| Titel: | Schnellaufende Motoren mit Dampfbetrieb. | 
| Autor: | Freytag | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 49 | 
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                        Schnellaufende Motoren mit
                           								Dampfbetrieb.
                        (Schluss des Berichtes S. 25 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Schnellaufende Motoren mit Dampfbetrieb.
                        
                     
                        
                           Die von Jules Joly ausgestellte, als 35pferdig
                              									bezeichnete Maschine mit 300 mm Cylinderdurchmesser und 500 mm Kolbenhub
                              									veranschaulichen die Abbildungen Fig. 30 bis 32.
                           Bei dieser Maschine bewegen sich Cylinder und Kolben in entgegengesetztem Sinne zu
                              									einander und wirken beide unter Vermittelung dreier Schubstangen B1, B2,
                              									B3 auf die mit drei
                              									Kröpfungen – die eine um 180° gegen die beiden anderen versetzt – versehene
                              									Schwungradwelle A, welche sich in zwei Lagern P des Maschinengestelles B
                              									führt. An der mittleren Kröpfung greift die mit dem Kreuzkopfe K der Maschine, an den beiden äusseren je eine mit dem
                              									Cylinder C gelenkig verbundene Schubstange an.
                           Der Cylinder gleitet auf einer in das Maschinengestell eingelassenen Platte T, welche in ihrer Mitte einen Längsschlitz für den
                              									austretenden Dampf hat, der durch die entsprechende Höhlung des Gestelles und das
                              									anschliessende Rohr O ins Freie entweicht. Die
                              									Führungsschienen des Cylinders sind mit G, diejenigen
                              									des Kreuzkopfes mit S bezeichnet.
                           Auf einem am Maschinengestell angegossenen Consol L ist
                              									ein Gusstück befestigt, welches einerseits das Drosselventil X mit darüber liegendem Regulator, andererseits eine Stopfbüchse für den
                              									am Schieberkastendeckel aufgeschraubten Einströmstutzen E, der sich teleskopartig in dem Gusstücke hin und her bewegt, trägt.
                           Auf jedem Ende der Kurbelwelle ist ein Schwungrad aufgekeilt.
                           Zur Dampfvertheilung dient eine gewöhnliche Meyer-Steuerung, deren Expansionsschieber
                              									mittels des Handrades V verstellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 49
                              Joly's Dampfmaschine.
                              
                           Als Vorzüge der Maschine im Vergleich mit einer gewöhnlichen Maschine von denselben
                              									Abmessungen werden genannt:
                           
                           1) Der geringe Raum, welchen eine derartige Maschine von bestimmter Leistung
                              									einnimmt.
                           2) Da der Dampf nur auf die beweglichen Theile wirkt, erhält der Rahmen keine
                              									Erschütterung, der Gang der Maschine ist ohne Zittern und Stösse. In Folge dessen
                              									kann das Fundament sehr verkleinert, selbst unterdrückt werden. (!)
                           3) Da der Cylinder und der Kolben je die Hälfte des Hubes machen, bleibt man bis
                              									Verdoppelung der Tourenzahl noch in denselben Grenzen der absoluten Geschwindigkeit
                              									der Organe.
                           Man hat also die Leistung der Maschine ohne Schaden vermehrt.
                           Brems versuche haben nach Angabe der Erbauerin ergeben, dass trotz der bedeutenden
                              									sich in Bewegung befindlichen Massen die von der Reibung und Trägheit der einzelnen
                              									Theile herrührenden Arbeitsverluste durch die Unterdrückung der Reactionen auf das
                              									Gestell reichlich ausgeglichen werden. (Von einer Unterdrückung der Reactionen auf
                              									das Gestell kann erst dann die Rede sein, wenn die in Bewegung befindlichen Massen
                              									sich vollständig ausgleichen, d.h. wenn im vorliegenden Falle das Gewicht von Kolben
                              									mit Stange, Kreuzkopf und Schubstange B3 gleich dem Gewichte des Cylinders sammt Zubehör
                              									und den beiden Schubstangen B1
                              									B2 wäre. Dies ist
                              									thatsächlich wohl kaum der Fall.)
                           Die Fig. 33 und 34
                              									dargestellte schnellaufende Dampfmaschine der Werkstätte für
                                 										Maschinenbau vorm. Ducommun in Mülhausen mit zwei Kolben in einem
                              									gemeinsamen Cylinder fiel durch ihren ruhigen Gang vortheilhaft auf.
                           Der Dampf tritt in der Mitte des Cylinders zwischen die beiden Kolben ein und treibt
                              									sie aus einander, wirkt sonach auf die Kolben einseitig. Der Cylinderraum steht an
                              									beiden Enden mit dem Dampfaustrittskanale durch doppelte Schlitze in Verbindung; von
                              									diesen dienen die beiden mittleren der Vorausströmung kurz vor Beendigung der
                              									Kolbenhübe, während die beiden äusseren die äusseren Cylinderräume in steter
                              									Verbindung mit dem Dampfausströmungsraume halten. Zur Regulirung der
                              									Dampfvertheilung dient ein von einem Excenter der Schwungradwelle bewegter
                              									Kolbenschieber mit fester Expansion.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 50
                              Fig. 33.Dampfmaschine von Ducommun.
                              
                           Die Uebertragung der Kolbenbewegungen auf die genau unter der Mitte des Cylinders
                              									gelagerte Kurbelwelle erfolgt von den Kolbenstangen aus durch zwei symmetrisch zur
                              									Mittellinie der Maschine angeordnete zweiarmige Hebel mittels Kuppelstangen, welche
                              									zwei einander diametral gegenüberliegende Kurbelzapfen der zu dem Zwecke doppelt
                              									gekröpften Welle angreifen. Die an den Kolbenstangen angreifenden Arme der Hebel
                              									sind, um die Kolbengeschwindigkeiten innerhalb zulässiger Grenzen zu halten und
                              									trotzdem die Kurbelgeschwindigkeit möglichst gross machen zu können, kürzer
                              									gehalten als die unteren, mit den Kuppelstangen verbundenen Arme.
                           Durch die beschriebene Anordnung werden die Massenwirkungen vollständig ausgeglichen
                              									und erreicht, dass der Schwerpunkt der Maschine während des Ganges seine Lage
                              									beibehält.
                           Da der Dampf nur zwischen die Kolben eintritt, folgt ferner, dass sämmtliche
                              									Lagerschalen auch nach etwaiger Abnutzung stets anliegen und Stösse in Fortfall
                              									kommen; dies gilt auch von den Steuerorganen, da der Druck des einströmenden Dampfes
                              									stets nur auf die obere Fläche des Kolbenschiebers wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 50
                              Fig. 34.Dampfmaschine von Ducommun.
                              
                           Kurbelzapfen und Steuermechanismus werden durch ein im geschlossenen Rahmen
                              									befindliches Oelbad beständig geschmiert, während dem Cylinder selbsthätig Oel
                              									zugeführt wird und die übrigen Reibungsflächen sämmtlich von besonderen
                              									Schmiergefässen aus bedient werden. Zur Regulirung der Geschwindigkeit dient ein in
                              									das Schwungrad der einen Maschinenseite eingebauter Federregulator, welcher auf ein
                              									entlastetes Drosselventil wirkt.
                           Die Maschinen lassen sich auch als Verbundmaschinen mit zwei oder mehreren Cylindern
                              									bauen.
                           Bei Anwendung von Condensation wird das Vacuum durch ein besonderes Auslassventil
                              									nach der Aussenseite der Kolben des grössten Cylinders verlegt, so dass die
                              									Innenseite, wo die letzte Expansion vor sich geht, nie der abkühlenden Wirkung des
                              									Condensators ausgesetzt ist.
                           Die schnellaufende Dampfmaschine von H. Grafton in
                              									London (1893 288 * 223) hat nach Engineering vom 11. Mai 1894 in neuerer Zeit verschiedene Verbesserungen
                              									erfahren; ihre jetzige Gestalt zeigen die der Zeitschrift
                                 										des Vereins deutscher Ingenieure, 1894 S. 914, entnommenen Abbildungen Fig. 35 und 36.
                           Der Maschinenrahmen besteht aus den beiden Gusstücken A
                              									und B, die in ihrer Theilfuge mit Ansätzen für die
                              									Lagerschalen der Kurbelwelle versehen und durch Bolzen mit einander verschraubt
                              									sind. In dem oberen Theil A sind von beiden Enden aus
                              									die den Dampfcylinder bildenden Stücke G und F mit einem kleinen Trennungsspalt S eingesetzt, der als Einströmkanal dient und bei seiner verhältnissmässig
                              									grossen Länge nur geringe Breite zu haben braucht, um dem einströmenden Dampf einen
                              									genügenden Querschnitt zu bieten. Ringförmige, an das Aufsatzstück A angegossene Kanäle K und
                              										E bilden die Verbindungswege zwischen
                              									Schieberspiegel und den Rohren für ein- und austretenden Dampf; letzterer entweicht
                              									durch Löcher der Cylinderwandung während der Auspuffperiode in den Kanal E.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 51
                              Dampfmaschine von Grafton.
                              
                           Die beiden gusseisernen Kolben P und V bewegen sich grösstentheils in entgegengesetzter
                              									Richtung. Während der untere kastenförmige Kolben P
                              									durch die Schubstange O mit der mittleren
                              									Wellenkröpfung unmittelbar in Verbindung steht, wird die Bewegung des oberen
                              									Scheibenkolbens V, der gleichzeitig als Schieber dient
                              									und zu dem Zwecke an seinem Umfange mit einer Anzahl Durchbohrungen versehen ist,
                              									mittels eines Querhauptes und zweier Schubstangen auf die Kurbelwelle übertragen.
                              									Das Querhaupt ist durch einen Kugelzapfen mit dem stark verrippten Kolben verbunden.
                              									Die Wellenkröpfungen sind um 135° versetzt, so dass der Schieber noch nicht in
                              									seiner äussersten Stellung angekommen ist, wenn die Kolbenflächen ihren grössten
                              									oder geringsten Abstand erreicht haben; mithin gibt diese Anordnung eine principiell
                              									gleiche Dampfvertheilung wie der Schieberantrieb durch ein unter einem gewissen
                              									Voreilwinkel aufgekeiltes Excenter.
                           Die Maschinen arbeiten mit 0,25 Füllung und 20 Proc. Vorausströmung, während die
                              									Compression bei 54 Proc. und die Voreinströmung bei 97,5 Proc. des wirklichen Hubes
                              									beginnt. Letzterer berechnet sich als grösste Dreieckseite c eines stumpfwinkeligen Dreieckes, dessen beide anderen, den Kurbelradien
                              									entsprechenden Seiten a und b einen Winkel a = 135° einschliessen zu
                           
                              c=\sqrt{a^2+b^2-2\,a\,b\,cos\,\alpha}
                              
                           Das im untersten Theil der Maschine stehende Gemisch von Oel und Wasser gelangt durch
                              									die kastenförmigen Angüsse M des Aufsatzstückes A in den obersten Theil der Maschine, deren einzelne
                              									Theile so einem steten Sprühregen ausgesetzt sind.
                           Versuche an einer Maschine mit 305 mm Cylinderdurchmesser und 159 mm Kolbenhub,
                              									welche bei 603,5 minutlichen Umdrehungen und einem Anfangsdruck von 7 at eine
                              									Leistung von 36,2 indicirten  entwickelte, ergaben einen
                              									Speisewasserverbrauch von 12,8 k für 1 indicirte  und Stunde; dieselbe
                              									Maschine soll bei 650, in kleineren Ausführungen sogar bei 850 minutlichen
                              									Umdrehungen vollkommen geräuschlos und ohne jede Erschütterung arbeiten. Die
                              									Schubstangen der Maschinen sind 8- bezieh. 15mal so lang wie die zugehörigen
                              									Kurbelradien.
                           Eine eigenartige schnellaufende Dampfmaschine von E.
                                 										Levêque in Herstall (Belgien) mit sechs im Kreise angeordneten
                              									Doppelcylindern, deren Kolben gegen eine schwingende Scheibe wirken, derart, dass
                              									durch den nach Art eines Rotationspendels sich bewegenden Kraftarm derselben eine
                              									Drehung auf die Kraftwelle übertragen wird, veranschaulichen die dem Engineering, 1894, entnommenen Abbildungen Fig. 37 bis 39.
                           Ueber jedem der sechs Hochdruckcylinder A ist ein
                              									Niederdruckcylinder B angeordnet. Die Dampfvertheilung
                              									bei den Hochdruckcylindern besorgt der Schieber D,
                              									diejenige bei den Niederdruckcylindern der Schieber D1. Beide Schieber werden von ein und
                              									demselben Excenter V gesteuert. Die Schieber sind in
                              									einander geschachtelt und in ähnlicher Weise wie die Kolben in den Cylindern durch
                              									einen eingelegten Dichtungsring an einander abgedichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 51
                              Dampfmaschine von Levêque
                              
                           Schieber D vermittelt den Ein- und Auslass des Dampfes
                              									durch Kanäle l und gleitet auf einem Ringe K, welcher in einer Ringnuth beweglich und, von unten
                              									behufs Ausgleiches seines Gewichtes durch Federn angedrückt, eine Scheidewand
                              									zwischen der Dampfeinlasskammer E und der
                              									Dampfauslasskammer H bildet. Unter diesen Ring K kann aus Kammer E Dampf
                              									treten, der, von unten nach oben wirkend, den Druck ausgleicht, welcher von oben
                              									nach unten auf den Schieber D durch den Dampf ausgeübt
                              									wird, der in einer zwischen den Schiebern D, D1 gebildeten ringförmigen Kammer C enthalten ist. Diese Kammer, in welche der Dampf aus
                              									den Hochdruckcylindern A tritt, dient als Aufnehmer;
                              									von hier tritt der Dampf durch die vom Schieber D1 hinter einander freigelegten sechs Kanäle L in die Niederdruckcylinder. Der Schieber D1 lässt gleichzeitig
                              									den Dampf in den Dampfraum H ausströmen, wenn die im
                              									obersten Hubpunkte angelangten Kolben zurückgehen.
                           Der Schieber D hat ebenso wie der Schieber D1 eine doppelcylindrische Wand,
                              									zwischen welcher ein ringförmiger Raum G gebildet wird,
                              									der als Isolirraum zwischen den Kammern C und H dient und die Abkühlung des Dampfes im Aufnehmer C verhindert.
                           Die äussere cylindrische Wand der Cylinder ist von einem Dampfmantel umschlossen.
                           An der Stelle, an welcher das Dampfeinlassrohr in diese Kammer eintritt, befindet
                              									sich ein vom Regulator bethätigtes Drosselventil.
                           Mit dieser Einrichtung soll eine Dampfersparniss erzielt werden, wie sie bei den
                              									ersten Sechscylindermaschinen (Amerikanische Patente Nr. 165139 und Nr. 243112)
                              									mangelte. Die Anwendung der Hochdruckcylinder nach dem Verbundsystem hat
                              									andererseits den Zweck, eine Compression beim Rückgang der Kolben herbeizuführen,
                              									welche genügt, um letztere in Anlage an der schwingenden Scheibe F zu halten.
                           Die Maschine kann sowohl wagerechte als senkrechte Anordnung erhalten; letztere
                              									Anordnung ist wegen der leichteren Oelung der einzelnen Theile vor zuziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 52
                              Fig. 40.Dampfmaschine von der Globe Engineering Co.
                              
                           Eine von der Globe Engineering Company, Limited, in
                              									Manchester für eine Spinnerei gebaute schnellaufende Condensationsverbundmaschine
                              									entwickelt bei 250 minutlichen Umdrehungen 300 .
                           Die Maschine, deren Seitenansicht Fig. 40 im Schnitt
                              									darstellt, hat vier Cylinder, von denen die beiden Hochdruckcylinder a über den beiden Niederdruckcylindern a1 angeordnet sind. Die
                              									Kolben sitzen an je einer gemeinschaftlichen hohlen Stange b und wirken mittels der Pleuelstangen k auf
                              									zwei um 180° gegenseitig versetzte Kurbeln. Zur Steuerung je zweier
                              									zusammengehöriger Cylinder dienen drei Kolben c, c1,
                              									c2 an der
                              									gemeinschaftlichen hohlen Stange d; letztere ist mit
                              									dem Gleitklotze e verbunden und erhält ihre Bewegung
                              									durch die Stange f, den Hebel g, dessen Welle und eine Stange von einem Excenter der Kurbelwelle l aus.
                           Die Steuerkolben gleiten in Büchsen b, b1,
                              									b2, von denen die zwei ersteren zwei Reihen und die
                              									letztere eine Reihe Oeffnungen haben. Der Dampf tritt zuerst in den
                              									Hochdruckcylinder a über dessen Kolben und dehnt sich
                              									hier arbeitverrichtend aus, strömt dann unter den Kolben desselben Cylinders, ohne
                              									Arbeit zu verrichten, und erst beim zweiten Kolbenniedergange über den Kolben des
                              									Niederdruckcylinders, von hier nach vollbrachter Arbeit beim zweiten
                              									Kolbenaufgange unter den Kolben desselben Cylinders, ohne Arbeit zu verrichten,
                              									danach in den Condensator.
                           Die Maschine setzt sich hiernach aus zwei gekuppelten einfachwirkenden Dampfmaschinen
                              									zusammen, die auf eine gemeinschaftliche Kurbelwelle arbeiten. Die Grundplatte ist
                              									in der Mitte zu einem Kasten ausgebildet, in welchem sich ein Gemisch von Oel und
                              									Wasser befindet, in welches die Kurbeln, Gegengewichte und Pleuelstangenköpfe bei
                              									jeder Umdrehung eintauchen, so dass durch das umhergeschleuderte Oel alle bewegten
                              									Theile geschmiert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 52
                              Fig. 41.Dampfmaschine von Charlesworth and Co.
                              
                           Eine doppeltwirkende, von dem Gestelle vollständig eingeschlossene schnellaufende
                              									Dampfmaschine stehender Anordnung von S. Charlesworth and
                                 										Co. in Oldham veranschaulicht die dem The
                                 										Engineer vom 21. September 1894 S. 251 entnommene Abbildung Fig. 41. Das Gestell besteht aus zwei gusseisernen,
                              									zusammengeschraubten Hälften, von denen die hintere Hälfte den Cylinder und die
                              									Führungen für den Kreuzkopf trägt, während die vordere Hälfte leicht abgenommen
                              									werden kann, um Reparaturen o. dgl. an der Kurbel und den anderen in Bewegung
                              									befindlichen Theilen vornehmen zu können. Für gewöhnliche Zwecke sind diese Theile
                              									nach Abnahme eines an der. vorderen Gestellhälfte angeordneten Deckels
                              									zugänglich.
                           Die Maschine hat 178 mm Cylinderdurchmesser, 152 mm Kolbenhub und leistet mit 4,2 at
                              									Dampfspannung bei 350 minutlichen Umdrehungen 10 effective ; sie arbeitet
                              									mit Kolbenschiebern und einem mit dem entlasteten Drosselventil verbundenen
                              									Pickering-Regulator.
                           Eine andere doppeltwirkende, stehende Dampfmaschine von 203 mm Cylinderdurchmesser
                              									und 152 mm Kolbenhub, welche 325 Umdrehungen in der Minute macht, beschreibt The Engineer vom 21. December 1894.
                           
                           Bei dieser Maschine wird, wie Fig. 42 erkennen
                              									lässt, die Schieberstange in gleicher Weise wie die Kolbenstange mittels eines
                              									Kreuzkopfes geführt; bemerkenswerth ist auch die auf der Abbildung erkennbare
                              									Construction der Kurbelwellenlager.
                           Der kräftig gehaltene Maschinenständer ist mit der Grundplatte aus einem Stück
                              									gegossen. Der direct auf der Kurbelwelle angeordnete Regulator bethätigt ein
                              									entlastetes Drosselventil, welches mit dem Absperrventil in einem
                              									gemeinschaftlichen, vorn am Cylinder befestigten Gehäuse liegt.
                           Die Maschinen werden in verschiedenen Grössen von Alex.
                                 										Shanks and Son, Limited, in London ausgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 53
                              Fig. 42.Dampfmaschine von Shanks and Son.
                              
                           J. P. Hall and Co. in Oldham haben nach The Engineer vom 3. August 1894 S. 108 für kleinere
                              									elektrische Beleuchtungsanlagen eine mit der Dynamo direct gekuppelte, Fig. 42. stehende Zwillingsmaschine mit Cylindern von
                              									je 114 mm Durchmesser und 76 mm Kolbenhub in den Handel gebracht, welche bei 500
                              									minutlichen Umdrehungen 7,5 indicirte  leisten; die Dynamo liefert bei
                              									dieser Geschwindigkeit Strom von 100 Volt Spannung.
                           Auf der kastenförmigen Grundplatte sind Dynamo und zwei gusseiserne Ständer von
                              									H-förmigem Querschnitt zum Tragen der mit ihren Schieberkasten aus einem Stück
                              									gegossenen Cylinder befestigt. Zur Dampfvertheilung dienen Kolbenschieber. Die
                              									Geschwindigkeit der Maschine regelt ein Pickering-Regulator durch Drosselung des
                              									Einströmdampfes.
                           Ebenfalls für elektrische Beleuchtungszwecke oder auch zum Betreiben von
                              									Ventilatoren, Pumpen u. dgl. haben Ransomes in Sims und
                              										Jefferies in Ipswich zwei stehende doppeltwirkende
                              									schnellaufende Dampfmaschinen in von einander verschiedenen Ausführungen construirt,
                              									deren Abbildungen im The Engineer vom 27. Juli 1894
                              									gegeben sind.
                           Die Maschinen weichen insofern von einander ab, als die Geschwindigkeit bei der einen
                              									Maschine mittels des von einem Pickering-Regulator bethätigten Drosselventils, bei
                              									der anderen durch einen auf der Schwungradwelle angeordneten Federregulator geregelt
                              									wird, welch letzterer direct auf den zur Dampfvertheilung dienenden Kolbenschieber
                              									wirkt und damit die Füllungen proportional den Widerständen ändert.
                           In beiden Fällen lässt sich die Geschwindigkeit der Maschine auch nach dem
                              									Ingangsetzen derselben einstellen.
                           Den vorstehend beschriebenen, sämmtlich mit gesättigtem Dampf gespeisten Maschinen
                              									fügen wir Mittheilungen über den von der Eisengiesserei und Maschinenfabrik L. W.
                              									Schröder in Aschersleben gebauten Heissdampfmotor,
                              									System Schmidt, an, welcher in einer verbesserten
                              									Ausführung – mit Dampfsteuerung – auf der vorjährigen Thüringer Gewerbe- und
                              									Industrie-Ausstellung zu Erfurt zum Betreiben einer Pumpenanlage diente.
                           Der Fig. 43 und 44 ersichtliche Motor
                              									hatte 130 mm Cylinderdurchmesser, 200 mm Kolbenhub und lief mit 240 Umdrehungen in
                              									der Minute; er ist mit einem Einlass- und einem Auslassventil versehen, welche beide
                              									selbsthätig durch den Dampf gesteuert werden und beide mittels Feder auf Oeffnung
                              									belastet sind. Irgend welche Steuerungsgelenke sind nicht vorhanden, und es kann
                              									sogar bei Maschinen, bei denen nur eine geringe Gleichförmigkeit des Ganges
                              									erforderlich, der Regulator entbehrt werden. Der Dampf regulirt dann selbst die
                              									Umdrehungszahl der Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 53
                              Heissdampfmotor von Schmidt.
                              
                           Das Arbeiten der Ventile geschieht in folgender Weise:
                           Das Einlassventil wird durch eine Feder so weit offen gehalten, dass die ringförmige
                              									Oeffnung nur einen Bruchtheil von dem Ventilquerschnitt ausmacht, und zwar so lange,
                              									als der Druck zu beiden Seiten des Ventils gleich oder nur unwesentlich verschieden
                              									ist. Bewegt sich nun der Dampfkolben von seiner Endstellung am Boden des Cylinders,
                              									so wird, da das Ventil bei Beginn des Hubes offen ist, der Dampf durch das Ventil
                              									nachströmen. In Folge der Verengung in der ringförmigen Oeffnung des Ventils wird
                              									der Dampf einen gewissen Druckabfall nach der Cylinderseite hin erleiden. Wenn sich
                              									der Kolben noch in der Nähe des todten Punktes befindet, wird dieser Druckabfall nur
                              									gering sein; je weiter er sich aber davon entfernt, um so grösser wird seine
                              									Geschwindigkeit und dem zufolge auch der Druckabfall, so dass schliesslich die
                              									Spannungsdifferenz (etwa ⅓ at) des Dampfes unter und über dem Ventil so gross wird,
                              									dass sie die Federspannung überwindet und das Ventil zudrückt. Durch Drehen eines
                              									Handrades regulirt man den Hub des Ventils und damit die Tourenzahl der Maschine,
                              									denn je grösser die Oeffnung des Ventils ist, um so grösser muss die
                              									Kolbengeschwindigkeit sein, um den zur Ueberwindung der Federspannung erforderlichen
                              									Druckabfall zu erzeugen.
                           
                           Die Hubänderung des Ventils kann auch, anstatt mittels Handrad, durch einen
                              									Regulator besorgt werden, wenn eine grosse Gleichförmigkeit der Bewegung bei
                              									wechselnder Belastung gewünscht wird.
                           Ist die Tourenzahl mittels Handrad eingestellt, so wird die Maschine diese gewünschte
                              									Tourenzahl auch bei wechselnder Belastung innerhalb gewisser Grenzen beibehalten,
                              									denn bei grosser Belastung der Maschine wird das Ventil erst zuschlagen, wenn der
                              									Kolben sich weiter von dem todten Punkt entfernt hat, wo seine Geschwindigkeit
                              									grösser wird; dadurch wird auch die Füllung grösser, während bei geringerer
                              									Belastung der Kolben schon etwas früher die zum Schlusse des Ventils erforderliche
                              									Geschwindigkeit erreicht und damit die Füllung kleiner ausfällt.
                           Das Oeffnen des Ventils geschieht kurz vor dem todten Punkte, sobald die Compression
                              									eine solche Höhe erreicht, dass die Druckdifferenz über und unter dem Ventil nicht
                              									mehr ausreichend ist, die Federspannung zu überwinden und das Ventil geschlossen zu
                              									halten. Beim Anlassen der Maschine oder in Fällen, wo die Compression nicht genügend
                              									hoch ist, drückt der Kolben das Einlassventil selbst auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 54
                              Fig. 45.Kessel zu Schmidt's Motor.
                              a Sicherheitsventil; b
                                 										Speiseventil; c Ablassventil.
                              
                           Der Austritt des Dampfes erfolgt bei 0,9 des Hubes, indem der Kolben in dieser
                              									Stellung einen Kanal in dem Cylinder frei gibt, welcher den Dampf direct in den
                              									Auspuffraum führt. Da dieser Kanal aber beim Rückgange des Kolbens wieder
                              									verschlossen wird, so würde eine Compression von 90 Proc. eintreten, wenn nicht das
                              									Austrittsventil eine zweite Austrittsöffnung freigeben würde. Während der Eintritts-
                              									und Expansionsperiode hält der Dampf im Cylinder das Auslassventil geschlossen,
                              									sobald aber der Dampf aus dem Cylinder entweicht, wird das Ventil durch eine Feder
                              									geöffnet und so lange offen gehalten, bis der Kolben den zweiten Kanal abschliesst,
                              									was bei etwa 20 Proc. des Hubes stattfindet. Jetzt tritt die Compression ein und
                              									sobald diese so hoch ist, dass sie die Federspannung des Auslassventils überwindet
                              									(bei etwa 1/4 at), schliesst die Compression das Ventil, indem sie durch eine dritte
                              									kleine Oeffnung in der Cylinderwand ganz am unteren Ende des Cylinders unter den
                              									Führungskolben des Ventils tritt.
                           Den zur Erzeugung des überhitzten Dampfes dienenden Schlangenrohrkessel mit
                              									Schlammabscheider veranschaulicht Fig. 45.
                           Der Schlammsammler ist beim Betriebe bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt,
                              									während der darüber befindliche Raum als Dampfbehälter Verwendung findet. An
                              									der höchsten Stelle dieses Dampfraumes mündet das Speiserohr.
                           Das Speisewasser fällt durch Anordnung eines Ueberlauftellers in dünnen Strahlen
                              									durch den Dampfraum. Die sich dabei ausscheidenden Kesselstein- und Schlammtheile
                              									setzen sich entweder auf die in der Mitte des Schlammsammlers angebrachte
                              									Scheidewand, oder gelangen durch das hier befestigte Einhängerohr unten auf den
                              									Boden, wo sie sich ihrem specifisch grösseren Gewicht zufolge ablagern. Das
                              									gereinigte Speisewasser tritt unterhalb der Scheidewand in den Schlangenrohrkessel,
                              									wo es, theilweise in Dampf verwandelt, als Gemisch von Dampf und Wasser in den
                              									Dampfraum des Schlammsammlers ausgeworfen wird.
                           Da der Dampfraum sehr klein gewählt ist, wird hier eine vollständige Trennung von
                              									Dampf und Wasser wahrscheinlich nicht stattfinden. Der in den Vorüberhitzer
                              									tretende, stark mit Wasser vermischte Dampf wird hier erst getrocknet und gelangt
                              									als solcher, durch die Feuergase hoch überhitzt, aus dem Hauptüberhitzer in die
                              									Maschine.
                           Die Regelung der Temperatur des überhitzten Dampfes erfolgt durch eine im Rauchrohre
                              									angebrachte Klappe.
                           Hervorzuheben ist der geringe Dampfverbrauch der Maschine, welcher sich nach
                              									angestellten Versuchen auf nur 11,87 k für 1 effective  stellt; bei derartig
                              									kleinen Maschinen rechnet man sonst auf wenigstens 30 k.
                           
                              Freytag.