| Titel: | Neuerungen an Dampfmaschinen. | 
| Autor: | Fr. | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, S. 279 | 
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                        Neuerungen an Dampfmaschinen.
                        (Schluss des Berichtes S. 244 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Zur Regelung der an den beiden Cylinderenden einzuführenden Dampfmenge schlagen T. und B. Lees und W. Lees jun. in Hollinwood, Oldham,
                              									die in Fig. 62
                              									ersichtliche Einrichtung vor.
                           Durch einen von der Kurbelwelle aus mittels Excenter bethätigten Hebel werden zwei
                              									Wellen b derart bewegt, dass mit ihnen durch
                              									Winkelhebel d in Verbindung stehende Hakendaumen f ein darunter liegendes Doppelsitzventil a zweimal bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle anheben,
                              									wodurch Dampf an jedes Cylinderende gelangt. Die beiden Winkelhebel d sind durch eine Stange e
                              									so mit einander verbunden, dass sie gleiche, aber entgegengesetzt gerichtete
                              									Bewegungen ausführen. Die Daumen fsind an dem unteren
                              									wagerechten Arm ihres Winkelhebels angelenkt und greifen mit ihren hakenförmigen
                              									Enden unter entsprechend ausgebildete Vorsprünge h der
                              									Ventilspindel, um diese damit anheben zu können. Der Rücken g der Ventilvorsprünge wie auch die unteren Flächen der Haken f sind, damit letztere bei ihrer Abwärtsbewegung leicht
                              									über die ersteren hinweg gleiten können, abgerundet. Der Hub des Ventils, sowie die
                              									Zeit, während welcher es geöffnet ist, hängt von der jedesmaligen Lage des einen
                              									oder anderen Hakens unterhalb der Vorsprünge h bezieh.
                              									von der Winkelverstellung der Daumen f um ihre Zapfen
                              									ab. Letztere lässt sich z.B. durch ein Gleitstück k1 bewirken, welches mittels eines auf der Welle l befestigten Hebels k in
                              									senkrechter Richtung verstellt werden kann. Die Welle l
                              									wird vom Regulator eingestellt, derart, dass sich bei wachsender Geschwindigkeit der
                              									Maschine eine mit dem Gleitstück verbundene Platte abwärts und, sobald die
                              									Geschwindigkeit wieder abnimmt, aufwärts bewegt. Die Vertheilung des Gewichtes der
                              									Daumen ist so getroffen, dass die Haken stetig bestrebt sind, sich einander zu
                              									nähern und unter die Spindelvorsprünge h zu
                              									greifen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 280
                              Lees' Regulirung des Dampfzutritts.
                              
                           Das vorliegende Steuerungsprincip lässt sich mit einigen Abänderungen auch dann
                              									anwenden, wenn die Einlassventile von einander getrennt an beiden Enden des
                              									Cylinders sitzen, wie dies z.B. Fig. 63 erkennen lässt.
                              									Die Daumen m sind hier umgekehrt angeordnet und
                              									bethätigen mit ihren hakenförmigen Theilen die Enden der Hebel n, welche auf die Ventilspindeln o einwirken.
                           Um ein sicheres und stossfreies Schliessen der Einlassventile bei allen
                              									Füllungsgraden zu erreichen, schlägt A. Collmann in
                              									Wien die in Fig. 64 und
                              										65 ersichtlichen
                              									Einrichtungen vor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 280
                              Regulirung der Füllungsgrade von Collmann.
                              
                           Der Daumen D schwingt entweder um seine Achse x (Fig. 64) oder bewegt
                              									sich längs einer Führung hin und her (Fig. 65); im ersteren
                              									Falle wirkt er mittels einer Rolle R, im letzteren
                              									mittels eines Stückes R1 mit entsprechend gestaltetem Kopf derart auf die Ventilspindel v ein, dass sich das Ventil V erst langsam von seinem Sitz erhebt, danach schnell den vollen Betrag
                              									seines Hubes zurücklegt und in dieser Stellung verbleibt, bis es behufs Abschneidens
                              									der Dampfzufuhr wieder nach abwärts geht. Sobald durch die Steuerung in einem
                              									gewissen Augenblicke der Daumen ausgelöst wird, bewegt er sich unter Wirkung eines
                              									Gewichtes oder einer Feder sofort nach rückwärts. Zufolge des den Ventilschluss
                              									bewirkenden Dampfdruckes legt sich die Rolle R oder der
                              									Kopf R1 beständig gegen
                              									die Arbeitsfläche des Daumens D und dieser ist so
                              									gestaltet, dass zur Vermeidung von Stössen die Abwärtsbewegung des Ventils
                              									zuerst sehr schnell erfolgt, und sich, je näher dasselbe seinem Sitze kommt, immer
                              									mehr verzögert. Nach erfolgtem Ventilschluss bewegt sich der Daumen noch weiter nach
                              									rückwärts und gibt die Rolle R bezieh. den Kopf R1 vollständig frei.
                              									Diese Rückwärtsbewegung des Daumens D wird durch einen
                              									Luftbuffer geregelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 280
                              Fig. 66.Eincylindermaschine von Halot.
                              
                           Eine von der Société anonyme des établissements Halot
                              										(anciens etablissements Cail-Halot), Brüssel, in
                              									Antwerpen 1894 ausgestellte liegende Eincylindermaschine mit Condensation arbeitete
                              									mit einer der Maschinenfabrik Grevenbroich in
                              									Grevenbroich patentirten Ventilsteuerung, welche neben einfacher Construction sich
                              									noch dadurch auszeichnet, dass das Voreilen bei allen Füllungsgraden constant
                              									bleibt. Wie in Fig. 66 ersichtlich, ist auf der
                              									Steuerwelle für jedes Ein- und darunter liegende Auslassventil ein Excenter
                              									befestigt. Zwischen jeder Excenterstange und der zugehörigen Ventilzugstange ist
                              									eine an ihren Endpunkten gelenkig aufgehängte Schwinge eingeschaltet, deren
                              									gekrümmte Kante gegen eine festliegende oder um ihren festliegenden Aufhängepunkt
                              									drehbare Anschlagfläche (Rolle) anliegt bezieh. sich an dieser Fläche abwälzt, so
                              									dass die Schwinge zu einem zweiarmigen Hebel wird, dessen Längen sich bei der
                              									Verschiebung zu einander verändern.
                           
                           Da bei dieser Anordnung, sobald sich die Schwinge von der Rolle entfernt und
                              									wieder angepresst wird, ein Schlagen derselben gegen die festliegende Rolle nicht
                              									vermeiden lässt, auch andererseits durch die in der Ventilzugstange auftretenden
                              									Kräfte ein Anpressen der Schwinge gegen die Rolle erfolgt, so dass sie sich auf der
                              									Anschlagfläche nicht mehr abwälzen kann, wurde der Maschinenfabrik Grevenbroich unter D. R. P. Nr. 74580 eine nachgiebige
                              									unter Federdruck stehende Lagerung der als Bogenstück oder drehbare Rolle
                              									ausgeführten Anschlagfläche geschützt, wobei zwischen das festliegende und das
                              									lothrecht sich bewegende Führungsstück eine elastische Platte oder ein Ring
                              									eingelegt ist, welcher den zwischen Schwinge und Anschlagfläche auftretenden Stoss
                              									noch mehr vermindert bezieh. ganz aufhebt.
                           Zufolge der gegenseitigen Lage der zur Steuerung gehörigen Einzeltheile öffnen sich
                              									die Ventile bei allen Füllungen sehr schnell bis auf eine gewisse Höhe, bleiben in
                              									dieser einen Augenblick stehen und bewegen sich danach zunächst wieder schnell,
                              									nachdem mit verringerter Geschwindigkeit auf ihre Sitze zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 281
                              Fig. 67.Füllungen der Diagramme.
                              
                           Fig. 67 veranschaulicht die den Bewegungen der Ventile
                              									entsprechenden Curven für Füllungen von 10 bis 70 Proc. des Kolbenhubes. Man sieht,
                              									dass das Voreilen für alle Füllungsgrade constant, das Heben der Ventile, wie auch
                              									die Abwärtsbewegung derselben sehr schnell und letztere schliesslich langsamer
                              									erfolgt, wenn sich das Ventil seinem Sitze nähert. Der Augenblick, in welchem die
                              									Periode des Schliessens des Ventils in Wirklichkeit beginnt, ist durch den
                              									Schnittpunkt der elliptischen Bahn des mit der Schwinge durch Gelenke verbundenen
                              									Excenterpunktes mit den Bewegungscurven des Ventils gegeben.
                           Die in Antwerpen ausgestellte Maschine hatte 425 mm Cylinderdurchmesser für 800 mm
                              									Kolbenhub und soll mit 70 minutlichen Umdrehungen bei 5½ at Dampfspannung normal 70
                              									und im Maximum 124  leisten. Die der normalen Leistung entsprechende Füllung
                              									beträgt hierbei 17, diejenige der maximalen Leistung 40 Proc. des
                              									Cylindervolumens.
                           Die Franz Eisner in Görlitz unter Nr. 82138 vom 11. Juli
                              									1894 im Deutschen Reiche patentirte zwangläufige Ventilsteuerung zeichnet sich
                              									ebenfalls durch eine grosse Einfachheit des Steuerungsmechanismus aus. Die Anordnung
                              									der Dampfvertheilungsorgane, sowie der Einbau der doppelsitzigen Ein- und
                              									Auslassventile ist wie bei Ventilmaschinen allgemein üblich. Neu ist die
                              									Uebertragung der Bewegung von der Steuerwelle auf die Ventile. Die parallel zur
                              									Cylinderachse liegende, von der Schwungradwelle in Umdrehung versetzte Steuerwelle
                              									erhält für je ein Ein- und Auslassventil eine Kurbel oder ein Excenter. Der
                              									Kurbelzapfen greift mittels Gleitsteines in eine Schlitzscheibe, welche in dem Bügel
                              									der geführten Ventilzugstange drehbar gelagert ist; letztere ist durch nur zwei
                              									Gelenke mit der Ventilspindel in Verbindung gebracht. Die jeweilige Lage des
                              									Schlitzes der Scheibe bestimmt der Regulator, welcher zu dem Zwecke durch ein
                              									einfaches Gestänge mit der Scheibe so verbunden ist, dass er beim Steigen oder
                              									Fallen ein Verstellen derselben und dadurch eine Aenderung des Füllungsgrades der
                              									Maschine bewirkt. Die Kurbelschleifen lassen sich mit geradliniger und gekrümmter
                              									Gleitbahn herstellen.
                           
                        
                           4. Dampfmaschinen mit Drehschiebersteuerungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 281
                              Dampfmaschine mit Drehschiebersteuerung.
                              
                           Eine eigenartige Dampfmaschine stehender Anordnung mit Drehschiebersteuerung, bei
                              									welcher der auf der einen Kolbenfläche wirksam gewesene Dampf zum Theil nach dem
                              									anderen Cylinderende übergeführt wird, um hier nochmals in gegen vordem
                              									entgegengesetzter Richtung auf denselben Kolben zu wirken, findet sich im American Machinist vom 5. September 1895, S. 707,
                              									beschrieben.
                           Die Maschine besteht, wie Fig.
                                 										68 erkennen lässt, aus zwei von einander unabhängigen Cylindern BC, deren Kolben B1C1 auf zwei um 90° gegenseitig versetzte Kurbeln der
                              									Schwungradwelle arbeiten. Zwischen den Cylindern bewegt sich der von der Kurbelwelle
                              									aus mittels konischer Räder 17, 19 betriebene
                              									cylindrische Drehschieber A. Die in Fig. 68 bis 71 ersichtlichen
                              									Querschnitte der Cylinder zeigen die Stellungen der Kolben, sowie diejenige des
                              									Schiebers bei auf einander folgenden Viertelumdrehungen der Kurbelwelle. Der
                              									Arbeitsdampf gelangt durch eine obere Oeffnung a des
                              									Schieberkastens in den Innenraum des Schiebers. Betrachtet man nur den linksseitigen
                              									Cylinder, so steht bei der in Fig. 68 ersichtlichen Stellung des zugehörigen Kolbens das untere Ende
                              									dieses Cylinders durch die Kanäle 12, 5, 11 in directer
                              									Verbindung mit seinem oberen Ende und erhält Dampf aus dem letzteren; die Verbindung
                              									beider Cylinderenden wird unterbrochen, sobald der Kolben etwas über ⅜ seines
                              									Aufwärtshubes zurückgelegt hat. Erreicht der Kolben seine Mittelstellung (Fig. 69), so kann der
                              									Arbeitsdampf durch den vollen Querschnitt des Schieber- bezieh. Cylinderkanals c bezieh. 12 in den
                              									unteren Theil des Cylinders treten. Dies geschieht in jedem Cylinder, d.h. frischer
                              									Arbeitsdampf gelangt dann jedesmal hinter die Kolben derselben, wenn die betreffende
                              									Kurbel im rechten Winkel zur Bewegungsrichtung der zugehörigen Kolbenstange steht.
                              									Die ganze Dauer der Einströmung frischen Dampfes in die Cylinder beschränkt sich auf
                              									einen Weg von nur ungefähr 1/16 des Kolbenhubes, in welcher Zeit auch die
                              									Ausströmung des verbrauchten Dampfes auf der anderen Kolbenseite stattfindet. Der in
                              									den Cylinder eingeströmte Frischdampf verrichtet auf einem Weg von ungefähr ¼ des
                              									Kolbenhubes durch Expansion Arbeit, während gleichzeitig der vordem wirksam gewesene
                              									Dampf auf der anderen Kolbenseite comprimirt wird. Bevor der Kolben jedoch seine
                              									obere Endstellung erreicht, treten, wie Fig. 70 erkennen lässt,
                              									beide Kolbenseiten durch die Kanäle 11, 4, 12 mit
                              									einander in Verbindung, so dass wieder ein Ueberströmen von Dampf in den oberen
                              									Theil des Cylinders stattfinden kann.
                           Befindet sich der Kolben des linksseitigen Cylinders bei seiner Abwärtsbewegung zum
                              									zweiten Male in der Mittelstellung (Fig. 71), so tritt
                              									Frischdampf durch den Schieberkanal f und den Kanal 11 des Cylinders in den letzteren und es wiederholt
                              									sich der beschriebene Vorgang. In gleicher Weise findet auch die Dampfvertheilung in
                              									dem rechtsseitigen Cylinder statt.
                           Es ist einleuchtend, dass, da die Einströmung frischen Dampfes nicht wie bei
                              									gewöhnlichen Dampfmaschinen nahe den Endstellungen des Kolbens, sondern erst nahe
                              									der jedesmaligen Mittelstellung desselben erfolgt, die auf diesen ausgeübte Kraft in
                              									wirksamerer Weise durch die zugehörige, im rechten Winkel zur Kolbenstange stehende
                              									Kurbel auf die Schwungradwelle übertragen wird als bisher, auch bei der getroffenen
                              									Einrichtung des Ueberströmens des auf der einen Kolbenseite wirksam gewesenen
                              									Dampfes nach der anderen Kolbenseite behufs nochmaliger Arbeitsverrichtung der
                              									Gegendruck auf den Kolben eine bedeutende Herabminderung erfährt. Ob letzteres
                              									indess bei schnell laufenden, stehenden Maschinen in Rücksicht auf Gleichförmigkeit
                              									des Ganges von besonderem Werth ist, dürfte anzuzweifeln sein.
                           Die Drehschiebersteuerung von R. Schnöckel in Essen an
                              									der Ruhr (D. R. P. Nr. 80103) eignet sich namentlich für schnell laufende
                              									Dampfmaschinen mit Verbund Wirkung des Arbeitsdampfes.
                           Fig. 72 veranschaulicht
                              									die Steuerung an einer stehenden Maschine mit zwei Cylindern C1C2, deren Kolben als Differentialkolben für Hoch- und
                              									Niederdruck ausgebildet sind. Die Kurbeln sind um 180° versetzt. Der cylindrisch
                              									oder als abgestumpfter Kegel ausgebildete Drehschieber befindet sich wieder zwischen
                              									beiden Cylindern in einem Gehäuse und wird durch Zahnräder in Bewegung gesetzt. In
                              									der gezeichneten Stellung tritt Frischdampf durch die Aussparung e unter den Kolben des Cylinders C1, während der über
                              									dem Kolben befindliche Dampf durch die Aussparung a des
                              									Schiebers ins Freie bezieh. in den Condensator entweicht. Beim Cylinder C2 dagegen bringt die
                              									Aussparung u des Schiebers beide Kolbenseiten derart
                              									mit einander in Verbindung, dass der Dampf in Richtung des auf der Abbildung
                              									ersichtlichen Pfeiles von der unteren nach der oberen Kolbenseite strömen kann. Die
                              									Umdrehungszahl des Schiebers müsste hier gleich derjenigen der Kurbelwelle
                              									sein, da für Ein-, Aus- und Uebertritt nur je eine Aussparung vorhanden ist. Es
                              									können jedoch auch mehrere Aussparungen für jeden Vorgang angeordnet werden und
                              									würde sich dann das Verhältniss der Umdrehungszahlen ändern.
                           Die Zeiten, in welchen der Schieber die Kanäle öffnet oder schliesst, sind aus Fig. 73 zu ersehen. Der
                              									Schieber, dessen Drehsinn (durch Pfeil angedeutet) gleich demjenigen der Kurbelwelle
                              									angenommen, ist in der gezeichneten Stellung im Begriff, die Dampfkanäle, deren
                              									Breite mit x bezeichnet, zu öffnen. Die auf dem
                              									Kurbelkreis eingezeichneten Kurbelzapfen stehen also kurz vor dem Todtpunkt. Die
                              									Linien von Mitte Kurbelzapfen durch die Kanten der Dampfkanäle, welche sich momentan
                              									mit den Kanten der Aussparungen des Schiebers decken, gehen nach dem Mittelpunkt des
                              									Schiebers und des Kurbelkreises, liegen also radial zu denselben. Hiernach lassen
                              									sich leicht die weiteren Punkte feststellen, in welchen die einzelnen Aussparungen
                              									die Dampfkanäle wieder schliessen; denn hat sich der Schieber um die Breite des
                              									betreffenden Kanals x plus der Breite der Aussparung
                              									gedreht, so ist der Kanal geschlössen. Kommt z.B. der Punkt i in eine der Stellungen, in welche jetzt die Kurbelzapfen eingezeichnet
                              									sind, so beginnt im Hochdruckcylinder die Expansion. Anstatt je eines Cylinders mit
                              									Differentialkolben für Hoch- und Niederdruck lassen sich auch zwei Cylinder, der
                              									eine für Hoch-, der andere für Niederdruck, anordnen. In diesem Falle ist zur
                              									Dampfvertheilung ein doppelter Drehschieber erforderlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 282
                              Drehschiebersteuerung von Schnöckel.
                              1 HD
                                 										Compression, ND Expansion; 2 ND Beginn der Compression; 3 HD Beginn
                                 										der Expansion; 4 HD Einströmung, ND Ausströmung; 5
                                 										Beginn der Ueberströmung von HD nach ND; 6, 6a
                                 										Todtpunkt.
                              
                           Die Drehschiebersteuerung von K. Lausmann in Jurjew
                              									(Russland) mit einem in der Mitte doppelwandigen cylindrischen Drehschieber zeigt
                              									eine grosse Uebereinstimmung mit der von A. Barleben
                              									angegebenen Drehschiebersteuerung (1895 296 * 28),
                              									unterscheidet sich jedoch von dieser dadurch, dass keine zickzackförmig geführten
                              									Kanäle vorgesehen sind.
                           In der in Fig. 74
                              									dargestellten Drehschiebersteuerung für constante Füllung ist Z1 der Kolben des
                              									Arbeitscylinders Z; der Drehschieber S wird von der Schwungradwelle mittels konischer Räder
                              									in Umdrehung versetzt und rotirt mit derselben Geschwindigkeit wie diese. Von dem
                              									Inneren des Cylinders Z führen in bekannter Weise von
                              									beiden Kolbenseiten die Kanäle C und C1 in das
                              									Drehschiebergehäuse G, jedoch so, dass jeder Kanal
                              									durch einen Steg s in zwei Kanäle A und B bezieh. A1 und B1 getheilt ist. A und A1 dienen zur Einströmung, B und B1zur Ausströmung des
                              									Dampfes. Zu dem Zwecke überdecken die Theile des Drehschiebers S, welche den im Raume D
                              									vorhandenen frischen Dampf abschliessen, die Gehäusekanäle A und A1
                              									derart, dass beim Rotiren des Schiebers Dampf in die Kanäle A bezieh. A1
                              									gelangt, wenn ein Schieberkanal u bezieh. a1 mit diesen Kanälen
                              									zusammentrifft. In gleicher Weise treffen beim Rotiren des Schiebers die
                              									Schieberauslasskanäle b und b1 mit den Gehäusekanälen B bezieh. B1 zusammen; in letzterem Falle geht der Abdampf in
                              									die durch die äussere und innere Wandung des Schiebers gebildete Kammer F, um von hier unter Vermittelung des Schieberkanals
                              										c in die Ausbauchung K
                              									des Schiebergehäuses, von hier ins Freie bezieh. in den Condensator zu gelangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 298, S. 283
                              Drehschiebesteuerung von Lausmann.
                              
                           Dreht sich z.B. der Schieber in der Pfeilrichtung (Fig. 75), so ist, wenn
                              									der Kolben Z1 unten auf
                              									dem todten Punkt steht, der untere Cylinderkanal C1 offen und der Dampf strömt durch A in den Cylinder, bis der Schieberkanal a1, einer bestimmten
                              									Füllung entsprechend, den Kanal A1 abschliesst. Einer richtigen Vorausströmung
                              									entsprechend, hat sich vordem auf der oberen Seite der Schieberkanal b geöffnet, so dass Dampf durch B in die Kammer F des Schiebers und von hier
                              									durch den Schieberkanal c und den Kanal K ins Freie strömt. Ist der Kolben Z1 an der oberen Seite
                              									des Cylinders angelangt, so hat sich der Schieber, da er dieselbe
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit wie die Kurbelwelle besitzt, halb gedreht, und der in der
                              									röhrenförmigen Höhlung D desselben stehende Dampf kann
                              									durch den Schieberkanal a in den Gehäusekanal A und Cylinderkanal C
                              									einströmen. Der Abdampf auf der unteren Seite des Cylinders entweicht durch B1 und c1 ins Freie.
                           Der Schieber lässt sich auch derart ausbilden, dass er in bekannter Weise zum
                              									gleichzeitigen Steuern von Hochdruck- und Niederdruckcylinder einer Woolf'schen Maschine dienen kann.
                           
                              
                                 Fr.