| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 19 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Letzter Bericht Bd. 295 S. 164.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           I. Wasser, Gerste, Malz, Hopfen.
                           Zur Begutachtung von Brauwasser legt man viel Werth auf An- oder Abwesenheit von
                              									Ammoniak und salpetriger Säure. Victor Vedrödi gibt nun
                              									in der Chemiker-Zeitung, Bd. 18 S. 585, Beiträge zur Beurtheilung des Wassers. Er erwähnt, dass
                              									in Ungarn in der letzten Zeit häufig die Bohrung von tiefen Brunnen mittels des
                              									Spülsystems vorgenommen wurde; dabei war es auffallend, dass z.B. in einem Wasser,
                              									das aus einer Tiefe von 840 m kam, auch organische Substanz, Ammoniak, Salpetersäure
                              									und salpetrige Säure sich fanden, obwohl der Zulauf oberirdisch verunreinigten
                              									Wassers ausgeschlossen war. Um der Ursache für diese merkwürdige Thatsache auf die
                              									Spur zu kommen, wurden Erdproben, die aus oben genannter Tiefe stammten, mit Wasser
                              									extrahirt und untersucht, wobei sich dann ergab, dass dieselben mit den angeführten
                              									Stoffen durchsetzt waren. Man darf also wohl nicht immer die Güte eines Wassers nach
                              									der An- oder Abwesenheit jener Stoffe allzu streng beurtheilen. Uebrigens wurde im
                              									genannten Fall durch fleissiges Pumpen schliesslich ein normales Wasser erzielt.
                           Eisenhaltiges Wasser fand sich, wie Kukla in der Oesterreichischen
                                 										Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 Nr. 5, ausführt, als Ursache einer Kalamität in einer Mälzerei. Der Eisengehalt des Wassers
                              									war so stark, dass nicht nur die Farbe des Malzes, sondern auch diejenige der Würze
                              									im Hopfenkessel ungünstig beeinflusst wurde.
                           Zur Entfernung des Eisens aus dem Wasser kann das System
                                 										Oesten benutzt werden (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1894 S. 1440). Das eisenhaltige Wasser fällt in einem Regen fall
                              									aus einer Höhe von 2 m auf ein Kiesfilter. Diese Anlage kann einfach und billig
                              									hergestellt werden. Der Kies befindet sich in einem Behälter, in welchem er auch
                              									gewaschen und ausgespült werden kann.
                           Ueber colorimetrische Bestimmung des Eisens im Brunnenwasser
                                 										mittels Gerbsäure von E. Gerhard siehe D. p. J. 1894 291 238.
                           Ein Verfahren, Wasser mittels Filtration über
                                 										Materialien zu reinigen, die mit Zinnoxyd imprägnirt sind, haben sich Heinrich von der Linde und Christian Hess in Crefeld unter Nr. 73078 patentiren lassen.
                           Der Reisert'sche Wasserreiniger findet auch in der Brauerei mehr und mehr Eingang. Näheres
                              									über denselben findet sich in einer von der Firma Reisert in Köln ausgegebenen Broschüre.
                           Ein einfaches Verfahren, Wasser in grossen Mengen keimfrei zu
                                 										machen, gibt Moritz Traube in der Zeitschrift für Hygiene, 1893 Bd. 16 S. 149, an.
                              									Chlorkalk in einer Menge von 0,43 mg (enthaltend 0,11 mg wirksames Chlor) zu. 100 cc
                              									stark bakterienhaltigen Wassers zugesetzt, tödtet innerhalb 2 Stunden die darin
                              									enthaltenen Mikroorganismen. Die Entfernung des Chlorkalkes kann mit Natriumsulfit
                              									vorgenommen werden. Das überschüssige Sulfit wird nach 12 bis 14 Stunden durch den
                              									im Wasser enthaltenen Sauerstoff zu Natriumsulfat oxydirt.
                           Untersuchungen über die Reifungsverhältnisse der Gerste
                              									veröffentlicht C. Kraus in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 77, und erörtert unter
                              									Mitwirkung von A. Stellwaag die Beziehungen des Reifestadiums zur Mehlkörperstructur bei verschiedener
                                 										Ernährung der Gerste. Als Untersuchungsmaterial diente unterfränkische
                              									Gerste und Chevalier-Gerste mit und ohne Düngung. Von den allgemeinen Ergebnissen
                              									hinsichtlich der Qualitätsbeurtheilung der Gerste erwähnen wir: Unreife, d.h. vor
                              									der Gelbreife geschnittene Gersten haben die beste Ausbildung in Bezug auf chemische
                              									Zusammensetzung noch nicht erlangt, indem sich bis zur Gelbreife der Stärkegehalt
                              									erhöht, der Stickstoffgehalt vermindert; unreife Körner haben schon deshalb
                              									geringeren Brauwerth.
                           Die Werthschätzung der Gerste hat nicht von einer durch zu frühe Ernte erzielten
                              									Mehligkeit unvollkommen mit Reservestoffen gefüllter Körner auszugehen, sondern von
                              									der Mehligkeit voll ausgebildeter, gelbreif geernteter Körner.
                           Ungleiche Bodenkraft eines Feldes oder sonstige auf Kornungleichheit hinwirkende
                              									Momente lassen, wie man aus den Versuchen ohne weiteres ersieht, ungleiches Material
                              									entstehen.
                           Zu den Qualität bessernden Einflüssen gehört die Einhaltung der richtigen Erntezeit,
                              									eine den Verhältnissen entsprechende, weder zu mangelhafte, noch zu reichliche
                              									Ernährung, Einhaltung einer entsprechenden Saatstärke, um der Lagerung entgegen zu
                              									wirken und auf eine gleichmässige Halmentwickelung und Ausreifung hinzuarbeiten.
                           C. Kraus und K. Ulsch
                              									theilen in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
                              									1894 S. 356, Untersuchungen an bayerischen Gersten der Ernte
                                 										1892 mit. Dieselben erstreckten sich auf physikalische Eigenschaften,
                              									Keimvermögen, chemische Zusammensetzung, Vermälzung der Gerste und Einschätzung der
                              									Gersten, d.h. Bestimmung des Handelswerthes von 28 Nummern.
                           Beim Korngewicht machte sich die Saatstärke bedeutend bemerkbar. Bei einzelnen Proben
                              									war das Hektolitergewicht künstlich und auf Kosten des Brauwerthes in die Höhe
                              									getrieben. Bezüglich der Mehlkörperstructur wird als bemerkenswerth bezeichnet, dass
                              									bei den Gersten eines und desselben Gutes meistens dem höheren Körnergewicht eine
                              									höhere ursprüngliche und bleibende Glasigkeit entspricht. Aus der Zusammenstellung
                              									über die chemische
                              									Zusammensetzung bayerischer Gersten geht hervor, dass in Bayern jedenfalls sehr
                              									stärkereiche und proteinarme Gersten producirt werden können.
                           Zu den mit den einzelnen Gersten in kleinem Maassstabe im Laboratorium vorgenommenen
                              									Probemälzungen dienten besonders construirte, sehr einfache Apparate. Beim Mälzen
                              									wurde im Allgemeinen nach erlangter Quellreife unter möglichst gleichmässigen
                              									Bedingungen die Keimung so weit fortgeführt, bis der Blattkeim bis etwa zu drei
                              									Viertel der Kornlänge vorgeschritten war. Hinsichtlich des Darrprocesses konnte
                              									vollkommene Gleichmässigkeit erreicht werden.
                           Die Vermälzung gab auf folgende Fragen Aufschluss:
                           1) Wieviel Malz geben die Gersten?
                           2) Wieviel Extract liefern die Malze?
                           3) Wieviel Extract geben sonach die verarbeiteten Gersten?
                           4) Wie ist die Gesammtqualität des Malzes und das Verhalten der daraus erzielten
                              									Würzen?
                           Die Antworten auf die Fragen 3 und 4 geben den Vergleichsmaasstab für den Brauwerth
                              									der Gersten, soweit es sich um die Malzgewinnung handelt. Bemerkt sei, dass die
                              									meisten bayerischen Gersten in der Ausbeute höher stehen als die böhmischen.
                           Die physikalischen Eigenschaften und die Resultate der Qualitätseinschätzungen der
                              									Gersten werden in einem ausführlichen Abschnitt in Beziehung gesetzt zur chemischen
                              									Zusammensetzung und zum Brauwerth. Aus ihren besonders zusammengestellten Tabellen
                              									ziehen die Verfasser folgende Schlüsse:
                           I. Das Korngewicht.
                           1) Die Extractausbeuten aus 100 k Gerste zeigen im
                                 										Durchschnitt die Tendenz, mit den Korngewichten abzufallen; jedoch ist dies
                              									nur bei den schwersten und bei den leichtesten Gersten deutlich; ferner fallen die
                              									Ausbeuten in viel schwächerem Verhältniss als die Körnergewichte.
                           2) Im Einzelnen bestehen beträchtliche Differenzen
                              									gegenüber den Durchschnitten. Die mittlere Extractausbeute aus 100 k Gerste beträgt
                              									63,6 Proc., das mittlere 1000-Körnergewicht 44,09 g. Im Ganzen wird man bei der
                              									Schätzung der Gersten nach dem Korngewichte von den schwereren eine Anzahl zu hoch,
                              									von den leichteren dagegen verhältnissmässig zu niedrig taxiren.
                           3) Im Durchschnitte lieferten die Gersten dem Volumen nach relativ um so weniger
                              									Malz, je leichter die Körner der Gersten waren, allerdings mit Abweichungen im
                              									Einzelnen.
                           4) Das Gewicht der Malztrockensubstanz zeigt die Tendenz, mit den Körnergewichten
                              									abzufallen; der Abfall ist aber nur bei den schweren Gersten ausgeprägt; auch fallen
                              									die Körnergewichte viel stärker als die Malzmengen. Das mittlere Gewicht der
                              									Malztrockensubstanz aus 100 k Gerste beträgt 81,8 k.
                           5) Was die Gesammtqualität des Malzes betrifft, so ist die erste Qualität am
                              									reichlichsten bei den mittelkörnigen Gersten vertreten.
                           6) Die Hektolitergewichte der Malze nehmen zum Theil ab mit den Korngewichten.
                           II. Das Hektolitergewicht.
                           1) Die Ausbeuten aus 100 k Gerste zeigen die Tendenz, sich mit dem Hektolitergewichte
                              									zu vermindern; jedoch ist die Abminderung nur bei den schwersten und bei den
                              									leichtesten Gersten deutlich. Die Abnahmen sind geringer als jene der
                              									Hektolitergewichte.
                           2) Im Einzelnen bestehen wesentliche Differenzen. Wenn die mittlere Ausbeute 63,6
                              									Proc. beträgt, so ist das mittlere Hektolitergewicht 69,7 k.
                           3) Die leichteren Gersten geben durchschnittlich mehr Schwimmgerste als die
                              									schwereren.
                           4) Dem Volumen nach lieferten die schwereren Gersten mehr, die leichteren weniger
                              									Malz als die mittleren.
                           5) Die Beziehungen der Malztrockensubstanz aus 100 k Gerste zu den
                              									Hektolitergewichten sind im Allgemeinen ähnlich wie bei den Extractausbeuten, jedoch
                              									ist der Abfall geringer.
                           6) Die Qualitäten sind ziemlich gleichmässig über die Hektolitergewichtsreihe
                              									vertheilt.
                           7) Die Durchschnittsergebnisse sind zwar im Allgemeinen in Bezug auf die
                              									Hektolitergewichtsreihe ähnlich wie hinsichtlich der Körnergewichtsreihe, aber mit
                              									Unterschieden. Die Abweichungen rühren vornehmlich daher, dass bei den
                              									Hektolitergewichten die Form der Körner und die Beschaffenheit der Spelzen zur
                              									Geltung kommt. Die Gersten vom höheren Hektolitergewicht hatten im Allgemeinen die
                              									schöner geformten, zartspelzigeren und gleichmässigeren Körner, bei Abnahme des
                              									Hektolitergewichtes waren die Körner schmäler, relativ länger. Bei den schwersten
                              									Gersten machte sich die scharfe Sortirung und die Beschädigung der Spelzen und
                              									Körnerspitzen durch Drusch und Reinigung als das Hektolitergewicht erhöhend
                              									bemerkbar. Da im Hektolitergewicht neben der Grösse der Körner deren Form und
                              									Spelzigkeit zum Ausdruck kommt, so sollte die Reihenfolge nach dem Hektolitergewicht
                              									sich eher nach dem Verhältnisse der Ausbeuten stellen, als die Körnergewichtsreihe,
                              									was in der That der Fall ist.
                           8) Die Hektolitergewichte der Malze sind im Allgemeinen um so niedriger, je niedriger
                              									die Gerstenvolumgewichte.
                           III. Glasigkeit.
                           Es wurde der Procentsatz an mehligen, übergehend beschaffenen und glasigen Körnern
                              									bestimmt. Die Glasigkeitsziffer berechnet sich durch Addition der Hälfte der
                              									halbglasigen Körner zu den glasigen.
                           1) Bei 24stündiger Weiche und darauf folgendem Austrocknen hat sich die Glasigkeit
                              									überall vermindert. Der ursprünglich höchsten bezieh. geringsten Glasigkeit
                              									entspricht die höchste bezieh. geringste Glasigkeit nach der Weiche; im Einzelnen
                              									aber ist die Reihenfolge der Glasigkeit nach der Weiche zum Theil erheblich anders
                              									als vor der Weiche. Die mittlere Glasigkeit beträgt 67,8 vor und 34,1 nach der
                              									Weiche.
                           2) Zwischen Glasigkeit einerseits, Hektolitergewicht, Körnergewicht, Extractausbeute
                              									aus der Gerste und Malztrockensubstanz andererseits bestehen keine bestimmten
                              									Beziehungen.
                           3) Primamalzqualitäten kommen sowohl bei höheren als bei niedrigeren
                              									Glasigkeitsziffern vor.
                           4) Die höchsten Glasigkeitsziffern der Malze finden sich bei der stärker glasigen
                              									Gerste und die mehligste Gerste hat das an glasigen Körnern ärmste Malz. Es war aber
                              									durchaus nicht regelmässig der Fall, dass sich die Gersten höherer Glasigkeit bei
                              									der Vermälzung weniger lösten, als die Gersten der geringeren Glasigkeit.
                           
                           IV. Einschätzung.
                           1) Da die Hauptmomente der Beurtheilung von Gerste auf Punkte fallen, welche auch
                              									beim Hektolitergewicht entscheidend sind, wie Grösse, Form, Gleichmässigkeit,
                              									Spelzigkeit der Körner, so ordnen sich die Gersten bezüglich ihres
                              									Einschätzungswerthes nach dem Hektolitergewicht.
                           2) Im Einzelnen aber weicht die Reihenfolge der Gerste nach dem Hektolitergewicht
                              									mehr oder weniger von der Reihenfolge der Einschätzung ab, indem diese sich auch auf
                              									sonstige Eigenthümlichkeiten der Gerste bezieht. Die Abstufungen nach den
                              									Hektoliter- und Korngewichten treten im Allgemeinen für die verschiedenen
                              									Schätzungsqualitäten viel schärfer hervor, als die Abstufungen der Extractausbeuten
                              									aus den Gersten.
                           3) Ordnet man die Gersten nach Hektolitergewichtsklassen, so ist die Annäherung der
                              									Gerstenreihenfolge an die aufgestellten Ausbeuteklassen grösser als bei der
                              									Reihenfolge nach Schätzungsklassen.
                           4) Die Malzqualitäten zeigen keine Beziehung zu den Schätzungsklassen und der
                              									Schätzungsreihenfolge der Gerste.
                           V. Der Stärkegehalt.
                           1) Die Extractausbeute aus der Gerste sinkt im Durchschnitt mit dem Stärkegehalt; auf
                              									etwa 1,5 Proc. Abnahme des Stärkegehaltes trifft eine Abnahme der Ausbeute von 0,5
                              									bis 1 Proc.; die Stärkegehalte fallen stärker als die Ausbeuten, im Einzelnen
                              									bestehen wesentliche Abweichungen.
                           2) Die Ausbeute an Malztrockensubstanz vermindert sich ebenfalls mit dem
                              									Stärkegehalt, aber weniger als die Extractausbeute.
                           3) Aehnlich verhält es sich mit der Extractausbeute aus der Malztrockensubstanz; das
                              									Verhältniss nähert sich aber mehr dem der Extractausbeuten aus der Gerste.
                           VI. Der Proteïngehalt.
                           1) Im Durchschnitt nehmen die Proteingehalte zu mit Abnahme der Stärkegehalte, aber
                              									in einem geringeren Verhältniss und bei den höheren Proteïngehalten mehr als bei den
                              									niedrigeren.
                           2) Was die Ausbeuten aus Gerste und Malz betrifft, so ist nur bei den höheren
                              									Proteingehalten ein Abfall mit Zunahme des Proteïngehaltes vorhanden.
                           VII. Die physikalischen Eigenschaften und
                                 										die chemische Zusammensetzung.
                           1) Mit vielen Abweichungen zeigen die Stärkegehalte die Tendenz, mit den
                              									Durchschnittskorngewichten abzunehmen.
                           2) Die Gersten von mittlerem Korngewicht haben durchschnittlich den geringsten
                              									Proteïngehalt; er steigt mit Zu- und Abnahme des Gewichtes; bei den leichtesten
                              									steht er durchschnittlich höher als bei den schwersten.
                           3) Die Stärkegehalte nehmen im Durchschnitt ab mit den Hektolitergewichten; die
                              									Abnahme ist viel schärfer ausgeprägt als nach den Korngewichten.
                           4) Die durchschnittlichen Proteingehalte zeigen bei den leichteren Körnern eine
                              									Zunahme mit Abnahme der Hektolitergewichte; bei den schwereren und mittleren Gersten
                              									besteht aber hierin kein wesentlicher Unterschied.
                           5) Den höchsten Proteingehalten entspricht durchschnittlich die höchste Glasigkeit,
                              									den niedrigsten die geringste; dazwischen aber besteht keine ausgesprochene
                              									Relation.
                           Als allgemeine Schlussfolgerung in Bezug auf die Beurtheilung der Gerste muss
                              									hervorgehoben werden, dass es äusserst schwierig ist, eine Gerste richtig
                              									einzuschätzen. Es sollte die Einschätzung auf Bestimmung des Brauwerthes basiren.
                              									Bisher war es von allen mit der Gerste vorgenommenen Bestimmungen die
                              									Stärkebestimmung, welche die nächste Annäherung an den Mälzungswerth der Gersten
                              									erreichen liess. Eine abschliessende Werthbestimmung ohne Verarbeitung der Malze und
                              									ohne Kenntniss der bis zum fertigen Bier sich äussernden Eigenthümlichkeit kann
                              									nicht gegeben werden; die im kleinen Maasstab ausgeführten Mälzungsversuche führen
                              									zu so grosser Annäherung an den Brauwerth, dass die Ergebnisse als Maasstab zur
                              									Prüfung der Sicherheit der blossen Einschätzung nach den handelsüblichen Merkmalen
                              									benutzt werden dürfen. Leider sind derartige Arbeiten, die im Interesse der
                              									Producenten und Brauer gleich werthvoll sind, sehr mühselig und zeitraubend.
                           In dem officiellen Bericht der k. k. Centralcommission für
                                 										die Weltausstellung in Chicago theilt Schwackhöfer in einem Kapitel des Bandes, welcher die amerikanische Brauindustrie behandelt und welcher mit
                              									einer reichen Sammlung von Plänen und Zeichnungen versehen ist, einiges über Getreideelevatoren und amerikanische Mälzereiverfahren mit. Die Transportunternehmer sind es in
                              									Amerika, welche ihre über das ganze Culturland vertheilten Elevatoren oder
                              									Getreidespeicher dem Farmer zur Verfügung stellen. Diese Gebäude sind äusserst
                              									praktisch eingerichtet; die Entleerung der ankommenden Waggons, die Füllung der
                              									Wägekasten, die Weiterführung in Silos oder Bins erfolgt durch zweckmässige
                              									Maschineneinrichtungen. Mit einer Schaufel kann ein Arbeiter einen Wagen mit 500
                              									Bushel Inhalt in 15 Minuten entleeren. Becherwerke und Gurtentransporteure besorgen
                              									die Beförderung. Die Firma Webster Mfg. Co. in Chicago
                              									befasst sich mit der Maschineneinrichtung von Elevatoren.
                           Das etwa nöthige Lüften der Gerste geschieht in der Weise, dass der Inhalt eines
                              									Silos unten abgelassen und durch ein Becherwerk wieder gehoben wird; ein besonderer
                              									Apparat, der von der Firma F. H. C. May in Buffalo
                              									geliefert wird, gestattet das Trocknen von feuchter Gerste. Die amerikanische Gerste
                              									ist durchwegs von geringerer Qualität; sie besteht aus langen schmalen Körnern und
                              									ist stark verunreinigt.
                           Die Darren in Amerika haben zumeist drei Horden, welche
                              									aus perforirtem Blech hergestellt und sectionsweise zum Umklappen eingerichtet sind.
                              									Die grösste Verbreitung haben die Kipphorden von W. Toepfer in Milwaukee gefunden. Das System Goetz und Benda in Chicago
                              									hat kurze Lamellen, welche sich weniger verziehen und das Malz gleichmässiger
                              									vertheilen. Die amerikanischen Darren sind meist Rauchdarren; das Grünmalz wird mit
                              									Becherwerken auf die Darre gehoben und durch besondere Vertheilungsvorrichtungen auf
                              									der obersten Horde ausgebreitet. Nach dem Abdarren fällt das Malz durch Kippen der
                              									untersten Horde in Kästen, aus welchen es wieder mit Schnecken weiter transportirt
                              									wird.
                           Bei der Kastenmälzerei der Pneumatic-Malting Co. in Chicago (System Saladin-Prinz) bleibt die Gerste ein Viertel der Weichzeit in der ersten
                              									Weiche, wird sodann sammt dem inzwischen erneuerten Weichwasser durch eine
                              									Rotationspumpe auf die zweite Weiche gehoben, verliert jedoch kurz vor dem Eintritt durch ein
                              									Sieb das Schmutzwasser. Nachdem die Gerste das zweite Viertel der Weichzeit im
                              									zweiten Kasten zugebracht, gelangt die Gerste durch den Schneckenreinigungsapparat
                              									in die dritte Weiche, die alternirend mit der vierten benutzt wird. In die
                              									Keimkästen wird die Gerste mit dem letzten Weichwasser transportirt. Die
                              									Luftströmung in den Kästen geht von oben nach unten. Der Luftbefeuchtungsapparat
                              									weicht von dem Saladin'schen ab; er besteht aus einer
                              									doppelten Reihe von je zwei über einander gezogenen, haubenartig geformten und
                              									perforirten Blechkästen. In jeder Haube befindet sich eine Zerstäubungsvorrichtung,
                              									welche mit Hilfe einer Pumpe das Wasser in Form eines feinen Regens gegen die
                              									Innenseite der Haube wirft. Die Darre ist in ihrer Construction ganz eigenthümlich.
                              									Das Grünmalz wird in zwei Darrkästen ähnlich den Keimkästen in 50 bis 60 cm hoher
                              									Schicht aufgetragen und durch Schrauben gewendet. Kalte und warme Luft weiden vor
                              									dem Eintritt in die Darrkästen im richtigen Verhältniss gemischt, durchziehen die
                              									Malzschicht und werden von dem Exhaustor abgesaugt.
                           Weiteres über das System Saladin, verbunden mit der Prinz'schen Methode des
                                 										Waschens und Weichens der Gerste, sowie mit dessen automatischer und
                                 										pneumatischer Malzdarre, siehe Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1894 S. 1241 (D. p. J. 1895 297 142).
                           Auch die pneumatische Mälzerei nach dem System Töpfer
                              									hat in den Vereinigten Staaten von Nordamerika mehrfach Eingang gefunden.
                           Als Rohfrucht, welche in allen amerikanischen Brauereien
                              									neben Malz verwendet wird, dient fast ausschliesslich Pferdezahnmais, auch weisser Flintmais
                              									genannt. Es wird derselbe hauptsächlich in den Staaten Indiana, Illinois und
                              									Nebraska cultivirt. Wegen des 4,5 bis 5 Proc. betragenden Oelgehaltes von Mais,
                              									welcher dem Bier einen widerlich ranzigen Geschmack geben würde, muss der Mais
                              									besonders zubereitet werden, womit sich ein eigener Industriezweig befasst. Der Mais
                              									wird in eigenen Maschinen mit rotirenden scharfen Messern zerschnitten und die
                              									zerkleinerte Masse unter der Wirkung eines Luftstromes gesiebt, dabei die Schalen
                              									und Keime entfernt. Das so erhaltene grobkörnige Product führt den Namen Homing; es wird vermählen, durch Siebe sortirt und
                              									schliesslich auf Darren getrocknet.
                           Auf diese Art werden fünf verschiedene Producte erhalten:
                           1) Grobe Grits mit 0,5 bis 0,75 Proc. Oel – als Braumaterial,
                           2) feine Grits mit etwa 1 Proc. Oel – als Braumaterial,
                           3) grobes Mehl mit 2 Proc. Oel – als Nahrungsmittel,
                           4) feines Mehl mit 3 Proc. Oel – als Nahrungsmittel,
                           5) Keime und Schalen mit etwa 9 Proc. Oel – als Futtermittel.
                           Der Oelgehalt gilt als Maasstab für die Werthbemessung der Maisproducte. Um das bei
                              									Anwendung von Mais nothwendige separate Aufschliessen zu vermeiden, wird ausser den
                              									Grits auch noch ein anderes Maisproduct unter der Bezeichnung: Cerealine, Cerealine Flakes, Frumentum, Meizeline,
                                 										Quick-Malt u.s.w. in den Handel gebracht. Dasselbe erscheint in Gestalt
                              									ganz dünner Blättchen, welche durch Dämpfen, Auswalzen und Trocknen aus dem Homing
                              									hergestellt werden. Es kann dieses Product unmittelbar in den Maischbottich
                              									gebracht werden.
                           Reis ist mehr oder weniger durch Maisgrits verdrängt worden.
                           Die Mitverwendung von Mais bringt keine Veredelung des deutschen Bieres hervor und
                              									hat deshalb auch in Deutschland noch keinen Eingang gefunden. Versuche über Mais als Braumaterial theilt C.
                                 										Schubert in der Allgemeinen Zeitschrift für
                                 										Bierbrauerei und Malzfabrikation mit.
                           Gersten und die daraus gewonnenen Malze der Braucampagne
                                 										1894/95 wurden von der wissenschaftlichen Station
                                 										für Brauerei in München (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1894 S. 427) in grosser Menge untersucht. Aubry knüpft an die Mittheilung der Resultate die
                              									Bemerkung, man könne im Allgemeinen wohl sagen, dass die heurigen Malze sich
                              									verhältnissmässig gut vermaischen und selbst stark gedarrte Malze kurze
                              									Auflösungszeiten aufweisen. Das Stärkelösungsvermögen des Malzes ist demnach ein
                              									sehr gutes. Das Verhältniss von Zucker zu Nichtzucker, welches auch heute noch,
                              									obwohl wir die Unzulänglichkeit der Zuckerbestimmung zugeben müssen, uns gestattet,
                              									praktische Schlüsse für die Handhabung des Maischprocesses bei Verarbeitung des
                              									Malzes zu ziehen, ist in diesem Jahr bei bayerischen Malzen meist ein niedrigeres
                              									als 1 : 0,6. Es ist darum das Malz, sofern es sich beim Maischen im Laboratorium
                              									rasch bis zum Verschwinden der Stärke auflöst, nicht zu beanstanden. Berücksichtigt
                              									man unter Benutzung der Zuckerbestimmungsmethode von Meisl-Jais auch den Gehalt an nicht reducirendem Rohrzucker, so wird das
                              									Zuckerverhältniss ein wesentlich anderes. Bei näherer Betrachtung zeigt sich
                              									indessen, dass der an reducirenden Zuckerarten ärmste Extract auch bei
                              									Berücksichtigung des Gesammtzuckers das ungünstigste Verhältniss zeigt und
                              									dementsprechend auch die anderen Verhältnisszahlen sich abstufen, dergestalt, dass
                              									die an reducirendem Zucker reicheren Extracte auch im Gesammtzucker
                              									hervortreten.
                           Zur raschen und hinreichend genauen Bestimmung des specifischen Gewichtes der Gerste
                              									dient eine dem Braumeister Barczewski patentirte volumetrische Getreidewage, welche von der Firma Georg Schmidt und v. d. Eltz in Schmiedefeld in den
                              									Handel gebracht wird.
                           Die Veränderungen in den Baum- und Gewichtsverhältnissen der
                                 										Gerstenkörner durch Quellen und darauf folgendes Austrocknen (F. Cerny, Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894
                              									S. 421) sind deshalb interessant, weil sie zeigen, dass auf dieser Grundlage keine
                              									Methode zur Bestimmung der Weichegrade ausgearbeitet werden konnte, indem
                              									verschiedene Gersten verschiedene Veränderungen im Gewicht und Volumen beim Weichen
                              									zeigen. Der sinnreiche, von Kislinger construirte
                              									Apparat, welcher mit der Gerstenprobe in das Wasser im Quellstock eingesenkt wurde
                              									und an dessen Scala man je nach dem Maasse, in welchem er allmählich untertauchte,
                              									den Procentsatz des absorbirten Wassers ablesen konnte, arbeitete bei vollkommen
                              									gleichartiger Gerste derselben Sorte und desselben Ursprungs sehr gut; wurden jedoch
                              									andere Gersten vermälzt, hörte der Apparat auf richtig zu functioniren und wurde
                              									ganz unbrauchbar.
                           Die Gerste quillt durch Weichen auf, d.h. es nimmt ihr Volumen zu, und da die
                              									Volumenzunahme procentual immer grösser ist als der Zuwachs an Gewicht, so ist das
                              										specifische
                              									Gewicht der geweichten Gerste bedeutend kleiner als jenes der natürlichen Gerste.
                              									Eine geweichte und wieder so weit ausgetrocknete Gerste, dass ihr Gewicht durch
                              									Verlust der Feuchtigkeit bis unter das ursprüngliche Gewicht herabgesunken ist,
                              									zeigt stets ein kleineres specifisches Gewicht, als es bei den nicht geweichten
                              									Körnern war; das Volumen der Körner nimmt zu, ebenso das Hohlmaass, und in Folge
                              									dessen geht das Hektolitergewicht bedeutend zurück. Schon auf dem Feld beregnete
                              									oder alte und durch Feuchtigkeit bei schlechter Verwahrung dumpfig gewordene Gerste
                              									zeigt diese Eigenschaft nicht in solchem Grade; bei solcher Gerste war jene
                              									Veränderung in der Form und den Dimensionen der Körner offenbar schon früher durch
                              									Feucht werden und darauf folgendes Eintrocknen eingetreten und lässt sich durch
                              									abermalige Anfeuchtung und Austrocknung nicht mehr steigern. Die Abnahme im
                              									specifischen Gewicht geweichter und wieder ausgetrockneter Gerste ist nicht ganz
                              									proportional zu der Abnahme im Hektolitergewicht; letztere pflegt in der Regel
                              									grösser zu sein.
                           Durch Quellen aufgeblähte Körner nehmen ausgetrocknet nie mehr ihre ursprüngliche
                              									Form und Grösse an. Nach regnerischen Ernten zeigen die beregneten Gersten ganz
                              									deutlich ein kleineres, manchmal sogar ein auffallend kleineres Hektolitergewicht
                              									als trocken eingebrachte Gersten, und zwar in der Regel auch Gersten von einem Feld und einer
                              									Aussaat. Diese Erscheinung kann nicht der Auslaugung zugeschrieben werden, da diese
                              									kaum in Betracht kommt, insofern durch Weichen höchstens 2 Proc. ausgelaugt
                              									werden.
                           Auf Grund von Versuchen beweist Cerny die Möglichkeit,
                              									dass das Hohlmaass des fertigen Malzes grösser ist als dasjenige der Gerste vor der
                              									Vermälzung (z.B. 9 Proc.). Bei der gegenwärtig üblichen Arbeitsweise auf der Tenne
                              									und der Darre und schliesslich bei der vervollkommneten Reinigung des Malzes kann
                              									dieser räthselhafte „Zuwachs“ entweder überhaupt nicht erzielt werden oder er
                              									ist so gering, dass er übersehen wird.
                           Ueber die Beseitigung des Gersten- und Malzstaubes wurde
                              									auf der 18. Generalversammlung der wissenschaftlichen Station in München eine
                              									Discussion geführt (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1894 S. 395). Schon beim Umschaufeln der Gerste, mehr noch beim
                              									Sortiren und Reinigen der Gerste, am meisten beim Putzen und Poliren des Malzes wird
                              									Staub erzeugt. Die Entfernung desselben erfordert schon die Rücksicht auf die
                              									Gesundheit der Arbeiter, dann die Explosionsgefahr, sowie die leichte Uebertragung
                              									des Staubes und die damit verbundene Infection besonders auf dem Kühlschiffe. Zur
                              									Vermeidung solcher Schädigungen sind Apparate construirt worden, welche den Staub
                              									sammeln, sogen. Staubcollectoren. Lang führt folgende
                              									Apparate auf: Kreiss in Hamburg, Jaacks und Behrens in Lübeck, Nagel und Kamp in Hamburg, Rössler in Aibling
                              									und Heinrich Bernhardt in München, sowie L. Beth in Lübeck, ferner die Cyclone von der König Friedrich August-Hütte
                              									in Potschappel-Dresden. Vielfach dienen einfache Exhaustoren und Ventilatoren zur
                              									Entfernung des Staubes, der sich aber dann im Freien durch den Wind nach allen
                              									Richtungen verbreitet und auch an Orte gelangt, wo er Schaden stiften kann. Zur
                              									gründlichen Beseitigung des Staubes empfiehlt Lang, den
                              									Staub in einem Rohr mit einem feinen Sprühregen zu benetzen und dann abwärts zu
                              									schwemmen. Es wird von verschiedener Seite während der Discussion betont, dass die
                              									Apparate den Staub nicht ganz zurückhalten. Gelobt wird hauptsächlich der Apparat
                              									von Beth-Lübeck. Die staubige Luft wird durch
                              									Exhaustoren in Flanellsäcke geführt, tritt dann aus, während der Staub zurückbleibt.
                              									Im Innern der Kästen, welche die Säcke enthalten, ist ein Mechanismus angebracht,
                              									der den Staub von den Säcken abklopft. Der Staub fällt in untergestellte Säcke und
                              									wird so entfernt.
                           Wie bewährt sich in der Praxis das Waschen der Gerste und
                                 										welche Einrichtungen werden dazu benutzt? Diese Frage beantwortete Lang auf der 18. Generalversammlung der
                              									wissenschaftlichen Station für Brauerei in München (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 380) dahin, dass nach
                              									Mittheilungen aus der Praxis das Waschen der Gerste ein schöneres und besseres Malz
                              									zur Folge habe. Durch das Waschen der Gerste gehen sichtbare Mengen Schmutz in das
                              									Wasser; es ist aber nothwendig, die Gerste längere Zeit mit dem Wasser in Berührung
                              									zu lassen, damit den in den Vertiefungen sitzenden Schmutztheilen Gelegenheit zum
                              									Aufweichen gegeben wird. Es erhält das Korn auch durch Wasseraufnahme eine dralle
                              									Form, wodurch die Reinigung bei gegenseitiger Reibung der Körner wesentlich
                              									erleichtert wird. Es gibt eine Unzahl Waschmaschinen, die auf verschiedenen
                              									Principien beruhen. Die Bewegung und gegenseitige Reibung der Gerste wird in vielen
                              									Apparaten durch entsprechende Rührwerke besorgt, während Wasser andauernd zu- und
                              									abläuft. Andere Einrichtungen beruhen darauf, dass die Gerste in Trommeln aus
                              									Drahtgewebe geschüttet wird; dieselben drehen sich in grossen Wasserbassins mit
                              									andauerndem Zufluss frischen Wassers, wodurch ein Reiben und Waschen der Körner
                              									stattfindet. Gewisse Waschapparate bewirken eine vorzügliche Reinigung der Gerste
                              									dadurch, dass eingeblasene Luft die Gerste in eine quirlende Bewegung versetzt, so
                              									dass die einzelnen Körner sich im Wasser gegenseitig abreiben; gleichzeitig soll die
                              									eingeführte Luft den Keimprocess fördern. Die Apparate, welche unter Mithilfe von
                              									Bürsten arbeiten, dürften mit berechtigtem Misstrauen betrachtet werden. In der sich
                              									an das Referat anschliessenden Discussion theilt Hertrich-München mit, er habe bei Anwendung einer Waschmaschine mit
                              									Luftdruck keinen Unterschied an der geweichten Gerste und dem daraus gewonnenen Malz
                              									beobachtet, er habe auch gefunden, dass Pilzkeime am Korn haften blieben; auch sei
                              									der Kraftverbrauch ein beträchtlicher. Ebenso kann A.
                                 										Sedlmayr keinen Unterschied im Product constatiren, bestätigt aber, dass
                              									viel Schmutz durch das Waschen entfernt wird. Ulrich-Pfungstadt und G. Sedlmayr-München
                              									constatiren gleichfalls, dass namentlich bei mehrtägigem Waschen sehr viel Schmutz
                              									weggeht. Printz-Karlsruhe kann keinen Erfolg durch das
                              									Waschen verzeichnen, die Malzhaufen schimmelten nach wie vor. Leicht-Vaihingen benutzt in seinen tiefen
                              									Weichbottichen Luftwäscherei, durch diese Einrichtung würde das ungleiche Weichen
                              									verhütet. Henrich-Frankfurt macht auf eine Einrichtung
                              									aufmerksam, welche dazu dienen soll, die Gerste auf pneumatischem Wege zu heben; es
                              									würde durch die dabei bewerkstelligte Reibung viel Schmutz entfernt. Jänisch-Kaiserslautern hält es für nicht denkbar, dass
                              									die Reinigung dabei so weit geht, dass alle in den Vertiefungen sitzenden Keime
                              									entfernt werden. Jung-Mainz lobt die Waschmaschine, System Reininghaus, dieselbe sei ein bequemes Transportmittel,
                              									die Berührung mit Wasser sei aber eine zu kurze, als dass hierdurch eine mehr denn
                              									nur oberflächliche Waschung erreicht würde. Geiger
                              									berichtet, dass in Kathreiner's Malzkaffeefabrik eine
                              									Gerstenwascherei nach Saladin zur Zufriedenheit
                              									functionirt. Jacobsen-Ny-Carlsberg hält die Verwendung
                              									von Luft zum Waschen für sehr gut, indem beim Einströmen der Luft die Körner an
                              									einander in leiseste Berührung gebracht werden und man keine Verletzung riskire,
                              									aber die bisherige Anwendung der Luftwäsche sei nicht vollkommen. Läuft das Wasser
                              									oben ab, so geht nur ein Theil des Schmutzes weg, weil derselbe grösstentheils
                              									schwerer als Wasser ist, würde dagegen der Ablauf nach unten versetzt, dann wirke
                              									die Gerste als Filter und halte einen grossen Theil der abgeriebenen
                              									Verunreinigungen wieder zurück. Wollte man es gut machen, so müsste man die Gerste
                              									in dünner Schicht von Bottich zu Bottich spülen, wodurch gewiss ein reines Korn
                              									erzielt würde. Aubry erwähnt, die Entfernung der
                              									abgeriebenen Verunreinigungen scheine dadurch leicht erreichbar, dass die Gerste mit
                              									dem Wasser transportirt und durch Ablauf des Wassers und Abspritzen gereinigt wird.
                              									Solche Einrichtungen sind von Saladin angegeben (D. R.
                              									P. Nr. 72270); es gehört auch der Gerstenweiche-Circulationsbottich von Bergmüller hierher.
                           Ueber die Verwendung von schwefliger Säure bei der
                                 										Mälzerei berichtet A. Kukla in der Oesterreichischen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 Bd. 7
                              									S. 107, Günstiges. Die schweflige Säure im Weichwasser hat eine helle weisse Farbe
                              									des Malzes zur Folge, die Weichdauer wird um 20 Stunden beschleunigt, das Wachsthum
                              									auf der Tenne wird regelmässiger und rascher, so dass man dabei die Tennen arbeit um
                              									2 bis 3 Tage kürzen kann. Die so erzielten Malze sind besser aufgelöst als
                              									diejenigen, welche die gewöhnliche Art des Weichens durchgemacht, sie haben ein
                              									besseres Verhältniss zwischen Zucker und Nichtzucker. Ausserdem wird bei einer
                              									solchen Arbeitsweise das Schimmeligwerden der Haufen vollständig verhütet, so dass
                              									man bis spät in den Sommer hinein mälzen kann; ebenso kann man auf diese Weise
                              									minder gute, unregelmässig wachsende Gerste vermälzen. Es empfiehlt sich, die erste
                              									Weiche, wie gewöhnlich, mit natürlichem, nicht angesäuertem Wasser vorzunehmen,
                              									welches man nach einigen wenigen Stunden wechselt. Nach dem Ablassen dieses Wassers
                              									wird das angesäuerte Wasser auf die Gerste gelassen und letztere, je nach der
                              									Temperatur, 12 bis 14 Stunden darin geweicht. Das Ansäuern erfolgt nicht im
                              									Weichstock, sondern in einem besonderen Reservoir, wo man gründlich mischen kann.
                              									Man braucht auf 1 hl Gerste ungefähr 1 hl Wasser. Zum Neutralisiren von 1 cc sollen
                              									nicht mehr als 0,05 cc 1/10-Normal-Natronlauge verbraucht werden. Je nach der
                              									Zusammensetzung des Wassers wird dieser Säuregrad unter grösserem oder geringerem
                              									Säurezusatz erreicht werden. Ist das Wasser zu reich an kohlensaurem Kalk, so lässt
                              									es sich überhaupt nicht mit Erfolg zum Weichen ansäuern, weil die grössere Menge des
                              									so gebildeten schwefligsauren Kalkes einen schädlichen Einfluss auf die Keimung
                              									ausübt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)