| Titel: | Ueber die Verwendung der Centrifuge bei analytischen und mikroskopischen Arbeiten. | 
| Autor: | Bjd. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 35 | 
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                        Ueber die Verwendung der Centrifuge bei
                           								analytischen und mikroskopischen Arbeiten.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Verwendung der Centrifuge bei analytischen und
                           								mikroskopischen Arbeiten.
                        
                     
                        
                           Nach dem Bericht von W. Thörner (Chemiker-Zeitung, 1891 und 1892) sind mit den Centrifugirmethoden gute
                              									Erfahrungen gemacht worden, daher glauben wir, den Apparat nebst den
                              									Untersuchungsverfahren in Nachstehendem beschreiben zu sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 35
                              Fig. 1.
                              
                           Der Körper der Schleuder ist aus Gusseisen hergestellt, an welchem der
                              									Halslagerträger A (Fig.
                                 										1) und die Gangwerksbüchse G B befestigt ist.
                              									Auf dem Halse des Centrifugenkörpers ist ein Schutzmantel M befestigt, welcher einen abnehmbaren Deckel C hat. Die Uebersetzung geschieht durch Zahnräder. Das Rad B P ist auf dem hohlen Zapfen der Kurbelscheibe C S befestigt, in welcher auf der anderen Seite ein
                              									Stift E eingenietet ist, um welchen sich das Doppelrad
                              										D S W dreht. – Um die Schleuderkraft dieses
                              									Doppelrades auszugleichen, ist an der Kurbelscheibe C S
                              									dem Stift E gegenüber ein Gewicht G angegossen. Die Kurbelscheibe selbst ist in der
                              									Gangwerksbüchse G B drehbar gelagert und die Spindel
                              									geht lose durch diese Theile hindurch. Das kleine Stirnrad des Doppelrades arbeitet
                              									zusammen mit einem Zahnkranz L W mit Innenverzahnung,
                              									welcher mit der Gangwerksbüchse G B fest verschraubt
                              									ist, während das Doppelrad in das Spindelgetriebe greift.
                           Dreht man nun an der Kurbel, so dreht sich auch durch Vermittelung der konischen
                              									Räder B W und BP die
                              									Kurbelscheibe C S, mit welcher das Doppelrad umläuft.
                              									In Folge des Eingriffs des kleinen Stirnrades mit dem festen Zahnkranz L W erfährt dieses nun wieder eine Drehung um den Stift
                              										E, welche Rotation wiederum durch das grosse
                              									Stirnrad und das Spindelgetriebe auf die Spindel übertragen wird.
                           Die Räderübersetzung i ist dabei folgende: Das konische
                              									Rad B W hat 40 Zähne; das dazugehörige Rad B P 25 Zähne; der Zahnkranz L
                                 										W 92 Zähne; das kleine Stirnrad des Doppelrades D S W 18
                              									Zähne; das grosse Stirnrad 96 Zähne und das Spindelgetriebe 15 Zähne und folgt
                           
                              i=\frac{40\ \ \ \ \ 92\ \ \ \ \ 96}{25\ \ \ \ \ 18\ \ \ \
                                 										\ 15}=52,337
                              
                           Da aber das Doppelrad D S W excentrisch zur Spindelachse
                              									diese umläuft und zwar im gleichen Drehungssinne derselben, so wird hierdurch bei
                              									einem einmaligen Umlauf des Doppelrades D S W um den
                              									Zahnkranz L W die Spindel einmal um ihre Achse
                              									mitgenommen, folglich bei einer Kurbelumdrehung im Uebersetzungsverhältniss der
                              									konischen Räder B W und B
                                 										P, also ist die Gesammtübersetzung
                           J = i × 40/25 = 53,937.
                           Bei 38 Kurbelumdrehungen in der Minute macht demnach die Spindel 38 × 53,937 = 2012,6
                              									Touren in der Minute.
                           In den Deckel der Gangwerksbüchse ist das Fusslager der Spindel, eine Rothgusshülse,
                              									eingesetzt, welche als Spur eine gehärtete Stahlkugel trägt. Um das Fusslager und
                              									die Getriebe zu ölen, braucht man nur in die Rinne, welche gleich unter dem
                              									konischen Rade B P ist, etwas Oel zu giessen, von wo
                              									aus es dann durch entsprechend angeordnete Schmierlöcher in die Getriebe und zum
                              									Fusslager gelangt. Das Halslager T B ist auch eine
                              									Rothgusshülse, um welche ein im Halslagerträger A durch
                              									eine Mutter leicht fest zu klemmender Gummiring gelegt wird, so dass die Spindel am
                              									Kopfe elastisch gelagert ist. – Die Schleuderteller sind aus Rothguss gefertigt und
                              									verzinnt.
                           Es werden Maschinen mit zweierlei Schleudertellern gefertigt. Der grössere mit 240 mm
                              									Durchmesser führt acht Einschnitte zum Einhängen von acht Metallhülsen mit 21 mm
                              									lichter Weite, der kleine hat einen Durchmesser von 160 mm und ist derart
                              									eingerichtet, dass nur vier und zwar zwei kleinere wie oben und zwei grössere a Metallhülsen von 36 mm lichter Weite eingehängt
                              									werden können. Diese Hülsen dienen zur Aufnahme der Glasgefässe, in welchen die zu
                              									untersuchenden Flüssigkeiten, Lösungen und pulverförmigen Substanzen ausgeschleudert
                              									werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 36
                              Fig. 2.
                              
                           Diese Metallhülsen sind aus starkem verzinnten Kupfer- und Messingblech hergestellt
                              									und unten zum Schutz für die einzusetzenden Gläser mit einem Filzpolster versehen.
                              									Die engeren Hülsen dienen zur Aufnahme der Röhrchen zur Bestimmung des Butter fettes
                              									und Rahms in der Milch (Fig. 3 und 4), sowie der Röhrchen zur Butter- und Mehlanalyse
                              										(Fig. 5), auch können in dieselben starkwandige
                              									Vollröhrchen (Fig. 7) von etwa 50 cc Inhalt zum
                              									Centrifugiren geringer Flüssigkeitsmengen eingesetzt werden. Die weiteren Hülsen
                              									dienen zunächst zur Aufnahme von geradwandigen Glascylindern von etwa 100 cc Inhalt
                              									wie (Fig. 7) zum Centrifugiren von grösseren
                              									Flüssigkeitsmengen. Ferner können unter Anwendung entsprechend abgedrehter,
                              									konischer Holzeinsätze die weiter unten beschriebenen Centrifugirröhrchen Fig. 8 und 9 nach
                              									Muster von Fig. 2 eingesetzt werden.
                           
                        
                           Analytische Methoden:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 36
                              Fig. 3.
                              
                           1) Bestimmung des Fettgehalts in Milch und
                                 										Milchproducten. Je 10 cc der gut durchgemischten Milch werden in den
                              									unteren Theil des Centrifugirröhrchens Fig. 3
                              									gebracht und hierauf aus einer Bürette 1 cc einer wässerigen Kalilösung (500 g
                              									Kalihydrat in 1 l) hinzugefügt. Man vermischt alsdann die beiden Flüssigkeiten durch
                              									sanftes Aufschlagen der möglichst geneigt gehaltenen Röhrchen auf die innere Fläche
                              									der linken Hand und hängt das Röhrchen mittels des oberen, zu diesem Zwecke etwas
                              									weiter hergestellten Ansatzes etwa 2 bis 3 Minuten lang in eine entsprechend grosse
                              									Oeffnung eines kochenden Wasser- oder Dampfbades (Fig.
                                 										6). Die Flüssigkeit ist nunmehr in Folge der Einwirkung der Alkalilösung
                              									mehr oder weniger braun. Man schüttelt nochmals, wie oben angegeben, durch und lässt
                              									dann aus einem Tropftrichter Eisessig bis auf etwa 1 cc unter dem verjüngten Theil
                              									des Röhrchens zufliessen. Hierauf wird, wenn noch Käsestofflöckchen ungelöst
                              									erscheinen, nochmals durchgeschüttelt und dann mit dem Zusatz der Säure
                              									fortgefahren, bis das Flüssigkeitsgemisch nicht ganz den Theilstrich 0 erreicht. Jetzt wird wiederum das Röhrchen in das
                              									kochende Wasserbad gehängt. Nach einigen Minuten nimmt man dasselbe aus dem Bade und
                              									centrifugirt 2 Minuten mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 Kurbelumdrehungen bei
                              									der Anwendung des grösseren, oder 48 Umdrehungen bei Verwendung des kleineren
                              									Centrifugentellers. Das Butterfett hat sich jetzt quantitativ und scharf begrenzt
                              									auf der Flüssigkeit, die vollständig durchscheinend geworden ist und keinen
                              									Bodensatz o. dgl. enthalten darf, abgeschieden. Man setzt nun den Stopfen fest auf
                              									und bringt, um die zum Ablesen nothwendige Temperatur von 100° C. zu erreichen, noch
                              									etwa 5 Minuten in das Dampfbad zurück. Der Geübte kann nun direct ablesen, im
                              									anderen Fall bringt man das Centrifugirröhrchen in die an dem Wasserbade angebrachte
                              									Ablesungseinrichtung und liest die Höhe der Fettschicht an der Eintheilung des
                              									Röhrchens genau ab, wobei jeder Theilstrich 1/10 Proc. Butterfett entspricht. Die Bestimmung ist
                              									genau und deckt sich vollständig mit der gewichtsanalytischen Methode. In 20 Minuten
                              									lassen sich so bequem acht Bestimmungen ausführen. Zur Fettbestimmung der Magermilch
                              									dienen besondere Röhrchen mit vergrösserten Scalaintervallen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 36
                              Fig. 4.
                              
                           2) Zur schnellen Bestimmung des Rahmgehaltes der Milch
                              									dienen die Centrifugirröhrchen Fig. 4. Dieselben
                              									werden mit 20 cc der gut durchmischten Milch beschickt, welche bei etwa 15° C. genau
                              									bis zum Nullpunkt der Scala reichen. Hierauf wird 10 bis 15 Minuten mit etwa 40
                              									Kurbeldrehungen in der Minute centrifugirt und sofort der Rahmgehalt an der
                              									Eintheilung der Röhrchen in ½ oder ⅕ Vol.-Proc. abgelesen. Schneller und glatter
                              									gelangt man zum Ziele, wenn man die Milch vorher, oder im Centrifugirröhrchen selbst
                              									mit einem gleichen Volumen Wasser versetzt und die nach 10 Minuten langem
                              									Centrifugiren abgelesene Rahmschicht verdoppelt.
                           3) Zur Bestimmung des Wassergehaltes in Butter und anderen
                                 										Fetten benutzt man die Centrifugirröhrchen Fig.
                                 										6. Dieselben können direct in die engeren f Metallhülsen eingesetzt werden
                              									und sind in ihrem unteren Theile mit einer Graduirung versehen, an welcher, bei
                              									Anwendung von 10 cc Butter oder Fett, welche dann bei Vornahme der Prüfung in dem
                              									erwähnten Dampfbad zuvor geschmolzen werden, der Wassergehalt bis zu 25 Vol.-Proc.
                              									in ⅕ genau abgelesen werden kann. Etwa 1 cm unter dem oberen Rande sind diese
                              									Centrifugirröhrchen mit einem Wulst versehen, mittels dessen sie in dieselben
                              									Oeffnungen des Wasser- oder Dampfbades Fig. 6, in
                              									welche auch die Milchfett-Bestimmungsröhrchen Fig. 3
                              									passen, eingehängt werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 37
                              Fig. 5.
                              
                           4) Zur Bestimmung des Fettgehaltes, oder richtiger, der
                                 										Fettsäuren in Butter, Margarine u.s.w. verwendet man Centrifugirröhrchen,
                              									welche ebenfalls in die kleineren Metallhülsen passen. Diese Röhrchen gleichen in
                              									ihrer äusseren Form genau den Milchcentrifugirröhrchen Fig.
                                 										3, nur ist der engere Theil derselben etwas weiter gewählt und mit einer
                              									Graduirung von 0,0 bis 14,0 1/10-cc, nebst der nothwendigen Untereintheilung in
                              										1/20-cc,
                              									versehen, so dass bei Anwendung von 1 cc des reinen geschmolzenen Butterfettes
                              									u.s.w. bei 100° nach der Verseifung direct der Procentgehalt der Fettsäuren
                              									abgelesen werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 37
                              Fig. 6.
                              
                           5) Bei der Untersuchung von MehlprobenBesondere
                                    											Unterscheidung und Trennung von Weizen- und Roggenmehl. verwendet
                              									man die Centrifugirröhrchen Fig. 5, und findet sich
                              									das Nähere darüber in der schon vorstehend citirten Abhandlung der Chemiker-Zeitung. Bei der mikroskopischen Prüfung der
                              									Mehl- und Stärkeproben verfahre man jetzt wie folgt. 5 bis 10 g des zu
                              									untersuchenden Mehles werden mit wenig kaltem Wasser angerührt und dann mit 500 cc
                              									heissem Wasser in einem geräumigen Kolben auf dem Wasserbade ¼ Stunde lang
                              									verkleistert. Hierauf werden etwa 100 cc des stark umgeschwenkten Kolbeninhalts mit
                              									1 cc 50procentiger Kalilauge und weitere 100 cc mit 2 cc Schwefelsäure in einem
                              									Becherglase oder kleinen Kolben versetzt und noch einmal etwa 30 Minuten auf dem
                              									Wasserbade erhitzt. Die Flüssigkeit wird dann in die geradwandigen
                              									Centrifugircylinder Fig. 7 gegossen und etwa 5
                              									Minuten scharf mit 45 bis 48 Drehungen in der Minute centrifugirt. Die sämmtlichen
                              									Hülsenfragmente haben sich jetzt am Boden der Cylinder abgesetzt, so dass die nur
                              									noch schwach getrübte Flüssigkeit leicht abgegossen werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 37
                              Fig. 7.
                              
                           6) Untersuchung von Sputum auf Tuberkelbacillen. Der
                              									Auswurf wird in den geradwandigen Centrifugirröhrchen Fig.
                                 										7 mit einem wenigstens gleichen Volumen heissem Wasser oder auch einer
                              									verdünnten wässerigen Boraxlösung versetzt und unter wiederholtem starken
                              									Durchschütteln etwa 10 Minuten im Wasserbade gekocht. Hierauf wird die homogene
                              									dünnflüssige Masse 5 bis 10 Minuten mit 45 bis 48 Drehungen centrifugirt. Die
                              									meistens noch schwach getrübte Flüssigkeit wird dann von dem Niederschlage
                              									abgegossen, was leicht und ohne Verlust geschehen kann, der Niederschlag in ein
                              									Uhrschälchen gebracht und zur Herstellung der mikroskopischen Präparate in bekannter
                              									Weise verwendet.
                           7) Untersuchung von Milch auf Tuberkelbacillen.
                              									Geschieht mit geringer Abänderung des Vorbereitungsverfahrens in ähnlicher
                              									Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 37
                              Fig. 8.
                              
                           8) Untersuchung von Harn mit Hilfe der Centrifuge. Zur
                              									quantitativen Bestimmung des Harnsediments, wie auch zur mikroskopischen
                              									Untersuchung desselben werden 50 cc des frisch aufgeschüttelten Harns in ein
                              									Centrifugirröhrchen (Fig. 8) (diese
                              									Centrifugirröhrchen werden mit einer zweifachen Eintheilung des unteren verjüngten
                              									Theiles geliefert und zwar Fig. 8 bis 1,0 cc reichend
                              									in 0,01 cc getheilt und Fig. 8 bis 0,5 cc reichend in
                              									0,005 cc getheilt) gebracht und 5 Minuten wie vorstehend angegeben, centrifugirt.
                              									Die Centrifugirröhrchen werden hierbei mit Hilfe des Holzeinsatzes Fig. 3 in die weiteren Centrifugirhülsen eingesetzt.
                              									Ist die Trübung des Harns sehr gering, so wird eine entsprechende grössere Menge
                              									desselben, 100 cc, abgemessen und in den Röhrchen Fig.
                                 										7 einem Vorcentrifugiren unterworfen. Der entstandene Bodensatz wird dann
                              									von dem grössten Theile der klaren, überstehenden Flüssigkeit durch einfaches
                              									Abgiessen befreit, mit dem Rest aufgerührt und durch Nachspülen mit destillirtem
                              									Wasser in ein Centrifugirröhrchen Fig. 8 gebracht
                              									und, Fig. 8. wie vorstehend beschrieben, nochmals
                              									centrifugirt. Nach dem Ablesen und Berechnen des Volumens wird dann die überstehende
                              									Flüssigkeit bis auf wenige Tropfen abgegossen und der Bodensatz mikroskopisch
                              									untersucht. Es gelingt so auch leicht und sicher, nach der Vor- und Gegenfärbung
                              									Tuberkelbacillen im Harn nachzuweisen.
                           9) Bei der Bestimmung und mikroskopischen Untersuchung von
                                 										Trübungen in Wein, Bier u.s.w. benutzt man ebenfalls mit Vortheil die Centrifuge und
                              									verfährt im Grossen und Ganzen wie vorstehend beim Harn angegeben. Auch hier genügt
                              									eine Centrifugirdauer von 5 Minuten. Der so erhaltene Centrifugirrückstand lässt
                              									sich neben der directen mikroskopischen Prüfung auch zur Herstellung von Bouillon-,
                              									Würze- und Plattenculturen, wie überhaupt zu speciellen bakteriologischen
                              									Untersuchungen verwenden.
                           10) Auch bei der Wasseruntersuchung lässt sich die
                              									Centrifuge verwenden. Zur Bestimmung und mikroskopischen Untersuchung etwa
                              									vorhandener suspendirter Stoffe, Infusorien, Algen u.s.w. verfährt man ebenfalls wie
                              									vorstehend beim Harn angegeben.
                           11) Genaue und schnelle Bestimmung der Holzfaser in
                                 										Futtermitteln mit Hilfe der Centrifuge. Hierzu werden ebenfalls die unter
                              										Fig. 7 beschriebenen, oben mit einem Wulst zum
                              									Aufhängen in ein Wasserbad versehenen Centrifugirröhrchen von 50 cc Inhalt benutzt.
                              									Dieselben werden mit je 2,5 g der gut gemischten und fein zerriebenen Mehle oder
                              									Schrotmehle beschickt. Ist das Futtermittel sehr fetthaltig, so wird dasselbe
                              									zunächst in dem Centrifugirröhrchen mit etwa 20 cc Aether übergossen, nach dem
                              									Aufsetzen eines Vollstopfens stark durchschüttelt und hierauf 1 bis 2 Minuten
                              									centrifugirt. Nach dem Entfernen des Stopfens kann jetzt der fetthaltige Aether,
                              									ohne den geringsten Substanzverlust, fast vollständig abgegossen und diese Operation
                              									noch ein- oder zweimal wiederholt werden. Jetzt wird der Aether vorsichtig im
                              									Wasserbade verdunstet, was in wenigen Minuten der Fall ist, nun das
                              									Centrifugirröhrchen mit 30 cc heissem Wasser beschickt und etwa 10 Minuten unter
                              									häufigem Umrühren mittels eines unten mit einem Knopf versehenen Glasstabes im
                              									kochenden Wasserbade erhitzt. Dann werden 10 cc einer verdünnten Schwefelsäure (50
                              									cc concentrirte Schwefelsäure mit Wasser zu 1 l aufgefüllt) hinzugefügt und das
                              									Erhitzen im Wasserbade unter Umrühren, wie oben angegeben, noch etwa 30 Minuten
                              									fortgesetzt. Jetzt wird der Glasstab durch leises Drehen aus der Flüssigkeit
                              									entfernt, das Röhrchen in die Centrifuge gebracht und etwa 3 bis 4 Minuten mit einer
                              									Geschwindigkeit von etwa 38 Kurbeldrehungen in der Minute centrifugirt. Das
                              									Ungelöste hat sich jetzt fast vollständig am Boden des Centrifugirröhrchens
                              									abgesetzt. Die überstehende, meistens noch mehr oder weniger stark getrübte
                              									Flüssigkeit, in der nicht selten auch noch einige voluminöse Flocken schwimmen, wird
                              									nun, ohne auf letztere besonders zu achten, auf ein vorher bei 100° getrocknetes und
                              									gewogenes Filter von solcher Grösse gegossen, dass dasselbe die in dem
                              									Centrifugirröhrchen vorhandene Flüssigkeit – etwa 40 cc – bequem und vollständig
                              									fasst. Hierauf wird das Centrifugirröhrchen wiederum mit etwa 40 cc heissem
                              									destillirten Wasser gefüllt, etwa 10 bis 15 Minuten unter zeitweiligem Umrühren mit
                              									dem oben beschriebenen Glasstabe in das kochende Wasserbad gehängt und wie oben
                              									centrifugirt. Die jetzt wesentlich klarere Flüssigkeit wird wiederum auf das
                              									inzwischen abgelaufene Filter gegossen und die Operation des Auswaschens noch einmal
                              									wiederholt. Alsdann wird der Rückstand im Centrifugirröhrchen mit etwa 30 cc heissem
                              									destillirten Wasser übergossen, 10 cc einer Kalilauge (50 g Kalihydrat in 1 l)
                              									hinzugefügt und wie oben unter zeitweiligem Umrühren mit dem Glasstabe ½ Stunde im
                              									kochenden Wasserbade erhitzt. Nun wird nach der Entfernung des Glasstabes
                              									centrifugirt und die überstehende Flüssigkeit auf dasselbe Filter gegossen. Es wird
                              									dann noch zweimal, wie oben angegeben, mit je etwa 40 cc heissem destillirten Wasser
                              									unter je 10 bis 15 Minuten langem Erhitzen im Wasserbade ausgewaschen und
                              									schliesslich mit dem letzten Waschwasser der ganze Rückstand aus dem
                              									Centrifugirröhrchen auf das Filter gespült. Jetzt wird in bekannter Weise der
                              									Filterrückstand einige Mal mit Alkohol, bis das Filtrat beim Verdampfen keinen
                              									Rückstand mehr hinterlässt, und dann mit Aether ausgewaschen. Das Filter mit dem so
                              									erhaltenen Rohfaserstoff wird im Wassertrockenschranke bei 100° bis zum constanten
                              									Gewicht getrocknet und schliesslich gewogen. Nach dem Verbrennen des Filters und
                              									Abziehen der Asche hinterbleibt dann der Werth für die reine Holzfaser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 38
                              Fig. 9.
                              
                           12) Schnelle Bestimmung der Kleie in Brot und Mehl. Man
                              									wägt zu diesem Zweck 2,5 g der fein geriebenen Brotkrume, deren Wasser- und
                              									Aschegehalt nach bekannten Methoden ebenfalls festgestellt wird, in ein Schiffchen
                              									ab, bringt dieselbe in das trockene Centrifugirröhrchen Fig. 7 und entfettet mit Aether wie bei Nr. 11. Alsdann setzt man das
                              									Centrifugirröhrchen, um die letzten Reste des Aethers zu entfernen, für einige
                              									Minuten vorsichtig ins kochende Wasserbad, fügt etwa 35 cc heisses destillirtes
                              									Wasser und 5 cc verdünnte Schwefelsäure – 1 zu 5 Wasser – hinzu und lässt 1 Stunde
                              									unter häufigem Umrühren mit dem gekröpften Glasstab in dem heissen Wasser- oder
                              									Dampfbade einwirken. Hierauf entfernt man den Glasstab und centrifugirt 3 Minuten
                              									mit einer Geschwindigkeit von 38 bis 40 Kurbeldrehungen in der Minute. Dann giesst
                              									man die fast klare Flüssigkeit durch ein bei 100° getrocknetes und gewogenes grosses
                              									Filter, welches die ganze Flüssigkeitsmenge zu fassen vermag, und wäscht noch
                              									zweimal mit je 40 cc heissem Wasser nach, indem man stets unter Umrühren mit dem
                              									beschriebenen Glasstabe etwa 10 Minuten im kochenden Wasserbade erhitzt, wie oben
                              									centrifugirt und die klare Flüssigkeit durch dasselbe gewogene Filter abgiesst. Nun
                              									bringt man alles Ungelöste durch Nachspülen mit Wasser auf das Filter, wischt mit
                              									heissem Wasser nach, bis jede saure Reaction verschwunden ist, trocknet das Filter
                              									bei 100° bis zur Gewichtsconstanz und wiegt.
                           13) Bestimmung des Phosphors in Eisen und Stahl mittels
                              									der Centrifugirmethode. Der folgenden Beschreibung sind die betreffenden Versuche
                              									von Dr. M. A. v. ReisStahl und Eisen, 1889 Nr. 11 S. 1025. 1890 Nr.
                                    											12 S. 1059. zu Grunde gelegt. Die Bestimmungen werden in dem
                              									Centrifugirröhrchen Fig. 9 ausgeführt. Dieselben
                              									fassen 50 cc und es wird das Scalarohr auch in doppelter Grösse, also bis 0,5 cc
                              									Inhalt und Eintheilung bis 100° hergestellt. Beim Centrifugiren werden diese
                              									Röhrchen in die Holzeinsätze Fig. 2 eingesetzt. Man
                              									arbeitet bei der Bestimmung wie folgt: 3,5 g Flusseisen oder Stahl (bei
                              									phosphorreichem Roheisen, Spiegeleisen u.s.w. entsprechend weniger) werden im
                              									verdeckten Becherglase in 50 cc Salpetersäure, spec. Gew. 1,20, unter Kochen gelöst,
                              									mit 5 cc Permanganatlösung (20 g Permanganat: 1 l Wasser) oxydirt und mit 2 cc
                              									Kaliumoxalatlösung (250 g neutrales Kaliumoxalat: 1 l Wasser) geklärt Hierauf wird
                              									die Flüssigkeit mit 80 cc Ammoniumnitratlösung (160 g Ammoniumnitrat: 1 l Wasser)
                              									versetzt und bei etwa 95° C. mit 25 cc Molybdänlösung durch langsamen Zusatz
                              									gefüllt. Letztere wird hergestellt durch Lösen von 300 g molybdänsaurem Ammonium zu
                              									1 l Wasser und langsames Eintragen dieser Lösung möglichst unter Abkühlung in 1 l
                              									Salpetersäure, spec. Gew. 1,4. Nach Zusatz der Molybdänlösung wird tüchtig
                              									umgeschwenkt und 10 Minuten zum Absetzen des Phosphormolybdänniederschlags der Ruhe
                              									überlassen. Jetzt wird die überstehende klare Flüssigkeit abgehebert und der
                              									Niederschlag mit Wasser in das Schleuderglas gespült, stark umgeschüttelt und 1
                              									Minute lang bei 1200 Umdrehungen (entsprechend 24 Kurbeldrehungen in der Minute)
                              									centrifugirt. Die Ablesung und Berechnung des Niederschlags auf Phosphorprocente
                              									erfolgt mit Hilfe der Tabelle.
                           
                              
                                 Volumen
                                 Proc. P
                                 Volumen
                                 Proc. P
                                 Volumen
                                 Proc. P
                                 Volumen
                                 Proc. P
                                 Volumen
                                 Proc. P
                                 
                              
                                   2
                                 0,007
                                 30
                                 0,084
                                 58
                                 0,136
                                   86
                                 0,175
                                 114
                                 0,228
                                 
                              
                                   4
                                 0,014
                                 32
                                 0,088
                                 60
                                 0,140
                                   88
                                 0,178
                                 116
                                 0,232
                                 
                              
                                   6
                                 0,020
                                 34
                                 0,093
                                 62
                                 0,144
                                   90
                                 0,180
                                 118
                                 0,236
                                 
                              
                                   8
                                 0,026
                                 36
                                 0,097
                                 64
                                 0,147
                                   92
                                 0,184
                                 120
                                 0,240
                                 
                              
                                 10
                                 0,032
                                 38
                                 0,101
                                 66
                                 0,150
                                   94
                                 0,188
                                 122
                                 0,244
                                 
                              
                                 12
                                 0,038
                                 40
                                 0,104
                                 68
                                 0,153
                                   96
                                 0,192
                                 124
                                 0,248
                                 
                              
                                 14
                                 0,043
                                 42
                                 0,107
                                 70
                                 0,156
                                   98
                                 0,196
                                 126
                                 0,252
                                 
                              
                                 16
                                 0,049
                                 44
                                 0,110
                                 72
                                 0,159
                                 100
                                 0,200
                                 128
                                 0,256
                                 
                              
                                 18
                                 0,055
                                 46
                                 0,113
                                 74
                                 0,161
                                 102
                                 0,204
                                 130
                                 0,260
                                 
                              
                                 20
                                 0,060
                                 48
                                 0,116
                                 76
                                 0,163
                                 104
                                 0,208
                                 132
                                 0,264
                                 
                              
                                 22
                                 0,066
                                 50
                                 0,120
                                 78
                                 0,165
                                 106
                                 0,212
                                 134
                                 0,268
                                 
                              
                                 24
                                 0,071
                                 52
                                 0,124
                                 80
                                 0,167
                                 108
                                 0,216
                                 136
                                 0,272
                                 
                              
                                 26
                                 0,075
                                 54
                                 0,128
                                 82
                                 0,169
                                 110
                                 0,220
                                 138
                                 0,276
                                 
                              
                                 28
                                 0,079
                                 56
                                 0,132
                                 84
                                 0,172
                                 112
                                 0,224
                                 140
                                 0,280
                                 
                              
                           Damit der Phosphormolybdänniederschlag sich nicht theil weise an den Glas Wandungen
                              									festsetzt, ist es zweckmässig, Becher und Centrifugirgläser zuvor durch Ausspülen
                              									mit Ammoniak, Salzsäure und Wasser zu reinigen. Hat man kleinere Mengen Eisen in
                              									Arbeit genommen, so müssen selbstredend die Werthe der Tabelle entsprechend geändert
                              									werden. Die Bestimmung ist in 25 bis 30 Minuten vollendet.
                           Dass die Centrifugen sich vorzüglich für auf Sedimentirmethoden beruhende
                              									Untersuchungsverfahren eignen, darüber hat Ref. eigene Erfahrungen, insbesondere hat
                              									derselbe mit der Gerber'schen Centrifuge und dessen
                              									Sedimentirröhrchen bei vergleichenden Milchfettbestimmungen eine gute
                              									Uebereinstimmung dieser Schnellmethode mit der umständlicheren, aber exacten
                              									gewichtsanalytischen Methode feststellen können. Keine Frage ist es, dass die
                              									Centrifugen ein unentbehrliches Hilfsmittel für den Analytiker sein werden,
                              									namentlich dann, wenn die einzelnen Methoden noch vervollkommnet sein werden.
                           
                              
                                 Bjd.