| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 184 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete des
                           								Bauwesens.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
                        
                     
                        
                           1) Dächer und Deckmaterialien.
                           a) Metalldeckungen. Die Deckungen aus Metall werden
                              									entweder aus einzelnen Stücken gebildet, die nach dem Vorbilde der Thonziegel neben
                              									oder in einander gefügt werden, so dass sie in einzelnen Falzen Führung bekommen,
                              									oder man benutzt grössere Platten, deren Darstellung der neueren Hüttenindustrie in
                              									vorzüglicher Weise gelungen ist. – Verzinnte und verzinkte Tafeln haben zum Theil
                              									altbewährte Deckmaterialien verdrängt oder doch in der früheren Anwendung erheblich
                              									beschränkt.
                           Die früher viel benutzten Bleitafeln stehen als zuverlässiges Deckmaterial noch immer
                              									in Ansehen. Erschwerend, weil die Anlage vertheuernd, ist der Umstand, dass bei
                              									Bleideckungen sich eine gut verschalte Holzunterlage als nothwendig erwiesen hat. Um
                              									bei den Bleideckungen das Eintreten des Wassers in die Fugen zu verhindern, werden
                              									an der Stelle der Fugen hölzerne Leisten von 65 mm Breite und 50 mm Höhe auf die
                              									Verschalung genagelt. Auf die oben abgerundete Leiste werden die Bleiplatten
                              									herumgebogen, so dass sie etwa bis auf die Mitte der Leiste reichen. Ueber das Ganze
                              									wird die demnächst folgende Platte herumgelegt, so dass die Leiste ganz überlappt
                              									wird. Ein Verlöthen ist der Ausdehnung durch die Wärme wegen zu unterlassen, oder es
                              									ist eine Compensationsvorrichtung vorzusehen. Auch ist ein Vernageln mit Eisennägeln
                              									zu vermeiden, was um so eher zu bewerkstelligen ist, je sorgfältiger das Umhämmern
                              									der Plattenenden (mittels eines Holzhammers) geschehen ist. Im Nothfalle soll man
                              									das Nageln der Bleiplatten mit Kupfernägeln bewirken.
                           Ein Material, das bei reicher angelegten Bauten noch viel zur Verwendung kommt, sind
                              									die Kupferplatten. Es genügt für dieselben eine Stärke von 0,7 bis 0,8 mm, wobei das
                              									Quadratmeter 6 bis 7 k wiegt, Das Kupfer oxydirt nur an der Oberfläche, hält sich
                              									mithin sehr lange und die Dächer bekommen ein angenehmes Aussehen, so dass der architektonische
                              									Eindruck in fast allen Fällen gewinnt. Starke Biegungen soll man nur an erwärmten
                              									Platten ausführen, da sich sonst leicht schädliche Haarrisse zeigen, die der Luft zu
                              									viel Zutritt gestatten.
                           Wegen des höheren Preises sind die Kupferplatten vielfach von Zinkplatten verdrängt
                              									worden. Bei Zinkbedachungen ist, wie das Deutsche
                                 										Baugewerksblatt mittheilte, in der ersten Zeit seiner Anwendung sehr
                              									gesündigt worden, indem viel zu dünne Bleche benutzt und diese ohne Berücksichtigung
                              									der Eigenschaften des Zinkes verlegt wurden. Das Zink dehnt sich nämlich bei
                              									Erwärmung stärker als jedes andere Metall aus, und aus diesem Grunde muss zwischen
                              									den einzelnen Platten oder Blechen ein ziemlich grosser Spielraum vorhanden sein;
                              									sonst werfen sich dieselben und bekommen Risse und Buckel. Im Allgemeinen soll man
                              									kein schwächeres Blech als Nr. 16 nehmen. Dasselbe wiegt auf 1 qm 7,4 k und ist 1,1
                              									mm dick. Das Zink gleicht dem Kupfer darin, dass es auch nur an der Oberfläche
                              									oxydirt und lange Jahre ausdauert; nur in Gegenden, wo durch Fabriken und Hütten
                              									viel Rauch, namentlich schwefliger Rauch, vorhanden ist, hält es nicht lange aus,
                              									weil die sich bildende schweflige Säure das Zink nach und nach zerstört.
                           Die Eigenschaft des Zinkes, sich in gewöhnlicher Luft nur mit einer dünnen Oxydhaut
                              									zu überziehen, hat dazu geführt, den Versuch zu machen, ob eine dünne Schicht von
                              									Zink auf Eisen das Rosten dieses letzteren Metalles nicht verhindern könnte. Diese
                              									Versuche führten zur Herstellung des sogen. galvanisirten Eisens, vorzüglich für
                              									Dachdeckungen. Die Galvanisirung besteht darin, dass man eiserne Blechtafeln mittels
                              									eines schwachen galvanischen Stromes mit einem sehr dünnen Niederschlage von Zinn
                              									versieht und darauf die Tafeln in ein Bad von flüssigem Zink legt. Galvanisirtes
                              									Eisenblech hat unter Umständen eine sehr lange Dauer; für Eindeckungen hat es nur
                              									den Fehler, dass die Bleche an die Dachsparren genagelt werden müssen und in die
                              									Löcher, in welchen die Nägel sich befinden, leicht Feuchtigkeit eindringt, wodurch
                              									das Eisen unter dem Zink wegrostet und die darüber und darunter befindliche dünne
                              									Zinkschicht abbröckelt. In Gegenden, in welchen wegen der Fabriken und rauchenden
                              									Schornsteine Zinkblech nicht gut angewendet werden darf, kann man aus demselben
                              									Grunde verzinktes Eisenblech für Dachdeckungen nicht gebrauchen.
                           Zu Dachbedeckungen für Wohnhäuser haben sich die Rauten mit umgebogenen Falzen gut
                              									bewährt, da sie einen völlig wasserdichten Abschluss liefern und mit Hilfe
                              									angelötheter Krampen sicher befestigt werden können. Die Beweglichkeit bei
                              									Temperaturwechsel wird nicht behindert, auch ist diese Deckungsweise für senkrechte
                              									Wände geeignet. Man nehme in jedem Falle zur Vernagelung Zinknägel, auch vermeide
                              									man stets die Berührung des Zinkdaches mit etwaigen Eisenträgern oder eisernen
                              									Unterlagen.
                           Bei der bedeutenden Verbilligung des Aluminiums ist es nicht unwahrscheinlich, dass
                              									man auch Versuche anstellen wird, dasselbe, oder seine Legirungen mit Kupfer
                              									(Aluminiumbronze) zum Decken der Dächer zu benutzen. Zu vielen anderen Zwecken hat
                              									sich dies Material bereits als sehr brauchbar bewährt.
                           Eisenblech, auch wenn es durch Anstriche geschützt ist, lässt als Deckungsmaterial
                              									vieles zu wünschen übrig. Der oft versuchte Theer an strich, auch wenn er warm
                              									aufgebracht wird, hat sich nicht bewährt, da die so geschützten Platten auch unter
                              									dem Anstrich rosten. Besser hält sich im Allgemeinen ein Anstrich mit Leinöl und
                              									Mennige. Vorheriges Abbeizen des Hammerschlages ist zu empfehlen, jedoch ist auf
                              									vollständige Neutralisirung der Säure sorgfältig zu achten, damit nicht das Uebel
                              									grösser werde als bei ungeheizten Platten. Das übliche Neutralisiren mittels
                              									Aetzkalk ist keineswegs ausreichend, da dieser die Säure nicht aufsucht und oft gar
                              									nicht zur Wirkung kommt. Besser wird der Zweck erreicht, wenn man bei der
                              									Neutralisation Soda zusetzt und darauf achtet, dass das Bad alkalisch bleibt. Das
                              									demnächst folgende Abspülbad muss öfter erneuert und gut warm gehalten werden.
                              									Sobald die gebeizten Theile trocken sind, soll man denselben ungesäumt einen
                              									Anstrich mit reinem Leinöl geben.
                           Ein wichtiger Umstand bei Metalldächern ist der Schmelzgrad; Zink schmilzt schon bei
                              									700°, bei bleihaltigem Zink tritt schon bei 500° Schmelzung ein, Eisenblech kann bis
                              									1200°, Kupfer 900 bis 1000° widerstehen. Diese Verhältnisse sind bei einem
                              									Brandunglück verhängnissvoll sowohl für die Verbreitung des Feuers, als auch wegen
                              									der Verletzung der Löschmannschaft.
                           Die schweren Metalldächer – sagt die oben angeführte Quelle –, wie z.B. Eisen- oder
                              									Kupferdächer, haben einen grossen Uebelstand: sie schützen zwar vor Flugfeuer und
                              									halten eine bedeutende Hitze von aussen aus, bevor sie sich ballen, allein wenn im
                              									Inneren des Gebäudes, auf dem Dachboden, ein Brand ausbricht, so hält das Eisen wie
                              									das Kupfer die Hitze zurück, so dass das Feuer nicht nach aussen durchbrechen kann,
                              									vielmehr sich nach innen entwickelt, somit die Glühhitze nach unten mittheilt, nach
                              									den unteren Geschossen durchbrennt und die Arbeit der Feuerwehren sehr erschwert;
                              									ein solches Dach ist, eine furchtbare Hitze aushauchend, geradezu unnahbar!
                           Dies erkennend, ist man vielfach wieder auf die Ziegeldächer zurückgekommen.
                           Am fühlbarsten sind schliesslich die Nachtheile der Eisen- und Kupferdächer bei
                              									Mansardenconstructionen für die darunter Wohnenden, besonders im Sommer; das Metall
                              									wird, tagsüber der Sonne ausgesetzt, fast glühend und theilt die Hitze dem Holz
                              									unterhalb mit, welches dieselbe nur langsam wieder abgibt, daher den Aufenthalt in
                              									diesen Dachräumen fast unerträglich macht, während Schiefer und Steindachpappe,
                              									besonders bei passender Anordnung, kühle Räume schaffen.
                           Die Verbindungs- und Befestigungsarten der Platten unter einander und mit der
                              									Unterconstruction sind sehr mannigfaltig. – Eine in Amerika gebräuchliche
                              									Verbindungsweise zeigen nachstehende, dem Metallarbeiter entnommene Abbildungen.
                           Die Hafte ist in Fig. 1
                              									in etwa ½ der natürlichen Grösse dargestellt. Fig. 2 zeigt die
                              									Verbindung zweier an einander stossender Bleche mittels der Hafte. Letztere ist
                              									mittels einiger Nägel auf die Schalung dicht an dem Aufbug des letzten Bleches
                              									aufgenagelt, über welchen der eine Lappen der Hafte gebogen wird; an das
                              									nächstfolgende Blech wird dann der andere Lappen übergebogen, so dass beide Bleche
                              									fest an einander liegen. Nachdem dies geschehen, wird die Kappe (Fig. 4) aufgesetzt und
                              									mittels eines besonderen Werkzeuges werden dann die beiden Aufbuge mitsammt der
                              									Kappe durchgeknickt (Fig.
                                 										3). Die Plattenenden sind dann der ganzen Länge nach gegen das Eindringen
                              									des Regens geschützt.
                           Grosse Verbreitung zur Deckung der Dächer hat das Wellblech gefunden, sowohl das aus
                              									Zink als aus galvanisirtem Eisen hergestellte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 185
                              Amerikanische Falzung.
                              
                           Die Verlegung ist sehr einfach, da dies ohne Verschalung und direct auf die Pfetten
                              									geschehen kann, die jedoch nicht mehr als in 1 m Abstand zu legen sind. Zur
                              									Abdichtung lässt man die Wellbleche um eine Welle über einander greifen, und die
                              									Enden in der Wellenrichtung sich 25 bis 30 cm überdecken. Als Material dient sowohl
                              									Zink wie auch verzinktes Eisen. Man thut wohl, die Blechstärke nicht zu gering zu
                              									nehmen, damit ein Begehen des Daches ohne Nachtheil ausgeführt werden kann.
                           Bei der Beurtheilung des Wellbleches ist wohl zu beachten, nach welcher Methode die
                              									Bearbeitung stattgefunden hat. Wird die Platte auf der cannelirten Walze
                              									hergestellt, so treten leicht schädliche Spannungen ein, da eine Verschiebung
                              									senkrecht zu den Wellen in Folge der Reibung kaum zu erwarten ist. Es wird daher
                              									immerhin eine Inanspruchnahme auf Zug entstehen. Stellt man dagegen die Wellen auf
                              									der Presse her und zwar so, dass eine Welle nach der anderen eingepresst wird, so
                              									hat das frei bleibende Ende Gelegenheit, sich frei zu biegen; das Wellblech wird bei
                              									weitem weniger in Anspruch genommen, es bleibt fast unversehrt und frei von feinen
                              									Rissen, die sich sonst leicht bemerklich machen. Zur Egalisirung lässt man im
                              									letzteren Verfahren das Wellblech gleicher Weise noch einige Mal die Wellenwalze
                              									passiren, wobei dann aber keine Streckungen von Belang mehr eintreten.
                           Ueber die Haltbarkeit der Zinkbedachung aus Wellblech sind die Erfahrungen noch nicht
                              									alt genug, um eine endgültige Meinung feststellen zu können. Das Centralblatt vom 3. September 1890 liefert hierzu
                              									nachstehenden beachtenswerthen Beitrag:
                           An einer im J. 1879 angefertigten Zinkbedachung aus Wellblech von rund 3000 qm Fläche
                              									zeigten sich häufig Undichtigkeiten. Eine genaue Untersuchung und längere Zeit
                              									hindurch fortgesetzte Beobachtung des auf halbe Schalung (20 cm Brett mit 20 cm
                              									Zwischenraum) bei 21° Neigung in der durch Fig. 5 erläuterten Bauart
                              									ausgeführten Daches ergab, dass bei starkem Winde an mehreren Stellen die
                              									Deckleisten a sich hoben und der Regen zwischen den
                              									Deckleisten und dem Wellbleche, sowie zwischen letzterem und den Dachlatten c hindurch in den Dachraum getrieben wurde. Ferner
                              									stellte sich heraus, dass an der Windseite das Wasser auch durch die 7 bis 8 cm
                              									breite wagerechte Ueberdeckung der Wellblechtafeln hindurchgedrückt wurde. Zur
                              									Abhilfe würden zunächst an den Deckleisten, welche mit den Latten in je 2 m
                              									Entfernung verschraubt waren, noch drei weitere Schrauben angebracht, so dass der
                              									Abstand der Befestigungspunkte von einander nur je 0,5 m betrug; es wurde indess
                              									hiermit keine vollständige Dichtung des Daches erzielt.
                           Es wurden nun einige Tafeln auf der Wetterseite probeweise so umgelegt, dass sie sich
                              									12 cm überdeckten. Dabei wurde zugleich die Dichtung der ansteigenden Stösse in der
                              									Weise verändert, dass die Deckleisten gänzlich wegfielen und sich je zwei an
                              									einander stossende Bleche zu ¾ einer ganzen Welle überdeckten (Fig. 8). Die am Ende der
                              									oberen Bleche bei g sich bildenden Fugen wurden
                              									verlöthet und die Latten auf den Schalbrettern mit Nägeln e befestigt. Auf eine Verschraubung der Blechtafeln mit den Latten konnte
                              									nach Wegfall der Deckleisten verzichtet werden, da, wie in Fig. 6 und 7 gezeigt ist, jede Tafel
                              									an ihrem unteren Ende mit Zuhilfenahme eines untergelegten Holzstückes f zweimal an einem Schalbrette durch je einen
                              									Schraubenbolzen befestigt war und auch nach der Umlegung in gleicher Weise befestigt
                              									wurde. Obwohl die Latten c nicht mehr unbedingt
                              									erforderlich waren, so erschien es doch angezeigt, sie wieder einzubringen, um das
                              									Niederlegen der Wellbleche bei h (Fig. 8) zu verhüten.
                           Die vorbeschriebene Umänderung des Daches bewährte sich bis auf die probeweise
                              									angeordnete Breite von 12 cm der wagerechten Ueberdeckung. Diese genügte nicht, um
                              									bei heftigem Winde das Eindringen von Regenwasser in den Dachraum unmöglich zu
                              									machen, und es erhielt deshalb bei einer zweiten vorgenommenen Umlegung mehrerer
                              									Tafeln die Ueberdeckung eine Breite von 14 cm, womit nunmehr der erwünschte Erfolg
                              									erzielt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 185
                              Wellblechdach.
                              
                           Nachdem längere Beobachtung die vollständige Dichthaltung des Daches bewiesen hatte,
                              									sind die anderen Dachseiten in der zuletzt angegebenen Weise umgedeckt worden. Es
                              									haben sich bis jetzt keine weiteren Undichtigkeiten gezeigt, als an der Verlöthung
                              									derjenigen Stellen, an denen bei der ursprünglichen Eindeckung eiserne Hafter
                              									gesessen hatten (i
                              									Fig. 7), welche in Folge
                              									der Zusammenschiebung der Blechtafeln abgenommen und an anderen Stellen wieder
                              									aufgelöthet waren. Diese ehemaligen Hafterstellen sind nach jedem Regen aufgesucht
                              									worden und nunmehr beinahe sämmtlich wieder gut gedichtet. Die Verlöthung der
                              									ansteigenden Fugen (bei g) ist ohne nachtheilige Folgen
                              									geblieben, da die Tafeln in Folge ihrer Wellenform die Temperaturwechsel ohne
                              									Schaden ertragen können. Die Kosten der Umdeckung betrugen für das Quadratmeter
                              									Dachfläche 1,8 M. Für den durch die Vergrösserung der wagerechten und ansteigenden
                              									Ueberdeckungen entstandenen Verlust ist ein Zuschuss an neuen Wellblechen in der
                              									Grösse von rund ⅙ der umgedeckten Dachflächen nöthig geworden.
                           
                           Die Ursache der Undichtigkeit des Daches lag, wie aus vorstehender Beschreibung
                              									hervorgeht, hauptsächlich darin, dass die Enden der Wellbleche an den ansteigenden
                              									Stössen eine Form erhalten hatten, welche nicht geeignet war, das durch die Kraft
                              									des Windes getriebene Regenwasser vom Eindringen in den Dachraum zurückzuhalten. Es
                              									wird also in den Fällen, in denen von der Befestigungsart mittels Verlöthung
                              									abgesehen wird, zur Erzielung eines dichten Schlusses der Bleche unbedingt nöthig
                              									sein, die Blechenden nicht schräg, sondern gerade aufsteigen zu lassen, und sie, wie
                              										Fig. 9 zeigt, mit
                              									einer Umbiegung nach aussen zu versehen. Dass die letztere nicht fehlt, ist dabei
                              									wesentlich.
                           Die Einführung der bisher beschriebenen Deckungsarten hat von jeher viele
                              									Schwierigkeit gefunden in dem Umstände, dass unsere berufsmässigen Dachdecker sich
                              									nur schwer in die Eigenthümlichkeiten der neuen Deckart hineinfinden konnten und es
                              									vorzogen, beim Alten zu verharren. Seitdem man jedoch das alte Deckungssystem
                              									dadurch mundgerecht gemacht hat, dass man die alte Verlegung nachahmte und nur an
                              									die Stelle des Thones gepresste Metallplatten legte, ist der alte Widerstand
                              									gebrochen. Die ersten Pfannen dieser Art rühren von Klehe in Baden-Baden her, jedoch hat sich die Form vielfach geändert, bis
                              									sie sich zu einer feststehenden durchgebildet hat. Wie der Metallarbeiter ausführt, wird der Metallziegel durch Pressen in Maschinen
                              									aus Zinkblech (Nr. 11) oder Eisenblech (Nr. 29) hergestellt, worauf man eine Feder
                              									annietet, mittels deren die Pfanne an die untere Latte befestigt wird, während der
                              									obere Theil durch die Ueberdeckung der nächsten Platte so fest an die obere Latte
                              									angepresst wird, dass ein Ausreissen der Bedachung durch Sturm unmöglich wird. Gegen
                              									die sonstigen Einflüsse der Witterung schützt entweder die Verzinkung oder ein auf
                              									beiden Seiten vorgenommener Oelfarbenanstrich. Um letzteren auf die Pfanne auftragen
                              									zu können, wird dieselbe vorher in kochende Mennige getaucht. Nach geschehener
                              									Eindeckung erfolgt ein nochmaliger Anstrich.
                           Die Befestigung mittels der Feder lässt sich beim hölzernen, wie beim eisernen
                              									Dachstuhl gleich gut bewerkstelligen. In beiden Fällen darf dessen Construction
                              									entsprechend schwächer sein, weil das Gewicht der Metallpfannen viel geringer ist
                              									als das der gewöhnlichen Ziegel. Eine Metallpfanne wiegt etwa 600 g, wobei 14 Stück
                              									auf das Quadratmeter Dachfläche kommen, so ergibt sich ein Gewicht von etwa 8,7 k
                              									bei Eisenblechziegeln, bei Zinkblechziegeln nur etwa 7 k für das Quadratmeter,
                              									während man für Schiefer 25 k und für Ziegelbedachung 45 k rechnet.
                           Bei der Form der Klehe'schen Metallplatten ist
                              									hervorzuheben, dass die Kanten der einzelnen Platten in den eingepressten Rinnen
                              									genügend Spielraum haben, um sich bei Hitze und Kälte beliebig auszudehnen. Aus dem
                              									nämlichen Grunde erscheint auch die Befestigung der Platten nur an der unteren Latte
                              									rathsam.
                           Die Eindeckung selbst kann nun durch jeden Arbeiter von innen oder aussen vorgenommen
                              									werden. Das Liefern und Anbringen der First–, Grat- und Kehlbleche u.s.w. bleibt
                              									Sache des Klempners und kann von diesem nach den bei Ziegel- und Schieferdächern
                              									üblichen Formen leicht geschehen. Die Grat-, Brust- und Seitenbleche werden einfach
                              									auf die Platte aufgelegt. Die an Grat und Kehlen anstossenden Platten können am
                              									Platze selbst mit der Schere geschnitten werden. Für die seitlichen Anschlüsse sind
                              									oft schmälere Platten erwünscht und werden solche auch in zwei verschiedenen Breiten
                              									angefertigt. Dieselben mögen besonders auch zur Deckung kleinerer Dächer, wie bei
                              									Dachfenstern, Pavillons u.s.w. empfohlen sein. Auch andere Pass- und Füllstücke sind
                              									für jeden einzelnen Fall vorgesehen und auf Lager.
                           Im Preise stellt sich die Klehe'sche Dachdeckung etwas
                              									niedriger als die beste Schieferdeckung, vorausgesetzt, dass das beste Blech gewählt
                              									wird, also verzinktes Eisenblech. Werden die Pfannen einfach aus Schwarzblech
                              									hergestellt, so geht der Preis fast auf die Hälfte herab. Es sei hier erwähnt, dass
                              									man neuerdings auch dunkelblau oder roth emaillirte Platten verwendet.
                           Beliebt sind auch die verzinkten Metalldachplatten nach dem System Bellino von Schöller und
                                 										Reinshagen in Schieiden bei Köln. Das Gewicht eines Quadratmeters dieser
                              									Deckungsart ist 7,5 k, die Unterlage wird durch eine von Mitte zu Mitte 43,5 cm
                              									weite Lattung gebildet, die Befestigung wird durch Umbiegen von Haften, ohne
                              									Nagelung, bewirkt. Das System eignet sich auch zur Bekleidung senkrechter Wände.
                           Als Ersatz für verzinkte Eisenplatten werden nach Frangenheim in der Deutschen Bauzeitung die
                              									emaillirten Metalldachplatten des Schwelmer
                                 										Emaillirwerkes (Braselmann, Puttmann und Co.
                              									in Schwelm) vielfach angewandt. Die Platten sind aus gutem Walzblech und auf beiden
                              									Seiten mit einer starken Emailleschicht überzogen, deren Gewicht etwa ⅓ des
                              									Plattengewichtes beträgt.
                           Da der Ueberzug nach der Falzung aufgebracht wird, ist kein Abblättern oder Brechen
                              									der Schicht zu befürchten. Die Emaille haftet sehr fest, so dass starke Schläge mit
                              									einem Hammer erforderlich sind, um ein Abspringen derselben herbei zu führen; es ist
                              									dies eine Probe, welcher ein Deckmaterial allerdings niemals ausgesetzt sein kann.
                              									Feuchte Niederschläge und die in verschiedenen Fabriken entwickelten Dünste üben
                              									keinen Einfluss auf das Material aus, da die Emaille der Einwirkung von Säure und
                              									Alkalien widersteht; ein weiterer Vorzug gegen verzinkte Eisenplatten ist das
                              									Verhalten gegen Wärme, welche auf die Emailleschicht, als schlechten Wärmeleiter,
                              									und dadurch auf die Platte selbst einen geringen Einfluss ausübt.
                           Bezüglich des Aussehens ist das Material in verschiedenen Farben, darunter rothbraun
                              									und grau bevorzugt, zu beziehen. Bei allen Färbungen ist der Glanz vermieden,
                              									welcher bei Metalldächern oft sehr störend ist. Zum Besteigen ist das Dach aus
                              									emaillirten Platten mehr geeignet als jedes andere Metalldach, da die Oberfläche
                              									rauh ist und somit eine vermehrte Reibung stattfindet. Physikalische und chemische
                              									Eigenschaften sprechen demgemäss für das neue Material.
                           Die Platten werden in verschiedenen Formen und Grössen angefertigt, quadratisch 370
                              									zu 370 mm, rechteckig 500 zu 330 mm, oder 1000 zu 500 mm gross und mit verschiedenen
                              									Musterungen gepresst. Die einzelnen Platten werden durch Falzung ähnlich den
                              									Zinkplatten mit einander verbunden, so dass bei der geringen Angriffsfläche der
                              									Sturm keine Lockerung herbeiführen kann. Die Befestigung auf der Schalung oder
                              									Lattung, ebenso wie an Winkel- oder ⊐-Eisen bei eisernem Dachgerüst, geschieht durch
                              									Blechhaken. Nach den vorliegenden Zeugnissen haben sich die Platten sowohl hinsichtlich der
                              									Haltbarkeit der Emaille, als auch der Dichtigkeit selbst bei sehr starken Stürmen
                              									bewährt.
                           Um die Metallplatten für die Anwendung geeignet zu machen, sind Firstplatten für die
                              									verschiedenen Formen hergestellt, welche unter sich und auch mit den übrigen Platten
                              									durch Falze verbunden sind. Ferner können Platten bezogen werden, welche
                              									quadratische Ausschnitte mit Falzen besitzen, in welche Glasscheiben eingesetzt
                              									werden können, auch ist auf die Herstellung grösserer Platten Bedacht genommen,
                              									welche sich zwischen die einfachen Platten einschalten lassen, und zur Anbringung
                              									aufstellbarer Dachfenster dienen. Dass 1 qm der Platten nur 8 k wiegt, bildet für
                              									viele Zwecke einen Vorzug, so dass eine häufige Anwendung des neuen Materials
                              									gesichert erscheint, wenn das gute Verhalten desselben in längerer Probezeit
                              									nachgewiesen wird.
                           Von einem Abnehmer wird auf einen Uebelstand dieser Emaillepfannen hingewiesen, der
                              									darin begründet ist, dass die Pfannen nicht biegsam sind, also ein Beibiegen bei dem
                              									Verlegen nicht gestatten. In Folge dessen schliessen sie gegen Schnee und Regen
                              									nicht so dicht ab als Metall. Unseres Erachtens liesse sich mittels einer Einlage
                              									von Filz, Packpappe, Hanfschnur o. dgl. dieser Mangel leicht beseitigen.
                           Der Preis der emaillirten Dachpfannen beträgt 4,5 M. für das Quadratmeter, kommt also
                              									kaum dem des englischen Dachschiefers gleich, das Gewicht wird zu 7,5 bis 8,5 k für
                              									das Quadratmeter angegeben.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)