| Titel: | Neuere Maschinen für Herstellung der Theile für Fahrräder. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 100 | 
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                        Neuere Maschinen für Herstellung der Theile für
                           								Fahrräder.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Maschinen für Herstellung der Theile für
                           								Fahrräder.
                        
                     
                        
                           Bezugnehmend auf die 1895 296 * 101, 134 und 154
                              									veröffentlichte Abhandlung über Fahrräder soll in Folgendem der Bau und die
                              									Herstellung einzelner Theile des Fahrrades und der hierzu dienenden Arbeitsmaschinen
                              									besprochen werden.
                           
                           Bis zum Jahre 1866 war Paris für die Fabrikation von Fahrrädern fast allein
                              									maassgebend, seitdem hat sich diese Industrie in England eingebürgert und sich dort
                              									gewaltig entwickelt, so dass im Hauptproductionsgebiet, in der Stadt Coventry, in
                              									neuerer Zeit (1894) jährlich an 300000 Stück Fahrräder erzeugt werden. Eine einzige
                              									Firma, die Premier Cycle Company, hat während 11
                              									Monaten (1893/94) über 20000 Stück fertiggestellt und verkauft.
                           Dieser riesige Aufschwung ist der Vervollkommnung des Sicherheitszweirades (Rovers)
                              									durch Drahtspeichen, Gummireifen, Kugellager zu verdanken.
                           Die Priorität dieser Verbesserungen, nämlich der Ersatz der alten hölzernen, mit
                              									Eisenreifen besetzten Räder durch Radfelgen aus Hohlstahlblech mit eingelegten
                              									Gummiringen und Drahtspeichen wird nach Engineering,
                              									1895 Bd. 59 * S. 361, dem verstorbenen E. A. Cowper
                              									zugesprochen, der, von Freunden berathen, die Patentunkosten wegen dieser als
                              									unbedeutend angesehenen und doch später so bedeutungsvoll gewordenen Erfindung nicht
                              									wagen wollte. Uebrigens sind auch die von der Firma Starley
                                 										und Suttow in Coventry 1885 eingeführten niederen Zweiräder mit vorderem
                              									Lenkrad und hinterem Triebrad bei zwischenliegender Kurbel und Kettenradumsetzung
                              									bereits vom Turnlehrer Trefz in Stuttgart 1869 zur
                              									Ausführung gebracht, während die Pariser Räder von Michaux (1869) zwei gleich grosse Räder besassen, von denen aber das
                              									vordere Trieb- und Steuerrad zugleich war.
                           In den letzten Jahrzehnten hat auch die deutsche Fahrradindustrie einen
                              									beachtenswerthen Aufschwung genommen und sich einen hervorragenden Rang im Weltmarkt
                              									errungen.
                           
                        
                           Herstellung der Rahmengestelle.
                           In neuerer Zeit findet der sogen. Humber Rahmen (Fig. 8 bis 10, 296 104) für das niedere Zweirad (Rover) fast allgemein Eingang. Seine
                              									Grundform ist ein Paralleltrapez mit zwei angeschlossenen Gabeldreiecken für das
                              									hintere Triebrad, dessen Glieder aus Mannesmann'schen
                              									Stahlröhren bestehen, die mittels Knie- und Rohrglieder in den Knotenpunkten ihre
                              									Verbindung erhalten.
                           Im vorderen kurzen Parallelglied ist die Vorderradlenkgabel gelagert, durch das
                              									mittlere Parallelglied ist die Sitz- oder Sattelstange geschoben, während im unteren
                              									mittleren Knotenpunkt die Kurbelwelle läuft. Bei Rennmaschinen liegt das obere
                              									Brustrohr fast wagerecht, wodurch eine grössere Steifigkeit des Rahmengestelles
                              									erreicht wird.
                           Zu diesen Rahmengliedern werden, wie erwähnt, Stahlröhren, seltener Rundstäbe
                              									verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 101
                              Fig. 1.Helicalrohr.
                              
                           Sehr bemerkenswerth sind die von der Premier Cycle
                                 										Company in Coventry aus 0,21 bis 0,44 mm starkem Stahlband gewundenen
                              									Röhren von 9,5 bis 35 mm Durchmesser, die sogen. helical tubes (Fig. 1).
                           Nach Engineering, 1895 Bd. 59 * S. 362, werden die genau
                              									gewalzten Stahlbänder auf die ermittelte Länge abgeschnitten, die Enden abgeschrägt
                              									und über einen genau cylindrischen Stahldorn mittels einer Walzmaschine
                              									gewunden. Diese Maschine besteht aus drei wagerecht liegenden Walzen, deren Achsen
                              									ein Dreieck bilden und von denen die obere stellbar ist. Nach dem Aufrollen wird der
                              									Dorn entfernt und an jedem Ende ein Schlussring aufgeschoben, in den das gewundene
                              									lose Bandrohr mittels Kegelpfropfen geklemmt wird.
                           Die Stärke der Windung erfolgt in dem Maasse, dass im mittleren Theil der Rohrlänge
                              									zwei, gegen die Enden zu drei Blechlagen auf einander zu liegen kommen. Hierauf wird
                              									zwischen die losen Windungen feines körniges Hartloth eingeführt und das Rohr in
                              									einem Gasofen bis zum Schmelzpunkt des Hartlothes erhitzt, worauf Arbeiter das
                              									heisse Rohr an den Enden anfassen, strecken und dabei derart drehen, dass es die
                              									vorgeschriebene Länge und Windungen erhält. Hierdurch wird das Loth, vorausgesetzt
                              									dass es gleichmässig im Fluss ist, sich auch gleichartig zwischen die Lagen
                              									vertheilen. Nachher werden die Schlussringe und Pfropfen herausgeschlagen und die
                              									Rohrenden mit einer Zirkelsäge auf genaues Maass abgeschnitten.
                           Obwohl die ungeschweissten, also die gezogenen Mannesmann-Stahlrohre ein besseres
                              									Aussehen besitzen als diese gewundenen Rohre, so erreichen die glatten, gezogenen
                              									Rohre kaum die Hälfte der Biegungsfestigkeit, welche jene aus Stahlband gewundenen
                              									erreichen. Der Grund hierfür liegt darin, dass die gezogenen Rohre naturgemäss aus
                              									milderem Stahl herstellbar sind, und ferner darin, dass die gewundenen Rohre weit
                              									gleichmässiger in der Wandstärke ausfallen und nur vollkommen tadelloses
                              									Stahlbandmaterial in Verwendung kommt.
                           Nach Prüfungsversuchen von David Kirkaldy stellte sich
                              									die Tragkraft eines gelötheten Bandrohres von 24,6 mm äusserem Durchmesser und 0,547
                              									k Gewicht für das laufende Meter und eines gleich schweren 25,4 mm starken gezogenen
                              									Stahlrohres zu 5850 k bezieh. 3781 k, entsprechend einer Zugfestigkeit von 84,8 k/qmm bezieh. 55,3
                              										k/qmm.
                           Wichtiger als die Zug- ist bei Rahmengliedern die Biegungsfestigkeit. Wie
                              									vorauszusehen, waren die Dehnungen beim Bandrohr im Vergleich zum gezogenen Rohr 1,5
                              									Proc. zu 18,7 Proc. für Versuchslängen von 254 mm, ebenso die Contraction 3,4 Proc.
                              									zu 37,7 Proc.
                           Auf Böckchen von 381 mm Schneidenabstand wurden wieder zwei Prüfstäbe wagerecht
                              									aufgelegt und in der Mitte belastet. Bei Stahlbandrohren von 24,6 mm äusserem
                              									Durchmesser und 0,510 k Gewicht für das laufende Meter erfolgten bei den folgenden
                              									Belastungen in Kilo die entsprechenden Durchbiegungen in Millimeter.
                           
                              
                                 45,0 k
                                   0,762 mm
                                 
                              
                                 90,0 k
                                   1,473 mm
                                 
                              
                                 157,5 k
                                   2,540 mm
                                 
                              
                                 225,0 k
                                   3,810 mm
                                 
                              
                                 337,5 k
                                 Federgrenze bezieh. Streckgrenze
                                 
                              
                                 409,0 k
                                 11,176 mm
                                 
                              
                                 424,0 k
                                 geknickt,
                                 
                              
                           während bei dem zwar etwas leichteren gezogenen Stahlrohr von
                              									0,5 k für das laufende Meter die entsprechenden Verhältnisse wie folgt sich
                              									gestalteten:
                           
                              
                                 45,0 k
                                 0,635 mm
                                 
                              
                                 90,0 k
                                 1,016 mm
                                 
                              
                                 126,0 k
                                 Federgrenze bezieh. Streckgrenze
                                 
                              
                                 157,5 k
                                 8,47 mm
                                 
                              
                                 162,0 k
                                 geknickt und verbogen.
                                 
                              
                           Aehnlich stellten sich die äussersten Belastungsgrenzen zweier Prüfstäbe von 
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 a) 25,4 mm Durchmesser
                                 
                                 b) Nr. 17
                                 
                              
                                 
                                 Blechbandrohr
                                 
                                 B. W. G. gezogen
                                 
                              
                                 und
                                 0,619
                                 bezieh.
                                 0,667 k/m
                                 
                              
                                 
                                 503,1
                                 „
                                 248,4 k
                                 
                              
                                 
                                 Bandrohr
                                 
                                 Mannesmann-Rohr
                                 
                              
                           woraus ohne weiteres das harte Stahlbandrohr als doppelt so
                              									fest wie das gezogene Stahlrohr angenommen werden kann.
                           Ausser der Lenkstange und der Gabel für das vordere Steuerrad, welches
                              									Vollquerschnitt besitzt, werden sämmtliche Rahmentheile bei der Premier Cycle Company aus Stahlbandrohr gemacht.
                              									Besonders wichtig sind überdies die Verbindungstheile, Naben, T- und
                              									Winkelrohranschlüsse, welche, früher aus schmiedbarem Guss, später aus weichem
                              									Façonstahl erzeugt, neuerdings aus Stahlblechen in Formen gepresst werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 102
                              Rahmentheile der Premier Cycle Company.
                              
                           In Fig. 2 und 3 sind solche Theile
                              									vorgeführt, während in Fig.
                                 										4 der Anschluss eines gezogenen Rahmenstabes an die Nabe gezeigt ist, wie
                              									ihn die Humber-Räder besitzen, wobei ein Versteifungsstutzen eingeschoben und
                              									eingelöthet ist, welcher schnabelartig endet, wodurch das strenge Passen erleichtert
                              									wird.
                           Uebrigens werden bei dem Humber-Rahmengestelle in dem Beeston-Werk alle Rohrstutzen genau nach Lehre ausgebohrt und die
                              									Rohrstäbe streng eingepasst.
                           Für den Zusammenbau des Rahmenwerkes werden. nach The
                                 										Engineer, 1895 Bd. 79 * S. 53, Richtplatten verwendet, an denen in
                              									passenden Lagern Lehrzapfen eingesetzt werden, die genau in der Lage und Abmessung
                              									der Lenkstange, dem Sattelbolzen und der Kurbelwelle entsprechen. Nun wird vorerst
                              									in die Kurbelnabe das Führungsrohr für die Sattelstange eingerichtet; indem durch
                              									ein Lagerauge die derselben entsprechende Lehrstange eingeführt ist, kann durch ein
                              									zweites Paar Lageraugen die Lehrstange eingelegt werden, welche zur Steuergabel
                              									passt. Auf diese Weise werden die Rahmenglieder um genau parallel und winkelrecht
                              									stehende Lehrbolzen sehr rasch eingebaut. Nach erfolgtem Einbau wird sofort mit der
                              									Hartlöthung begonnen, wozu zwei Bunsen-Brenner in Anwendung kommen.
                           Ist nach Entnahme von der Richtplatte der Rahmen im spannungsfreien Zustande als
                              									richtig befunden, so wird die Oberfläche desselben abgerichtet und der
                              									Vollendungsarbeit unterworfen, wozu das Abspachteln und das Abschleifen, sowie das
                              									wiederholte Einbrennen mit Emaillelack gehören.
                           
                        
                           Der Bau und die Herstellung der Naben.
                           Am einfachsten ist die Vorder- oder Steuerradnabe ausgebildet. Durch den Anschluss
                              									des Kettenrades wird die Triebradnabe schon umständlicher. Besondere Sorgfalt
                              									beansprucht der Bau der Kurbelnabe, weil an derselben nicht nur der Rahmen seine
                              									Hauptstütze findet, sondern auch die heftige und rauhe Angriffsweise der
                              									menschlichen Triebkraft grosse Ansprüche an die Festigkeit dieses Theiles stellt.
                              									Besonders wichtig ist die Abminderung der Lagerreibung, da nur dadurch ein
                              									hoher Wirkungsgrad erzielt werden kann. Beachtenswerth bleibt hierbei der Umstand,
                              									dass für die Leistungsfähigkeit einer Fahrradmaschine das Eigengewicht derselben
                              									einen bedeutenderen Einfluss besitzt als die Lastvergrösserung, so dass ein Kilo
                              									Maschinenmehrgewicht nachtheiliger wirkt als das gleiche Kilo des Fahrers. Es sind
                              									daher auch alle Fahrradfabrikanten bestrebt, an ihren Maschinen das mindeste
                              									Eigengewicht zu erzielen, was nur bei Verwendung der tragkräftigsten Materialien
                              									möglich wird. So werden bei den Musterfahrrädern die Naben aus dem besten gepressten
                              									Gusstahl, die Rahmen aus den leichtesten Stahlröhren, die Radspeichen aus bestem
                              									hartgezogenen Stahldraht (Pianofortesaite), die Felgen aus Stahlblech oder Holz, die
                              									Kurbeln aus bestem milden Stahl herzustellen sein, während die Kettenräder aus
                              									schmiedbarem Stahlguss mit gefrästen Zähnen erzeugt werden. Trotz der Leichtigkeit
                              									der Einzeltheile und des geringen Gesammtgewichts der Maschine blieb immer noch die
                              									von der Belastung abhängige Lagerreibung zu überwinden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 102
                              Naben der Premier Cycle Company.
                              
                           Am vollkommensten wird dieser Reibungswiderstand durch Kugellagerung herabgemindert,
                              									wodurch allerdings die Theilzahl der Maschine, abgesehen von der Kugelmenge, durch
                              									die Gegendruck- und Abschlussringe ganz beträchtlich vermehrt wird, was den
                              									Grundsätzen des Maschinenbaues widerspricht, ein Grundsatz, nach dem die Stückzahl
                              									der einzelnen Glieder einer Maschine auf das geringste mögliche Maass beschränkt
                              									werden soll. Nichtsdestoweniger ist in diesem Fall das bessere Ergebniss erzielt
                              									worden.
                           
                        
                           Die Naben der Premier Cycle Company-Fahrräder.
                           In Fig. 5 bis 10 sind nach Engineering, 1895 Bd. 59 *S. 364 und 429, die
                              									Kurbeltriebwerknabe, die Triebradnabe und die Vorderrad- oder Steuerradnabe mit
                              									ihren Einzelheiten im Bau vorgeführt. Bezugnehmend auf den bereits erwähnten
                              									Rahmenbau ist in der unteren Nabe des Rahmengestelles A
                              										(Fig. 5) eine Büchse
                              										D mit aufgeschraubten Druckringen B eingeschoben, welche Kugelbahnen mit kegelförmiger
                              									Lauffläche bilden. Gegen die Kugelkreise sind die Winkelringe E und F gestellt, die auf
                              									der Kurbelachse sitzen. Der durch Mutter und Gegenmutter H und I anstellbare Winkelring F bestimmt den Abstand gegen den Winkelring E, welcher sich an den Bund der Kurbelachse stützt, an
                              									dem der fünfarmige Radstern mit einer Nabenschlusscheibe (Fig. 5) angenietet wird,
                              									während auf die Endzapfen der Kurbelachse die Kurbeln befestigt werden. Dadurch,
                              									dass durch die äussere Nabenhülse (Fig. 7) mittels zweier
                              									Schrauben eine Klemmwirkung auf die Druckringe des inneren Lagerrohres ausgeübt
                              									wird, werden diese Theile ohne weiteres festgehalten, so dass nach erfolgter Lösung
                              									dieser Schrauben die innere Hauptbüchse (Fig. 6) mit der ganzen
                              									Kurbelachse behufs Untersuchung aus der Nabe herausgezogen werden kann.
                           Eine ähnliche Kugelführung zeigt die Hinterradnabe Fig. 8, nur dass hierbei
                              									der Mittelzapfen a mit den stellbaren Druckringen b in den Gabeltheilen des Rahmens festgehalten wird und
                              									die Radnabe c sammt dem kleinen Kettenrade d, auf den Kugeln sich stützend, vollständig frei über
                              									den Mittelzapfen a geht.
                           Bei diesen Naben ist das kleine Kettenrad auf die Nabe angeschlossen und nicht
                              									angearbeitet wie bei den Humber-Rädern.
                           In Fig. 9 ist eine auf
                              									den Einspanndorn geschlagene Nabe für das vordere Lenkrad gezeigt, über welche der
                              									Mitnehmer Fig. 10
                              									gespannt ist.
                           Die Arbeitsgliederung ist bis ins Kleinste durchgeführt, was bei einer solchen
                              									Massenherstellung nicht anders zu erwarten ist. So erfordert die Bearbeitung einer
                              									Kurbel 16, des Kurbellagergehäuses 13, der Hinterradnabe 36 Arbeitsvorgänge. Dass
                              									trotzdem die Bearbeitungen durch Anwendung von Formstühlen rascher durchgeführt,
                              									auch der gleichzeitige Angriff verschiedener Werkzeuge auf dasselbe Werkstück
                              									versucht wird, um die Herstellung noch weiter zu verbilligen, ist
                              									selbstverständlich. Eine weitere zum Ziel führende Richtung ist die Verwendung
                              									vollkommen selbsthätig wirkender Sondermaschinen für streng gegliederte
                              									Bearbeitungen.
                           Noch zu bemerken ist, dass bei der Triebradnabe für Tangentialspeichen (Fig. 8) die in die Nabe
                              									eingedrückten Kugelringbahnen mittels Winkelringe herausgezogen werden, die in ihrer
                              									Nabenbohrung Gewinde erhalten, in welchen ein Hilfszapfen (punktirt) eingeschraubt
                              									werden kann, mit welchem das Herausschlagen dadurch ermöglicht wird, dass diese
                              									Winkelringe die Kugeldruckringe etwas übergreifen, wie dies aus Fig. 8 ersichtlich
                              									ist.
                           
                        
                           Beeston-Humber's Kurbeltriebwerk.
                           Nach The Engineer, 1895 Bd. 79 * S. 53, besteht dieses
                              									Kurbeltriebwerk (Fig.
                                 										11 bis 13)
                              									aus der Nabenhülse a mit vier Ansatzstutzen für die
                              									Rahmenglieder und zwei kleineren Ansatzwarzen für die Sicherungsschräubchen (Fig. 13). Das Material
                              									dieser Nabenhülse a, schmiedbarer Guss, wird an allen
                              									Stellen der Bearbeitung unterworfen. Zum Ausdrehen der Hauptbohrung, sowie zum
                              									Ausbohren der Rahmenstutzen kommt ein dreifaches Bohrwerk (Fig. 14) mit kreisenden
                              									Spindeln für die Werkstücke und geradgeführte Bohrwerkzeuge in Anwendung, während
                              									die äussere Form auf gewöhnlichen Drehbänken, Rundhobel- und Fräsemaschinen,
                              									sowie durch Nachfeilen fertig gestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 103
                              Beeston-Humber's Kurbeltriebwerk.
                              
                           Vor dem Einschneiden des doppelseitigen Deckelgewindes wird ein Segment ausgefräst
                              										(Fig. 13) und dafür
                              									ein Stahlplättchen von entsprechender Form in die entstandene Aushöhlung
                              									eingelöthet, worauf das Gewindeschneiden vorgenommen werden kann.
                           Nach Fertigstellung des Muttergewindes wird das Stahlplättchen losgelöthet und
                              									mittels einer Stellschraube e gegen den eingeschraubten
                              									Deckelring b gepresst, so dass es als Sicherung
                              									wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 103
                              Kugelschleifmaschine.
                              
                           Diese stählernen Deckelringe b bilden an der inneren
                              									gehärteten Seite die Kugelbahn, und es müssen die Abstände gegen die ebenfalls
                              									gehärteten Bunde der stählernen Kurbelachse c um 1/10 mm genau
                              									stellbar sein. Da diese gehärteten Kugelbahnen nicht nur eine genaue Kreisform,
                              									sondern auch eine genaue achsenrichtige, d. i. centrale Lage zu einander erhalten
                              									müssen, ist die völlige Gleichheit der Kugeln der Grösse und Form nach wohl
                              									Hauptbedingung für die gute Wirksamkeit dieser Kugellagerung. Es müssen nicht nur
                              									die Bunde der Kurbelachse nach dem Härten auf Schleifmaschinen (Fig. 15) nach den
                              									Körnerspitzen rund und richtig gestellt, sondern auch die Deckelringe auf
                              									Hohlschleifmaschinen ähnlicher Bauart genau geschliffen werden. Zudem müssen diese
                              									Deckelringe b in axialer Richtung auch die vorerwähnte
                              									feine Nachstellung erhalten, was durch die Bremsklötzchen (Fig. 13) in sicherer
                              									Weise zu erreichen ist.
                           Hauptbedingung aber für die Richtigkeit der Lagerung ist, dass die Nabenbohrung nach
                              									dem Einlöthen der Rahmenglieder geradachsig und kreisrund bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 104
                              Fig. 16.Fräsmaschine.
                              
                           Auf diese aus mildem Stahl gefertigte Achse werden die Kurbeln d und f angesteckt und
                              									durch seitliche Querstifte g verkuppelt, welche mit
                              									ihrer Fläche in eine Aussparung der Achse passen. Sämmtliche Bohrungen, Flächen und
                              									Querstifte sind nach Grösse und Abstand genau gleich und nach Lehrmaassen gefertigt,
                              									so dass jeder Stift genau in jede beliebige Kurbelnabe passt.
                           Diese Kurbeln werden in Gesenken mittels Fallhammer aus Low-Moore-Eisen geschmiedet
                              									und auf Fräsmaschinen (Fig. 16) mit
                              									Copirvorrichtungen fertiggestellt. Wie es aus dem Schaubilde ersichtlich ist, sind
                              									die Pedale in Längsschlitzen des Kurbelauges verstellbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 104
                              Fig. 17.Bearbeitung der Kugeln.
                              
                           An eine der Kurbelnaben ist nun das aus einer Mischung von Stahlbrocken und alten
                              									Feilenstücken gegossene Kettenrad h angeschlossen.
                           Diese erprobte Mischung soll einen Guss von grosser Zähigkeit und bedeutender
                              									Widerstandsfähigkeit der gehärteten Radzähne ergeben. Aus dem Glühofen werden die
                              									Abgüsse in Formen unter einer Druckwasserpresse gepresst, um so eine möglichst
                              									genaue Speichenform zu erhalten, und nachdem die abgepressten Stücke in einem
                              									Temperofen von inneren Spannungen befreit sind, werden dieselben erst der
                              									Bearbeitung unterworfen. Hierzu dient die in Fig. 17
                              									vorgeführte Sonderdrehbank mit cylindrischem Stahlhaltergehäuse für drei oder mehr
                              									Drehwerkzeuge und central durchgehender Bohrstange, welche vom Reitstock aus
                              									vorgetrieben wird.
                           Sämmtliche Dreh- und Bohrarbeiten einer Seite werden gleichzeitig ausgeführt, wobei
                              									ein an der Planscheibe angesetztes Becherschöpfwerk das Kühlwasser aus dem Troge
                              									hebt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 104
                              Fig. 18.Drehbank für Fahrradtheile.
                              
                           Auf einer gewöhnlichen Universalfräsmaschine mit Rädertheilwerk werden nun acht Stück
                              									solcher Räder auf einem Dorn zwischen starken Deckplatten gespannt und die
                              									Zahnlücken nach genauer Theilung ausgefräst. Alsdann werden die einseitig
                              									abgedrehten, mit gefrästen Zähnen versehenen Kettenräder g mit der Kurbelnabe f durch Nieten und
                              									Hartloth verbunden und in dieser Verbindung fertig gedreht.
                           Zum Drehen der Radnaben, Büchsen und der verschiedenen Zapfen werden eine grosse Zahl
                              									mit Hilfsvorrichtungen für bestimmte Zwecke ausgerüstete kleinere Drehbänke (Fig. 18) gebraucht, während zum Fräsen der an einer
                              									Rosette der Triebradnabe befindlichen Kettenzähne Hobeltischfräsmaschinen mit
                              									stehender Spindel und Rädertheilwerk in Verwendung kommen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)