| Titel: | Neuere Luftcompressoren. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 79 | 
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                        Neuere Luftcompressoren.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Luftcompressoren.
                        
                     
                        
                           Je nachdem die Wasserkühlung, welche bei allen Luftcompressoren wegen der starken
                              									Wärmeentwickelung unbedingt erforderlich, nur in äusserer Kühlung der Cylinderwände
                              									u.s.w. besteht, oder das Wasser meist unter Hochdruck während der eigentlichen
                              									Compression in das Innere des Cylinders in fein vertheiltem Zustande eingespritzt
                              									wird, oder endlich der Cylinder zum Theil mit Wasser gefüllt ist, welches abkühlend
                              									auf die Wandungen desselben und die Luft selbst wirkt, unterscheidet man trockene,
                              									halbnasse und nasse Compressoren. Allen diesen Compressoren lassen sich bei der
                              									verschiedenartigen Anwendung der comprimirten Luft gewisse Vortheile nicht
                              									absprechen. Eine grosse Verbreitung haben in neuerer Zeit die trockenen Compressoren
                              									erfahren, wie denn nachstehend auch nur über Neuerungen an diesen Compressoren
                              									berichtet werden soll.
                           Bei den direct wirkenden Luftcompressoren mit Dampf- und Compressorkolben auf
                              									gemeinschaftlicher Stange ist der Dampfdruck bei Beginn des Kolbenhubes am grössten
                              									und nimmt während der Expansionsarbeit des Dampfes stetig ab, während die
                              									Widerstände beim Compressorkolben mit der Vorwärtsbewegung desselben wachsen, bis
                              									sie eine der festgesetzten Spannung der Druckluft entsprechende Höhe erreicht haben.
                              									Um die in Folge dessen sehr ungleichförmigen Bewegungen der Maschine herabzumindern,
                              									baut man Compressoren für bedeutendere Leistungen als Zwillingsmaschinen mit zwei um
                              									90° gegenseitig versetzten Kurbeln, derart, dass der Ueberschuss an Arbeit im
                              									Dampfcylinder der einen Maschinenseite der anderen Seite für die Maximalleistung des
                              									Compressorkolbens zu Gute kommt.
                           Für kleinere Compressoren empfiehlt sich das Zwillingssystem wegen seiner
                              									Kostspieligkeit und Complicirtheit nicht, und man war deshalb gezwungen, um
                              									Unregelmässigkeiten des Ganges zu vermeiden, sehr schwere Schwungräder anzuordnen,
                              									welche während der ersten Hälfte des Kolbenhubes Arbeit aufnehmen und diese während
                              									der zweiten Hälfte des Kolbenhubes wieder abgeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 79
                              Fig. 1.Luftcompressor der New York Air Brake Co.
                              1
                                 										Wasser; 2 Zum Behälter.
                              
                           Der in Fig. 1 ersichtliche, von der New York Air Brake Co. in den Handel gebrachte trockene
                              									Luftcompressor mit einem einzigen Dampfkolben zeigt eine Verbesserung insofern, als
                              									letzterer nicht direct, sondern durch ein System von Hebeln und Stangen mit den
                              									beiden Compressorkolben verbunden ist, wodurch schwere Schwungräder vermieden
                              									werden. Der Compressor besteht nach American Machinist
                              									vom 27. Juni bezieh. Industries and Iron vom 21. Juni
                              									1895 aus zwei einfach wirkenden Luftcylindern, welche gleichzeitig das Fundament für
                              									den ganzen Compressor bilden und in Bezug auf Leistungsfähigkeit einem
                              									doppeltwirkenden Cylinder von gleichem Durchmesser und Kolbenhub entsprechen,
                              									insofern aber von der gewöhnlichen Bauweise derartiger Compressoren abweichen, als
                              									die Kolbenbewegungen unabhängig und stets verschieden von einander ausfallen,
                              									ausgenommen an einem Punkte nahe der Mitte jedes Hubes. Die Cylinder wie auch die
                              									Deckel sind von Kühlmänteln umgeben. Die zur Verwendung gekommenen Plungerkolben mit
                              									Saugventilen machen Stopfbüchsen unnöthig; die Druckventile liegen in den
                              									Cylinderdeckeln. Die Saugventile werden nicht durch Federn auf ihre Sitze gebracht,
                              									sondern abwechselnd in Folge der beim Hubwechsel der Kolben auftretenden Stösse
                              									geöffnet und geschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 79
                              Fig. 2.Dampfmaschine des Compressors
                              m
                                 										Dampf; i Luft.
                              
                           Ueber den Luftcylindern liegt die zur Bethätigung derselben dienende, ebenfalls einen
                              									Theil des Compressors bildende Dampfmaschine, welche in ihren Einzeltheilen, sowie
                              									dem ganzen Zusammenbau nichts Bemerkenswerthes bietet. Kurze am Kreuzkopf
                              									angeschlossene Lenkstangen übertragen die Kolbenbewegung mittels Hebel A (Fig. 2) auf die
                              									Compressorkolben in der Weise, dass die vom Kreuzkopf abgeleitete gleichförmige
                              									Bewegung in eine immer mehr abnehmende Bewegung jedes Compressorkolbens bei seinem
                              									Arbeitshube umgewandelt wird.
                           Betrachten wir die Bewegung nur eines Compressorkolbens, so ist, wie Fig. 2 ersichtlich, der Hebel A am Maschinenbett mittels zweier Festpunkte D und E, sowie der Stangen B und C derart gehalten,
                              									dass sich bei Bewegung der letzteren der wirksame Schwingungsmittelpunkt des Hebels
                              										A in Bezug auf die Augen G und H desselben stetig ändert. Bei Beginn
                              									des Kolbenhubes im Dampfcylinder liegt dieser Punkt über der Mitte des Hebels A und es wird sich der Compressorkolben schneller als
                              									der Dampfkolben bewegen; während der letztere nur ⅕ seines Hubes zurücklegt, bewegt
                              									sich der Compressorkolben auf einem Wege, entsprechend ungefähr ⅖ seines Hubes. Im
                              									letzteren Theile des Dampfkolbenhubes nähert sich dagegen der Schwingungsmittelpunkt
                              									des Hebels A dem unteren Ende desselben und es bewegt
                              									sich der Compressorkolben langsamer als der Dampfkolben. Während dieser das letzte ⅕
                              									seines Hubes zurücklegt, führt der Compressorkolben das letzte 1/20 seines Hubes
                              									aus. Eine ähnliche Bewegung wird auch dem anderen Compressorkolben durch Hebel und
                              									Gelenke mitgetheilt. Die Kolben bewegen sich hiernach am langsamsten, wenn die
                              									Temperatur der comprimirten Luft immer mehr zunimmt; die Wirkung des Kühlwassers ist deshalb
                              									eine äusserst kräftige, was auf abgenommenen Diagrammen insofern erkennbar ist, als
                              									die Compressionslinie tiefer als bei gewöhnlichen Luftcompressoren liegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 80
                              Fig. 3.Diagramm des Compressionscylinders.
                              
                           Dies lassen zum Beispiel die an einem Compressor von 228 mm Durchmesser des
                              									Dampfcylinders und 266 mm der Compressorcylinder für 254 mm gemeinschaftlichen
                              									Kolbenhub abgenommenen Diagramme erkennen (Fig. 3).
                              									Das obere Diagramm des Dampfcylinders zeigt eine Arbeitsspannung des Dampfes von 7
                              									at und eine Füllung von 4/10 des Kolbenhubes. Die punktirte Linie gibt die
                              									Aenderung des Dampfdruckes in Folge Wirkung des Gewichtes der hin und her gehenden
                              									Theile an. Das untere Diagramm des Luftcylinders lässt eine siebenfache Verdichtung
                              									der Luft erkennen. Die punktirten Linien dieses Diagramms zeigen die in Folge
                              									Wirkung des Compensationshebels auf den Luftkolben übertragene resultirende Kraft.
                              									Es ist einleuchtend, dass die vom Schwungrad abzugebende Arbeit in diesem Falle weit
                              									geringer zu sein braucht als bei einer stationären Maschine, während dieselbe bei
                              									einem gewöhnlichen Compressor erheblich grösser ausfallen muss als im letzteren
                              									Falle.
                           Für die meisten praktischen Bedürfnisse genügen Compressoren mit siebenfacher
                              									Verdichtung der Luft. Einem etwaigen Bedürfniss nach bedeutend höher gespannter Luft
                              									lässt sich durch stufenweise Compression der Luft in mehreren Cylindern
                              									abhelfen.
                           Einen derartigen Compressor von Elwell Fils in Paris
                              									veranschaulichen die The Engineer vom 16. März 1894 S.
                              									228 entnommenen Abbildungen (Fig. 4 bis 6); derselbe dient dazu, Luft auf einen Druck von über
                              									100 at zu comprimiren.
                           Die Maschine besteht, wie auch Revue industrielle vom 7.
                              									April 1894 berichtet, aus zwei mit ihrem Mantel in einem Stück gegossenen doppelt
                              									wirkenden Compressorcylindern, in denen die Luft nach und nach in vier Phasen auf
                              									eine Spannung von 100 at comprimirt wird. Die Grössenverhältnisse der Cylinder sind
                              									so gewählt, dass sich die Drücke auf beiden Seiten jedes Kolbens nahezu ausgleichen
                              									und das in Folge dessen leicht gehaltene Schwungrad sich vollkommen ungezwungen
                              									bewegen kann. Der grosse Cylinder liefert Luft von 3,968 und 10 at, der kleine
                              									Cylinder solche von 31,7 und 100 at Spannung. In dem die Cylinder umgebenden
                              									Kühlmantel liegen zwei Schlangen, von denen die hinter dem grossen Cylinder liegende
                              									als Zwischenbehälter für den kleinen Cylinder dient; die andere hinter dem letzteren
                              									geschaltete Schlange hat den Zweck, die Abkühlung derjenigen Luftmenge zu vollenden,
                              									welche den kleinen Compressorcylinder verlässt, um nachdem in einen
                              									Reinigungsapparat oder einen anderen Behälter zu treten. Die Luft gelangt durch acht
                              									federbelastete Saugventile E (Fig. 5) in den grossen Cylinder A. Die
                              									Ventile liegen kreisförmig im Deckel des Cylinders; letzterer bildet einen Behälter,
                              									in welchen eine gewisse Menge Wasser durch ein im unteren Theil durchlochtes
                              									ringförmiges Rohr fliesst, um beim Ansaugen mit Luft gemischt in den Cylinder zu
                              									treten. Gleichzeitig wird auch eine kleine Menge Oel aus einem auf dem Deckel
                              									befestigten Oelreservoir angesaugt. Um zu verhindern, dass die angesaugte Luft Staub
                              									oder andere Theile mit sich führt, ist auf die acht Führungslappen für die Spindeln
                              									der Saugventile ein Sieb gelegt, durch welches auch das Wasser auf die Ventile
                              									vertheilt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 80
                              Fig. 4.Compressor von Elwell Fils.
                              
                           Beim Aufwärtshube comprimirt der grosse Kolben die vordem in die Kammer A gesaugte Luft und drückt sie, wie auch das Wasser
                              									durch die Ventile F in die ringförmige Kammer B. Beim zweiten Abwärtshube gelangt die Druckluft, nach
                              									selbsthätigem Schliessen der Ventile F durch die in der
                              									Kammer B eingeschlossene Luft, durch das Ventil G in die Schlange H des
                              									Zwischenbehälters. Die letzte Spirale der Schlange ist durch ein Rohr U mit dem im Deckel des kleinen Cylinders liegenden
                              									Ventil verbunden, so dass die Druckluft beim ersten Niedergange des Kolbens in diesen
                              									gesaugt wird, um beim Aufgange des Kolbens auf 31,7 at Spannung comprimirt zu
                              									werden. Ist dieser Druck erreicht, so öffnet sich das im Kolben befindliche Ventil
                              									und die Druckluft tritt in den durch Cylinder und trunkartigen Kolbenansatz
                              									gebildeten ringförmigen Raum, um beim zweiten Niedergange des Kolbens auf 100 at
                              									comprimirt zu werden. Sobald dieser Druck erreicht ist, entweicht die Luft durch das
                              									Ventil V und die den kleinen Cylinder umgebende
                              									Kühlschlange in die Druckleitung. Das während der ersten Phase mit der Luft
                              									angesaugte Wasser circulirt mit der ersteren in sämmtlichen Druckräumen, da es stets
                              									über den betreffenden Druckventilen steht und von einem Druckraum nach dem anderen
                              									gelangt. Hierdurch werden namentlich bei schnell laufenden Compressoren
                              									Wasserschläge vermieden, selbst dann, wenn ein Uebermaass von Wasser in den
                              									Compressor eingeführt ist. Behufs Controle der Arbeitsvorgänge im Innern des
                              									Compressors sind zwei je mit einer Schlange in Verbindung stehende Manometer mit
                              									Absperrventilen angebracht. Die mit trunkartigen Verlängerungen versehenen
                              									Compressorkolben werden von Stangen betrieben, welche durch Traversen mit den
                              									Kolbenstangen einer Zwillingsmaschine mit zwei gegenseitig um 90° versetzten Kurbeln
                              									direct verbunden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 81
                              Fig. 5.Compressor von Elwell Fils.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 81
                              Fig. 6.Compressor von Elwell Fils.
                              
                           An den oberen Traversen greifen die beiden Pleuelstangen an,
                              									welche die zwischen Compressor- und Dampfcylinder angeordnete Schwungradwelle
                              									bethätigen; auf der letzteren sitzen Excenter zur Bewegung zweier entlasteter
                              									Steuerschieber.
                           Das zur Kühlung der Compressorcylinder erforderliche Wasser wird mittels einer Pumpe
                              									gefördert, deren Plunger durch eine Stange bethätigt wird, die am vorderen Arm eines
                              									Doppelhebels angeschlossen ist; am anderen Arme dieses letzteren greift die nach
                              									einem Excenter der Schwungradwelle führende Stange an.
                           Die Hauptabmessungen einer derartigen Maschine, welche stündlich 500 1 Druckluft von
                              									100 at Spannung liefert, sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 des grossen Compressorkolbens
                                 185
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „   zugehörigen Trunkkolbens
                                 160
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „   kleinen Compressorkolbens
                                 58,5
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „   zugehörigen Trunkkolbens
                                 48,4
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 der  Dampfkolben
                                 165
                                 mm
                                 
                              
                                 Gemeinschaftlicher Kolbenhub
                                 120
                                 mm
                                 
                              
                                 Anzahl der minutlichen Umdrehungen
                                 300 bis
                                 350
                                 
                              
                                 Dampfspannung
                                 3 bis 5
                                 at
                                 
                              
                                 Durchmesser des Plungers der Pumpe für
                                    											Kühl-    wasser
                                 40
                                 mm
                                 
                              
                                 Hub des Plungers der Pumpe für Kühlwasser
                                 70
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 des Dampfeinströmrohres
                                 50
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „   Dampfausströmrohres
                                 60
                                 mm
                                 
                              
                           In der französischen Marine werden die Compressoren vielfach zum Laden von Torpedos
                              									verwendet.
                           Die Hauptvortheile des Systems, nochmals kurz zusammengefasst, sind folgende:
                           1) Durch die anfängliche Erzeugung von Druckluft mit niederer Spannung werden
                              									Verluste in Folge der schädlichen Räume äusserst gering ausfallen.
                           2) Die in vier Phasen erfolgende Compression der Luft gestattet dieser, sich zwischen
                              									den beiden Cylindern gehörig abzukühlen.
                           3) Die beiden letzten Phasen der Compression gehen in einem verhältnissmässig kleinen
                              									Cylinder vor sich, dessen Kolben leicht dicht zu halten ist.
                           4) Die ganze Maschine kann leicht aus einander genommen und in sehr kurzer Zeit
                              									wieder zusammengesetzt werden.
                           5) Die Arbeitsleistung der Maschine ist von dem Drucke im Accumulator unabhängig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 81
                              Crichton's Luftcompressor.
                              
                           W. B. Crichton in Bradford, Yorks., wurde nach Engineering, 1895, in England der Fig. 7 und 8 ersichtliche
                              									Luftcompressor unter Nr. 18112 vom 24. September 1894 patentirt.
                           Der Kolben B des Luftcylinders A sitzt mit demjenigen des Dampfcylinders D
                              									auf gemeinschaftlicher Stange C. An jedem Ende des Luftcylinders
                              									befindet sich ein Hilfscylinder EE1 mit je einem Kolben F, deren Stangen G durch Querstücke H mit den Spindeln I der
                              									Ein- bezieh. Auslassventile K1K an den Enden des Luftcylinders A verbunden sind. Letzterer trägt einen gewöhnlichen
                              									Schieberkasten L, in welchem ein auf der Spindel M befestigter Flachschieber gleitet, der ausserdem
                              									durch eine Zwischenstange M2 mit dem zum Dampfcylinder D gehörigen
                              									Flachschieber verkuppelt ist. Der Schieberkasten L
                              									steht durch ein Rohr O mit der Hauptdampfleitung in
                              									Verbindung. Die Ventilspindeln I sind auf ihren
                              									äusseren Enden mit Schlitzen I1 versehen, in denen sich Zapfen I2 der Querstücke H ungezwungen hin und her bewegen. In der Fig. 8 ersichtlichen
                              									Abbildung beginnt der Kolben B des Luftcylinders A mitsammt dem Kolben des Dampfcylinders D seinen Rückwärtshub. Das im Schieberkasten L untergebrachte Steuerorgan gestattet den Eintritt von
                              									Dampf in die Rohre PP1,
                              									welche nach dem hinteren Ende des Hilfscylinders E
                              									bezieh. dem vorderen Ende des Hilfscylinders E1 führen, so dass die Kolben F sich in Richtung der Fig. 8 ersichtlichen
                              									Pfeile bewegen. Die Querstücke H schliessen dann das
                              									Einlassventil K1 am
                              									vorderen und das Auslassventil K am hinteren Ende des
                              									Cylinders A. Auslassventil K am vorderen und Einlassventil K1 am hinteren Ende des Cylinders A werden durch den Druck der comprimirten Luft im
                              									Cylinder bezieh. durch den Druck der äusseren Atmosphäre geöffnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 82
                              Fig. 9.Luftcompressor der Norwalk Iron Works Company.
                              
                           Sobald frischer Dampf unmittelbar vor Beendigung des Rückwärtshubes der Kolben in den
                              									Cylinder D gelangt, strömt solcher auch in die Rohre
                              										RR1, welche nach
                              									den gegen vordem entgegengesetzten Enden der Hilfscylinder EE1 führen. Da die Kolben F sich nun entgegengesetzt den Fig. 8 ersichtlichen
                              									Pfeilen bewegen, werden auch die Ventile entsprechend bethätigt, d.h. Auslassventil
                              										K am vorderen, sowie Einlassventil K1 am hinteren Ende des
                              									Cylinders A geschlossen, während sich Einlassventil K1 und Auslassventil
                              										K selbsthätig öffnen.
                           Um Unregelmässigkeiten des Ganges bei Luftcompressoren auszugleichen, construirte die
                              										Norwalk Iron Works Company in South Norwalk, Conn.,
                              									den Fig. 9 ersichtlichen
                              									Zwillingsverbundluftcompressor. Der grosse Compressorcylinder d dient dazu, den anfänglichen Luftdruck herzustellen,
                              									während der kleine Cylinder c die stärkere
                              									Endcompression hervorbringen soll. Zu dem Zwecke wird die Luft aus dem grossen in
                              									den kleinen Cylinder gedrückt und dadurch ein grosser Theil des Widerstandes vom
                              									Ende des Hubes auf den Anfang verlegt, so dass der Widerstand während des ganzen
                              									Hubes nahezu gleichmässig bleibt.
                           Besitzt zum Beispiel der grosse Cylinder d einen
                              									Querschnitt von 600, der kleine Cylinder c einen
                              									solchen von 200 qc, so würde der Kolben des letzteren bei siebenfacher Verdichtung
                              									der Luft einen Widerstand von 200. 7 = 1400 k zu überwinden haben. Aus dem grossen
                              									Cylinder strömt die Luft mit 2 k Spannung. Da dieser Cylinder aber im Rücken des
                              									kleinen Kolbens wirkt, in Folge dessen die Maschine noch unterstützt, wird der zur
                              									Ueberführung der Luft vom grossen in den kleinen Cylinder noch zu überwindende
                              									Widerstand gleich (600 – 200) . 2 = 800 k sein.
                           Insgesammt stellt sich demnach der zu überwindende Druck auf 1400 + 800 = 2200 k, und
                              									zwar zur Zeit der grössten Anspannung, also kurz vor Beendigung des Kolbenhubes.
                           Durch Versuche an einer sonst gleichen, aber einfach wirkenden Maschine wurde
                              									festgestellt, dass der zu überwindende Widerstand sich am Ende des Kolbenhubes auf
                              									4300 k belief, demnach bezüglich der Verbundmaschine der Widerstand sich um nahezu
                              									50 Proc. verringerte. Dadurch, dass die am Ende des Hubes auszuübende Arbeit
                              									verringert wird, kann aber auch bei Beginn des Hubes wieder mehr Arbeit geleistet
                              									werden, so dass auf diese Weise während des ganzen Kolbenweges der zu überwindende
                              									Widerstand fast gleich gross ist. Um auch die Dampf kraft während des ganzen Hubes
                              									gleichmässig wirken zu lassen, sind die Dampf- und Luftcylinderkolben, sowie der
                              									Kreuzkopf auf einer gemeinschaftlichen Stange befestigt. Diese hin und her gehenden
                              									Massen besitzen aber ein bedeutendes Gewicht, so dass bei Beginn des Hubes ein
                              									grosser Theil der Dampfkraft zu ihrer Beschleunigung verwendet werden muss. Am Ende
                              									des Hubes, wo die Dampfspannung zufolge der Expansion nur noch schwach ist, geben
                              									dann diese Massen die aufgespeicherte Energie als wirksame Kraft zur Verdichtung der
                              									vor den Compressorkolben befindlichen Luft ab. Die Gleichmässigkeit in der
                              									Vertheilung des Widerstandes und der Kraft erzeugt einen regelmässigen Gang der
                              									Maschine und überlässt dem Schwungrade nur noch geringe Arbeit.
                           Zur Abkühlung der Compressorcylinder dient ein dieselben verbindender
                              									Oberflächenkühler e, der durch Stutzen mit den
                              									Kühlmänteln der genannten Cylinder in Verbindung steht.
                           Grund- bezieh. Expansionsschieber des Nieder- und Hochdruckcylinders a und b sind mit a1, b1 bezieh. b2 bezeichnet.
                           Einen Compressor von G. E. Belliss und A. Morcom in
                              									Birmingham, in welchem die Verdichtung der Luft in zwei auf einander folgenden
                              									Phasen erfolgt, beschreiben die Industries vom 6.
                              									Januar 1893. Derselbe besteht, wie die Abbildungen (Fig. 10 und 11) erkennen lassen, aus
                              										einem grossen,
                              									oben offenen Cylinder A, dessen Wandungen und unteres
                              									Ende von einem Kühlmantel umgeben sind. Auf diesen Cylinder stützt sich ein kleiner,
                              									an beiden Enden geschlossener Cylinder G, Die Kolben
                              										B und H beider
                              									Cylinder sind auf einer gemeinschaftlichen Stange I
                              									befestigt, welche in gewöhnlicher Weise von einer Dampf- oder anderen Maschine
                              									bethätigt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 83
                              Compressor von Belliss und Morcom.
                              
                           Die Arbeitsweise des Compressors entspricht derjenigen des oben beschriebenen
                              									Compressors von Elwell Fils in Paris. Beim Aufwärtshube
                              									des Kolbens B tritt die Luft aus dem oberen Theile des
                              									Cylinders A durch das Kolbenventil C in den Raum zwischen Kolben und unterem Cylinderende,
                              									um beim Abwärtshube des Kolbens B comprimirt zu werden,
                              									danach durch das Ventil L und Rohr K in die obere Spirale der im Behälter D untergebrachten Kühlschlange E. Nach dem Durchstreichen der Kühlschlange E
                              									strömt die comprimirte Luft durch die Rohre M und N in den oberen Theil des kleinen Cylinders G, so dass, wenn der Kolben H sich aufwärts bewegt, eine weitere Verdichtung derselben stattfindet.
                              									Bei der weiteren Aufwärtsbewegung des Kolbens H wird
                              									die comprimirte Luft durch das Ventil Q und das Rohr
                              										R in die obere Spirale einer zweiten im Behälter
                              										D untergebrachten Kühlschlange F gedrückt und gelangt schliesslich nach dem
                              									Durchstreichen derselben in das Druckrohr T.
                           Das zum Kühlen erforderliche Wasser wird in Folge Arbeit des Kolbens H im unteren Ende des Cylinders G in Richtung der Fig. 11 ersichtlichen Pfeile in den Behälter D gepumpt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)