| Titel: | Einige Sicherheitsmittel für Seeschiffe. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 242 | 
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                        Einige Sicherheitsmittel für
                           								Seeschiffe.
                        Mit Abbildungen.
                        Einige Sicherheitsmittel für Seeschiffe.
                        
                     
                        
                           Es ist ganz natürlich, dass ein Seeschiff mit einer Anzahl von Apparaten ausgerüstet
                              									sein muss, ohne welche seine Sicherheit in Frage gestellt werden würde. Von diesem
                              									allgemeinen Standpunkt aus betrachtet, könnte man zu den Sicherheitsmitteln alle
                              									jene Mess- und Beobachtungsinstrumente rechnen, mit deren Hilfe man Lage und Fahrt
                              									des Schiffes zu bestimmen pflegt. Indessen dürften dieselben besser als eigentliche
                              									Navigationsvorrichtungen angesehen und hier ausser Betracht gelassen werden.
                           Die Fahrt auf nicht oder auch nur ungenau gekannter Strasse macht die zeitweise,
                              									vielfach aber auch eine beständige Beobachtung des Meeresbodens erforderlich, welche
                              									allein durch die
                           
                              Tiefenmessung
                              
                           bewirkt wird. Man ist hierbei von dem einfachen Loth
                              									ausgegangen, welches immer noch die Hauptrolle spielt und der Manipulation die
                              									Bezeichnung „Lothung“ eingebracht hat. Einrichtung und Wirkungsweise der
                              									üblichen Lothvorrichtungen bestimmen natürlich ihre Handhabung, aber auch ihren
                              									Werth, und man hat zwischen jenem einfachen Bleiloth, welches nur bei Ruhe oder
                              									schwacher Fahrt brauchbare Ergebnisse liefert, und dem selbsthätig registrirenden
                              									Messapparat eine ganze Reihe, zum Theil allerdings nicht in die Praxis eingeführter
                              									Instrumente zu unterscheiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 241
                              Fig. 1.Holden's Senkblei.
                              
                           Dass das an einem Hanffaden aufgehängte Bleiloth nur in sehr massiger Fahrt zu
                              									gebrauchen ist, liegt auf der Hand. Setzt man als eine maximale zu messende Tiefe
                              									selbst nur 15 m voraus, so wird bei der nothwendig werdenden Stärke des Fadens mit
                              									wachsender Schiffsgeschwindigkeit eine zunehmende Ausladung des Lothes nach hinten
                              									stattfinden und damit die Beeinträchtigung der Messung auf Grund des abgewickelten
                              									Fadens gegeben sein. Horace Holden in East Orange
                              									(Nordamerika) hatte, beiläufig bemerkt, in den hohlen Boden a des Senkbleis (Fig. 1) Talg o. dgl.
                              									eingelegt und den unteren Theil desselben mit einer Hülse b umgeben. An dem Talge sollte etwas vom Meeresboden haften bleiben, die
                              									Hülse b aber verhindern, dass beim Aufholen des Bleis
                              									der Boden abgespült würde. Zuweilen ist es ja möglich, aus dem heraufgeholten Stoff
                              									den Charakter des Bodens zu beurtheilen; diese Möglichkeit wird aber fast nie einen
                              									bestimmten Schluss auf die Gefahrlosigkeit bezieh. die Hemmnisse des angrenzenden
                              									Terrains zulassen.
                           W. Thomson hatte vor etwa 20 Jahren die hänfene
                              									Lothleine durch den Pianofortedraht ersetzt, welcher sich leicht fieren und wieder
                              									aufholen lässt, so dass man selbst von Schnelldampfern „fliegende Lothungen“
                              									vornehmen konnte, ohne die Fahrt mindern zu müssen. Dies wurde aber insbesondere
                              									dadurch ermöglicht, dass nicht die Länge des abgewickelten Drahtes zur Bestimmung
                              									der Tiefe diente, sondern letztere auf chemischem Wege ermittelt wurde. Ein
                              									Haarröhrchen war innen mit Chromsilber belegt, welches in dem Maasse, wie man das am
                              									Ende des Stahldrahtes befestigte Röhrchen versenkte, von dem eindringenden Seewasser
                              									in farbloses Chlorsilber verwandelt wurde, so dass man die Tauchtiefe am Röhrchen
                              									ablesen konnte.Nature vom 17. Januar 1878. Es wurde
                              									ein Stahldraht von etwa 550 m Länge, einer Zerreissfestigkeit von 98 bis 100 k und
                              									einem Gewicht von 0,64 k für 183 m auf eine Trommel von 305 mm Durchmesser
                              									aufgewickelt. Am freien Ende des Drahtes war eine 2,75 m lange und 11 k schwere
                              									Leine befestigt, an welcher der Lothapparat hing. Denselben bildete ein unten
                              									offenes, oben verschliessbares Messingrohr von 615 mm Länge, in welches ein oben
                              									geschlossenes, unten offenes Glasrohr von 610 mm Länge und 2,12 mm innerem
                              									Durchmesser eingesetzt war. Das letztere enthielt das Chromsilberpräparat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 241
                              Fig. 2.Thomson's Tiefenmessapparat.
                              
                           Später liess sich Thomson einen lediglich auf dem
                              									Haarröhrchenvermögen begründeten, ebenfalls an Stahldraht versenkbaren Messapparat
                              									patentiren (Fig. 2). Derselbe bestand im Wesentlichen
                              									aus zwei Röhren ab von verschiedenem Durchmesser; ein
                              									Haarröhrchen c verband beide. Das engere, aus Glas
                              									hergestellte und mit Scala versehene Rohr b war mit
                              									abnehmbarem Stöpsel e, das weitere Metallrohr a mit einem Wollzeug d
                              									abgeschlossen. Beim Niederlassen drang Wasser in beide Rohre; nach Aufholen wurde
                              									der Wasserinhalt des Rohres a durch die Luft wieder
                              									ausgedrückt, während derjenige von b blieb und an der
                              									Scala die Versenktiefe angab, wenn das Fassungsvermögen der Rohre im richtigen
                              									Verhältnisse gewählt wurde.
                           Jedenfalls ist der Gedanke, den Wasserdruck zur Bestimmung der Tauchtiefe zu
                              									benutzen, ein gesünderer als der, nach dem abgewickelten Seil o. dgl. die Tiefe zu
                              									beurtheilen. Es würde stets zu Unzuträglichkeiten führen, müsste man zur Vornahme
                              									einer Lothung stoppen. Ist man aber in der Lage, in voller Fahrt zu messen, so wird
                              									man dies häufig thun und damit die Sicherheit gegen Auflaufen erhöhen können.
                           Da es für den in Rede stehenden Zweck allein von Wesen ist, zu wissen, ob das Schiff
                              									eine gewisse Tiefe nicht unterschreitet bezieh. ob ein zur Vorsicht mahnendes Ansteigen des
                              									Meeresgrundes erfolgt, so sind jene Tiefenmesser von ganz besonderem Interesse,
                              									welche, ständig ausgelegt, die Erreichung obiger Grenzen selbsthätig anzeigen. Es
                              									mögen deshalb ein paar Typen derselben folgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 242
                              Fig. 3.Senkblei von Knudsen und Nörholm.
                              
                           Die Dänen Knudsen und Nörholm haben das gewöhnliche Senkblei an zwei Fäden aufgehängt (Fig. 3) und lassen es zweckmässig seitlich schleppen,
                              									obgleich andere Aufhängeweisen nicht ausgeschlossen sind. Das eigentliche Trageseil
                              										a muss vom Blei stets straff gespannt bleiben, so
                              									dass die Aufhängung für gewöhnlich belastet ist. Trifft das Loth auf den Boden auf,
                              									so erfolgt offenbar eine Entlastung des Fadens a und
                              									damit der Aufhängung desselben; es könnte dann eine durch Federkraft oder elektrisch
                              									beeinflusste mechanische Vorrichtung an Bord in Thätigkeit treten, welche den
                              									kritischen Zeitpunkt an geeigneter Stelle meldet. Die Fehler des an nur einem Faden
                              									hängenden Lothes werden hier durch die Benutzung eines zweiten Zugorganes in etwas
                              									behoben; jedenfalls erscheint die Einrichtung für grössere Oceanfahrer praktischer
                              									als die folgende, für kleinere Fahrzeuge mit geringer Geschwindigkeit passende.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 242
                              Fig. 4.Adams' Tiefenfühler.
                              
                           John Mc Adams in Boston (Fig.
                                 										4) ordnet am Bug einen im Scharnier k
                              									schwingbaren, in der Länge veränderbaren Fühler K an,
                              									welcher von einer Feder l in der skizzirten Lage
                              									gehalten wird. Beim Anstoss an Grund zieht der Fühler mittels Seiles S an einer am Heck befindlichen Auslöse Vorrichtung,
                              									welche eine nach beiden Seiten ausspreizende Bremse in Wirksamkeit versetzt. Ein
                              									Bugspriet L hat die gleiche Bestimmung für Anstoss über
                              									Wasser (Felsen o. dgl.).
                           Eine eigenthümliche, Fig. 4. aber praktisch
                              									bedeutungslose Richtung repräsentirt der von O.
                                 										Syllwarschy und H. Glaser in Ellerbek bei Kiel
                              									erdachte selbstbewegliche Schwimmer aus Metall oder Holz von 2,50 m Länge, 1,10 m
                              									Höhe und 0,40 m Breite, welcher dem Schiffe vorausfahren soll und mit dem ersterer
                              									mittels Gummischlauches und Lenkseilen verbunden ist. Der Schlauch führt das
                              									Betriebsmedium (Wasser, Luft) dem Schwimmer zu, welcher vorn einen Contactstift und
                              									ein als Contact ausgebildetes Pendel besitzt. Das Auftreffen des einen oder des
                              									anderen Theiles auf feste Widerstände hat einen Stromschluss zur Folge, demgemäss
                              									eine elektrische Anzeigevorrichtung im Schiff in Thätigkeit tritt.
                           In neuerer Zeit in Aufnahme gekommen und als sehr praktisch erwiesen hat sich
                              									die Sonde von S. H. JamesLe Yacht, 1892 S.
                                    											126. (Fig.
                                 										5 und 6).
                              									Dieselbe besteht aus zwei rechtwinkelig an einander gesetzten Holztafeln von 46 cm
                              									Länge, 18 mm Stärke; das eine Ende ist glatt abgeschnitten, das andere läuft spitz
                              									zu und an beiden sind in der angedeuteten Weise Oesen befestigt. Mit der während des
                              									Gebrauches hinten befindlichen Oese ist die Schleppleine 5 durch Schäkel u.s.w.
                              									unlösbar verbunden; die zweite Oese steht aber durch den eisernen Haken a mit der Schleppleine in Verbindung. Dieser Haken a wird von dem durch die Zugfeder e beeinflussten und um d
                              									drehbaren Sperrhebel b in der gezeichneten Stellung
                              									gehalten. Die Schleppleine s ist ein Stahldraht von 450
                              									k Zugfestigkeit. Wenn die Sonde (submarine sentry) während der Fahrt ins Wasser
                              									geworfen wird, so ist zwar das Holz bestrebt, zu schwimmen, das Seilgewicht aber und
                              									der Wasserdruck auf den schräg nach unten gerichteten dachförmigen Apparat halten
                              									den letzteren in einer von der Länge des abgewickelten Taues und der
                              									Fahrtgeschwindigkeit abhängigen Tiefe. Trifft nun der Sperrhebel b gegen einen festen Widerstand (Fig. 6), so wird derselbe
                              									um d gedreht, wobei er den Hebel a freigibt, welcher sich seinerseits aus der Schlinge
                              									des Schleppseiles zieht; die Sonde legt sich dann flach und steigt an die
                              									Wasseroberfläche, da nunmehr der Wasserdruck aufgehört hat, die Sonde nach unten zu
                              									halten. Das Schleppseil s wird im Wasser etwa eine
                              									Parabel bilden. Die Veränderung der Schiffsgeschwindigkeit ist in der Praxis als von
                              									geringem Einfluss auf die Tiefenstellung der Sonde ermittelt worden; eine Erhöhung
                              									der Fahrt von 5 auf 13 Knoten ergab für eine Tiefe von etwa 60 m nur einen
                              									Unterschied von etwa 1 m. Es ist einleuchtend, dass man den Apparat sehr gut zum
                              									Aufsuchen einzelner Felsen u. dgl., benutzen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 242
                              Sonde von James.
                              
                           Es ist hier Gelegenheit geboten, auf die Buffer
                              									einzugehen, welche den Zweck haben, den Stoss elastisch zu machen, in den
                              									mannigfaltigsten Ausführungen immer wieder auftauchen, von der Vorstellung der
                              									Constructeure von der lebendigen Kraft und deren Vernichtung jedoch kein gutes
                              									Zeugniss ablegen. Man hat all der bekannten elastischen Mittel, als der Federn, des
                              									Gummis, der Gase u.s.w., gedacht. Aus der Reihe der vorhandenen, praktisch ja
                              									bedeutungslosen Anordnungen sei als Beispiel die in Fig.
                                 										7 dargestellte (von W. F. Stanley in
                              									Cumberlow, England)
                              									aufgeführt. Um die am Schiff festen Augen I ist der
                              									Bügel C drehbar, an dem die teleskopartig ausziehbare
                              									Bufferstange BF angesetzt ist. Diese trägt an ihrem
                              									Kopf einen Gummibuffer, ein Hörn, sowie eine Lampe. Mittels des Taues R lässt sich die Vorrichtung um I heben und senken, so dass sie sowohl gegen über Wasser befindliche
                              									Gegenstände als auch gegen seichten Grund, Felsen u.s.w. in Wirkung zu treten
                              									vermag.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 243
                              Fig. 7.Buffer von Stanley.
                              
                           Ob der Buffer als ein in seiner Länge immerhin sehr beschränkter Fühler oder ob er
                              									als elastischer Bug, federnder Gürtel o. dgl. m. ausgeführt wird, ist für die
                              									Beurtheilung seiner verwerthbaren Seite ohne Belang; und wenn man berücksichtigt,
                              									dass durch den Stoss ein Schiff in seinem Laufe aufgehalten, d.h. eine enorme
                              									lebendige Kraft vernichtet werden soll, so wird man auch ohne Rechenexempel
                              									einsehen, dass die in Rede stehenden Hilfsmittel illusorisch sind, es sei denn, dass
                              									man zu solch grossen Stossflächen greifen würde, dass Bedenken nach anderer Richtung
                              									aufträten.
                           In gleicher Weise dürften die Vorschläge auf elastische Schiffswände zu beurtheilen
                              									sein. Schon in einem alten britischen PatenteLondon Journal of arts, 1826 S. 122.
                              									ist die Rede davon, Stösse auf den Schiffsrumpf dadurch unschädlich zu machen, dass
                              									der Rumpf von einer elastischen Schutzwand umgeben werde, und zwar so, dass zwischen
                              									dieselbe und den Rumpf Federn, Kork o. dgl. elastische Mittel eingeschaltet werden.
                              									Einen praktischen Versuch haben diese Vorschläge wohl ebenso wenig erlebt, wie
                              									diejenigen, den Schiffsrumpf mit Kautschukkissen zu umgeben.
                           Zwei Schiffe vor der Collisionsgefahr dadurch zu bewahren, dass man zwischen erstere
                              									Patronen wirft, welche im Wasser explodiren und so die Schiffe von einander
                              									abdrängen sollen, soll lediglich als Curiosum Erwähnung finden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 243
                              Fig. 8.Teufert's drehbarer Bug.
                              
                           Am gefährlichsten ist zweifelsohne der auch am meisten vorkommende Rammstoss, bei
                              									welchem das rammende Schiff mit dem Bug senkrecht in die Seite des anderen fährt, um
                              									so mehr, wenn letzteres in voller Fahrt begriffen ist, da hier nicht allein ein
                              									Eindrücken, sondern auch ein weitergehendes Aufreissen der Aussenhaut stets zu
                              									befürchten ist, wie es ja unter anderem bei der Elbe-Katastrophe constatirt ist.
                              									Erscheint ein anderer Ausweg nicht möglich, so wird man im letzten Augenblick noch
                              									eine Wendung zu machen suchen, und man hat die Wirkung des Steuers durch einen
                              									drehbaren Bug zu unterstützen versucht. In Fig. 8
                              									ist eine von Teufert in Hamburg angegebene
                              									derartige Construction mit drehbarem Bug A skizzirt;
                              									der letztere soll wie ein Ruder gehandhabt werden. Eine Schrägstellung des Bugs
                              									bezweckt jedoch auch beim Rammen den Stoss abzuschwächen, so dass die rammenden
                              									Schiffe stets stumpf gegen einander stossen und gut von einander frei scheren
                              									können. Drehbare Bugs haben ihr Versuchsstadium hinter sich und hat dasselbe zu
                              									empfehlenden Ergebnissen nicht geführt; dem Fachmanne ist dies ohne weiteres
                              									verständlich, wenn er die Grösse der in Betracht kommenden lebendigen Massen und die
                              									Kürze der Zeit, innerhalb deren die Manöver auszuführen sind, berücksichtigt. Neuere
                              									Dampfer besitzen hinter dem Bug ein Collisionsschott, welches vom Deck bis zum Kiel
                              									reicht, stets geschlossen ist und nach Zertrümmerung des Stevens das Wasser vorn
                              									abhält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 243
                              Fig. 9.Bremse von Wolff.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 243
                              Fig. 10.Bremse von Wolff.
                              
                           Das Bremsen bezieh. die Vernichtung lebendiger Kraft
                              									durch Widerstände ist bei Landfahrzeugen zur Regelung von deren Geschwindigkeit
                              									üblich. Es hat nun nahe gelegen, künstliche Widerstände auch für Schiffe in
                              									Augenblicken zu verwenden, wo die Fahrt rasch gehemmt werden muss, und diese sogen.
                              									Schiffsbremsen als Flächen auszubilden, welche der Fahrt entgegen ausgebreitet
                              									werden; ob diese Bremsen am Bug (Fig. 9), an den
                              									Seiten oder am Heck sitzen, dürfte für die Beurtheilung des möglichen Effectes ohne
                              									besondere Tragweite sein. Julius Wolff in Cloetze
                              									(Reg.-Bez. Magdeburg) benutzt beispielsweise (Fig. 10
                              									und 11) vorn (oder hinten) angebrachte Klappen A, welche für gewöhnlich dicht am Schiff anliegen,
                              									thunlichst so, dass der Rumpf glatt bleibt. Schutzbleche g leiten dabei das Wasser von der Vorderkante der Klappen A ab. Im Bedarfsfalle werden die Ketten e gelöst, so dass die Klappen nach aussen spreizen. Die
                              									letzteren bestehen übrigens aus einem Rahmen B und
                              									einer dessen Oeffnung verdeckenden Klappe C. Soll die
                              									Wirkung der aus B und C
                              									bestehenden Klappe
                              										A plötzlich eingeschränkt oder diese selbst während
                              									der Fahrt angezogen werden, so wird die um Scharniere am Rahmen B drehbare Klappe C frei
                              									gelassen, so dass das Wasser durch den Rahmen B strömen
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 244
                              Fig. 11.Bremse von Wolff.
                              
                           Wenn eine Gefahr vom Dampfer rechtzeitig bemerkt wird, so wird man zweifellos die
                              									Maschine rückwärts schlagen lassen, um einen Stillstand herbeizuführen.
                              									Bremsflächen, welche die Arretirung plötzlich oder doch erheblich rascher als die
                              									Maschine bewirken könnten, dürften schon wegen des nachgiebigen Mittels, gegen das
                              									sie arbeiten, praktisch unmöglich sein. Es wird sich deshalb in diesem Falle
                              									höchstens um Unterstützung der Maschinenarbeit handeln. Auf die Möglichkeit hin,
                              									vielleicht in Jahren einmal von den Bremsen Gebrauch machen zu können, wird man wohl
                              									kaum die Aussenhaut belasten. Dass der Augenblick, in dem der Bug oder ein an diesem
                              									angebrachter Buffer an ein Schiff anstosst und die Bremsen in Thätigkeit versetzt,
                              									ein viel zu später Zeitpunkt ist, steht nicht in Frage; es sind deshalb auch die auf
                              									diesem Princip beruhenden Constructionen ohne Werth.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 244
                              Fig. 12.Manometer von Cator.
                              
                           Selbstverständlich muss der Schiffsführer stets über die Schiffsgeschwindigkeit orientirt sein. Nach oben hin ist ja eine Grenze
                              									gegeben; dass die gesetzlichen Vorschriften über die Verminderung der Fahrt bei
                              									Nebel u. dgl. nur ganz relativ zu nehmen sind, ist schon bei Gelegenheit der
                              									Besprechung der Sicherheitssignale gewürdigt worden.S. 97 u. f. d. Bd. Das Mindestmaass
                              									wird stets da erreicht sein, wo die Steuerfähigkeit zu versagen beginnt. Das zur
                              									Messung und fortwährenden Angabe der Geschwindigkeit übliche Log, dessen eingehende Beschreibung ausser dem Rahmen dieser Arbeit liegen
                              									würde, beruht bekanntlich auf dem Principe der Schiffsschraube, dessen Wirkung
                              									umgekehrt ist. Die Bewegung des Logs wird auf mechanischem oder elektrischem Wege
                              									nach an Bord befindlichen Anzeigevorrichtungen übertragen. Der Gedanke liegt nahe,
                              									die letzteren mit Einrichtungen zu versehen, welche die Grenzen nach oben und unten
                              									besonders melden. Man hat jedoch auch die Saug- und Druckkraft des relativ zum
                              									Schiff bewegten Wassers benutzt. In Fig. 12 ist ein
                              									Manometerrohr eingebaut, dessen Enden unter Kiel reichen und nach vorn bezieh. nach
                              									hinten gerichtet sind. Es ist klar, dass bei der Fahrt das Seewasser gegen den
                              									vorderen Austritt drückt, an dem hinteren aber saugt, und zwar der Geschwindigkeit
                              									gemäss. An Stelle des Manometerrohres würde man natürlich jedes beliebige
                              									Federmanometer o. dgl. setzen können. Der englische Capitän CatorD. p. J. 1883 250
                                    											88. hatte seiner Zeit eine Boje construirt, welche wie ein Log
                              									nachgeschleppt wurde, so dass an ihr angeordnete Glocken und Lärmklappen nach
                              									Maassgabe der Schiffsgeschwindigkeit ertönten. Die Vorrichtung erwies sich da für
                              									vortheilhaft, wo Schiffe in Gesellschaft fahren, wie dies bei Geschwadern der Fall.
                              									In der britischen Marine wurde der Apparat 1883 in Gebrauch genommen.
                           Besonders die Einfahrt in den Hafen gestaltet sich vielfach schwierig, wenn, wie
                              									im Nebel, die üblichen akustischen und optischen Signale versagen, so dass auch die
                              									Hilfe des Lootsen ausbleibt. In solchen Fällen ist das Schiff gezwungen, vor dem
                              									Hafen zu kreuzen. Die neueste Zeit hat nun den elektrischen Strom herangezogen, mit
                              									dessen Hilfe den Schiffen im Hafen genaue, von der Witterung unabhängige
                              									Orientirungsmittel geschaffen werden sollten. Wenngleich diese Bemühungen aus dem
                              									Rahmen der Versuche noch nicht herausgetreten sind, so möge doch ein solcher hier
                              									Erwähnung finden, da nicht allein ein entschiedeneres Vorgehen in dieser Richtung
                              									erwünscht, sondern auch gegründete Aussicht auf die baldige Schaffung praktischer
                              									Einrichtungen der angedeuteten Natur vorhanden ist.
                           Um die Bewegung eines Schiffes bei dessen Einfahrt in einen Hafen festzustellen, hat
                              										Charles A. StevensonEl. Eng., 1894
                                    											Bd. 17 S. 821. 1894 die Verwendung eines Detectors an Bord
                              									versucht, welcher in Wechselwirkung mit einem im Wasser verlegten Kabel treten
                              									sollte. Von den zwei geprüften empfindlichen Apparaten bestand der eine aus zwei im
                              									Bug und Heck eines Bootes versenkten Spulen aus nicht isolirtem Drahte, in deren
                              									Verbindungsdraht ein Telephon eingeschaltet war. Lag nun das Boot direct über dem
                              									Kabel oder mit der Breitseite parallel dazu, so wurde kein Ton wahrgenommen, gleich
                              									ob das Kabel isolirt oder leitend verlegt war. Bei einem Abstande der Spulen von 10
                              									Fuss und einem in einem See 15 Fuss tief verlegten, 400 Fuss langen isolirten Kabel
                              									machten sich die Wechsel einer Dynamo am Ende des Sees noch 340 Fuss vom Kabel
                              									entfernt deutlich bemerkbar und es liess sich die Grenze der Hörweite nicht
                              									feststellen. Das zweite von Stevenson benutzte
                              									Instrument, welches eine Spule aus isolirtem Draht nebst Kern und einen in den
                              									Stromkreis eingeschalteten Empfänger einbegriff, ermöglichte es, die in einem 200
                              									Fuss langen Kabel erzeugten Stromunterbrechungen durch 60 Fuss Salzwasser
                              									nachzuweisen. Bemerkt sei, dass bei 15 Fuss Wassertiefe das Beil-Telephon einen
                              									ziemlich dumpfen Ton abgab. Diese von Stevenson
                              									empfohlene elektromagnetische Induction hat keine Erdleitung, ist gänzlich isolirt
                              									und bildet eine reine Induction durch Wasser.