| Titel: | Neuere Stanzwerkzeuge. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 8 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuere Stanzwerkzeuge.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Stanzwerkzeuge.
                        
                     
                        
                           Vielfaches Lochstanzwerk.
                           Für gewisse Zwecke eignet sich eine Ziehpresse ganz vorzüglich als vielfache
                              									Lochstanzmaschine, indem der Klemmschlitten sowohl als Blechhalter, als auch als
                              									Führungskörper für die Stanzwerkzeuge dient. Hierdurch erst wird es möglich, Löcher
                              									zu stanzen, die kleinere Durchmesser als die Blechstärke besitzen. Der Vortheil in
                              									der Herstellung gegenüber gebohrten Werkstücken gleicher Beschaffenheit ist
                              									augenscheinlich und liegt nicht nur im geringen, ja verschwindend kleinen
                              									Arbeitslohn, sondern auch in der Gleichheit der Löchereintheilung.
                           Die Voraussetzung für die wirthschaftliche Verwendung eines solch theuren Werkzeuges
                              									ist aber in der Massenherstellung begründet. Die Einführung eines solchen vielfachen
                              									Stanz Werkzeuges ist von der E. W. Bliss Co. in
                              									Brooklyn, N. Y., mit Erfolg durchgeführt worden. Obwohl vielfache Stanzwerke schon
                              									seit vielen Jahren gebraucht werden, so bedeutet diese neuere Stanzmethode einen
                              									wirklichen Fortschritt dieser Arbeitsweise. Nach American
                                 										Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 10 * S. 194, ist die Einrichtung dieser
                              									Stanzwerkzeuge zur Lochung 4 mm starker Schienen (Fig. 3 und 4) aus Fig. 1 und 2 ersichtlich.
                           Am Pressentisch wird eine Unterlage a, Brücke, auch
                              									Polster genannt, aufgeschraubt, welche den Matrizenkörper b aufnimmt. Um der Werkstückschiene die genaue Richtung zu geben, ist die
                              									feste Anschlagschiene c und die Schlusschiene d vorgesehen, deren Dicke um Papierstärke schwächer
                              									ist, als jene des Werkstückes. Von vier am Klemmschlitten der Presse angesetzten
                              									Hängesäulen f wird ein Rahmen g von ⌶-Form getragen, in dessen Quersteg h die stählerne Druckplatte i eingesetzt wird, welche zugleich Führungsplatte für die Stempelwerkzeuge
                              									ist, die mit ihrem stärkeren Schafttheil einsetzen. Diese Stempel stützen sich mit
                              									ihrem Bund auf eine gehärtete Stahlplatte k und werden
                              									durch die am Presskopf m angeschraubte Tragplatte l gehalten. Dieser wird mittels
                              									schwalbenschwanzförmigen Einsatzes am Druckschlitten n
                              									der Presse befestigt. Um aber die genaue Führung des Stempels gegen den
                              									Matrizenkörper sicher zu stellen, dienen die starken Führungstifte o. Durch die bedeutende Druckäusserung bezieh.
                              									Klemmwirkung der Platte i wird verhindert, dass sich
                              									das Werkstück nach dem Stanzen schief zieht, wellt oder bucklig wird. Diese
                              									Anwendung des kräftigen Ziehschlittens auf das Stanzen vielfacher Löcher bedingt den
                              									grossen Vortheil dieser Arbeitsmethode.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 8
                              Vielfache Stanzwerkzeuge der Bliss Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 8
                              Fig. 5.Befestigung eines einfachen Stempels an Stanzmaschinen.
                              
                           Eine Befestigung eines einfachen Stempels an Stanzmaschinen ist in Fig. 5 nach American
                                 										Machinist, 1895 Bd. 18 * S. 626, gezeigt. Der Stempelhalter a setzt mit Schwalbenschwanz im Schlitten b ein, wird mittels Seitenkeil c festgehalten und stützt sich hierbei auf eine gehärtete Stahlplatte f, welche zugleich die Druckunterlage für den Stempel
                              										d abgibt. Gewöhnlich ist im Stempelschaft noch eine
                              									Nuth eingedreht, in welche die Stellschraube einsetzt. Oefter ist der Einsatztheil
                              									nach oben schwach konisch gehalten, so dass die Stellschraube entbehrlich wird.
                           
                           Von der E. W. Bliss Co. in Brooklyn, N. Y., wurde
                              									im J. 1893 eine 27 t schwere vielfache Stanzmaschine für 150 Stück 6,35 mm starke
                              									Löcher in ebenso starker Blechschiene gebaut, welche 3912 mm Tisch- bezieh.
                              									Schlittenlänge besitzt. Die Hauptwelle hat 203 mm, die angedrehten Excenter 254 mm
                              									Durchmesser bei 50,8 mm Hub.
                           Angetrieben wird die Maschine mit einer selbständigen Dampfmaschine mittels Räderwerk
                              									von (1 : 28) Uebersetzung. In Fig. 6 ist das
                              									Stanzwerkzeug dargestellt. Im Druckschlitten a ist die
                              									Stempelschiene b angeschraubt, in welcher die
                              									Druckschiene c eingesetzt wird. An beiden Seiten des
                              									Druckschlittens a werden die Klemmschlitten d und f bewegt. Während am
                              									hinteren die eigentliche Druckplatte g angeschraubt
                              									ist, wird, um die Zugänglichkeit zu den Stempeln zu ermöglichen, am vorderen
                              									Klemmschlitten d eine Druckklappe angesetzt, welche als
                              									vermittelndes Druckorgan wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 9
                              Fig. 6.Stanzwerkeug.
                              
                           Von J. L. Lucas wird im American
                                 										Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 7 * S. 16, die in Fig. 7 und 8 abgebildete vielfache
                              									Lochstanze angeführt, mit welcher 8 bis 12 im Kreise angeordnete Aussparungslöcher
                              									von 30 mm Durchmesser in 6,3 mm starke stählerne Kettenscheiben für Fahrräder unter
                              									Zieh- bezieh. Stanzpressen gestanzt werden. Zu diesem Behufe sind die einzelnen
                              									Stempel in der Länge von 83 bis 31 mm staffelförmig abgesetzt und in eine stählerne
                              									Stempelplatte fest eingesetzt, welcher ein Hub von 64 mm ertheilt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 9
                              Lochstanze von Lucas.
                              
                           
                        
                           Schnittstanzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 9
                              Fig. 9.Herlt's Schnittstanze.
                              
                           Mit F. Herlt's Schnittstanze sollen die Nachtheile
                              									umgangen werden, welche durch das Stumpfwerden der Schneidkanten in Vollmatrizen
                              									beim Abschneiden von Stahlbändern entstehen. Nach American
                                 										Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 11 * S. 287, werden im trogförmigen Hauptkörper
                              										a (Fig. 9) die
                              									Schnittmatrizen b und c
                              									gegenübergestellt, durch Keilklötzchen d ein- und durch
                              									Stellschrauben festgestellt. Sowohl der Schnittstempel als auch die
                              									Schnittkanten der Matrizen b und c sind leicht nachzuschleifen, so dass saubere und
                              									genaue Schnitte gemacht werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 9
                              Quimby's Schnittstanze.
                              
                           C. E. Quimby's Schnittstanze dient ebenfalls zum
                              									Abschneiden von Stahlbändern, welche aber irgendwie geformt sein können. Früher
                              									benutzte man zu dem Schnittstempel a (Fig. 10) die Vollmatrize
                              										b (Fig. 11), deren
                              									Schnittkanten bald stumpf wurden und dadurch Unzuträglichkeiten herbeiführten. Nach
                              										American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 37 S. 853, wird
                              									neuerdings die in Fig.
                                 										12 und 13
                              									dargestellte zusammengesetzte Schnittstanze zu solchen Arbeiten mit grossem Vortheil
                              									gebraucht. In der Platte c mit schrägen Führungsleisten
                              									sind die Tragschienen d mit Stellschrauben stellbar,
                              									welche mit Kopfstücken f verbunden werden. Auf diese
                              									Tragschienen werden die Formschienen g und h genau abständig eingestellt, wozu Stellschrauben i dienen, so dass in der Verbindung dieser die
                              									Schnittöffnung (Fig.
                                 									11) entsteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 9
                              Lucas' Stanzwerkzeug.
                              
                           J. L. Lucas' Stanzwerkzeug (Fig. 20) ist für
                              									Herstellung kleiner Gegenstände (Fig. 14 bis 19) bestimmt. Nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 11 * S. 210,
                              									besteht dasselbe aus der, Polster (bolster) genannten Unterlage a mit aufgeschraubter Mater b. Um diese spielt der Auswerferring c, der
                              									durch Windungsfedern gehoben, mit Schrauben jedoch in vorgeschriebener Höhenlage
                              									erhalten wird. Der Lochstempel d und der Ringstempel
                              										f sind am Halter g
                              									festgemacht, welcher wieder am Stempelschlitten der Presse befestigt ist. Zwischen
                              									Halter g und im Ringstempel f spielend, ist der unter Feder stehende Druckring h eingeschlossen, mit welchem das ausgestanzte Werkstück in den
                              									Bandausschnitt zurückgeführt wird.
                           
                        
                           
                           Garvin's Matrizenstossmaschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Fig. 21.Stanzring.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Fig. 22.Stossmaschine der Garvin Machine Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Fig. 23.Schreibmaschinenhebel.
                              
                           Von der Garvin Machine Co. in New York wird für die
                              									Herstellung massiver Matrizen (Fig. 21), wie solche
                              									zum Ausstanzen der Armaturscheiben an Elektromotoren gebraucht werden, die in Fig. 22 gezeigte Stossmaschine gebaut. Sowohl der
                              									Schlittenführung a als auch dem Stahlhalter b können kleine Neigungen gegen den mit Kreistheilwerk
                              									versehenen Aufspanntisch mit Kreuzschlitten gegeben werden. Nach American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 20 * S. 2, werden
                              									in stählernen Stanzringen (Fig. 21) 36 Stück
                              									Zahnnuthen von 3 mm Breite und 6 mm Tiefe in 2 Arbeitsstunden eingearbeitet. Diese
                              									Maschine kann aber ebenso gut zur Herstellung beliebig geformter Stanzformen, wie
                              									solche für Schreibmaschinenhebel (Fig. 23) gebraucht
                              									werden, in Anwendung kommen.
                           
                        
                           J. L. Lucas' Verbundstanze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Fig. 24.Lucas' Verbundstanze.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Fig. 25.Lucas' Verbundstanze.
                              
                           Bei grösseren Abmessungen der Werkstücke werden massive Stanzen nicht nur
                              									kostspielig, sondern auch im Betriebe sehr gefährdet. Deshalb werden in neuerer Zeit
                              									solche Stanzwerkzeuge aus einer grösseren Anzahl Einzeltheile, die ohne
                              									Verbindungsschrauben bis 300 und darüber ansteigen, zusammengebaut. Für Armaturringe
                              									von 300 bis 600 mm Durchmesser (Fig. 25), bis 120
                              									Zahnschnitte enthaltend, ist in Fig. 24 nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 11 * S. 210, eine
                              									solche Verbundstanze vorgeführt. Die untere aus Stahlguss gefertigte Scheibe a trägt die Ringmatrize b
                              									und daran anschliessend einen zweiten Ring g, an dessen
                              									Aussenrand die einzelnen Zahnmatrizen h angesetzt sind,
                              									die mit den Zahnstempeln k am Oberring i in Uebereinstimmung stehen. Dieser Tragring i, sowie die Lochstanze c
                              									sind an der oberen Stahlgusscheibe d festgemacht,
                              									während die Abwerfringe l und m unter Federdruck, von Stiften getragen, stehen. Zur Sicherung der
                              									gegenseitigen richtigen Lage sind starke Führungsstifte f in der Untermatrize festgemacht, welche sich in Bohrungen der Oberstanze
                              									führen. Nebst den äusseren Zahneinschnitten (Fig. 25)
                              									wird mit dem Nabenloch gleichzeitig noch die Keilnuth eingestanzt, so dass die 400
                              									mm im Durchmesser zählende eiserne Armaturscheibe (Fig. 25) von 0,625 mm Blattstärke, welche annähernd 6850 mm
                              									Schnittkantenlänge misst, in einem Arbeitsgange mit Aufwendung von 120 t Kraft
                              									sauber ausgestanzt wird.
                           
                        
                           E. W. Bliss' Stanz- und Schnittwerke für grosse
                              									Armaturen.
                           Beim Ausstanzen grosser Armaturringe müssen durch den Schnittstempel vorerst die
                              									Auswerffedern zusammengepresst werden und man kann erst nach Ueberwindung dieses
                              									Widerstandes zum eigentlichen Schnitt übergehen; dies bedingt eine unnöthige
                              									Beanspruchung der Presse, zumal die Auswerffedern sehr kräftig sein müssen. Nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 49 * S. 1130, sind
                              									die Stanzpressen der E. W. Bliss Co. in Brooklyn, N.
                              									Y., mit Auswerfstiften versehen, welche auf die Druckringe wirken und von
                              									Unrundscheiben betrieben werden, deren Gestänge einen unteren Querbügel bethätigen.
                              									In Fig. 26 ist eine
                              									gewöhnliche Ringschnittstanze gezeigt, bei welcher die äussere Ringmatrize a an die Grundplatte angedreht ist, während die innere
                              									Ringmatrize b darauf geschraubt ist. Zudem ist bei c noch die Matrize für die Keilnuth angesetzt, während
                              									der Aufhelfring d durch Schrauben f in der Hochlage begrenzt, durch Stifte g aber getragen und mittels Unrundscheiben wie
                              									vorbemerkt bethätigt wird. In ähnlicher Weise sind die Oberstanzen h und i mit den
                              									Abdrückringen k und l
                              									ausgebildet, deren Druckstifte m und n an stellbaren Gestellriegeln ihren Anschlag finden,
                              									so dass beim Hochgang des Stanzschlittens die Abdrückringe k und l zurückgehalten werden.
                              									Selbstverständlich sind noch Tragschrauben o und p vorhanden, sowie in q
                              									der Schnittstempel für den Nabenkeil angesetzt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 10
                              Bliss' Stanz- und Schnittwerke für grosse Armaturen.
                              
                           Eine Verbesserung ist in der umgekehrten Anordnung (Fig. 27) gefunden, indem
                              									der ausgestanzte Nabenkern durch das Matrizenloch r
                              									gestossen wird, wodurch die Abdrückstifte m (Fig. 26) bezieh. die
                              									Abdrückscheibe k in Wegfall kommen und dadurch eine
                              									Vereinfachung erzielt wird. Bei Abmessungen über 700 mm Durchmesser müssen die
                              									Ringstanzen segmentartig zusammengebaut werden. Grössere Armaturringe werden in der
                              									Neuzeit mittels Zirkelscheren ausgeschnitten, worauf die weitere Bearbeitung unter
                              									Stanz-, Stoss- oder Fräsemaschinen erfolgt.
                           Von der E. W. Bliss Co. in Brooklyn, N. Y., ist die in
                              										Fig. 28
                              									dargestellte Zirkelschere auch für inneren Ringschnitt eingerichtet, indem das Lager
                              									der oberen Messerwelle a durch das Handrad b gehoben und das Messer c auf das Blech angedrückt werden kann. Ebenso
                              									ist für genaue
                              									Einstellung des unteren Zirkelmessers das Lager d
                              									mittels Stellschraube f zu regeln. Der am festen
                              									Stabhorn g stellbare Schlitten h trägt den ⋃-Bügel k nicht in fester Lage wie gewöhnlich, sondern derselbe sitzt mittels
                              									einer Kreisauflage i dreh verstellbar auf dem
                              									Hornschlitten h. Dadurch wird die Achsenlage der
                              									Klemmscheiben l und m gegen die Achsenebene der
                              									Zirkelmesser von der Stellung (Fig. 29) für äusseren
                              									Ringschnitt in die Stellung (Fig. 30) für den inneren Hohlschnitt abzuändern möglich. Wie aus Fig. 30 ersichtlich,
                              									liegt die Drehachse der Klemmscheiben l und m genau in der Ebene der Messerwellen. Um dem
                              									schiefliegenden Untermesser möglichst nahe zu kommen, ist die untere Klemmscheibe
                              										m an einem festen Hebelzapfen n angebracht.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 11
                              Zirkelschere der Bliss Co.