| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1895. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 88 | 
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                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
                           								dritten Viertel 1895.
                        (Letzter Bericht Bd. 297 * S. 110, 183 und
                           								209.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel
                           								1895.
                        
                     
                        
                           A. Die Rübenzuckerfabrikation.
                           
                              I. Landwirthschaft.
                              In sehr beachtenswerter Weise verbreitet sich F.
                                    											StrohmerOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                          													Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                       											685. auf Grund eigener Versuche über die wichtige Frage: Die Zuckerverluste der Rüben während ihrer
                                    											Aufbewahrung. Die Versuche wurden mit Einzelrüben in einem complicirten
                                 										Apparat vorgenommen, durch welchen vollkommen kohlensäurefreie Luft
                                 										durchgeleitet wurde. Das durch den Apparat durchgesaugte gesammte Luftvolumen
                                 										wurde durch eine Gasuhr gemessen. Bei sämmtlichen Versuchen ergab sich die
                                 										Thatsache, dass mit einer grösseren Kohlensäureausscheidung auch immer eine
                                 										grössere Zuckerzerstörung verbunden war. Rechnet man nun die gefundene
                                 										Athmungskohlensäure auf die verathmete Zuckermenge um, so ist diese Zahl in
                                 										allen Fällen kleiner als der wirkliche Zuckerverlust, woraus hervorgeht, dass
                                 										während der Aufbewahrung neben jenem Zucker, welcher in der Athmung bis zu
                                 										seinen Endproducten verbrennt, noch ein anderer Theil des Zuckers verschwindet.
                                 										Da, wie Strohmer nachgewiesen hat, in den Athmungsgasen
                                 										der Rübe ausser der Kohlensäure keine anderen kohlenstoffhaltigen Verbindungen
                                 										in messbarer Menge vorhanden sind, so muss für das Verschwinden desjenigen
                                 										Zuckers, der nicht in der Athmung verbrannt wird, eine andere Erklärung gesucht
                                 										werden.
                              Aus den Versuchen anderer Forscher, sowie der eigenen kommt Strohmer zu dem Schlusse, dass die
                                 										Athmungsintensität der Rübe und aller anderen Pflanzen unter sonst gleichen
                                 										Bedingungen in erster Linie von dem Gehalte an vorhandenem activen,
                                 										circulirenden Eiweiss abhängig ist. Um die Frage zu entscheiden, wie sich die
                                 										Rübe bei Luftabschluss verhält, wurde eine gesunde, normale Rübe 15 Tage im
                                 										reinen Wasserstoffstrom beobachtet. Nach dieser Zeit zeigte die Rübe jedoch
                                 										ziemlich deutlich die Symptome der Erkrankung durch Auftreten trockenfauler
                                 										Stellen, mit welchen ein Wiederansteigen der Kohlensäurecurve verbunden war. Die
                                 										Rübe zeigt demnach auch bei Sauerstoffabschluss eine ständige
                                 										Kohlensäureabspaltung, die sogen. intermolekulare Athmung. Also auch durch Luft-
                                 										bezieh. Sauerstoffabschluss kann die Athmung und damit auch die Zückerzersetzung
                                 										nicht hintangehalten werden. Die Zuckerverluste kann man aber wohl verringern,
                                 										indem man die Rüben möglichst unverletzt so aufbewahrt, dass eine ganz geringe
                                 										Zufuhr möglichst kalter Luft die zu ihrem normalen Erkalten nothwendige Athmung
                                 										eben noch gestattet und durch dieselbe nicht nur die durch die Athmung bedingte
                                 										innere Wärmeproduction ausgeglichen, sondern die Temperatur so weit herabgesetzt
                                 										wird, als kein Erfrieren und daher Tod ten der Rübe eintritt. Jeder andere
                                 										Versuch ist vorläufig als ein „nutzloses Beginnen“ zu bezeichnen.
                              FrankZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                       												587. äussert sich wieder über die
                                    											wahren Ursachen der als Wurzelbrand und Herzfäule bezeichneten
                                    											Rübenkrankheiten und stellt bei der Herzfäule als Ursache den Pilz
                                 										Phoma Betae hin, der auf keiner anderen Pflanze als nur auf der Rübe vorgefunden
                                 										wird. Der Pilz hatte stellenweise ausserordentliche Verbreitung erlangt, wobei
                                 										er mit einer Vehemenz auftrat, so dass manche Schläge überhaupt keine Erträge
                                 										gaben. Zur Bekämpfung dieses schädlichen Pilzes sind leider noch keine
                                 										ausreichenden Gegenmittel bekannt, die allgemeine Anwendung finden könnten. Auch
                                 										bei dem Wurzelbrand sind Organismen als Ursache anzusehen. Was nun die
                                 										Bekämpfung anbetrifft, so ergibt sich, dass, um den Wurzelbrand wenigstens nach
                                 										Möglichkeit einzuschränken, das Beizen des Saatgutes rationell ist, weil es
                                 										diejenigen Sporen tödtet, die am Samen haften, und die, wenn sie lebenskräftig
                                 										bleiben, nachher den Wurzelbrand hervorrufen können.
                              HellriegelIbid. S. 604. hält die Frage, ob der Nematodenschaden durch eine kräftige Düngung mit Kalisalzen zu
                                    											verhindern oder wenigstens zu vermindern sei, auf Grund von Versuchen
                                 										nicht für gänzlich abgeschlossen, hält es aber für möglich, dass in bestimmten
                                 										Fällen diese Wirkung eintritt. Niemand behauptet, dass die Kalisalze ein Gift
                                 										für die Nematoden sind, welches sie ohne weiteres tödtet, und Niemand behauptet,
                                 										dass die Kalidüngung ein Radicalmittel ist, das mit einem Schlage von der
                                 										Nematodenplage erlöst; aber ganz undenkbar erscheint es nicht, dass, wenn
                                 										Kalisalze längere Zeit hindurch consequent angewendet werden, dadurch die
                                 										Entwickelung der Nematoden doch in etwas gehemmt werden kann.
                              HollrungZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                       												611. theilt zu demselben Gegenstand mit, dass die
                                 										Versuchsstation für Nematodenvertilgung in Halle a. S. sich in Folge schlechter
                                 										Resultate von der Frage der Kalidüngung abgewendet hat, um wieder zu directen
                                 										Mitteln (Schwefelkohlenstoff) zu greifen. Die bisherigen Versuche mit
                                 										Kalidüngung haben gezeigt, dass sich mit irgend welcher Bestimmtheit und ohne
                                 										den Aufwand eines grossen Apparates von Untersuchungen nicht voraussagen lässt,
                                 										ob auf diesem oder jenem Plan die Kalidüngung helfen oder wirkungslos bleiben
                                 										wird.
                              
                           
                              II. Chemie und analytische
                                    											Untersuchungsmethoden.
                              Eine charakteristische Reaction der Saccharose. G.
                                    											PapasogliBulletin de l'association des chimistes de
                                          													sucrerie et distillerie, 1895 XIII S. 68. hat
                                 										beobachtet, dass, wenn man eine wässerige Zuckerlösung mit einigen Tropfen einer
                                 										Kobaltlösung versetzt und zu der Flüssigkeit Natronlauge in geringem Ueberschuss
                                 										zugibt, die Zuckerlösung eine ziemlich beständige tief amethyst-violette Färbung
                                 										annimmt. Bei einer Glukoselösung erhält man eine Blaufärbung, die fast sofort
                                 										wieder verschwindet, worauf die Flüssigkeit nach und nach ein schwach
                                 										schmutzig-grünes Aussehen annimmt. Nach dieser Reaction kann man mit Sicherheit
                                 										die Anwesenheit von Saccharose in gezuckerten Substanzen oder solchen von süssem
                                 										Geschmack, wie sie im Allgemeinen im Handel vorkommen, nachweisen. Vortheilhaft
                                 										ist es, eine 5procentige Kobaltnitratlösung und eine 50procentige Natronlauge
                                 										anzuwenden. Enthält die Flüssigkeit gleichzeitig beide Zuckerarten, dann bleibt
                                 										die Farbenreaction der Saccharose noch sehr deutlich selbst bei 9 Proc. Glukose
                                 										auf 1 Proc. Saccharose.
                              K. KomersOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                          													Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                       											492. beschreibt eine neue Wage zur
                                    											raschen und genauen Ermittelung des specifischen Gewichtes im Saft von
                                    											Mutterrüben, welche von J. Nemetz in Wien
                                 										construirt wurde. Das Princip der Wage besteht in der Verwendung eines
                                 										Pipettenpiknometers, welches mit dem Safte, der in bekannter Weise aus einem
                                 										Bolzen der zu untersuchenden Rübe gewonnen wird, gefüllt ist. Die Balling-Grade
                                 										des Saftes können an einer in der Wage angebrachten Scala direct abgelesen
                                 										werden. Ferner wird durch einen an dem linken Balkenende befestigten, in
                                 										Glycerin schwimmenden Glaskörper die Zahl der Schwingungen des Balkens nach der
                                 										Desarretirung auf ein Minimum beschränkt. Die Prüfung hat ein günstiges Resultat
                                 										ergeben, nachdem die Wage bei einfacher Arbeitsweise auf 0,1° Balling
                                 										empfindlich ist.
                              Selbstverständlich können diese Wage und alle anderen ähnlichen Constructionen
                                 										dieser Art auf wissenschaftliche Exactheit keinen Anspruch machen. Für
                                 										Massenuntersuchungen, wo es sich darum handelt, eine rohe Unterscheidung
                                 										zwischen nachzuchtwürdigen und auszuscheidenden Rüben zu machen, werden
                                 										derartige Instrumente noch genügen. Sonst aber wird man doch auf die Bestimmung
                                 										des Zuckers in der Rübe und nicht im Saft zurückgreifen müssen, um wirklich
                                 										einwurfsfreie Resultate zu erhalten, d.h. die wirkliche Qualität der zu untersuchenden
                                 										Rüben feststellen zu können.
                              K. AndrlikZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                       												1895 XIX S. 258. prüfte in einem Beitrag zur Rübenanalyse zwei Verfahren zur Bestimmung des Zuckers in
                                 										der Rübe, nachdem die Versuche von Kroeker zu den
                                 										französischen Behauptungen widersprechenden Resultaten geführt haben. Zum
                                 										Vergleich wurden die warme Digestion nach Pellet
                                 										und die Alkoholextractionsmethode herangezogen. Zur Alkoholextraction bevorzugt
                                 											Andrlik den Scheibler'schen Extractionsapparat, weil darin der Umfang und daher
                                 										auch die Dichte des Extractes fast constant erhalten werden, was bei dem
                                 										continuirlich arbeitenden Apparat von Soxhlet nicht
                                 										der Fall ist. Andrlik vermuthet, dass die in Kroeker's Resultaten vorkommenden Differenzen
                                 										entweder vom chemischen Charakter der Bestandtheile des Rübensaftes oder vom
                                 										physikalischen Verhalten derselben abhängig sein müssen. Zu solchen
                                 										Bestandtheilen zählt er zum Beispiel das Lippmann'sche Phytosterin mit einem Drehungsvermögen von αD = 35,11 und auch
                                 											Kollrepp's Isocholesterin, einen
                                 										rechtsdrehenden Stoff von fast dem der Saccharose gleichen Drehungsvermögen αD
                                 										= 67,2. Der Einfluss dieser Stoffe auf die
                                 										Polarisation lässt sich aber nicht bestimmen, da nicht bekannt ist, in welchen
                                 										Mengen diese Stoffe in der Rübe vorhanden sind. Die Differenzen in der
                                 										Polarisation bei normaler Rübe bei der Digestion gegenüber der Extraction wurden
                                 										um 0,07 bis 0,36, bei welker Rübe um 0,52 Proc. grösser gefunden. Diese
                                 										Differenzen erklären sich durch grössere Mengen des Markgehaltes. Zu bemerken
                                 										ist, dass die welke Rübe nicht mehr reducirende Stoffe als eine frische Rübe
                                 										enthielt.
                              Die Zusammensetzung der Diffusionsgase. Die
                                 										Gasentwickelung bei der Diffusion ist schon seit dem Jahre 1870 bekannt; Scheibler theilt 1873 mit, dass die Brennbarkeit
                                 										dieser Gase lediglich auf die Anwesenheit von Wasserstoff zurückzuführen ist.
                                 											Chevron glaubt, dass die Gasentwickelung von
                                 										der Einwirkung des Saftes auf das Eisen der Diffuseure herrührt. NeitzelScheibler's Neue Zeitschrift für
                                          													Rübenzuckerindustrie, 1895 XXXV S. 21. ist nun zu
                                 										der Erkenntniss gelangt, dass die Gasentwickelung hauptsächlich der Einwirkung
                                 										von Fermenten zuzuschreiben ist. Die entstehenden Gase, Kohlensäure und
                                 										Wasserstoff, die in den Endproducten der Zuckerfabrikation nachgewiesene
                                 										Milchsäure, ferner das häufig beobachtete Dextran lassen erkennen, dass hier die
                                 										sogen. Milchsäuregährung vorliegt. Bei einer etwaigen Einwirkung von Säuren auf
                                 										das Eisen der Diffuseure in der Hitze war die Möglichkeit einer Methanbildung
                                 										von vornherein nicht ausgeschlossen. Bei jeder Analyse des Gases wurde aber die
                                 										Anwesenheit des Methans nachgewiesen, so dass daraus hervorgeht, dass das
                                 										brennbare Gas reiner Wasserstoff ist. Bemerkenswerth hat eine Temperatur von 75
                                 										bis 76° C. bei der Diffusion diejenige Grenze ergeben, oberhalb deren keine
                                 										Wasserstoffbildung eingetreten ist, während bei 50° C. die geeigneten
                                 										Bedingungen gegeben sind. Die Praxis bestätigte dieses Ergebniss und liess sich
                                 										die Wasserstoffentwickelung lediglich auf die ältesten, am längsten unter Druck
                                 										stehenden Diffuseure, wo in Folge der Kälte des Druckwassers eine Steigerung bis
                                 										über 76° nicht zu erreichen war, beschränken. Was die Ursachen der
                                 										Wasserstoffentwickelung anbetrifft, so ist Neitzel der Ansicht, dass wasserstofferzeugende Bakterien mit dem
                                 										Betriebswasser in den Kreis der Diffusion gelangen und dass in den ältesten
                                 										Diffuseuren bei den günstigen Temperaturbedingungen der Herd ihrer Vermehrung zu
                                 										suchen ist. In der betreffenden Zuckerfabrik, die sehr unreines Betriebswasser
                                 										verwenden musste, liessen sich die Schwierigkeiten durch Erhöhung der Temperatur
                                 										in der Diffusion auf 80° C. und ferner durch das Aufkochen des Rohsaftes vor dem
                                 										Kalkmilchzusatz meistens beseitigen. In einem Falle wurde gleichzeitig
                                 										Fluorammonium zugesetzt, doch ist dieses Präparat für eine allgemeine Anwendung
                                 										zu theuer. Der Gebrauch von gereinigter Carbolsäure ist nutzlos, das Eintragen
                                 										von Kalk in die Diffuseure schädlich und nur die Wasserstoffbildung befördernd,
                                 										hingegen scheint aber das Ausschwefeln der leeren Diffuseure nicht ganz werthlos
                                 										zu sein. Wenn nun aber dem Formaldehyd (Siehe weiter unten. Der Ref.) wirklich
                                 										gährungshemmende Wirkungen zukommen, so liesse sich mit Leichtigkeit ein Apparat
                                 										construiren, welcher aus dem billig im Preise stehenden Methylalkohol das
                                 										Formaldehyd erzeugen und dasselbe etwa mittels Inductors den Diffuseuren
                                 										zuführen könnte.
                              Zur raschen Bestimmung der Reinheitsquotienten hat
                                 											WeisbergJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
                                       												35 Nr. 29. für den gewöhnlichen Arbeitsgebrauch eine
                                 										Coefficiententabelle zwischen 57 bis 92 berechnet, und zwar ohne Rücksicht auf
                                 										die Zurückführung der Syrupe in die Füllmasse. Man arbeitet hierbei in folgender
                                 										Weise: Eine gewisse Menge Syrup wird mit destillirtem Wasser auf 17 bis 18° Brix
                                 										verdünnt. Man bestimmt nun den Zuckergehalt und berechnet den scheinbaren
                                 										Reinheitsquotienten. Derselbe sei 72. Die Tabelle zeigt, dass der
                                 										Reinheitsquotient 1,027 ist. Man hat nun 72 × 1,027 = 74 und dies ist der
                                 										wirkliche Reinheitsquotient. Man kann dann das Wasser berechnen. Zu diesem
                                 										Zwecke wiegt man das ganze oder halbe Normalgewicht der Melasse ab, polarisirt
                                 										und findet zum Beispiel 66 Proc. Zucker. Es ergibt nun die Rechnung
                                 											\frac{66\,.\,100}{74}=89,2 Proc. Trockensubstanz; 100 –
                                 										89,2 = 10,8 Proc. Wasser. Diese Methode ist sehr rasch und für die gewöhnliche
                                 										Arbeit mit genügender Genauigkeit durchzuführen. Wenn die Syrupe jedoch wieder
                                 										zurückgeführt werden oder wenn die Melasse nach dem Verfahren von Steffen oder einem anderen Verfahren verarbeitet
                                 										wird, so ist es nothwendig, besondere Correctionscoefficienten zu bestimmen.
                              Vor einigen Jahren hat M. SiderskyBulletin de
                                          													l'association des chimistes, 1895 XII S. 565. eine
                                 										Methode zur Bestimmung der Dichte der Füllmassen
                                 										veröffentlicht, welche darauf gegründet ist, dass man das speeifische Gewicht
                                 										einer Lösung von 20 g Füllmasse zu 100 mm bestimmt und dann aus einer ebenda
                                 										veröffentlichten Tabelle die scheinbare Trockensubstanz derselben findet. Diese
                                 										Tabelle ist insofern unrichtig, als sie die alte Balling'sche Tabelle zur Grundlage hat, welche nach Mohr'schen Cubikcentimetern ausgearbeitet worden
                                 										ist, während man sich heute zumeist Instrumente bedient, welche auf wahre
                                 										Cubikcentimeter basirt sind. Sidersky hat daher
                                 										eine neue Tabelle aufgestellt, welche mit Hilfe der Tabellen Scheibler-Sidersky berechnet ist und welche sich
                                 										auf wahre Cubikcentimeter bezieht. An dieser Stelle kann aber nur auf die
                                 										Tabelle aufmerksam gemacht werden, da eine Wiedergabe zu umfangreich ist.
                                 										Dieselbe wird für den Fabrikbetrieb in vielen Fällen sehr gute Dienste
                                 										leisten.
                              Ueber die Klärung von Zuckerlösungen behufs Polarisation
                                    											derselben berichten A. Stift und E. Petzival.Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift
                                          													für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                       											480. Der Grund zu diesen Untersuchungen lag darin, dass es sehr
                                 										schwierig war, optisch-inactives Tannin im Handel zu bekommen, und dieses Mittel
                                 										noch vielfach zur Klärung von Zuckerlösungen angewendet wird. Es wurde nun
                                 										versucht, aus den käuflichen Tanninsorten optisch-inactives Material
                                 										herzustellen, nachdem nicht zu leugnen ist, dass Tannin ein ausgezeichnetes
                                 										Klärmittel darstellt, und selbst bei Producten, bei welchen Bleiessig und Alaun
                                 										oder Thonerdehydrat ziemlich dunkel gefärbte Filtrate ergeben, sehr lichte,
                                 										blanke und gut zu polarisirende Filtrate gibt. Zur Reindarstellung des Tannins,
                                 										wobei nur die besten Sorten des Handels benutzt wurden, wurden verschiedene
                                 										Methoden angewendet. Die Versuche zeigen nun, dass die Reinigung des Tannins für
                                 										die Zwecke der Polarisation keine einfache und dass es überhaupt schwierig ist,
                                 										ein allgemein anwendbares Reinigungsverfahren zu finden. Dazu kommt noch, dass
                                 										das Tannin durch Bleiessig vollständig gefällt wird und durch das Volumen des
                                 										entstehenden Niederschlages unter Umständen ganz bedeutende Fehler entstehen
                                 										können. Wenn auch das Tannin in manchen Fällen unleugbare Vorzüge besitzt, so
                                 										wäre es aber doch wünschenswerth, dasselbe nicht mehr anzuwenden und endgültig
                                 										zu den Todten zu werfen. Die Verfasser verweisen aber auf das von Herles empfohlene salpetersaure Blei als Klärungs-
                                 										und Entfärbungsmittel für Zucker- und Melasselösungen, welches von A. Stift bereits seiner Zeit geprüft wurde und die
                                 										Klärung mit Bleiessig und Alaun vollständig ersetzt. Weitere Versuche, die mit
                                 										Zusatz von raffinosehaltiger Melasse durchgeführt wurden, ergaben durchweg
                                 										befriedigende Resultate.
                              Die Wägung des bei der gewichtsanalytischen
                                    											Zuckerbestimmung gefällten Kupfers als Kupferoxyd. Nach K. FarnsteinerForschungsberichte über Lebensmittel und ihre Beziehung zur Hygiene
                                       												u.s.w., 1895 II S. 235. ist die Verwendung der Allihn'schen Röhrchen nicht an die Benutzung des
                                 										Wasserstoffapparates gebunden, weil es leicht gelingt, das abfiltrirte
                                 										Kupferoxydul in den Röhrchen selbst in Kupferoxyd überzuführen, und zwar so
                                 										vollständig, als es die praktische Anwendung des Verfahrens erheischt. Die
                                 										Arbeitsweise ist die folgende: Der dickwandige Verbindungsschlauch von Pumpe mit
                                 										Absaugekolben hat eine lichte Weite von 5 mm und ist an einer Stelle nahe dem
                                 										Kolben durchgeschnitten. Die beiden Stücke werden mit einem Glasrohr von 6 mm
                                 										Durchmesser wieder verbunden. Die ausgezogenen Enden der Röhrchen passen dicht
                                 										in den Schlauch hinein und lassen sich noch leicht in demselben umdrehen. Nach
                                 										dem Abfiltriren und Auswaschen des Kupferoxyduls nach der bisher üblichen
                                 										Methode wird der zur Pumpe führende Schlauch ohne Unterbrechung des Saugens an
                                 										der erwähnten Unterbrechungsstelle von dem Glasrohre abgezogen und an dessen
                                 										Stelle der ausgezogene Theil des Filtrirrohres eingesetzt. Wenn nach wenigen
                                 										Augenblicken das in Folge der Verdunstung des Aethers auf dem Kupferoxydul
                                 										gebildete Eis verschwunden ist, wird unter stetigem, massigem Saugen mit der
                                 										linken Hand der Schlauch an dem freien Ende, mit der rechten das Ende des
                                 										weiten Theiles des Filtrirrohres erfasst, und während man das Rohr in
                                 										wagerechter Lage wie beim Ausziehen eines Glasrohres mit der rechten Hand
                                 										umdreht, wird die Mitte des Rohres über einer massigen Flamme erhitzt. Während
                                 										des Umdrehens nähert man allmählich die Kupferoxydulschicht der Flamme. Hierauf
                                 										wird mit voller Flamme erhitzt, wobei ein lebhaftes und anhaltendes Aufglühen
                                 										der kupferhaltigen Substanz eintritt. Das Erhitzen wird so lange fortgesetzt,
                                 										bis die Asbestfüllung und das Kupferoxyd eben zu glühen beginnen. Nach dem
                                 										Erkalten des Rohres im Exsiccator wird gewogen. Die ganze Operation von dem
                                 										Einsetzen des Röhrchens in den Schlauch bis zur Beendigung des Erhitzens dauert
                                 										höchstens 3 bis 4 Minuten.
                              Nachdem die Methode nach den Belegen Farnsteiner's
                                 										zufriedenstellende Resultate gibt, so ist eine nähere Nachprüfung von anderer
                                 										Seite wünschenswerth, da dieselbe geeignet erscheint, die übliche Benutzung der
                                 										zeitraubenden Wasserstoffapparate behufs Ueberführung des Kupferoxyduls in
                                 										Kupfer umgehen zu können.
                              
                           
                              III. Zuckerfabrikation.
                              Studien über Alkalitäten III. L. JesserOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 497. setzt seine
                                 										ausgedehnten Studien über diesen Gegenstand fort, doch muss auf dieselben, wie
                                 										es auch bei den früheren Abhandlungen geschehen ist, auf das Original verwiesen
                                 										werden, weil es unmöglich ist, darüber in einem kurzen Referat zu berichten. Aus
                                 										der Jesser'schen Arbeit ergibt sich, dass man
                                 										sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Saturation die Scheidetemperatur,
                                 										die Zeitdauer der Scheidung, die Menge der Kalkzugabe vollständig in der Hand
                                 										haben muss. Eine sparsame Einrichtung dieser Station hat immer zur Folge, dass
                                 										man die Hände gebunden hat und es unmöglich ist, sich zu helfen. Die Folge davon
                                 										ist stets eine qualitativ schlechte Arbeit, (verkalkte Säfte u.s.w.), die sich
                                 										bis zur Füllmassenarbeit hinzieht. Man muss die Regelung der Temperatur in jedem
                                 										Gefäss vornehmen, daher ausser der indirecten Anwärmung stets Reserveanwärmungen
                                 										zur Verfügung stehen sollen.
                              Verursachen die Kalksalze das schwere Kochen der Säfte?
                                    											Rümpler hat seiner Zeit behauptet, dass Säfte, welche mehr als 0,1 g
                                 										Kalk in 100 cc enthalten, sich schwerer verkochen lassen als solche, die
                                 										geringere Mengen aufweisen; ein Kalkgehalt von 0,2 g in 100 cc rufe schon
                                 										Betriebsstörungen hervor und ein solcher von 0,25 g mache ein Kochen auf Korn
                                 										fast unmöglich. Von anderer Seite befürwortet man die Scheidung mit Kalk, da
                                 										nach den Versuchen von Herzfeld der Kalkgehalt der
                                 										Säfte um so geringer ist, je mehr Kalk bei der Scheidung zur Anwendung gelangt.
                                 										Vor 12 Jahren hat v. Lippmann die Ansicht
                                 										ausgesprochen, dass man das Schwerkochen der Säfte dem Vorhandensein von
                                 										gummiähnlichen Nichtzuckerstoffen oder Eiweiss zusprechen muss, und stimmt
                                 										dieser Ansicht auch Claassen zu. Zur Prüfung dieser
                                 										noch keineswegs geklärten Frage hat C. PolsterDie deutsche
                                          													Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1070. während zweier
                                 										Campagnen die Säfte und Füllmassen titrimetrisch auf ihren Kalkgehalt
                                 										untersucht. Aus den gewonnenen Zahlen geht nun, im Gegensatz zu der Behauptung
                                 											Rümpler's, hervor, dass die Kalksalze das
                                 										schwere Kochen nicht deutlich nachweisbar beeinflussen, nachdem Dicksäfte von
                                 										geringem Kalkgehalt (0,03) und solche von relativ bedeutender Kalkmenge (0,28)
                                 										sich in vielen Fällen gleich gut haben verkochen lassen, während andererseits
                                 										auch wieder bei geringerem Kalkgehalt schwereres Kochen beobachtet wurde. In der
                                 										verflossenen Campagne haben wohl verschiedene Sude länger als gewöhnlich gekocht
                                 										und liessen eine geringere Kornbildung erkennen, aber auch hier war ein hoher
                                 										Kalkgehalt nicht als Ursache anzusehen. Es zeigte sich, dass diese geringe
                                 										Kornbildung und das langsame Kochen immer dann eintrat, wenn vorher die
                                 										Diffusionssäfte im Vorwärmer stark schäumten, und diese Säfte gaben beim
                                 										Erwärmen auf 70° R. einen starken Niederschlag. Dieser Niederschlag abfiltrirt,
                                 										mit heissem Wasser ausgewaschen und getrocknet, enthielt in der aschefreien
                                 										Trockensubstanz 34,5 Proc. Proteïn; eine andere Probe ergab 25,6 Proc.
                                 										Proteïn.
                              Gegenüber den Ausführungen von C Polster bemerkt RümplerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
                                       												1139., dass dieselben weder für noch gegen seine (Rümpler's) Ansicht etwas beweisen können. Zunächst
                                 										hält er es für unstatthaft, dass Polster je vier
                                 										Analysen zu einem Tagesdurchschnitt zusammenzieht, weil die verschiedenen Sude
                                 										niemals genau mit diesen Tagesdurchschnitten zusammenfallen können. Rümpler stellte die Untersuchungen in der Weise an,
                                 										dass er immer 2 cbm Dicksaft in eines der Reservoire pumpte, dieselben
                                 										untersuchte und dann erst durch die Filterpressen in das Gefäss abliess, aus
                                 										welchem der Saft in das Vacuum abgezogen wurde. Es kommen dabei allerdings 20
                                 										bis 30 Kalktitrirungen auf den Tag, aber einerseits weiss man genau, wie viel
                                 										Kalksalze auf jedem Sud verkocht werden, und andererseits ist die Mühe so
                                 										gering, dass der Chemiker nicht überlastet wird. Bei zu hoher Alkalität trägt
                                 										aber thatsächlich der Kalk allein Schuld am schweren Kochen. Selbst sonst
                                 										vollständig reine und gute Dicksäfte versagen im Vacuum, wenn sie zu stark
                                 										alkalisch sind und wenn die Alkalität in Form von Kalk vorhanden ist. Ist die
                                 										Alkalität jedoch in Form von Natron vorhanden, so schadet sie nichts. Das gute
                                 										und schlechte Verkochen der Säfte hängt innig mit der Krystallisationsfähigkeit
                                 										des Zuckers zusammen; Substanzen, die das Auskrystallisiren des Zuckers
                                 										erschweren, erschweren auch den Kochprocess.
                              Die Anwendung der Oberflächencondensation auf
                                    											Verdampfapparate und Vacuums, System A. Schaad und E. Schiegel. Nach
                                 										der Mittheilung de Grobert'sL'alcool et le
                                          													euere, 1895 III S. 642. wird die
                                 										Oberflächencondensation seit 3 Jahren von A.
                                    											Schaad, dem Erfinder dieses Systems, in der Zuckerfabrik Rossitz (Mähren) durchgeführt. Die Resultate des
                                 										Verfahrens stehen unerreicht da, trotz der Schwierigkeiten, welchen jede
                                 										Neuerung unterworfen ist. Den Anstoss gaben die Anforderungen der Regierung,
                                 										indem sie die Reinigung der Abwässer verlangte, und die Condensationswässer den
                                 										grössten Theil der Abwässer ausmachen, selbst bei theilweiser Verwendung zur
                                 										Rüben wasche und zum Transport. Theoretisch enthalten diese Wässer nach dem
                                 										Gebrauche nicht mehr Verunreinigungen wie vor demselben, was jedoch nie der Fall
                                 										ist; ausser ätherischen Oelen der Rübe oder des Zuckerrohrs, welche während des
                                 										Verdampfens und Verkochens entweichen, werden immer während des Aufkochens
                                 										Syrup- oder Klärselblasen mitgerissen. Diese mitgerissene organische Substanz
                                 										macht die Condenswässer allerdings nicht gefährlich, aber sie sind schon
                                 										leichter Veränderungen zugänglich. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes hat Schaad zur Oberflächencondensation gegriffen, so
                                 										dass die Syrupdämpfe mit dem Kühlwasser nicht mehr zusammenkommen, daher erstens
                                 										die Verunreinigung durch die organische Substanz entfällt und zweitens das
                                 										Volumen der Condenswässer ein beträchtlich kleineres ist. Wenn dieser Weg einmal
                                 										eingeschlagen ist und die Oberflächencondensation regelmässig functionirt, so
                                 										ist das zur Condensation nothwendige Quantum Wasser viel geringer als bei der
                                 										Condensation durch Einspritzung, was allerdings den gewöhnlichen Anschauungen
                                 										darüber geradezu widerspricht. Zur Widerlegung gibt Grobert eine längere theoretische Betrachtung.
                              Bei dem Condensator Schaad-Schiegel's incrustirten
                                 										sich die Kühlröhren nicht, trotzdem das Kühlwasser hart war und durch die Wärme
                                 										die Kohlensäure des Wassers, welches die Carbonate des Kalkes in Lösung hält,
                                 										entweicht und die Kalkcarbonate hätte ausfällen sollen. Die Erhöhung der
                                 										Temperatur ist jedoch nur eine gradatime, und obwohl das gebrauchte Kalkwasser
                                 										wärmer ist als das Condenswasser des alten Verfahrens, so verliert es doch
                                 										weniger Kohlensäure und die Kalksalze bleiben in Lösung. Nach der Einrichtung
                                 										von Rossitz ist zu entnehmen: 1) Vereinfachung der
                                 										Abwasserfrage in Zuckerfabriken, nachdem das Volumen der Abwässer bedeutend
                                 										geringer und deren Reinigung leichter ist; 2) bessere Condensation, deshalb eine
                                 										grössere Verdünnung, dadurch eine Verbesserung der Apparate, verbunden mit einem
                                 										Minderverbrauch an Wasser und Kraft; 3) Vermeidung des Mitreissens beim
                                 										Verkochen. Das Condenswasser ist absolut frei von Zucker, mit relativ hoher
                                 										Temperatur, so dass es zur Kesselspeisung, zur Diffusion und vorzüglich zum
                                 										Schlammabsüssen verwendet werden kann.
                              Ueber das Verhalten lufthaltiger Wasserdämpfe in den
                                    											Verdampfapparaten stellte H. ClaassenZeitschrift des
                                          													Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches,
                                       												1895 XXXXV S. 675. ausführliche Untersuchungen an, bezüglich
                                 										welcher auf das Original verwiesen werden muss.
                              Das Holz in den Verdampfapparaten. Claassen (D. p. J. 1895 297 184)
                                 										hat kürzlich behufs Steigerung der Leistungsfähigkeit der stehenden
                                 										Verdampfapparate die Verkleinerung des Röhrenquerschnittes durch Einhängen von
                                 										passenden, in unverrückbarer Lage gehaltenen Holzstäben (sogen.
                                 											„Rouleauxstäben“) empfohlen und werden die dadurch entstehenden
                                 										Vortheile von verschiedenen Seiten anerkannt. BattutJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
                                       												35 Nr. 22. hat in der verflossenen Campagne den Gang eines
                                 										mit Verdampfern versehenen Tripleeffets näher studirt und gefunden, dass die
                                 										Verdampfung beträchtlich gesteigert, und dass die Bildung von Incrustationen für
                                 										die Gesammtoberfläche um mehr als die Hälfte vermindert wird. Dabei sind aber
                                 										gewisse Unannehmlichkeiten verbunden. Nach der zweiten Reinigung des
                                 										Tripleeffets durch die gewöhnlichen Reinigungsmittel wurde nämlich eine
                                 										eigenthümliche Braunfärbung der Syrupe beobachtet, und diese Erscheinung trat
                                 										nach der dritten Reinigung, mit welcher auch eine Auskochung mit Kalilauge
                                 										verbunden war, noch bedeutend stärker hervor. Der vom Dicksaftkocher kommende
                                 											Syrup
                                 										enthielt nachweisbare Mengen von Invertzucker, ausserdem war die Alkalität
                                 										bedeutend zurückgegangen. Die Holzstäbe enthielten beträchtliche Mengen von
                                 										Invertzucker, Farbstoffen und freier Salzsäure und waren gleichsam in ein
                                 											„Säuremagazin“ verwandelt worden. Das Holz absorbirt eine bestimmte
                                 										Menge Säure und gibt dieselbe trotz der darauf folgenden eingehenden Behandlung
                                 										mit Soda und Alkali nicht ab. Die Folgen davon sind dann die Inversion des
                                 										Zuckers und die damit Hand in Hand gehende Färbung der Säfte während des
                                 										Erhitzens. Selbst wenn man bei der Reinigung die Säure nur in kleinen Mengen
                                 										nach und nach, nach Maassgabe der Absättigung durch die Kalksalze, zutreten
                                 										lässt, wird keineswegs die Absorption einer bemerkenswerthen Säuremenge
                                 										verhindert; diese Methode ist zudem ziemlich kostspielig und nimmt zum mindesten
                                 										das Doppelte der normalen Reinigungszeit in Anspruch. Da man auf keinen Fall das
                                 										Auftreten der Säure in dem Holz, sobald dasselbe einige Zeit im Gebrauch ist,
                                 										verhindern kann, so soll man von der Anwendung desselben abstehen. Battut ist der Meinung, dass, wenn auch die
                                 										Beseitigung der todten Partie des Verdampfrohres im Princip als gut anerkannt
                                 										wird, man bis jetzt aber doch noch nicht im Besitz einer praktischen Einrichtung
                                 										ist, welche eine wirkliche Anwendung gestattet.
                              Gegenüber den Ausführungen Battut's bemerkt ClaassenZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                       												517., dass dieselben wohl beweisen, dass bei der Verwendung
                                 										von Holzstäben zur Vergrösserung der Leistungsfähigkeit der Apparate unter
                                 										gewissen Umständen Uebelstände auftreten können, doch ist es aber nicht
                                 										zulässig, diese ungünstigen Resultate verallgemeinern und daher das Einbringen
                                 										von Holzstäben in die Heizrohre verwerfen zu wollen. Claassen konnte in der vergangenen Campagne die von Battut hervorgehobenen Uebelstände nicht bemerken;
                                 										die Holzstäbe waren nach etwa 18 Wochen noch völlig hart geblieben und
                                 										verhielten sich wie frisches Holz. Die Verschiedenheit in den Resultaten kann
                                 										nur auf eine verschiedene Art und Weise der Reinigung der Apparate und darauf
                                 										zurückgeführt werden, dass Battut in alle drei
                                 										Körper seines Tripleeffets Holzstäbe eingehängt hat, während Claassen nur den ersten damit versieht, nachdem er
                                 										von der Verwendung von Stäben in den letzten Körpern aus anderen Gründen
                                 										abgerathen hat. Da in den letzten Körpern die Steinabsätze stets am stärksten
                                 										sind, so muss man in diesen viel mehr Chemikalien zur Reinigung anwenden; allem
                                 										Anschein nach hat Battut einen ziemlich starken
                                 										Steinansatz in seinen Rohren gehabt und zur Reinigung hauptsächlich Salzsäure in
                                 										verhältnissmässig starker Concentration verwendet. Nur so sind seine Resultate
                                 										erklärlich. Die Hauptsache bei der chemischen Reinigung der Apparate ist ein
                                 										möglichst langes Kochen mit Sodalösung. Sind dadurch dann die in Salzsäure
                                 										schwer löslichen Kalksalze in kohlensauren Kalk übergeführt und der Steinansatz
                                 										überhaupt lockerer geworden, so genügt zur völligen Reinigung ein ganz kurzes
                                 										Kochen mit recht verdünnter Salzsäure. Versuche mit frischen Holzstäben haben
                                 										gezeigt, dass die Salzsäure viel rascher und tiefer in das Holz eindringt als
                                 										die Soda, während hingegen in die gebrauchten Holzstäbe die Säure nicht
                                 										schneller oder tiefer eindringt als in die frischen Stäbe. Man kann unter
                                 										folgenden Vorsichtsmaassregeln ohne Bedenken Holzstäbe zur Erhöhung der
                                 										Leistungsfähigkeit in die Heizröhren einhängen: Verwendung der Stäbe nur in den
                                 										ersten zwei Körpern eines Dreikörperapparates, Reinigung der Apparate durch
                                 										intensives Auskochen mit Sodalösung und darauf folgendem kurzen Auskochen mit
                                 										recht verdünnter, ungefähr ½procentiger Salzsäure und schliesslich sorgsames
                                 										Ausspülen oder besser Auffüllen der Apparate mit Wasser nach dem Auskochen mit
                                 										Säure. Vielleicht lassen sich die Bedenken gegen die Verwendung von Holzstäben
                                 										dadurch heben, dass man die Stäbe mit einem geeigneten Stoff imprägnirt oder mit
                                 										einem Firniss oder Lack tränkt, doch müssen über diese Frage erst Versuche der
                                 										nächsten Campagne entscheiden.
                              Zu dieser Frage äussert sich auch ein AnonymusDie deutsche
                                          													Zuckerindustrie, 1895 XX S. 1346. aus der Praxis der
                                 										Rohrzuckerfabrikation, und seien seine Beobachtungen schon an dieser Stelle
                                 										mitgetheilt. Die Fabrik Makaweli (Hawaii) besitzt
                                 										einen doppelten Yaryan-Verdampfapparat von je vier Körpern mit einer
                                 										Gesammtheizfläche von 11500 Quadratfuss. Die Heizrohre sind wagerecht und 16
                                 										Fuss lang. Der Apparat arbeitete in der ersten und zweiten Campagne sehr
                                 										schlecht; die Röhren waren am Ende der Woche so schmutzig, dass öfter die
                                 										Fabrik, trotz Auskochens des Apparates mit Soda u.s.w., einige Tage still stehen
                                 										musste, bis wenigstens die beiden ersten Körper gereinigt waren. Um das Ansetzen
                                 										von Schmutz in den Rohren zu vermindern, wurden zuerst eiserne einzöllige Rohre
                                 										in die Heizrohre des Apparates eingeschoben, dann ging man zu viereckigen
                                 										Stangen von Holz über und waren dieselben sowohl billiger als auch wirksamer. In
                                 										der letzten, dritten Campagne wurden statt dieser Hölzer runde Hölzer von 2 Zoll
                                 										Durchmesser genommen (der Durchmesser der Heizrohre ist 2⅞ Zoll) und einfach in
                                 										die Heizrohre eingelegt. Der Zweck dieser Versuche war, die Incrustationen in
                                 										den kupfernen Röhren zu vermindern, nicht aber die Verdampfung zu erhöhen;
                                 										natürlich ergab sich mit einer schwächeren Incrustation auch eine höhere
                                 										Leistungsfähigkeit der Apparate. Am Ende der Woche und nachdem der Apparat leer
                                 										war, wurde in die Körper Dampf eingeleitet, um das Holz auszutrocknen. Die
                                 										Verdampfung zeigte eine wesentliche Verbesserung, namentlich war die
                                 										Leistungsfähigkeit des Apparates auch am Ende der Woche noch gut und man war
                                 										niemals während der ganzen Campagne gezwungen, den Betrieb in der Mitte der
                                 										Woche wegen Mangel an Verdampfung einzustellen. Diese wesentliche Verbesserung
                                 										in der Verdampfung ist ausschliesslich der Anwendung des Holzes im Apparat
                                 										zuzuschreiben.
                              Die Dampfmaschine in der Zuckerfabrik. H.
                                    											StrakoschOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                          													Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                       											524. weist darauf hin, dass das Bestreben, die in der
                                 										Zuckerfabrik noch häufig anzutreffenden Volldruckdampfmaschinen durch ökonomisch
                                 										arbeitende, moderne Expansionsmaschinen zu ersetzen, zu den Tagesfragen der
                                 										zuckertechnischen Litteratur gehört. Aus seinen mathematischen Betrachtungen
                                 										ergibt sich, dass bei Expansionsmaschinen die durch die Condensation frei
                                 										werdende Wärme zum grössten Theil nach aussen als Arbeit abgegeben wird und also
                                 										in der Flüssigkeitsmischung nicht mehr vorhanden ist. Bei Volldruckmaschinen
                                 										jedoch wird die Expansionsarbeit vom expandirenden Dampf an das ihn umgebende
                                 										Dampfgemisch abgegeben und muss somit in ihm enthalten sein. Die Mischung von
                                 										Dampf und Flüssigkeit, die von der Volldruckmaschine aus dem Verdampfapparat
                                 										zugeführt wird, ist somit „wärmereicher“ als dieselbe Dampfmenge, die
                                 										eine Expansionsmaschine passirt hat. Dieses Resultat ist ein ganz begreifliches.
                                 										Fasst man Dampfkessel, Maschine und Verdampfapparat als ein Ganzes auf, dem man
                                 										durch die Heizgase Wärme zuführt und durch die Condenswässer Wärme entnimmt, so
                                 										wird das Wärmequantum, das man dem Kessel zur Erzeugung einer bestimmten
                                 										Dampfmenge zuführen muss, dasselbe sein, ob man nun mit Expansionsmaschinen oder
                                 										mit Volldruckmaschinen arbeitet. Ebenso wird die dem Ganzen durch das
                                 										Condenswasser entzogene Wärme dieselbe sein. Es muss somit, da, wie Verfasser in
                                 										seiner Abhandlung gezeigt hat, die äusseren Abkühlungsverluste in beiden Fällen
                                 										dieselben sind, die Summe der in den zwei Anordnungen als Arbeit und
                                 										Verdampfwärme abgegebenen Wärmemengen dieselbe sein. Da nun der Dampf in der
                                 										Expansionsmaschine mehr Arbeit leistet als in der Volldruckmaschine, so kann das
                                 										Dampf- und Flüssigkeitsgemisch dem Verdampfapparat, aus der Expansionsmaschine
                                 										kommend, nur ein geringeres Wärmequantum zuführen, als der aus der
                                 										Volldruckmaschine kommende Dampf. Es kann daher von einem durch die Anordnung
                                 										von Volldruckmaschinen bedingten Wärmeverlust nicht die Rede sein. Wo sich daher
                                 										Volldruckmaschinen befinden und man für den von ihnen gelieferten Retourdampf
                                 										Verwendung hat, lasse man sie ruhig im Betrieb; sie werden keine unökonomische
                                 										Wärmeausnutzung bedingen. Nichtsdestoweniger sind aber die Zeiten der
                                 										Volldruckmaschine vorüber. Die weit entwickelte Verdampfstation mit ihrem
                                 										geringen Retourdampf schreibt die Wahl ökonomisch arbeitender Dampfmaschinen
                                 										vor; die Zukunft gehört der Expansionsmaschine und allen Einrichtungen, die im
                                 										Stande sind, die Retourdampfmenge zu verkleinern.
                              Ueber das vielbesprochene Soxhlet'sche
                                    											Raffinerieverfahren äussert sich LachOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 703., welcher dasselbe
                                 										seiner Zeit technisch durchgearbeitet und im Grossbetrieb eingeführt hat, in
                                 										folgender Weise: Bei diesem Verfahren wird nur mit fast gesättigten
                                 										Zuckerlösungen gearbeitet und ist ein Umschlagen d.h. Verderben von
                                 										Klärselfiltrat niemals vorgekommen. Auf 1000 Metercentner Einwurf sind an
                                 										Filterfläche nöthig: 150 qm Filterpresse und 75 qm Swoboda-Filter neuer
                                 										Construction. Die Filter arbeiten, je nach Güte des Einwurfs, 6 bis 18 Stunden
                                 										und länger. Die gebrauchte Masse, Kieselguhr und Holzschleifmehl, lässt sich
                                 										durch Auskochen und Schlämmen leicht und sicher reinigen und kann immer wieder
                                 										verwendet werden, wodurch sich diese Kosten auf ein Minimum reduciren. In
                                 										Deutschland arbeiten drei Raffinerien und zwar: Halle a. S., Fröbeln und
                                 										Roswadze mit dem Soxhlet'schen Verfahren und ohne
                                 										Anwendung von Spodium. Die Körting'sche Wasserstaub
                                 										decke kommt nun überall in Zuckerfabriken in Aufnahme und ist ein äusserst
                                 										praktisches Hilfsmittel für die rationelle Durchführung der Affination. Je nach
                                 										Güte des zu verarbeitenden Rohzuckers wird diese moderne Affination gehandhabt,
                                 										um einen passenden Einwurf zu erzielen. Ferner haben Versuche im Grossen
                                 										erwiesen, dass man durch Fractioniren der Soxhlet-Arbeit, also wiederholtes
                                 										Filtriren der Klärsel über mechanische Filter – zwei- oder dreimal – auch minder
                                 										gute Rohzucker, ohne Qualitätseinbusse bei der fertigen Waare, gut und mit
                                 										Vortheil verarbeiten kann. Hierbei tritt natürlich die Einrichtungsfrage in den
                                 										Vordergrund und diese hindert einstweilen noch die raschere Verbreitung des Soxhlet'schen Verfahrens, namentlich in
                                 										Oesterreich.
                              Auf der Generalversammlung der deutschen Zuckerindustriellen hat man die Frage:
                                 											Was ist für den rationellen Betrieb in
                                    											Zuckerfabriken mit elektromotorischer Kraftabgabe für hohe und mittlere
                                    											Geschwindigkeit bei Anwendung von Drehstrom zu erwarten? in Discussion
                                 											gezogen.Zeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                       												644. Nach O. Hansen hat der
                                 										Drehstrom grosse Vorzüge, die gerade für die Zuckerfabriken von besonderem Werth
                                 										sind. Bei dem Drehstrom fallen der Collector, die Bürsten und der natürliche
                                 										Verschleiss der letzteren weg, der Betrieb wird also einfacher und gefahrloser.
                                 										Bei Neueinrichtung von Zuckerfabriken ist zu beachten, dass grosse
                                 										Etablissements mit weit verzweigtem Betrieb mit dem Gleichstrom nicht mehr
                                 										auskommen können, wenn sie nicht kostspielige Anlagen machen wollen, während man
                                 										beim Drehstrom in der Lage ist, bis zu den höchsten Spannungen zu gehen.
                                 										Transformirt man herunter, so kann man Wasserstationen elektrisch betreiben, wie
                                 										dies bereits mit eminentem Nutzen geschieht. Aehnlich wird man in
                                 										langgestreckten Gebäuden kaum ohne den Drehstrom auskommen, wenn man nicht
                                 										Verluste haben will, die sich manchmal recht fühlbar machen.
                              Naglo weist darauf hin, dass für Zuckerfabriken die
                                 										elektrische Kraftübertragung zur Centralisirung der Maschinenkräfte den grossen
                                 										Vortheil gestattet, dass eine Dampfmaschine mit höchstem Wirkungsgrad
                                 										Aufstellung finden kann, von welcher ökonomisch arbeitenden Kraftquelle aus die
                                 										ganze Fabrikeinrichtung bis in die entferntesten Theile vortheilhaft mit Kraft
                                 										versehen werden kann. Durch die Anwendung von Elektromotoren zum Betrieb
                                 										entweder von Gruppen kleinerer Arbeitsmaschinen oder zum Einzelantrieb
                                 										schwererer Maschinen werden die langen schweren ungeheure Kräfte absorbirenden
                                 										Transmissionen umgangen; es werden ferner die kostbaren und schweren Riemen
                                 										vermieden. Ein dritter und sehr grosser Vortheil der elektrischen Betriebe ist
                                 										die Möglichkeit der genauesten Feststellung der auf die Einzelbetriebe
                                 										entfallenden Kräfte. Ob für eine Anlage Gleichstrom oder Drehstrom am Platz ist,
                                 										wird jedesmal von den Verhältnissen abhängen und der Beurtheilung eines
                                 										tüchtigen Elektrotechnikers unterstellt werden müssen.
                              Auf der Generalversammlung der österreichisch-ungarischen Zuckerindustriellen
                                 										stand ein ähnliches Thema, und zwar die Verwendung der
                                    											Elektricität als motorische Kraft im Zuckerfabrikbetriebe, auf der
                                 										Tagesordnung. Nach der Mittheilung von F. TillOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 698. wurden im J. 1893
                                 										in der Zuckerfabrik Czakowitsch (Böhmen) zwei
                                 										kleine Fesca-Brotcentrifugen aufgestellt und man entschloss sich zu dem Betrieb
                                 										für die elektrische Kraftübertragung. Die Dynamo war für eine Leistung von 15000
                                 										Watt bei 100 bis 110 Volt Spannung. Zum Antriebe der Centrifugen verwendete man zwei
                                 										Nebenschlussmotoren à 6 , doch erwiesen sich dieselben als zu schwach,
                                 										in Folge dessen die Centrifugen viel zu langsam gingen. Als man aber die
                                 										früheren Elektromotoren durch 8pferdige Motoren ersetzte, arbeitete die Anlage
                                 										trotz ihres provisorischen Charakters zur vollsten Zufriedenheit. Durch die
                                 										günstigen Resultate derartiger Versuche hat das Vertrauen zur elektrischen
                                 										Kraftübertragung derart zugenommen, dass im Vorjahr drei Raffinerien in
                                 										Deutschland und eine in Böhmen mit einheitlich durchgeführten elektrischen
                                 										Kraftübertragungen versehen wurden. In der letzteren Anlage wurde der Betrieb in
                                 										seinem vollen Umfange zur Zufriedenheit aufrecht erhalten. Die erwähnten Anlagen
                                 										wenden zumeist den Drehstrom an, der vor dem Gleichstrom, speciell für
                                 										Fabrikzwecke, Vortheile bietet, die im praktischen Betriebe ziemlich schwer ins
                                 										Gewicht fallen. Die Drehstrommotoren sind gegen zeitweise massige Nässe, Staub
                                 										oder gegen sonstige Verunreinigungen nicht sehr empfindlich. Für sehr feuchte
                                 										Räume eignen sich nur Elektromotoren besonderer Construction. Als ein weiterer
                                 										Vortheil der elektrischen Kraftübertragung kann angeführt werden, dass man sich
                                 										bei Neubauten nicht mit der Disposition der Arbeitsmaschinen nach der Anlage des
                                 										Transmissionsstranges zu richten braucht, sondern ihre Stellung lediglich den
                                 										Bedürfnissen des Betriebes anpassen kann. Bei etwaiger Vergrösserung der Anlage
                                 										fallen die Schwierigkeiten des Anschlusses der Arbeitsmaschinen an bestehende
                                 										Transmissionen weg; bei Reconstructionen bietet die leichte Beweglichkeit der
                                 										Motoren grosse Vortheile und kann eine leichte Kraftübertragung in abgetrennte,
                                 										von der Kraftquelle entfernte Fabrikräume bewerkstelligt werden. In Czakowitsch wurden die entfernt gelegene
                                 										Schlosserwerkstätte, sowie die Oekonomiewerkstätte und die Kupferschmiede mit
                                 										Elektromotorenbetrieb versehen. Ebenso werden eine Centrifugalpumpe mit einer
                                 										Leistung von 200 cbm in der Stunde und ein Aufzug elektrisch betrieben.
                              Was nun die Frage der Kraftvertheilung anbetrifft, so ist der Gruppenantrieb
                                 										überall dort mit Vortheil anzuwenden, wo es sich um den Antrieb von
                                 										Arbeitsmaschinen handelt, die nicht zu weit von einander entfernt sind, daher
                                 										keine zu lange Transmissionswelle zulassen, und die ferner einen dauernden
                                 										Betrieb haben. Sonst ist unbedingt der Einzelantrieb zu empfehlen. Mit Vortheil
                                 										lässt sich der Einzelbetrieb auch bei Arbeitsmaschinen mit hoher Tourenzahl
                                 										verwenden, so z.B. bei Centrifugen, Ventilatoren, rotirenden und Kreiselpumpen.
                                 										Lässt sich beim Einzelantrieb nicht die Tourenzahl des Motors ausnutzen, dann
                                 										wählt man als Uebersetzungsglied wenn möglich ein Zahnradvorgelege, welches
                                 										jedoch, um den Wirkungsgrad möglichst hoch zu halten, gefräst sein muss. In
                                 										dieser Weise werden zumeist Kolbenpumpen, Compressoren, Rührwerke u. dgl.
                                 										angetrieben. Zu den intermittirenden arbeitenden Maschinen, die einzeln
                                 										angetrieben werden, gehören weiter: die Aufzüge und Laufkrähne, die mit
                                 										Schneckenantrieben versehen werden, weiter Füllmasse-Ausdrehvorrichtungen,
                                 										Bodenfräsen, Spitzenabdrehmesser u. dgl.
                              Ein grosser Vortheil geht speciell beim directen elektrischen Antrieb der
                                 										Centrifugen durch die Einführung des Drehstromes mit Rücksicht auf den
                                 										Gleichstrom verloren, nämlich die Regulirung der Tourenzahl. Der Drehstrommotor
                                 										lässt ein Reguliren der Tourenzahl bei einem und demselben Generator nicht zu,
                                 										trotzdem kann aber nicht behauptet werden, dass dieser Umstand irgendwie
                                 										den vortheilhaften Centrifugenbetrieb benachtheiligen würde. Will man von einer
                                 										höheren Tourenzahl auf eine kleinere übergehen, so schaltet man den Motor aus
                                 										und bremst die Centrifuge auf die betreffende Tourenzahl ab. Um jederzeit genau
                                 										über die Tourenzahl der Centrifuge orientirt zu sein, ist es von Vortheil, jede
                                 										Centrifuge mit einem Tachometer zu versehen. Obgleich der Drehstrom eine
                                 										ziemlich grosse Ueberlastung verträgt, empfiehlt es sich doch, denselben für
                                 										Zwecke des Centrifugenbetriebes mit Rücksicht auf die beim Angehen der
                                 										Centrifuge erforderliche Arbeitsleistung reichlich zu dimensioniren, weil sonst
                                 										in Folge der durch die übermässige Inanspruchnahme hervorgerufenen Erhitzung die
                                 										Lebensdauer derselben ungünstig beeinflusst werden kann. Bezüglich der
                                 										Primäranlage ist zu bemerken, dass behufs Erzielung vollkommener
                                 										Betriebssicherheit der Kraftanlage unbedingt Reservemaschinen vorhanden sein
                                 										müssen, um so mehr als die bei elektrischen Maschinen vorkommenden hohen
                                 										Tourenzahlen zum Antrieb schnell gehende Dampfmaschinen erfordern.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)