterdeck. A wie A1 sind auf einer gemeinsamen Leitung mit dem im
                              									Maschinenraume M angebrachten zugehörigen Apparat A2 zusammengeschaltet
                              									und es kann also, z.B. auf der Backbordseite, sowohl von A als von A1
                              									nach A2 depeschirt und
                              									ebenso von A2 nach A wie nach A1 quittirt werden. Dasselbe gilt natürlich auch für
                              									den Maschinentelegraphen der Steuerbordseite, allein die beiden Deckapparate A und A1 dürfen in keinem Falle gleichzeitig arbeiten, weil
                              									der eine den anderen stören und beirren würde; es muss vielmehr aus diesem Grunde
                              									immer derjenige Deckapparat, welcher nicht im Dienste steht, durch eine an jedem
                              									solchen Apparate vorhandene Commutatorschraube festgelegt und in kurzen Schluss
                              									gebracht, d.h. ausser Wirksamkeit gebracht sein. Ebenso wie der
                              									Maschinenraumtelegraph und aus gleichem Anlasse ist auch der Geschwindigkeitstelegraph zweimal vorhanden, jedoch ist für gewöhnlich in
                              									jede der beiden Leitungen nur je eine Befehlstelle B
                              									eingeschaltet, die auf der Commandobrücke K ihren Platz
                              									hat. Die beiden Apparate B sind im vorliegenden
                              									Beispiele lediglich als Stromsender und die damit verbundenen, im Maschinenraume
                              									aufgestellten Apparate B1 hingegen bloss als Zeichenempfänger eingerichtet. Die Quittirung
                              									geschieht automatisch durch die auf den Schraubenachsen angebrachten Stromsender G1, welche mit den Apparaten B1 oder B in keiner,
                              									dagegen aber mit einer Anzahl von besonderen Zeichenempfängern G in telegraphische Verbindung gebracht sind, welche
                              									auf verschiedenen Punkten des Deckes aufgestellt werden, so dass man an allen diesen
                              									Punkten stets in Stand gesetzt ist, die Anzahl der Schraubenumdrehungen controlliren
                              									zu können. Von jeder Bordseite muss sich natürlich je ein Geschwindigkeitsanzeiger
                              										G unmittelbar neben den Befehlsapparaten B auf der Commandobrücke K
                              									befinden. Der Steuerungstelegraph besteht nur aus einem
                              									einzigen Schliessungskreise, in welchen jedoch fünf Apparate eingeschaltet
                              									sind, nämlich ein als Geber und Empfänger eingerichteter Apparat D auf der Commandobrücke, dann ein ganz gleicher
                              									Apparat D1 im
                              									Steuerthurm, ferner zunächst des Steuers für die Bedienungsmannschaft die beiden
                              									Apparate D4 und D2, und schliesslich an
                              									der Drehachse des Steuers H angebracht ein Apparat D3. Von den drei
                              									zuletzt angeführten Vorrichtungen sind D4 und D2 lediglich als Zeichenempfänger und D3 bloss als
                              									Stromsender eingerichtet. Da von den beiden Deckapparaten D und D1 oder
                              									auch von D2 und D4 nur der eine oder
                              									andere benutzt wird, sind sie alle wieder mit Ausschaltschrauben versehen, mit
                              									welchen jene Apparate, die nicht im Dienst stehen, festgelegt und unwirksam gemacht
                              									sein müssen. Die Quittirung geschieht immer nur durch den Apparat D3 auf automatischem
                              									Wege. Was endlich die Distanztelegraphen anbelangt, so
                              									sind für dieselben wieder zwei getrennte Leitungsanlagen, eine für Backbord, die
                              									andere für Steuerbord, erforderlich. In jedem dieser Schliessungskreise sind der in
                              									der Telegraphenkammer C aufgestellte Stromsender E und die bei den Geschützständen angebrachten
                              									Zeichenempfänger E1
                              									E2
                              									E3
                              									E4 eingeschaltet.
                              									Unmittelbar neben den beiden Stromsendern E (Fig. 5) befindet sich in
                              										C auch das Galvanometer F2 des Fiske'schen Distanzmessers. Die zum letzteren gehörigen zwei Fernrohrständer
                              									sammt Telephonsatz sind über Deck bei F und bei F1 (Fig. 4) aufgestellt.
                              									Während eines Gefechtes oder vielmehr schon vor Beginn desselben werden von dem
                              									damit betrauten Officier die jeweiligen Entfernungen des zu beschiessenden Objectes
                              									von F2 abgelesen und
                              									unverzüglich mit dem entsprechenden Stromsender E an
                              									die Geschützstände mitgetheilt. In der gepanzerten Telegraphenkammer C laufen auch die Kabelleitungen sämmtlicher
                              									elektrischen Schiffseinrichtungen zusammen und sind hier zu einem eigenen, mit den
                              									erforderlichen Messinstrumenten versehenen Versuchstisch geführt, wo der Zustand der
                              									Leitungen und Stromquellen zu jeder Zeit rasch und mit der grössten Genauigkeit
                              									geprüft werden kann.
                           Zur theilweisen oder vollständigen Ausführung der vorstehend geschilderten
                              									elektrischen Anlagen werden vielfach die auf Grund mehrjähriger, sorgfältiger
                              									Versuche und Erfahrungen vervollkommneten Zeigertelegraphen von Willis und Robinson benutzt, mit welchen Apparaten
                              									zuerst das englische Kriegsschiff Howe, dann das in den
                              									nordamerikanischen Gewässern stationirte Flaggenschiff Blake, ferner das der Kanalflotte zugetheilte Flaggenschiff Royal Sovereign und jüngst das neue Flaggenschiff der
                              									Mittelmeerflotte Ramilies u.a. ausgerüstet worden sind.
                              									Solche Willis und- Robinson'sche elektrische
                              									Telegrapheneinrichtungen haben ferner auch der französische Kreuzer Jeanne d'Arc, das italienische Panzerschiff Lepanto, der holländische Kreuzer Van Speijk, der Kreuzer Maine der nordamerikanischen Flotte, der Kreuzer Capitain Prat der Republik Chile u.s.w.
                           Die Anordnung eines Willis-Robinson'schen Stromsenders
                              									erhellt aus Fig. 6; derselbe ist insoweit eigentlich
                              									ein selbsthätiger, als die einzelnen Stromsendungen, welche zum Weiterrücken des
                              									Zeigers am zugehörigen Zeichenempfänger erforderlich sind, nicht unmittelbar mit der
                              									Hand, sondern mit Hilfe der Speiche P, eines
                              									Räderwerkes und einer Contactvorrichtung entsendet werden. Das Räderwerk und die
                              									Contactvorrichtung sind nebst einigen Nebeneinrichtungen in einer vollkommen
                              									wasserdicht verschlossenen Metallbüchse B untergebracht, aus deren
                              									Hinterwand bloss die Hauptachse x des Räderwerkes so
                              									weit vorragt, dass sich die Speiche P darauf aufstecken
                              									und festkeilen lässt. Wird der Apparat, wie z.B. bei den Distanztelegraphen,
                              									lediglich als Stromsender verwendet, welcher Fall, als der einfachere, hier zuerst
                              									in Betracht gezogen werden möge, so ist die trommelförmige Schutzbüchse B vorn mit dem betreffenden Zifferblatte – im genannten
                              									Beispiel also mit der Zeigertafel Fig. 3 –
                              									abgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 42
                              Fig. 6.Willis-Robinson's Stromsender.
                              
                           Die Achse X hat dann einen Fortsatz, welcher durch eine
                              									Oeffnung des Zifferblattes hindurch reicht, und auf welchem ein Zeiger aufgesteckt
                              									wird. Vor diesem Zeiger ist B nochmals durch eine
                              									starke, in den Metallrahmen eingekittete Glasplatte abgeschlossen. Die Speiche P und der Zeiger sitzen also gemeinsam auf X fest, und die jeweilige Lage des letzteren
                              									kennzeichnet daher stets genau die Lage der ersteren. Die Stromgebung erfolgt, indem
                              									der Telegraphirende die Speiche P, welche durch eine
                              									Federklinke in der in Fig. 6 dargestellten Ruhelage
                              									festgehalten wird, mit der Hand am Griff A erfasst,
                              									ausklinkt und so weit nach rechts oder links umlegt, bis der Zeiger auf das zu
                              									telegraphirende Feld einspielt. Hierdurch wird gleichzeitig auch das auf X festsitzende Zahnrad R1 mitbewegt, welches in das Trieb einer
                              									Contactwalze W eingreift und diese in rasche
                              									Umdrehungen versetzt. Zum Stromsender sind drei vom zugehörigen Zeichenempfänger
                              									kommende Leitungen zugeführt und ebenso ein vierter, als Rückleitung dienender
                              									Draht, in welchem die Batterie eingeschaltet ist. Diese vier wohlisolirten
                              									Leitungen, welche zusammen ein etwa 1 Zoll dickes Kabel bilden, schliessen mit ihren
                              									Enden bei den Klemmen 1, 2, 3 und 4 an; davon stehen 1, 2
                              									und 3 mit je einer Blattfeder in leitender Verbindung,
                              									welche drei Federn parallel neben einander, wie die Zähne eines Kammes, an einem
                              									Ebonit- oder Elfenbeinsteg befestigt sind und zeitweilig und der Reihe nach mit der
                              									metallenen Walze W,
                              									wenn diese bewegt wird, in Contact gerathen. Auf W
                              									befindet sich nämlich genau unter jeder der drei Contactfedern ein auf der Walze
                              									aufgelöthetes Ringstück aus Neusilber, welches ein Drittel des Walzenumfanges lang
                              									ist. Diese drei Ringstücke, Contactwülste, sind auf W um je ein Umfangsdrittel versetzt, so dass bei der
                              									Bewegung des W im ersten Umdrehungsdrittel der erste
                              									Contactwulst mit der Feder 1, im zweiten der zweite
                              									Wulst mit der Feder 2 und im dritten Drittel der
                              									Umdrehung das dritte Ringstück mit der Contactfeder 3
                              									in Berührung gelangt. Da nun W und die daransitzenden
                              									Contactwülste mit der Klemme 4, d.h. mit der zur
                              									Batterie führenden Leitung verbunden sind, so erfolgt durch die mittels der Speiche
                              										P herbeigeführten Umdrehungen der Walze W eine Stromentsendung in die Leitungen 1, 2 und 3 von bestimmter
                              									Reihenfolge und in einer Anzahl, welche dem Winkel proportional ist, um welchen P aus seiner normalen Ruhelage gebracht wird. Diese
                              									Reihenfolge der Stromschliessungen lauten je nach der Richtung, in welcher die
                              									Verschiebung von P geschieht, entweder 1, 2, 3, 1, 2, 3 u.s.w. oder 1,
                                 										3, 2, 1, 3, 2 u.s.w., und vermöge dieses Umstandes bewegt sich denn auch
                              									der Zeiger des Empfangsapparates ganz übereinstimmend mit der Stromsenderspeiche P nach rechts oder nach links. Zum Stromsender gehört
                              									als Nebeneinrichtung noch eine Centrifugalbremse V,
                              									welche durch ein in R1
                              									eingreifendes kleineres Zahnrad in Umdrehungen versetzt wird; dieselbe erlaubt für
                              										R1 und also auch
                              									für P nur eine bestimmte
                              									Maximal-Umdrehungsgeschwindigkeit, wodurch es unmöglich gemacht wird, den Arm A rascher zu verstellen, als es für die sichere Abgabe
                              									der Stromfolge bezieh. zur zuverlässigen Darstellung der Zeichen statthaft wäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 42
                              Zeichengeber.
                              
                           Was den Zeichengeber anbelangt, welchen Fig. 7 und 8 in der Ansicht (von
                              									rückwärts bei abgehobener Verschlussplatte) und Fig. 8 in einer
                              									Draufsicht darstellt, so kann derselbe gewissermaassen mit der Brotherhood'schen dreicylindrigen
                              									Rotationsdampfmaschine verglichen werden; die Stelle der Cylinder vertreten die drei
                              									auf dem Zifferblatte NN befestigten Elektromagnete M1,
                              									M2 und M3, welche, je nachdem sie stromdurchflossen oder
                              									stromlos sind, ihre Anker anziehen oder loslassen. Jeder Elektromagnetanker trägt
                              									einen kleinen, mit einer Rolle versehenen Fortsatz, mit welchem er, sobald er von
                              									seinem Elektromagneten angezogen wird, in das Sternrad R eingreift. Diese drei Rollendaumen r1,
                              									r2 und r3 sind so auf den
                              									Ankern festgemacht, dass sie ein gleichschenkeliges Dreieck darstellen, in dessen
                              									Mittellinie sich die Drehachse des mit sieben Zähnen versehenen Sternrädchens R befindet; auf dieser Achse sitzt auch noch ein
                              									Zahnrad, das in ein Getriebe eingreift, auf dessen Achse x1 der sich vor dem Zifferblatte NN bewegende, in der Zeichnung nicht dargestellte
                              									Zeiger des Zeichenempfängers steckt. Zufolge dieser letzteren Uebertragung wird die
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit des Zeigers entsprechend kleiner gemacht als jene des
                              									Sternrädchens, d.h. gleich gemacht der Geschwindigkeit, mit welcher die
                              									stromsendende Kurbel P (Fig.
                                 										6) bewegt wird. Die im gemeinsamen Kabel vom zugehörigen Stromsender und
                              									von der Batterie kommenden, schon früher erwähnten Leitungen 1, 2, 3 und 4 sind zu den gleichlautend
                              									bezeichneten Klemmen angeschlossen; das eine Spulenende des Elektromagnetes M1 ist mit 1, jenes von M2 mit 2 und das von M3 mit 3 in leitende Verbindung gebracht, wogegen die drei
                              									anderen Spulenenden zur Klemme 4 verbunden sind. Sobald
                              									nach einander in die Leitungen 1, 2 und 3 Ströme gelangen, greifen die Rollendaumen der
                              									betreffenden Elektromagnete in gleicher Reihenfolge in R ein und jeder Rollenstift rückt R ein
                              									Stückchen weiter. Die auf solche Weise entstehende Drehung des Rädchens R erfolgt nach links, wenn die Kurbel P (Fig. 6) des
                              									Stromgebers nach rechts gedreht wird, und umgekehrt; die Zeigerachse x1 erhält jedoch
                              									ersichtlichermaassen durch die gerade vorher erwähnte Zahnradübertragung dieselbe
                              									Drehungsrichtung, wie die Stromgeberkurbel. Der Zeichenempfänger befindet sich, wenn
                              									er allein für sich ist, in eben einer solchen trommelförmigen, rückwärts durch einen
                              									metallenen Deckel und vorn durch das Zifferblatt und schliesslich durch eine starke
                              									Glastafel dicht abgeschlossenen Büchse, wie der Stromsender, wenn dieser lediglich
                              									als solcher eingerichtet ist. Sollen aber Zeichenempfänger und Stromsender zu einem Apparate vereinigt werden, wie dies
                              									beispielsweise bei den Maschinenraumtelegraphen (vgl. Fig.
                                 										1) regelmässig der Fall zu sein pflegt, so kommen sie ohne weitere
                              									Aenderung ihrer sonstigen gewöhnlichen Anordnung hinter einander in einen einzigen
                              									cylindrischen Schutzkasten; nur die Zeigerachse x1 des Zeichenempfängers (Fig. 8) wird etwa hohl
                              									gemacht werden müssen, um die Zeigerachse X des
                              									Stromsenders (Fig. 6) durchzulassen, und dann laufen
                              									also zwei Zeiger, die sich natürlich durch Form und Farbe deutlich von einander
                              									unterscheiden sollen, vor dem Zifferblatte. Ebenso wohl kann der besondere Zeiger
                              									für den Stromsender wegbleiben, wenn an dem Senderarm knapp ausserhalb der
                              									Trommelwand ein Bügel festgemacht ist, dessen zeigerförmiges Ende den Rand des
                              									Zifferblattes, wie es in Fig. 1 angedeutet erscheint,
                              									übergreift und sonach die jeweilige Stellung der Senderspeichen, bezogen auf die
                              									Felder der Zeichenscheibe, genau kennzeichnet.
                           Wenn schliesslich sowohl am Anfangs- als wie am Endpunkte einer
                              									Schiffstelegraphenanlage Apparate nöthig werden, in welchen Stromsender und
                              									Zeichenempfänger vereinigt sind, dann erhält jeder dieser Apparate einen
                              									Ausschalter, damit mit den besprochenen vier Leitungen
                              									für den Betrieb das Auslangen gefunden werde, wogegen ohne Ausschalter mindestens
                              										neun Leitungen erforderlich würden. Dieser
                              									Ausschalter, welcher stets den eigenen Zeichenempfänger von den Leitungsanschlüssen
                              									lostrennt, indem er einfach die leitende Verbindung zwischen den drei
                              									Elektromagnetspulen und der Klemme 4 unterbricht, so
                              									lange der Stromsender benutzt wird, ist im Handgriffe A
                              										(Fig. 1 und 6)
                              									derart angebracht, dass er jedesmal in Wirksamkeit tritt, sobald man zum Ausklinken
                              									der Stromgeberspeiche P (Fig.
                                 										1 und 6) dieselbe beim Griff A anfasst. Bis P wieder in
                              									seine Ruhelage zurückgebracht und A ausgelassen wird,
                              									erfolgt auch wieder von selbst die Einschaltung des Zeichenempfängers. Diese
                              									Anordnung bietet auch Schutz gegen Signalfälschungen, welche etwa bei anderen
                              									Systemen entstehen könnten, wenn zufällig die Stromsender an zwei Apparatstellen
                              									gleichzeitig zur Anwendung kämen, da unter der gleichen Voraussetzung im
                              									beschriebenen Falle an beiden Empfangsapparaten überhaupt keine Telegraphenzeichen hervorgerufen werden können.