| Titel: | Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. | 
| Autor: | E. Wentscher | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 266 | 
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                        Die Ablösung der Handarbeit des
                           								Schriftsetzers durch Maschinen.
                        Von E. Wentscher,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        (Schluss des Berichtes S. 252 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch
                           								Maschinen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 265
                              Fig. 134.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           4) Eine durchaus eigenartige und nur im allgemeinen Princip mit den vorbeschriebenen
                              									übereinstimmende Giesssetzmaschine ist der „Typograph“ der Amerikaner Rogers
                              									und Bright, welcher sich durch seine geradezu
                              									phänomenale Einfachheit und absolute Betriebssicherheit auszeichnet. Diesen
                              									Umständen verdankt es der Typograph, dass sich die Berliner wohlbekannte Firma von
                              										Ludwig Loewe und Co. zu seinem Bau und seiner
                              									Einführung in Deutschland entschlossen hat.
                           Beim Typograph erfolgt nur die Ausführung des Ausschliessens, Giessens und Ablegens
                              									selbsthätig, während diese Operationen unter Vermeidung zeitlich nach einander und
                              									auf einander wirkender Auslösungsvorrichtungen einfach durch Hand eingeleitet
                              									werden, und zwar das Ausschliessen und Giessen durch einen Handgriff und das Ablegen
                              									durch einen zweiten Handgriff. Abgesehen von der hierdurch erzielten Einschränkung
                              									selbsthätig wirkender Mechanismen auf das denkbar geringste Maass, ergibt sich eine
                              									weitere wesentliche Vereinfachung daraus, dass das Sammeln, Ausschliessen, Abgiessen
                              									und Ablegen der Maternzeile an einer und derselben Stelle stattfindet, nach welcher
                              									die durch Tastendruck ausgelösten Matern unmittelbar durch die eigene Schwere
                              									herabgleiten, sowie ferner darin, dass ein besonderer Ablegeapparat und
                              									Ablegesignaturen der Matern in Fortfall kommen, indem das Ablegen als natürliche
                              									Folge der eigenartigen Maternführung sich sozusagen von selbst vollzieht.
                           Die absolute Betriebssicherheit ist dadurch gewährleistet, dass die Matern weder in
                              									der Ruhelage, noch in der Arbeitslage, noch endlich auf dem Wege von der einen nach
                              									der anderen ihre Führungen jemals verlassen, d.h. völlig zwangläufig geführt sind,
                              									während alle Matern beim Setzen gleich lange Wege bis zur Sammelstelle zu
                              									durchlaufen haben. Die Folge davon ist, dass die Matern beim Setzen daselbst mit
                              									absoluter Sicherheit in der richtigen Reihenfolge anlangen und beim Ablegen ein
                              									Fehler nie stattfinden kann, ohne dass irgend welche Controlvorrichtungen
                              									erforderlich sind.
                           Dabei zeichnet sich die Maschine durch eine überaus vortheilhafte Gesammtanlage aus, bei welcher
                              									die Matrizen, ihre Samrael-, Ausschliess-, Giess- und Ablegestelle für Auge und Hand
                              									durchaus frei zugänglich angeordnet sind, während der Schmelztiegel völlig frei und
                              									abseits von sämmtlichen übrigen Theilen der Maschine liegt und somit jede schädliche
                              									Einwirkung seiner Hitze ausgeschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 266
                              Fig. 135.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           Die Fig. 134 und 135
                              									zeigen den Typograph in perspectivischer Gesammtansicht, und zwar erstere während
                              									des Setzens und Giessens, letztere während des Ablegens; Fig. 136 ist eine schematische Oberansicht des Rahmens mit den
                              									Führungsdrähten und dem Tastenbrette. Die Fig. 137
                              									bis 139 sind der Fig.
                                 										134 entsprechende Schnitte durch die in Gusstellung befindliche
                              									Matrizenzeile, und zwar ist Fig. 137 ein senkrechter
                              									Längsschnitt nach x-x der Fig.
                                 										136, Fig. 138 ein dazu senkrechter
                              									Querschnitt mit theilweiser Vorderansicht, und Fig.
                                 										139 ein wagerechter Schnitt nach y-y der Fig. 138 (die beiden letzteren in vergrössertem
                              									Maasstabe). Fig. 140 bis 146 stellen
                              									Einzelheiten dar.
                           Die Matrizenstangen (Fig. 140 links) bestehen aus
                              									Messingstreifen mit einem Einschnitt auf hoher Kante für das Maternbild, dessen
                              									Breite die Dicke des Streifens bestimmt. An ihrem oberen Ende ist eine Oese c angebogen (Fig. 138
                              									und 142), mittels
                              									welcher die Matrizenstange a auf ihrem Führungsdraht
                              										b gleitet, am unteren Ende befindet sich ein
                              									Ausschnitt, der zum Ausrichten der Matrizenzeile in der Höhe vor dem Abgüsse dient.
                              									Die Hälfte sämmtlicher Matrizenstangen eines Satzes hat die obere Führungsöse c auf der rechten, die andere Hälfte auf der linken
                              									Seite (Fig. 138), während die Stangen jeder Gruppe
                              									für die verschiedenen Buchstaben verschiedene Längen haben. Das Maternbild und der
                              									Ausschnitt zum Ausrichten der Matrizenstangen vor dem Gusse befinden sich bei allen
                              									Stangen auf derselben Seite und in denselben Abständen vom unteren Ende.
                           Die Ausschlusstücke Fig. 140, rechts unten, bestehen
                              									aus zwei drehbar gegen einander angeordneten Theilen (Fig. 143, 144), nämlich aus einer
                              									keilförmig gestalteten Scheibe f1 mit keilförmiger Randrippe f4 und bei f3 vierkantig durchbrochenem Zapfen f2, und aus einem Ringe
                              										f6 mit
                              									kreisförmiger Oeffnung f5 und einem gleichfalls keilförmig gestalteten sectorartigen Ansatz f7 mit Vorsprung f8.
                           Werden die beiden Theile derart zusammengesetzt, dass der Ring f6 mit seiner Oeffnung
                              										f5 den Zapfen f2 umschliesst, während
                              									sie sich mit den dem Beschauer zugekehrten Seiten berühren, wie in Fig. 140 dargestellt, so bilden Sector f7 und Scheibe f1 bezieh. Scheibenrand
                              										f4 auf der Strecke,
                              									wo sie sich berühren, ein zweitheiliges Stück von durchweg gleicher Stärke mit
                              									parallelen Aussenseiten, dessen Dicke allmählich zunimmt, wenn der Keilsector f7 gegen die
                              									Keilscheibe f1 nach
                              									deren dickerem Ende zu verdreht wird. In Fig. 140
                              									befinden sich die beiden Theile in ihrer gegenseitigen Normallage, Vorsprung f8 in Anlage an dem
                              									Anschlage f9
                              									der Rippe f4, und das
                              									aus beiden gebildete Ausschlusstück hat seine geringste Dicke. Ein auf f9 angenieteter
                              									Deckel, der sich mit seiner kreisförmigen Oeffnung über den in Fig. 143 sichtbaren
                              									Absatz des Zapfens f2
                              									legt und mit seinem äusseren Rande über diesen Zapfen hinausragt, hält die beiden
                              									Theile des Ausschlusstückes zusammen.
                           Die Führungsdrähte b sind frei über einen Rahmen pq (Fig. 136,
                              									Oberansicht und Fig. 137, Längsschnitt nach x-x der Fig. 136)
                              									gespannt, der um eine wagerechte Achse t nach vorn und
                              									nach hinten gekippt werden kann. Der hintere Bügel p des
                              									Rahmens ist doppelt gekrümmt, einmal kreisbogenförmig in der Oberansicht (Fig. 136), sodann derartig, dass er von der Mitte aus
                              									nach den Enden zu absteigt (Fig. 137). Vorn trägt der
                              									Rahmen eine Stütze w2,
                              									mit der er sich auf ein Widerlager stützt, wenn er während des Setzens nach vorn
                              									gekippt ist (Fig. 134).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 267
                              Fig. 136.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 267
                              Fig. 137.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           Die Führungsdrähte b (Fig.
                                 										136 und 137) sind mit je einem ihrer Enden
                              									an dem hinteren Bügel p befestigt, derart, dass die
                              									einzelnen auf einander folgenden Drähte von der Mitte des Bügels nach seinen Enden
                              									zu leitersprossenartig absteigen. Mit ihren vorderen Enden stecken die Drähte b in einem von den Bügelarmen q getragenen Steg d, und zwar die
                              									linksseitige Hälfte der Drähte auf der linken Seite, die rechtsseitige Hälfte auf
                              									der rechten Seite des Steges d (Fig. 138), so dass zwischen beiden Drahtsystemen ein
                              									freier mittlerer Raum bleibt. Mit ihren dem Stege d
                              									zugekehrten Enden liegen die Drähte b jedes der beiden
                              									Systeme in je einer senkrechten Ebene, und zwar sowohl in jedem System einzeln als
                              									auch in beiden Systemen parallel zu einander. Sämmtliche Drähte b haben bei b1 (Fig. 137) einen
                              									Knick, von dem aus sie aus der gegen einander convergirenden Lage in die
                              									Parallellage übergehen. Sie bilden auf diese Weise ein fächerartiges Gewölbe, das
                              									nach vorn zu in zwei senkrechte Ebenen ausläuft. Die Folge dieser Anordnung ist,
                              									dass sämmtliche Drähte annähernd dieselbe Länge und bei jeder Lage des Rahmens pq dieselbe Neigung gegen den Horizont haben. In Folge
                              									dessen haben alle Matrizen dieselbe Strecke unter gleicher Beschleunigung zu
                              									durchlaufen und langen daher mit Sicherheit in richtiger Reihenfolge an der
                              									Sammelstelle an.
                           In der Nähe des hinteren Rahmenbügels p befindet sich
                              									ein diesem ähnlich geformter Bügel u, welcher je ein
                              									Echappement (Fig. 145) für je einen Draht b trägt. Jedes Echappement steht mit einer der
                              									Tastenstangen s1 durch
                              									einen Draht s2 in
                              									Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 267
                              Fig. 138.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           Das Echappement besteht aus einem von einer Spiralfeder umgebenen Bolzen v1 der in einem
                              									Bügelchen u1 am Bügel
                              										u drehbar gelagert ist. Der Zugdraht s2 ist durch einen
                              									Stift s3 mit einem
                              									Hebel s4 am oberen Ende
                              									des Bolzens v gelenkig verbunden, während das untere
                              									Ende v1 des Bolzens v hakenförmig ausgeschnitten ist (Fig. 146a und 146b, Schnitte nach
                              										z-z der Fig. 145).
                              									Die Bolzen v gehen seitlich an den Führungsdrähten b vorbei und halten so die mit ihren Oesen c an den Drähten aufgehängten Maternstangen zurück. Es
                              									bildet sonach die zwischen dem Bolzenende v1 und dem Bügel p
                              									liegende Drahtstrecke eines jeden Führungsdrahtes das Magazin für die
                              									Matrizenstangen je eines Buchstabens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 267
                              Fig. 139.Typograph von Rogers und Bright.
                              
                           Das obere Ende jeder Matrizenstange a ist bei c1 schneidenförmig
                              									gestaltet (Fig. 142)
                              									und das Hakenende v1
                              									des Bolzens v befindet sich in Fig. 146a in der
                              									Normallage, in welcher es sich hemmend vor die vorderste Matrizenstange legt. Wird
                              									jetzt eine Taste s (Fig.
                                 										145) niedergedrückt, so macht der mit ihrer Stange s1 durch den Zugdraht s2 verbundene Bolzen
                              										v einen Ausschlag (Fig. 146b), wodurch
                              									nur die äusserste Maternstange frei wird, indem sich das andere Hakenende sofort vor
                              									die nächste Matrizenstange legt und diese sammt den folgenden Stangen zurückhält,
                              										während die
                              									freigegebene Stange durch ihre eigene Schwere auf ihrem Führungsdraht b entlang nach der Sammelstelle, d.h. nach dem anderen
                              									Drahtende herabgleitet. Hört der Tastendruck auf, so schwingt der Bolzen v vermöge der um ihn gewickelten Spiralfeder in seine
                              									hemmende Normallage (Fig.
                                 										146a) zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 268
                              Fig. 140.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
                              
                           Die Ausschlusscheiben sitzen auf einem vierkantigen Führungsdraht b2 (Fig. 137), der lose mit der vierkantigen Welle e (Fig. 138) verbunden
                              									ist, so dass er mit ihr in stetem Zusammenhang verbleibt, ohne an ihren Drehungen
                              									Theil zu nehmen. Eine besondere Taste s5 (Fig. 136)
                              									vermittelt durch ein ganz ähnliches Echappement wie das beschriebene die Freigabe je
                              									einer Scheibe, welche nun durch ihre Schwere auf die Vierkantwelle e herabgleitet. Auf diese Weise ordnen sich Matern und
                              									Ausschlüsse zur Zeile (Fig. 137 und 138). Hat dieselbe annähernd die richtige Länge
                              									erreicht, so schwingt der bis dahin zur Seite gehaltene Verschlussarm z (Fig. 137) in die
                              									Zeilenbahn, um bei der nunmehr erfolgenden Spreizung der Zeile auf ihre normale
                              									Länge als Anschlag für das vorschreitende freie Ende der Zeile zu dienen, welche
                              									sich mit dem anderen Ende gegen das Widerlager g1 legt.
                           Die Spreizung des Ausschlusses und damit der Zeile wird dadurch ermöglicht, dass die
                              									beim Setzen der Maternzeile in dieselbe eingefügten Ausschlusscheiben in der
                              									gegenseitigen Normallage ihrer Theile mit ihrem Doppelkeilstück von der Hinterseite
                              									zwischen die Matrizenstangen treten (Fig. 138 und
                              										139), während die über die Scheibe f1 hinausragenden
                              									Vorsprünge f8 der
                              									Keilsectoren f7 in
                              									einer Nuth f10 stecken
                              									und die Keilscheiben f1
                              									auf der vierkantigen Welle e sitzen. Macht letztere nun
                              									eine Drehung im Sinne des in Fig. 138 eingezeichneten
                              									Pfeiles, so nehmen die Keilscheiben an dieser Drehung Theil, während die
                              									Keilsectoren mittels ihrer Vorsprünge f8 in der Nuth f10 festgehalten werden. In Folge dessen tritt eine
                              									Spreizung der Ausschlusstücke und damit auch der Zeile ein. Um bei der damit
                              									verbundenen Verschiebung der Ausschlüsse längs der Welle e Eckungen und Klemmungen zu vermeiden, erhält diese Welle neben der
                              									Drehbewegung gleichzeitig eine fortschreitende in der Längsrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 268
                              Fig. 141.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
                              
                           Hat die Spreizung stattgefunden, so tritt ein Schwingarm h (Fig. 138) in Wirkung, welcher sich mit
                              									seiner nasenförmigen Leiste h1 in die von den unteren Ausschnitten der Maternstangen gebildete Nuth
                              									einlegt und dadurch ihren Fuss und die Rückseite ihres unteren Endes zur scharfen
                              									Anlage gegen die entsprechenden Flächen der Richtstücke g und h2
                              									bringt. Die Ausrichtung wird endlich durch die Giessform k vollendet, wenn diese sich kräftig gegen die Maternzeile legt, wobei
                              									letztere rückseitig von den Richtstücken g gestützt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 268
                              Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 268
                              Fig. 145.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
                              
                           Die Giessform (Fig. 138, 139 und 141) besteht aus einem
                              									schwingenden Stück k mit dem an drei Seiten offenen
                              									Giesschlitz m, dessen Länge, Tiefe und Weite mit den
                              									entsprechenden Grössenabmessungen der zu giessenden Zeile (Fig. 140 rechts oben) übereinstimmt. In der Giesstellung Fig. 138 ist die Form k
                              									hochgeklappt und legt sich mit ihrem Giesschlitz m vor
                              									die aus den Vertiefungen für die Maternbilder gebildete Nuth der Maternzeile,
                              									während die in Fig. 139 und 141
                              									sichtbaren Seitenbacken o die Enden des Formschlitzes
                              									abschliessen. Auf ihrer Hinterseite hat die Form eine Aussparung für den Eintritt
                              									der Ausgussdüse l des schwingenden Schmelztiegels (Fig. 138 und 139).
                              									Diese Düse ist kugelförmig abgerundet und tritt mit ihren radial gerichteten
                              									Ausgussöffnungen zum Theil in den Formschlitz ein. Das flüssige Metall wird in Folge
                              									dessen radial in die Form gepresst, wie die Pfeile in Fig.
                                 										139 andeuten, was einen gleichmässigen Guss verbürgt, und die Gusszeile
                              									erhält dadurch in der Mitte ihres Fusses den in Fig.
                                 										140 sichtbaren kreisförmigen Ausschnitt, in welchem Grat und Anguss ohne
                              									Schaden stehen bleiben können, während der eigentliche Fuss von einer sauberen
                              									Gussfläche gebildet wird. In Folge dieses Ausschnittes wird Material gespart und das
                              									Gewicht einer solchen Zeile bezieh. einer aus solchen Zeilen gebildeten Columne
                              									verringert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 269
                              Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright.
                              
                           Ist der Guss vollendet, so schwingt der in Fig. 134
                              									und 135 links sichtbare Schmelztiegel zunächst nach
                              									links, um die Ausgussdüse aus der Form k zu bringen,
                              									welch letztere nun in Richtung des Pfeiles (Fig. 138)
                              									in die punktirte Tieflage niederklappt. Die Seitenbacken o geben gleichzeitig die Enden des Formschlitzes frei, und ein von hinten
                              									vorgehender Schieber stösst die gegossene Zeile der Länge nach aus dem Formschlitz
                              									und zwischen Messern zur Entfernung des Grates an den Kegelseiten hindurch in das
                              									auf der Vorderseite der Maschine (Fig. 134 und 135) angeordnete Schiff. Gleichzeitig kehren
                              									Schwingarm h und Verschlusstück z in ihre Normallage zurück, während die Vierkantwelle e unter Lockerung der Zeile zurückgedreht wird. Dadurch
                              									werden die Ausschlusstücke auf ihre normale, d.h. geringste Dicke gebracht. Nach
                              									diesen sich selbsthätig vollziehenden Vorgängen kommt die Maschine durch gleichfalls
                              									selbsthätig erfolgende Entkuppelung zum Stillstand.
                           Nun erfasst der Arbeiter den Rahmen pq am vorderen Ende
                              									mit der Hand und kippt ihn hoch (Fig. 135). Dabei
                              									zieht er zunächst die bereits gelockerten Matrizenstangen zwischen den
                              									Ausschlusscheiben hervor, welche alsbald durch einen auf der Vierkantwelle e geführten und mit dem Rahmen durch einen Zugdraht
                              									verbundenen Mitnehmer oder Abstreifer hinter ihr nachgebendes Echappement
                              									zurückgeschoben werden, während die Matrizenstangen auf ihren Führungsdrähten b, die sie nicht verlassen haben, durch die Schwere
                              									nach dem Bügel u hin zurückgleiten.
                           Dieser die Echappements tragende Bügel ist inzwischen durch Spannung der in Fig. 134 und 135
                              									sichtbaren Ketten, welche mit einem Ende am Maschinengestell, mit dem anderen an
                              									Hebeln u2 des Bügels
                              										(Fig. 137) befestigt sind, so weit angehoben
                              									worden, dass die unteren Enden der Bolzen v den
                              									Durchgang für die zurückgleitenden Matrizenstangen freigeben, die sich somit am
                              									hinteren Ende ihrer Führungsdrähte wieder sammeln.
                           Nun kippt der Arbeiter den Rahmen pq wiederum in die
                              									Lage Fig. 134 nieder und beginnt mit dem Satze der
                              									nächsten Zeile u.s.w. Jedesmal wenn eine Zeile zusammengestellt ist, wird der
                              									Handgriff w1 (Fig. 136) bethätigt, welcher mittels der Stütze w2 die Maschine
                              									einrückt, die dann nach einer Umdrehung der in Fig.
                                 										134 und 135 unten sichtbaren Hauptwelle,
                              									wie beschrieben, selbsthätig zum Stillstand kommt. Der Guss einer Zeile, das
                              									Hochklappen und Niederklappen des Rahmens verursacht einen Aufenthalt von etwa 5
                              									Secunden.
                           Der Kraftbedarf des Typograph ist ausserordentlich gering; ein Motor von ½ 
                              									genügt für den Betrieb von sechs Maschinen. Es kann daher auch erforderlichenfalls
                              									Handbetrieb gewählt werden, zu welchem Zweck der Typograph mit einer Handkurbel
                              										(Fig. 134 und 135
                              									rechts sichtbar) versehen ist. Aber auch bei Motorenbetrieb ist diese Einrichtung
                              									insofern von grosser Wichtigkeit, als der Betrieb des Apparates bei etwaiger
                              									Abstellung des Motors mit annähernd gleicher Leistung durch Hand fortgesetzt werden
                              										kann.Vielleicht liesse
                                    											sich noch vortheilhafter elektrischer Betrieb einrichten, wie das in letzter
                                    											Zeit erfolgreich mit Rundwirkmaschinen geschehen ist. Der von
                              									einem Typograph beanspruchte Raum ist etwa derselbe wie der eines Setzerstandes.
                           Behufs Schrift- bezieh. Kegelwechsels sind Matrizenträger und Form auswechselbar,
                              									während durchschossener Satz wie bei der Linotype durch Guss der Schrift auf
                              									stärkeren Kegel hergestellt wird.
                           Die Leistung des Typograph beträgt etwa das Fünffache der Handarbeit.
                           Der Typograph ist ursprünglich als Matrizenprägmaschine gebaut worden und wird in
                              									dieser Ausführungsform in Amerika noch mehrfach angewendet. Letztere stimmt
                              									bezüglich des Setzens, Ausschliessens, Ablegens und der Form und Anordnung der
                              									Prägestempel mit der vorbeschriebenen Ausführungsform als Zeilengiessmaschine völlig
                              									überein. Die Stempelstangen unterscheiden sich von den Matrizenstangen nur dadurch,
                              									dass sie ein erhabenes Buchstabenbild, eine Patrize, tragen, während an Stelle der
                              									Giessvorrichtung ein Apparat tritt, der nach einander vorher gegossene Bleistreifen
                              									gegen die jeweilig gesetzte und ausgeschlossene Stempelzeile presst und auf diese
                              									Weise in den Bleistreifen vertiefte Buchstabenzeilen (Zeilenmatern) erzeugt. Die
                              									geprägten Bleistreifen ordnen sich gleichzeitig in richtiger Reihenfolge zu einer
                              									Columne. Diese wird sodann einer zweiten Maschine, der eigentlichen Giessmaschine,
                              									übergeben, welche von den Zeilenmatern in richtiger Reihenfolge einzelne Typenzeilen
                              									abgiesst und letztere endgültig zur druckfertigen Columne zusammenstellt. Die
                              									Zeilenmatern werden nach dem Abgüsse wieder zu Streifen umgegossen, während die
                              									Typenzeilen nach dem Abdrucke in den Schmelztiegel der Giessmaschine
                              									zurückwandern.
                           Die nach diesem Verfahren hergestellten Druckzeilen liefern einen fast ebenso
                              									scharfen Druck wie unmittelbar gegossene Typenzeilen.
                           Die Mängel des Ausschliessverfahrens nach dem Keilprincip sind bei Besprechung der
                              									Linotype erörtert worden. Die Monoline vermeidet diese Mängel theilweise dadurch,
                              									dass der behufs Spreizung in die Zeile einzutreibende Keil sich zwischen zwei
                              									äusseren Deckplatten verschiebt, welche keine Längsbewegung ausführen, sondern nur
                              									aus einander gespreizt werden. Indem das Ausschlusstück nun mit diesen Deckplatten
                              									die benachbarten Matrizen berührt, ist bei der Monoline jegliche Reibung zwischen
                              									Mater und Ausschlusstück vermieden. Die erwähnten Eckungen und Klemmungen dagegen bestehen
                              									auch hier. Letztere kommen bei dem Typograph einigermaassen in Fortfall, da die
                              									Vierkantwelle, auf der die Ausschlusscheiben sitzen, sich bei ihrer Drehung
                              									gleichzeitig der Länge nach in der Richtung des Zeilenvorganges verschiebt. Dagegen
                              									findet hier wieder Reibung zwischen Ausschluss und Mater statt.
                           Beide Mängel sind bei dem elastischen Ausschlusstück von Fowler vermieden, dafür tritt hier aber die Schwierigkeit einer
                              									dauerhaften Dichtung auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 270
                              Fig. 147.Chase's Ausschlussvorrichtung.
                              
                           Der Amerikaner Chase glaubt nun sämmtliche Uebelstände
                              									bezüglich des Ausschliessens bei Zeilengiessmaschinen dadurch gänzlich zu
                              									beseitigen, dass er als Ausschluss feste Stücke mittlerer Dicke verwendet, welche
                              									indessen so geformt sind (Fig. 147), dass sich
                              									zwischen den einzelnen Wörtern a der gegossenen Zeile
                              									Durchbrechungen o bilden, während dünne Stege c die einzelnen Abtheilungen a zusammenhalten.
                           Die solchergestalt gebildeten Zeilen fallen nun entweder etwas kürzer oder länger aus
                              									als die normale Zeilenlänge. Im ersteren Falle sollen sie durch Zug in der
                              									Längsrichtung oder durch seitlichen Druck auf die Stege c um den fehlenden Betrag verlängert, im letzteren Falle durch Compression
                              									in der Längsrichtung auf die normale Länge gebracht werden.
                           Dass sich die hier geforderte Adjustirung der Zeile in befriedigender Weise, d.h.
                              									schnell und so, dass die Buchstabenbilder genau in einer Ebene verbleiben, nicht
                              									ohne weiteres, sondern nur mit einem geeigneten Apparat ausführen lässt, ist
                              									selbstverständlich. Ein solcher Apparat ist aber bisher nicht bekannt geworden; es
                              									kann daher vorderhand nicht angegeben werden, ob das Chase'sche Verfahren sich bewähren wird.
                           Auf die in der eingangs gegebenen allgemeinen Uebersicht über die Methoden der
                              									Herstellung von Druckflächen erwähnten Einzelprägmaschinen gehe ich nicht näher ein.
                              									Die dort nachgewiesene definitive Erfolglosigkeit der betreffenden Bestrebungen
                              									dürfte diese Unterlassung rechtfertigen.