| Titel: | Neuere Blechbiegepressen. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 248 | 
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                        Neuere Blechbiegepressen.
                        (Schluss des Berichtes S. 231 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Blechbiegepressen.
                        
                     
                        
                           Ch. Leroy's Ziehpresse.
                           Eine nach Mallet's SystemVgl. 1893 289 *
                                    											73. gebaute, von Leroy wesentlich
                              									verbesserte 15 t schwere, für 25 t Kraftstärke bemessene Ziehpresse ist nach Revue industrielle, 1895 Nr. 1 * S. 14, in Fig. 18 und 19 vorgeführt.
                           Am Bettrahmen a sind die Führungsständer b angeschraubt und diese durch eine Kopfplatte c zu einem System verbunden. Von der Welle d wird mittels Stirnkurbeln e und Schubstangen f ein geführtes Querhaupt
                              										g bethätigt, in welches eine flachgängige
                              									Schraubenspindel h stellbar eingesetzt ist, die in
                              									einer Stirnscheibe i endigt, an der ein Druckkopf
                              									befestigt wird. Dieser führt sich in einer Bohrung des Klemmkopfes k, der von vier Hängeschrauben l getragen wird, welche Oesen besitzen, in welchen die freien Enden von
                              									zwei Blattfedern n eingreifen, die ihren mittleren
                              									Stützpunkt am Bordrand des Klemmkopfes Je haben.
                           An diesem Klemmkopf k werden die verschiedenen Ziehringe
                              									angeschraubt, welche durch die zwischengeschalteten Federwerke n gegen Stösse und Bruch gesichert werden, während die
                              									Stärke des aufwärts gerichteten Arbeitsdruckes durch Schraubenmuttern m geregelt wird. Gegen den an k befestigten Ziehring bewegt sich der Tisch o mit den darauf befestigten Stanz- und Prägewerkzeugen.
                           Ein doppelter, am Tisch o befestigter Gleitrollenrahmen
                              										p, q und r fasst zwei
                              									Curvenscheiben s zwischen sich, so dass eine
                              									zwangläufige Hubbewegung des Tisches o ermöglicht wird.
                              									Wenn der Druckkopf i in der Höhenlage seine Einstellung
                              									im Querhaupt g findet, so wird das Klemmstück k die grobe Höheneinstellung mittels eines
                              									Riementriebwerks t und die feine durch das Handrad u bei gleichzeitigem Antrieb der
                              									Schneckenspindeltriebwerke v sämmtlicher vier
                              									Hängespindeln l erhalten. Zur leichteren Befestigung
                              									des Druckstosses an die Spindelscheibe t ist eine längsachsig durchgeführte
                              									Schraubenspindel w vorhanden, die durch Handrädchen
                              									angetrieben und festgesetzt wird. Der Antrieb besteht aus einem doppelseitigen
                              									Rädertriebwerk von (87 : 20) (66 : 20) = 14,36 Uebersetzung mit zwei Schwungrädern
                              									von 1750 mm Durchmesser und einer Riemenscheibe von 900 mm Durchmesser bei 150 mm
                              									Breite.
                           Die ersten Rädergetriebe laufen lose auf der Schwungradwelle und besitzen
                              									Kegelscheiben, in die bei entsprechender axialer Verlegung die Gegenscheiben der
                              									Antriebswelle eingreifen. Mittels einer links-rechtsgängigen steilen
                              									Schraubenspindel y werden die Gabelhebel für die
                              									Zapfenringe der Reibungskuppelscheiben erfasst und bewegt, was durch den
                              									Ausrückhebel z bewerkstelligt werden kann. Gleichzeitig
                              									mit dieser Ein- und Ausrückung werden Backenbremsen in Thätigkeit gebracht, die auf
                              									die Getriebsscheiben einwirken und die Schwungkraft der Triebwerksräder aufzehren,
                              									während dessen die Schwungräder beständig fortlaufen können. Hierdurch wird ein
                              									ziemlich genaues und rasches Abstellen des Arbeitsganges in der oberen
                              									Todtpunktstellung des Querhauptes erzielt. Noch ist zu erwähnen, dass im
                              									Abwärtsgange des Tisches der Mittelstab einer Auswerfscheibe an das Mittellager
                              										(Fig. 19)
                              									schlägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 249
                              Leroy's Ziehpresse.
                              
                           Auf dieser Presse können Blechscheiben bis 800 mm Durchmesser aufgebracht, Büchsen
                              									von 300 mm Grösse und 300 mm Bordhöhe in dreimaligen Durchgang gezogen werden, wobei
                              									die Presse mit vier minutlichen Hüben arbeitet. Es beträgt ferner der Stösselhub 360
                              									mm, der Tischhub 285 mm, die Gestellhöhe über Flur 3620 mm, die Länge der
                              									Schubstangen 2100 mm. Jeder Kurbelzapfen hat 100:160 mm Stärke und Länge, die
                              									Kurbelwelle 135 mm Durchmesser.
                           
                        
                           Ferracute's Prägepresse.
                           Von der Ferracute Machine Company in Bridgeton, New
                              									Jersey, wird eine Druck- und Prägepresse mit Kniehebel- und Kurbelschleifenantrieb
                              									gebaut, die nach Engineering, 1895 Bd. 59 * S. 509, die
                              									in Fig. 20 bis 22 gezeigte Anordnung
                              										besitzt.Vgl. Lorenz, 1887 264 *
                                    											250.
                           Zwei 127 mm starke Säulen sind in einer Grundplatte a
                              									befestigt und an den oberen Enden durch einen Holm c
                              									verbunden. Von einem gemeinschaftlichen Mittelrad d aus
                              									werden zwei Radmuttern e gedreht, wodurch der
                              									Tischbalken f gehoben und durch Schlitzschrauben g an den Säulen b
                              									festgeklemmt werden kann. Zwischen Holm und Tischbalken f gleitet, an den Säulen b geführt, ein
                              									Querhaupt h, welches mittels Kniehebel i bezieh. k niedergestellt
                              									und gehoben wird. Der obere Kniehebel k besitzt einen
                              									geraden Kurbelschlitz, in welchem das Gleitstück für den Kurbelzapfen sich bewegt.
                              									Am Querhaupt h bezieh. am Tischbalken f werden durch Vermittelung einer Zwischenplatte (engl.
                              									Bolster) l (Fig. 22), welche mit
                              									Einrichtungen für feinste Einstellungen der Matrize versehen ist, die Druck- und
                              									Prägeformen angebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 249
                              Ferracute's Prägepresse.
                              
                           Wie bei allen Pressen wird auch hier der Antrieb von einer 127 mm breiten
                              									Riemenscheibe m und Stirnrädern n durch Vermittelung einer besonderen Ausrückkuppelung p auf die Kurbelachse übertragen. Sowohl das Zahnrad
                              										n als auch das Schwungrad o gehen auf der Kurbelachse lose, nur ist bei dieser Maschine das
                              									Schwungrad o mit dem grossen Zahnrad n durch vier stählerne, 57 mm starke Bolzen verkuppelt,
                              									deren Köpfe um 17,5 mm vor der Nabenstirnfläche vorstehen, die dadurch Anlagen für
                              									einen 27 mm starken Kuppelungsstift abgeben, der in einer auf Wellenkeil
                              									verschiebbaren Hülse q sitzt, die durch einen
                              									Fusstritthebel r bethätigt wird. Leider sind aus der
                              									Zeichnung besondere Einzelheiten dieser Kuppelung nicht ersichtlich.
                           
                        
                           E. W. Bliss' 300-t-Druckpresse.
                           Nach Engineering, 1893 Bd. 56 * S. 534, ist von der E. W. Bliss Company in Brooklyn, N. Y., eine
                              									Druckpresse (Fig. 23) von 300 t Kraftäusserung
                              									gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 250
                              Fig. 23.Bliss' Druckpresse.
                              
                           Das 1676 mm grosse, 228 mm breite, 1125 k schwere Schwungrad kreist mit 100
                              									minutlichen Umdrehungen und treibt mittels einer 114 mm starken Welle ein
                              									Kniegelenk, deren Gelenkbogen 38 mm Durchmesser bei 178 mm Länge besitzen. Der
                              									Pressrahmen ist aus einem vollen Schmiedestück ausgearbeitet, während das
                              									gusseiserne Lagergestell daran geschraubt wird.
                           
                        
                           Der Kniehebel von Vianello.
                           Da bei den Zieh- und Prägepressen Kniehebelverbindungen eine wesentliche Rolle
                              									spielen, so erscheint es angemessen, auf eine diesbezügliche Arbeit von L. VianelloVgl.
                                    												Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1895 Bd. 39 Nr. 9 * S. 253. hinzuweisen.
                           Erfahrungsgemäss steigt in der Todtpunktlage eines Kniehebelsystems für eine
                              									bestimmte verhältnissmässig kleine Kraft der Widerstand nicht ins Unendliche, wie es
                              									der Statik starrer Körper entsprechend sein müsste. Ebenso müsste nach dem Gesetze
                              									der Wechselwirkung die Arbeit der Kraft jener des Widerstandes gleich sein. Da nun
                              									in der Todtpunktstellung der Weg des Widerstandes Null ist, der Weg der Kraft aber
                              									messbar bleibt, so würde eine unendliche grosse Widerstandskraft die Folge davon
                              									sein. Dagegen ist dies auch aus Gründen der Nachgiebigkeit der
                              									Federkraftwirkung einzelner Glieder und ihrer Gelenke nicht zutreffend. Auf Grund
                              									der Elasticitätstheorien werden von Vianello
                              									Beziehungen abgeleitet, die, auf Kniehebelverbindungen angewendet, die Gesetze
                              									derselben mit den Erfahrungen in grösseren Einklang zu bringen suchen. Im
                              									Allgemeinen ist die durch Kniehebel ausgeübte Endkraft nicht so gross, als es zu
                              									vermuthen wäre, und der Nutzeffect von den elastischen Formänderungen der Glieder
                              									und ihrer Widerlager abhängig. Ein grösserer Nutzeffect ist nur bei beschränkter
                              									Ausdehnung der Gliederlängen, starker Bauart, sicherer Lagerung, genauester
                              									Ausführung, sorgfältiger Abminderung der Gelenkreibung, Vermeidung jeder Torsions-
                              									und Biegungsspannung und endlich dort zu erwarten, wo der Widerstand des Press
                              									Werkstückes sehr schnell mit dem Drucke zunimmt, wie es bei Prägepressen der Fall
                              									ist.
                           
                        
                           Fr. Hart's Zieh- und Bördelpresse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 250
                              Fig. 24.Hart's Zieh- u. Bördelpresse.
                              
                           In Fig. 24 ist nach Uhland's
                                 										Rundschau, 1893 Bd. 7 * S. 319, eine Druckwasserpresse zur Ansicht
                              									gebracht, mit der das Drücken, Ziehen und Bördeln ermöglicht wird. Zu diesem Zweck
                              									besitzt diese Presse zwei Arbeitskolben, von denen a in
                              										b sich führt, während beide im gemeinschaftlichen
                              									Hauptcylinder c tauchen, welcher im Grundbalken d des aus Säulen e und
                              									Holm f gebildeten Presständers liegt. Indem am Holm f geeignete Formen, Matrizen g, angebracht sind, ist der Kolben a der
                              									Stempelträger und der Rohrkolben b mit dem Presstische
                              										h der Träger für die Bördelform i. Entsprechende Hebelfederwerke k erleichtern die Entnahme des gepressten
                              									Werkstückes.
                           
                        
                           E. Kircheiss' Ziehpressen mit Druckwasserbetrieb.
                           Erdmann Kircheiss in Aue, Sachsen, baut alle Gattungen
                              									Bearbeitungsmaschinen für Feinbleche, als Scheren, Stanzen, Falz-, Biege- und
                              									Ziehpressen, von denen in geordneter und vollständiger Folge eine grosse Anzahl
                              									solcher Maschinen in der erzgebirgischen Ausstellung in Freiberg 1894 vorgeführt
                              									waren. Dass bei dieser Maschinengattung der Handbetrieb eine starke Berücksichtigung
                              									noch finden muss, liegt in den Verhältnissen des Klempnerhandwerkes begründet. Doch
                              									werden beinahe sämmtliche Maschinengattungen immer mehr für den Kraftriemenbetrieb
                              									eingerichtet, was bei solchen für Massenerzeugung bestimmten (Dosen, Büchsen,
                              									Küchengeschirre u. dgl.) ja nicht anders der Fall sein kann. Neuerdings sind die
                              									Versuche bemerkenswerth, welche bezwecken, Druckwasser bei Presswerken in Anwendung
                              									zu bringen.
                           Nach dem D. R. P. Nr. 64299 vom 22. März 1891 besteht die Ziehpresse (Fig. 25) aus dem
                              									Säulengestell a b mit dem Hauptcylinder c und dem in fester Lage an den Säulen b befindlichen Tischbalken d. Am Grundrahmen des Hauptcylinders c sind
                              									zweiseitige Doppelhebel f angelenkt, welche an
                              									Führungsleisten des Kolbenkopfes e entsprechende Anlage
                              									finden. Mit diesen Hebeln f ist durch Zugstangen g das obere bewegliche Querhaupt h verbunden, dessen Ziehring i mit dem am Tischbalken d angebrachten Ringstempel k übereinstimmt. Durch diesen letzteren greift nun der
                              									Press- oder Druckstempel l, der auf dem Kolben der
                              									Druckwasserpresse aufgesetzt ist. Geregelt werden die Abstände durch Längenänderung
                              									der Zugstangen g mittels Schraubenmuffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 251
                              Kircheiss' Ziehpresse.
                              
                           Eine zweite Geschirrpresse mit oben liegender Wasserdruckpresse ist nach D. R. P. Nr.
                              									64713 vom 22. März 1892 bezieh. Zusatz Nr. 71841 vom 7. August 1892 in Fig. 26 vorgeführt. An
                              									dem Säulengerüst a ist der Presscylinder b in fester, der Führungsbalken c in verstellbarer Lage angebracht. An diesen ist der Ziehring d befestigt, während der Druckstempel durch denselben
                              									geführt und der Presskolben hubbewegt wird. Gegen diesen bewegt sich der Tisch e mit den Fig. 25. Fig. 26. Stanz-, Zieh-
                              									und Prägeformen f durch Vermittelung eines von der
                              									Unrundscheibe h bethätigten Kniehebelwerkes f, welches in dessen gestreckter Stellung den Tisch e in die Arbeitsstellung führt. Bei dieser Ziehpresse
                              									ist daher Riemen- und Druckwasserbetrieb in Verbindung gebracht.
                           
                        
                           Arth. Langerfeld's Hohlgefässpresse mit
                              									Druckwasserbetrieb.
                           Verfahren, um hohle Blechgefässe zu drücken, sind bereits bekannt.Vgl. G. James im
                                    											J. 1888, D. R. P. Nr. 46519; 1893 280 * 62 und
                                    												W. H. Allen nach dem D. R. P. Nr.
                                    											47860.
                           Eine neuere Einrichtung von Arthur Langerfeld in New
                              									York besteht nach dem D. R. P. Nr. 62297 vom 2. Juni 1891 in Folgendem:
                           In der aus Holm a (Fig.
                                 										27), Säulen b und Cylinderbalken c bestehenden Presse führt sich die Tischplatte d, an welcher eine starke Schraubenspindel e fest sitzt, die durch den kreisenden Kolbenkopf f mittels eines rückkehrbaren Rädertriebes g h nachgestellt werden kann. Diese kreisende
                              									Spindelmutter f ist an dem Kolben k der Druckwasserpresse c
                              									frei angeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 251
                              Fig. 27.Langerfeld's Hohlgefässpresse.
                              
                           Wenn nun bei hochgestelltem Presstisch d durch den Holm
                              										a Wasser in die bereits gezogene cylindrische
                              									Blechbüchse i geleitet wird, so muss diese der Hohlform
                              									sich anpassen und entsprechend austreiben. Um das getriebene Hohlgefäss aus der
                              									Form bequem zu entfernen, ist diese mehrfach getheilte, äussere, doppelt kegelförmig
                              									gestaltete Pressform durch Ringe zusammengehalten, welche am oberen Holm a und am Presstisch sitzen, so dass bei
                              									niedergestelltem Presstisch die oberen Formtheile vollständig frei zu liegen
                              									kommen.
                           
                        
                           A. E. Hobson's Hohlpresse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 251
                              Fig. 28.Hobson's Hohlpresse.
                              
                           Nach dem D. R. P. Nr. 64999 vom 9. December 1891 wird von A.
                                 										E. Hobson in Hartford, Gönn., der Formhalter b
                              									auf den Presstisch a (Fig.
                                 										28) gestellt. In diesen wird nun das mehrfach längsgetheilte Formtheil c hineingesetzt und die Fugen durch den Randbord der
                              									vorher gezogenen Büchse d überdeckt. In der Hochlage
                              									des Presstisches kommt ferner dieser Randbord zum Anschluss an einen zweiten
                              									Presskolben e, welcher dadurch eine vollständige
                              									Abdichtung ermöglicht. Wird nun in diesen am Holm angebrachten oberen Presscylinder
                              										f Druckwasser eingelassen, so wird nicht nur der
                              									Kolben e an den Formhalter angedrückt, sondern es wird
                              									auch durch die centrale Bohrung des Kolbens e
                              									Druckwasser in die Büchse d fliessen und die Blechwand
                              									an die innere Hohlwand der Form c treiben. Um bei
                              									nieder gestelltem Presstisch a das fertige Stück aus
                              									der Form c zu heben, wird unter diese in den Formhalter
                              										b Presswasser durch g
                              									eingeleitet so dass ohne weiteres Werkstück und Form frei gelegt werden.