| Titel: | Neuere Compressoren und Gebläsemaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 7 | 
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                        Neuere Compressoren und
                           								Gebläsemaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Compressoren und Gebläsemaschinen.
                        
                     
                        
                           1) Compressoren.
                           Die Cylinder der von der Philadelphia Engineering Company,
                                 										Limited, in Philadelphia erbauten Compressoren für Luft oder Gas sind nach
                              										Industries and Iron vom 10. Januar 1896 S. 25 mit
                              									einem Mantel für Wasserkühlung versehen. Um die schädlichen Räume möglichst
                              									herabzumindern, sind die Ein- und Auslassventile als Corliss-Schieber ausgebildet
                              									und, wie Fig. 1 und 2 ersichtlich, in die
                              									Cylinderdeckel eingebaut; sie werden zwangläufig bewegt und bieten der Luft u.s.w.
                              									einen genügend grossen Ein- bezieh. Ausströmquerschnitt dar, so dass sich dieselbe
                              									frei und ungehindert bewegen kann. Hierdurch werden Verluste, die andernfalls bei
                              									der Verdichtung eines elastischen Fluidums auftreten, vermieden.
                           Das Kühlwasser tritt von unten an dem einen Ende in das Gehäuse des
                              									Compressorcylinders, umspült diesen, wie auch die zugehörigen Deckel und strömt am
                              									anderen Ende aus.
                           Die Einlasschieber werden unter Zwischenschaltung einer Schwingscheibe von einem
                              									Excenter unmittelbar geöffnet und geschlossen. Die Auslasschieber werden ebenfalls
                              									von der genannten Schwingscheibe aus geschlossen und öffnen sich, wenn der
                              									Druck im Innern des Compressorcylinders denjenigen in der Kammer des Auslasschiebers
                              									erreicht hat.
                           Zu dem Zwecke steht jeder Auslasschieber mit einem Fig. 1 ersichtlichen
                              									Hilfsapparat in Verbindung, der aus zwei Cylindern von verschiedener Bohrung
                              									besteht, in denen sich ein Doppelkolben hin und her bewegt. Derselbe ist durch eine
                              									Stange mit einem auf der Spindel jedes Auslasschiebers befestigten Hebel d verbunden, auf dessen Nabe ein zweiter, durch eine
                              									kurze Lenkstange c mit der Schwingscheibe verbundener
                              									Hebel e frei beweglich ist; letzterer hat eine
                              									Auskragung mit verstellbarem Anschlag, gegen welchen ein Arm des erstgenannten
                              									Hebels stösst.
                           Der grössere Cylinder des Hilfsapparates steht mit dem Compressorcylinder, der
                              									kleinere mit der Kammer der Auslasschieber durch je ein Rohr a bezieh. b in Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 6
                              Im Cylinderdeckel eingebaute, als Corliss-Schieber ausgebildete Ein- und
                                 										Auslassventile.
                              
                           Herrschen im Compressorcylinder und in der Auslassschieberkammer gleiche Spannungen,
                              									so wird der Doppelkolben zufolge ungleicher Wirkung der verdichteten Luft auf seine
                              									Aussenflächen nach rechts verschoben und damit der Auslasschieber geöffnet. Zur
                              									Vermeidung von Schlägen münden die Rohre a und b in die Cylinder in einiger Entfernung vom Boden
                              									derselben, so dass, wenn der eine oder andere Kolben vor Beendigung seines Hubes das
                              									Rohr a oder b
                              									verschliesst, noch Luft in dem betreffenden Cylinder vorhanden ist, welche bei der
                              									Weiterbewegung des Kolbens verdichtet wird und ein Luftkissen bildet, welches den
                              									Kolben allmählich aufhält. Zur Regulirung der Kolbenbewegung sind die Cylinder mit
                              									Seitenkanälen versehen, welche in die Rohre a bezieh.
                              										b einmünden und durch Stellschrauben mehr oder
                              									weniger geschlossen werden können.
                           Bewegt sich in Fig. 1 der
                              									Kolben im Compressorcylinder von rechts nach links, so verdichtet er die vordem
                              									angesaugte Luft auf der linken Cylinderseite. Die Schwingscheibe verdreht dabei
                              									mittels angreifender Lenkstange nur den frei beweglichen Hebel des zugehörigen
                              									Auslasschiebers, während dieser selbst geschlossen bleibt. Wenn aber die Spannung
                              									der im Cylinder verdichteten Luft die Grösse derjenigen in der Auslasschieberkammer
                              									erreicht hat, wird, wie vorstehend erläutert, durch den Doppelkolben der
                              									Auslasschieber rasch geöffnet. Da derselbe wegen gleicher Pressungen auf beiden
                              									Seiten entlastet, ist nur eine geringe Kraft zum Oeffnen desselben erforderlich.
                           Ehe der Doppelkolben seinen Hub nach rechts vollendet hat, nimmt der Hebel d, der inzwischen in entgegengesetzter Richtung gedreht
                              									wurde, durch die Auskragung den Hebel e mit. Dadurch
                              									wird der Doppelkolben wieder nach links hin bewegt und der betreffende
                              									Auslasschieber geschlossen.
                           Die Eingangs genannte Erbauerin lieferte zwei Compressoren der besprochenen Bauart
                              									von je 660 mm Cylinderdurchmesser an die Mc Clure Coke
                                 										Company in Scottdale, Pa.; dieselben werden von einer
                              									Zwillingsdampfmaschine, System Corliss, mit Cylindern
                              									von je 610 mm Durchmesser für 1219 mm Kolbenhub betrieben.
                           Der American Machinist vom 31. December 1896 beschreibt
                              									einen neueren liegenden Luftcompressor der Ingersoll-Sergeant Drill Company in New York für mittlere Spannungen und
                              									Luftmengen.
                           Zufolge Verwendung einer dreifach gekröpften Kurbelwelle ist die Maschine ohne todte
                              									Punkte, so dass sie, vorausgesetzt, dass der Dampf mit einer genügenden Spannung auf
                              									die Kolben der Arbeitscylinder wirken kann, stets von selbst in Gang kommt. Die zum
                              									Betreiben der inmitten der Maschine liegenden Compressorcylinder dienende Kurbel
                              									bildet mit den Kurbeln der beiden aussenliegenden Dampfmaschinen einen solchen
                              									Winkel, dass, entgegengesetzt der gewöhnlichen Art des Betriebes derartiger
                              									Compressoren, dem grössten Widerstände des Luftkolbens auch der grösste effective
                              									Druck auf die beiden Dampfkolben entspricht. Diese Anordnung gestattet die
                              									Anbringung eines selbsthätigen Druckregulators, welcher die Geschwindigkeit des
                              									Compressors dem jeweiligen Verbrauche an Druckluft entsprechend derart regelt, dass
                              									die Maschine langsamer läuft oder aber stehen bleibt, wenn die Spannung der
                              									Druckluft steigt, und wieder in Gang kommt, sobald die Spannung der Druckluft
                              									sinkt.
                           Die Dampfcylinder auf jeder Seite der Maschine haben 178 mm Durchmesser für 229 mm
                              									Kolbenhub; ihre Kolben sind mit den um 90° gegenseitig versetzten Aussenkurbeln der
                              									Schwungradwelle verbunden. Zur Steuerung dienen gewöhnliche Flachschieber, welche
                              									unter Zwischenschaltung von Schwinghebeln von je einem Excenter bethätigt werden.
                              									Der mit dem Druckluftbehälter in Verbindung stehende Regulator ist in die
                              									Dampfleitung, kurz bevor sich dieselbe nach beiden Dampfcylindern hin theilt,
                              									eingeschaltet.
                           Zwei in Tandem hinter einander liegende doppelt wirkende Verbundcompressorcylinder
                              									sind inmitten und am hinteren Ende der Maschine aufgestellt. Die zum Betreiben
                              									derselben dienende, zwischen den beiden Schwungrädern sitzende Kurbel schliesst mit
                              									den Aussenkurbeln einen Winkel von je 135° ein. Hierdurch werden nicht nur die
                              									Widerstände den Kraftäusserungen der Dampfkolben möglichst angepasst, sondern es
                              									gleichen sich auch die Gewichte der Kurbeln bei ihrer Umdrehung nahezu aus.
                           Die Compressorcylinder haben 184 bezieh. 311 mm Durchmesser und denselben Hub wie die
                              									Dampfcylinder. In den grösseren oder Niederdruckcylinder, am hinteren Ende der
                              									Maschine, tritt die Luft durch die Kolbenstange und die innerhalb des Kolbens
                              									angebrachten Saugventile (1895 298 * 108). Die senkrecht
                              									beweglichen Druckventile liegen auf dem oberen Theile des Cylinders. Beide Cylinder
                              									sind, wie auch die zugehörigen Cylinderdeckel, von einem Mantel umgeben, in welchem
                              									Kühlwasser circulirt. Nach Verdichtung der Luft im ersten Cylinder geht dieselbe
                              									durch einen röhrenförmigen Zwischenkühler, um dann behufs weiterer Verdichtung in
                              									den zweiten Cylinder, schliesslich in einen Accumulator zu strömen.
                           Der besprochene Compressor soll mit einer Dampfspannung von 6,33 at und 150
                              									minutlichen Umdrehungen in der Minute 4,956 cbm Luft auf 5,27 at Spannung
                              									verdichten. Für andere Spannungen der Druckluft sind die Verhältnisse der
                              									Luftcylinder entsprechend zu wählen.
                           Die Dampfmaschine kann auch nach dem Verbundsystem arbeiten.
                           Abbildung und Beschreibung eines grösseren liegenden, von den Risdon Iron Works in San Francisco, Cal., für den Leonard-Schacht der Boston and Montana Company in Butte, Mont., erbauten
                              									Luftcompressors bringt The Engineering and Mining
                                 										Journal vom 5. December 1896 S. 537.
                           Der Compressor liefert die zum Betreiben von 20 in dem genannten Schacht
                              									aufgestellten Bohrmaschinen erforderliche Druckluft. Die nach dem Verbundsystem
                              									arbeitende Dampfmaschine setzt sich aus einem Hoch- und Niederdruckcylinder mit
                              									Corliss-Steuerung zusammen, deren Kolben die unmittelbar hinter ihnen aufgestellten
                              									Luftcylinder direct bethätigen. Letztere haben nur ein einziges Saugringventil,
                              									Patent Risdon, in jedem Deckel.
                           Zur Abkühlung sind doppelte Leitungen von Wasser vorhanden, so dass eine Circulation
                              									des letzteren in den Mänteln der Cylinder und den Deckeln derselben stets
                              									ununterbrochen und in wirksamster Weise stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 7
                              Compressor der Maschinenfabriken Pokorny & Wittekind und Neumann &
                                 										Esser.
                              
                           Bei den von den Maschinenfabriken Pokorny und Wittekind
                              									in Bockenheim und Neuman und Esser in Aachen
                              									ausgeführten Compressoren steuert, wie Fig. 3 und 4 ersichtlich, ein
                              									Kolbenschieber das Saug- bezieh. Druckende des Cylinders, indem die entsprechende
                              									Schieberkante die Saug- bezieh. Drucköffnung nach Beendigung des Kolbenhubes
                              									absperrt. Ebenso erfolgt die Eröffnung des Saugsowohl wie Druckraumes S bezieh. D zu Beginn des
                              									Kolbenhubes. Das Ansaugen, sowie das Portdrücken der Luft kann deshalb während des
                              									ganzen Hubes erfolgen und regelt sich nach der Spannung im Behälter, auf welche zu
                              									comprimiren ist.
                           Um zu verhüten, dass die Luft bei Beginn des Kolbenhubes aus der Druckleitung
                              									zurückschiesst, bevor die Luft im Cylinder auf die Behälterspannung comprimirt ist,
                              									sind unter Wirkung von Schraubenfedern stehende Rückschlagventile B angeordnet, welche sich selbsthätig öffnen, sobald
                              									die Luft im Cylinder auf einen gewissen Ueberdruck comprimirt ist. Während aber
                              									selbsthätige Ventile bei einem Hubwechsel des Kolbens durch die zurückströmende Luft
                              									auf ihren Sitz geschleudert werden, hat hier der Schieber den Druckkanal
                              									abgeschlossen – es strömt also keine Luft zurück – und die Ventile werden in Folge
                              									dessen nur durch die Federn zugedrückt. Sie schliessen deshalb selbst bei höchsten
                              									Umlaufzahlen der Maschine sehr sanft. Dieser sanfte Schluss wird noch besonders
                              									dadurch bedingt, dass sich der Kolbenschieber nach jedem Hubwechsel gegen das
                              									betreffende Ventil bewegt; während es sich also unter dem Federdruck schliessen will,
                              									verdrängt der Schieber noch die unter dem Ventil befindliche Luft und verhindert
                              									damit ein hartes Aufsetzen desselben.
                           Die Verdrängung der Luft unterhalb des Ventiles durch den Schieber ist noch insofern
                              									von Vortheil, als, da dieselbe bei Wiedereröffnung des Druckkanales nicht, wie es
                              									bei anderen Schiebercompressoren der Fall, in den Cylinder zurücktritt, auch kein
                              									Gegendruck, welcher einen Arbeitsverlust bedingt, erzeugt werden kann.
                           Die hierdurch – gegenüber den Compressoren mit Ausgleich – erzielte Arbeitsersparniss
                              									wird auf etwa 20 Proc. angegeben, während der volumetrische Wirkungsgrad gleich hoch
                              									ist.
                           Ein besonderer constructiver Vorzug des beschriebenen Compressors liegt noch darin,
                              									dass die Rückschlagventile nicht, wie es bei den Constructionen mit
                              									Rückschlagventilen auf dem Rücken des Schiebers der Fall ist, die Bewegung des
                              									letzteren mitmachen. Ferner braucht man, um an die Rückschlagventile zu kommen,
                              									keinen Schieberkastendeckel abzuheben und wieder aufzudichten, vielmehr sind die
                              									Rückschlagventile leicht zugänglich. Die Gleitflächen des Schiebers sind entlastet,
                              									trotzdem der Schieber eine nutzbare Arbeit leistet, nutzen sich also auch wenig ab.
                              									Gegen Rückströmen von Luft aus der Druckleitung und dem Cylinder bietet die
                              									Construction doppelte Sicherheit, da alle Luft, welche Undichtheiten des Schiebers
                              									passiren könnte, erst durch das Rückschlagventil müsste. Dies ist bei den
                              									Flachschieberconstructionen nicht der Fall, da die Luft im Schieberkasten den ganzen
                              									Schieber umspült, also durch Undichtheiten des Schiebers unmittelbar in den Cylinder
                              									gelangen kann. Damit ist dann eine ungünstige Beeinflussung der Saugleistung und des
                              									Arbeitsaufwandes verbunden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)