| Titel: | Elektrische Löth- und Schweissverfahren. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 64 | 
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                        Elektrische Löth- und
                           								Schweissverfahren.
                        Elektrische Löth- und Schweissverfahren.
                        
                     
                        
                           Die Benutzung des elektrischen Stromes zum Schweissen bezieh. Löthen ist nicht neu.
                              									Bekannt ist das seit einiger Zeit in Gebrauch befindliche Verfahren von Lagrange, welches in seiner Anordnung etwas
                              									Verblüffendes bietet. Ein Stab aus Eisen oder einem anderen Metall wird mit dem
                              									einen Pol einer elektrischen Gleichstromquelle verbunden und in ein Gefäss mit
                              									Wasser getaucht, welches den anderen Pol bildet. Es tritt nach einigen Augenblicken,
                              									sofern die elektrischen Verhältnisse richtig gewählt sind, ein Glühen des
                              									Metallstückes und selbst ein Schmelzen ein. Die Wärme, die in diesem Falle vorhanden
                              									sein muss, um das Metallstück so sehr zu erhitzen, wird in einer Gasschicht,
                              									bestehend hauptsächlich aus Wasserstoff, erzeugt, die sich durch die elektrolytische
                              									Zersetzung des Wassers bildet. Diese Gasschicht bietet dem elektrischen Strom einen
                              									verhältnissmässig hohen Widerstand; der Stromverbrauch ist daher klein; ausserdem
                              									verhindert die Gasschicht eine allzu rasche Ableitung der Wärme an das umgebende
                              									Wasser. Zur Einleitung des Processes ist eine Spannung von mindestens 200 Volt
                              									erforderlich. Eine ausgedehnte Verwendung hat dieses Verfahren bis jetzt jedoch noch
                              									nicht gefunden. Die Arbeitsmethode ist im Allgemeinen derart, dass die Theile, deren
                              									Erhitzung zur weiteren Verarbeitung erforderlich ist, soweit in das Bad eingetaucht
                              									werden, wie es geboten erscheint. Aus der Natur dieses Vorganges erklärt es sich
                              									schon, dass die Erhitzung nur günstig geformter Stücke möglich ist. Dieses ist eine
                              									Einschränkung für die Verwendung des Verfahrens. Andererseits ist auch der
                              									Energieverbrauch ein grosser, da durch die Wasserzersetzung und Wärmeleitung
                              									bedeutende Nebenverluste auftreten.
                           Eine andere Wärmequelle hat man im elektrischen Lichtbogen, bei welchem der
                              									Widerstand der Luftschicht, welche der Strom durchlaufen muss, der Wärmespender
                              									ist.
                           Bei dem ersten Versuch nahm man eine Art Löthkolben, dessen Arbeitsspitze mit Kohle
                              									armirt war und welcher mittels eines leicht beweglichen Kabels mit dem einen Pol
                              									einer Stromquelle verbunden wurde. Den anderen Pol bildete das metallene
                              									Arbeitsstück selbst. Berührte man nun mit der Kohle das Arbeitsstück und entfernte
                              									dann dieselbe, so war es möglich, einen Lichtbogen zu ziehen, welcher um so länger
                              									wurde, je höher die Spannung war, die zur Verfügung stand. Dieses Verfahren ist
                              									jedoch auch noch nicht vollkommen, da man es nicht genügend in der Gewalt hat, die
                              									Hitze des Lichtbogens auf einen bestimmten Punkt zu concentriren. Der Lichtbogen
                              									geht nicht in gerader Linie zum Metall über, sondern in einem mehr oder weniger
                              									gewölbten Bogen. Dieser Bogen aber wandert sehr leicht bei ganz geringen Einflüssen,
                              									wie z.B. Luftzug.
                           Eine praktische Anwendung hat dieses Verfahren jedoch gefunden und zwar bei der
                              									Fabrikation eiserner Fässer. Bei dieser ist es nöthig, die Böden mit den Wandungen
                              									dicht zu verbinden. Diese Operation wird mit dem elektrischen Löth- oder, richtiger
                              									gesagt, Schweisskolben vorgenommen. Die Fässer werden auf eine eiserne Scheibe
                              									gestellt, welche mit dem einen Pole einer Stromquelle verbunden ist und welche von
                              									dem Arbeiter in beliebig variirbare Rotation gesetzt werden kann. In der Hand hält
                              									der Arbeiter den Kolben, welcher den anderen Pol bildet. Er legt denselben
                              									gegen eine Handhabe und neigt die Kohle so lange, bis sich der Bogen bildet, indem
                              									er zugleich das Fass in eine möglichst grosse Rotationsgeschwindigkeit versetzt.
                              									Diese Geschwindigkeit muss so gross sein, damit das Eisen vorläufig nicht
                              									Gelegenheit findet, genügend Wärme für die Schweisshitze aufzunehmen. Ist der
                              									Lichtbogen in richtiger Stärke gebildet, so verlangsamt der Arbeiter allmählich die
                              									Geschwindigkeit. Da nunmehr der Lichtbogen längere Zeit an derselben Stelle
                              									verweilt, so wird die Erhitzung des Metalles eine intensivere werden. Die Regulirung
                              									wird nun so weit getrieben, bis der Zustand der Schweisshitze erreicht ist. Diese
                              									Geschwindigkeit muss dann gleichmässig beibehalten werden. Eine Verringerung
                              									derselben hätte sofort ein Durchbrennen des dünnen Eisenbleches zur Folge. Der
                              									Druck, der zum Schweissen erforderlich ist, wird durch Bänder erzeugt, die vorher
                              									warm um die zusammengesetzten Fässer gezogen werden. Auch kann leicht mit einem
                              									kleinen Hammer nachgeholfen werden. Die Energie, die zu diesem Vorgange gebraucht
                              									wird, ist verhältnissmässig gross. Da es wegen der Unregelmässigkeiten einer
                              									Antriebsmaschine nur schwer möglich ist, direct mit einer Dynamo als Stromquelle zu
                              									schweissen, so wird eine zwischengeschaltete Accumulatorenbatterie nöthig, welche
                              									wegen der bei Berühren des Eisens mit der Kohle entstehenden hohen Stromstärken sehr
                              									reichlich dimensionirt sein muss, wenn kein überschnelles Verderben der Platten
                              									eintreten soll. Es erhellt hieraus, dass die Anlagesumme für eine solche Einrichtung
                              									keine geringe ist.
                           Wie schon oben erwähnt, ist es mit Hilfe dieses einfachen Löthkolbens nur schwer
                              									möglich, die Hitze des Lichtbogens genau auf die gewünschte Stelle zu concentriren.
                              									Eine neuere Erfindung, die von Zerener herrührt,
                              									erreicht diesen Zweck besser. Zerener verwendet zwei
                              									Kohlen, ähnlich wie bei den Bogenlampen, nur unter einem Winkel von 60° gegen
                              									einander geneigt. Die eine Kohle ist mit dem positiven, die andere mit dem negativen
                              									Pole verbunden. Zwischen beiden Kohlen wird der Lichtbogen entstehen, dessen
                              									günstigste Länge durch das Einstellen der Kohlen hergestellt werden kann. Vorläufig
                              									befindet sich der Lichtbogen noch zwischen den Kohlen und man hat noch nicht die
                              									Möglichkeit, die Hitze desselben einem bestimmten Punkte mitzutheilen. Zerener verwendet nun hierzu das Feld eines Magnetes.
                              									Es ist eine eigenartige Erscheinung, dass ein Lichtbogen, welcher zwischen die
                              									Polflächen eines Magneten gebracht wird, in einer bestimmten Richtung abgelenkt,
                              									ausgebaucht wird und zwar um so mehr, je stärker das Feld wird. Bei zu starkem Felde
                              									tritt ein Erlöschen des Lichtbogens ein. Diese Erscheinung benutzt Zerener. Er erregt einen kleinen Elektromagneten mit
                              									Hilfe der elektrischen Energie, welche ihm zur Verfügung steht, und ordnet seinen
                              									Magneten so an, dass der Lichtbogen aus seiner Lage zwischen den Kohlenstäben
                              									seitlich herausgedrängt wird. Es entsteht gewissermaassen eine Stichflamme. Der
                              									Vorzug dieser Anordnung ist, dass die Flamme nicht wandert. Dadurch hat man es in
                              									der Hand, die Hitze derselben in gewünschter Weise auf einen bestimmten Punkt zu
                              									concentriren. Es resultirt hieraus auch sofort der zweite Vorzug dieses Systems, der
                              									des geringeren Energieverbrauches. Man hat nicht mehr nöthig, wie bei dem einfachen
                              									Löthkolben, die ganze Umgegend der zu erhitzenden Stelle, welche von dem wandernden
                              										Bogen bestrichen
                              									wird, zu erhitzen, sondern kann sich auf einen bedeutend kleineren Raum beschränken,
                              									wodurch die Verluste durch Wärmeableitung bedeutend verringert werden.
                           Praktische Anwendung findet dieser Löth- und Schweisskolben schon zu verschiedenen
                              									Zwecken. In Fahrräderfabriken werden die einzelnen Stahlrohre der Gestelle auf diese
                              									Weise mit einander verbunden. Ferner werden Gussstücke, bei welchen kleinere Theile
                              									abgesprungen sind, oder bei welchen Gussfehler vorhanden sind oder Sprünge
                              									vorkommen, auf diese Weise ausgebessert. Die Gefahr, dass sich die Schweissnähte bei
                              									der weiteren Bearbeitung als besonders hart erweisen, tritt nicht auf. In Amerika
                              									ist man sogar dazu übergegangen, die Schienen bei elektrischen Bahnen durch
                              									Schweissen in gut leitende Verbindung zu bringen. Der Umstand, den man zuerst
                              									befürchtete, dass die Ausdehnung durch die Temperaturunterschiede dieses Verfahren
                              									verbieten würde, hat sich nicht bestätigt.
                           
                              
                                 Kl.