| Titel: | Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. | 
| Autor: | E. Wentscher | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 193 | 
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                        Die Ablösung der Handarbeit des
                           								Schriftsetzers durch Maschinen.
                        Von E. Wentscher,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 169 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch
                           								Maschinen.
                        
                     
                        
                           5) Bei der Maschine des Amerikaners Paige ist zu diesem
                              									Zweck auf Grund sehr eingehender Studien über die Häufigkeit der verschiedenen
                              									Buchstabenfolgen in der englischen Sprache die Reihenfolge der Tasten so gewählt,
                              									dass man stets in derselben Richtung von links nach rechts gehend die meisten
                              									Buchstabenverbindungen und Silben, ja selbst ganze Worte bilden und eventuell unter
                              									Benutzung beider Hände auf einmal anschlagen kann. Durch einen solchen accordartigen
                              									Anschlag gelangen sämmtliche zugleich angeschlagenen Lettern in eine Bahn, in der
                              									sie zunächst in sehr verschiedenen gegenseitigen Abständen, aber in richtiger
                              									Reihenfolge liegen, so dass eine Zusammenschiebung genügt, um sie zur Zeile zu
                              									vereinigen. Diese Zusammenschiebung bewirkt ein von einem höchst eigenartigen
                              									Kurbelmechanismus in der Bahn entlang bewegter Schieber, der die Lettern mit
                              									fabelhafter Geschwindigkeit nach der Sammelstelle am linken Ende des Tastenbrettes
                              									schiebt. Ein geübter Arbeiter vermag mit dieser Maschine 24000 Buchstaben in der
                              									Stunde zu setzen, d.h. etwa das Sechzehnfache der Handarbeit zu leisten. Diese
                              									Leistung kann dauernd erfolgen, da mit dem Setzapparate in einer Maschine ein
                              									selbsthätig wirkender Ablegeapparat verbunden ist, der den Schriftvorrath
                              									fortlaufend ergänzt, so dass die Kanäle der Setzmaschine nie leer werden.
                           Die Lettern sind zu diesem Zweck wie gewöhnlich signirt; indessen erfordert das
                              									Ablegeprincip dieser Maschine nur ausserordentlich flache Signaturen, die kaum die
                              									halbe Tiefe der gewöhnlichen Letternsignaturen haben und daher den Buchstabenkörper
                              									nicht schwächen. Das Ablegen erfolgt deshalb selbst bei Lettern von 2 mm Kegel, mit
                              									welcher Schrift die erste vollendete Maschine arbeitet, ohne jeden Anstand.
                           Ist eine Zeile bis auf den Ausschluss fertig, so wird eine besondere Taste
                              									niedergedrückt, welche einen Ausschliessmechanismus einstellt, der sodann
                              									selbsthätig wirkt, während der Setzer die nächste Zeile setzt. Die ausgeschlossenen
                              									Zeilen sammeln sich in einem Schiff zur Spalte.
                           Ist das Schilf voll, so werden die Tasten selbsthätig abgestellt; desgleichen der
                              									Ablegemechanismus, sobald ein Letternkanal vollständig mit Ablegesatz gefüllt ist.
                              									Ein Zählwerk unter Plombenverschluss gibt die gesetzte Zeilenzahl an und controlirt
                              									so die Thätigkeit des Arbeiters.
                           Ein Nachtheil der Maschine von Paige besteht darin, dass
                              									sie complicirt, theuer und umfangreich ist. Eine nähere Erläuterung an der Hand von
                              									Abbildungen ist leider nicht möglich, da solche noch nicht veröffentlicht sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 193
                              Fig. 44.Tastenbrett von Calendoni und Savarese.
                              
                           6) Höchst eigenartig ist das Tastenbrett der von zwei sicilischen Dominikanermönchen,
                              										Calendoni und Savarese, erfundenen Schnellsetzmaschine.
                           In Anpassung an die vocalreiche italienische Sprache besteht dasselbe (Fig. 44) aus 18 Abtheilungen, von denen die 15 ersten gleichartig
                              									sind und die aus Fig. 45, Einzelansicht einer dieser
                              									Abtheilungen in vergrössertem Maassstabe, ersichtlichen Kleinbuchstaben, die Vocale
                              									sogar in mehrfacher Wiederholung, enthalten. Die 3 letzten unter sich gleichartigen
                              									Abtheilungen rechts gelten für die im Italienischen nur selten vorkommenden
                              									Grossbuchstaben, während die hinterste Tastenreihe Zeichen, Interpunctionen u.s.w.
                              									enthält.
                           Die Tastenknöpfe sind mit den Ausstössern für die zugehörigen Lettern elektrisch
                              									verbunden. Wie diese Verbindung beschaffen ist, geht aus Fig. 45 hervor, in welcher die über der Tastenabtheilung beigedruckte
                              									Buchstabenreihe die Reihenfolge der Letternkanäle veranschaulicht. Fasst man die
                              									Tasten einer Querreihe, z.B. der ersten usohi, und die
                              									ersten fünf Kanäle der Abtheilung 1 links ins Auge, welche mit den entsprechenden
                              									dieser Tasten durch Leitungsdrähte verbunden sind, so ergibt sich, dass die Kanäle
                              									mit den Vocalen denjenigen mit den Consonanten von links nach rechts gerechnet
                              									voraufgehen und dass für die Reihenfolge der ersteren sowohl wie der letzteren die
                              									Reihenfolge der Tasten in der Querreihe, von der Vorderseite des Tastenbretts nach
                              									seiner Hinterseite gerechnet, bestimmend ist. Da im vorliegenden Falle und im
                              									angegebenen Sinne gerechnet die Vocale in der Reihenfolge uoi und die Consonanten in der Reihenfolge sh
                              									stehen, so ergibt sich in Uebereinstimmung mit dem Vorangehenden für die
                              									Letternkanäle die Reihenfolge uoish. Dementsprechend
                              									ist bei der Tastenfolge zenad in der zweiten Querreihe
                              									die Reihenfolge der Letternkanäle in Abtheilung 2: eaznd u.s.w. und in der letzten Abtheilung 6: oqutlb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 194
                              Fig. 45.Tastenbrett von Calendoni und Savarese.
                              
                           Die Richtung, in der die Lettern nach der rechts vom Tastenbrett gelegenen
                              									Sammelstelle (Fig. 46, Vorderansicht des
                              									rechtsseitigen Maschinenendes) befördert werden, ist nun diejenige von links nach
                              									rechts; es wird demnach, auch wenn man gleichzeitig einen Vocal und einen
                              									Consonanten einer Tastenquerreihe anschlägt, der Consonant auf dem Wege nach der
                              									Sammelstelle dem Vocal stets voraufgehen; desgleichen wird, wenn man gleichzeitig
                              									zwei oder mehrere Consonanten einer Tastenquerreihe anschlägt, derjenige Consonant
                              									dem anderen folgen, dessen Taste der Vorderseite des Tastenbretts näher liegt.
                              									Endlich werden beim Anschlag von Tasten aus mehreren Tastenquerreihen an der
                              									Sammelstelle stets diejenigen Lettern vor den anderen eintreffen, welche der weiter
                              									nach rechts gelegenen Tastenquerreihe angehören. Schlägt man also beispielsweise in
                              										Fig. 45 eventuell unter Benutzung beider Hände
                              									gleichzeitig die Tasten af der fünften und die Tasten
                              										am der vierten Querreihe an, so treffen die Lettern
                              									gleichzeitig in der Reihenfolge fama an der
                              									Sammelstelle ein und man hat das Wort „fama“ gesetzt. Durch den
                              									gemeinschaftlichen Anschlag der Tasten a aus der
                              									fünften, am aus der vierten und er aus der dritten Querreihe würde auf einen Schlag das Wort
                              										„amare“ gesetzt sein u.s.w.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 194
                              Fig. 46.Tastenbrett von Calendoni und Savarese.
                              
                           Die in Fig. 45 dargestellte Abtheilung des
                              									Tastenbretts ist, wie bereits erwähnt, in dem vollständigen Tastenbrett (Fig. 44) 15mal, je 5mal in drei Reihen vorhanden, und
                              									es sind die je drei Tasten für die je 3mal wiederholten gleichen Lettern einer in
                              										Fig. 44 durch die ganze Breite des Tastenbretts
                              									hindurchgehenden Querreihe leitend mit einander verbunden, so dass beispielsweise
                              									eine Letter d stets aus demselben Letternkanal
                              									entnommen wird, ob man in der zweiten Querreihe der ersten Abtheilung links in Fig. 44 die d-Taste der
                              									ersten oder der zweiten oder der dritten Reihe anschlägt. Die Wiederholung der
                              									einzelnen Abtheilungen des Tastenbretts in der Quere gewährt aber den Vortheil,
                              									unter Berücksichtigung des Baues der Hand den Anschlag eines Accordes bequemer zu
                              									gestalten bezieh. den Uebergang von einem Accorde zu dem nächsten auf dem kürzesten
                              									Wege zu ermöglichen, wovon sich der Leser durch weiteres Eingehen auf diesen
                              									Gegenstand leicht überzeugen wird. Denselben Vortheil gewährt auch die fünfmalige
                              									Wiederholung der Abtheilungen des Tastenbretts in der Länge, obgleich der Hauptzweck
                              									dieser Anordnung ein anderer ist und darin besteht, eine Letternfolge, die sich
                              									unter Beschränkung auf eine Abtheilung wie in Fig. 45
                              									durch einen Accord nicht bilden lässt, durch passende Auswahl der Tasten aus
                              									mehreren Abtheilungen zu ermöglichen. So lässt sich beispielsweise das Wort
                              										„aqua“ als Accord in Fig. 45 nicht
                              									anschlagen, sondern nur die zweite Silbe „qua“ durch gleichzeitigen Anschlag
                              									der Taste qu in der sechsten und der Taste a in der fünften Querreihe. Befindet sich aber rechts
                              									von Fig. 45 die Wiederholung der gleichen
                              									Tastenabtheilung, wie in Fig. 44, so wird man
                              									gleichzeitig mit den vorerwähnten Tasten qu und a noch die Taste a aus der
                              									zweiten Querreihe der Fig. 45 rechts benachbarten
                              									Abtheilung anschlagen und nunmehr das Wort „aqua“ auf einen Schlag setzen
                              									können u.s.w.
                           Es ist selbstverständlich, dass die Vertheilung der Buchstaben des Tastenbretts von
                              									dem Bau der Sprache, in welcher die Maschine setzen soll, abhängt und dass
                              									beispielsweise für den Satz in deutscher Sprache das abgebildete Tastenbrett nicht
                              									geeignet ist.
                           
                           Die constructive Durchführung der Maschine von Calendoli-Savarese ist äusserst mangelhaft und eignet sich in der von den
                              									Erfindern gegebenen Ausführungsform nicht für den praktischen Gebrauch. Der von
                              									ihnen gewählte Letterntransport (Fig. 46), bei dem
                              									die ausgelöste Letter l rittlings auf einer geneigten
                              									Schiene s sitzend nach der Sammelstelle S herabgleitet, bedingt eine Letternform (Fig. 47), bei der das Fussende gegabelt ist. Vermöge
                              									dieser Gabelung reitet die Letter beim Herabgleiten auf besagter Schiene. Die
                              									Herstellung solcher Lettern ist selbst für stärkere Kegel mit Schwierigkeiten
                              									verknüpft und für die schwachen Kegel der in Werken und Zeitungen gebräuchlichen
                              									Schriften rationell überhaupt nicht möglich. Wenn man aber auch diese Möglichkeit
                              									zugeben wollte, so fallen die beiden Gabelstücke so schwach aus, dass häufiges
                              									Abbrechen beim Betriebe und daher fortwährende Betriebsstörungen zu erwarten
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 195
                              Fig. 47.Letternform.
                              
                           Vollends als unpraktisch zu verwerfen ist die Methode des Zusammensetzens der so
                              									gestalteten Lettern zur Columne. Die nach der Sammelstelle gelangenden Lettern
                              									werden nämlich auf Leisten S (Fig. 46) aufgereiht, deren Querschnitt der Gabelöffnung in Fig. 47 entspricht. Diese Oeffnung erweitert sich an
                              									ihrem Grunde und dementsprechend sind die Leisten an ihrer Oberkante wulstartig
                              									verdickt. Es soll dadurch ein Abheben der auf die Leiste zur Zeile aufgereihten
                              									Lettern unmöglich gemacht werden. Die Leisten liegen parallel zu einander und in
                              									erforderlichem gegenseitigen Abstand in einem in Führungen am Maschinengestell
                              									verschiebbaren Rahmen, der schrittweise vorgeschaltet wird, sobald die Lettern für
                              									eine Zeile auf eine Schiene aufgereiht sind. S1 und S2 sind feststehende Rahmen mit Querschienen in
                              									gleichem gegenseitigen Abstand wie die Schienen S,
                              									derart, dass nach Einschieben der Columne zwischen die Rahmen S1S2 die Schienen dieser
                              									die rechte und linke Fortsetzung der Schienen S bilden.
                              									Diese Einrichtung dient zum Corrigiren der Columne, aus der sich, wie beschrieben,
                              									eine Letter nicht ohne weiteres entfernen lässt. Zu diesem Behufe wird die Zeile bis
                              									zu der zu corrigirenden Stelle je nach Erfordern entweder auf ihre
                              									Schienenfortsetzung S1
                              									oder S2 geschoben. Die
                              									Schienen S1S2 sind einfache
                              									Streifen ohne wulstartige Oberkante; von ihnen lassen sich daher die Lettern abheben
                              									bezieh. auf sie neu einzubringende Lettern aufsetzen. Nachdem so die Correctur der
                              									Zeile ausgeführt worden ist, schiebt man das Zeilenstück wieder auf Schiene S zurück.
                           Diese Procedur ist so umständlich, dass sie praktisch mit Erfolg nie geübt werden
                              									kann; andererseits können die Lettern mit den schwachen Gabelfüssen ohne Gefahr des
                              									Zerbrechens nicht anders als auf einer geeigneten Unterstützung dem Druck einer
                              									Presse ausgesetzt werden.
                           Aber auch für den Druck weist eine aus einzelnen Zeilen der vorbeschriebenen Art
                              									zusammengesetzte Druckform der gebräuchlichen soliden Druckform gegenüber nur
                              									Nachtheile auf, wie sich für den Fachmann ganz von selbst versteht; und wenn die
                              									Erfinder hierdurch ein Mittel gefunden zu haben glauben, welches directen
                              									Rotationsdruck von Originaltypen gestattet – indem sie nämlich für diesen Zweck ihre
                              									Lettern auf kreisförmig gekrümmte Streifen S aufreihen
                              									und diese Streifen direct auf dem Formcylinder einer Rotationsmaschine befestigen –,
                              									so ist darauf hinzuweisen, dass derartige Versuche als verfehlt schon längst
                              									endgültig aufgegeben sind.
                           Zur Vervollständigung der Beschreibung der Maschine sei erwähnt, dass die Lettern in
                              									senkrechten, neben einander stehenden Kanälen A (Fig. 46) untergebracht sind, welche von einem
                              									rahmenartigen Gestell getragen werden. Die unteren Enden der Kanäle A liegen in einer von links nach rechts gegen den
                              									Horizont abfallenden Linie, zu welcher parallel sich die Führungsschiene s erstreckt, auf welcher die Lettern rittlings nach der
                              									Sammelstelle herabgleiten. Die Kanäle A sind am unteren
                              									Ende geschlossen und die Lettern stehen aufrecht über einander in den Kanälen, indem
                              									die Letternsäule auf dem unteren Boden des Kanals ruht, wie aus den Querschnitten
                              										Fig. 48 und 49 hervorgeht.
                           Der Auslösemechanismus besteht aus je einem vierkantigen Bolzen C, der im Rahmen B geführt
                              									ist und von vorn nach hinten durch den unteren Theil des Kanals A hindurchgeht, und aus je einem Elektromagneten E auf der Hinterseite der Maschine, der je einem Bolzen
                              									gegenüber liegt. Die Bolzen werden durch (nicht sichtbare) Federn in der in Fig. 48 dargestellten
                              									Normallage gehalten, in welcher die unterste Letter des Kanals sich in einer
                              									senkrechten Durchbohrung des Bolzens befindet, welche in dieser Lage des Bolzens das
                              									untere Ende des Kanals bildet. Wird jetzt durch den Anschlag der zugehörigen Taste
                              									der elektrische Strom geschlossen, so zieht der Kern des Elektromagneten den Bolzen
                              									an, der nun die in Fig.
                                 										49 dargestellte Lage einnimmt, in welcher die unterste Letter aus dem
                              									Kanale entfernt ist und über einen senkrechten Abfallschacht der unteren
                              									Rahmenleiste B zu liegen kommt. Sie fällt daher in
                              									Folge ihrer Schwere durch diesen Schacht herab und kommt dadurch in die Reitlage auf
                              									Schiene s, um auf dieser nach der Sammelstelle
                              									herabzugleiten.
                           Hört der Tastendruck auf, so kehrt Bolzen C in seine
                              									Normallage (Fig. 48)
                              									zurück und die Letternsäule sinkt um eine Buchstabenhöhe nach, indem wieder die
                              									unterste Letter in die senkrechte Durchbohrung des Bolzens eintritt u.s.w.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 195
                              Maschine von Calendoni und Savarese.
                              
                           Beim Anschlag eines Accordes werden sämmtliche ausgelösten Lettern gleichzeitig auf
                              									die Schiene s gelangen und auf dieser unter Einhaltung
                              									ihrer Reihenfolge nach der Sammelstelle herabgleiten.
                           Ein durch ein Pedal (Fig. 46) mittels einer Stange u zu bethätigender Abstreicher t, der durch einen schwingenden Hebel v der
                              									Krümmung der Schiene s entsprechend geführt ist, dient
                              									dazu, den Lettern, die an dem Uebergange jener Schiene aus der geraden Richtung in
                              									die gekrümmte Form
                              									hängen bleiben sollten, von Neuem einen Antrieb nach der Sammelstelle hin zu geben,
                              									während das Gewicht G die schrittweise Fortschaltung
                              									des Rahmens mit den Schienen S vermittelt, sobald die
                              									zugehörige Arretirung durch die Pedalstange P aasgelöst
                              									wird. Die Lage des Tastenbretts T ist aus Fig. 46 gleichfalls ersichtlich.
                           Mit Rücksicht auf die überschwenglichen Erwartungen, welche ausländische Fachjournale
                              									an die hohe Leistungsfähigkeit der Maschine von Calendoli-Savarese – 50000 Buchstaben in der Stunde – knüpfen und die zum
                              									Theil auch von der deutschen Fachpresse ausgesprochen worden sind, sei hier
                              									wiederholt bemerkt, dass die Maschine, solange sie sich nicht für den Gebrauch
                              									gewöhnlicher Lettern einrichten lässt, gar keinen praktischen Werth hat. Aber
                              									selbst, wenn dies geschehen sein sollte, so bleibt sie dennoch völlig werthlos,
                              									solange der Schriftvorrath der Kanäle sich nicht selbsthätig ergänzt und mit der
                              									Maschine kein selbsthätiger Ausschliessapparat verbunden ist. Denn sollte das
                              									Ablegen und Ausschliessen der Handarbeit überlassen bleiben, so würde diese Maschine
                              									mit ihrer hohen Leistung eine Bedienungsmannschaft von etwa 20 Personen erfordern,
                              									d.h. absolut werthlos sein. Bevor man daher ernstlich über den Werth dieser
                              									vorläufig ganz in der Luft schwebenden Erfindung sprechen darf, bleibt abzuwarten,
                              									wie die Erfinder die übrigen nothwendigen Bedingungen erfüllen wollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 196
                              Fig. 50.Hilfstrichter für die Setzmaschine.
                              
                           7) Neben den Bestrebungen, Setzmaschinen mit beweglichen Lettern zu construiren, bei
                              									denen die ganze Thätigkeit des Arbeiters lediglich auf die Bedienung eines
                              									Tastenbretts beschränkt ist, während alle übrigen Arbeitsvorgänge sich selbsthätig
                              									vollziehen, fehlt es auch nicht an Versuchen, Apparate einzuführen, die nur einen
                              									Theil der Setzarbeit mechanisch leisten, um den Setzer zu entlasten, im Uebrigen
                              									aber nicht entbehrlich zu machen. Es handelt sich dabei mehr um eine Verbesserung
                              									des alten Handverfahrens und um möglichste Beibehaltung der im Setzersaal
                              									vorhandenen Einrichtungen. Diese Bestrebungen müssen als gänzlich verfehlt
                              									betrachtet werden; denn wenn man den Handsetzer halb beibehält, kann man ihn auch in
                              									alter Weise ganz an seinem Platze lassen.
                           Fig. 50 stellt einen Apparat dar, der unterhalb des
                              									gewöhnlichen Schriftkastens am Setzregal befestigt wird und mit einem Trichter bis
                              									in die Höhe des Kastens reicht. Der Setzer wirft nun mit beiden Händen die einzelnen
                              									Lettern blindlings in den Trichter, durch welchen sie der Länge nach herabfallen.
                              									Die Letter wird dann von Greifern erfasst, schrittweise vorgeschoben und nach
                              									einander der Einwirkung von zwei Fühlapparaten ausgesetzt, von denen der erstere
                              									feststellt, ob die Letter auf dem Fusse oder auf dem Kopfe steht und im letzteren
                              									Falle die kopfstehende Letter umkehrt. Der zweite Fühler prüft die Stellung der
                              									Letter in Bezug auf ihr Buchstabenbild und dreht sie, wenn erforderlich, um ihre
                              									Längsachse, worauf die Letter in richtiger Stellung in das Schiff am linken Ende des
                              									Apparates übergeführt wird. Ist auf diese Weise eine Zeile annähernd voll, so ertönt
                              									rechtzeitig ein Glockensignal und der Setzer beendigt die angefangene Silbe. Von
                              									einer neben dem Trichter befindlichen Theilung mit Zeigern liest der Setzer die Zahl
                              									und Stärke der an der vollen Zeilenlänge noch fehlenden Ausschlüsse ab. Diese werden
                              									nun auch noch in den Trichter geworfen und reihen sich aus Ende der Zeile, die
                              									nunmehr die normale Länge hat. Auf diese Weise bildet sich im Schiff die Columne, in
                              									der nun nachträglich noch die Ausschlüsse mit der Hand umgesetzt werden. Alle
                              									Lettern tragen an einer und derselben Stelle, in der Nähe des Fussendes, eine
                              									Signatur (Kerbe). Diese dient den Fühlern als Mittel zur Feststellung oder
                              									Herbeiführung der richtigen Lage der Lettern.
                           Die Vorzüge dieses Setzsystems sollen darin bestehen, dass der gewöhnliche Setzkasten
                              									und die gewöhnlichen Typen benutzt werden können, dass der Setzer beide Hände
                              									gebrauchen und im Falle einer plötzlich eintretenden Störung in gewöhnlicher Weise
                              									weiter arbeiten kann, und dass endlich der Apparat billig ist.
                           Der Nutzen des Apparates erscheint indessen zweifelhaft, wenn man bedenkt, dass der
                              									durch die Benutzung beider Hände erzielte Zeitgewinn zum Theil dadurch aufgewogen
                              									wird, dass der Setzer jeden Buchstaben auf langem Wege nach dem feststehenden
                              									Trichter führen muss, während beim gewöhnlichen Handverfahren die den Winkelhaken
                              									haltende Linke der die einzelnen Lettern ergreifenden Rechten von Fach zu Fach
                              									folgt, so dass die Ueberführung der Letter aus dem Kastenfache nach dem Winkelhaken
                              									stets auf einem kurzen Wege erfolgt.
                           Einer Ablegemaschine bedarf der vorbeschriebene Apparat allerdings nicht, da die
                              									Buchstaben beim Setzen von Hand gegriffen werden. Das Ablegen geschieht daher von
                              									Hand in gewöhnlicher Weise.
                           
                        
                           B. Combinirte Lettern-Giess- und Setzmaschinen.
                           Die combinirten Lettern-Giess- und Setzmaschinen, die in Folgendem kurz als
                              									Giessetzmaschinen bezeichnet werden sollen, verfolgen den Zweck, das Ablegen der
                              									Lettern bezieh. die precäre Ablegemaschine zu umgehen. An die Stelle des Ablegens
                              									tritt hier Neuguss der zu setzenden Lettern.
                           Der Gedanke, die Arbeiten des Schriftgiessers und Setzers in einer Maschine zu
                              									vereinigen, ist zum ersten Male von dem Amerikaner Westcott im J. 1872 praktisch ausgeführt worden. Doch scheiterte die Westcott'sche Erfindung an zu geringer Leistung, indem
                              									der zu setzende Buchstabe jeweilig erst gegossen wurde.
                           Die Westcott'sche Maschine hatte eine feststehende
                              									Giessstelle, nach welcher die etwa 90 Matrizen für die einzelnen Lettern eines
                              									Alphabets durch Tastenanschlag hingeführt wurden, um nach stattgehabtem Guss und
                              									Ablieferung der jeweilig gegossenen Letter an den Setzapparat zu ihrer
                              									Ausgangsstelle zurückzukehren. Der mit dem Setzen einer jeden Letter verbundene
                              									Zeitaufwand setzte sich daher zusammen aus der Zeit für den Hinweg der Form, der
                              									Zeit des Abgusses und der Zeit für den Rückweg. Die Leistung (3000 Lettern nicht
                              									ausgeschlossener Satz in der Stunde) blieb daher weit hinter derjenigen einer
                              									gewöhnlichen Letterngiessmaschine (6000 Lettern in der Stunde) zurück, bei der die
                              									Form und die Giesstelle stets in grösster Nachbarschaft verbleiben.
                           Eine höhere Leistung, nämlich annähernd diejenige einer gewöhnlichen
                              									Letterngiessmaschine, erzielte der Italiener Codignola
                              									(1887) mit seiner Maschine, bei der etwa 90 feststehende Giesstellen und ebenso viel
                              									zugehörige feststehende Giessformen angeordnet waren. Da indessen diese Maschine
                              									keine ausgeschlossenen Zeilen lieferte und daher zwei Arbeiter zu ihrer Bedienung
                              									brauchte, war ihre effective Leistung für den Mann doch zu gering, als dass sie mit
                              									erheblichem Nutzen hätte angewendet werden können.
                           Die neueren hier zu beschreibenden Giessetzmaschinen suchen diesen Mangel in
                              									verschiedener Weise zu beseitigen.
                           1) Der Logotyper des Amerikaners Carpenter nimmt eine
                              									gewisse Mittelstellung zwischen den vorgenannten Giesssetzmaschinen ein. Gleich der
                              									Maschine von Codignola hat er eine grössere Anzahl
                              									neben einander liegender feststehender Giesstellen. Die Giessformen anlangend, sind
                              									diejenigen Theile derselben, in welchen die Körper der Lettern gegossen werden,
                              									gleichfalls feststehend und in unmittelbarer Nachbarschaft der zugehörigen
                              									Giesstellen angeordnet, während diejenigen Theile, welche das vertiefte
                              									Buchstabenbild enthalten, die sogen. Matern oder Matrizen, auf einem beweglichen
                              									Träger sitzen, welcher durch Bethätigung einer Einstellvorrichtung jeweilig so
                              									eingestellt wird, dass die Mater der zu giessenden Letter sich vor die Oeffnung der
                              									Form legt, in welche sodann von dem entgegengesetzten Ende das flüssige Metall
                              									hineingepresst wird. Der durch die Hin- und Herbewegung des Maternträgers behufs
                              									Einstellung der Matrizen verursachte Zeitaufwand wird bei Carpenter in reichlichem Maasse dadurch aufgewogen, dass jeder Guss im
                              									Allgemeinen nicht eine einzelne Letter, sondern eine Silbe, ein ganzes Wort, ja
                              									sogar ganze Wortverbindungen liefert.
                           Der Logotyper ist nämlich, wie schon sein Name andeutet, eine Giessetzmaschine, die
                              									Logotypen nach Maassgabe des Manuscripts giesst und zum Satz zusammenstellt. Diese
                              									Logotypen gehen indessen über den gebräuchlichen Begriff davon, d.h. häufig
                              									vorkommende Buchstabencombinationen bezieh. Vorsilben und Endungen, weit hinaus,
                              									indem neben diesen die gebräuchlichsten, selbst viersilbige Wörter und sogar häufige
                              									Wortcombinationen unter den Matern der Maschine enthalten sind. Der Maternträger
                              									enthält Logotypenmatern zu zwei Alphabeten, Antiqua und Cursiv, mathematische und
                              									astronomische Zeichen, Bruchziffern, Elemente für Linien und Ornamente, kurz was nur
                              									immer im Werk- und Accidenzsatz vorkommen kann, im Ganzen 30000 Charaktere, welche
                              									bei einer Ausführungsform der Maschine durch eine aus 500 Tastenknöpfen bestehende
                              									Klaviatur in Verbindung mit noch 60 besonderen Tasten zum Guss eingestellt werden
                              									können. Ein Tastenknopf bethätigt demnach 60 Charaktere, je nachdem man gleichzeitig
                              									mit diesem Tastenknopf eine der 60 besonderen Tasten mit der anderen Hand drückt.
                              									Der Uebersichtlichkeit halber sind je 50 Tastenknöpfe in je einer Abtheilung
                              									angeordnet, und sämmtliche Wörter und Zeichen, für welche Matern vorhanden
                              									sind, befinden sich auf einer gedruckten Tabelle, in übersichtliche Gruppen
                              									getheilt, vor den Augen des Arbeiters. Neben jedem Zeichen dieser Tabelle steht
                              									rechts und links je eine Zahl. Diese Zahlen entsprechen den Aufschriften der
                              									Tastenknöpfe bezieh. Tasten derart, dass der Arbeiter, solange er noch nicht die
                              									ganze Tabelle im Kopf hat, durch einen Blick auf dieselbe sofort die beiden Zahlen
                              									findet, die ihm die gleichzeitig zu drückenden beiden Tasten angeben.
                           Als besonderen Vorzug seines Systems betont Carpenter
                              									die Herabminderung von Druckfehlern, da ja die Matern die Wörter ein für alle Mal
                              									fehlerlos enthalten. Wenn also der Arbeiter nur die richtigen Tasten anschlägt, wird
                              									ohne weiteres das ganze entsprechende Wort fehlerlos gegossen. Dass bei falschem
                              									Anschlag dagegen nicht nur ein Buchstabenfehler entsteht, sondern ein anderes Wort
                              									oder eine andere Wortverbindung als beabsichtigt gegossen wird, ist ebenso
                              									selbstverständlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 197
                              Fig. 51.Carpenter 's Maternsetzmaschine.
                              
                           Der Maternträger der in Fig. 51 perspectivisch
                              									dargestellten Maschine ist ein drehbarer, wagerecht gelagerter Cylinder c, der auf seinem Mantel in gleichlaufenden Längsreihen
                              									die Einzelmatern mehrerer Alphabete, ferner die Matern für Linien, Ornamente und
                              									endlich die Logotypenmatern, im Ganzen, wie gesagt, 30000 Matern, trägt. Die Matern
                              									gleicher Weite liegen auf je einem Kreise des Cylinders c, der bei der hier dargestellten Ausführungsform abweichend von der
                              									erstgenannten durch einen auf einer Ziffernscheibe einstellbaren Zeigerhebel a in Umdrehung versetzt und so eingestellt wird, dass
                              									die der Zeiger Stellung entsprechende Maternlängsreihe einer Reihe von neben
                              									einander liegenden Giessformen gegenüber in Gusstellung kommt. Jede Giessform hat
                              									die Weite der Matern des mit ihr in derselben senkrechten Ebene liegenden
                              									Maternkreises. Die Bewegung des Zeigers a wird durch
                              									Kegel- und Kettenräder auf die Cylinderachse übertragen.
                           Ein zweiter Zeigerhebel b, der auf einer zweiten
                              									Theilung spielt, steht durch Kegelräder, Kettenradwelle e und Kette in Wechselwirkung mit einem auf einer runden Führungsstange
                              										g drehbaren und verschiebbaren Hebel f, der in die Kette eingehängt ist und sich auf der
                              									Führungsstange g verschiebt, wenn Zeigerhebel b gedreht wird. Durch Einstellung des letzteren auf ein
                              									Zeichen seiner Theilung erfährt Hebel f die
                              									entsprechende Einstellung auf der Führungsstange g, so
                              									dass er in die senkrechte Ebene desjenigen Maternkreises auf dem Cylinder c tritt, in welchem sich die zugehörige Mater befindet.
                              									Die Einstellung der
                              									Zeigerhebel a b erfolgt nun nach Maassgabe der
                              									vorerwähnten Tabelle. Fig. 52 stellt einen Theil
                              									dieser vor den Augen des Arbeiters aufgehängten Tabelle dar. Vor und hinter jedem
                              									Wort steht je eine Zahl, von welchen die davor stehende die Einstellung des Zeigers
                              										a und die dahinter stehende diejenige des Zeigers
                              										b vorschreibt und von welcher der Setzer die den
                              									einzelnen zu giessenden Worten oder Zeichen entsprechenden Zahlen ablesen kann,
                              									solange er sie nicht auswendig weiss. Um also zum Beispiel die Logotype
                              										„bicycle“ zu giessen, stellt man Zeiger a
                              									auf die Zahl 20 seiner Theilung, wodurch die die Mater „bicycle“ enthaltende
                              									Längsreihe des Cylinders c der Giessformenreihe
                              									gegenüber gebracht wird, und Zeiger b auf die Zahl 14
                              									seiner Theilung, wodurch der Hebel f auf der
                              									Führungsstange g in die senkrechte Ebene desjenigen
                              									Maternkreises auf Cylinder c tritt, in dem sich die
                              									Mater „bicycle“ befindet. Wird jetzt einer der beiden links sichtbaren Hebel
                              									bethätigt, so schwingt Hebel f mit seinem oberen Arm
                              									nach vorwärts und verschiebt dabei die ihm gegenüber liegende Stange einer in Fig. 51 sichtbaren Stangenreihe h. Hierdurch wird der Einguss für das flüssige Metall
                              									in die der Mater „bicycle“ gegenüber liegende Giessform geöffnet und die
                              									eingestellte Logotype gegossen. Die gegossenen Logotypen sammeln sich auf dem rechts
                              									sichtbaren Schiff d und werden mit Hand zu Zeilen
                              									ausgeschlossen. Es ist selbstverständlich, dass zum Schluss einer Zeile, wenn ein
                              									volles Wort nicht mehr Platz findet, nur die noch hineingehenden Silbenlogotypen
                              									gegossen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 198
                              Fig. 52.Maternkreis.
                              
                           Erfolgen die Zeigereinstellungen wegen der grossen Wege, die die einzustellenden
                              									Theile im Allgemeinen machen müssen, auch verhältnissmässig langsam, so ist die
                              									Leistung der Maschine doch eine hohe, weil jeder Guss ein ganzes Wort erzeugt. Ein
                              									geübter Arbeiter soll es nach Ansicht des Erfinders immerhin auf 60 Güsse in der
                              									Minute bringen, was bei einer Durchschnittslänge von 11 Buchstaben einer Logotype
                              									einer Leistung von 40000 Bachstaben in der Stunde gleichkommt. Aber auch noch die
                              									Leistung eines ganz ungeübten Arbeiters ist recht bedeutend, da er es schon nach
                              									eintägiger Uebung auf 10 Güsse in der Minute oder auf 6600 Buchstaben in der Stunde
                              									bringt.
                           Wenn Carpenter in seiner Ausführung bezüglich der Zahl
                              									der Logotypen auch etwas weiter geht, als es praktisch gerathen scheint, so verdient
                              									doch der seiner Maschine zu Grunde liegende Gedanke sehr wohl beachtet zu werden.
                              									Eine geschickte constructive Durchführung desselben unter weiser Einschränkung der
                              									Zahl der Logotypen auf ein praktisches Minimum dürfte nicht ohne Aussicht auf Erfolg
                              									sein.
                           2) Die Monotypemaschine des Amerikaners Lanston ist eine
                              									unter Zugrundelegung eines besonderen Manuscripts, nämlich zweier gelochter
                              									Papierstreifen (Fig. 53), vollkommen selbsthätig
                              									arbeitende Giessetzmaschine. Das Manuscript (Satzregister) wird, räumlich und
                              									zeitlich von der Herstellung des Satzes getrennt, auf einem mit einem
                              									Tastenbrett versehenen Lochapparat erzeugt. Der Druck auf eine Taste erzeugt zwei
                              									zusammengehörige Löcher zz in den beiden Streifen,
                              									welche von Spulen abgewickelt werden und sich auf andere Spulen aufwickeln. Nach
                              									jedem Tastendruck rücken die Streifen ein Stück vor. Zwei Löcher für jeden
                              									Buchstaben sind deshalb erforderlich, weil der Maternträger der Giessmaschine behufs
                              									Centrirung der entsprechenden Matrize über der feststehenden Giessform zwei von
                              									einander unabhängige Bewegungen auszuführen hat. Der verschiedene Abstand der Löcher
                              										zz vom Rande der Streifen entspricht verschiedenen
                              									Zeichen. Bei jedem Tastendruck werden ausserdem in jedem Streifen je zwei Randlöcher
                              										tt erzeugt; diese dienen beim Giessen und Setzen
                              									zur schrittweisen Bewegung der Streifen durch die Giessmaschine, indem gezahnte
                              									Schalträder (Fig. 54) mit ihren spitzen Zähnen in die
                              									Löcher eintreten und so bei jeder Schaltung den Streifen um ein ganz bestimmtes
                              									Stück vorziehen. Besondere Löcher v in einem der beiden
                              									Streifen am Ende einer jeden Zeile regeln den Ausschluss, der bereits bei der
                              									Lochung des Manuscripts durch einen mechanischen Rechenapparat festgestellt wird. Zu
                              									diesem Behufe wird dem Arbeiter beim Abschluss einer Zeile auf einem Zifferblatt
                              									durch einen Zeiger kenntlich gemacht, welche von einer Abtheilung besonderer Tasten
                              									er zum Schluss anzuschlagen hat. Es entsteht dann am Schluss der Zeile ein Loch v in grösserem oder geringerem Abstande vom Rande des
                              									einen Streifens, wodurch beim späteren Giessen der Ausschlüsse jener Zeile die
                              									Giessform sich auf die entsprechende Weite einstellt, so dass Ausschlusstücke
                              									gegossen werden, welche die fragliche Zeile genau auf die vorgeschriebene Länge
                              									bringen. Der Streifen geht nämlich in umgekehrter Richtung durch die Giessmaschine,
                              									so dass die Zeilen vom Ende her, die letzte Zeile zuerst, gegossen werden. Dadurch
                              									wird vor dem Gusse der Lettern einer Zeile ein Mechanismus derart eingestellt, dass
                              									er die Weite der Giessform für regelmässigen Ausschluss entsprechend ändert. Die
                              									Löcher v bewirken gleichzeitig die Verschiebung des
                              									Schiffes um eine Zeile. Dadurch wird es möglich, die Zeilenlänge beliebig wechseln
                              									zu lassen, also zum Beispiel mit Rücksicht auf eine in den Text einzuschaltende
                              									Abbildung eine bestimmte Anzahl von Zeilen kürzer zu halten. Werden dem
                              									Manuscriptlocher die Maasse des betreffenden Bildstockes angegeben, so ist er im
                              									Stande, das Manuscript dementsprechend einzurichten, so dass im Satz ein Raum frei
                              									bleibt, in den der Stock genau hineinpasst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 198
                              Fig. 53.Monotypemaschine von Lanston.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 198
                              Fig. 54.Monotypemaschine von Lanston.
                              
                           Die räumliche und zeitliche Trennung der Herstellung des Satzregisters (Manuscripts)
                              									und des Satzes bildet das kennzeichnende Merkmal des Lanston'schen Systems. Daraus entspringen gewisse Vorzüge, die kein anderes System
                              									aufweist. Das Register kann beliebige Zeit vor seiner Verwendung und an einem
                              									beliebigen Ort, z.B. von einem Schriftsteller oder Berichterstatter in dessen
                              									Wohnung, hergestellt und der an einem anderen Ort belegenen Setzerei zugesandt
                              									werden, die es dann zu einer beliebigen Zeit durch die Giessetzmaschine laufen
                              									lässt, dasselbe für einen Neusatz aufbewahrt oder dem Verfasser zurückschickt. Oder
                              									man stellt durch eine Lochung gleichzeitig mehrere Register her, die man zum
                              									Beispiel als Berichterstatter mehrerer Zeitungen nach verschiedenen Orten zugleich
                              									versendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 199
                              Fig. 55.Lanston's Maschine zur Herstellung gemischten Satzes.
                              
                           Aus diesen Gründen hält Lanston sein System in hohem
                              									Maasse für geeignet, die Herstellung des Satzes zu einem in sich geschlossen
                              									unabhängigen Betriebszweig zu erheben. Seine Giessetzmaschine ist von hoher
                              									Leistungsfähigkeit, indem sie mit Leichtigkeit die Anordnung mehrerer Arbeitsstellen
                              									bei einer und derselben Maschine zulässt. So hat die Monotype-Gesellschaft neuerdings eine Vierlingsmaschine gebaut, welche
                              									gleichzeitig vier verschiedene Manuscripte unabhängig von einander abgiessen und
                              									absetzen kann und dadurch einer stündlichen Leistung von etwa 19 000 Buchstaben
                              									fähig ist. Es steht aber nichts im Wege, die Zahl der Arbeitsstellen bis auf acht zu
                              									erhöhen und so die doppelte Leistung zu erzielen. Zur Bedienung selbst einer
                              									achtfachen Maschine genügt ein Maschinist, der übrigens weder lesen noch schreiben
                              									zu können braucht, sondern nur neue Manuscripte einzulegen und die vollen Schiffe
                              									gegen leere auszuwechseln hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 199
                              Fig. 56.Lanston's Maschine zur Herstellung gemischten Satzes.
                              
                           In hervorragendem Maasse eignet sich Lanston's Maschine
                              									zur Herstellung gemischten Satzes aus drei bis vier Schriftarten. Die Matrizen sind
                              									nämlich reihenweise in neben einander liegenden Führungen eines doppelt
                              									verschiebbaren quadratischen Rahmens untergebracht, der das quadratische Vielfache
                              									der in einer Reihe stehenden Matrizen enthält, d.h. 100 Matrizen (1 Alphabet), wenn
                              									in einer Reihe 10, bezieh. 400 Matrizen (4 Alphabete), wenn 20 Matrizen in einer
                              									Reihe stehen. Im letzteren Falle hat der Rahmen immer noch eine geringe Grösse,
                              									nämlich 10 bis 12 cm Seitenlänge, so dass die grösste vorkommende Verschiebung
                              									5 bis 6 cm beträgt und daher noch sehr schnell von Statten gehen kann.
                           In Fig. 55, Oberansicht, und Fig. 56, Querschnitt nach x-x der Fig. 55, ist a der
                              									Maternrahmen mit den Matern b, welche auf ihrer
                              									Unterseite das vertiefte Buchstabenbild tragen und durch Spiralfedern in ihren
                              									Führungen in angehobener Lage gehalten werden. Fig.
                                 										57 zeigt den Inhalt dieses Rahmens und Fig.
                                 										58 die darin vertretenen Alphabete und Zeichen. Der Maternrahmen steckt
                              									gleichzeitig in zwei über einander liegenden Führungsrahmen c d, welche mittels Stangen e f unabhängig
                              									von einander in zwei zu einander senkrechten Richtungen im Gestell g verschoben werden können, während sich der
                              									Maternrahmen in jedem der Führungsrahmen senkrecht zur Bewegungsrichtung der
                              									letzteren verschieben lässt. Auf diese Weise kann jede Mater durch geeignete
                              									gleichzeitige Verschiebung der beiden Führungsrahmen c
                                 										d über der feststehenden senkrechten Giessform h (Fig. 56) centrirt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 199
                              Fig. 57.Lanston's Maschine zur Herstellung gemischten Satzes.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 199
                              Fig. 58.Lanston's Maschine zur Herstellung gemischten Satzes.
                              
                           Sobald eine Mater eingestellt ist, wird sie durch den unmittelbar darauf
                              									niedergehenden Stempel k (Fig.
                                 										56) in die über der Giessform befindliche Führung bis zum dichten
                              									Abschluss der ersteren niedergepresst und flüssiges Metall seitlich in die Form
                              									gepumpt. Darauf stellt sich Schieber l mit seiner
                              									Durchbrechung unter die Giessform und über den Schacht m, durch welchen die fertige, vom Anguss befreite Letter in das Schiff n befördert wird. Letzteres ist durch Zwischenwände in
                              									Abtheilungen für je eine Zeile getheilt und bewegt sich schrittweise um je eine
                              									Abtheilung, sobald eine Zeile gesetzt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 199
                              Fig. 59.Lanston's Maschine zur Herstellung gemischten Satzes.
                              
                           Sämmtliche Bewegungen werden, wie bereits erwähnt, durch Fig. 59. die gelochten Streifen (Fig. 53)
                              									zur bewirkt, welche in Folge der in Fig. 54
                              									dargestellten Schaltvorrichtung schrittweise vorgehen. Jeder Streifen wird zwischen
                              									einer metallenen Walze und einer Keine neben einander liegender Contactfedern
                              									hindurchgeführt (Fig. 59), von welchen bald die eine
                              									oder die andere, entsprechend dem Randabstand des jeweilig hindurchgehenden Loches,
                              									durch eben dieses Loch hindurchtritt und mit der Metallwalze in Berührung kommt.
                              									Dadurch wird von jedem Streifen gleichzeitig je ein Elektromagnet erregt und ein
                              									zugehöriger Anschlag ausgelöst, welche Anschläge den Hub der in Fig. 55 und 56 dargestellten Stangen ef und somit die Verschiebung des Maternrahmens a derart regeln, dass die jeweilig entsprechende Mater
                              									über die sich gleichzeitig auf richtige, nämlich der Verschiebung proportionale
                              									Weite einstellende Form tritt. Die dazu dienenden Mechanismen sind zu verwickelt,
                              									als dass sie hier dargestellt werden könnten.
                           3) Eine neuere Concurrenz der Maschine Lanston's ist die
                              									in Fig. 60 in perspectivischer Gesammtansicht und in
                              									den Fig. 61 bis 64 in
                              									Einzelansichten dargestellte Giesssetzmaschine des Amerikaners Frank A. Johnson. Im Princip, Arbeitsgang und in der
                              									Wirkungsweise, selbst in der Einrichtung und Anordnung der arbeitenden Theile der
                              									Monotype ganz und gar nachgebildet, unterscheidet sie sich von jener nur in den
                              									Bewegungsmechanismen, die bei der letzteren Maschine allerdings wesentlich einfacher
                              									sind und daher an der Hand der beistehenden Abbildungen erläutert werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 200
                              Fig. 60.Giessetzmaschine von F. A. Johnson.
                              
                           Der genau wie bei Lanston ausgeführte Maternrahmen 9 (Fig. 60) ist mittels
                              									der mit Stift in einen wagerechten Schlitz desselben eingreifenden, an einem
                              									senkrecht hin und her beweglichen Schieber 12
                              									befestigten Stange 13 in senkrechter Richtung zwischen
                              									den Führungen 10 einstellbar, welche letzteren an einem
                              									in der senkrechten Gestellwand 5 wagerecht geführten
                              									Schieber 11 sitzen. Ein links vom Schieber 12 senkrecht hin und her beweglicher zweiter Schieber
                              										16 greift mit einer Zahnstange 17 in einen im Maschinengestell gelagerten breiten
                              									Trieb 18, welcher gleichzeitig mit der gezahnten
                              									Unterkante des Schiebers 11 in Eingriff steht. Durch
                              									geeignete gleichzeitige Verschiebung der Schieber 12
                                 										16 kann demnach jede Mater des Maternträgers 9
                              									centrirt, d.h. vor die vordere Oeffnung der dahinter liegenden Giessform gebracht
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 200
                              Fig. 61.Giessetzmaschine von F. A. Johnson.
                              
                           Diese besteht aus einem vierkantigen Kanal von einer dem Querschnitte des
                              									Letternkörpers und seiner Höhe (Länge) entsprechenden lichten Weite bezieh. Länge,
                              									der sich wagerecht von vorn nach hinten durch den oberen Theil der Gestellwand 5 erstreckt und an beiden Enden offen ist. Beim Guss
                              										(Fig. 61, Oberansicht der Maschine, und Fig. 63, senkrechter
                              									Querschnitt nach a-a der Fig.
                                 										61 von links gesehen) wird die vordere Oeffnung der Giessform durch die
                              									centrirte Matrize und ihre hintere Oeffnung vor der Ausgussdüse (Spitze) 132 des Schmelztiegels für das Letternmetall
                              									geschlossen und durch letztere hindurch flüssiges Metall in die Form gepresst. Die
                              									gegossene und vom Angusszapfen befreite Letter wird sodann (Fig. 62, senkrechter
                              									Längsschnitt nach c-c der Fig.
                                 										61 von vorn gesehen) durch einen wagerecht geführten Schieber 66, der beim Guss die linke Seitenwand der Giessform
                              									bildet, in eine sich rechts an dieselbe anschliessende Bahn 94 geschoben, nachdem der senkrecht geführte Querschieber 65, der beim Guss die Giessform auf der rechten Seite
                              									abschliesst, sich so weit nach unten bewegt hat, dass die Verbindung zwischen
                              									Giessform und Bahn 94 hergestellt ist. An die feste
                              									Bahn 94 schliesst sich eine Schiene 163 (Fig. 62) an, auf welche
                              									die bei den auf einander folgenden Güssen aus der Bahn 94 allmählich nach rechts austretenden Lettern gelangen.
                           Sind die Lettern einer Zeile beisammen, so zieht ein Haken 159 (Fig. 62)
                              									dieselbe so weit nach rechts, dass das linke Zeilenende mit dem linken Ende der
                              									Schiene 163 abschneidet, wobei eine zu dieser parallel
                              									und in entsprechendem Abstand von ihr liegende Schiene 181 die obere Führung abgibt. Darauf wird letztere in paralleler Lage
                              									hochgehoben, während Schiene 163 eine Vierteldrehung um
                              									ihre hintere Längskante ausführt, dadurch die liegende Letternzeile aufrecht stellt
                              									und gleichzeitig in das Schiff 165 hineinpresst, wo
                              									sich auf diese Weise allmählich die Columne bildet.
                           Sämmtliche Bewegungen werden durch einen nach Lanston's
                              									System perforirten Papierstreifen 30 (Fig. 60 bis 64)
                              									vermittelt, in dem je zwei in gleicher Höhe und in zwei verschiedenen Zonen des
                              									Streifens liegende Löcher jeweilig die Centrirung des Maternrahmens veranlassen,
                              									während ein drittes
                              									in gleicher Höhe und in einer dritten Zone gelegenes Loch die jeweilige
                              									Weiteneinstellung der Form bewirkt. Randlöcher zu beiden Seiten des Streifens in
                              									gleicher Höhe mit den genannten Löchern dienen zur schrittweisen Schaltung des von
                              									hinten nach vorn durch die Gestellwand 5 geführten
                              									Streifens, der endlich noch am äussersten rechten Rande periodisch wiederkehrende,
                              									das Ende der Zeilen anzeigende Löcher trägt. Alle diese Löcher werden, wie bei Lanston, auf einem gleichzeitig den Ausschluss
                              									regelnden Lochapparat vor dem Giessen hergestellt, so dass die Giessmaschine absolut
                              									selbsthätig arbeitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 201
                              Giessetzmaschine von F. A. Johnson.
                              
                           Im Fussgestell 2 3 4 der Maschine (Fig. 60, 62, 63) ist die mit
                              									geschlossenen Curven auf beiden Seiten und offener Curve auf dem Umfange versehene
                              									Curvenscheibe 8 auf Welle 7 gelagert, welche bei jeder
                              									Umdrehung in periodischer Wiederkehr die vorerwähnten Bewegungen veranlasst. Ein
                              									Theil derselben, wie diejenigen zur Bewirkung des Gusses und der Hin- und
                              									Herbewegung der Schieber 65 66, erfolgt unverändert und
                              									unabhängig vom gelochten Papierstreifen, während die anderen erwähnten Bewegungen
                              									erst durch letzteren ausgelöst werden und veränderlich sind.
                           Der gelochte Papierstreifen 30 ist auf eine Spule
                              									gewickelt und wird bei jeder Umdrehung der Hauptwelle 7
                              										(Fig. 64) mittels des Schaltrades 33 und der Stifträder 31
                              									auf Welle 32 um den Abstand zweier Randlöcher unter
                              									einem um Zapfen 40 schwingenden Rahmen 39 41 44 vorgezogen (vgl. auch Fig. 63), dessen
                              									Schwingungsachse in der Ebene des Papierstreifens 30
                              									liegt. Die untere Rahmenleiste 41 ist mit neben
                              									einander liegenden senkrechten Bohrungen versehen, in welchen sich die senkrecht
                              									abgebogenen Enden von Drähten 41×
                              									41××
                              									41××× führen, die mit
                              									ihren schrägen Enden an Stiften 45 befestigt sind,
                              									welche in senkrechten Bohrungen der oberen Rahmenleiste 44 gleiten und an ihrem oberen Ende Stege 42×
                              									42××
                              									42××× tragen. Letztere
                              									gleiten in Querschlitzen 43×
                              									43×× 45××× der Leiste 44 und
                              									ragen über ihre vordere Fläche hinaus (Fig. 63). Eine durch
                              									Hebel und Stangen 49 50 51 52 parallel geführte Schiene
                              										48 legt sich in angehobener Lage von unten gegen
                              									sämmtliche Stifte 45 und hält dadurch die Drahtsysteme
                              										41×
                              									41××
                              									41××× in einer solchen
                              									Stellung, dass die unteren Drahtenden aus Schiene 41
                              									nicht heraustreten. Geht dagegen nach dem Vorschübe des Papierstreifens 30 die an Hebel 50
                              									angelenkte Stange 53, die sich auf den einen der
                              									Kniehebel 54 (Fig. 63) stützt,
                              									gleichzeitig mit diesem abwärts, so verlieren die Drähte ihre obere Unterstützung
                              									und sinken unter Mithilfe der an die Stege 42
                              									angreifenden leichten Zugfedern 46 niederwärts, wobei
                              									diejenigen, unter deren Enden sich dann gerade Lochungen des Papierstreifens
                              									befinden, durch diesen hindurchtreten und eine Abwärtsbewegung der zugehörigen Stege
                              										42×....
                              									veranlassen. Nunmehr schwingt der mittels eines Lenkers 57 (Fig. 63)
                              									an den Hebel 58 der Schwingachse 59 angelenkte Rahmen 39
                              									gegen die Gestellwand 5 bezieh. ein in derselben
                              									gelagertes Scheibenpaar 21 (Fig. 63 und 62), das durch
                              									Zahnkränze in gegenseitigem Eingriff steht und durch Curvennuth 28, Rollenhebel 2627 und
                              									Stange 25 periodisch in schwingende Viertelumdrehung
                              									versetzt wird, derart, dass die in normaler Ruhestellung wagerecht liegenden und mit
                              									Bohrungen und darin verschiebbaren Stiften 22
                              									versehenen Mittelrippen der Scheiben vorübergehend und gleichzeitig in die
                              									senkrechte Stellung gelangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 201
                              Fig. 64.Giessetzmaschine von F. A. Johnson.
                              
                           In der in den Fig. 62
                              									und 63 dargestellten
                              									Normallage der Scheiben 21 befinden sich die neun
                              									Stifte der rechten Scheibe 22 den neun Schlitzen 43 auf dem rechten Ende der Rahmenschiene 44 (Fig. 64) und die elf
                              									Stifte der linken Scheibe 22 den mit Ueberspringung des
                              									Schlitzes 152× links darauf
                              									folgenden elf Schlitzen gegenüber (die Drähte 153 41××× und zugehörigen Schlitze und Stege 152×
                              									43××× und 152 42××× werden später
                              									erläutert), und es werden beim Vorschwingen des Rahmens 39
                                 										44 von den Stiften 22 diejenigen getroffen und
                              									vorgeschoben, welche einem gesenkten Stege 42× bezieh. 42×× gegenüberstehen, während alle anderen Stifte in
                              									der hinteren Lage verbleiben, da die nicht gesenkten Stege (Fig. 63) beim Schwingen
                              									des Rahmens darüber hinweggehen.
                           Die Schieber 12 16 (Fig.
                                 										60) befinden sich in ihrer Normalstellung in einer solchen Lage, dass ihre
                              									Schlitze 20×
                              									21× in einer Höhe und
                              									gerade vor den Stiften 22 in der Normallage der
                              									Scheiben 21 liegen. Die vorgeschobenen Stifte treten
                              									demnach in die Schlitze 21× bezieh. 20×
                              									ein und nehmen bei der nunmehr stattfindenden Vierteldrehung der Scheiben 21 die Schieber 12 bezieh.
                              										16 mit. Diese erleiden somit eine von der relativen
                              									Lage des vorgeschobenen Stiftes zum Mittelpunkt seiner Scheibe im Betrage und in der
                              									Richtung abhängige Verschiebung, und diese ist durch die wirksamen Löcher des
                              									Papierstreifens 30 so geregelt, dass dadurch jeweilig
                              									das der Lochung entsprechende Matrizenzeichen des Maternträgers vor der Giessform
                              									centrirt wird.
                           Hat dann der Guss stattgefunden, so kehren die Scheiben 21 und die Schieber 12 16 in ihre Normallagen
                              									zurück und der Rahmen 39 44 schwingt nach hinten, dabei
                              									mittels der durch Arme 56×
                              									56×× mit ihm
                              									verbundenen Schiene 56 (Fig.
                                 										60 und 63)
                              									die vorgeschobenen Stifte 22 in ihre Normallage
                              									zurückführend, nachdem bereits vorher die Schiene 48
                              									hochgegangen ist und die gesenkten Drähte 41× und 41×× sammt den zugehörigen Stegen 42× und 42×× angehoben hat. Der
                              									beschriebene Vorgang wiederholt sich nun bei jeder Umdrehung der Hauptwelle 7, indem nach und nach sämmtliche Lochreihen des
                              									Papierstreifens unter den Drähten hindurchgehen.
                           Die Giessform ist in Fig. 61 und 62 in Oberansicht
                              									bezieh. Vorderansicht in Verbindung mit der Maschine und in Fig. 65 bis 68 in Einzelansichten
                              									bezieh. Schnitten dargestellt. Fig. 65 ist eine
                              									Vorderansicht, Fig. 66
                              									eine Hinteransicht der Giessformtheile; Fig. 67 ein
                              									Horizontalschnitt nach y-y der Fig. 65 und Fig. 68 ein
                              									Horizontalschnitt nach x-x der Fig. 66.
                           Der vierkantige Formkanal 65× wird aus dem Bodenstücke 64, dem
                              									Deckelstücke 63, dem sich gegen die Stirnenden von 63 und 64 legenden
                              									Verschlusstück 65 und dem zwischen 63 und 64 geführten
                              									Kernstück 66 gebildet. Die Dicke des letzteren bezieh.
                              									der unveränderliche Abstand der Stücke 63 64 bestimmt
                              									die Breite (Kegelstärke) des Letternkörpers, welche für alle Lettern eines Alphabets
                              									dieselbe ist. Der Abstand des Stirnendes des Kernstückes 66 von dem seitlichen Verschlusstück 65
                              									regelt die Dicke (Weite) des Letternkörpers, welche je nach der Weite des
                              									Buchstabenbildes (i, a, m) wechselt. Das Kernstück wird
                              									demgemäss vor jedem Guss auf die erforderliche Weite eingestellt. Zu diesem Zweck
                              									steht es unter dem ständigen Einfluss einer Zugfeder 98
                              										(Fig. 62), welche
                              									den Formkanal normal auf seine grösste Weite geöffnet hält, und wird mittels eines
                              									ungleicharmigen Winkelhebels 70 71 (Fig. 62, 65, 67), dessen Arm 71 sich gegen einen Absatz des Stückes 66 legt, jeweilig gegen das Stück 65 bis auf Letternweite angenähert. Der längere Arm 70 greift mit einem Stift in das gegabelte Ende eines
                              									senkrecht im Maschinengestell geführten Schiebers 74 (Fig. 60), welcher durch Vermittelung
                              									einer Zugfeder von einer bei jeder Umdrehung der Hauptwelle 7 angehobenen Stange
                              									mitgenommen wird. Während aber der Hub der letzteren constant ist, wird der Hub des
                              									Schiebers 74 durch ein mit demselben verbundenes
                              									abgetrepptes Stufen stück 77 (Fig. 62) und eine Reihe
                              									von Sperrklinken regulirt, von denen jeweilig eine in die Bahn einer Stufe eintritt.
                              									Die betreffende Sperrklinke wird bei der Schwingung des Rahmens 39 44 (Fig. 64) ganz in
                              									derselben Weise wie die Stifte 22 in die wirksame Lage
                              									vorgeschoben, und dazu dienen die Drähte 41××× (Fig. 65) und die
                              									zugehörigen Stege 42×××, welche von den Löchern der vorerwähnten dritten Zone des Papierstreifens
                              									beeinflusst werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 202
                              Giessetzmaschine von F. A. Johnson.
                              
                           Auf der Vorderseite der Giessform befindet sich eine Deckplatte 202 (Fig. 65, 67, 68) mit einem Ausschnitt
                              										201, der in der Giesstellung der Theile durch eine
                              									Leiste 65× des
                              									Verschlusstückes 65 seitlich abgeschlossen wird. In
                              									diesen Ausschnitt legt sich beim Guss die Matrize (Fig. 68), die an einem
                              									durch den Matrizenträger 9 hindurchgehenden Bolzen 99 sitzt und durch eine Spiralfeder 100 zurückgezogen wird. Ein schwingender Hebel 102 (vgl. auch Fig. 60,
                              										63) legt sich mit
                              									seinem Bolzen 101 gegen den Bolzen der centrirten
                              									Matrize und presst sie dadurch in den Ausschnitt 201.
                              									Die Matrize erhält dadurch eine ganz genaue, etwaige kleine Ungenauigkeiten der
                              									Centrirung regulirende Einstellung.
                           Auf der Hinterseite der Giessform befindet sich gleichfalls eine Deckplatte i (Fig. 66), hinter welcher
                              									sich ein Schieber 92××
                              									bewegt (vgl. auch Fig.
                                 										62 und 68).
                              									Die Deckplatte hat einen Ausschnitt, in welchem das senkrechte Schieberende 92× geführt ist.
                              									Letzteres hat an seinem freien Stirnende eine konisch gestaltete Nuth, welche beim
                              									Guss die hintere Fortsetzung des Formkanals 65× bildet, indem sich das Stirnende von 92× gegen das
                              									Verschlusstück 65 legt (Fig. 68). Auf dem
                              									Schieberende 92× ist
                              									endlich eine Platte 92 (das sogen. Spritzblech)
                              									befestigt (Fig. 68 und
                              										63), welche mit
                              									einer Vertiefung zur dichten Anlage der Ausgussdüse 132
                              									und mit einer feinen Durchbrechung für den Eintritt des flüssigen Metalls versehen
                              									ist. In Fig. 66 ist das Spritzblech 92 fortgelassen.
                           Der Schmelztiegel 107 ist um eine Achse 113 drehbar (Fig. 60)
                              									und durch Rohre 109 (Fig.
                                 										61) mit der Düsenkammer 108 (vgl. auch Fig. 63) verbunden.
                              									Letztere ist durch
                              									eine bei 203 (Fig. 61)
                              									angelenkte Stange 204 mit dem schwingenden Hebel 130 (vgl. auch Fig. 63) verbunden,
                              									welcher mittels des Kniehebels 54 54 in Wechselwirkung
                              									mit dem Hebel 102 zum Anpressen der Matrizen steht.
                              									Wird nun behufs Einsteilens der Theile zum Guss die Stange 104 (Fig. 63)
                              									von der Curvenscheibe 8 aus hochgedrückt, so schwingt
                              									Hebel 102 gegen die centrirte Matrize, dieselbe in ihre
                              									Führung 201 und gegen die vordere Oeffnung des
                              									Formkanals 65×
                              									pressend, während Hebel 130 die Ausgussdüse zur
                              									kräftigen Anlage gegen das Spritzblech 92 bringt und
                              									flüssiges Metall mittels der Druckpumpe 111 (Fig. 60, 61) in die
                              									Form gespritzt wird. Der Pumpenhebel steht zu diesem Zweck unter dem ständigen Druck
                              									einer um die Stange 112 gewickelten kräftigen
                              									Spiralfeder, welche diese durch die hohle Achse 113
                              									hindurchgeführte Stange nach unten treibt, sobald sie ihre Unterstützung durch die
                              									federnde Klinke 115 verliert. Letztere sitzt an einem
                              									von der Curvenscheibe 8 in Schwingung versetzten Hebel
                              										116 und nimmt die Stange 112 bei ihrem Hochgang mit; wird sie dann durch die rechtzeitig
                              									zurückgezogene Stange 120 ausgelöst, so schnellt Stange
                              										112 nieder und bewirkt den Guss.
                           Ist dieser vollendet, so schwingen die Hebel 130 und 102 nach auswärts, wobei sich die Ausgussdüse vom
                              									Spritzblech entfernt und die Matrize aus ihrer Führung heraustritt; Schieber 92×
                              									92×× sammt Spritzblech
                              									gehen zurück. Gleichzeitig geht Verschlusstück 65
                              									nieder, mit seinem Messeransatz 67 (Fig. 63, 66) den durch die Nuth
                              									des Schiebers 92×
                              									gebildeten Anguss am Fussende der Letter abschneidend und die Verbindung des
                              									Formkanals mit der vorerwähnten Bahn 94 (Fig. 62) herstellend,
                              									während unmittelbar darauf Schieber 66, der durch eine
                              									Stange 93× mit einem im
                              									Maschinengestell gelagerten Schlitzhebel 93 verbunden
                              									ist, in Folge Niedergangs der mit einem Stift 97 in den
                              									Schlitz 96 eintretenden Stangen- und Hebelverbindung
                              										86 88 89 sich nach rechts bewegt und die gegossene
                              									Letter in die Bahn 94 schiebt.
                           Stange 86 veranlasst übrigens durch einen zweiten
                              									Schlitzhebel 91 auch die Bewegungen des Schiebers 92×
                              									92×× und mittels eines
                              									an sie angelenkten Lenkers 87, des damit verbundenen
                              									Kniehebelpaares 85 und der von diesem beeinflussten
                              									Hebel 82 84 den dichten Schluss der Formtheile beim
                              									Guss, indem Hebel 84 (Fig. 67) sich kräftig
                              									gegen ein Verbindungsstück 208 des Bodentheils 64 und des Deckels 63 legt
                              									und diese Theile gegen das Verschlussstück 65 presst,
                              									während eine an Hebel 82 angelenkte, durch das
                              									Bodenstück 64, den Schlitz 66× des Schiebers 66 (Fig. 67)
                              									und den Deckel (Fig. 61) hindurchgehende Stange 83 (Fig. 61, 62) mit einem Bolzen 83× über den Deckel 63 übergreift und bei ihrem Niedergange diesen kräftig
                              									gegen Schieber 66 und Bodentheil zieht. Die Pressungen
                              									hören nach stattgehabtem Guss auf, so dass sich die nunmehr eintretenden Bewegungen
                              									der Theile 65 und 66 ohne
                              									Reibung vollziehen.
                           Der Schluss einer jeden Zeile ist auf dem Papierstreifen, wie erwähnt, durch
                              									periodisch wiederkehrende, noch ausserhalb der rechtsseitigen Randlöcher liegende
                              									Löcher markirt. Diese beeinflussen, sobald sie unter den Drahtenden der Rahmenleiste
                              										41 (Fig. 64)
                              									hindurchgehen, den besonderen Draht 153 und dessen
                              									zugehörigen Steg 152, der dadurch in wirksame Lage
                              									kommt und ganz in derselben Weise, wie bezüglich der anderen Drähte beschrieben,
                              									eine Arretirklinke 149 (Fig. 62) vorschiebt,
                              									welche rechtzeitig in die Kerbe 154 einer durch den
                              									Hebel 143 und Stange 142
                              									von der Curvenscheibe 8 aus regelmässig auf und ab bewegten Stange 145 eintritt und dadurch, diese Stange festhält.
                              									Dadurch wechselt Hebel 143 seinen normalen Drehpunkt
                              										144× und erhält den
                              									neuen Drehpunkt 144. In Folge dessen geht nun während
                              									dieser Umdrehung der Hauptwelle 7 beim Niedergang der
                              									Stange 142 die bei 144× an Hebel 143
                              									angelenkte Stange 146 in die Höhe und nimmt mittels des
                              									Stiftes 147 die Stange 148
                              									mit, welche durch die Verbindungen 156 157 158 den
                              									unter Mitwirkung der federnden Führung 161 zum Eingriff
                              									mit einer seitlichen Kerbe des niedergegangenen Verschlusstückes gebrachten Haken
                              										159 aus dieser Kerbe entfernt, ihn mittels der
                              									Feder 160 zum Einschnappen hinter das linke Zeilenende
                              									bringt und unmittelbar darauf sammt der Zeile nach rechts zieht. Den Niedergang
                              									führt die beschwerte Stange 148 unter Mitwirkung eines
                              									langsam ablaufenden Sperrwerkes 171172 mit geringerer
                              									Geschwindigkeit aus, was durch den Schlitz 147× der Stange 146
                              									ermöglicht ist, um bei der damit verbundenen Aufrichtung und Einführung der Zeile
                              									ins Schiff, wie früher beschrieben, die auf Schiene 163
                              									frei liegenden Buchstaben nicht in Unordnung zu bringen.
                           Die bereits früher gekennzeichneten Vorzüge des Lanston'schen Systems kommen nur dann zu voller Geltung, wenn das Manuscript
                              									unmittelbar auf dem Lochapparate hergestellt wird. Die Bedienung dieses Apparates
                              									ist identisch mit der einer Schreibmaschine. Er kann daher ohne weiteres von solchen
                              									Schriftstellern, Verfassern, Redacteuren u.s.w. benutzt werden, welche sich
                              									gewohnheitsmässig der Schreibmaschine bedienen; seine Anwendbarkeit liegt ferner in
                              									solchen Fällen nahe, in denen das Manuscript nach Dictat stenographirt und sodann
                              									mit der Schreibmaschine übertragen oder endlich nach Dictat oder nach einem
                              									Phonographen unmittelbar auf der Schreibmaschine hergestellt wird. In allen diesen
                              									Fällen tritt für die Schreibmaschine einfach die bezüglich der Bedienung damit
                              									identische Lochmaschine ein.
                           Wird dagegen das Manuscript für den Satz in gewöhnlicher Schrift geliefert, so kommt
                              									die Zeitfrage in Betracht, und Lanston's System kann
                              									dann als rationell nur in den Fällen in Anwendung kommen, in denen zwischen der
                              									Einlieferung des Manuscripts und der Ausführung der Druckes ein genügender
                              									Zeitspielraum statthaft ist, wie bei Werken, periodisch erscheinenden Zeitschriften
                              									u. dgl., nicht aber bei täglich erscheinenden Zeitungen, bei deren Herstellung jede
                              									Minute kostbar ist, wie überhaupt nicht bei eiligen Druckarbeiten. Für solche eignet
                              									sich in ungleich vortheilhafterer Weise das folgende Verfahren und die zu seiner
                              									Ausführung dienende Giesssetzmaschine.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)