| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 203 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete des
                           								Bauwesens.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 183 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
                        
                     
                        
                           b) Deckung mit Glas, Thon, Cement, Pappe und ähnlichem
                                 										Material, Gewöhnlich verlegt man die zum Decken des Daches benutzten
                              									Glasplatten in sogen. Sprosseneisen und bettet sie auf eine Unterlage von
                              									Glaserkitt. Eine solche Abdeckung verliert jedoch in Folge der verschiedenen Wärmeausdehnungen der
                              									eisernen Unterlage und der gläsernen Platten meistens schon nach kurzer Zeit ihren
                              									Schluss; es treten Undichtigkeiten ein, die nicht selten grosse Nacharbeiten und ein
                              									Umlegen erforderlich machen. Ein zweiter, wohl zu beachtender Punkt ist die
                              									Abführung des Schweisswassers, das sowohl bei Metall-, noch mehr aber bei
                              									Glasbedachungen sich gern in grösserer Menge bildet.
                           In beiden Richtungen hat sich die Glasbedachung nach dem System von H. Schäfer in Cassel bewährt (D. R. P. Nr. 35488), bei
                              									welcher die Anwendung von Kitt ganz vermieden ist.
                           Die Schäfer'sche Deckung (Fig. 10 bis 13) geht aber nicht
                              									darauf aus, das Eindringen des Regenwassers völlig zu verhindern; dies wird vielmehr
                              									begünstigt, um das Wasser in unterhalb der Scheiben bezieh. Tafeln angebrachten
                              									Rinnen zu sammeln und nach aussen wieder abzuführen, bevor es den zu schützenden
                              									Räumen schädlich wird.
                           Den deckenden Glastafeln ist neben der Dachneigung noch eine entsprechende seitliche
                              									Neigung gegeben, um das Wasser besser zu sammeln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 204
                              Schäfer's Glasdach.
                              
                           Um dies zu ermöglichen, werden die Kanten der deckenden Tafeln nach Fig. 10 in verschiedener
                              									Höhe in die Sprossen gelegt, die höher liegende Kante ist an sich durch ihre Lage
                              									geschützt und es wird das Eindringen von Wasser noch durch eine Schutzkappe
                              									verhütet, welche mit dazu dient, die Glastafeln fest zu halten.
                           Diese liegt auf einer mit Filz abgedeckten geneigten Fläche, welche etwa eintretendes
                              									Regen- oder Schwitzwasser in die zu diesem Zwecke angebrachten kleinen Rinnen
                              									unterseits der Sprosse führt.
                           Mit den Sprossen, wie Fig.
                                 										10 im Querschnitt zeigt, wird die Bedachungsweise nach Fig. 11 hergestellt. Die
                              									Glastafeln erhalten bei einer Breite bis zu 80 cm etwa 5 cm seitliches Gefälle,
                              									welches Maass erfahrungsmässig hinreicht, um bei starken Regengüssen alles Wasser
                              									abzuleiten und durch das Rinnensystem nach unten abzuführen.
                           Die Schutzkappen werden mit durch Bleikäppchen verdichteten Holzschrauben befestigt;
                              									für die Befestigung der Glastafeln werden kleine kupferne Haften verwendet, welche
                              									mit seitlichen Abbiegungen (zwischen Glas und Zink anzubringen) versehen sind.
                           Fig. 12 zeigt eine
                              									kleine Abweichung von der Anordnung nach Fig. 11. Hier werden
                              									Mittelsprossen aus Zink mit entsprechendem Holzfutter verstärkt angebracht (Fig. 13).
                           Die Form der Auflagerung macht es möglich, dass bei gleichzeitiger Verwendung
                              									mehrerer einander deckender Glastafeln die Kanten derselben ihrer ganzen Länge nach
                              									gleichmässig aufliegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 204
                              Fig. 14.Rendle's Dichtung von Glastafeln.
                              
                           Eine beachtenswerthe Befestigung und Dichtung von Glastafeln ist von Rendle angegeben, die vielfach in glasbedeckten Hallen
                              									zur Verwendung gekommen ist, insbesondere in Brighton und bei der Centralstation in
                              									Portsmouth. Das System gewährt viel Licht und leitet auch das Tropfwasser ab. Wie
                              										Fig. 14 zeigt, ist mit Hilfe einiger Klammern und
                              									Schrauben ein sicherer Abschluss gegen Regen erzielt. Das Innere der Tragleiste
                              									bildet einen Abflusskanal, die umgebogenen Enden desselben nehmen das Schwitzwasser
                              									auf.
                           Ueber Oberlichte ohne Schweisswasserrinnen hat der Geh.
                              									Baurath Beyer (Breslau) im Centralblatt des Bauwesens vom 20. Mai 1893 Nachstehendes mitgetheilt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 204
                              Oberlichte ohne Schweisswasserrinnen von Beyer.
                              
                           
                              „Die Wahrnehmung, dass Oberlichtconstructionen behufs Ableitung des
                                 										Schweisswassers häufig mit einem umständlichen Rinnensystem versehen werden,
                                 										welches den Zweck theils nicht erfüllt, theils eine weitgehende Pflege erfordert
                                 										und auch sonstige Nachtheile im Gefolge hat, veranlassen den Unterzeichneten,
                                 										eine lang erprobte Anordnung für Oberlichte mitzutheilen, welche die
                                 										Schweisswasserrinnen ganz entbehrlich macht. An der inneren Fläche jedes Theiles
                                 										eines Oberlichtes, welcher mit der äusseren und inneren Luft zugleich in
                                 										Verbindung steht, werden sich bei Temperaturunterschieden Niederschläge bilden.
                                 										Es kommt deshalb lediglich darauf an, derart zu construiren, dass die tragenden
                                 										Theile von der äusseren Luft durch ein Medium isolirt werden, während für
                                 										die lichtspendenden Theile – die Glastafeln –, bei denen dies Mittel nicht
                                 										angewandt werden kann, anderweit für den Abfluss des Schweisswassers gesorgt
                                 										werden muss. Um nun die tragenden Theile von der äusseren Luft abzuschneiden,
                                 										werden sie auf ihrer nach aussen gewandten Seite mit einem starken Pilz- oder
                                 										Lederstreifen (b in Fig. 15 bis 17) bedeckt, und auf
                                 										dieser Zwischenlage wird das eigentliche Sprosseneisen c zur Aufnahme der Glastafeln a mit dem
                                 										tragenden Theile d verbunden, wie dies die Fig. 15 und 17 zeigen, und so
                                 										wird die Entstehung von Schweisswasser an diesen Theilen überhaupt
                                 										verhindert.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 205
                              Dachziegel der Brügger Actiengesellschaft.
                              
                           
                              „Die Abführung des unvermeidlichen Schweisswassers an der inneren Fläche der
                                 										Glastafeln, welches sich an der inneren Ueberdeckungskante jeder unteren
                                 										Glastafel sammeln und abtropfen würde, wird aber in einfachster Weise durch
                                 										einen zwischen den Ueberdeckungsflächen der Glastafeln schräg eingestrichenen,
                                 										in der Mitte eine Ausflussöffnung lassenden Kittstreifen erreicht (k
                                 										Fig. 16 und 18). Durch die
                                 										vorbeschriebene Anordnung ist die Entbehrlichkeit der Schweisswasserrinnen unter
                                 										den ungünstigsten Umständen an dem Oberlicht über dem ausgedehnten Lichthofe des
                                 										hiesigen Regierungsgebäudes, als die Centralheizung für den Lichthof im Betriebe
                                 										stand und das innere Oberlicht noch fehlte, dadurch erwiesen, dass niemals ein
                                 										Schweisswassertropfen bemerkt worden ist.“
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 205
                              Dachziegel von Hunsinger.
                              
                           Falzziegeldächer. Die Verbesserungen an
                              									Falzziegeldächern sind vor allen Dingen darauf gerichtet, das hohe Eigengewicht des
                              									Daches zu verringern und einen besseren Fugenschluss zu erzielen. Die neuerdings zur
                              									Verwendung gekommenen Formen sind sehr mannigfaltig, wir müssen uns daher darauf
                              									beschränken, nur einige derselben zu erläutern, und besonders müssen wir
                              									absehen, alle die Formen zu beschreiben, zu welchen die Abschlusstücke
                              									mannigfachster Art sich ausgebildet haben.
                           Die Brügger Actiengesellschaft hat die in Fig. 19 und 20 dargestellten Formen
                              									von seitlichen und Kopf falzen zur Ausführung übernommen. Wie aus Fig. 18 ersichtlich,
                              									werden die Pfannen mittels Eisendraht auf der Lattung befestigt. Eine ähnliche
                              									Befestigung benutzt auch Ludowici in Ludwigshafen a. R.
                              									Die Fabrikate der letztgenannten Firma haben sich dadurch einen Namen gemacht, dass
                              									sie in hervorragender Weise zu dem deutschen Hause der Weltausstellung in Chicago
                              									1893 verwendet worden sind, wo sie verschiedene Auszeichnungen erhielten. Alle
                              									Dachflächen dieses Gebäudes einschliesslich der Erker, Thürme und Gauben sind mit
                              									Ludowici-Falzziegeln, Schuppenziegeln und Thurmziegeln in den verschiedensten Farben
                              									und mannigfaltiger Musterung eingedeckt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 205
                              Falzziegeldeckung von Kühn.
                              
                           Ein Dachziegel mit Wetterleiste ist Gegenstand des Patentes Nr. 46133 von Friedrich Hunsinger in Minden (Westfalen), Fig. 21 bis 24. Der Ziegel wird
                              									übereck auf dem Dache verlegt. Er besitzt parallel zu den beiden oberen Kanten zwei
                              									Leisten b und c, welche
                              									mit den Flächen e und f
                              									die Wasserrinnen bilden. Der auf die Dachfläche stossende Wind wird durch die
                              									Leisten b und c so
                              									abgelenkt, dass er nicht unter die Ziegel treten kann. Um auch die Fugen i gegen Eindringen des Windes zu sichern, sind die
                              									Leisten b und c an ihrem
                              									Treffpunkte a entsprechend überhöht. Auf der Unterseite
                              									der Ziegel sind an den Stellen a Löcher ausgespart, um
                              									die Ziegel in Nägel einhängen zu können, die auf der Dachlatte eingeschlagen
                              									werden.
                           Der Umstand, dass bisher mit Falzziegeldeckungen eine vollkommene Dichtung nicht
                              									erzielt wurde, veranlasste nach der Deutschen
                                 										Bauzeitung den Architekten Albin Kühn, eine
                              									Construction anzugeben, welche vollkommenen Schutz gegen Regen und Schneestürme
                              									bietet.
                           Die in Vorschlag gebrachte Deckung charakterisirt sich wie folgt:
                           Die Höhendichtung (Fig.
                                 										25) setzt sich zusammen aus der Schutz- und Ablauf krampe a, dem Mörtelbett b, den
                              									Wandungen des letzteren c und der Keilrippe d. Die Querdichtung (Fig. 26) setzt sich
                              									zusammen aus dem Deckfalz e, dem Mörtelbett f, den Wandungen des letzteren g und der Keilrippe h.
                           Hieraus ergibt sich die Gesammtform der Ziegel bezieh. der Deckung, wie in Fig. 27 angegeben.
                           Die Eindeckung geschieht nach vorheriger Füllung des Mörtelbettes, wobei die
                              									Keilrippen in Folge ihres keilförmigen Querschnittes den Mörtel nach beiden Seiten
                              									an die Wandungen anpressen und dadurch eine gute Dichtung herstellen. Da sich das
                              									Mörtelbett b ohne Unterbrechung durch die ganze
                              									Dachlänge fortsetzt und die Betten f direct in dasselbe
                              									einmünden, so ist überhaupt keine offen bleibende Fuge vorhanden. Ebenso wird durch
                              									die sichere Bettung des Mörtels ein Abbröckeln des letzteren unmöglich gemacht und
                              									derselbe ausserdem gegen äussere Einflüsse derart geschützt, dass in Bezug auf seine
                              									Beschaffenheit eigentlich nur die Feinkörnigkeit in Betracht kommen kann.
                           Der Firstziegel erhält die Form, wie in Fig. 28 angegeben; er
                              									wird ebenfalls in Mörtel gelegt, wobei die Keilrippe desselben hauptsächlich zur
                              									Befestigung dient. Für die Ortanschlüsse u.s.w. lassen sich leicht ganze und halbe
                              									Ziegel nach Fig. 29
                              									herstellen.
                           Diese Construction eignet sich für Thonbrand und Cementguss und ermöglicht bei
                              									schräger Stellung des unteren Mörtelbettrandes (Fig. 30) eine gute
                              									Deckung auch ohne Mörtel. Das in Zeichnung vorgeführte Beispiel zeigt Platten von
                              									23/24 cm Grösse bei einer Ziegelstärke von 12 mm und einer 33,5 cm weiten Lattung.
                              									Für 1 qm sind 15 Dachplatten und rund 2 l Mörtel erforderlich, was ein Gewicht von
                              									38 k ergibt.
                           Ein Falzziegel mit Wasserabführung, einer Mittelleiste und Ausklinkung, welche ein
                              									gleichmässiges Verlegen bedingen, und mit Rasten für die Hängenasen von N. Kettenhofen in Echternach, Grossh. Luxemburg (G.-M.
                              									Nr. 19027) ist in Fig.
                                 										31 bis 34
                              									veranschaulicht. Er ist in erster Linie durch eine vervollkommnete Wasserabführung
                              									gekennzeichnet, und zwar in zweifacher Beziehung: einmal ist die am oberen Rande
                              									angeordnete, das Sickerwasser auffangende Rinne a so
                              									gestaltet, dass sie das Wasser vollständig und leicht in den äusseren Seitenfalz b abführt; zweitens ist auf der oberen Seite des
                              									Falzziegels an der den Seiten falzen bb1 gegenüberliegenden Seite eine Rinne c angeordnet, welche das sonst in den zwischen zwei
                              									Ziegeln befindlichen Schlitz c1 laufende Wasser auffängt und somit eine
                              									Wasserüberfüllung der Längsfalze bb1 unter gewöhnlichen Verhältnissen ausschliesst. Die
                              									Rinne c ist auch noch insofern von günstigem Einfluss,
                              									als ihre Anordnung ein gleichmässigeres Trocknen und Schwinden des Ziegels zur Folge
                              									hat.
                           Eine weitere neue Einrichtung des vorliegenden Falzziegels besteht in der Anordnung
                              									einer kurzen Mittelleiste d, über welche genau eine am
                              									unteren Vorsprung e des Ziegels ebenfalls in der
                              									Mittellinie vorgesehene Ausklinkung d1 passt. Durch die Mittelleiste d einerseits und die Ausklinkung d1 andererseits wird
                              									selbst der ungeübte Dachdecker dazu gezwungen, die Ziegel richtig zu verlegen, d.h.
                              									derart, dass die Mittellinien in eine Richtung fallen. Die in Folge verschiedenen
                              									Schwindens unvermeidlichen geringen Abweichungen der Ziegel unter einander können
                              									somit bei vorliegender Einrichtung nicht leicht irgend welchen nachtheiligen
                              									Einfluss erlangen; denn selbst bei Annahme des Maximums von 5 mm vertheilt sich
                              									dieser Unterschied bei vorliegender Einrichtung gleichmässig auf beide Seiten,
                              									beträgt also auf jeder Seite nur noch 2,5 mm. Da aber die Seitenfalze einen
                              									Spielraum von etwa 4 mm gewähren, so passen die Falze unter allen Umständen in
                              									einander und ein Schiefliegen der Ziegel erscheint auf alle Fälle
                              									ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 206
                              Falzziegel von Kettenhofen.
                              
                           Dieser Falzziegel weist ferner die Neuerung auf, dass auf der unteren Seite zwei
                              									Rasten f angeordnet sind, auf welchen die Hängenasen
                              										g bei dem Aufeinanderlegen der Ziegel zum Einsetzen
                              									in den Ofen, sowie auch beim Verladen, feste Stützpunkte finden. Es hat dies den
                              									Vortheil, dass das jetzt sehr häufige Wegbrechen der Hängenasen aufhört; ferner wird
                              									durch die Anordnung dieser bestimmten Rasten als Stützpunkte für die Hängenasen
                              									erreicht, dass die Ziegel beim Einsetzen in den Ofen, beim Brennen selbst, sowie
                              									auch beim Verladen zum Versandt eine genaue Ordnung und gleichmässige gegenseitige
                              									Lage innehalten, was die Ziegel vor Beschädigungen bewahrt und die Raumausnutzung
                              									beim Stapeln begünstigt.
                           Der Falzziegel kann auf der unteren Seite an dem einen Rande mit einer
                              									Verstärkungsleiste h versehen sein, wodurch einem
                              									Verziehen der Längsfalze bb1 besser vorgebeugt und gleichzeitig eine Richtschnur für ein gerades und
                              									sauberes Gratabschneiden am frisch gepressten Falzziegel gewonnen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 206
                              Fig. 35.Strangfalzziegel von Schäfer.
                              
                           Ein Strangfalzziegel, dessen Oberfläche mit halbrunden Rippen und dessen Unterseite
                              									mit entsprechenden Vertiefungen versehen ist, welche letztere die Rippen (Stäbe) des
                              									darunter liegenden Ziegels umschliessen, ist Georg
                                 										Schäfer in Emskirchen durch G.-M. Nr. 19993 geschützt. Die Neuerung
                              									betrifft einen Falzziegel, welcher nicht wie die bisherigen mittels einer
                              									Ziegelpresse hergestellt, sondern einfach von einem fortlaufenden Strang
                              									abgeschnitten wird.
                              										Fig. 35 veranschaulicht einen derartig
                              									hergestellten Falzziegel.
                           Der Ziegel ist an seiner Oberfläche mit Rundstäben a und
                              									an seiner Unterseite mit entsprechenden Vertiefungen b,
                              									sowie mit einer Nase zum Aufhängen versehen, während sonst beide Flächen glatt sind.
                              									An der einen Längsseite verläuft eine Leiste d mit
                              									schräger Oberfläche und an der anderen Längsseite eine solche d1 mit schräger Basis,
                              									so dass zwei neben einander liegende Ziegel sich überdecken und einen sicheren
                              									Schluss haben. Beim Verlegen kommen die Falze von zwei oberen Ziegeln auf die Mitte
                              									des nächst unteren zu liegen, wobei die Vertiefungen der ersteren die Rundstäbe des
                              									letzteren umschliessen. Die Anwendung von Dachschindeln ist bei vorliegender
                              									Bedachung in Wegfall gebracht, und ausserdem soll sie den Vortheil gewähren, dass
                              									man zur Gewinnung von Luft und Licht die Ziegel leicht aufziehen kann, was für
                              									landwirthschaftliche Gebäude von Werth ist. Die Rund- und Hohlstäbe ermöglichen ein
                              									gleichmässiges Trocknen und Brennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 207
                              Hakenfalz-Cementdachziegel von Thomann.
                              
                           Nach der Badischen Gewerbezeitung ist zu den bekannten
                              									Steinmaterialien für Bedachung als ein neues der Cement in Form rautenartiger
                              									Platten hinzugetreten. Sie werden unter dem Namen Hakenfalz-Cementdachziegel (Patent
                              									Nr. 49238, Erfinder Karl Thomann in Halle a. S.) in den
                              									Verkehr gebracht und haben bereits bedeutende Verbreitung gefunden. Beistehende
                              									Abbildung zeigt die Ansicht des ganzen einzelnen Ziegels von oben (Fig. 36) und unten (Fig. 37). Die Platte
                              									misst in der grossen Diagonale 50 cm, in der kleinen 40 cm,  ihre Dicke ist 1,2 cm.
                              									Eine Nase in der oberen Spitze des Ziegels dient zum Aufhängen desselben an der
                              									Dachlattung. Die Ziegel werden derart neben einander gereiht, dass sie mit den
                              									ausgeschnittenen Ecken an der Seite genau zusammenpassen. Die nächstfolgende höhere
                              									Reihe kommt in wagerechtem Sinne in halber Ziegelbreite seitlich von der ersten zu
                              									liegen; die beiden unteren Kanten eines jeden Ziegels greifen alsdann mit einem
                              									schmalen Wulst über einen, im Querschnitt hakenförmigen Falz zweier darunter
                              									liegenden benachbarten Ziegel. Durch diese Anordnung wird bei Dächern gewöhnlicher
                              									Neigung eine wirksame Abdichtung erzielt; bei flachen Dächern von 25° Steigung und
                              									weniger hat man die Stossfugen noch besonders mit einer Cementkalkmischung
                              									auszustreichen. Zur Ausfüllung der Ecken und zum Abschluss des Firstes sind
                              									besondere Formstücke vorhanden, deren Enden mit Falz in einander greifen, so dass
                              									die Abdeckung eine gerade Linie bildet.
                           Eine neue Dachdeckung von D.H. W. Schultz und Sohn in
                              									Hamburg, geschützt durch österreichisch-ungarisches Privilegium vom 14. Juni 1890,
                              									bezweckt, eine absolut wasserdichte und feuersichere Dachdeckung für flache Dächer,
                              									Terrassen und Balkone zu beschaffen, welche sich zum Begehen eignet, und den Vorzug
                              									fast unbegrenzter Dauerhaftigkeit besitzt.
                           Die Herstellung der Dachdeckung geschieht folgendermaassen: Auf der Concretschicht
                              									oder Bretterschalung werden unter Anwendung von Mastix oder Goudron zwei oder
                              									mehrere Lagen von Dachpappe unter einander verklebt. Nachdem man durch Anwendung von
                              									Walzen oder sonst erzeugtem Druck die Pappelagen fest zusammengepresst hat, wird die
                              									Oberfläche der oberen Pappeschicht mit Mastix oder Goudron überzogen und dann mit
                              									erwärmten, etwa 2 cm dicken, rauhen Kunststeinplatten belegt. Diese Platten werden
                              									vor dem Verlegen noch mit Mastix oder Goudron an den Unter- und an den Seitenflächen
                              									bestrichen, dann dicht an einander gefügt, um eine vollkommen wasserdichte Fläche zu
                              									schaffen.
                           Ueber das so vorbereitete Dach wird dann eine gleichförmige Schicht von Cement
                              									gebreitet, von etwa 1 bis 2 cm Stärke, welche, indem sie sich mit der rauhen
                              									Steinplatte verbindet, alle Fugen deckt und eine ebene Oberfläche schafft. Es ist
                              									dadurch nun, dass auf die fetten Pappe- und Goudronunterlagen erst eine trockene an
                              									der Oberfläche reine nicht bestrichene Steinschicht und dann ein Cementguss
                              									aufgetragen wird, ein einziges Ganzes hergestellt.
                           Die Steinplatten verbinden sich dicht mit den Pappen, andererseits aber bindet die
                              									Cementschicht vollkommen sicher mit den gesammten Steinplatten, da deren Oberfläche
                              									rein und ungefettet bleibt. Die Cementschicht hält dabei sowohl die einzelnen
                              									Platten zusammen, als sie auch verhindert, dass der Mastix aus den Fugen
                              									herausquillt, wodurch das Dach beschmutzt werden würde.
                           In der gemeinsamen Verwendung der auf Pappe geklebten Steinplatten und der
                              									Cementschicht liegt daher das Wesentliche der gegenwärtigen Erfindung und deren
                              									Unterscheidung von anderen bekannten Constructionen.
                           Ueber den geeignetsten Neigungswinkel für die mit Falzziegeln zu deckenden
                              									Dachflächen sei hier noch die Mittheilung von Block
                              									(Firma Tenhompel und Block in Wesel) aus dem Centralblatt erwähnt. Derselbe empfiehlt, insbesondere
                              									bei den sogen. Boulettziegeln kleinen Formates, den fraglichen Neigungswinkel nicht
                              									unter 35° zu nehmen; vorzuziehen sei 45°. Bei schmalen Dachflächen, wie bei
                              									Sägedächern, könne man allenfalls noch einen Winkel von 25° zulassen. Als besonders
                              									geeignet für Falzziegeldeckung empfahl Block den in
                              									Holland häufig angewendeten Dachverband aus leichten Hölzern, bei welchem statt der
                              									Sparren Pfetten im Abstande von etwa 1,40 m die Unterlage für eine Bretterschalung
                              									bilden. Ueber dieser wird eine gewöhnliche Lattung für die Falzziegel angebracht.
                              									Dieses Dach hat Aehnlichkeit mit dem in Ost- und Westpreussen allgemein üblichen
                              									verschalten Pfannendache, bei dem auf die Sparren eine überstülpte Bretterschalung
                              									gebracht wird. Letztere stellt schon an und für sich eine Dachfläche dar, auf welche
                              									eine Lattung für die Dachpfannen gelegt wird. Diese Dächer sind zwar etwas theuer,
                              									bewähren sich aber gegen Sturm sehr gut und halten Schnee und Russ vom Dachboden
                              									fern. Das Eindringen der letzteren ohne Anwendung einer Verschalung zu verhüten,
                              									hält sehr schwer, wenn nicht die Falzziegel von tadelloser Beschaffenheit sind. Die
                              									Falzziegel in Kalk zu verlegen oder die Fugen mit Kalk zu verstreichen wird im
                              									Allgemeinen widerrathen, weil hierdurch die Lüftung der Unterseite der Dachfläche
                              									und ihr Austrocknen beeinträchtigt werden, auch das an der Unterseite der Falzziegel
                              									sich ansetzende Schwitzwasser nicht nach aussen abziehen kann. Am besten hat sich
                              									nach Block eine Dichtung der wagerechten Fugen mit
                              									geklopften Kuhhaaren bewährt. Von anderer Seite wurde als erprobt
                              									empfohlen, ein dichtes Rohrgeflecht zwischen den Sparren unmittelbar unter den
                              									Falzziegeln zur Abhaltung des Treibschnees und Kusses anzubringen.
                           c) Pappe- und Holzcementdach. Pappdächer werden stets
                              									nur als vorübergehende (provisorische) Dachbedeckung gelten dürfen. Sie ist ganz
                              									besonders im Winter oft der Zerstörung ausgesetzt, die weniger dem Froste als
                              									vielmehr dem Schwanken der abwechselnd von der Sonne beschienenen schwarz grundigen
                              									Dachoberfläche zuzuschreiben ist. (Wie 1895 297 288
                              									erwähnt wurde, hat man diese Erscheinung durch hellfarbige Pappe zu mildern
                              									gesucht.) Die zerstörende Wirkung rührt daher, dass die Pappe durch den Einfluss der
                              									Sonne ihre öligen Stoffe verliert, hart und brüchig wird. Es ist dagegen ein
                              									erweichender Anstrich empfohlen worden. Zweckentsprechend und vortheilhaft ist der
                              									Zusatz- einer Kautschuk- oder Gummilösung aus alten Gummiabfällen; die Masse wird
                              									dadurch elastisch und vor allem bildet der Kautschuk einen dünnen Ueberzug, der die
                              									darunter liegende Masse schützt. Bei der Behandlung beschädigter Pappdächer
                              									verkittet man zunächst alle Leckstellen und Risse, dann überzieht man die
                              									überliegenden Kanten und die Anschlüsse mit Dachkitt und überstreicht nun das ganze
                              									Dach mit einer guten Anstrichmasse. Von Zusätzen wie Sand a. dgl. wird neuerdings
                              									allgemein abgerathen, da durch dergleichen die Sprödigkeit der Pappe nur erhöht wird
                              									und zudem der Feuchtigkeit ein bequemer Unterschlupf geboten wird.
                           Nach einem Patente von Bruno Roedelius in Eberswalde
                              									wird der Anstrich in der Weise hergestellt, dass die die Grundmasse bildenden
                              									Theere, Peche, Oele u.s.w. mit Magnesia und Kieselsäure, sowie mit einem Zusatz von
                              									kieselsaurem Natron und Eisen- und Bleioxyd derart vermischt und erhitzt werden,
                              									dass während des Erkaltens und Erstarrens der Masse chemische Verbindung der
                              									Bestandtheile stattfindet. Der so erhaltene Anstrich soll ausserordentlich
                              									wetterbeständig sein und durch Sonnenhitze nicht dünnflüssig werden; eingehende
                              									Erfahrungen sind jedoch nicht bekannt geworden.
                           Recepte zu Anstrichen für Pappdächer gibt es in grosser Anzahl, ein solcher Anstrich
                              									ist nach dem D. Dachdecker folgender: Es werden 90 Th.
                              									Paraffin, 30 Th. palmitinsaure Thonerde und 15 Th. Wachs zusammengeschmolzen. Diese
                              									Anstrichmasse kann kalt gestrichen werden.
                           Dasselbe gilt von der nachstehenden patentirten Masse (Patent Borchardt und Rosenbach). Die Zusammenstellung ist folgende: 4 l Alkohol
                              									90 Proc., 300 g Sandarak und 300 g Schellack. Diese Mischung löst man auf kaltem
                              									Wege, sodann setzt man 600 g Diamantschmirgel, 150 g Russ und 30 g blaues Ultramarin
                              									hinzu. Auch kann man fein pulverisirte Metallfarben anwenden. Die beiden
                              									vorstehenden Anstriche können kalt gestrichen werden – sie sind aber theuer und
                              									gelangen daher selten in Anwendung. Man kehrt schliesslich, wie die Erfahrung lehrt,
                              									immer wieder zu dem alten Verfahren zurück.
                           Ein guter, dauerhafter Anstrich ist der Asphaltdachlack, falls Materialien dazu
                              									verwendet werden, welche sich nicht zu rasch verflüchtigen, sondern auf der
                              									Dachfläche haften bezieh. in die Pappe einziehen. Diese Vorzüge muss ein richtig
                              									zusammengestellter Asphaltdachlack besitzen. Wird ein Pappdach mehrere Male hinter
                              									einander mit einem guten Anstrich versehen, so wird dasselbe den gestellten
                              									Anforderungen vollständig genügen.
                           Ueber die Verwendung von Kautschuk in der Bautechnik äussert sich die Deutsche Bauzeitung, 1892 Bd. 26 Nr. 15, wie folgt:
                              									Kautschuk – speciell vulcanischer – bleibt sowohl bei grosser Kälte (bis – 20° C.),
                              									als auch bei grosser Hitze (bis + 100° C.) gleich elastisch, ist unempfindlich gegen
                              									ätzende Alkalien, Säuren und chemische Reagentien und undurchlässig für
                              									Flüssigkeiten.
                           In neuerer Zeit hat sich die Bautechnik den Kautschuk ihren Zwecken dienstbar
                              									gemacht, indem sie seine Elasticität, Widerstandsfähigkeit und die Eigenschaft,
                              									Flüssigkeiten nicht anzunehmen oder durchzulassen, benutzte. Die Chemische Fabrik Busse in Hannover stellt einen
                              									Kautschukdachkitt her, der dazu verwendet wird, Risse und Spalten in schadhaft
                              									gewordenen Pappdächern zu verkitten. Die Einfachheit der Methode dieses Verkittens,
                              									sowie die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der auf diese Weise erzielten Abdichtung
                              									hat in Fachkreisen allgemeine Anerkennung gefunden.
                           Um Leckstellen in Pappdächern zu verkitten, drückt man den Kautschukdachkitt mittels
                              									eines Spachtels in dieselben hinein und lässt ihn 3 bis 4 mm hoch aufliegen. Dies
                              									kann von jedem beliebigen Arbeiter ausgeführt werden. Der Kitt ist weich, elastisch
                              									und klebt auf senkrechten Flächen, ja selbst auf Glas und Metall, ohne abzufliessen
                              									oder abzufrieren; er wird von den Witterungsverhältnissen in keiner Weise
                              									beeinflusst und bleibt nach Jahren noch weich. Auch zum Dichten von Zink-,
                              									Wellblech- und Glasdächern wird der Kautschukdachkitt mit Vortheil verwandt, indem
                              									die Anschlüsse durch Verkitten tropfsicher gemacht werden können. Ebenso kann man
                              									undichte Anschlüsse in gleicher Weise dichten.
                           Ein ferneres von der Firma hergestelltes Product ist der Kautschukdachlack
                              									(zähflüssiger Kautschuk), der in Fachkreisen als durchaus haltbarer Dachanstrich
                              									gilt. Ein solcher Anstrich fliesst nicht ab, selbst bei der grössten Sommerwärme
                              									nicht, so dass das Sanden vermieden werden kann. Bevor ein Dach angestrichen wird,
                              									müssen alle Risse und undichten Anschlüsse mit Kautschukdachkitt verkittet
                              										werden.Es mag jedoch erwähnt
                                    											werden, dass sich unter den, Obiges erläuternden Skizzen der betreffenden
                                    											Fabrik einige ganz unzulässige befinden, die unzweifelhaft einen Wassersack
                                    											bilden würden.
                           Doppellagige Asphaltpappdächer, deren Eigengewicht nach der Eisenzeitung nur etwa 10 k/qm beträgt, bilden bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit
                              									den Uebergang zu den Holzcement- und doppellagigen Kiespappdächern. Sie bestehen im
                              									Wesentlichen aus zwei mit einander durch eine Asphaltklebeschicht verbundenen
                              									Asphaltpapplagen, zwischen denen innerhalb der Klebeschicht ein Maschenwerk von
                              									elastischem Drahte in straffer Spannung eingebettet ist. Von besonderer Bedeutung
                              									ist hierbei die mittlere Asphaltklebeschicht, welche ihre elastische Beschaffenheit
                              									dauernd behält und der gesammten Deckung einen hohen Grad von bleibender Biegsamkeit
                              									sichert.
                           Die gewöhnlichen Pappdächer müssen durch wiederholte Anstriche frisch gehalten
                              									werden. Da diese Erhaltung durch Anstriche nur auf der freiliegenden Oberfläche der
                              									Deckung möglich ist, so ist eine allmählich eintretende Sprödigkeit und ein
                              									Brüchigwerden von der Unterseite her kaum zu umgehen. Dieser Uebelstand ist bei dem
                              									doppellagigen Asphaltpappdach durch eine dauerhafte Asphaltklebeschicht zwischen den beiden
                              									Papplagen beseitigt; es wird die grosse Haltbarkeit des Doppeldaches vorwiegend
                              									durch diese Klebeschicht, also nicht etwa bloss durch die doppelte Lagenstärke
                              									bedingt.
                           Als besondere Vortheile dieser Bedachung führt der D.
                                 										Dachdecker an, dass jede offene Nagelung auf der Oberfläche fehlt, und dass
                              									ferner ein vollkommener Abschluss gegen die Atmosphäre und damit ein sicherer Schutz
                              									gegen das Eintreiben von Schnee, Regen, Staub und Russ erzielt wird. Durch
                              									Verwendung der zwischenliegenden, unter geringster Nagelung eingespannten
                              									Drahtmaschung wird nicht allein eine Sicherung gegen Sturmschäden, sondern auch eine
                              									möglichst unabhängige Ausdehnung beider Decklagen von einander erreicht.
                           Bei gewerblichen Gebäuden ist das doppellagige Asphaltpappdach befähigt, sowohl
                              									fortdauernde Erschütterungen zu erleiden, als auch Dämpfe und Ausdünstungen bei
                              									wechselnder Temperatur auszuhalten.
                           Das doppellagige Asphaltpappdach gestattet eine für viele Fälle ersparnissreiche
                              									Ausnutzung in der Anlage einfacher, bequemer und haltbarer Asphaltpapprinnen und
                              									-kehlen unmittelbar auf und in Verbindung mit dem Dache. Die Herstellung von
                              									Asphaltpapprinnen an Stelle von Zinkrinnen ist in solchen Fällen von Vortheil, wo
                              									die Rinnen oder Kehlen in ihren Abmessungen aussergewöhnlich gross sind, wie bei den
                              									Sheddächern und auch bei den Dächern, welche sich in ihrer Traufe an höher geführte
                              									Gebäude oder gegen Brüstungsmauern lehnen.
                           Die Construction einer in Asphaltpappe ausgeführten Sheddachrinne bedingt die
                              									Anordnung zweier möglichst hoher Fussrahmen in etwa 40 bis 45 cm Entfernung auf dem
                              									Holzunterzugsbalken zur Erlangung eines reichlichen, leicht begehbaren und bequem zu
                              									reinigenden Rinnenprofils mit genügend zulässiger Versenkung des Rinnenbodens für
                              									das auf grössere Gebäudelängen berechnete Gefälle; die rechtsseitige Profilschräge
                              									führt zugleich das Condensationswasser der Lichtfläche in höchst einfacher Weise
                              									direct in die Dachrinne und macht somit die üblichen, inneren Schweisswasserrinnen
                              									unnöthig.
                           In Folge Temperatureinwirkungen und anderer Einflüsse werden in Zinkrinnen oder
                              									-kehlen von grossen Zuschnittbreiten leicht Wellungen und Undichtigkeiten
                              									hervorgerufen; Asphaltpapprinnen bleiben gegen solche Angriffe vollkommen
                              									unverändert und sind dabei obendrein ganz bedeutend billiger. Auch bei anderen
                              									Bedachungsmaterialien, wie Schiefer, Ziegel u.s.w., dürfte diese Rinnenconstruction
                              									aus gleichen Gründen oft sehr willkommen sein.
                           Holzcementdächer. Auf Veranlassung des Ministeriums für
                              									öffentliche Arbeiten in Preussen sind vor einigen Jahren amtliche Ermittelungen über
                              									die Bewährung von Holzcementdächern angestellt worden. Dieselben umfassen einen
                              									längeren Zeitraum. Das Gesammturtheil ist durchaus günstig, da sich die
                              									Holzcementdächer gut bewährt und die ihnen zugeschriebenen guten Eigenschaften
                              									thatsächlich auch gezeigt haben. In Ausnahmefällen lagen mangelhafte oder
                              									nachlässige Ausführungen vor. Es stellte sich auch heraus, dass das Holzcementdach
                              									von Jahr zu Jahr eine weitere Verbreitung gefunden hat. Die erste Anlage knüpft sich
                              									an den Namen S. Häusler in Hirschberg, obwohl er nach
                              										J. Manger nicht der erste Erfinder ist. Ein als
                              									Beispiel angeführtes Dach in Schmiedeberg hat sich trotz seiner starken Neigung 1 :
                              									5 seit dem Jahre 1852 tadellos erhalten. Bezüglich der Sicherheit gegen Feuer
                              									hat sich dies Dach völlig bewährt.
                           Die Einrichtung selbst und die Herstellung dürfen wir wohl als bekannt voraussetzen.
                              									Bezüglich einiger Einzelheiten macht das Centralblatt der
                                 										Bauverwaltung nachstehende Angaben:
                           Die Dachneigung soll etwa 1/20 betragen und die Schalung aus gespundeten,
                              									mindestens 3 cm starken, höchstens 20 cm breiten, gut ausgetrockneten Brettern
                              									bestehen. Der Raum unter dem Dache muss trocken erhalten und gut gelüftet werden,
                              									damit die Schalung und die Sparren nicht von unten stocken können. Zum Ausgleich der
                              									Unebenheiten der Schalung und um die Bewegung der einzelnen Bretter unschädlich zu
                              									machen, soll zunächst eine dünne Schicht feinen trockenen Sandes oder eine Lage
                              									Dachpappe und erst auf diese die erste Papierlage aufgebracht werden. Die
                              									Papierlagen sollen mindestens dreifach, besser aber vierfach, der zum Aufkleben und
                              									Ueberstreichen verwendete Holzcement von bester Beschaffenheit sein. Die Arbeit darf
                              									nur von geübten Leuten und bei trockenem, windstillem Wetter vorgenommen werden.
                           Ueber die Frage, ob als Zwischenlage auf der Schalung eine Sandschicht oder Dachpappe
                              									vorzuziehen ist, sind die Anschauungen verschieden. In Schlesien hält man die
                              									Sandschicht für zweckmässiger, weil bei Verwendung von Pappe die Unebenheiten der
                              									Ueberdeckungen eine glatte Lagerung der Papierschichten verhindern. Die
                              									Pappunterlage wird dort nur als ein Nothbehelf angesehen, wenn die Ungunst der
                              									Witterung der gewöhnlichen Eindeckung auf einer Sandschicht entgegensteht. Von
                              									anderer Seite wird aber gerade ein Vorzug der Pappunterlage darin gesehen, dass
                              									schnell eine vorläufige nothdürftige Bedachung gewonnen wird, um für die nur bei
                              									trockenem Wetter mit günstigem Erfolge herzustellende Eindeckung der Papierlagen die
                              									geeignete Zeit abwarten zu können. Zugleich aber wird auch die zähe Pappe dem Werfen
                              									der gespundeten Schalbretter sicherer widerstehen. Und wenn einige befürchten, dass
                              									durch die Nägel, mit welchen die Dachpappe befestigt wird, die Papierlagen
                              									durchgescheuert werden, so ist demgegenüber hervorzuheben, dass die letzteren ohne
                              									den Schutz der Pappe im Falle des Schwindens und Aufkantens der Schalbretter doch
                              									noch leichter angegriffen werden.
                           Ueber die oberste, mit einem dicken Anstrich von Holzcement zu versehende Papierlage
                              									wird feiner Sand gesiebt und dann Kies aufgebracht. Die Kiesdecke erhält in der
                              									Regel eine Stärke von 8 bis 10 cm. Gut bewährt hat sich die Verwendung reinen Kieses
                              									als Unterlage und einer Mischung von Kies mit Lehm oder Strassenschlick über
                              									derselben zur Befestigung des Kieses gegen Abspülen. Im Lauf der Jahre pflegt auf
                              									der Oberfläche eine Moosbildung einzutreten, welche für die Erhaltung der Dächer
                              									förderlich ist, weil die Deckung dadurch massig feucht erhalten und vor der
                              									Einwirkung der Sonnenstrahlen geschützt wird, so dass auch bei anhaltender Hitze ein
                              									Flüssigwerden der Holzcementmasse nicht eintreten kann. In einzelnen Fällen hat man
                              									auf die Kiesdecke auch wohl Mutterboden aufgebracht und diesen mit Gras besät, ein
                              									Verfahren, welches sich namentlich bei Bauten an der See und überall da empfiehlt,
                              									wo die Dächer starken Stürmen ausgesetzt sind. So ist beispielsweise das
                              									Nebelsignalgebäude bei dem Leuchtfeuer Marienleuchte auf der Insel Fehmarn im J. 1878 derart
                              									eingedeckt worden, und zwar verwandte man dort fünf Lagen Papier mit
                              									Holzcementstrich, eine Kiesdecke von 10 cm Stärke und darüber eine 5 cm starke
                              									Mutterbodenschicht, welche mit Gras besät wurde. Dieses Dach hat sich seither
                              									tadellos bewährt. Ebenso erwies sich beim Nebelstationsgebäude in Arcona eine
                              									nachträgliche Befestigung des Kiesbelages mit einer Rasendecke als zuverlässiges
                              									Mittel gegen die früher wiederholt eingetretene Entblössung der Papierlagen. Diesem
                              									Vortheil gegenüber erscheint das Bedenken, dass eine starke Grasnarbe den Abfluss
                              									des Regenwassers allzusehr behindere, kaum von Belang.
                           Die früher vielfach verwendeten hölzernen Kiesleisten haben solchen von Zink weichen
                              									müssen; ebenso ist jede Nagelung zu vermeiden.
                           Undichtigkeiten an Holzcementdächern waren, abgesehen von vereinzelten Fällen, in
                              									denen die Eindeckung an sich regelwidrig, von ungeübten Arbeitern oder unter
                              									Verwendung geringwerthiger Baustoffe erfolgte, vorzugsweise auf folgende Ursachen
                              									zurückzuführen. Entweder war der Dachstuhl nicht stark und fest genug gezimmert oder
                              									die Schalbretter warfen sich, so dass Bewegungen eintraten, bei denen die
                              									Papierlagen reissen mussten, oder es war versäumt, für eine genügende Lüftung des
                              									Hohlraumes unter der Schalung Sorge zu tragen, so dass diese und die Sparren zu
                              									stocken und zu faulen begannen. Letzteres ist häufig dann eingetreten, wenn
                              									unmittelbar unter den Sparren eine verschalte und mit Mörtel verputzte Decke
                              									angebracht wurde. Es ist ferner beobachtet worden, dass Holzwürmer die Schalung und
                              									die Papierlagen durchbohrt haben, auch dass durch Nägel, welche unvorsichtiger Weise
                              									von unten her in die Schalung eingeschlagen wurden, die Holzcementhaut beschädigt
                              									wurde. Nicht selten ist es auch versäumt worden, wenn einmal durch Sturm oder
                              									Gewitterregen die Kiesdecke angegriffen war, die Oberfläche rechtzeitig wieder
                              									einzuebnen, so dass dann an einzelnen Stellen die Papierlagen allmählich ganz
                              									blossgelegt wurden. Weitaus am häufigsten aber haben sich Leckstellen da gezeigt, wo
                              									aus den oben erwähnten Ursachen die Zinkeindeckung schadhaft wurde. Nachtheilig
                              									haben sich auch eiserne, durch das Dach geführte Rauchoder Dunstrohre insofern
                              									erwiesen, als sie Rost bildeten und dadurch die Anschlüsse undicht machten. In
                              									solchen Fällen gewährt Kupferblech eine grössere Sicherheit.
                           Immerhin aber darf man nach den bisherigen Erfahrungen dem Holzcementdache die
                              									Vorzüge zusprechen, dass es mit massigen Kosten herzustellen und unbedingt dicht ist
                              									gegen Wasser, Schnee, Russ und Staub, dass es grosse Feuersicherheit und guten
                              									Schutz gegen Hitze und Kälte gewährt, dass es eine unbeschränkte Verwerthung der
                              									Bodenräume, auch eine Benutzung der Dachfläche selbst zu mancherlei Zwecken zulässt
                              									und bei einiger Aufmerksamkeit nur geringe Unterhaltungskosten verursacht.
                           Nichtsdestoweniger wäre es verkehrt, das Holzcementdach im Vorzug vor anderen
                              									bewährten Dächern etwa ganz allgemein für jeden Zweck empfehlen zu wollen. Seine
                              									Anwendung wird immer in erster Linie auf dem Gebiete der Nutzbauten liegen.
                           In Glaser's Annalen vom 15. October 1887 ist eine vom
                              									Regierungsbaumeister Taaks gegebene Uebersicht über
                              									Dachdeckungsstoffe mit bekannten Dächern enthalten, die einen Vergleich
                              									verschiedener Dächer unter einander gestattet und die im Allgemeinen noch jetzt
                              									zutreffend ist.
                           
                              
                                 Art des Daches
                                 Dach-neigunginGraden
                                 Gewicht
                                 Preiseinschliess-lich
                                    											Unter-lageM.
                                 
                              
                                 ohne
                                 mit
                                 
                              
                                 Unterlagefür 1 qm Fläche
                                 
                              
                                 k
                                 k
                                 
                              
                                 Pappdach (einfach)    auf 20 min
                                    											starker    SchalungPappdach (doppelt)    auf 26 mm
                                    											starker    Schalung
                                 11½–36
                                 812
                                 2129
                                 2,73,7
                                 
                              
                                 Zinkdach auf 26 mm    starker Schalung
                                 bis 6
                                 4–6
                                 21–23
                                 8–12
                                 
                              
                                 Verzinkte Eisen-    blechplatten
                                    											auf    Lattung
                                 bis 14
                                 8–12
                                 15–20
                                 10–15
                                 
                              
                                 Emaillirte Pfannen    auf Lattung
                                 10–20
                                 7,5–8,5
                                 15–17
                                 5,5–6
                                 
                              
                                 Getränkte Leinwand    auf 26 mm
                                    											starker    Schalung
                                 11½–36
                                 2,5
                                 19,5
                                 4,4
                                 
                              
                                 Falzziegeldach leich-    tester Bauart
                                 14
                                 37,5
                                 45
                                 –
                                 
                              
                                 Schieferdach (deut-    sches) auf 26 mm    starker
                                    											Schalung
                                 39
                                 35
                                 52
                                 –
                                 
                              
                                 Schieferdach (engl.)    auf 26 mm
                                    											starker    Schalung
                                 39
                                 40
                                 57
                                 –
                                 
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)