| Titel: | Ueber Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 127 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Dampfkessel.
                        (Vorhergehender Bericht 1892 286 * 282.)
                        Ueber Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           1) Schutz der Kessel
                           
                              a) gegen fetthaltiges
                                    											Speisewasser.
                              Allgemein bekannt, jedoch bei weitem nicht genug beachtet, ist der verderbliche
                                 										Einfluss fetthaltigen Speisewassers auf das Innere des Kessels. In der letzten Zeit
                                 										sind zwar vielfach Versuche gemacht worden, die schädlichen Beeinflussungen zu
                                 										erforschen, jedoch sind diese Untersuchungen bisher immer nur gelegentlich
                                 										gemacht worden; die wissenschaftlichen, systematischen Forschungen fehlen noch
                                 										fast gänzlich, und doch wäre es eine, eines tüchtigen Chemikers würdige Aufgabe,
                                 										diesen so wichtigen Fragen nachzugehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die
                                 										lang andauernde Wirkung der Erhitzung einen bestimmenden Einfluss ausübt und
                                 										chemische Verbindungen herbeiführt, die mitunter so verhängnissvolle Unfälle
                                 										begünstigen und herbeiführen.
                              Einen lehrreichen Fall, der die Beschädigung von
                                    											Dampfkesseln durch Fett betrifft, bespricht die Zeitschrift des internationalen Verbandes der
                                    											Dampfkessel-Ueberwachungsvereine in der nachfolgend auszüglich
                                 										wiedergegebenen Weise. Bekanntlich sind schon geringe Mengen von Fett im Stande
                                 										störend einzuwirken, indem sie eine schwammige Masse bilden, die so fest an den
                                 										Kesselwandungen haftet, dass sie selbst dem lebhaftesten Wasserumlauf widersteht
                                 										und von diesem nicht abgespült wird. Insbesondere werden diese Ablagerungen
                                 										gefährlich, wenn sie sich an Stellen befinden, die einer hohen Temperatur
                                 										ausgesetzt sind; in solchen Fällen bilden sich gern Beulen. Im vorliegenden
                                 										Falle handelte es sich um neue Einflammrohrkessel von 7 m Länge, 1,4 m
                                 										Manteldurchmesser, 700 bis 550 mm Flammrohrdurchmesser und 12 at Dampfdruck.
                              Die Untersuchung des schadhaft gewordenen linken Kessels ergab, dass der zweite
                                 										Flammrohrschuss seitlich über dem Roste eine Beule von ziemlichem Umfange
                                 										bekommen hatte, so dass ein Ersatz dieses Schusses nothwendig wurde. Die Lage
                                 										der Beule, seitlich über dem Roste, liess auf Wassermangel nicht schliessen,
                                 										denn bei dem ziemlich starken Feuer, welches sich zur Zeit des Unfalles auf dem
                                 										Roste befand, würde das Rohr unzweifelhaft im Scheitel eingebeult worden sein.
                                 										Beim Befahren des Kessels fühlten sich die Wandungen im Inneren des Kessels
                                 										fettig an, es hatte sich ein brauner, fettiger Schlamm abgelagert, der, auf ein
                                 										glühend gemachtes Stück Eisen gestreut, lichterloh brannte. Hiernach konnte kein
                                 										Zweifel obwalten, dass in diesen fettigen Ablagerungen die Ursache zur
                                 										Deformation des Flammrohres gefunden war. Das Fett war durch die
                                 										Oberflächencondensation in die Kessel gelangt, da die ganze Anlage darauf
                                 										eingerichtet war, das Condensationswasser den Kesseln wieder zuzuführen.
                              Die Kesselspeisepumpe saugte das Wasser aus einem offenen eisernen Speise
                                 										Wasserbehälter, über welchem ein mit Holzwolle gefüllter eiserner Kasten
                                 										aufgestellt war. In letzterem sollte das Condensationswasser von der Maschine
                                 										zunächst entfettet werden. Die Anordnung war jedoch dem gedachten Zwecke so
                                 										wenig entsprechend, dass ein grosser Theil des Fettes in das Speisegefäss und
                                 										von hier in die Kessel gelangte. Das beschädigte Flammrohr musste zum Theil
                                 										erneuert werden.
                              Ueber einen ähnlichen Fall berichtet Oberingenieur Abel in dem Geschäftsbericht des Märkischen
                                    											Vereins zur Ueberwachung von Kesseln.
                              Der Schaden, welcher vier Dampfkessel einer Anlage betraf, wurde dadurch
                                 										hervorgerufen, dass der Abdampf aus einer Westinghouse-Maschine zur Erwärmung
                                 										des Speisewassers benutzt und dieses in ungereinigtem Zustande den Kesseln
                                 										zugeführt wurde. Bei sämmtlichen vier Kesseln traten nach 6wöchentlichem
                                 										Betriebe in den Feuerplatten der Flammrohre Durchbeulungen der Bleche ein, ein
                                 										Kessel musste ganz entfernt, die übrigen einer grossen Reparatur unterworfen
                                 										werden. Die Revision der Kessel ergab, dass die Flammrohre mit einer Fettschicht
                                 										überzogen waren. Um die Natur dieser Fettmassen festzustellen, wurden aus den
                                 										Kesseln entnommene Proben untersucht. Es ergab sich, dass die Probe aus einer
                                 										dunkelbraunen, fettig sich anfühlenden, butterartig weichen Substanz bestand,
                                 										welche beim Erwärmen schmolz und bei weiterem Erhitzen mit starkem Fettgeruch,
                                 										helleuchtender Flamme und unter Hinterlassung einer grauweissen Asche
                                 										verbrannte. Die qualitative Untersuchung ergab grosse Mengen von Mineralöl und
                                 										Fett bezieh. Fettöl, welch letzteres zum Theil an Kalk gebunden ist. Die Asche
                                 										bestand vorwiegend aus kohlensaurem Kalk und Chlorverbindungen, – schwefelsaure
                                 										Salze, sowie Eisenoxyd wurden darin nicht gefunden.
                              Die quantitativen Bestimmungen ergaben, dass die Masse 52 Proc. Mineralöl und
                                 										Paraffin, 27 Proc. Fett und Fettöl, zum Theil an Kalk zu Kalkseife gebunden
                                 										enthält; beim Verbrennen hinterblieben 28,2 Proc. Asche von oben angegebener
                                 										Zusammensetzung.
                              Hiernach sind offenbar erhebliche Mengen von Schmieröl in den Kessel gekommen,
                                 										und zwar ein Gemisch von Mineralöl und Fett. Nach der Analyse scheint eine
                                 										Mischung von etwa 2 Th. Mineralöl und 1 Th. Fettöl in den Kessel gelangt zu
                                 										sein. Was den Zusammenhang dieser Ablagerungen mit den vorgekommenen
                                 										Beschädigungen des Kessels anlangt, so sind dem betreffenden Untersuchungsamt
                                 										bereits mehrfach derartige Vorkommnisse bekannt geworden. Der Verlauf der Dinge
                                 										ist in der Regel der, dass die anfänglich auf dem Kesselwasser schwimmende
                                 										Fettmasse sich beim Betrieb mit mineralischen Bestandtheilen des Wassers belädt,
                                 										bis sie schwerer als Wasser geworden ist und zu Boden sinkt. Dieser Bodensatz
                                 										brennt an den heissen Kessel wänden fest, zersetzt sich unter reichlicher
                                 										Gasentwickelung und bildet zuletzt eine blasige Masse, welche die Wärmeleitung
                                 										zum Wasser hindert, und ein Glühendwerden und Ausbeulen der Kesselbleche
                                 										herbeiführen kann.
                              Die Ausführungen vorstehender Berichte decken sich vollständig mit den auch
                                 										anderwärts gemachten Erfahrungen, und es kann daher nur dringend gerathen
                                 										werden, für eine gründliche Entfettung des Speisewassers Sorge zu tragen.
                              Bei der grossen Wichtigkeit der vorhin angeregten Uebelstände mögen noch
                                 										nachfolgende beherzigenswerthe Beispiele, die von Cario in der Zeitschrift des internationalen
                                    											Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine mitgetheilt worden sind,
                                 										hier ihren Platz finden.
                              
                                 „Der erste Fall ereignete sich in der Actienzuckerfabrik Malchin in Mecklenburg. (Der Fabrikdirector v. Kahn hat ausdrücklich gestattet, den Namen
                                    											zu nennen und hat auch die Untersuchungen thatkräftigst unterstützt.) Die
                                    											Fabrik hat zehn Cornwall-Kessel von je 94 qm Heizfläche mit 4,5 at Druck und
                                    											Steinkohleninnenfeuerung im Betriebe. Diese Kessel wurden in den ersten zehn
                                    											Campagnen ausser mit dem von den Dampfmaschinen u.s.w. kommenden
                                    											Condenswasser mit Naturwasser (Peenewasser) gespeist. Obwohl dieses Wasser
                                    											als Speisewasser gut geeignet war, sehr wenig Rückstand in den Kesseln
                                    											hinterliess, auch der zum Schmieren der Maschinen benutzte Talg in den Kesseln
                                    											sich kaum bemerkbar machte und die Kessel während der zehn Campagnen ihres
                                    											Bestehens bei der aufmerksamen und sorgfältigen Wartung in ausgezeichnetem
                                    											Zustande waren, so glaubte die Direction doch nach der 1891er Campagne,
                                    											behufs besserer Ausnutzung der Wärme, als Zusatz zu dem Condenswasser
                                    											Ammoniakwasser aus den Verdampfapparaten statt des Naturwassers benutzen zu
                                    											sollen, ein Verfahren, welches sich in vielen anderen Zuckerfabriken schon
                                    											seit einer Reihe von Jahren gut bewährt hat, so dass auch der
                                    											Ueberwachungsverein ohne Bedenken seine Zustimmung zu der genannten
                                    											Umänderung gab.
                                 
                              
                                 Bei der gewohnten, alle Vorsichtsmaassregeln beobachtenden Betriebsweise
                                    											wurde nach 14tägigem, mit Ammoniakwasser durchgeführtem Betriebe der erste
                                    											Kessel geöffnet und nachgesehen. Dabei fanden sich auffallender Weise unten
                                    											auf der Sohle des Kessels zusammengeballte schwarze Massen vor, deren
                                    											Hauptbestandtheil sich als Fett charakterisirte und sich bei der chemischen
                                    											Untersuchung auch als solches zweifellos herausstellte; diese Massen hatten
                                    											sich in den früheren Campagnen nie gezeigt. Als Erklärung diente die
                                    											Annahme, dass die Maschinenwärter bei Beginn der Campagne in übertriebener
                                    											Vorsicht zu reichliche Mengen Talg zum Schmieren der Maschinen benutzt
                                    											hätten, und dieselben wurden deshalb zur maassvollen Anwendung der
                                    											Schmiermittel angehalten. In der That zeigten die nächsten Kessel bei der
                                    											Besichtigung keine auffallenden Rückstände und man beruhigte sich über die
                                    											gemachte Wahrnehmung, bis plötzlich der siebente Kessel wieder auffallend
                                    											grosse Mengen der fettigen Rückstände aufwies. In Folge eingehender
                                    											Berathung wurde nun die Dampfmaschine nicht mehr mit Talg, sondern mit
                                    											Mineralöl geschmiert, um mit den kleinsten Mengen auszukommen. Ferner sollte
                                    											das Oel schon im Speisesammelgefäss durch tägliches Ueberlaufenlassen
                                    											desselben abgesondert, das Ueberpumpen des Restes aus diesen Gefässen
                                    											vermieden, die Kessel noch häufiger gereinigt, jedenfalls aber die
                                    											Feuerplatten sehr sorgfältig gereinigt und mit Sodalauge abgewaschen werden,
                                    											da diese erfahrungsgemäss am ersten Gefahr laufen, bei Behaftung mit Oel
                                    											eingebeult zu werden. Bei den darauf folgenden Reinigungen ergab sich, dass
                                    											sich keine Oelmassen in den Kesseln angesammelt hatten, und man hielt die
                                    											Kalamität damit für gehoben, jedenfalls so weit, um die Campagne ohne
                                    											Schwierigkeit und Gefahr beenden zu können, um dann durch bauliche
                                    											Umänderungen, Anlage von Oelfiltern u. dgl. definitive Abhilfe zu schaffen.
                                    											Da zeigte sich plötzlich am Morgen des 26. Novembers an dem Kessel Nr. 2 die
                                    											Feuerplatte des rechten Flammrohres eingebeult, so dass sofort das Feuer aus
                                    											dem Kessel entfernt werden musste. Als der Maschinenmeister die anderen
                                    											Kessel besichtigte, fanden sich am Kessel 7 und 10 dieselben Defecte, so
                                    											dass man auch um die anderen Kessel besorgt sein und sie ausser Betrieb
                                    											setzen musste. Darauf wurde jeder einzelne Kessel vom Berichterstatter
                                    											sorgfältig untersucht, wobei sich in den Kesseln grosse Oelmengen vorfanden,
                                    											mit denen auch die Feuerplatten stark behaftet waren. Die überhaupt in die
                                    											Dampfmaschinen geschmierten Oelmengen schienen kleiner zu sein als die seit
                                    											der letzten Reinigung in den Kesseln angesammelten Oelmassen. Diese
                                    											Wahrnehmung liess die Möglichkeit zu, dass das Oel seinen Ursprung nicht
                                    											allein in den Dampfmaschinen, sondern auch in anderen Stellen haben
                                    											konnte, z.B. in den Verdampfapparaten, welchen bekanntlich Oel zugeführt
                                    											wird, zur Vermeidung des Saftüberschäumens.
                                 
                              
                                 Um in diese Verhältnisse einen möglichst klaren Einblick zu gewinnen, wurden
                                    											die drei Oelsorten, 1) Mineralöl für Maschinen, 2) vegetabilisches Oel
                                    											(Cottonöl) für die Verdampfapparate und 3) das in den Kesseln vorgefundene
                                    											Oel, an die königl. mechanisch-technische Versuchsanstalt zu
                                    											Berlin-Charlottenburg zur Identitätsbestimmung geschickt, nach deren
                                    											Gutachten die in den Kesseln vorgefundenen Oelmassen mit dem
                                    											Dampfmaschinenschmieröl übereinstimmten und nur in verschwindend kleinen
                                    											Mengen fettes Oel aus den Verdampfapparaten enthielten.
                                 
                              
                                 Der Zusammenhang aller Erscheinungen stellt sich demnach in folgender Weise
                                    											dar: In den früheren Campagnen ist der zur Dampfmaschinenschmierung
                                    											verwendete Talg zum grossen Theil von den Maschinen aufgebraucht worden; der
                                    											in die Kessel gelangende Rest wurde von dem Schlamm aus dem zur Speisung
                                    											mitbenutzten Bachwasser aufgesaugt, so dass in den Kesseln nur in ganz
                                    											unbedeutender Weise sich Fett bemerklich machte. Als dann Ammoniakwasser
                                    											statt Bachwasser zum Speisen verwendet wurde, hörte die Aufsaugung des
                                    											Talges durch Schlamm auf, aber das Ammoniak übte eine verseifende Wirkung
                                    											aus, und die entstehende seifige Substanz hatte keine Neigung, an den
                                    											Wandungen hängen zu bleiben. Als dann aber Mineralöl zum Schmieren der
                                    											Dampfmaschinen verwendet wurde (und zwar in einem dem Talg gleichen Quantum,
                                    											weil die Mengen mit den gewöhnlichen, von Hand bethätigten Schmierbüchsen
                                    											sich nicht gut kleiner abmessen liessen), so wurde dieses weit
                                    											schmierfähigere Oel von den Dampfmaschinen viel weniger ausgenutzt, von
                                    											Ammoniak nicht verseift und von Schlamm nicht gebunden, so dass eine
                                    											verhältnissmässig grosse Menge solchen Oeles unverändert in die Kessel
                                    											gelangte und die beschriebenen Misstände herbeiführte. – Seit jener Zeit
                                    											wird bis zum Schluss dieser Campagne wieder Talg möglichst massig
                                    											geschmiert, ferner statt des Ammoniakwassers wieder Peenewasser gespeist und
                                    											es zeigt sich nun in den Kesseln keine Spur von Fett mehr, woraus sich für
                                    											den oben geschilderten Zusammenhang die überzeugendste Bestätigung
                                    											ergibt.
                                 
                              
                                 Bei der nun in Angriff genommenen Reinigung der Dampfkessel ergab sich, dass
                                    											das Oel ausserordentlich fest auf den Feuerplatten haftete und dass das
                                    											Abwaschen mit Sodalauge ohne jeden Erfolg war. Beim Kratzen glitten alle
                                    											Werkzeuge über die festgebrannte Oelschicht hin, welche fester und zäher war
                                    											als Pech und so glatt, dass die Leute beim Reinigen das Vorhandensein von
                                    											Oel gar nicht bemerkten, dasselbe vielmehr für die Eisenfläche ansehen
                                    											konnten. – Selbst die Anwendung concentrirter Aetznatronlösung hatte nicht
                                    											den nöthigen Erfolg, sondern es musste abwechselnd mit dieser Lösung und
                                    											Sand gescheuert und mit scharfen Hämmern gekratzt werden, um das Eisen der
                                    											Feuerplatten wieder bloss zu legen. 30 Mann wurden am ersten Tage
                                    											angestellt, um nur drei Kessel betriebsfähig herzustellen. Dem Anscheine
                                    											nach waren bei den vorhergegangenen Reinigungen diese aufgebrannten
                                    											Oelschichten übersehen worden und bei jeder Reinigung ist während des
                                    											Ablassens von der auf dem Wasserspiegel schwimmenden Oelschicht eine neue
                                    											Schicht hängen geblieben, bis die Gesammtstärke dieser Schicht genügte, um
                                    												die
                                    											verderbliche Erhitzung der Feuerplatten herbeizuführen. So war in diesem
                                    											Falle einmal das häufige Reinigen den Kesseln zum Nachtheil gewesen. –
                                 
                              
                                 Ein ähnlicher Unfall ereignete sich an drei Kesseln einer Zuckerfabrik in der
                                    											Nähe Magdeburgs. Die betreffende Fabrik arbeitet mit Osmose und besitzt fünf
                                    											Cornwall-Kessel von je 84 qm Heizfläche, mit denen 5000 Centner in der
                                    											Doppelschicht verarbeitet werden. Unter den in dortiger Gegend zur Zeit sehr
                                    											ungünstigen Wasserverhältnissen hatte auch diese Fabrik zu leiden und war
                                    											gezwungen, für die Osmose fast alles ihr zu Gebote stehende gute Wasser zu
                                    											verwenden, während die Kessel mit dem Rest und namentlich mit den Abwässern
                                    											gespeist werden mussten, welch letztere naturgemäss etwas Zucker und
                                    											namentlich mineralisches Schmieröl, aus den Dampfmaschinen ohne
                                    											continuirliche Schmiereinrichtungen angewendet, mit sich führten. Die
                                    											vollständig dunkle Färbung des Wassers und einige an den vorderen
                                    											Winkelringen auftretende Undichtigkeiten erregten die Besorgniss des
                                    											Dirigenten, der nach Möglichkeit die Arbeit mit der Osmose einschränkte, um
                                    											für den Schluss der Campagne, der 14 Tage später erfolgen sollte, für die
                                    											Kessel möglichst gutes Speisewasser zu erhalten; auch wurde in Aussicht
                                    											genommen, da bereits Weihnachten bevorstand, gegen die frühere Gewohnheit,
                                    											in den Feiertagen sämmtliche Kessel noch einer gründlichen Reinigung zu
                                    											unterziehen. Am 19. December gegen Abend wurde vom Heizer beim Beschicken
                                    											des Planrostes das Einbeulen beider Flammrohre des Kessels Nr. 4 bemerkt;
                                    											der Kessel wurde sofort ausser Betrieb gesetzt und der Verein
                                    											benachrichtigt. Am 20. früh erfolgte vom Verein aus die Untersuchung und es
                                    											wurden als Grund der Einbeulung ebenfalls hauptsächlich Oelablagerungen auf
                                    											den Feuerplatten erkannt. Durch Reparatur der einen Beule mittels Flicken
                                    											und durch Verstärkung der anderen Feuerplatte sollte der Kessel schnell
                                    											wieder betriebsfähig gemacht werden und mit dem Reinigen der übrigen Kessel
                                    											sollte gleich in den folgenden Tagen begonnen werden, da ein sofortiger
                                    											vollständiger Stillstand der Fabrik mit grossem Schaden verbunden gewesen
                                    											wäre. Der Revisionsingenieur konnte sich hiermit einverstanden erklären, da
                                    											die Feuerrohre bei der vorhandenen Planrostinnenfeuerung immerwährend
                                    											beobachtet und überhaupt mit der grössten Vorsicht verfahren werden konnte.
                                    											Ueber das anzuwendende Reinigungsverfahren wurde das Erforderliche
                                    											vereinbart. Am 23. December war der defecte Kessel fertig reparirt und am
                                    											24. December sollte mit der Reinigung der anderen Kessel begonnen werden; da
                                    											zeigten sich am 23. December, Abends, an noch zwei anderen Kesseln, Nr. 3
                                    											und 5, ebenfalls an den Feuerplatten beider Rohre die Anfänge von
                                    											Einbeulungen, und es musste nunmehr die Einstellung des Betriebes der Fabrik
                                    											bis zur Reinigung und Wiederherstellung der Kessel erfolgen. Am 24. wurden
                                    											dann vom Verein dieselben Ursachen festgestellt wie beim Kessel Nr. 4.“
                                 
                              
                           
                              b) Einwirkung kohlensäurehaltiger
                                    											feuchter Luft.
                              In einer längeren Abhandlung in der Revue
                                    											industrielle vom 15. September 1894 (vgl. Zeitschrift des internationalen Verbandes der
                                    											Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, Bd. 18 Nr. 1) untersucht Olry die Entstehung von Anfressungen innerhalb der
                                 										Kessel. Er findet, was übrigens schon seit längerer Zeit bekannt ist, dass diese
                                 										Zerstörungen begünstigt werden durch die Anwesenheit von Feuchtigkeit in
                                 										der mit dem Kesselinneren in Berührung stehenden kohlensäurehaltigen Luft. Er
                                 										warnt deshalb vor den im Kesselinneren vorkommenden Luftsäcken und macht auf die
                                 										Nothwendigkeit aufmerksam, nicht in Betrieb stehende Kessel trocken zu halten,
                                 										und insbesondere derartige Kessel von etwa in Betrieb stehenden benachbarten
                                 										Kesseln gut abzuschliessen (Blindflansche). Gegen etwa noch vorhandene
                                 										Kohlensäure empfiehlt er den Kessel im Inneren mit Kalk abzutünchen. Die
                                 										Abrostungen zeigen kegelförmige oder kugelige Einfressungen in die Wand hinein
                                 										mit ebensolchen Auswüchsen von Zersetzungsproducten. Die Analyse ergab als
                                 										Zusammensetzung derselben:
                              
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    86,26
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    0,59
                                    „
                                    
                                 
                                    Fette und organische Bestandtheile
                                    6,29
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalksalze
                                    4,52
                                    „
                                    
                                 
                                    Silicium, Aluminium u.s.w. und    Verluste
                                    2,34
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00
                                    Proc.
                                    
                                 
                              Die feste Haut setzte sich in einem anderen Falle wie folgt zusammen:
                              
                                 
                                    Kohlensaurer Kalk
                                    38,0
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Kohlensaure Magnesia
                                    8,7
                                    „
                                    
                                 
                                    Schwefelsaurer Kalk
                                    12,8
                                    „
                                    
                                 
                                    Silicium und unlösliche Stoffe
                                    8,2
                                    „
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    32,3
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0
                                    Proc.
                                    
                                 
                              Reines Speisewasser, welches langsam gekocht wurde, um die von ihm absorbirten
                                 										Gase auszutreiben, zeigte sich vollkommen unschädlich, da in den wärmeren
                                 										Wasserschichten der Dampfkessel die absorbirten Gase sich ausscheiden und mit
                                 										dem Dampf abgeführt werden.
                              Bezüglich der Kesselconstruction und der Behandlung der Kessel leitet Olry folgende Grundsätze ab: Grundbedingung für die
                                 										Kessel muss kräftige Wassercirculation sein. Dann werden die sich ausscheidenden
                                 										Gasbläschen sich nicht festsetzen können, da sie vom Dampf mitgerissen werden.
                                 										Empfehlen würde es sich, die Speisung in einer Region des Kessels vorzunehmen,
                                 										wo eine schnelle Ausscheidung und Abführung der Gasblasen eintreten muss.
                                 										Selbstredend müssen bei der Kesselconstruction Luftsäcke vermieden werden.
                                 										Ebenso sollten genügend Oeffnungen vorhanden sein, die, sobald der Kessel
                                 										abgelassen worden ist, zu öffnen sind, um eine Luftcirculation, zwecks Trocknung
                                 										der Wandungen, herbeizuführen.
                              Aus dem Vorhergesagten folgt, dass man folgende Punkte beachten muss, wenn man
                                 										Abrostungen im Inneren vermeiden oder dieselben in ihrer Entwickelung aufhalten
                                 										will.
                              Das zum Kesselbau verwendete Material muss möglichst homogen, von Oxyden und
                                 										porösen Stellen vollständig frei sein.
                              Ist in dem Speisewasser Sauerstoff und Kohlensäure absorbirt, so empfiehlt es
                                 										sich, entweder Soda oder ein ähnlich wirkendes Mittel zuzusetzen oder das Wasser
                                 										an der Luft bis auf 60 oder 70° vorzuwärmen.
                              Kessel, bei welchen die Dampfabnahme mit Unterbrechungen erfolgt, dürfen nicht
                                 										kurze Zeit vor Abschluss des Dampfabsperrventils gespeist werden.
                              Vor Inbetriebsetzung müssen Kessel, die Abrostungen aufweisen, gründlich
                                 										gereinigt werden.
                              Wird ein Kessel ausser Betrieb gesetzt, so ist derselbe vollständig zu entleeren
                                 										und auszutrocknen. Es muss zu diesem Zweck der Ablasshahn an der tiefsten Stelle
                                 										im Kessel
                                 										angebracht sein. Steht der Kessel mit anderen Kesseln in Verbindung, so
                                 										überzeuge man sich, dass das Ventil dicht schliesst; rathsam ist es immer, einen
                                 										Blindflansch hinter dem Absperrventil einzuschalten.
                              Vor Regenwasser, welches durch die Mannlochöffnung in den Kessel gelangen kann,
                                 										ist derselbe zu schützen.
                              
                           
                              c) Reinigung der Kessel von
                                    											Kesselstein.
                              Zur Reinigung der Kessel von Kesselstein benutzt nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. 42 S. 237, das
                                 										Steinsalzbergwerk Ludwig II. das Pressluftwerkzeug von Baumer bezieh. Mac Coy (1890 275 * 268). Bei der Anwendung dieses Werkzeuges wird
                                 										jeder harte Schlag vermieden und wegen der raschen Folge von Schlägen 6000 bis
                                 										15000 in der Minute gleichsam eine schabende Wirkung erzielt. Damit werden
                                 										zugleich die bei dem gewöhnlichen Verfahren entstehenden Aufhaunarben vermieden,
                                 										welche das Ansetzen des Kesselsteins erleichtern und dessen demnächstige
                                 										Reinigung und Ablösung erschweren. Die Handhabung des Pressluftwerkzeuges ist
                                 										sehr leicht und einfach, daher von jedem Arbeiter auszuführen, auch vollzieht
                                 										sich die Reinigung verhältnissmässig viel rascher als bei Handarbeit. Die
                                 										austretende Luft des Werkzeuges dient gleichzeitig zur Lüftung des oft noch
                                 										warmen Kessels und zur Entfernung des meist staubförmigen Kesselsteins. Die
                                 										Pressluft, die am zweckmässigsten mit 2 at Druck arbeitet, wird dem Werkzeuge
                                 										durch ein Gummirohr zugeführt.
                              
                           
                              d) Reinigen der Dampfkessel von
                                    											Russ und Asche.
                              Das Reinigen der Dampfkessel soll nicht nur die Entfernung des Kesselsteins
                                 										umfassen, sondern sich auch auf die Reinigung der Aussenseite des Kessels von
                                 										Glanzruss und Flockenruss beziehen, und zwar wegen des ökonomischen Vortheils,
                                 										den diese Reinigung bietet. Der pelzartige Russansatz bietet dem Durchgang der
                                 										Wärme einen bedeutenden Widerstand.
                              Nun kann man zwar, wie der Magdeburger Revisionsverein mittheilt, häufig die
                                 										Wahrnehmung machen, dass auf die Reinigung der Feuerzugkanäle viel Arbeit
                                 										verwendet wird, aber man findet oft, dass nicht der Russ, sondern nur die unten
                                 										in den Kanälen liegende Asche beseitigt wird. Diese Asche liegt aber in den
                                 										Kanälen keineswegs auf der Heizfläche, und in den Flammenrohren liegt sie auf
                                 										der geringwerthigsten Heizfläche, so dass die unten lagernde Asche nicht nur
                                 										keinen Nachtheil (?), sondern nicht selten den Vortheil hat, die Feuergase nach
                                 										der oberen, wirkungsvollsten Heizfläche hinzulenken und die Ableitung der Wärme
                                 										nach den Fundamenten zu verhindern.
                              Die Entfernung der Asche aus den Zugkanälen ist aber mitunter auch erforderlich,
                                 										wenn der Kessel untersucht werden soll, oder wenn einer völligen Verstopfung
                                 										durch Asche vorgebeugt werden muss. Das Verfahren der Entfernung der Asche ist
                                 										folgendes:
                              Man öffnet den zu reinigenden Kanal an beiden Enden und zieht dann mit Hilfe
                                 										eines Drahtes eine Kette von doppelter Länge des Kanals in denselben hinein.
                                 										Jedes Ende der Kette wird von einem Arbeiter gefasst. In der Mitte der Kette ist
                                 										eine Blechschaufel befestigt, die an drei Seiten mit einem entsprechend hohen
                                 										Rande versehen ist und deren Breite ungefähr der Kanalbreite entspricht. Für
                                 										Flammrohre hat diese Schaufel eine entsprechend runde Form. Der eine
                                 										Arbeiter zieht an dem einen Kettenende die Schaufel nach hinten in die Asche
                                 										hinein und füllt sie dadurch mit letzterer an. Darauf wird sie von dem anderen
                                 										Arbeiter an dem anderen Kettenende zurückgezogen und entleert. Durch
                                 										wiederholtes Hin- und Herziehen kann ein Kanal in kurzer Zeit ohne jede
                                 										Belästigung der Leute geräumt werden. Es kann auch der Kanal in ähnlicher Weise
                                 										ausgefegt werden, mag die Asche noch glühend oder schon ausgekühlt sein.
                              Weniger schwierig ist das Reinigen von Russ, weil nach Entfernung der Asche aus
                                 										den Kanälen diese schnell abkühlen und bei erforderlicher Weite bald befahren
                                 										werden können. Eine Befahrung der Feuerkanäle ist aber erforderlich, wenn die
                                 										Kesselwände gut gereinigt werden sollen. Zu dieser Arbeit bedient man sich einer
                                 										leichten Stahlkratze, die an der scharfen Kante 200 mm breit ist. Mit dieser
                                 										wird Strich neben Strich der Russ von den Blechen abgekratzt. Man hat dafür zu
                                 										sorgen, dass der Russ dem Arbeiter nicht auf den Leib und in das Gesicht fällt,
                                 										was man dadurch erreicht, dass alle zu den Zugkanälen führenden
                                 										Einsteigöffnungen geschlossen werden, nur der Essenschieber bleibt etwas
                                 										geöffnet. Der Arbeiter steigt durch die Feuerthür oder eine andere Oeffnung ein,
                                 										welche hinterher zugestellt wird. Während der Arbeit kriecht der Mann mit dem
                                 										Kopfe voran in der Richtung, in welcher der Luftzug geht, so dass dieser immer
                                 										von den Füssen her nach dem Kopfe zu über den Mann hinweg streicht. Der fallende
                                 										Russ wird dann durch den Luftzug fort, jedenfalls von dem Manne hinweg
                                 										getrieben, ohne diesen zu belästigen. Es ist nur zu beachten, dass der Mann mit
                                 										ausgestrecktem Arme etwas vor sich her arbeitet. Der Essenschieber darf nicht zu
                                 										weit geöffnet werden, sonst würde der Luftzug vor der Arbeitsstelle Staub
                                 										aufwirbeln.
                              Eine Vorrichtung zum Entfernen von Flugasche aus Flammrohren ist Gegenstand des
                                 										D. R. P. Nr. 74312 vom 25. Juni 1893 von Adolf
                                    											Eschenhagen in Cottbus. Behufs selbsthätiger Entfernung der Flugasche
                                 										aus Siederöhren werden in der unteren Hälfte derselben ein oder mehrere
                                 										wagerechte Blasrohre, deren hinter der Feuerbrücke liegende Theile mit feinen
                                 										Bohrungen ausgerüstet sind, angeordnet. Durch die die Rohre umgebende heisse
                                 										Asche wird die durch den Zug des Schornsteins in dieselben von aussen
                                 										hineingesaugte Luft derart erhitzt, dass sie aus den Oeffnungen in Strahlenform
                                 										hinausgetrieben wird.
                              Diese Strahlen erhalten die Flugasche in wirbelnder Bewegung, durch welche sie
                                 										allmählich zum Aschenfang befördert wird.
                              Diese Wirkung kann noch dadurch verstärkt werden, dass man die Blasrohre an das
                                 										Druckrohr eines Gebläses anschliesst.
                              
                           
                        
                           2) Vorzüge der Schweissung vor der Vernietung.
                           Ueber Schweissnähte machte O. Knaudt in der Zeitschrift des internationalen Verbandes der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine folgende Mittheilungen:
                           Die Kesselblechwalzwerke bringen ihr Fabrikat seit geraumer Zeit auch im weiter
                              									verarbeiteten Zustande zur Ablieferung.
                           Diese Weiterverarbeitung besteht meistens in der Herstellung von Krempen an den
                              									Rändern der Böden, im Auspressen von Lochkrempen, im Kumpeln, Biegen und Hobeln von
                              									Blechen, im Flanschen von Rohren und vor allem im Zusammenschweissen einzelner Bleche zu
                              									Rohren, Domen und anderen Kesseltheilen.
                           Wenn die erstgenannten Arbeiten heute mit Hilfe von allgemein bekannten Maschinen,
                              									hauptsächlich aber in Folge der Verwendung vorzüglichen Kesselmaterials ohne
                              									Schwierigkeiten ausgeführt werden, so wird das Blechschweissen meistens geheim
                              									gehalten.
                           Es soll daher an dieser Stelle auch nur erwähnt werden, dass beim Schweissen von
                              									Kesselblechen zur Erzeugung der Hitze sowohl festes als auch gasförmiges
                              									Brennmaterial benutzt wird. Ob der elektrische Strom zum Schweissen von Blechen mit
                              									Erfolg zur Anwendung gelangen wird, ist eine Frage der Zukunft. Das Verarbeiten der
                              									schweisswarmen Naht geschieht sowohl mit Handhämmern als auch mit Dampf- bezieh.
                              									Fallhämmern; auch Pressen und Walzen sind in Anwendung gekommen.
                           Die Vorzüge einer guten Schweissung von Dampfkesselnähten werden noch nicht genügend
                              									gewürdigt. Abgesehen davon, dass man bei geschweissten Cylindern die kreisrunde
                              									Querschnittsform viel leichter und vollkommener innezuhalten vermag, als bei
                              									Anwendung der üblichen Ueberlappungsnietung, können die Wandstärken geschweisster
                              									Kessel entsprechend der grösseren Festigkeit der Schweissnähte gegenüber derjenigen
                              									von irgend welcher Vernietung dünner gehalten werden, wodurch eine wesentliche
                              									Gewichtsersparniss erzielt werden kann.
                           Wenn diese Vorzüge bisher nicht gebührend anerkannt wurden, so ist der Grund dafür
                              									wohl in dem Umstände zu suchen, dass die sogen. „Kunstschweisserei“ die
                              									Schweissung auch an solchen Stellen vornimmt, deren Lage die Erzeugung einer hohen
                              									und reinen Schweisshitze und die Anwendung einer genügend wirksamen
                              									Schlagvorrichtung ausschliesst.
                           Unter solchen Umständen ist es nicht selten vorgekommen, dass Böden durch den
                              									Betriebsdruck abgesprengt wurden. Eine der Hauptregeln für die Schweissungen ist,
                              									ausser den in der Längsrichtung der Rohre liegenden Schweissnähten nur solche
                              									Rundnähte zu schweissen, welche auf Biegung nicht beansprucht werden.
                           Das Blechwalzwerk Schulz-Knaudt Actiengesellschaft in
                              									Essen, welches sich schon seit einer Reihe von Jahren mit der Anfertigung von
                              									Schweissarbeiten beschäftigt, hat zur Beurtheilung der Qualität seiner mittels
                              									Wassergas erzeugten Schweissnähte eine Anzahl von Zerreissversuchen vornehmen
                              									lassen, deren Ergebnisse in der nachstehenden Tabelle wiedergegeben sind. Die 19
                              									Probestäbe sind auf folgende Weise genommen worden: Zur Herstellung von Feuerrohren
                              									mit Flügelflanschen für Schiffskessel wird das
                           Versuche zur Ermittelung der Festigkeit von Schweissnähten.
                           ausgeführt von J. L. Kraft,
                              									Ingenieur, amtlich bestalltem und vereidetem Sachverständigen für
                              									Materialprüfungen.
                           Die Probestäbe Nr. 1 bis 19 (Colonne I, II und III) wurden
                              									aus zusammengeschweissten Blechcylindern entnommen. Die zu diesen Cylindern
                              									verwandten Bleche hatten die in Colonne IV und V angegebenen Festigkeiten und
                              									Dehnungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 131
                              Nummer der Proben; Bruchfestigkeit
                                 										des zusammengeschweissten Probestreifens, bezogen auf die ursprüngliche Dicke
                                 										des Bleches; Bruchfestigkeit des zusammengeschweissten Probestreifens, bezogen
                                 										auf die wirkliche geringste Dicke des Streifens innerhalb der Schweisstelle;
                                 										Ausdehnung des zusammengeschweissten Probestreifens; Bruchfestigkeit des
                                 										Probestreifens, welcher aus dem geraden, noch ungebogenen Blech entnommen war;
                                 										Ausdehnung des Probestreifens, welcher aus dem geraden, noch ungebogenen Blech
                                 										entnommen war; Verhältnisszahl, welche die totale Festigkeit des
                                 										zusammengeschweissten Querschnitts (nicht für 1 qmm) in Procent der totalen
                                 										Festigkeit des ungeschweissten Bleches – bei gleicher Breite der jedesmaligen
                                 										Probestreifen – zum Ausdruck bringt. Verhältnisszahl also gleich; in Kilo für 1
                                 										qmm des ursprünglichen Querschnitts; in Kilo für 1 qmm Querschnitt; in Procent;
                                 										in Kilo für Querschnitt; in Procent; Verhältnisszahl durchschnittlich =
                                 										99,3
                              
                           Bemerkungen.
                           In der vorstehenden Tabelle sind alle zerrissenen Proben
                              									enthalten, es wurden also nicht etwa die besten Proben ausgesucht. Die ursprüngliche
                              									Körnerentfernung aller Probestreifen war = 220 mm. Die Probestreifen waren sämmtlich
                              									auf beiden Seiten mit der Walzhaut versehen, es waren also beim Schweissen
                              									entstandene Ungleichheiten in der Dicke nicht beseitigt worden. Die Dicke der
                              									verschiedenen untersuchten Bleche betrug 11 bis 17 mm, und die Querschnittsgrösse
                              									der Zerreissproben lag zwischen 28,0 und 460,0 mm. Die Verhältnisszahl in Colonne VI
                              									ist nicht etwa auf die in der Schweisstelle wirklich vorhandene (vielleicht
                              									geringere) Blechdicke, sondern auf die Blechdicke des ungeschweissten Bleches
                              									bezogen. Die Zahl in Colonne VI gibt also direct die wirkliche, totale Festigkeit
                              									der Schweisstelle – ausgedrückt in Procent der totalen Festigkeit des gesunden
                              									Bleches – an.
                           Die Nummern 1 bis 4, 5, 6, 9 und 10, 7 und 8, 11 bis 17, 18 und 19
                              									sind je von derselben Charge und bestehen aus basischem
                              									Siemens-Martin-Flusseisen.
                           
                           Rohr zunächst in der geeigneten Länge angefertigt.
                              									Nachdem darauf die Wellen eingewalzt sind, wird das an dem zu flanschenden Rohrende
                              									überflüssige Material herausgehauen. Aus dem hierdurch bei jedem Rohre entstehenden
                              									ziemlich grossen Abfallstücke sind die vorliegenden Probestreifen entnommen worden.
                              									Die Schweissnaht liegt bei allen Proben in der Mitte.
                           Nachdem die Proben in vorsichtiger Weise im rothwarmen Zustande (auch die Rohre
                              									selbst werden nach beendigter Bearbeitung ausgeglüht) gerade gerichtet waren,
                              									geschah ihre weitere Zurichtung durch Fräsen und Feilen ganz in der üblichen Weise.
                              									Eine Bearbeitung der Probestäbe auf den mit der Walzhaut versehenen Seiten hat nicht
                              									stattgefunden. Aus den ebenen Blechplatten, aus welchen Feuerrohre fabricirt worden
                              									sind, wurden vor dem Biegen der Platten ebenfalls Zerreissproben entnommen.
                           Bei Berechnung der Festigkeit der Schweissproben ist einmal die Dicke des glatten,
                              									ungeschweissten Bleches zu Grunde gelegt (Colonne I der Tabelle) und einmal die
                              									wirkliche geringste Dicke des Probestreifens innerhalb der Schweisstelle (siehe
                              									Colonne II der Tabelle). Um eine Beziehung zwischen der Festigkeit der Schweissnaht
                              									und derjenigen des gesunden, ungeschweissten Bleches zu erhalten, kommt natürlich
                              									nur die erstere Berechnungsweise in Betracht, und diese ist auch in der graphischen
                              									Darstellung allein zur Anschauung gebracht.
                           Es ergibt sich aus der Tabelle, dass die absolute Festigkeit der Schweissnaht im
                              									ungünstigsten Falle 91,9 Proc. von derjenigen des ungeschweissten Bleches beträgt,
                              									im günstigsten Falle dagegen 109,3 Proc. während im Mittel eine
                              									Schweissnahtfestigkeit von 99,3 Proc. von derjenigen des gesunden Bleches erreicht
                              									ist.
                           In der Colonne III der Tabelle ist die Dehnung der verschiedenen Schweissproben in
                              									Procent ihrer ursprünglichen Länge angegeben, während in Colonne V die Dehnung von
                              									solchen Probestreifen angegeben ist, welche aus den noch ungebogenen, zu den
                              									betreffenden Rohren verarbeiteten Blechen entnommen waren.
                           Wenn die Dehnung der Schweissproben in allen Fällen gegenüber der Dehnung des
                              									ungeschweissten Bleches wesentlich abgenommen hat, so liegt das hauptsächlich daran,
                              									dass die die Schweisstelle enthaltenden Probestreifen, wie schon oben erwähnt ist,
                              									auf der Walzhaut nicht bearbeitet worden sind, und dass daher die beim Schweissen
                              									unvermeidlichen geringen Ungleichheiten in der Dicke der Schweisstelle auf die Höhe
                              									der Dehnung unvortheilhaft einwirkten.
                           Die Dehnung trat nämlich naturgemäss da am stärksten auf, wo der kleinste Querschnitt
                              									vorhanden war, während die dickeren Theile nur wenig reckten, wodurch das
                              									Endresultat nachtheilig beeinflusst wurde. Betrachtet man eine Nietnaht von
                              									ähnlichem Standpunkte aus, so ergibt sich, dass man bei Kesselvernietungen wohl
                              									Nahtfestigkeiten von etwa 80 Proc. der Blechfestigkeit erreichen kann, dass aber die
                              									Dehnung solcher Nähte nur ganz minimal, ja fast gleich Null sein muss, woraus also
                              									die Ueberlegenheit der Schweissnähte gegenüber den Nietnähten sofort klar
                              									hervorgeht.
                           Es bleibt zum Schluss noch übrig, besonders darauf hinzuweisen, dass die in der
                              									Tabelle enthaltenen Schweissproben aus fertig geschweissten Feuerrohren entnommen
                              									und nicht etwa aus kleinen, schmalen Blechstreifen (welche eine Bearbeitung von
                              									allen Seiten zulassen würden) zusammengeschweisst sind.
                           Wenn man nämlich beim Zerreissen solch kleiner, für sich allein zusammengeschweisster
                              									Streifen ähnliche Resultate erzielen würde, als wie solche in der Tabelle enthalten
                              									sind, so würde aus diesem Umstände keineswegs zu schliessen sein, dass die dabei zur
                              									Anwendung gebrachte Feuerungs- und Schlageinrichtung auch zum Zusammenschweissen
                              									schwerer Kesseltheile brauchbar sei, vielmehr werden sich auf solche Weise gewonnene
                              									Resultate mit den in der vorliegenden Tabelle enthaltenen gar nicht direct
                              									vergleichen lassen.
                           Um beim Zusammenschweissen grosser Kesseltheile durchschnittlich solche Erfolge zu
                              									erzielen, wie sie in der vorstehenden Tabelle zur Darstellung gebracht sind, müssen
                              									sich die benutzten Schweissvorrichtungen, sowohl was die Erzeugung der Schweisshitze
                              									als auch was die mechanische Vorrichtung zur Vereinigung der einzelnen Bleche
                              									anbetrifft, entschieden auf einer sehr entwickelten Stufe befinden.
                           
                        
                           3) Ueber die Schattenseiten der Wasserröhrenkessel.
                           Ueber die Schattenseiten der Wasserröhrenkessel hat die Zeitschrift des internationalen Verbandes der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine Mittheilungen gemacht, die geeignet sind,
                              									der übermässigen Reclame für diese Kessel entgegenzutreten. Es ist ja zuzugeben,
                              									dass die Wasserröhrenkessel ihre Vorzüge haben, dahin gehört z.B. der Umstand, dass
                              									sie viel Heizfläche auf einen geringen Raum vereinigen, was bei dem rasch steigenden
                              									Preise der Bodenfläche nicht unwichtig erscheint. Ferner drängen unsere
                              									wirthschaftlichen Verhältnisse auf die Verwendung hochgespannten Dampfes und fordern
                              									deshalb widerstandsfähige Kessel. Ferner sind diese Kessel leicht transportabel und
                              									leicht aufzustellen, da sie aus leichten einzelnen Theilen bestehen. Explosionen mit
                              									bedeutenden Beschädigungen treten bei ihnen nicht ein, denn der Wassergehalt, dessen
                              									Grösse die zerstörende Wirkung bedingt, ist sehr klein. Die Fabrikation dieser
                              									Kessel ist einfach und jede Maschinenfabrik ist im Stande, sie zu bauen, und dies
                              									bewirkt den geringen Preis für das Quadratmeter. Endlich liefern die
                              									Wasserrohrkessel rasch hochgespannten Dampf.
                           Diesen Vortheilen stehen aber gewisse Nachtheile gegenüber, die darin bestehen, dass
                              									diese Kessel bei Kesselstein absetzendem Wasser unvortheilhaft sind, weil das
                              									Ausbohren der Rohre viel Aufenthalt verursacht, – dass bei wechselndem
                              									Dampfentnehmen das geringe Wasserquantum schwer im Stande ist, den nöthigen Ersatz
                              									rechtzeitig zu liefern –, dass der Dampf viel Wasser mitreisst.
                           Insbesondere ist es auch nicht zulässig, diese Kessel als unbedingt sicher zu
                              									bezeichnen. Gegen diesen Gebrauch wendet sich M. R.
                                 										Vinçotte mit Entschiedenheit, der als Director der belgischen Gesellschaft
                              									zur Ueberwachung von Dampfkesseln wohl im Stande ist, ein sachkundiges und
                              									unparteiisches Urtheil in dieser Angelegenheit zu fällen, weil in Belgien die
                              									Wasserrohrkessel besonders verbreitet sind.
                           Vinçotte weist zunächst nach, dass in den Jahren 1886/89
                              									in Belgien, Frankreich und Deutschland 177 Explosionen stattfanden, davon 22 an
                              									Wasserröhrenkesseln. Das Nähere besagt die folgende Zusammenstellung:
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Zahl derExplosionen
                                 Davon anWasserröhrenkesseln
                                 
                              
                                 Belgien
                                   24
                                   3
                                 oder
                                 12,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Frankreich
                                   91
                                 15
                                 „
                                 16,5
                                 „
                                 
                              
                                 Deutschland
                                   62
                                   4
                                 „
                                   6,5
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 177
                                 22
                                 oder
                                 12,5
                                 Proc.
                                 
                              
                           Also 12,5 Proc. der Explosionen fällt den Wasserröhrenkesseln zur Last, während ihre
                              									Zahl im Mittel 4 bis 3 Proc. der Gesammtziffer betragen dürfte. Ums Leben kamen bei
                              									diesen 177 Explosionen 142 Personen, davon 11 (oder 7 Proc.) bei den Unglücksfällen
                              									mit Wasserröhrenkesseln. Viel Schaden an den Gebäuden können die Explosionen dieser
                              									Kessel nicht anrichten – nur zweimal (von 22) wird berichtet, dass das
                              									Kesselmauerwerk eingerissen wurde – aber Menschenleben sind Gefahren nicht weniger
                              									ausgesetzt, ja sogar doppelt so oft als bei Kesseln anderer Systeme.
                           Als Ursachen der Explosionen führt Vinçotte an:
                           Etwa 50 Proc. sämmtlicher Fälle sind verursacht durch schlechte Schweisstellen an
                              									Rohren; etwa 30 Proc. durch Risse in Folge von Ueberhitzung oder Abrostung; etwa 20
                              									Proc. durch Brüche von Verbindungsköpfen durch Losreissen der Rohre und endlich
                              									durch Brüche in kupfernen Verbindungsrohren der Wasserkammern und Dampfräume.
                           Betrachten wir diese Ursachen näher.
                           1) Der Bruch der kupfernen Verbindungsstücke erfolgt dadurch, dass Wasser und Dampf
                              									sie mit solcher Geschwindigkeit durchströmen, dass die mechanisch mitgerissenen
                              									Bestandtheile des Kesselinhaltes das Kupfer abnutzen und seine Stärke (besonders an
                              									Biegungen) in Gefahr drohender Weise verringern. In Folge des Bruches eines solchen
                              									Knies wurden vor einigen Jahren zwei Menschen getödtet. Daher sind diese
                              									Verbindungsstücke sorgfältig zu beobachten und periodisch zu erneuern.
                           2) Brüche von Bolzen oder inneren Rohrverbindungen (z.B. bei den Systemen, bei denen
                              									die Rohre nur an einem Ende in die Wand der Wasserkammer befestigt sind, während ihr
                              									freies Ende durch einen nach innen reichenden Bolzen verschlossen ist) haben wenig
                              									Anlass zu Explosionen gegeben, weil die Zahl der entsprechenden Kessel gering
                              									ist.
                           3) Das Abreissen der Rohre von den Kopfstücken oder Kammern ist mehrfach beobachtet
                              									worden, wenn man sich begnügt, die Rohre einfach einzuwalzen, so dass sie nur durch
                              									Reibung halten. Ist diese Arbeit nicht sehr sorgfältig ausgeführt, so kann sie zu
                              									Unfällen führen. Vinçotte verlangt daher, dass die
                              									Rohre innen umgebördelt werden. Um zugleich die Güte des Materials zu beurtheilen,
                              									verlangt Vinçotte, dass man beim Einwalzen den
                              									Durchmesser der Eisenrohre um 4 Proc. der flusseisernen um 8 Proc. vergrössern und
                              									dann eine Krempe muss herstellen können, welche bei Eisen 5 mm und bei Flusseisen 10
                              									mm breit sein soll.
                           4) Die meisten Reparaturkosten, auch wenn es nicht zur Explosion kommt, verursacht
                              									die Ueberhitzung durch Anhäufung von Kesselstein bei mangelnder Circulation oder
                              									nachlässiger Reinigung. Die Circulation lässt sich dadurch herbeiführen, dass man
                              									die Rohre nicht zu lang nimmt; freilich wird dann die Heizfläche verhältnissmässig
                              									theuer. Ferner ist auf gutes Material zu achten; schlechte Rohre reissen in Folge
                              									der Ueberhitzung, gutes Eisen beult sich aus, aber reisst nicht auf.
                           5) Auf die gefährlichen Folgen schlechter Schweissnaht wurde Vinçotte durch zwei eigenthümliche Vorkommnisse aufmerksam.
                           In der Militärschule zu Antwerpen ereignete sich am 7. December 1886 ein Unfall
                              									mit einem Kesselsystem de Naeyer. Der Kessel war im
                              									November nach vierjährigem Betrieb durch Arbeiter des Erbauers gereinigt worden, zu
                              									welchem Zweck sie ihn zerlegten, um die Röhren mit Hämmern beklopfen zu können. Bei
                              									der Montage wurden die Rohre vertauscht; die oberen wurden nach unten gesetzt und
                              									die unteren, die mehr gelitten hatten, nach oben. Beim Ingangsetzen zersprang ein
                              									Rohr der unteren Reihe von 1160 mm Länge; der Riss war 225 mm lang und lief längs
                              									der Schweissnaht, welche eine Ueberdeckung von nur 2 bis 5 mm aufwies. Der Heizer
                              									wurde von dem heftig hervorströmenden Wasser getroffen und blieb todt auf dem
                              									Platz.
                           Ein weiterer Unfall wurde am 14. Januar 1889 in Moustier verzeichnet; der seit 1884
                              									im Betrieb befindliche de Naeyer-Kessel war im December 1888 der Reinigung
                              									unterzogen und ebenso mit verwechselten Rohren wieder aufgebaut worden. Beim
                              									Anfeuern platzte ein Rohr auf eine Länge von 400 mm; man ersetzte das Rohr durch ein
                              									anderes und feuerte nochmals an. Da riss ein zweites Rohr der unteren Reihe auf 510
                              									mm Länge und 210 mm Breite; nun sah man sich genöthigt, die 24 unteren Rohre durch
                              									andere zu ersetzen. Beim Nachbarkessel, der auch gereinigt worden war, riss ein Rohr
                              									auf 2,45 m Länge auf; zwei Menschen wurden getödtet und zwei schwer verletzt.
                           Die Rohre beider Kessel und ihrer zwei Nachbarkessel wurden nun genau geprüft. Die
                              									Risse bei den beschädigten Rohren folgten alle genau der Schweissnaht, deren
                              									Ueberlappung von 0 bis 4 mm betrug. Aber auch solche Rohre, die keine Beschädigung
                              									aufwiesen, waren schlecht geschweisst; als man sie mit dem Hammer neben der
                              									Schweissnaht klopfte, löste sich die Naht in den meisten Fällen ab; die Bruchstelle,
                              									weiss-graues Eisen ohne Spur von Oxydation oder Schlacke, war glatt und stellenweise
                              									mit glänzenden Körnern besät; also hatte sich die Schweissnaht wie abgelöst, und nur
                              									die Körner stellten die Punkte dar, an denen wirklich eine Schweissung stattgefunden
                              									hatte.
                           Es wurden alle Rohre unter 30 at Druck mit dem Hammer beklopft; dabei barsten 24 (von
                              									422) und zeigten Risse von 70 bis 800 mm Länge, sämmtlich der Schweissnaht folgend
                              									und von gleichem Aussehen wie die vorhin beschriebenen. Im Ganzen musste man 20
                              									Proc. der Rohre durch andere ersetzen. Seitdem arbeiten die Kessel ohne Unfälle.
                           Bei Untersuchung der Schweisstellen an den Rohren fanden sich die Breiten der
                              									Ueberlappung sehr verschieden. Es wurden Rohre der gleichen Fabrik besichtigt, in
                              									Stücke geschnitten und die Breite der Ueberlappung an den Schnittstellen
                              									gemessen.
                           Von 1000 untersuchten Rohren fand sich die Breite der Ueberlappung
                           
                              
                                 von
                                 4
                                 Rohren
                                 zwischen
                                 0
                                 und
                                 2,5
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 5
                                 „
                                 „
                                   2,5
                                 „
                                 5,5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 7
                                 „
                                 „
                                   5,5
                                 „
                                 7,5
                                 „
                                 
                              
                           und so fort aufsteigend;
                           
                              
                                 von
                                   50
                                 Rohren
                                 zwischen
                                 17,5
                                 und
                                 20
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 106
                                 „
                                 „
                                 20
                                 „
                                 22,5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 114
                                 „
                                 „
                                 22,5
                                 „
                                 25
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 126
                                 „
                                 „
                                 25
                                 „
                                 27,5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 236
                                 „
                                 „
                                 27,5
                                 „
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 123
                                 „
                                 „
                                 30
                                 „
                                 32,5
                                 „
                                 
                              
                           und so fort; schliesslich:
                           
                           
                              
                                 von
                                 24
                                 Rohren
                                 zwischen
                                 45
                                 und
                                 47,5
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 18
                                 „
                                 „
                                 47,5
                                 „
                                 50
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 14
                                 „
                                 „
                                 50
                                 „
                                 52,5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   3
                                 „
                                 über
                                 52,5
                                 mm.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bei dieser Partie Rohre wurde besonders darauf geachtet, dass die Breite der
                              									Schweisstellen nicht unter 20 mm sein sollte.
                           Die Untersuchung der durch den Dampfdruck geplatzten Rohre ergab:
                           1) Die Breite der Ueberlappung war meist unter 5 mm, stets unter 10 mm. Spätere
                              									Beobachtungen haben dies bestätigt, so dass also hinreichende Breite der
                              									Ueberlappung eine Gewähr für die Dauerhaftigkeit bildet.
                           2) Solche schmale Ueberlappungen hielten in der geschweissten Stelle selbst die
                              									Spannung von 100 k/qc nicht aus.
                           3) Gegen Feuer erwiesen sie sich sehr wenig widerstandsfähig. Die genannten
                              									Explosionen veranlassten die Mitglieder des Vereins, ihre Rohre untersuchen zu
                              									lassen. Alle Rohre, deren Schweissnaht schon zu sichtbar war, wurden abgehämmert und
                              									der Druckprobe unterworfen, wobei im J. 1889 755 Rohre für unbrauchbar erklärt
                              									wurden.
                           Auf Grund seiner Erfahrungen hat nun der Verein eine Reihe von Abnahmebedingungen
                              									aufgestellt:
                           1) Die Rohre müssen betreffs der Länge, des Durchmessers und der Wandstärke die im
                              									Auftrag angegebenen Dimensionen haben und die erlaubten Abweichungen in der Länge,
                              									im Durchmesser, in der Wandstärke (in letzterer 5 Proc.) einhalten.
                           2) Die Rohre dürfen weder Flecke noch Risse zeigen, die Oberfläche muss vollkommen
                              									gleichmässig sein. Sie müssen ganz gerade sein, die Schweissnaht darf keine Fehler
                              									haben, die Wandstärke muss überall gleich sein. Die Rohre werden erst abgenommen,
                              									wenn sie einen Druck von 50 at ausgehalten haben. Diese Probe wird bei einem Theil
                              									der Lieferung wiederholt, wobei die Rohre unter Druck abgehämmert werden.
                           3) Die Schweissnaht darf nicht unter 20 mm breite Ueberlappung zeigen bei Rohren bis
                              									120 mm äusseren Durchmesser, und 18 mm bei Rohren bis 90 mm Durchmesser. – Nach
                              									Vollendung der äusseren Prüfung wählt der Beamte ein Rohr aus jedem Hundert, lässt
                              									es in mehrere Stücke schneiden und misst die Ueberlappung in den verschiedenen
                              									Schnitten. Der Beamte muss die Breite der zur Herstellung der Rohre verwandten
                              									Blechstreifen bescheinigen können. Er muss sich vergewissern, dass die Schweissnaht
                              									gut ist, indem er das Rohr glatt schlägt, wobei die Naht sich an der am meisten
                              									eingeschlagenen Stelle befinden muss und nur den Anfang der Lostrennung zeigen
                              									darf.
                           4) Beim Eintreiben eines konischen Dornes in die Enden muss man den Durchmesser des
                              									Rohres um 5 oder 10 mm erweitern können, wenn es aus Schweiss- bezieh. Flusseisen
                              									besteht, und der zur Krempe umgebogene Rand muss 5 bezieh. 10 mm Breite haben, wie
                              									schon oben angeführt. Bei diesen Proben darf das Rohr weder Brüche noch Risse
                              									aufweisen.
                           5) Von 100 Rohren soll eins für diese Versuche geopfert werden. Alle abgenommenen
                              									Rohre sollen den Stempel des Dampfkessel-Revisionsvereins, die Marke des Hüttenwerks
                              									und die Qualitätsnummer des Bleches tragen.
                           Vinçotte führt aus, dass nur unter Einhaltung dieser
                              									Vorschrift die Gefahrlosigkeit der Wasserröhrenkessel ermöglicht wird.
                              									Allerdings zögerten die Röhrenfabrikanten anfangs, sich diesen Bedingungen zu
                              									unterwerfen, aber gegenwärtig haben sich zwei französische, ein belgisches und ein
                              									deutsches Walzwerk bereit erklärt, dem belgischen Verein unter den genannten
                              									Bedingungen Rohre zu liefern. Manche Rohrfabriken haben nach fruchtlosen Versuchen
                              									die Concurrenz mit den genannten aufgegeben, namentlich englische Walzwerke haben es
                              									vorgezogen, auf Lieferungen nach Belgien zu verzichten, nachdem sie erfahren, dass
                              									mangelhafte Lieferungen zurückgewiesen wurden.
                           Der Vortragende legt offenbar ein zu grosses Gewicht auf die Beschaffenheit der
                              									Röhren. Die Mängel derselben lassen sich durch erhöhte Vorsicht bei der Fabrikation
                              									derselben vermeiden, und nach den bisherigen Erfahrungen mit Mannesmann-Röhren
                              									würden diese wohl im Stande sein, alle die erwähnten Schwierigkeiten zu beseitigen.
                              									Unzweifelhaft fällt damit aber der grössere Theil der Einwände gegen die
                              									Wasserröhrenkessel fort, um so mehr, als diese Mängel sich nicht gegen das
                              									Kesselsystem als solches richten, sondern nur gegen die Verwendung mangelhaften
                              									Materials. Vielleicht würden nötigenfalls Perkins-Röhren an die Stelle treten, die,
                              									wie bekannt, sehr hohe Pressungen aushalten. Jedenfalls hat das System der
                              									Wasserröhrenkessel seine Berechtigung und wird sich zuversichtlich mehr und mehr
                              									vervollkommnen.
                           Wir machen hier noch auf einige bemerkenswerthe Mittheilungen aufmerksam, die sich
                              									zerstreut in der Litteratur finden, deren eingehendere Wiedergabe uns zu weit führen
                              									würde.
                           1) Ueber die verderbliche Wirkung von Speisewasser, welches an dem Boden einer
                              									Locomotivfeuerbüchse eingeführt und langsam am Grunde des Kessels fortgeführt wurde,
                              									dabei den Kessel einseitig abkühlend, berichtet die Zeitschrift des internationalen Verbandes vom 15. December 1894. Die
                              									entstandenen Leckstellen, die näheren Umstände u.s.w. sind an dem angeführten Orte
                              									mit Sorgfalt untersucht, auch die zur Untersuchung benutzten Apparate sind eingehend
                              									beschrieben.
                           2) Die auf Zerstörung wirkenden inneren Spannungen der Locomotiv- sowie Schiffskessel
                              									und Mittel zur Beseitigung derselben, Vortrag von Lentz, gehalten in der Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde,
                              									enthalten in Glaser's Annalen vom 1. December 1894. Der
                              									Vortrag enthält neben einigen bequemen graphischen Darstellungen über
                              									Verdampfungsverhältnisse und Temperaturen eine grosse Anzahl ausgeführter Locomotiv-
                              									und Schiffskessel, sowie bemerkenswerthe Einzelconstructionen und
                              									Festigkeitstabellen.